NFL 2011/12, TV-Guideline Week 4: Willkommen beim Wundertüten-Spieltag

Es ist soweit: Im Oktober werden die NFL-Profis wieder mit rosarot tätowierten Trikots ihre Hits austeilen – der Monat der Erinnerung an die Gefahren von Brustkrebs hat uns wieder. Oktober, das ist auch die Zeit, in der die feinen Herren der Major League Baseball nach einem dramatischen Finale der Regular Season ihre Playoffs austragen, was den engstirnigen Footballfan eher nicht so freut. Die NFL wird dieses Wochenende – im Gegensatz zum College Football, nur marginal betroffen sein (weniger Tapes von Livespielen) – für die Wochen der Conference Finals und World Series in der MLB sind Ausfälle von Übertragungen der Nachtspiele zu befürchten.

Dallas Cowboys – Detroit Lions

Sonntag, 19h LIVE bei ESPN America

Die seit Jahren für Europäer quasi „unsichtbaren“ Detroit Lions werden nun plötzlich an einem Allerweltsspieltag abseits von Thanksgiving bei ESPN America gezeigt! Eine Meldung, fast so überraschend wie die Tatsache, dass ein Team, das vor kurzem 0-16 und 2-14 Bilanzen ablieferte, selbst bei Zwanzigpunkte-Rückstand zur Halbzeit auswärts nicht die Köpfe hängen lässt, sondern die Halbzeit nützt um die dicken Hosen anzuziehen und ein 0-20 in ein 23-20/OT zu verwandeln. Das waren nicht mehr die anämischen Lions, die sich Tag ein, Woche aus, einmal in Rückstand, widerstandslos abschlachten lassen.

Die Mannschaft zeichnet in der Offense ein exzellentes Passspiel aus und QB Matt Stafford passt dieser Tage mit seiner breiten Brust in keinen 70-Zoller mehr rein. Der Mann spielt in Hochform, was angesichts seiner geringen Erfahrung und des desaströsen Laufspiels der Lions beachtenswert ist. Stafford zur Seite stehen neben dem alle überragenden WR Calvin Johnson (wohl gegen CB Jenkins) auch der nach überstandener Droppitis zurückgekehrte TE Brandon Pettigrew und WR Titus Young, der gegen die Vikings mehrere Catches mit hoher B-Note fabrizierte. Ebenso wichtig: Die schnellen Screen-Pässe auf die Running Backs.

Allerdings zeigte sich zuletzt, dass die Offensive Line der Lions gegen höherklassigen Pass Rush wohl auf Dauer eine Nummer zu klein sein wird – und mit der Defensive Line der Cowboys sowie OLB DeMarcus Ware kommt nun eine Wucht aus dem obersten Stockwerk der Wege, wo man sich vor allem um Staffords von LT Jeff Backus abgesicherte Blind Side Sorgen machen muss.

Trotz der beeindruckenden Abwehrarbeit der Cowboys wird in Dallas derzeit nur über einen Mann geredet: QB Tony Romo. Soweit nichts Neues, was aber noch vor drei Wochen vom Hocker gerissen hätte: Romo wird bewundert. Bewundert für seine beiden Comeback-Siege der letzten Wochen, die umso mehr Futter bieten, weil Romo ohne gesunde Anspielstationen und mit allerhand blauen und dunkelblauen Flecken im eigenen Rippenbereich hinter einer ganz schwachen Offensive Line spielt. Man kann drauf wetten, dass die sehr aggressive Defensive Line Detroits hier einen Mann bereits im Fadenkreuz hat…

Zumal Dallas‘ Angriff aktuell nicht nur verletzungsgeplagt, sondern ebenso ausrechenbar ist: „Ausrechenbar“ wie „katastrophales Laufspiel“ und „Passspiel primär über TE Jason Witten“. Wenigstens soll WR Miles Austin halbfit spielen können, etwas, das vergangenen Sonntag WR Dez Bryant gegen Washington versuchte und dabei mäßig überzeugend aussah. Es wird interessant sein, inwiefern die Cowboys versuchen werden, die oft im rauschhaften Verlangen nach QB-Hits und Sacks aufs Laufspiel vergessende D-Line Detroits mit vielen Carries für Jones/Chioce zu verarschen.

Völlig offenes Spiel. Für Detroit wird es vor allem ein psychischer Test, da die Situation – immer noch ungeschlagen auswärts nicht Underdog zu sein – neu ist. Dallas dagegen wird händeringend eine bessere RedZone-Offense brauchen, da Field Goals gegen die Lions nicht reichen dürften.

Green Bay Packers – Denver Broncos

Sonntag, 22h15 LIVE bei ESPN America

Beim Durchblättern der Denver Post sind mehr als Spurenelemente von Nervosität zu vernehmen. Die aseptische Offense der Broncos kommt nicht ins Rollen, die Sportbars sollen an Sonntagnachmittagen von Tebowmanie überflutet werden, doch Head Coach John Fox bleibt sich (noch) treu und belässt QB Kyle Orton in der Startaufstellung, während er zuletzt sogar bei vier (letztlich gescheiterten) Versuchen an der Goal Line auf die Scramble-Künste Tim Tebows verzichtete und sich den Groll der Fans zuzog.

Noch problematischer könnte es dieses Wochenende in der Defense werden. Obwohl die Scouts unisono begeistert vom Rookie-OLB Von Miller sind, tun sich in der RedZone große Probleme bei den Linebackers auf: Denver kann keine Tight Ends abdecken (zuletzt in Tennessee u.a. 2 TD). Da kommt Green Bays fleischgewordene Walze über die Spielfeldmitte zum ungünstigsten Zeitpunkt: TE Jermichael Finley (3 TD gegen Chicago), FB John Kuhn, TE Tom Crabtree sind alle 115kg-Bolzen, wobei Finleys Statur mich immer ratloser hinterlässt, wie dieser Mann einst bis in die dritte Runde des Drafts fallen konnte.

Oakland Raiders – New England Patriots

Sonntag, 22h LIVE bei Puls 4 und Sport1+
Montag, 16h30 Tape bei ESPN America

Das ist mal ein interessantes Matchup! Die Raiders schweben nach einem überzeugenden Heimsieg gegen die New York Jets auf Wolke 7 und bekommen nun, ebenso zu Hause, das nächste Kaliber aus der AFC East vorgeworfen, eine allerdings von der Spielanlage völlig andere Mannschaft.

Die Patriots müssen sich nach der schwachen Vorstellung in Buffalo zwei möglicherweise essenzielle Fragen gefallen lassen: Ist die Offense zu ausrechenbar? Wie schlecht kann eine Defense überhaupt spielen?

Mit TE Aaron Hernandez im Verletztenstand konnten sich die Bills darauf konzentrieren, WR Deion Branch und den laxen WR Chad Ochocinco aus dem Spiel zu nehmen – und plötzlich hingen 16 Catches und 217yds allein von WR Wes Welker ab. Eine große Vorstellung Welkers, aber aus Trainersicht möglicherweise alarmierend, weil zu unausgewogen.

Alarmierend, ohne „möglicherweise“, ist die Pass-Defense. Klar, 2011/12 gunslingert die halbe NFL 350yds-Spiele, aber was die Patriots-Abwehr, insbesondere in der Secondary, zulässt, sollte mehr als ein simples „bling“ in Belichicks Hirn auslösen. Der Pass Rush stockt noch gewaltig und CB Devin McCourty wird von sämtlichen Gegnern in gnadenloser Konsequenz angespielt und verbrannt. Immerhin: Oaklands Angriff ist nun nicht so sehr für eine allzu gefährliche Luftwaffe bekannt.

Dafür sind die Raiders gut bei Fuß und insbesondere RB Darren McFadden blüht in dieser Saison auf, macht mit seinem kraftvollen und doch leichtfüßigen Laufstil sensationelle 6,5yds/Carry und pflügte sich zuletzt 171yds durch Rex Ryans Jets-Defense. ‘Nuff said. Dumm für die Patriots: McFadden schaut aus wie ein besserer Fred Jackson. Der hat die Patriots mal eben in 17 Ballberührungen um 161yds erleichtert.

Hat alles in allem was von Wundertüte, ein Spiel, das Aufschlüsse über die Verfassung zweier als heiße Ware gehandelter Teams geben sollte. New England ist für mich leicht favorisiert, da ich QB Jason Campbell für zu einfach gestrickt halte.

