Vorhang frei für die Bowl-Season 2013/14

Die Bowl-Season 2013/14 geht heute los. Die Bedeutung der Bowl-Season beschränkt sich zwar faktisch auf reinen Freundschaftsspiel-Charakter für alle Partien außer eine – dem BCS-Championship am Dreikönigstag – aber gefühlt steckt etwas mehr dahinter. Die Bowls stehen traditionell für die Post-Season im College Football, der seit Urzeiten ohne Playoffs auskommt – dieses Jahr übrigens zum allerletzten Mal – und dafür im Dezember bis Anfang Jänner stets eine Serie an so genannten „Bowls“ austrug.

Der Name „Bowl“ kommt tatsächlich von der ursprünglichen Form der großen US-Footballstadien („Bowl“ = Schüssel). Das erste dieser war die Yale Bowl in Connecticut, fertig gestellt 1914. Inspiriert von diesem Stadion erbauten die Macher in Pasadena bei Los Angeles in den 20er Jahren ebenfalls so eine gigantische Schüssel. Sie sollte der neue Austragungsort werden für das alljährliche Tournament East-West Football Game, das seit 1916 Teil der Neujahrsfeierlichkeiten samt Rosenumzug in Pasadena war.

Die Schüssel wurde Rose Bowl getauft, das Spiel „Rose Bowl Game“, und weil ein Jahrzehnt später die Macher in Miami/FL („Orange Bowl“) und New Orleans („Sugar Bowl“) dem Beispiel folgten, entwickelte sich der Terminus „Bowl Game“ alsbald als Synonym für die Post-Season, die der College-Football schon immer auf diese bizarre Weise ausspielte.

Playoffs sind ein Werk des Teufels. Wir kommen mit einer Serie an Inter-Conference Spielen aus und wählen uns an dessen Ende unseren Landesmeister („National Champion“). Das System hielt sich viele Jahrzehnte lang trotz aller himmelschreienden Ungerechtigkeiten, wurde erst in den 90ern durch die „Bowl Alliance“ und später die viel diskutierte „Bowl Championship Series“ (BCS) ersetzt, die aus der Bowl-Season endgültig eine Art Freundschaftsspiel-Serie machten, an dessen Ende das einzige bedeutende Spiel stand, das Endspiel zwischen der #1 und der #2 um den Landesmeistertitel.

Heute haben wir 34 Bowls plus als 35tes das National Championship Game. Das war nicht immer so. Noch Ende der 80er Jahre gab es nur 15-17 Bowls, aber mit der zunehmenden Kommerzialisierung und dem Aufstieg von ESPN als echter Player im TV-Markt wurden immer neue Bowls kreiert, um TV-Sendeplätze und Werbegelder zu generieren.

Qualifizieren können sich alle Teams mit zumindest ausgeglichener Siegbilanz (.500, also 6-6 Siege), wobei es oftmals eine Handvoll Teams gibt, die trotz Erreichen dieser Bilanz keine Einladung bekommen, weil einfach trotz vieler Bowls noch immer zu wenige Plätze vorhanden sind.

Es ist nicht alles schlecht: Spieler und Universitäten vor allem aus den kleinen Conferences sehen die Bowl-Season immer noch als ein großes Saisonziel. Für die Spieler ist die Qualifikation für eine Bowl auch die (offiziell) einzige Möglichkeit, über das Uni-Stipendium hinaus Zuwendungen in Form von Geschenken anzunehmen. Und vor allem für kleinere Unis ist es oft die einzige Gelegenheit, im landesweiten TV spielen zu dürfen.

Die Bowl-Season ist spannungstechnisch so aufgebaut, dass es vor Weihnachten mit einigen kleinen Bowls für die Teams mit den schwächsten Saisonbilanzen losgeht, und dann in den Tagen vor und bis Silvester die ersten namhafteren Bowls stattfinden. Ab dem Neujahrstag geht dann auch die BCS los mit den vier großen Bowls (Rose, Orange, Sugar, Fiesta), mit dem Abschluss des BCS-Finals. Detaillierter habe ich das Thema schon vor etlichen Jahren behandelt. Weiterlesen

Die Akademische Viertelstunde, Week 14: Das unvergessliche Thanksgiving-Wochenende im Rückspiegel

korsakoff hat gestern schon das absolute Highlight des Thanksgiving-Wochenendes aufgearbeitet, den Iron Bowl 2013 zwischen Auburn und Alabama, aber es war auch andernorts viel los an diesem vorletzten Spieltag der Regular Season, einem der besten und spannendsten aller Zeiten, wie es hier alle zu formulieren pflegen. Akademische Viertelstunde zum vorletzten Mal in einem Herbst, in dem am Ende doch alles anders gekommen ist wie man es erwarten durfte. Das war eh klar, denn wir sprechen immer noch über College Football. Weiterlesen

Friday Night Football, Woche 4: Fresno State Bulldogs – Boise State Broncos Preview

SPORT1 US überträgt heute Nacht ab 03h das Freitagsspiel des College-Football. Es kommt diese Woche aus der Mountain West Conference (MWC) und lautet Fresno State Bulldogs Boise State Broncos. Geht es nach den Erwartungen aus der Preseason, ist es das direkte Duell der beiden Conference-Favoriten, und könnte im Dezember im Conference-Finale eine Wiederholung sehen.

Boise State kam übel in die Saison und wurde zum Einstand bei den Washington Huskies, einem Mittelklasseteam aus der Pac-12 Conference, mit 6-38 abgeschossen. So hohe Niederlagen war man von den Broncos unter der Regie von Chris Petersen nicht gewohnt gewesen, und kritisiert wurde vor allem das sterile Offensivsystem. Letzte Woche gegen die Air Force soll es besser gewesen sein. Ich hab das Spiel nicht gesehen, aber die landläufigen Experten sahen wieder mehr Ähnlichkeit mit der gewohnten Boise-Offense, die da lautet: Extrem viele Motions vor dem Snap, Finden günstiger Matchups, Passspiel zum einzigen offenen Wide Receiver. QB #16 Joe Southwick soll gegen die Air Force zwar erneut etwas schlampig mit dem Ball umgegangen sein, aber zumindest phasenweise wieder sowas wie einen Lauf bekommen haben.


Fresno State fährt in QB Derek Carr den Mann auf, dessen Bruder David einst der Top-Draftpick 2002 bei den Houston Texans war. David floppte in der NFL. Versteckt stigmatisiert ist dadurch auch Brüderchen Derek, ein Senior-QB, aber manche Scouts sehen auch in Derek gutes NFL-Potenzial. Jetzt nur außenstehend betrachtet würde ich behaupten: Jein. Guter Werfer, aber was Carr im Dezember gegen SMU leistet, war unter aller Sau.

Aber die Carrs sind eine gute und lesenswerte Geschichte. Derek hatte als Schüler Anfragen von mehreren der größten Universitäten des Landes, aber entschied sich am Ende, „daheim“ zu bleiben, an der Uni, an der schon sein Bruder aufgeigte und zum Top-Draftpick wurde. In dieser Zeit, vor etwa zehn Jahren, sollte eigentlich Fresno das werden, was danach Boise State wurde: Der große Mid-Major, der die Arrivierten das Fürchten lehrte. David scheiterte damals in einem Spiel, in dem es drauf ankam, an den Broncos. Jetzt ist Derek dran, es besser zu machen.

Der Mann ist 22, verheiratet und hat einen kleinen Sohn, dessen Geburt und erste Wochen nicht ganz unkompliziert waren. Aber alle bescheinigen Derek, die Situation erstklassig gehandhabt zu haben. Auf dem Feld äußert sich das in bis dato exzellenten Leistungen 2013: Der Head Coach Tim DeRuyter kommt zwar von der Defense-Seite, lässt im Angriff aber hemmungslos werfen. Carr hatte z.B. im Season-Opener in dieser schnellen Spread-Passoffense 73 (!) Würfe gegen Rutgers, ein Team aus einer BCS-Conference, das um Haaresbreite in der Overtime geschlagen wurde 52-51. Und er sah dabei erstklassig aus (viel besser als die mittelmäßige Defense).

