Alles Gute, Bobby Bowden!

Teil 2 der großen Coaches im College Football. Es geht wieder um eine Legende: Bobby Bowden von der Florida State University. Seminole, im Alltag einfach nur Sabine, war so lieb, und hat eine kleine Story über den „King of the Road“ geschrieben. Seminole war vor zwei Jahren selbst für zwei Semester an der FSU Studentin und wurde dort zum Football-Fan.

Für Kamerad Joe Paterno bitte hier klicken. 

Bobby Bowden Field at Doak Campbell Stadium
Das ist Bobby Bowden. Bobby Bowden am 6.9.2008. Nicht der Mann, sondern das Stadion.

Die Florida State University liegt in Tallahassee, Hauptstadt in Florida, und diese Schüssel hört auf den klangvollen Namen Bobby Bowden Field at Doak Campbell Stadium. Wir nennen sie „The Doak“. Doak war vor 60 Jahren Präsident der FSU. Doak Campbell erbaute die Grundmauern des Stadions. Aber die Legende dazu schrieb Bobby Bowden. Nicht das Stadion, sondern The King of the Road.

Bobby, der Wandervogel

Bobby Bowden kommt aus dem tiefsten Süden der USA, aus dem Bible Belt, aus Birmingham in Alabama. Eine Region, christlich durch und durch, voll von Rassismus und lechzend nach Football. Das hat Bowden natürlich geprägt. Ihm wurde das Spiel ungefähr ebenso in die Waage gelegt wie dem Dorfschusterkind das Schusterhandwerk.

Bowden verdingte sich jahrelang als Leichtathletik-Trainer und Assistenztrainer im American Football und zog dabei wie ein Prediger durch die Lande. Anfang der 60er coachte er seine Alma Mater, das footballerisch aberwitzig kleine Howard College (gehört zur Samford Uni) zu ein paar sehr guten Saisons. Anfang der 70er übernahm Bowden dann West Virginia. Als vom ärgsten Rivalen Marshall die komplette Mannschaft im Flugzeug abstürzte, durfte er seine Mannschaft zwar nicht in Marshalls Trikots auflaufen lassen, überließ dafür dem neu zusammengewürfelten Trainerstab haufenweise Filmmaterial, um sich einzugewöhnen.

Bobby, der Indianerhäuptling

1976 ging Bowden an die FSU und begründete eine der dominantesten Epochen jemals. Die FSU war kein traditionelles Football-Programm, aber ambitioniert. Und Bowden coachte die Noles schnell nach oben. Mitte der 80er musste „Doak“ wegen großer Begeisterung erstmals ausgebaut werden. Heute passen über 80.000 ins Stadion, mehr als doppelt so viele wie zu Bowdens Ankunft. Seit ein paar Jahren hat die Uni Bowden damit gewürdigt, ihm einen Teil des Stadionnamens zu widmen, plus eine Bowden-Statue und, und, und.

Bobby Bowdens Legende gründet hauptsächlich auf den späten 80ern und den 90ern. Die Seminoles waren über 14 Jahre stets in den Top 5 landesweit und wurden 1993 und 1999 jeweils National Champion, 99 ungeschlagen. 21 Bowlsiege für Bowden, die meisten davon in den ganz großen Bowls.

Vor allem die Rivalität mit den Miami Hurricanes gründet aus den späten 80ern. 1987 spielten beim Miami-FSU-Spiel unglaubliche 50 spätere NFL-Profis mit! 2006, kurz nach dem Oldie-Duell mit Joe Paterno im Orange Bowl, wurde Bowden in die College Hall of Fame gewählt.

Bowden hat bsp. Deion Sanders, Derrick Brooks, Walter Jones oder Antonio Cromartie herausgebracht. Nur bei Randy Moss macht er einen auf Belichick und feuerte den Mann.

Bobby, der Belichick

Neben Moss gibt es vielleicht eine weitere Parallele zum Patriots-Bill: Einen Skandal. Zwei Jahre, bevor ich an der FSU war, wurde die Footballabteilung dabei erwischt, ihren Spielern Komplettlösungen für Tests gegeben zu haben – ein Unding. Der Ruf der Noles litt, und Bobby Bowden wurden 12 Siege genommen. Statt den tatsächlichen 389 Siegen werden offiziell „nur“ 377 anerkannt – immer noch Zweiter in der Division I. Dass man Bowden auf dem Campus dafür weniger lieben würde, wäre mir nicht aufgefallen.

Daddy Bobby

Bobby Bowden ist seit 1949 verheiratet. Ergebnis: Sechs Kinder. Ein paar davon sind auch Coach geworden, der wichtigste ist Tommy. Tommy war Coach von Clemson, einem Divisionsgegner meiner Seminoles. Amis sind kreativ, und das Daddy-gegen-Sohn-Duell nennt sich „Bowden Bowl“. Bobby konnte fünf von neun gewinnen. Leider, leider trat Tommy im Oktober 2008 zurück. Einen Monat später war ich gegen Clemson im Stadion, aber leider kein Daddy/Son-Spiel miterlebt.

Bobby, der Frührentner

Am 1. Januar 2010 ging Bowden in Ruhestand. Als Achtzigjähriger. Drei Jahre jünger als sein Freund Joe Paterno. Rauschendes Lebewohl beim Bowl-Sieg gegen seine Ex-Mannschaft West Virginia, in Jacksonville. Sehr viel Pathos für einen legendären Trainer. Ich glaube, hätte die NCAA ihm nicht die 12 Siege aberkannt, Bobby Bowden hätte weitergecoacht bis zum Vierhunderter. Ist aber nicht so, daher:

Alles Gute, Bobby Bowden!

Ich bin ein Mädchen. Als ich im August 2008 über den Teich flog, wusste ich fast nix vom Football. An dem 6.9.2008 nahm mich ein Kommilitone mit ins Stadion. Die Seminoles fegten eine Mannschaft aus Carolina 69:0 vom Platz und es blieben ein paar tausend Plätze frei. Aber der alte Mann hat mein Interesse für diesen Sport geweckt. Ich war auch im Stadion, als die Noles Ende November von Tim Tebow niedergemacht wurden. Egal. Ich liebe sie trotzdem. Und Bobby Bowden. Rein sportlich, eh klar.

Am Sonntag, 8. November hatte Bobby Bowden seinen 81. Geburtstag. Ich weiß das, weil die nicht zustande gekommene Bowden Bowl an einem 8.11. stattgefunden hatte. Der Sohn gegen den Vater an dessen Geburtstag? Nada.

Wir wollten den Zweiteiler zum letzten Wochenende präsentieren. Bobby Bowden zum Einundachtzigsten, Joe Paterno zum Vierhundertsten. Life is hell, aber nachträglich gratulieren gilt hoffentlich trotzdem.

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4 Kommentare zu “Alles Gute, Bobby Bowden!

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