(Ah ja, und ein Auge auf das Wiedersehen Richard Seymours mit Bill Belichick richten.)

Baltimore Ravens – New York Jets

Sonntag/Montag 02h LIVE bei ESPN America und Sport1+
Tape ESPNA: Montag, 18h30

Ein Jahr nach der Black’n’blue-Auseinandersetzung der beiden im Jets-Stadion kommt es zum Re-Match in Baltimore, und die schwache Jets-Darbietung am Sonntag in Oakland übertüncht die Storyline der Rückkehr von Dampfplauderer Rex Ryan an alte Wirkungsstätte. Insbesondere die Defense ließ arg Stich aus und wurde böse überlaufen. Im Verhältnis dazu quillt in Baltimores Abwehr aus allen Poren die Energie raus, vor allem OLB Terrelle Suggs entwickelt dieser Tage einen unglaublichen Zug zum Quarterback. Auch die Offense der Ravens sorgt für Denkfutter, namentlich WR Torrey Smith, dessen Sensations-Debüt auf Revis Island für interessierte Beobachtung gesorgt haben dürfte.

Trotzdem sollte man die Jets nicht zu früh abschreiben. Es ist eines der Spiele, für das ich stets wenigstens zwei Stunden für die Aufzeichnung reservieren würde: Spiele mit zwei so starken Abwehrreihen tendieren dazu, bis tief ins Schlussviertel hinein spannend zu bleiben. Ich schustere den Ravens trotz suboptimaler Offensive Line die Favoritenrolle zu, da beide Mannschaften auf enorm gute Lauf-Defenses treffen, was zusätzlichen Druck auf die Quarterbacks auflädt. Und man schwatze mir nicht auf, dass man in so einer Situation Mark Sanchez einem Joe Flacco vorziehen würde.

Houston Texans – Pittsburgh Steelers

Montag, 14h30 Tape bei ESPN America

Kulturenkampf im Reliant Stadium: Die angriffsgewaltigen Schönspieler aus Houston gegen die abgewichsten Defensivkünstler aus Pittsburgh. Beide haben am Sonntag überraschende Spiele abgeliefert: Die Texans waren trotz durchaus vorhandener Waffen unglaublich behäbig in der RedZone: Obwohl sie immer wieder dorthin vorstießen, wurden nur 33 Punkte gegen New Orleans gemacht. NUR absichtlich nicht in Gänsefüßchen gesetzt. Vier Field Goals in der RedZone rächten sich am Ende, weil die Defense noch nicht in der Lage ist, vier Viertel gegen ausgereifte, variabel spielende Offenses durchzuhalten.

Die Steelers kommen von einer Klassenfahrt ins Lucas Oil Stadium, wo sie kurzentschlossen die samtseidenen Trikots aus ihren Reiseköfferchen packten und im Vorbeigehen ein Footballspiel mitnahmen. So ähnlich fühlte sich die etwas unvorbereitet wirkende Vorstellung der Steelers gegen Indianapolis an. In Houston wird es nicht mehr reichen, wenn sich bloß die beiden OLBs Harrison/Woodley die Kante geben. Auch in der Offensive Line gibt es Probleme, nachdem die an sich schon schwachen Starter nun reihenweise auf die Verletztenliste wandern.

Fazit: Mike Tomlin dürfte seine Mannschaft besser vorbereitet ins Spiel schicken. Für die Steelers ist es kein einfaches Spiel, weil hier ein Gegner wartet, der danach lechzt, endlich einen Big Point zu holen und einen großen Namen zu schlagen.

Tampa Bay Buccaneers – Indianapolis Colts

Montag/Dienstag, 02h LIVE bei ESPN America und Sport1+
Tape ESPN America: Dienstag, 15h

Monday Night Buccs gegen Colts… da werden Erinnerungen an das fassungslose Comeback Peyton Mannings vor fast einem Jahrzehnt wach, eines der Spiele, das einen erheblichen Beitrag dazu geleistet hat, mich beim Football zu halten (Stichwort „Leaping“). Diesmal wird es kein Comeback Mannings geben, dafür gibt es ein Comeback Kid beim Gegner: QB Josh Freeman.

Keiner weiß so recht, was er von diesem Spiel erwarten kann. Indys Defensive Ends Freeney/Mathis bewiesen zuletzt Größe in der Niederlage gegen Pittsburgh, während Tampas als tackleschwach bekannte Defense RB Michael Turner brutal abwürgte (11 Carries/20yds) und Rastasman DE Adrian Clayborn nicht unwesentlich zum Zungenschnalz beitrug.

Dazu kommt, dass beide Angriffsreihen noch im Zylinder stecken. Mir fehlen die Worte, wenn ich die Colts-Offensive beschreiben soll… Nicht, weil ich sprachlos wäre: Aber ich habe zu wenig Greifbares gesehen, um das Spielsystem unter wahlweise QB Kerry Collins oder QB Curtis Painter in einem oder zwei knackigen Sätzen formulieren zu können. Bei den Buccs fällt auf, dass das Laufspiel über RB Legarrette Blount einfach nicht in die Gänge kommt.

Abseits des Spielfeldes mehren sich Zeichen von Selbstzerfleischung im Lager der Colts und auch die Autorität von Head Coach Jim Caldwell scheint angekratzt. Möglicherweise wird hier am Saisonende zur Rasur angesetzt. Tampa Bay dagegen kommen im Stimmungshoch nach dem ersten Sieg über die Atlanta Falcons seit Ewigkeiten – also eine leichte Favoritenrolle für die jungen Buccs.

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Pitt Panthers vs. USF Bulls – die big eastliche Standortbestimmung

Do/Fr 29./30.9. 02h LIVE bei ESPN America
Fr 30.9.
16h30 als Tape bei ESPN America

Heute Nacht um 02h matchen sich die Pittsburgh Panthers und die #16 South Florida Bulls, ein wichtiges Spiel, in dem womöglich eine BCS-Bowleinladung zu gewinnen ist. Pitt und USF sind neben West Virginia die drei favorisierten Unis in der Big East Conference. Vermutlich bleibt nur der Sieger im Rennen um den Conference-Titel in einer Conference, die Pitt in naher Zukunft verlassen wird und damit ganz nebenbei auch den heutigen Gegner USF in arge Nöte bringt. USF ist noch keine Marke und könnte bei einem Kollaps der Big East Conference in die Bedeutungslosigkeit versinken. Umso wichtiger ist dieses Spiel.

Pitt und USF, das ist auch das Duell zweier Coaches, die sich einst mehrfach in der Conference-USA gematcht haben und seither in größere BCS-Conferences gegangen sind: Pittsburghs Todd Graham und der etwas renommiertere USF-Coach Skip Holtz, Sohnemann der Legende Lou.

Todd Graham hat bei Pitt eine in Spurenelementen schnellere Offense installiert, die aber nur selten über mehr als drei Plays in Schwung kommt. Probleme, die bei der schwachen Offensive Line beginnen, die gegen die Fighting Irish zuletzt arge Probleme hatte und mit USF keinen einfacheren Gegner sehen wird. Dazu kommt, dass QB Tino Sunseri kein guter Werfer ist und dazu noch außerordentlich unzuverlässig, aber die einzige Alternative im Kader sitzt derzeit eine teaminterne Sperre ab. Sunseri verfügt aber über eine Waffe: WR Devin Street, ein schneller, fangstarker Mann, der auch mit Doppeldeckungen zu leben weiß.

Trotzdem bleibt das Laufspiel notgedrungen die Basis dieses Angriffs. Namentlich: Der richtig gute, variabel einsetzbare RB Ray Graham, der auch gegen Iowa stark aufspielte.

Da kommt den Panthers gerade recht, dass die eigentlich ultraaggressive Defense der Bulls im Moment etwas mit sich selbst beschäftigt ist und sich aufgrund diverser Abstimmungsprobleme auf vereinzelte Big Plays ihrer Schlüsselspieler verlassen muss.

Ich habe USFs Offense nur in Ausschnitten gegen Notre Dame gesehen. Die Offense scheint im Vergleich zum vergangenen Herbst etwas besser in Schwung gekommen zu sein, mit dem etwas unkonventionell wirkenden QB B.J. Daniels, der deutlich souveräner als früher wirkt, bisher erstaunlich fehlerfrei geworfen hat (erst eine INT) und auch flott bei Fuß ist. Es macht Spaß, Daniels zuzuschauen, wenn die Offense mal für einen oder zwei Drives Rhythmus bekommt. Dazu hat sich RB Darrell Scott mittlerweile zum Arbeitstier im Angriff entwickelt.