Derek Carr ist on mission, auf dem Weg, wie sein Bruder in die NFL zu gehen. Für das College Fresno State selbst äußert sich der Aufschwung in einer ausverkauften Partie heute Nacht, eine Seltenheit in dieser kleinen Stadt in Kalifornien. Man geht nicht davon aus, dass die Hütte brennen wird, aber immerhin interessieren sich die Menschen (40.000 an der Zahl) mal wieder für die Footballmannschaft.

Fresno hatte letzte Woche kein Spiel, da das Duell mit Colorado wegen Hochwassergefahr abgesagt wurde; Nachholtermin für diese Partie ist der 7. Dezember, der Tag des Conference-Endspiels in der MWC. Wenn Fresno heute gewinnt, stehen die Wetten gut, dass sie am 7. Dezember kein Spiel gegen Colorado absolvieren werden, sondern im MWC-Finale aufmarschieren… Boise State könnte dann wieder der Gegner sein (Broncos spielen in der anderen Division), aber ein Sieg heute könnte auf alle Fälle die Schlagrichtung für diesen Herbst vorgeben. Und möglicherweise über den Heimvorteil im MWC-Finale entscheiden.

(Partie ist auch im Programm des ESPN-Players gelistet.)

College Football 2013/14, die ersten Eier fliegen!

Blenden wir mal die Querelen um die hiesige Übertragungssituation aus, und gehen wir mit dem, was wir haben: Die Saison im College-Football beginnt wieder. Ich möchte nicht übertreiben, aber das erste Wochenende College-Football ist vielleicht mein größter Favorit im Sportjahr, höchstens noch von einer ersten Spielwoche bei der Fußball-Weltmeisterschaft geschlagen. Auf die Partien der nächsten Tage komme ich zu gegebenem Zeitpunkt zu sprechen. Heute konzentrieren wir uns auf das, was… tja, heute ist (okay, und morgen).

Wo kann ich College Football im Jahre 2013 sehen?

Es gibt diverse Möglichkeiten, um an Bilder von College-Football zu kommen. Auch wenn ESPN America nicht mehr exisitiert, auch wenn die Rechte an den Topspielen aus der SEC (normalerweise der Slot am Samstag, 21h30 MEZ) nicht übernommen wurden, aber SPORT1 US ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz ein adäquater Ersatz. SPORT1 US überträgt in akzeptablem Ausmaß Spiele, für die in den Staaten ESPN, ABC oder einer der vielen Ableger die Rechte hält. Jede Woche kommen bei SPORT1 US College-Spiele am Freitag und mehrere am Samstag. Nommal: Keine SEC-Toppaarungen (wie z.B. Alabama-LSU oder Alabama-Texas A&M, denn die gehören CBS), keine Toppaarungen aus der Pac-12 (die gehören FOX), aber wenigstens College Football!

SPORT1 US hat auch keine Rechte am ESPN GameDay erworben, der früher immer ab 15h übern Screen schimmerte. Auch ansonsten relativ wenige Magazine, aber ich sag’s mal von meiner Warte aus: Mir ist das komplett wurscht. Ich bin meistens um 17h58 drin und um 05h58 raus und blende alles, was nicht Live-Ware ist so gut es geht aus.

EUROSPORT 2 hält die Rechte an ausgewählten Spielen aus der Big Ten Conference (meistens allerdings „nur“ Unis wie Purdue oder Minnesota). Es sind die Spiele, die in den Staaten das Big Ten Network überträgt, also Spiele zweiter Klasse. Gestartet werden soll erst am 5. Oktober (Woche 6). In Italien scheint allerdings schon ab 7.9. ein Penn State-Spiel bei EUROSPORT 2 auf. Was nicht mehr übertragen wird: Notre Dames Heimspiele. Daran hat ES2 die Rechte verloren.

Wem das im deutschen Sprachraum nicht reicht, der kann zum kostenpflichtigen ESPN-Player greifen: Dort gibt es quasi alle Spiele, die im verlinkten Schedule jede Woche unter irgendeinem Label von ABC, ESPN oder einem Ableger zu finden sind. Der ESPN-Player ist in Deutschland, Österreich, der Schweiz und überhaupt fast allen EU-Ländern außer Spanien und *grrrrrrrrrummel* Italien empfangbar. Da ich diesen Herbst sehr viel on tour sein werde, kann ich es glaube ich verschmerzen. Preis kann ich leider nicht genau benennen, soll aber um die € 120 fürs Jahr liegen, oder ca. € 30 für den Monatspass oder € 12,50 für den Tag… zumindest sind das grob die Umrechnungen vom Schweizer Staatsgebiet. Ich habs dort getestet: 152 CH-Franken fürs Jahr, 35 CHF für den Monat, 15 CHF á Tag.

[Update, Do, 19h49] Die exakten Preise wurden in den Kommentaren mittlerweile genannt: 9,99 € pro Tag, 19,99€ / Monat oder 109,00€ / Jahr. Danke an manuel und Gamecock, SC. [/Update]

In Italien hält SKY ITALIA die Rechte an ausgewählten Spielen, bei denen ich keine Ahnung habe, welchem Rechtepaket sie angehören. Morgen zum Beispiel wird am Nachmittag Fresno St-Rutgers auf SKY Sport 3 aufgezeichnet; ansonsten hört man was von den Rechten an FOX SPORTS-Spielen in den Vereinigten Staaten, aber nächste Woche soll angeblich East Carolina-FAU kommen… Abwarten und Tee trinken.

Das ESPNA-Rechtepaket gehört in Italien wie SKY Murdoch, aber es wird diesen Herbst nicht gezogen: Der geplante US-Sportkanal „Fox Sports 2“ (ich nenne ihn mal so) wird nicht vor Jänner 2014 aus dem Boden gestampft, ergo gibt es kaum bis quasi keinen College-Football in Italien zu sehen.

Was ist neu im College-Football?

Einiges. Zu allererst: Es ist der Schwanengesang für die verhasste Bowl Championship Series (BCS), die zum letzten Mal als Meisterschaftsfindungsdings fungiert, bevor ab 2014 das Playoff-System mit zumindest Halbfinale und Finale eingeführt wird. ESPN hält dann auch die Rechte für diese Spiele bis 2026 und zahlt dafür insgesamt 7.3 Milliarden US-Dollar. Überhaupt ist ESPN der Player schlechthin im College-Football (okay, so neu ist datt nicht):

Zum zweiten gibt es eine quasi-neue Conference in der wahnsinnig inspirierenden American Athletic Conference (AAC), die als Nachfolgerin der Big East Conference gelten darf (Big East gibt es nur mehr im Basketball). Wir haben darüber bereits ausführlicher geschrieben, wen es interessiert. Heute Nacht wird es auch gleich ein Matchup aus der AAC geben, aber dazu komme ich später im Artikel.

Neben diversen Wechseln (Pitt und Syracuse in die ACC, nicht zu verwechseln mit der AAC; Memphis, SMU, Houston und Central Florida in die AAC, nicht zu verwechseln mit der ACC; North Texas, FAU, FIU, Louisiana Tech, Middle Tennessee State, UTSA in die Conference USA; San Jose State und Utah State in die Mountain West; Georgia State und Texas State in die Sunbelt) gibt es auch das Ende der Western Athletic Conference (WAC) im Football zu beklagen: Diese kleine Freak-Conference, in der u.a. Boise State und Nevada zu echten Playern wurden, ist das erste Todesopfer des Re-Alignment Wahnsinns der letzten Jahre. Als Folge wandern Idaho und New Mexico State erstmal in die Unabhängigkeit und bestreiten ihre 2013er Saison als Independents, ehe es in naher Zukunft wohl runter in die zweite Stufe der FBS geht.

