NFL Combine – Bitte nicht zuviel Grips

Zusätzlich zu den athletischen Tests gibt es in der Combine noch vier weitere wichtige – ich würde sagen, zumindest die ersten drei sind sogar bedeutender geworden als die athletischen Tests – Prüfungen für die NFL-Anwärter: Medizincheck, Vorstellungsgespräch, Drogentest und den Wonderlic-Test.

Medizincheck

Der ursprüngliche Sinn der Combine Anfang der 80er: Alle Teams können mit ihren medizinischen Abteilungen anreisen und die Spieler an Ort und Stelle durchchecken. Mit der Zeit sind 40yds dash usw. wichtig(er) geworden, aber mittlerweile sind Spieler so teuer, dass man in der NFL wieder mehr Wert darauf legt, dass die Spieler, die ja Investitionen sind, auch „ganz“ sind, denn es passiert nur allzu häufig, dass schon aus dem College physische Wracks kommen. Klingt böse, und ist von NFL-Seite auch böse gemeint.

Vorstellungsgespräch

Jede Franchise kann bis zu 60 Spieler in jeweils 15-minütigen Sessionen befragen, um sich einen Eindruck vom Spieler, seiner Liebe zum Spiel und seinem Wissen über das Spiel zu beschaffen. Es gibt davon zwar keine Bilder, aber bei ESPN wird sich Kultfigur Mel Kiper bestimmt wieder darüber auslassen, welche Spieler es nur mit viel Cheaten durch die Uni (bzw. überhaupt durch die High School) geschafft haben und welche Spieler keine Spielzüge lesen können.

Drogentest

Im Prinzip ist es unglaublich, aber kaum ein Jahr, bei dem kein Athlet positiv getestet wird. Man möchte glauben, es ist Combine, du stehst unter Rundum-Beobachtung und es entscheidet sich deine Zukunft – und dann bist du so beknackt und ziehst dir genau AN DIESEM TAG einen Grashalm rein! Gibt’s nicht?

Oh, doch.

Wonderlic Test

Der Test der Tests. Ursprünglich kreiert, um sich ein Bild von Top-Managern zu machen. Berühmt geworden durch die NFL Combine. Der Wonderlic-Persönlichkeitstest gilt als gutes Bewertungs-Kriterium für die Lernfähigkeit eines Spielers bezüglich NFL-Playbook.

Worum geht’s? Die Spieler haben 12 Minuten Zeit, um 50 Fragen zu beantworten. Die Ergebnisse werden nicht offiziell mitgeteilt, aber immer wieder sickern Ergebnisse von Intelligenzbestien durch, oder von Spielern, die so katastrophal abschneiden, dass man sich ernsthaft Sorgen um deren geistigen Zustand machen muss.

Harvard-Studenten schneiden generell top ab. QB Ryan Fitzpatrick (Bills) schaffte einst 48, Punter Pat McInally vor Urzeiten mal gar die 50. McInally glaubt selbst aber, dass sein Top-Ergebnis ihm geschadet hat:

“How did it hurt me in the draft? Coaches and front-office guys don’t like extremes one way or the other, but particularly not on the high side. I think they think guys who are intelligent will challenge authority too much.”

Auch das andere Extrem sorgt für Aufsehen. Als QB Vince Young vor fünf Jahren angeblich im ersten Versuch eine 6- SECHS VON FÜNFZIG FRAGEN – schaffte, wunderte man sich selbst in der auf Dummheit gedrillten NFL, wie der Mann ohne Hilfe überhaupt seinen Namen schreiben konnte.

Wer sein Wonderlic-Ergebnis in den IQ umrechnen möchte: Die Formel lautet über den Daumen gepeilt Wonderlic *2 + 60.

Schaut man sich die durchschnittlichen Wonderlic-Ergebnisse pro Position oder pro Beruf an, kommt Überraschendes zu Tage:

Offensive tackles: 26
Centers: 25
Quarterbacks: 24
Guards: 23
Tight Ends: 22
Safeties: 19
Middle linebackers: 19
Cornerbacks: 18
Wide receivers: 17
Fullbacks: 17
Halfbacks: 16

The average scores in other professions look like this:

Chemist: 31
Programmer: 29
Newswriter: 26
Sales: 24
Bank teller: 22
Clerical Worker: 21
Security Guard: 17
Warehouse: 15

Offense Tackles die besten? Fast so gut wie ein durchschnittlicher Programmierer?

Das Interesse war geweckt – ich schaute mir einen Probetest an. 20 typische Wonderlic-Fragen in fünf Minuten und hochgerechnet auf die 50. Die Fragen sind auf den ersten Blick trivial. Das Problem ist der Zeitdruck – Einteilung ist gefragt.

