Faszination College Football

Joe Paterno_Pettigano

Joe Paterno – ©Mike Pettigano/Linebacker-U

[EDIT 28. Juli 2012: Der nachfolgende Text bleibt unverändert. Besagte Welt war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch heil. Wir sollten jedoch nicht vergessen, dass sich seither grausige Dinge innerhalb der Mauern der Penn State Nittany Lions, dem Reich des Joe Paerno, herausgestellt haben, die dem College Football eine weitere ungute Note, diesmal eine sogar abscheuliche, verleihen – korsakoff.]

Man stelle sich einen schmächtigen Mann mit südländischem Äußeren vor, der im zarten Alter von 84 Woche für Woche vor meist sechsstelliger Kulisse am Spielfeldrand Teenager beim Footballspielen coacht, vor den Augen derer Eltern und Großeltern, die einst selbst unter seinen Fittichen waren.

Was für Uneingeweihte bizarr klingt, ist nur eine Episode in der ebenso spannenden, wie undurchsichtigen, wie stets aufs Neue faszinierenden Welt des College Football. College Football wie „Football an amerikanischen Universitäten“. Sehr frei übertragen: Die Unterstufe zur National Football League (NFL). Auf alle Fälle die mit weitem Abstand dominierende Talentschmiede. Ein Amateursport, wie man ihn in europäischen Landen schlicht nicht kennt. Wo sich Studenten für nicht mehr als ein Stipendium um Ruhm und Ehre prügeln – vor bis zu 110.000 Zuschauern.

Der auf den ersten Blick schwer durchschaubare Dschungel „College Football“ liest sich in Eckdaten so:

639 Unis spielen verteilt auf vier Haupt-Ebenen (Divisions) um vier Meisterschaften.

Die vier Divisions sind in insgesamt 64 Conferences eingeteilt, und nebenbei tummeln sich noch 15 Freigeister („Independents“), die keiner Conference angehören.

Die oberste Ebene nennt sich FootballBowlSubdivision und lässt sich die Besetzung des Meisterschaftsendspiels von einem Computer-Algorithmus ausspucken.

2010/11 besuchten 49,7 Millionen Zuschauer die 3547 Spiele verteilt über die vier Divisions.

Die meisten Zuschauer lockt die University of Michigan ins Stadion: 111.825. Im Schnitt. Pro Spiel.

College Football ist auch die Welt, in der vor Dekaden ein Field Goal von der EIGENEN 31yds-Linie verwandelt wurde, deren Rekordmeister 1927 zum letzten Mal den Titel geholt hat, wo in der Endzone auch andere Sträucher als Gras wachsen und an der Seitenlinie lebendige Krokodile als Maskottchen herumlaufen durften, wo eine Mannschaft mal 80 (!) Spiele in Serie verlor und in der es einst zu einem 222-0 Endstand kam, in einem Spiel, das nach drei Vierteln frühzeitig abgebrochen wurde.

Und es ist die Welt, in der die Hauptprotagonisten – Spieler und Trainer – in einem Maße verehrt werden, wie man es aus der Profiliga NFL mit Draft und Free Agency nicht kennt.

Das bringt uns wieder zurück zu unserem eingangs erwähnten 84-jährigen Mann. Die Rede ist von Joe Paterno, dem Head Coach der Pennsylvania State Nittany Lions. Penn State spielt seit 1887 Football. Und über die Hälfte der Spiele in ihrer Geschichte wurde von einem Mann gecoacht: Paterno. Eine Ode an die prägende Gestalt des Sports habe ich bereits im November geschrieben.

Weniger eine Ode, dafür ein Versuch eines umfassenden Blickes – in Salamitaktik mit nicht immer logischer Folge – auf diesen Sport und seine Eigenheiten: Upcoming, in dieser Themenwoche zum College Football. Ab morgen.

2 Kommentare zu “Faszination College Football

  1. nice, ich freu mich drauf…genauso auf den beginn der neuen season, werd mir wohl diese season espn-college pass holen

  2. Pingback: College Legende Joe Paterno verstorben | Tinneff Blog – ein "sogenannter Fanblog"

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