ACC, AAC… ich glaube, ich werde es künftig mit einer in den Staaten schon gebräuchlichen Abkürzung „The American“ für die AAC halten, um der Verwirrung ein Ende zu bereiten. Also: ACC = Atlantic Coast Conference. The American = American Athletic Conference, Nachfolgerin der Big East.

Noch ein anderer Name wird neu sein, aber nicht ganz so neu: Die Teams der University of Hawaii werden künftig wieder als Rainbow Warriors auftreten, anstelle von “Warriors”, wie in den letzten zehn Jahren. Das ist das Revival des bereits früher genutzten Team-Namens.

So, und ein Hinweis in eigener Sache: Ich gedenke, künftig die Sendepläne der hiesigen TV-Sender auch auf Facebook zu posten, um nimmer diese Aufsplittung auf viele Preview-Artikel zu haben. Den Sendeplan des ESPN-Players gibt es bei mir nicht, weil ich ohnehin zu spät drauf Zugriff bekomme, aber dafür kann man sich oben besagten Link auf ESPN.com durchschauen.

Die Stunde null

SPORT1 US Programm

Do/Fr 00h00 South Carolina - UNC
Do/Fr 04h30 Fresno St - Rutgers
Fr/Sa 02h00 Texas Tech - SMU

Wdh. gleich in Dutzenden

SKY SPORT 3 (Italien)

   Fr 14h15 Fresno St - Rutgers (Tape)

ESPN-Player

Schedule (nur mit „ESPN“-Label und Unterlabel gekennzeichnete Spiele).

Um Mitternacht, 0h00 (live bei SPORT1 US) geht es los mit dem Duell South Carolina Gamecocks – North Carolina Tar Heels, das Spiel der beiden „Flagship“-Universitäten der jeweiligen Carolina-Staaten. Anders als man vielleicht annehmen möchte, ist relativ wenig Würze im Spiel, was das Stichwort „Rivalität“ angeht. Bis Anfang der 90er spielte man zwar regelmäßig gegeneinander, aber seither ist es erst das zweite Aufeinandertreffen.

South Carolina habe ich schon in der Preview abgearbeitet, und dabei von weiterhin vorhandenen leisen BCS-Ambitionen geschrieben (SC ist an Preseason #6 gerankt). Das Team von Steve Spurrier ist vielleicht nicht mehr so gut wie in den letzten beiden Jahren, hat diesmal aber einen günstigen SEC-Schedule. Heute Nacht geht es nicht um Conference-Bilanzen, sondern darum, einen Fehlstart zu vermeiden, was unangenehmer werden könnte als es sich anhört.

Denn UNC geht mit einer relativ ambitionierten Mannschaft an den Start, die nur deshalb ziemlich anonym ist, weil sie wegen diverser Boosterskandale zuletzt von der Bowl-Season ausgeschlossen war. Seit HC Larry Fedora vor eineinhalb Jahren übernommen hat, wird ein attraktiver Ball gespielt, und in Bryn Renner gibt es einen durchaus NFL-kompatiblen Quarterback.

DE Clowney und seine Kollegen sind also gewarnt.

South Carolinas Heimspielstätte ist ein echt geiles Stadion, aber wer es gerne lieblicher hat, der kann auch parallel den ESPN-Player laufen lassen und zu Kent StateLiberty flutschen. Kent State war letztes Jahr 11-3 und verlor seinen Coach an Purdue, aber der Aufwärtstrend der letzten Jahre war sehr stetig… und dann schoss aus dem Gar Nichts ein unglaublicher Running Back nach oben: RB Dri Archer, der in 159 Versuchen 1429 (!) Yards und 16 Touchdowns lief, für sagenhafte 9.0yds/Carry. Selbst für eine eher mittelmäßige Conference wie die MAC sind das irre Zahlen. Es ist zu verfolgen, ob es eine Eintagsfliege war, denn Archers Zahlen in seinen anderen beiden Jahren lasen sich eher mau (3.9yds/Carry).

Und Kent State hat in DL Roosevelt Nix einen Defensive End/Tackle, den es sich lohnt zu verfolgen: Gebaut eher wie ein schmächtiger Linebacker, macht der Mann mit seiner Explosivität so viele Tackles für Raumverlust wie kaum ein anderer Spieler. NFL-Maß ist er nicht, aber am College sieht der Winzling auf Tackle doch recht flott aus.

Ab 3h15 gibt es (nur im ESPN-Player) mit Vanderbilt CommodoresOle Miss Rebels das Duell zweier SEC-Unis, die ziemlich hochgejubelt werden. Ole Miss, klar, ist eine traditionelle Uni, die auch schon in den 50ern Spitzenteams hatte, und seit Hugh Freeze da ist, ist das Recruiting mit einem Mal so sensationell, dass sich die Experten quer durch die Bank fragen, ob das dort drunten in den Sümpfen von Oxford alles mit rechten Dingen zugeht.

„Vandy“ spielt schon lange in der SEC mit, war aber meistens das Nesthäkchen, das nix zustande brachte. So richtig Mitleid hatte mit den Commodores auch niemand, da Vanderbilt als Privatuni mit elitärem Anspruch auch nicht gerade als Sympathieträger auftritt und auch über keine allzu große Alumni-Gruppe verfügt. Seit Head Coach James Franklin aber am Arbeiten ist, geht es steil bergauf. Franklin ist eine glatzköpfige Erscheinung, neben der du gleich merkst, wohin der Wind weht: Franklin jammert nicht lange rum ob der Recruiting-Nachteile, sondern packt an. Seine Mannschaften spielen tough und physisch.

Das Spätspiel bei SPORT1 US lautet ab 04h30 Fresno State BulldogsRutgers Scarlet Knights. Bei ersteren geht mir diese katastrophale Schlappe zu Weihnachten gegen SMU nicht aus dem Kopf: Fresno legte ein eigentlich großes Debütjahr für Coach Tim DeRuyter hin, und ließ sich dann willenlos abschlachten wie das Opfer auf der Bank. Vermutlich ein einmaliger Ausrutscher. Fresno spielt in der MWC und ist nicht Boise-Kaliber, aber trotzdem ein ernst zu nehmender Mid-Major geworden. QB ist in Derek Carr der kleine Bruder von David Carr, der vor elf Jahren über Fresno den Weg zum #1-Draftpick zu den Houston Texans gefunden hat. Die Offense, die Carr spielt, ist extrem passlastig (letztes Jahr über 4100 Pass-Yards). Rutgers ist bodenständiger, und alles, was der neue OffCoord Ron Prince so anklingen lässt, lässt auf haufenweise 2 TE-Sets und viel Laufspiel schließen. Wer schon für die NFL scouten will, kann mal ein Auge auf deren WR Brandon Coleman werfen, ein 2m-Hüne, den manche angeblich schon in der ersten Runde gehen sehen. Coleman 2012: 93 Anspiele, nur 43 Catches, aber wenigstens 16.7yds/Catch. Okayer Spieler, aber vermutlich noch weit davon entfernt, als 1st Rounder durchgewunken zu werden.

Nacht von Freitag auf Samstag

Morgen, also Nacht von Freitag auf Samstag, geht es weiter bei SPORT1 US mit Texas Tech Red RaidersSMU Mustangs, ein texanisches Duell (ab 02h live). Die Red Raiders mit ihrem gottgleich verehrten Neo-Headcoach Kliff Kingsbury habe ich schon vor Wochen ausführlich abgearbeitet. Bei SMU ist einiges neu, und das beginnt bei der Conference, wo die Mustangs von der C-USA in die The American wechselten. Coach ist immer noch „run’n’shoot“ June Jones, der sich den geistigen Vater der „Air Raid“ Offense (Passgewalt pur) in den Trainerstab holte: Hal Mumme, über den Chris Brown ganze Bücher schreiben könnte.


Soweit der erste Ausblick. Heute Nachmittag geht es noch weiter mit The Countdown, der Preview-Serie im College-Football. Die letzten Drei stehen noch auf dem Programm. Einer heute, zwei morgen.