Freiwillige vor – Hier geht’s zum Selbsttest. [Für die Prüflinge – Achtung: Womöglich wird in den Kommentaren gespoilert.]

45, my ass.

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18 Kommentare zu “NFL Combine – Bitte nicht zuviel Grips

  1. Die Fragen sind prinzipell schon einfach, aber der Zeitdruck ist schon heftig. Mein Score: 32,5 (13/20), #10 und #11 zeitlich nicht mehr geschafft. Man merkt, dass schnelles Entscheiden gefragt ist: Nehme ich mir die Zeit für die Frage oder mache ich sofort weiter?

    Aber 45 ist schon krank. Wie macht man das? Spezialvorbereitung? 😉

  2. Ich weiß nicht, wie der Originaltest ab Frage #21 weiterverläuft, ob der Schwierigkeitsgrad in etwa gleich bleibt oder ob mehrere Zeitfresser wie die Dreisatzfrage (die überdurchschnittlich viel Zeit verbraucht im Vgl. z.B. zu Frage #1) dabei sind. Aber wenn sie sagen, x2,5 nehmen, nehme ich an, dass der Test in etwa so balanciert ist, dass man auch bei 12min für 50 bei gleicher Arbeitsgeschwindigkeit in der Zeit bleiben kann.

    Re: Vorbereitung. Es hilft natürlich, wenn man sowas schon mal gemacht hat, z.B. ein Uni-Eingangstest, der bei mir auch z.T. „wonderlich“ war.

  3. Wenn VY wirklich nur 6/50 gescort hat, wundere ich mich aber schon. Zumindest die einfachen Fragen kann man ganz schnell beantworten (dass wer den 8. Monat nicht kennt, kann ich mir kaum vorstellen, zum Beispiel) und dann sollte jeder (lassen wir mal die potenzielle englische Sprachhürde für uns Europäer außen vor) auf zumindest 15/50 Punkte kommen können.

    Mich würde mal interessieren, an welchen beiden Fragen du gescheitert bist?

  4. Oje 22,5. Ich habe mir mit der englischen Sprache schwer getan und deswegen bei den Bedeutungs-Fragen geraten. Beide Male falsch. Jetzt noch ein paar Kilo zunehmen und schon ein überdurchschnittlich intelligenter Tight End :-))

  5. @Seminole

    Flammable/inflammable? Ich muss zugeben, dass an der Stelle ein Knick in meinem Englisch war. Oder der Ironie-Detektor auf dem falschen Level.

    Ah ja, und ich glaube immer noch, dass Neiman und Nieman identisch sind 😉

  6. Neiman? Nieman? What’s the difference? Naja, für mich sahen der Punkt und das Komma zu ähnlich aus 😉 So verschenkt man in weniger als einer Sekunde 5 IQ-Punkte…

    (Je länger ich so drüber nachdenke, ferner liegt mir der Gedanke, dass der Wonderlic-Test für die NFL so geeignet sein soll.)

  7. 35 Das mit flamable und inflamable hatte ich auch falsch. Und ich bin bei den den Buchstaen kombination, sowie der Druckerfrage gescheitert.

  8. 30 Points. Buchstaben und Druckerfrage haben auch mich runtergezogen. 2x falsch und ein Haufen Zeit verbrannt.

    Der Test ist reine Einteilungssache. Wer darauf vorberietet ist und die einfachen und schnellen Fragen beantwortet, bringt es locker auf 25.

  9. Gute Idee mit dem Wonderlic Test. Mein Ergebnis: 30. Bei 50 Fragen kann ich mir vorstellen, dass es noch schwieriger ist zu entscheiden, in welche Fragen man Zeit investiert und welche sofort liegen gelassen werden.

  10. Zum Wonderlic und den klugen O-Linern hab ich gerade in Pat Kirwans Buch „Take Your Eye Off the Ball“ folgende Frage mit passender Antwort gelesen:

    Q: Do offensive linemen have to be smarter than defensive linemen?

    A: Generally speaking, defensive linemen either read and react or attack. Offensive linemen, on the other hand, have to diagnose what the offense is showing, make the proper protection calls, and then execute those changes. Those adjustments are a vital difference in the job descritpions of opposing linemen.

    I´m not a big believer in the Wonderlic test, but offensive linemen traditionally score higher on it than any other position player…by far. And it helps that offensive linemen tend to stay in school all four years; of the 53 underclassmen eligible for the 2010 NFL Draft, only four were offensive linemen – and they came out because they were all projected to be first-dound picks.“

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