Pitts größte Abwehrschwäche ist die Deckung der Spielfeldmitte. Bei USF ist mir allerdings kein besonders ausgeprägter Wille, über die Mitte zu werfen, in Erinnerung, und richtig gute Tight Ends oder auch nur einen Top-Slot Receiver für die Slant-Routen gibt es im Kader nicht, nur die Waffe außen, WR Sterling Griffin.

So bleibt dies ein Spiel, das letzten Endes locker durch ein, zwei Big Plays entschieden werden kann, Turnovers, Special Teams oder auch nur ein langer Lauf oder Pass. Für mich ist es ein offenes Spiel. Ich halte South Florida für die bessere Mannschaft, aber Pitt hat den Heimvorteil und bei Nacht vermutlich auch ordentliche Unterstützung auf den Rängen im Heinz Field.

Kurt Warner – Das Erbe eines Aschenputtels

Sonntag, 3. Februar 2002, beim Zeitunglesen nach einem langen Skitag. Und was sehe ich? In der Nacht steht Superbowl XXXVI an! Nach dem Überfliegen des Artikels bleibt Klein-korsakoff ein Name im Kopf. Kurt Warner. Und der Name verschwindet so schnell nicht. Vielmehr ist er der Grund, warum ich mir das Spiel aufzeichne. Mein erstes Football-Spiel. Kurt Warner wird es verlieren. Trotzdem ist dieser Mann der Grund, warum ich zum Football gekommen bin.

Zartes Pflänzchen

Warner, Jahrgang 1971, spielte im College für die unbedeutenden Northern Iowa Panthers (Division I-AA) und hinterließ dort offenbar wenig bleibenden Eindruck. Warner wurde nicht gedraftet und im Sommer 1994 von den Packers im Vorbereitungscamp gefeuert. Warner gab daher den Footballcoach an seiner Uni und füllte irgendwo im Nirgendwo von Iowa Supermarkt-Regale auf, ehe er ab 1995 Warner dann für drei Jahre in der Arena Football League spielte, für die Iowa Barnstormers.

Die Wanderbühnenkünstler machte Warner zum zweifachen Arena-Bowl-Verlierer. Immerhin gut genug, um dem Leben als Regaljunge aus dem Weg zu gehen und von den St Louis Rams ein Probetraining zu bekommen. Warner versaute es. Dachte er. Doch der greise Head Coach Dick Vermeil, der vor Urzeiten mal die Eagles in die Superbowl gecoacht hatte, sah etwas in Warner, was alle anderen nicht sahen. Er schickte Warner erstmal im Frühjahr 98 in die NFL Europe nach Amsterdam.

Hey, der Mann ist ein Prophet!

28. August 1999. Dramatische Sekunden in St. Louis: Der QB der Looser-Truppe, Trent Green, windet sich am Boden. Die Worte des Radiokommentators dazu sind mir über die Jahre im Ohr geblieben. Selten hat jemand etwas so falsch gemeint und so richtig gesagt:

Kurt Warner, a capable backup, but certainly not what Trent Green is.

Warner war nun der Starter für die Widder. Und er machte seine Sache gut. Verdammt gut. Erste drei Spiele, jeweils drei TD-Pässe und diese unglaublichen tiefen Bälle. In Woche 5 zerlegte Warner die damals noch glorreichen 49ers mit 5 TDs. Der Aufstieg des Aschenputtels veranlasste Sports Illustrated zur berühmten Schlagzeile: „Who Is This Guy?“ Bald sollte es ganz Amerika wissen. Warner bombte die Rams zu einer sensationellen 13-3-Saison. Kreiert von OffCoord Mike Martz, stellte er mit RB Faulk, WR Bruce, WR Holt und Co. das, was man heute The Greatest Show On Turf nennt – einen so potenten und spektakulären Passangriff, dass die kleinen Rams plötzlich amerikaweite Beachtung fanden. Das Bild der gelben Widder-Hörner auf dem Spielfeld und der weißhaarigen Männer an der Seitenlinie ist prägend. Der Run endete schließlich in der Superbowl, nach einem weiteren sensationellen TD-Pass Warners zu WR Proehl im NFC Finale, dem einzigen grottigen Spiel der Offense (11-6 gewonnen). Die Superbowl XXXIV in Atlanta nutzte Warner, um mit 414yds einen bis heute gültigen Superbowl-Rekord aufzustellen. Das Spiel wurde aber durch die Defense entschieden: Letzter Spielzug, und LB Mike Jones wrestelte Titans-Receiver Kevin Dyson an der 1yd-Linie um. Rams 23, Titans 16.

Ein Jahr später war der Angriff wieder potent, die Rams scheiterten aber mit miserabler Defense schon in der Playoff-Runde eins. Herbst 2001 und Warner wurde zum zweiten Mal nach 1999 NFL MVP. Die Rams spielten so gut wie nie zuvor und nie mehr danach. 14-2, in den Playoffs sämtliche Gegner dominiert. Superbowl XXXVI, und die Rams spielten Mist. Trotz Fast-Comeback der Rams: 20-17 für die Patriots in jenem fantastischen, meinem ersten, Spiel.

In den folgenden Jahren geriet die Rams-Offense allerdings aus den Fugen. Warner wurde hinter der löchrigen Offense Line öfters abgeschossen als ihm lieb sein konnte. Im Frühherbst 2003 war der Mann nur eine oder zwei Gehirnerschütterungen vom Karriereende entfernt und wurde durch QB Marc Bulger ersetzt. Die Rams ließen ihren Sensations-QB fast so schnell fallen, wie er aus dem Nichts gekommen war. So durfte Warner im Herbst 2004 den Wegbereiter für den blassen Eli Manning geben, obwohl er für die Giants nicht mal schlecht spielte.

Und ab in die Provinz

Winter 2005: Ab nach Arizona. Wieder so ein Underdog-Team. Warner spielte unkonstant, bekam im zweiten Jahr mit dem glamourösen QB Matt Leinart wieder so einen Jungspund mit Ambitionen vorgesetzt. Doch Warner hatte auch mit 35 noch Biss und verwies Leinart schließlich im Sommer 2008 auf die Lehrbank. Der Herbst 2008 war Warners x-ter Frühling. Gemeinsam mit den WRs Fitzgerald & Boldin boten die Cards die „Greatest Show In The Desert“. Nicht so spektakulär wie die Rams-Ausgabe, aber die Cards wurstelten sich praktisch ohne Defense in die Playoffs. Und dort glänzte Warner mal wieder so hell wie zu Rams-Zeiten. Ich saß am TV und, obwohl durchaus mit Sympathien für Panthers, Eagles und Steelers ausgestattet: Ich drückte jeden verfügbaren Daumen für Warner. Nicht für die Cards. Sondern für Warner.

Als im Schlussviertel der Superbowl XLIII Fitzgerald mitten übers Feld zum Touchdown durchlief und die Cindarella-Cards in Führung gingen und Warner fast mit OffCoord Todd Haley am Spielfeldrand schmuste, tickte nicht nur Christopher D. Ryan am Kommentatorenpult fast aus. Ähnlich laut dürfte es in meiner Stube gewesen sein. Am Ende reichte es nicht zum Sieg. Trotzdem: Grandioses Spiel und grandioses Kapitel Sport. Auch dank Warner.

Im Jänner 2010 war Schluss. Nach einem phänomenalen Spiel von seiner Seite gegen die Packers wurde Warner von den Saints eine Woche später so abgeschossen, dass ihm fast sämtliche Extremitäten vom Körper gerissen wurden.

Warner Legends

Kurt Warner ist tief gottesfürchtig, was er auch bei jeder Gelegenheit zu bestätigen weiß. Das First-Things-First-Interview ist legendär. Warner hat eine geschiedene ex-US-Marine geheiratet (Brenda), einen behinderten Sohn adoptiert und insgesamt nicht den kleinsten Haushalt mit sieben Kindern und ein paar Hunden. Das alles ist nicht der Punkt.

Was mich an der American-Dream-Story „Kurt Warner“ so fasziniert: Wie viele Talente werden da draußen eigentlich verbrannt? Wenn ein völlig Unbekannter innerhalb einer Woche zum absoluten Superstar aufsteigen kann? Wie wichtig ist das Glück, dass der richtige Mann in der richtigen Situation am richtigen Platz mit dem richtigen Spielsystem ausgestattet wird? Vielleicht ist der beste Footballspieler aller Zeiten gerade irgendwo Fourth-Stringer.