Frohe Weihnachten aus Hawai‘i

Die Sonne geht unter in Hawai'i - Bild: korsakoff.

Die Sonne geht unter in Hawai’i – Bild: korsakoff.

Für die Hartgesottenen gibt es jedes Jahr in der Christnacht ein Footballspiel, nämlich dann, wenn in Honululu im Aloha Stadium der/die/das Sheraton Hawaii Bowl ausgespielt wird (02h LIVE bei ESPN America, Tape morgen 18h). Statt der normalerweise gesetzten Hawai‘i Warriors (diesmal nicht qualifiziert) treten heute die Fresno State Bulldogs (9-3) aus der MWC gegen die Southern Methodist University Mustangs (6-6 aus der C-USA) an.

Wenn schon die Hausherren nicht dabei sind, so hat doch einer ein Heimspiel: SMU-Coach June Jones, einst der Mann, der aus bloß ein paar Steinhütten in Honululu einen BCS-Buster (Hawaii spielte 2007/08 in der Sugar Bowl) gebaut hatte und noch heute, fünf Jahre nach seinem freiwilligen Abgang, im Aloha Stadium ein gefeierter Mann sein dürfte. Jones war damals, frustriert von den limitierten Budgets der Warriors, nach Dallas/TX gegangen, an die private Southern Methodist University (SMU), wo er ähnliche Umkremeplungsarbeit leistete.

SMU ist kein gewöhnliches Footballprogramm: SMU war in den 80ern, zur Boomzeit von Dallas, eine Macht in der damaligen Southwest Conference und gehörte mit (gekauften) Superstars wir RB Eric Dickerson alljährlich zu den National-Title Anwärtern… bis nach wiederholten schweren Recruitingverstößen und mehreren ausdrücklichen Warnungen seitens der NCAA die berüchtigte death penalty, der Ausschluss vom Spielbetrieb, ausgesprochen wurde (siehe auch ESPN-Doku Pony Excess). SMU war damit nicht nur der erste Dominostein zum Fall der Southwest Conference, sondern erholte sich selbst als Programm über 20 Jahre nicht von dem Ausschluss. Bis June Jones Anfang 2008 aus – eben – Hawaii kam, den Schalter umlegte und SMU nun zum vierten Mal in der Bowl Season hat. Favorit ist heute allerdings Fresno State mit seinem starken Passspiel um Quarterback Derek „ich bin Davids kleiner Bruder“ Carr: 13 Punkte laut Excel.

Und damit allen ein frohes Weihnachtsfest. Lasst euch reichlich beschenken und trinkts nicht zu viel Tee. Man liest sich dann morgen.

Mountain West Conference 2012/13 Preview: Boise State und der Reload-Button

Nächste Conference im Change-Modus. Die Mountain West Conference sieht dieser Tage alle Jahre neu aus und wird nach dem Verlust der einstigen Zugpferde TCU, Utah und BYU nach der Saison 2012/13 auch den Mid-Major schlechthin, die Boise State Broncos, verlieren. Und dann steht die Wertigkeit dieser Liga wieder zur Diskussion…

Boise State Broncos

Wenn Universitäten wie Nebraska oder Michigan mit Jahrtausenden an Tradition aufmarschieren, kommen die kleinen Boise State Broncos aus dem Nirgendwo in Idaho wie die pubertären Jungs des Weges, auf alles an Geschichte scheißend und mit dem stechend blauen Spielfeld in Boise als markantestem Merkmal. Aber Boise State hat auch sportlich einiges drauf.

Boise State, das ist in den letzten sechs, sieben Jahren der Schrecken der Arrivierten schlechthin geworden, eine junge Universität ohne große Geschichte und mit limitierten Ressourcen, die Jahr für Jahr für große BCS-Debatten zu sorgen vermochte. Das ging vom absolut fantastischen Fiesta Bowl-Sieg über Oklahoma hin über die letzten vier Jahren, in denen drei Spiele verloren wurden: Zweimal mit einem Punkt, einmal in der Overtime.

Nun ist der Kern der ganz großen Boise-Ära abhanden gekommen: Der langjährige Heisman-Kandidat QB Kellen Moore, RB Doug Martin, die beiden besten Passfänger Shoemaker und Efaw, die besten Offense Liner OT Solder und C Byrd, die drei besten Defensive Liner McClellin, Crawford und Winn sowie der leading tackler Byron Hout und LB Tevis bis hin zum S George Iloka sind nicht mehr spielberechtigt. Das Material, das die Broncos heuer in den NFL-Draft entsendeten, können Unis wie Alabama nicht alle Jahre schicken. Und trotzdem besteht für einen beinharten Boise-Fan Grund zur Hoffnung. Das beginnt beim Head Coach Chris Petersen, einem Pokerface mit nachgewiesen zentnerschweren Eiern.

Petersen hat den Broncos eine ganz eigenartige und trotzdem wunderschöne Offense verpasst, deren allermarkantestes Wahrzeichen das gesellige Treiben an der Anspiellinie ist: Kein Spielzug ohne fünf bis sechs Motions, dann der Snap und eine change of direction oder ein end around im Laufspiel oder ein schneller Pass zu einem der dutzenden Wide Receivers. Boise States Angriff pflegt, ohne Anzeichen von Nervosität seinen Stiefel runterzuspielen und notfalls immer wieder den einen oder anderen Trickspielzug einzustreuen, um die einschlummernde Defense aufzuwecken. Diese underdogaffine Angriffsstrategie wird gnadenlos durchgezogen, und selbst gegen eklatant unterlegene Gegner wird nie mit Nachdruck der Dolchstoß gesucht.

Damit fuhren die Broncos im vergangenen Jahr über Georgia wie ein Dampfhammer drüber, würgten damit einen Gegner, der dieses Jahr in den Top-10 eröffnet, komplett ab und mussten ihre BCS-Träume erst gegen eine wiedererstarkte TCU-Mannschaft im November begraben. TCU, das ist auch das Vorbild der Broncos für diese Saison: Nach etlichen Abgängen waren die Frogs 2011 anfangs ein eher wackeliges Team, steigerten sich dann im Verlauf der Saison und gehörten zum Ende des Jahres mit Gewissheit zu den besten sieben, acht Mannschaften im College Football. Die Blaupause für Boise 2012?

Wir werden sehen. Im Angriff hat Petersen eine Entscheidung zwischen dem scrambelnden QB Grant Hedrick und Backup Joe Southwick zu treffen, während im Hintergrund mit Nick Patti schon der Nachfolger bereitsteht. Der Top-RB dürfte der verletzungsanfällige, aber spektakuläre D.J. Harper sein und bei den Wide Receivers gefällt mir der junge Matt Miller extrem gut.

Auch der heimliche Star, die Defense, sieht sich vielen Änderungen bevorstehend. Die Defensive Line sieht sich erstmal der meisten Qualität und Quantität beraubt, was dem Schwachpunkt der vergangenen Saison, der Secondary, nicht helfen dürfte. Einzig der neue DE Demarcus Lawrence soll allerhöchsten Ansprüchen genügen.

Die angesprochene Secondary dürfte dagegen von etlichen rekonvaleszenten Spielern profitieren: Die großartigen CB Jerrell Gavins und CB Jamar Taylor sind ebenso wieder da wie die vielen hochgelobten Safetys – womit im Prinzip alle wichtigen Positionen geklärt werden. Außer dem Kicker natürlich…

Boise State hat einen recht einfachen Schedule. Die Saisoneröffnung am 31.8. bei Michigan State ist der härteste Brocken, danach folgen bessere Sparringspartner, weswegen eine 11-1 oder 10-2 Saison für die Broncos durchaus trotz des Aderlasses nicht ausgeschlossen ist.

Die Verfolger

Durchaus eine attraktive Mannschaft stellt das Nevada Wolfpack vom Hall of Fame-Coach Chris Ault – eine von nur zwei Mannschaften, die in den letzten vier Jahren die Boise State Broncos schlagen konnten (die andere ist TCU). Ault ist der Erfinder der mittlerweile auch hierzulande praktizierten Pistol Offense, und Ault gilt zudem auch auf seine alten Tage noch als Mann, der die jungen Hüpfer in seiner Truppe mit seiner Begeisterung für den Sport erreichen kann, obwohl der Mann im TV stets dreinschaut wie drei Wochen Regenwetter. In diesem Jahr steht Ault mit WR Brandon Wimberley ein exzellentes Motivationsinstrument wieder zur Verfügung: Wimberley wurde im Juni 2011 böse niedergeschossen, und obwohl anfangs niemand daran glaubte, dass Wimberley sich noch einmal ohne Rollstuhl fortbewegen könnte, stand der Mann im Frühjahrstraining in der Startaufstellung und wirkte fit und spritzig als wäre nichts gewesen.

Spannend wird davon ab die Offense, wo in der letzten Saison der wirklich herausragende Scrambler QB Cody Fajardo massiv aufgezeigt hat. Fajardo ist allerdings aus Glasknochen gebaut und wenn Nevada einen richtigen Schwachpunkt im Kader hat, dann ist es die fehlende Tiefe bei den Backup-Quarterbacks…

Markant ist auch die mutmaßliche Nummer 3 der Conference, die Air Force, mit ihrer extrem lauflastigen Offense. Die Falcons spielen nicht aus der Flexbone-Aufstellung wie etwa Georgia Tech, aber es ist eine triple option offense mit vielen verschiedenen Gesichtern, aus denen heraus die fünf, sechs eingelernten Spielzüge ausgespielt werden. Die Air Force hat ein ähnliches Problem wie Boise, muss zirka fünfundzwanzig Starter in der Offense und dreiundzwanzig Starter in der Defense ersetzen – wie viel von dem Aderlass durch das glänzend funktionierende Schema F an Offensivsystem aufgefangen werden kann, bleibt abzuwarten.

Weniger ein klares Schema, dafür abhängig von großartigen Einzelspielern sind die San Diego State Aztecs vom beliebten Head Coach Rocky Long. Dumm ist da allenfalls, dass diese großartigen Einzelspieler jüngst in die NFL gewechselt sind (QB Lindley, RB Hillman). Der Fünfkampf um die QB-Position bleibt ein offenes Rennen, auch wenn vieles darauf hindeutet, dass der Mann mit dem monströsen Wurfarm, Ryan Katz, das Rennen machen wird, da er auf die sehr vertikal angelegte Offense am besten passen dürfte. Fragezeichen bleiben in der Offensive Line, aber als Sicherheitsziel gibt es den TE Gavin Escobar, der sich athletisch in eine Reihe mit den Herren Gronkowski und Graham einordnen lässt.

Was San Diego State interessant machen könnte: Long kündigte letzte Woche an, in dieser Saison in des Gegners Platzhälfte jedes 4th down ausspielen zu wollen! Ich bin noch skeptisch, ob und wie lange Long sich das nach der ersten Medienschelte wegen eines Scheiterns trauen wird, aber allein der Gedanke: Sensationell.

Das Mittelfeld

Neben Nevada sind auch noch Fresno State und Hawaii in die MWC rübergewechselt. Vor allem letztere Uni dürfte der Conference Mehrwert bringen, da die Hawaii Warriors mit ihrem attraktiven Gebiet reinstes Recruiting-Gold bedeuten. Zudem haben sie heuer einen neuen, altbekannten Head Coach: Norm Chow. Und immer, wenn „Norm Chow“ fällt, ist der abgedroschene Terminus „pro-style-offense“ nicht weit weg. Chow tut sich gemäß dem Motto „mit 66 Jahren fängt das Leben erst an“ noch den Stress an, zum ersten Mal in seiner Karriere einen auf Head Coach zu machen, und wir dürfen nach all den Passfeuerwerken in den letzten 15 Jahren zum ersten Mal eine wenigstens etwas balancierte Offense erwarten.

Auch die Fresno State Bulldogs haben einen neuen Head Coach: Tim DeRuyter von Texas A&M, dem man exzellente Qualitäten nachsagt. Die wird es auch brauchen, da Fresno mit Derek Carr (Bruder von David Carr) zwar einen guten Quarterback besitzt, aber die Defense als äußerst porös und somit hauptschuldig für die enttäuschende 4-9 Bilanz im letzten Jahr gilt.

Die Wyoming Cowboys waren eines der Teams mit der größten Diskrepanz zwischen Siegbilanz (8-5) und statistischem Hintergrund (#102 auf meiner Excel-Liste). Ein Erklärungsansatz: Wyoming putzt den Bodensatz, ist aber nicht in der Lage, durchschnittliche Teams zu schlagen – und wenn, dann sind es knappe Siege. 2011 war man 5-0 in Spielen mit einem Score Differenz. Das schreit nach Regression zur Mitte. Immerhin: Dieses Jahr kehrt mit MLB Oliver Schober jener Deutsche ins Team zurück, der im letzten Jahr verletzt ausgefallen war. Das sollte der wirklich schwachen Lauf-Defense helfen.

Ich nehme dann noch die Colorado State Rams aus Fort Collins mit rein, die nach der schwer enttäuschenden Zeit unter HC Fairchield nun mit Jim McElwain (ehemals OffCoord von Alabama) einen neuen, jungen dynamischen Cheftrainer bekommen. McElwain führte sich mit Suspensionen gegen zwei seiner besten Abwehrspieler ein, nachdem diese „unzivilisiertes Verhalten“ gegen neu an der Uni eingeschriebene Studenten (Studentinnen?) an den Tag gelegt hatten.

Die Rams besitzen eigentlich gute Ingredienzien in der Offense: RB ist mit Chris Nwoke ein recht spektakulärer Mann, dazu gesellt sich der Superzwerg unter den Wide Receivers, Thomas Coffmann, als deep threat. Problematisch ist vor allem die Lauf-Defense, die aufgrund der häufigen Rückstände der Rams meistens hart geprüft wird, und oft genug nicht hält. Das droht die Stimmung in den Keller zu ziehen – außer natürlich, man gewinnt das Saisoneröffnungsspiel in Denver gegen den Lokalrivalen Colorado. Am allerbesten wäre es natürlich, wenn es McElwain gelingen würde, dieses Jahr als Aufbaujahr für 2013 zu verkaufen. Dann nämlich sähe es nach einem Abgang von Boise State hinsichtlich Conference-Führerschaft gar nicht so übel aus…

Bodensatz

Die UNLV Rebels erlebten seit 2000 keine Saison mit positiver Bilanz und schmierten auch 2011 böse ab und nach nur vier Siegen in zwei Jahren gerät Head Coach Bobby Hauck schön langsam ins Visier der Kritiker. Bisher konnte Hauck auf die Entwicklung junger Talente verweisen, und auch 2012 wird der Kader sehr unerfahren sein, aber man erwartet nun Ergebnisse.

Bei den New Mexico Lobos dagegen ist man schon froh, die unselige Zeit unter Mike Locksley hinter sich gebracht zu haben. Locksley hatte als Cheftrainer kein Fettnäpfchen ausgelassen, von Schlägereien gegen Assistenztrainer über Beleidigungen von Journalisten hin zu Sufffahrten seiner Spieler im Auto seiner Tochter war alles dabei, was sich ein Vorgesetzter eines Footballprogramms nicht leisten sollte. Der Neue ist mit Bob Davie ein ehemaliger Trainer von Notre Dame. Das war dann allerdings vor über einem Jahrzehnt und seitdem hatte Davie sich nur als Pundit im Fernsehen verdingt – kein Mensch vermag zu sagen, welche Offense denn installiert wird. Nicht unwichtig ist aber: Man wird abseits des Feldes ruhigere Zeiten erleben und besser auftreten als unter Locksley.