Warner hat zwei ewige Underdogs in die Superbowl gebracht. Er hält die nach Passing Yards drei besten Superbowl-Performances ever. Alle drei absolute Kracher-Spiele.

Danke, Kurtl! Du gehörst in die Hall of Fame. First Ballot.

Heut‘ spielen Cowboy und Indianer (und lasst das Lasso aus dem Spiel!)

„Cowboy und Indianer“ wie „Dallas Cowboys gegen die Washington Redskins“. Da war doch mal was? Für viele NFL-Fans ist Dallas vs. Washington immer noch, trotz längerer sportlicher Mittelmäßigkeit beider Franchises, die NFL-Rivalität Nummer 1, weit vor den neumodischen Ravens/Steelers und Patriots/Colts-Begegnungen, die eher auf haufenweise Krimis auf dem Feld denn prinzipieller oder gar historisch gewachsener Abneigung gründen. Dallas/Washington, das ist ein so starkes, zerschnittenes und doch unerschütterliches Band, dass die NFL im Zuge der Conference-Neusortierung 2002 sämtliche Geographie-Logiken ins Klo gespült hat und einfach mal drauf geschissen hat, dass Dallas ein paar Kilometer westlich von St Louis liegt: Die Cowboys blieben in der NFC East, bei den Redskins.

Marc Tracy hat bei Grantland über die Rivalität zwischen Redskins und Cowboys geschrieben, und dabei taucht auch unser aller Lieblings-Rassist George Preston Marshall wieder auf. Es geht auch um Geburtshilfen im Tonstudio und zeitlos im Raum hängende Abwehrspieler.

In the end, rivalries are barely connected to contemporary reality — like everything else we pass on from generation to generation. To argue that a rivalry’s declined relevance weakens the rivalry is to misunderstand what rivalries are. Like a fourth-generation Irish-American whose favorite holiday is St. Patrick’s Day, an adherent of the Redskins-Cowboys rivalry sees his second-order attachment strengthen as the first-order attachment withers away.

Bitte lesen. Und bitte schauen.

SECession: Den Süden nach Westen erweitert

Die Texas A&M Aggies werden ab 1. Juni 2012 offizielles SEC-Mitglied #13 sein – der Quantensprung „SEC & Texas combined“ ist damit vollzogen. Es ist ein Wechsel, bei dem zwei Kulturen über ihren Schatten springen mussten. Vor allem die Kultur der SEC-Lande. SEC, das ist neben herzhaft verfeindeter Universitäten seit einiger Zeit auch unbändiger Stolz auf die eigene, provinzielle, konservative Region, wie Bryan Curtis in diesem wunderbaren Grantland-Eintrag vor ein paar Wochen schrieb:

These guys cheer for the whole conference? Yup, they do. As the Tide and their pals won five straight national championships, something happened to modern SEC fandom. The SEC fan roots for his school, of course. But he also roots for his conference, and, in an interesting, New South kind of way, his whole region. The thing historians used to call southern exceptionalism — and its first cousin on its mother’s side, southern solidarity — has been channeled into a football fight song. Chanting „S-E-C!“ is the last polite way to root for the South.

Da passt die Texas A&M University aus dem arroganten Texas erstmal nicht so wirklich rein. Die Aggies eröffnen der SEC einen großen Fernseh- und Recruitingmarkt, aber die in den letzten Jahren immer unverkennbarere Südstaaten-Mentalität der Conference ist erstmal mit etwas Frischfleisch aufgebrochen – es gibt Stimmen, die schwören, Conference und Region hätten in sich bleiben sollen.

Für Texas A&M selbst bietet der Schritt riesige Potenziale. Die Universität ist erstmal abgekoppelt vom verhassten Rivalen Texas/Austin, aus deren übermächtigen Schatten die Aggies so schnell nicht mehr hätten springen können. Außerdem bietet die SEC rund ein Drittel mehr Geld aus dem TV-Pool (18 zu 12 Mio. Dollar/Jahr). Den wichtigsten Punkt hat Miss Dosh/Business of College Sports aber in einem wunderbaren Absatz zusammengefasst:

In speaking with Aggies during my recent visit to College Station, the real value in this move isn’t in conference distributions, its in the ability to build a national brand for the school. As part of the Big 12, A&M was “one of the Texas schools.” In the SEC, they’ll be the Texas school. There’s a lot to gain from this move if the Aggies capitalize on the opportunity.

College Football 2011/12 – Roundup Woche 4, die Kurzversion (Update: Die Rankings sind da)

Heute nur ein klitzekleines Round-Up nach der Durchsicht der Bewegtbilder.

#1 Oklahoma – keimfreie Leistung beim 38-28 gegen Mizzou, das nicht so knapp gewesen sein soll wie es ausschaut (merke: „knapp“ = 10 Punkte-Sieg).

#2 Lousiana State – ein dominanter Auswärtssieg in West Virginia. Möglicherweise lassen sich etliche Voter finden, die LSU nun an #1 setzen, nachdem sogar QB Jarrett Lee mal eine fehlerfreie Partie spielte und die Laufdefense einfach furchterregend aussieht.

#3 Alabama – Arkansas war nicht unterirdisch, aber die Crimson Tide waren mit RB Trent Richardson voraus richtig gut, verbrannten die Hogs immer wieder durch schnelle Pässe; die Defense walzte sämtliches Laufspiel nieder und zerbröselte immer wieder mit massivem Pass Rush die Pocket der Hogs.

#4 Boise State – lockerer, recht fehlerarmer 41-21 Heimsieg über die offensivstarken Tulsa Golden Hurricane. Einzig das träge Laufspiel der Broncos macht leichte Kopfzerbrechen (2.9yds/Carry).

#5 Stanford – war spielfrei.

#6 Wisconsin – Russell Wilson wird in der Heisman-Liste nur weiter nach oben rücken. Erneute fehlerarme Vorstellung gegen einen inferioren Gegner.

#7 Oklahoma State – wird mit einem großartigen Comeback im Kyle Field langsam ernst genommen werden müssen: Die Cowboys holten 17pts auf und gewannen nach einer lahmen ersten Halbzeit 30-29 gegen Texas A&M.

#8 Texas A&M – wird aus dem BCS-Titelrennen ausscheiden. Man muss sich Sorgen um das Nervenkostüm dieser Mannschaft machen, die mit dem erstaunlich beweglichen QB Ryan Tannehill einen furiosen Start hinlegte, dann aber in Halbzeit zwei zusammenklappte. Mike Sherman hat da eine gefährliche Mannschaft beisammen – trotz allem – die um voll genommen zu werden mal einen überzeugenden Sieg gegen einen wirklich starken Gegner brauchen wird.

#9 Nebraska – lockerer Auswärtssieg in Wyoming.

#10 Oregon – die Ducks schießen sich gerade den Frust von der Seele und punkten nach Belieben gegen alles, was ihnen in die Quere kommt. RB LaMichael James mit 288yds Rushing (!) gegen die Arizona Wildcats, Oregon mit sechs Lauf-TD und zwei Pass-TD, machte weit über 450yds rushing und siegte 56-31.

#11 Florida State – so schnell kann eine Saison den Bach runtergehen. Eine Woche nach der hart umkämpften Heimniederlage gegen Oklahoma ein 30-35 gegen Clemson und das vermutliche Runterpurzeln in den Rankings. Hauptproblempunkt (wie unter der Woche skizziert): Das Laufspiel, das hinter dieser Offensive Line nicht in Gang kam. Immerhin machte DE Björn Werner eine kuriose INT, als QB Tajh Boyd ausrutschte und die Kontrolle über den Ball verlor, der in hohem Bogen direkt in Werners verdutzte Arme flog.

#12 South Carolina – Vanderbilt 21-3 geschlagen.

#13 Virginia Tech – bleibt ungeschlagen, aber kein WOW-Faktor weiterhin. Nächste Woche: Clemson.

#14 Arkansas – Tyler Wilson brauchte meistens zu lange, um unter diesem Druck werfen zu können. Als Wilson schnell warf, lief die Offense phasenweise. Allerdings konnte ohne permanente Entlastung durch das Laufspiel der Rhythmus nicht allzu lange gehalten werden. Die Defense zeigte sich überraschend solide, 38 kassierte Punkte sind eigentlich nicht verdient.