College Football 2011/12, Woche 6 TV-Guideline: Der Knaller steigt in Dallas

Die vergangenen Wochen musste ich College Football etwas vernachlässigen, da der Herbst in diesen Wochen eiskalt zum Wochenendstart Fr/Sa zuschlägt. Auch die nächsten drei, vielleicht vier Wochenenden werden hier gezwungenermaßen etwas nebenher laufen müssen – obwohl einiges Kracher auf dem Programm stehen. Topspiel an diesem Wochenende findet in der uralten Cotton Bowl zu Dallas statt, dort wo einst die deutsche Nationalmannschaft bei der WM 1994 in der sengenden Gluthitze ihre schaumgebremsten Auftritte hatte. Am Samstag matchen sich vor 92.000 Zuschauern die Oklahoma Sooners und die Texas Longhorns in der Red River Rivalry.

Nicht vergessen: Am Samstag, 18h, also parallel zur Red River Rivalry, findet in Deutschland das Endspiel der GFL zwischen Kiel Baltic Hurricanes und den Schwäbisch Hall Unicorns statt. Eurosport und Eurosport 2 übertragen jeweils LIVE. Eurosport 2 verlängert den Footballabend ab 21h30 um das Notre Dame-Spiel.

Zum Programm in Kurzfassung. Und bitte beachten: „Ohne Gewähr“. ESPN America bastelt momentan täglich am Sendeplan, sodass ich insbesondere bei den Sonntags-Aufzeichnungen nicht einen Finger ins Feuer legen würde – der Stand von Mittwoch, 19h30, muss nicht Stand Sonntag, 8h sein.

Freitag, 7. Oktober 2011

Oregon Ducks – Cal Golden Bears (17h, ESPN America/auch Sa/So 5h30)
Im ESPNPlayer gibt es die Partie LIVE bereits Do/Fr (heute Nacht!) um 02h MESZ.

#9 Oregon kommt in diesen Wochen immer besser in Fahrt, auch wenn die verheerende Offensivvorstellung im Opener gegen LSU noch nachwirkt. Der sehr flinke, wendige RB LaMichael James wirkt auch wieder fitter und schmiegte sich gegen Arizona zuletzt zu 288yds rushing, während Oregon streckenweise auch mehr Passspiel aus gewohnt einsetzt. California/Berkeley ist in dem Spiel krasser Außenseiter, auch, weil es auswärts gerne deutlich verschreckter zu Werke geht als daheim. Allerdings kann man sich diesmal daran hochziehen, dass man vor einem Jahr die effizienteste Abwehrleistung gegen Oregon geliefert hat: Die Ducks gewannen damals nur dank eines Punt Returns 15-13 gegen Cal.

Samstag, 8. Oktober 2011

Fresno State – Boise State (9h30, ESPN America)
College GameDay (15h LIVE, ESPN America)
Texas – Oklahoma (18h LIVE, ESPN America)
Louisiana State – Florida (21h30 LIVE, ESPN America)
Notre Dame Fighting Irish – Air Force Falcons (21h30 LIVE, Eurosport 2/Tape So, 19h30 und diverse Termine KW 41)

Fresno State – #5 Boise State sollte keine allzu spannende Geschichte werden, nachdem die Broncos am vergangenen Samstag Nevada locker putzten und dabei die schlechteste Karriereleistung von QB Kellen Moore (142yds Passspiel, 2 TD, 2 INT) locker verschmerzen konnten. Die Fresno State Bulldogs leben im Angriff hauptsächlich von einem konsequenten, harten Laufspiel, treffen dummerweise auf eine ebenso dichte Defense. Alles andere als ein hoher Sieg der Broncos wäre eine Überraschung.

Um 18h aus der alten Cotton Bowl zu Dallas die Red River Rivalry (ehemals „Red River Shootout“), dem klassischen „Derby“ zwischen den #11 Texas Longhorns und den #3 Oklahoma Sooners am texanischen Nationalfeiertag. Zu diesem Spiel wird am Samstag ein gesonderter Blogeintrag erscheinen, aber man sollte es sich schon mal vormerken: Das zweigeteilte Stadion in Dallas ist immer ein Hingucker (eine Hälfte wird komplett von rot/weiß dominiert, die andere komplett von dunkelorange/weiß).

Um 21h30 dann aus dem „Death Valley“ von Baton Rouge/Louisiana das SEC-Spiel #1 Louisiana State Tigers vs. #17 Florida Gators. Die Gators sind am vergangenen Wochenende ziemlich übel von Alabama abgewürgt worden, brachten nach einem Big Play zu Beginn praktisch NICHTS mehr zustande (vor allem kein Laufspiel) und müssen nun auch auf QB John Brantley verzichten, der nach einer ziemlich übel aussehenden Verletzung ein Weilchen ausfallen dürfte. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, woraus man sich den Thrill ziehen sollte, nachdem ich LSUs Defense für mindestens ebenso dominant wie jene der Crimson Tide halte. Ach, ja: Wir dürften in der Offense den zurückgekehrten Tigers-QB Jordan Jefferson wenigstens in seichten Dosierungen erleben.

Notre DameAir Force ist das Duell einer bärenstarken Lauf-Defense (Fighting Irish) gegen eine fast rein laufende Option-Offense (Falcons). Ich sehe nicht wirklich, wie die Air Force hier gewinnen will, ABER: Auch die Abwehr der Falcons ist solide und wenn Tommy Rees wieder den Flatterarm bekommt…

Sonntag 9. Oktober 2011

North Carolina – Louisville (8h, ESPN America)
Kansas State – Missouri (10h30, ESPN America)
Arkansas – Auburn (13h, ESPN America)

Mizzou sorgt wieder mal mit Abgangsgedanken für Schlagzeilen, hat vorgestern intern beschlossen, über einen Austritt aus der Big 12 Conference abzustimmen. Gegner #20 Kansas State wird aufgehorcht haben – die Wildcats brauchen die Big 12 händeringend, um nicht in der Bedeutungslosigkeit zu versinken. Sportlich ist Kansas State nach zwei Statement-Siegen vor allem mit seinem brillanten Laufspiel oben auf: 28-24 über Miami und zuletzt die gehypten Baylor Bears 36-35 in der Overtime weggeräumt und sogar in den Top-25 gerankt. Die Wildcats müssen eigentlich gewinnen, wenn sie noch ein paar Wochen im Gespräch bleiben wollen: Im November warten eine brutale Spanne von vier Spielen: Oklahoma, @Oklahoma State, Texas A&M, @Texas.

UNC gegen Louisville ist kein Conference-Spiel. Louisville spielt smashmouth-Football, in keinem Spiel mit Cardinals-Beteiligung fielen bislang mehr als 41 Punkte. Das dürfte Head Coach Charlie Strong gefallen. Allerdings sind die Niederlagen gegen FIU und Marshall Schläge in die Fresse, weswegen Strong schon in der Kritik steht. UNC versucht, nach all den internen Bestechungsskandalen und der verheerenden Niederlage gegen Georgia Tech, wenigstens nicht noch weiter Reputation zu verlieren.

#10 Arkansas Razorbacks vs #15 Auburn Tigers ist das Duell zweier sehr unbeständiger Teams aus der SEC West, Teams mit neuen Quarterbacks (Tyler Wilson/Hogs, Barrett Trotter/War Eagles) und wackeligen Abwehrreihen, die aber jeweils ihre Momente bereits hatten. Vor einem Jahr gab es einen richtigen Shootout samt verheerenden Fehlentscheidungen der Referees selbst nach Instant Replay, Endergebnis 65-43 Auburn, in dem Spiel, in dem sich der Hogs-QB verletzte und Wilson reinkam und Touchdown um Touchdown produzierte. Nun ist Wilson Starter und gilt nach der Gunslinger-Performance gegen Texas A&M als Hoffnungsträger der Hogs, die trotz der brutalen Niederlage bei Alabama schon wieder an #10 gerankt sind.