#15 Florida – es war „nur“ Kentucky, aber ein 48-10 mit einem derart gleichmäßig starken Laufspiel (über 400yds) wird dafür sorgen, dass man die Gators schneller als gedacht wieder wird ernst nehmen. Dürfte in den heute erscheinenden Rankings bereits vor Florida State sein und damit wieder die #1 im Sonnenscheinstaat.

#16 West Virginia – kassierte besagte Niederlage gegen LSU und muss sich nun darauf konzentrieren, die Big East zu gewinnen. Für das BCS-Titelrennen wird man nicht mehr in Frage kommen.

#17 Baylor – QB Robert Griffin jr. scort sich derzeit einen ab: Mal wieder fünf Touchdowns, diesmal gegen Rice. Griffin nach drei Spielen: 13 TD, 0 INT. Baylor wird eher steigen, denn fallen in den kommenden Rankings.

#18 South Florida – trieb beim 52-24 gegen UTEP den Score hoch. Überzeugend war vor allem QB BJ Daniels (202yds passing, 130yds rushing), während auch der viel diskutierte RB Scott (87yds rushing) langsam in Schwung zu kommen scheint.

#20 TCU – 55-13 gegen FCS-Konkurrenz. Für Boise State ist es enorm wichtig, dass sich die Horned Frogs in den kommenden Wochen Respekt verschaffen.

#22 Michigan – beim Brady-Hoke-Spiel gegen dessen alte Uni San Diego State war QB Denard Robinson mit gewohnt offenen Schuhlitzen zu über 200yds am Boden unterwegs. Lockeres 28-7 gegen SDSU.

#23 USC – ganz böse Auswärtsniederlage für die Trojans in Tempe: Arizona State gewann 43-22, u.a. dank einer hanebüchenen INT von QB Barkley, die über das ganze Spielfeld zum TD zurückgetragen wurde.

#24 Illinois – mühte sich redlich, aber am Ende ein wenig überzeugendes 23-20 gegen Western Michigan. Das Passspiel sah furchtbar aus, die Offense unrhythmisch und Ron Zook wird Probleme haben, die Fighting Illini dauerhaft in den Rankings zu halten.

#25 Georgia Tech – beim Spiel zweier Unis, die sich einst den National Title teilten, war Georgia Techs Option-Offense die bessere und überlieg UNC gnadenlos. GT könnte in der Coastal Division durchaus eine nicht zu unterschätzende Komponente für Virginia Tech sein.

Sonst so: Notre Dame ist nach dem 15-12 gegen Pitt 2-2 und könnte mit dem verbleibenden Schedule durchaus 8-4 bis 10-2 gehen, aber das Spiel war keine Offenbarung. Nur ein einziger Drive zeigte so was wie stimmiges Timing zwischen QB Tommy Rees und seinen Anspielstationen, der Rest war inakzeptabel, auch dank vieler Strafen. Pitt dagegen hat ein Offensivproblem, aber dass QB Tino Sunseri nicht die Lösung auf Jahre hinaus sein würde, wussten wir bereits.

Speaking of the Rankings…

Update: Die Rankings sind da. Stellvertretend quick hits zum AP Poll:

LSU wird wie oben leise vermutet an #1 gerankt. Oklahoma fällt trotz Heimsieg über die vor nicht allzu langer Zeit noch gerankten Mizzou Tigers. Oklahoma State an #5. Oregon ist schon wieder an #9, mit einem allerdings weiten (unmöglichen?) Weg in die Top-2.

Floridaist schon #12,South Florida#16. Florida State der große Verlierer nur noch an #23.

Weiters abgefallen: Texas A&M von #7 an #14, Arkansas von #14 an #18 (überraschend wenig weit runter), West Virginia von #16 an #22.

Das Coaches Poll sieht etwas anders aus: #1 Oklahoma, #2 Alabama, #3 LSU, #4 Stanford, #5 Boise State.

College Football 2011/12, Week #4 am Samstagabend

 

[08h27] Stat zum Aufwachen: In Hawaii sind erst 37 Minuten gespielt und die Bilanz von QB Bryant Moniz liest sich gegen UC Davis so: 30/44 Pässe komplettiert, 424yds, 7 (!) Touchdowns, 0 INT, 5 Läufe für 50yds.

[01h18] Ein Upset in Champaign, wo sich Illinois am Ende knapp 23-20 gegen Western Michigan durchsetzt. (Achtung, es folgt Spoiler Oklahoma State/Texas A&M)

Texas A&M verschenkt seine Siegchance mit einer INT im letzten Drive (1:31 vor Schluss), verliert daheim 27-30. Es war eine zweifach abgefälschte INT. Eigentlich eine unglaubliche Niederlage nach einer 20-3 Halbzeitführung. OSU mit einer furiosen zweiten Halbzeit, insgesamt 91 (!!) Offensiv-Spielzüge und hätte sogar einen weiteren TD gescort, hätte WR Blackmon (121yds, TD) nicht einen sichere TD in die Endzone zum Touchdown gefumbelt. OSUs QB Weeden mit 60 Passversuchen, 47 Completions, ziemlich krasse Zahlen. Damit wird A&M aus dem BCS-Meisterrennen ausscheiden, ich bin gespannt, wie lange Oklahoma State da drin bleiben wird. Ihre eigentlich schwache Defense hatte in der zweiten Halbzeit gute Zahlen.

[01h03] UPSET in Clemson: QB Clint Trickett wird beim 4th down gesackt. Clemson Tigers 35, Florida State Seminoles 30. Hmmm. Was hatte ich unter der Woche über die Offensive Line der Seminoles geschrieben? (Laufspiel, Fumbles, Sacks?)

FSU wird die Rankings hinunterpurzeln und braucht nun Schützenhilfe, um inder ACC eine Finalchance zu haben. So kann man innerhalb von zwei Wochen von BCS-Titelkandidat zu nichtmalsicher-ACC-Finalist werden. Clemson dagegen ist 4-0 und erzielt mit einer totgesagten Offense VIA PASSSPIEL mehr als 30 Punkte/Spiel!

[00h56] Das 4th down scheitert. Florida State braucht immer noch einen Touchdown zum Sieg.

[00h54] Dramatik in Clemson: Die Tigers sind in RedZone-Nähe, stehen bei 35-30 und 4th and 1  vor der Entscheidung auszuspielen oder Field Goal. 2:53 to go. (Clemson hat bereits ein Field Goal verkickt)

[00h45] Illinois 23, Western Michigan 20, 8:14 to go. Sie haben die Endzone tapfer verteidigt.

[00h40] Ich bin jetzt rübergewechselt zu Illinois – Western Michigan. Illinois steckt bei 20-20 in der RedZone. Unglaublich, was für kleine Brocken da in der Front Seven der Broncos arbeiten. Das sind 1,50m kleine 180kg-Bolzen, die sich mit Händen und Füßen wehren.

[00h31] Während in Tuscaloosa die Messen längst gelesen sind, ein Blick auf andere Felder: In Clemson führen die Tigers nun 35-23, nachdem die FSU mal wieder ein langes Big Play via Luftweg aufgegeben haben. In Champaign schenken sich Illinois und Zwerg Western Michigan nichts: 20-20. UPSET-Alert!!

[00h20] Florida State verkürzt in Clemson auf 23-28 und der Touchdown-Fänger WR Rahaun Green soll lt. Twitter mit einem Brummschädel bezahlt haben. Scheint mit voller Wucht Helm voraus in die Backsteinmauern hinter den Endzonen gekrach zu sein.

[00h11] „Drüben“ bei Eurosport 2 hat #Illinois (AP #24) alle Mühe, sich gegen Zwerg Western Michigan zu behaupten, ging eben Mitte drittes Viertel 17-13 in Führung. Illinois hat Probleme mit Turnovers, verwertet kaum 3rd downs und auch Nathan Scheelhaase habe ich schon bedeutend lokerer gesehen.

[00h05] Alabama 38, Arkansas 14. Sargnagel. Alabama hat eine variable, wenn nötig in Ansätzen explosive Offense.

[00h02] Hightower mit dem zirka fünfunddreißigsten Tackle des Tages rammt beim 4th and 1 den gegnerischen Fullback um. Das Momentum war nicht lange gen Hogs gedreht.