Weitere Tapes

Nebraska – Ohio State (Do, 13.10. 12h, ESPN America)
B.Y.U. – San Jose State (Do, 13.10. 14h30, ESPN America)

Bei #14 NebraskaOhio State treffen zwei sehr traditionsaufgeladene Footballprogramme aufeinander, deren Saisons am Scheideweg stehen: Bei den Cornhuskers machte sich letzte Woche auch auf dem Ergebnisschein bemerkbar, dass deren Defense über Jahre dafür gebaut wurde, die Spread Offenses der Big 12 zu stoppen. In der Big Ten Conference dagegen wird bevorzugt kraftvoll gelaufen, was Nebraska wie beobachtet über Wochen schon in Nöte gebracht hatte, aber erst in Wisconsin zu einer (überfälligen) hohen Niederlage führte. Ohio State dagegen muss schauen, nicht zu brutal durchgereicht zu werden, zudem gilt als sicher, dass Interimscoach Luke Fickell keine Zukunft mehr in Columbus hat.

College Football Preview 2011/12: Western Athletic Conference (WAC)

Teil 4 der College-Vorschau 2011/12. Die WAC feiert 2012 ihren 50. Geburtstag, und wenn kein Wunder passiert, wird es eine Feier mit nur wenigen Geladenen – oder ein Begräbnis. Die WAC war schon mehrmals in Bedrängnis, aber nach dem Abgang von Boise State in diesem Sommer werden jene von Hawaii, Fresno State und Nevada folgen, was nichts anderes bedeutet als die Bedeutungslosigkeit. Mit der University of Dallas ist immerhin ein ambitioniertes Neumitglied für 2012 angekündigt.

Paul Myerberg hat die verzwickte Situation der WAC auf den Punkt gebracht. Was neben Auflösungserscheinungen bleibt: Eine breit gestreute Conference hinsichtlich Geographie (schlappe 7000km von Louisiana bis Hawaii) und sportlicher Künste (5 Touchdowns von Fresno State bis New Mexico State).

Das Favoriten-Trio

Zum ersten wäre das Nevada Wolfpack zu nennen, das in der abgelaufenen Saison eine sensationelle 13-1 Bilanz eingefahren hat. Nevada wird von Chris Ault gecoacht, einem Hall of Famer und Erfinder der spektakulären Pistol-Offense. In dieser Saison müssen allerdings die Hauptprotagonisten der vergangenen Jahre ersetzt werden: QB Colin Kaepernick und RB Vai Taua – dazu auch noch der WR Brandon Wimberly, der in der Offseason so böse angeschossen wurde, dass er nie wieder wird Football spielen können. Ault möchte offenbar Tyler Lantrip als neuen Quarterback installieren, was verwundert, da Lantrip eher ein Typ aus der Schublade „hüftsteif“ ist. Wie sowas mit der Pistol-Offense kombiniert werden kann, bleib schleierhaft.

Defensiv macht die Passverteidigung Sorgen: Seit Jahren gibt es in dieser Hinsicht leichte Verbesserungen, was sich 2010 aber immer noch so liest: #98 FBS-weit. Und mit OLB Dontay Moch ist der beste Pass Rusher gegangen. Mit Fresno State und Hawaii sind die beiden ärgsten Konkurrenten um den WAC-Titel ganz zufällig sehr passgewaltig. Was in diesem Herbst für Nevada erschwerend hinzu kommt: Der Schedule, der brutal eröffnet wird mit @Oregon, @San Jose State, @Texas Tech und @Boise State. Wenn es dumm läuft, marschiert man mit einer gepflegten 0-4 Bilanz in die conference-interne Saison.

Ebenso einen brutalen out of conference-Schedule haben die Fresno State Bulldogs aus Kalifornien, deren einziges Ziel allerdings der WAC-Titelgewinn sein kann. Gegen die härteren Kaliber verliert man ohnehin immer, weswegen auch niemand die Mannschaft ernst nimmt. Quarterback ist Derek Carr, der Bruder von David Carr, der einst in Fresno State so aufgeigte, dass er zum #1-Pick in der NFL wurde. Coach damals wie heute: Pat Hill. Das größte Problem der letzten Jahre wurde für 2011/12 beseitigt: Die pickelharte Unterlage im eigenen Footballstadion, der der Großteil der unglaublichen Verletzungsserien in den letzten Jahren zugeschrieben wurde.

Persönlich würde ich auf einen WAC-Champion Hawaii tippen. Die Warriors müssen zwar personell schweren Aderlass verkraften, aber eine Konstante bleibt in Honolulu, seit ich denken kann: Rohe Passgewalt, die einst von June Jones dorthin gebracht wurde und seither nicht wieder verschwunden ist. Der neueste QB-Hit nennt sich Bryant Moniz, ein Rastamann von stattlicher Statur in futuristischem Outfit, und ein Gunslinger vor dem Herrn: 5040yds und 39 Touchdowns in der abgelaufenen Saison. Nun fallen die beiden Top-Receiver und der beste Running Back weg, dazu muss die komplette Offensive Line neu gebaut werden, aber Moniz spielte – bis auf den fatalen Hawaii-Bowlauftritt – so relaxt, dass ich nicht an einen Kollaps glaube. Dazu eine Defense mit extrem vielen Turnovers (38).

Der Bodensatz

Hawaii ist das westliche Ende, Louisiana Tech das östliche. Eine Uni, die wohl über kurz oder lang in der C-USA landen wird. Das Footballprogramm nennt sich wie jenes von Fresno State „Bulldogs“ und die Sage, wie es dazu kam, ist recht nett:

Einst, vor über 110 Jahren, kehrten ein paar Studenten nach einer durchzechten Nacht nach Hause, fütterten unterwegs eine alte, streunende Bulldogge, die sich prompt mit den Alumni auf den Heimweg machte. In der Nacht brannte plötzlich die Hütte, die Bulldogge weckte die neu gewonnen Freunde, starb dann aber an Rauchgasvergiftung in einer hinteren Ecke des Hauses. Die Studenten begruben die Bulldogge auf dem Campus und deckten das Grab mit zwei Jacken zu: Eine rot, die andere blau. Die Farben der Universität.

Sportlich hat man ein durchaus durchschlagskräftiges Laufspiel rund um RB Lennon Creer, aber die Defense ist ein Schwachpunkt. Head Coach Sonny Dykes hat unter Mike Leach gelernt, für seine Air Raid-Offense aber noch keinen passenden Quarterback gefunden. Der Schedule ist insofern machbar, als dass sechs Siege für die Bowl-Qualifikation durchaus drin sein dürften.

An der magischen .500-Bilanz wird der Rest der WAC hart zu knabbern haben.

Die Utah State Aggies haben sich zwar mit Gary Andersen einen exzellenten Recruiter als Coach geholt, um gegen die hochkarätige Konkurrenz im Land der Mormonen wenigstens ein paar der Talente abzuschöpfen, aber es hakt an der Umsetzung auf dem Feld. Die Offense kollabiert immer wieder unerklärlich, während die Defense zuletzt so schwach war, dass Andersen sich selbst zum DefCoord befördert hat. Anker der Defense ist der massiv gebaute NT Evan Huahulu.

Die Idaho Vandals aus Moscow/Idaho hatten jahrelang unter der verhassten innerstaatlichen Dominanz von Boise State zu leiden. Head Coach ist der sehr beliebte Robb Akey, der sich im Nordwesten ein akzeptables Recruiting-Netzwerk aufgebaut hat, bei dem aber viele fürchten, dass er bei einem Angebot der ums Ecke liegenden Washington State University womöglich abschieben könnte. Sportlich müssen in dieser Saison QB Nathan Enderle (Bears) und DT S Shiloh Keo (Panthers Texans) ersetzt werden.

Zu den landesweit katastrophalsten FBS-Programmen zählt San Jose State, das vor einem Jahr mal eben sechs Touchdowns IN EINER HALBZEIT von Boise State eingeschenkt bekommen hat, bzw. 640yds von Hawaii. Eine 1-11 Bilanz ist nie ein gutes Zeichen, besonders nicht, wenn der einzige Sieg ein Krimi gegen ein viertklassiges Team war, aber immerhin spielten die Spartans 2010/11 in den letzten Wochen leidenschaftlich trotz Misere.

Probleme, die die New Mexico State Aggies gerne hätten. Head Coach Dewayne Walker droht alle drei Monate wegen fehlender Unterstützung mit dem Abgang, soll aber trotz nur fünf Siegen in zwei Saisons weiter Zeit bekommen. Walker galt zu UCLA-Zeiten als Defensivgenie, aber in der Wüste hat sich kaum etwas davon bemerkbar gemacht und der Abgang von CB Davon House (ging in die NFL) dürfte ein weiterer Schlag ins Gesicht sein. Walker könnte auch wegen des QB-Faktors unter Beschuss kommen: Der mit viel Aufwand aus Hawaii (!) geholte QB Andrew Manley spielte eine horrende erste Saison. Dass 2011/12 der dritte OffCoord in drei Saisons unter Walker am Werkeln sein wird, dürfte ebenso wenig hilfreich sein.

Der fünfte Teil wird sich heute Nachmittag mit einer offensivgewaltigen Conference befassen, deren vermeintlicher Topfavorit die einzige Defensiv-Macht ist.

Bowl Season, Tag 1: Kältester Ort, heißestes Spiel

Die Bowl Season geht am Samstag, 18. Dezember schon richtig los. Kleine Einstimmung von Sideline Reporter für die ersten drei Spiele.

New Mexico Bowl

Sa., 18.12. um 20h LIVE bei ESPN America

Brigham Young Cougars – University of Texas/El Paso Miners

Kein berauschendes Matchup, um ehrlich zu sein. Beide Mannschaften brachten heuer nur ein 6-6 zustande und das in keinen starken Divisions. UTEP bringt seit Jahren wenig auf die Reihe. Auch heuer spielte man eher durchwachsen. Die Offense um den unbeständigen QB Trevor Vittatoe (Senior) reißt niemanden vom Hocker. Die Defense ist löchrig und lässt viele Punkte zu.

Gegner BYU macht sein letztes Spiel als MWC-Mitglied, bevor die Mormonen-Uni im kommenden Herbst den Weg in die Unabhängigkeit antritt. Die BYU wird seit 2005 von Bronco Mendenhall gecoacht. Mendenhall war vorher Assistenzcoach an der Uni von New Mexico – in jenem Stadion, in dem die New Mexico Bowl stattfindet. Für Mendenhall ist es sozusagen ein Homecoming.

Unter Mendenhall erlebte BYU zuletzt einen Aufschwung, mit einer Serie an Saisons mit minimum zehn Siegen und war Stammgast in den Rankings von AP und BCS. Die ganz großen Zeiten liegen aber schon länger zurück: In den 80ern spielten u.a. QBs wie Jim McMahon und Steve Young für die Mormonen. 1984, ein Jahr nach Youngs Abgang, war man sogar mal National Champion.

Das wird in absehbarer Zeit nicht mehr passieren. Zu durchschnittlich ist die Offense um QB Jake Heaps. In der Spread Offense polierte Heaps erst in den letzten paar Wochen seine Stats auf, die immer noch wenig berauschend sind: 11TDs, 8INTs. Solider ist das Laufspiel, das auf mehrere Schultern verteilt wird. Geschichte der Saison ist aber die Defense: Furchterregend schlecht zu Saisonbeginn, als reihenweise Niederlagen eingefahren wurden. Nach der Blamage gegen Utah State wurde DefCoord Jaime Hill gefeuert und seitdem ging es aufwärts.

Wohl auch aufgrund der verbesserten Defense gilt BYU in den Wettbüros als klarer Favorit. Ich würde auch auf die Cougars tippen.

Humanitarian Bowl

Sa., 18.12 um 23h30. Bei ESPN America als Tape am 19.12. um 9h30

Fresno State Bulldogs – Northern Illinois Huskies

Gleich eine Vorwarnung: Gegen grelles Blau sollte immun sein, wer sich diese Begegnung reinzieht! Gespielt wird nämlich in Boise, Idaho im Bronco Stadium. Das Stadion der Boise State University ist berüchtigt für sein tiefblaues Spielfeld. Die Humanitarian Bowl ist eine der wenigen Cold-Wheater-Bowls.

Den Norther Illinois Huskies wird dies vorerst egal sein. Sie haben andere Probleme. Coach Jerry Kill verschwand vor einigen Tagen wortlos durch die Hintertür in Richtung Minnesota, wo er neuer Golden Gophers Coach werden wird. Kill gab bislang keine Erklärungen dafür ab, weshalb er nicht noch hätte die zwei Wochen abwarten können, bis die Bowl gespielt ist.

Die Huskies haben sich mit einer Siegesserie über mehrere Wochen zuletzt gar in die Rankings gespielt, fielen dort nach der knappen Niederlage gegen Miami (Ohio) um den MAC-Titel wieder heraus. Trotzdem: 10-3 schaut an sich nicht so schwach aus. Die Offense besteht hauptsächlich aus Laufspiel und RB Chad Spann, der 1293yds und 20TDs gemacht hat. Geworfen wird nur, wenn es unbedingt sein muss. Nun geht es ohne Coach in das Bowlspiel.

Gegner Fresno State spielt in der WAC und wird nach dem Spiel in die MWC wechseln. Die Bulldogs bestehen aus einer recht ausgeglichenen Offense und hatten einen schwereren Spielplan als die Huskies. Trotzdem reichte es zu einem 8-4. Im November musste man hintereinander gegen die beiden WAC-Schwergewichte antreten: Während es gegen Nevada um ein Haar zur Sensation gereicht hätte (34-35), wurde gegen Boise State sang- und klanglos verloren (0-51). Gegen laufstarke Mannschaften war Fresno State heuer eher erfolgreich als gegen die passgewaltigen Offenses.

Coach im kalifornischen Fresno ist seit 14 Jahren Pat Hill. Hill steht mit seiner Uni seit Jahren im Schatten von Boise State. Die beste Saison spielte Fresno State 2001 mit QB David Carr. Um ein Haar hätten Hills Jungs damals eine BCS Bowl erreicht. Diese Zeiten sind vorerst vorbei.

In den Wettbüros wird Northern Illinois als hauchdünner Favorit angesehen. Von der Spielweise dürften die Huskies den Bulldogs eher entgegenkommen, von daher tippe ich auf Fresno State. Auf jeden Fall dürfte dieses Spiel das interessanteste von den dreien sein – trotz des kalten Wetters in Boise.

New Orleans Bowl

Sa./So. 18.12 um 03h. Bei ESPN America als Tape am 19.12. um 12h

Troy Trojans – Ohio Bobcats

Viel gibt es nicht zu sagen. Die Trojans besitzen eine passgewaltige Offense um Freshman-QB Corey Robinson. Coach Larry Blakeney ist mittlerweile das 20. Jahr bei den Trojans am Ruder und hat nach dem Wechsel in die FBS vor zehn Jahren eine respektable Mannschaft zusammengestellt, die keinen umwirft, aber offensiv viele Punkte erzielt.

Ohio hat keine schlechte Defense, aber was heißt das schon in der Mid-American Conference? QB Boo Jackson ist unkonstant und wirft mehr INTs als TDs. Head Coach Frank Solich, der einst mit den Nebraska Cornhuskers in den ganz großen Bowls gespielt hat, ist mittlerweile sechs Jahre in Athens am Steuer, aber die ganz großen Erfolge haben sich noch nicht eingestellt und vor allem die Bowls werden in schöner Regelmäßigkeit verloren.

Ohio ist in den Wettbüros ganz leichter 2-pts-Favorit. Ich sehe aufgrund der starken Pass-Offense hier eher Troy etwas vorn.

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