[23h51] Alabama 31, Arkansas 14. Ich kann keine Anzeichen erkennen, dass dieser Score das Spiel nochmal spannend machen wird, aber er war trotzdem bemerkenswert. Während QB Tyler Wilson nach dem wiederholten grenzwertigen Hit seine Knochen im Gras zusammenklaubt, pflückt WR #11 Cobi Hamilton einen trotz aller Widrigkeiten exzellent geworfenen Ball aus der Luft.

Viele der Hits gegen Wilson an der Grenze zu late hits. Allerdings könnten die Hogs diese vermeiden, indem sie endlich mal schneller werfen würden. Wilson bekommt heute viele Spielzüge vorgeworfen, die lange in ihrer Entwicklung brauchen und entsprechend nicht schmerzfrei bleiben.

[23h47] In Clemson hat übrigens DE Björn Werner, unser deutscher, verheirateter Freund, eine Interception gemacht und über 25yds ind die Endzone gemacht. Noch mal zum Notieren: Defensive End Werner mit einem INT-Return zum Touchdown! FSU liegt nur noch 17-21 zurück.

[23h40]  Das Spiel ist nach einem langen Lauf in die Endzone des fantastischen RB Trent Richardson nach quickem gelupften Pass über die linke Seite gegessen. Arkansas lässt sich auch von PR #4 Marquis Maze an der Nase herumführen, kassierte einen Punt-Returntouchdown über 83yds und danach einen weiteren langen Return. Alabama führt 31-7.

[23h09] Halbzeit Alabama 17, Arkansas 7. Ein INT-Return nach einer Fehlverständigung zwischen QB Wilson und seinen Receivern hat das Spiel erstmal weit geöffnet. Die Hogs haben – wie vermutet – mittlerweile große Probleme, längere Drives hinzulegen, da alle Bemühungen, das Laufspiel in Gang zu bekommen, zertrümmert wurden (inklusive Versuche, mit End Arounds ein Überraschungsmoment einzubauen). Alabama wirkt souverän, noch nicht bis an die Limits ausgetestet.

[22h50] Florida State in Nöten, liegt in Clemson 10-21 zurück. Clemson mit drei TD-Drives dieser Güteklasse:

7 plays, 80 yds in 2:36
8 plays, 77 yds in 3:35
9 plays, 79 yds in 3:43

Sieht nicht gut aus für die Seminoles.

[22h45] Alabama 10, Arkansas 7. Viel Stoff zur Beobachtung: Instant Replay wird immer mal wieder lächerlich gemacht, indem klar ersichtliche Dinge folgenlos bleiben. Ein Beispiel: Richardson hatte 2yds vor der Endzone das Knie am Boden, streckte seinen Arm in Endzone und fiel hinein. Die Refs gaben keinen TD, platzierten das Ei aber an der 0,5yds-Line. Review. „Ruling stands“, was heißt: Kein Touchdown. Aber kein Mensch kommt auf die Idee, den Ball vom falschen 0,5yds-Platz zurückzuplatzieren auf die (mindestens) 1,5yds-Line. Bleibt letztlich folgenlos, weil Arkansas’ Defense einen Goal Line Stand hinlegt, den ich ihnen nicht zugetraut hätte.

Was weiters auffällt ist, wie aggressiv die Defense der Hogs zu Werke geht, meistens sieben, acht Mann an die Line of Scrimmage postiert und auch im Pass Rush enorm viel Druck gen McCarron zustande bekommt.

[22h30] Stichwort „360°-Footballer“. Um mal von „Blitz Pickup“ zu sprechen: 12:51 im zweiten Viertel, RB #3 Trent Richardson lässt einen Linebacker in vollem Lauf abtropfen (und macht unmittelbar danach einen 20+yds-Lauf). Zwei Plays später bewacht Richardson McCarrons Pocket, erkennt die Probleme, macht einen Schritt rechts raus, nimmt einen kurzen Pass auf und macht daraus einen 15yds-Pass zum 1st down. Kompletter Running Back einer einzigen Minute erklärt.

[22h28] Meine Glaskugel sagt ärgere Probleme für Arkansas voraus: Gegen Alabama wird man nicht ewig so eindimensional spielen können, aber das Laufspiel der Hogs sieht bislang hoffnungslos aus, wird ausnahmslos im Backfield abgewürgt und bringt null Entlastung. Derweil läuft der unglaublich gebaute LB Dont’a Hightower (1,93m, 118kg und pfeilschnell) langsam warm, prügelt Wilson auf einem Blitz zwei kleine Erinnerungsflecken in die Rippen und wrestelt im Anschluss einen Running Back von hinten um, um das 1st down zu verhindern.

[22h23] In Clemson scheint Florida State alle Mühe der Welt mit den beiden Top-WR der Tigers zu haben: Hopkins/Watkins haben alle 6 Bälle für 111yds bisher gefangen, 14-10 Führung für Clemson nach einem Viertel.

[22h17] Alabama 7, Arkansas 7. Die Super-Aktion Adams’ bleibt nicht unbelohnt, obwohl die Hogs die Angewohnheit zu besitzen scheinen, QB Tyler Wilson erstmal 15yds hinter die Anspiellinie scrambeln zu lassen, ehe ein komplizierter Ball geworfen wird. #8 Wilson zeigt sich recht überlegt und besitzt – typisch für Petrinos Quarterbacks – eine Kanone von Arm, feuert rattenscharfe, tiefe Bälle, die schwer zu verteidigen sind, selbst von 6-Mann-Defensive Backfields der Crimson Tide, die in der Abwehr bereits verletzungsbedingte Ausfälle zu beklagen haben (LB C.J. Moseley out for the game)

[22h09] Zeit, WR #3 Joe Adams zu huldigen. Arkansas’ Receiver wird links draußen angespielt, zurückgedrängt, läuft ca. 10yds hinter der Line of Scrimmage quer übers Feld und holt ein unglaubliches 1st down. Eine wirklich spektakuläre, großartige Aktion von Joe Adams.

[21h52] Jetzt zeigt ESPN America das Alabama/Arkansas-Spiel, in dem Alabama eben 7-0 in Führung gegangen ist. Tyler Wilson ist nun dran.

[21h48] Ich bin gerade etwas verwirrt, weil bei ESPNA das Big-12-Duell Texas A&M vs. Oklahoma State flimmert. Aber ein geiler Beginn: Ein Option-Spielzug, QB Ryan Tannehill behält das Ei und sprintet in erstaunlich athletischer Manier vertikal das Feld runter und hängt sämtliche Defensive Backs ab. Touchdown, Kyle Field explodiert, Texas A&M 7, Oklahoma State 0.

Pittsburgh Panthers – Notre Dame Fighting Irish

[21h29] Notre Dame gewinnt das Spiel mit einem QB-Sneak bei 4th down, der um zirka 3cm lang genug ist. Die Entscheidung hat den bitteren Nachgeschmack, dass absolut nicht erkennbar war, wo der Ball gelegen war. Egal. Endstand ND 15, Pitt 12.

Es war ein insgesamt unansehnliches Spiel. Beide Angriffsreihen kassierten immer wieder hanebüchene Strafen und hatten kaum Rhythmus. Pitt versuchte, zwischen Shotgun und traditioneller Aufstellung zu switchen, war aber meistens nur dann effizient, wenn man RB Ray Graham mit schnellen Pässen bediente.

Bei den Goldhelmen überzeugte dagegen mal wieder nur die Defense, während der Angriff auch unter QB Tommy Rees nicht in Schwung kommt. Löbliche Ausnahme war der Drive zum Sieg-Touchdown, wo plötzlich mit schnellen Pässen auf TE Tyler Eifert zwischen die Zonen von Linebackers und Safetys ein überlegenes Matchup gefunden wurde und Rees Ball um Ball an den Mann brachte.

Für Notre Dame wartet nun mit Purdue ein Durchschnaufer, dann kommen mit Air Force und USC zwei happige Gegner, ehe der Schedule nur noch Stanford zum Abschluss der Saison bereithält. Riecht nach mindestens 8-4, vielleicht 10-2 für Notre Dame, die aber dringend eine überzeugendere Offense brauchen, wenn sie ernst genommen werden wollen.

[21h18] Pitts QB Tino Sunseri antwortet mit einem recht smoothen Drive, ehe er den Rückwärtsgang einlegt und einen leicht vermeidbaren Sack kassiert. Pitts Offense erholt sich von dem Schock nicht mehr und wird 2:24 vor Schluss in Nähe der Mittellinie gestoppt. Ein Timeout für Pitt, ein 1st down reicht Notre Dame.

[21h03] Plötzlich…

…schaltet Notre Dame in einen pass-only-Modus.

…stimmt das Timing zwischen QB Tommy Rees und den Anspielstationen.

…komplettiert Rees JEDEN Ball (7/7)

…macht TE Eifert Touchdown und 2pts-Conversions

…führt Notre Dame 15-12

…hörst du von Urban Meyer kein Wort mehr, wie idiotisch der Einsatz von Eifert denn ist.

Okay, Meyer lechzt immer noch vor und nach jedem Passspielzug nach WR Michael Floyd, der seit dem ersten Drive vor drei Stunden keinen Ball mehr gesehen hat. Aber genau Eifert, der noch vor einer dreiviertel Stunde Gegenstand von Meyers Kritik am Offensivsystem der Fighting Irish war, macht sämtliche wichtigen Catches plus Conversions in diesem Drive.

[20h55] Ist mir über die Jahre nie so aufgefallen: Das Parkplatzareal am Stadion in Pittsburgh ist in etwa so groß wie an der kleinen Talstation unseres Skigebiets.

[20h45] Kuriose Szene in Pittsburgh: RB #1 Ray Graham macht mit einem geschickten Cut nach Screen-Pass ein 1st down, wird gestoppt und stapft halb gezwungen, halb forciert zwei Schritte zurück, ÜBER die gelbe Linie. Unter Buhrufen des Publikums wird Graham das 1st down aberkannt – korrekte Ref-Entscheidung. Im nächsten Play wird Graham ziemlich klar ersichtlich vor der gelben Linie gestoppt, die Refs legen den Ball aber rund ein Yard weiter vorne ins Gras und vergeben das Konzessions-1st down.

[20h30] Dayne Crist blickt an der Seitenlinie verzweifelt aus der Wäsche. Wäre das ein Heimspiel für Notre Dame, Crist wäre längst zu unngunsten Rees’ reinrotiert worden.

[20h23] Ein Beispiel für die Handwerker auf diesem Spielfeld: Pitts WR #15 Street ist bei 3rd down auf einen tiefen Ball trotz Deckung in der Situation, einen einfachen 40yds-Raumgewinn zu machen. Street lässt den Ball recht ungelenk durch die Handschuhe flutschen, der Drive ist zu Ende.

[20h15] Pitt 12, Notre Dame 7. Begeisterungsfähig war der Drive nicht, der einen Roughing the punter-Strafe brauchte, um am Leben zu bleiben. Am Ende riskieren die Panthers mal was, spielen per QB-Sneak ein 4th-and-1 nahe der Goal Line aus, dann ist der ewige, 19 Spielzüge lange Drive drin.

[20h03] Pitt 6, Notre Dame 7. Das Spiel ist eingangs des dritten Viertels immer noch ästhetisch fragwürdig, aber die Defenses gefallen über weite Strecken mit Disziplin, dosierter Aggressivität und gutem Tackling, sind am ineffektivsten, wenn die Offenses diverse Formen von Option-Spielzügen ausführen.

[19h16] An der RedZone ist es passiert. Rees unter Druck mit einem Ball, der locker vom Defensive Back per Reinrennen in die Route gefangen werden kann. An der Seitenlinie fletscht der entmachtete Ex-Starter Dayne Crist die Zähne.

[19h11] Pitt schickt immer mal wieder einen blitzenden Linebacker gen Tommy Rees. Rees wirkt dadurch verunsichert und wirft gerne hochriskante Bälle in die Deckung hinein. Bisher wurden sämtliche Interceptions fallen gelassen.

[18h53] Zeitgleich zu einem ziemlich einzigartigen Freistoßtreffer in München bricht im Heinz Field Notre Dames RB Jonas Gray (unser Fumble-Gray aus Woche 1) rechts durch, lässt einen Safety mit einem simplen Move aussteigen, kriegt einen guten Block und bringt Notre Dame die Führung: 7-3.

[18h32] Guten Abend. Nach einema langen Tag wartet noch ein paar Stunden College Football auf uns. Derzeit bei ESPN America: Pittsburgh Panthers – Notre Dame Fighting Irish, mit dem unkonventionellen, nicht überzeugenden ND-QB Tommy Rees.

College Football 2011/12, Woche 4 TV-Guideline (Update)

(Update: Eurosport 2 sendet nicht wie aufgelistet Minnesota – North Dakota State, sondern Illinois – Western Michigan/danke an die Kommentatoren Little Piccolo & Maurizio)

Im College Football hat sich dieser Tage einiges beruhigt, was den Sturm um Conference-Wechsel angeht: Die Pac-12 hat verkündet, mit dem Status Quo nun doch zufrieden zu sein, was wiederum das Fortbestehen der Big 12 erstmal sichert und auch die Köpfe in der Big East rauchen damit bissl weniger (Zuschauermagnet East Carolina aus der C-USA soll um Aufnahme angefragt haben). Ganz sind die Szenarien, die hier im Blog von Seminole und Gamecock diskutiert wurden, aber noch nicht vom Tisch, Stichwort SEC-Suche nach dem 14. Team und Egomanie der University of Texas, die für ein Fortbestehen in der Big 12 auf Geld und Privilegien zum Teil womöglich wird verzichten müssen.

Woche 3 Recap

Die Florida State Seminoles sind nach einer hart umkämpften Heimniederlage gegen die Oklahoma Sooners (meine Beobachtungen zu jenem 13-23 habe ich gestern dargelegt) aus dem BCS-Titelrennen ausgeschieden, können sich aber auf den Hut schreiben, auf dem richtigen Weg zu sein. Oklahoma dagegen hat endlich mal ein richtig überzeugendes Statement-Spiel abgeliefert, auch wenn mir bei QB Landry Jones immer noch die gewisse Aura abgeht.

Beide Universitäten müssen nach dem spannenden, intensiven Duell in Tallahassee nun gegen nicht ungefährliche Konkurrenz nachlegen: #11 Florida State bei den #21 Clemson Tigers, die dem ewig anmutenden Erfolgsrun der Auburn Tigers mit einem ebenso klaren wie verdienten 38-24 VIA LUFTWEG ein Ende bereitet haben, #1 Oklahoma daheim gegen die Missouri Tigers, die ihnen in der vergangenen Saison eine deftige Abreibung verpasst hatten. Beide Spiele werden wir leider bei ESPN America nicht zu sehen bekommen. Ebenso maximal im ESPN Player: Das Duell der Offensivmaschinen #4 Boise State und Tulsa, und #22 Michigan gegen San Diego State, wo Wolverines-Headcoach Brady Hoke auf seine alte Mannschaft trifft.

Zu dem, was ESPNA und Eurosport 2 am Wochenende so zeigen.

Freitag, 23. September 2011

Cincinnati – North Carolina State (17h30 bei ESPN America)

Das Spiel, das unter dem Motto “Homecoming” von Wolfpack-Headcoach Tom O’Brien in seine Heimtstadt Cincinnati ausgetragen wird. Beide Teams stehen bei 2-1 Siegen, wenn auch die N.C. State Wolfpack ihr wichtigstes, das ACC-Spiel gegen Wake Forest, verloren haben. NC State muss diese Saison nach dem Rausmobben von QB Russell Wilson (nun Wisconsin) mit recht rundumerneuerter Offense spielen und wirkte bisher nicht sonderlich „rund“, war sehr lauflastig (98/94 Lauf/Pass).

NC State vertraut bisher vor allem auf seine knüppelharte Defense, die viele Turnovers macht, und das sagenhafte Fumble-Glück: Neun von elf in drei Spielen herumhüpfenden Eiern wurden von den Wolfpack aufgenommen – eine Bilanz, die über kurz oder lang gen .500 tendieren wird.

Samstag, 24. September 2011

BYU – Central Florida (12h30 bei ESPN America)
College GameDay (15h LIVE bei ESPN America)
Pittsburgh – Notre Dame (18h LIVE bei ESPN America)
Alabama – Arkansas (21h30 LIVE bei ESPN America)
Illinois – Western Michigan (21h30 LIVE/25.9. 9h Tape bei Eurosport 2)
West Virginia – Louisiana State (02h LIVE/25.9. um 13h Tape bei ESPN America)
Arizona State – USC (05h30 LIVE/30.9. als Tape bei ESPN America)

BYU wurde vergangenes Wochenende im sog. „Holy War“ böse, böse, böse abgeschlachtet und verlor im eigenen Stadion 10-54. Zehn zu vierundfünfzig. Die schlimmste Heimpleite ever. Und das ausgerechnet gegen den Erzfeind, ausgerechnet zu Beginn des hochgejubelten Gangs in die Unabhängigkeit. Dabei waren die Coogs eine Halbzeit lang recht solide, ehe sie im dritten Viertel den in den self destroy mode schalteten und sich immer müder wirkend wehrlos abschlachten ließen. Mit UCF kommt nun eine weitere fiese Defense nach Provo, die vor zwei Wochen bereits Boston College nach allen Regeln der Kunst ausschaltete. UCF ist allerdings noch etwas unbeständig, verlor unglaublicherweise letzten Samstag gegen die kleinen Florida International Golden Panthers. Die Partie riecht nach einem trägen Spiel, in dem beide Teams versuchen werden, ihr Laufspiel in Gang zu kriegen. Over/under zirka 18 Punkte. Oder so.

Die Livespielserie hat es in sich. Um 18h aus dem Heinz Field: Pittsburgh Panthers gegen Notre Dame Fighting Irish. Notre Dame verlor dank unzuverlässiger Offenses bereits zwei Spiele, aber Verneigung vor deren Defense: Die Goldhelme verfügen über eine Front Seven, die sich sehen lassen kann und Laufspiel für gegnerische Angriffsreihen ziemlich obsolet werden lässt. Pitt ist in den Tagen, in denen die Uni den Abgang gen ACC verkündet hat, nun ausgerechnet eine Mannschaft, die unter dem neuen Coach Todd Graham primär mit Laufspiel daherkommt (RB Ray Graham macht 5,3yds/Carry).

#3 Alabama vs. #14 Arkansas ist ein wichtiges SEC-West-Duell. Vor einem Jahr hatten die Crimson Tide ihre liebe Not mit Arkansas, nachdem sich die Hogs erst nach dummen Interceptions des damaligen QB Ryan Mallett im Schlussviertel geschlagen geben mussten. Großes Mismatch, das mir von diesem Spiel in Erinnerung geblieben ist: Bamas Laufspiel rannte nach Belieben über die Hogs drüber (RB Trent Richardson machte über 10yds/Carry, Bama insgesamt 227yds Rushing). Nun bringt man mit Richardson und Eddie Lacy ein brandgefährliches RB-Duo daher.

Neu sind auch die Quarterbacks auf beiden Seiten: Währendman über Arkansas’ Tyler Wilson bisher nur vom Hörensagen Positives vernimmt, durfte man Bamas A.J. McCarron bereits gegen Penn State beobachten: Ein Mann, der durchaus Ingredienzien besitzt, mehr als nur der Buchhalter aus dem Hinterzimmer zu sein. Auf Wilson lastet erheblicher Druck, da das Laufspiel der Razorbacks in dieser Saison verletzungsgeschwächt ist – und wie gut Bamas Defense ist, sah man bereits gegen Penn State.

Interessant ist auch die Kommentatorenpaarung von CBS: Verne Lundqvist/Gary Danielson haben die SEC sosehr im Blut, dass sie auch über die Strumpfhosenfarbe der Spielerfreundinnen zu erzählen wüssten.

Das Nachtspiel #16 West Virginia#2 Louisiana State – Hut ab vor LSU, bei so einem SEC-Spielplan Oregon und WVU zusätzlich in den Schedule aufzunehmen! – ist ein Kampf der Kulturen: Die Mountaineers haben sich unter dem neuen Head Coach Dana Holgorsen rasch daran gemacht, eine Identität als offensivgewaltige Pass-Mannschaft aufzubauen: Zuletzt beim 37-31 Spektakel gegen Maryland warf man fast 400yds und spielte konsequent mit großem Erfolg eine schnelle Hurry-Up-Offense durch.

Was die neue Angriffsstärke wert ist, wird sich in diesem Spiel zeigen, denn die LSU Tigers sind der ultimative Test. Meine Fresse, es scheint, als müsse ich Abbitte leisten, nachdem ich LSUs Abwehr als „stark“ bezeichnet habe. Diese Defense war in den Auftaktwochen mehr, sie war meisterwürdig, würgte nach der Sensations-Offense der Oregon Ducks (deren Negativ-Leistung in diesem Spiel mit der schieren Macht von LSU im Nachhinein in ein besseres Licht gerückt wird) auch den starken Option-Laufangriff von Mississippi State ohne Erbarmen ab und das Eindrucksvollste: Obwohl nicht die allerspektakulärste Unit, spielt sie Down für Down konsequent, leistet sich keine Fehler und zwickt damit jeden Angriff und seinen Rhythmus ab. Bisher waren es primär laufbasierte Angriffe, mit West Virginia kommt die erste pass first-Mannschaft – den Eindrücken zur Folge wird das LSU wurscht sein.

Selbst ist man offensiv ein durch und durch mittelmäßiges Team, das drei Viertel braucht um in Gang zu kommen, aber wer braucht mit so einer Defense mehr als eine Offense, die Turnovers vermeidet?

Das Frühstücksspiel (Kickoff 5h30 MESZ) ist ein Pac-12-Spiel, Arizona State Sun Devils vs. #23 Southern California Trojans. Für USC ist es das erste Auswärtsspiel der Saison, nach drei mehr oder minder schaumgebremsten Heimsiegen. Bisher lautete die Erfolgsformel QB #7 Matt Barkley zu WR #2 Rashaun Woods, Catch, Touchdown. Was anderes brauchte USC noch nicht und ich bin mir nicht sicher, wie es aussehen wird, wenn man stärker auf das Laufspiel setzen muss. Da hilft es zu wissen, dass man gegen die Sun Devils die letzten zwölf Spiele samt und sonders gewonnen hat. Für ASU ist das Spiel vor allem deswegen wichtig, weil man sich als zumindest zweitbeste Mannschaft der Süd-Division (hinter USC) sieht – weil USC nicht im Pac-12 Endspiel antreten darf, jedoch bereits die vermeintliche dritte Kraft Utah bereits besiegt hat, bietet sich hier vor eigenem Publikum eine ganz besondere Chance.

Sonntag, 25. September 2011

Georgia Tech – North Carolina (8h bei ESPN America)
Minnesota – North Dakota State (9h bei Eurosport 2)
Texas A&M – Oklahoma State (10h30 bei ESPN America)

(Update: Achtung, Minnesota – NDS wird NICHT als Tape gezeigt!) Bei Minnesota steht Head Coach Jerry Kill im Zentrum des Interesses. Kill war vor zwei Wochen während eines Heimspiels zusammengeklappt: Epileptischer Anfall. Unter Mucksmäuschenstille und begleitet von Scharen betender Spieler wurde Kill ins Spital gebracht, wo er drei Tage später erneut einen Anfall hatte – Minnesota war sich seiner Krankheitssituation bewusst gewesen, hatte dies in Kauf genommen. Scary, aber Kill ist schon wieder zurück, mitten im Stress des Coachens – bei Eurosport 2 am Sonntagvormittag gegen den FCS-Zwerg North Dakota State.

Was soll man zu #25 Georgia Tech vs UNC, beide 3-0, sagen? Viele Pässe wird es nicht geben: Die Tar Heels scheuen sich so gut es geht, den unerfahrenen Grünling QB Bryn Renner das Spiel in die Hand zu drücken (70 Passversuche). Da können die Gelbjacken von Georgia Tech nur müde lächeln: Unter Paul Johnsons fabulöser flexbone triple option offense wird hier gelaufen, bis sämtliche Grashalme durchgetreten sind: 163 Läufe zu 33 (!!) Pässen in drei Spielen. 427yds rushing PRO SPIEL. QB Tevin Washington ist einer, der mir aus der vergangenen Saison nicht in bester Erinnerung geblieben ist, scheint heuer aber wenigstens auf Fehlerminimierung getrimmt worden zu sein: 60,4% Completions, 7 TD, zero INT. Washington läuft nicht so elegant wie Vorgänger Josh Nesbitt, doch bisher reichte es gegen inferiore Konkurrenz zu 59.3 Punkten/Spiel. Mit UNC kommt nun eine der besten Defenses der FBS daher.

Top-Duell um 10h30 ist aber die Partie #8 Texas A&M Aggies vs. #7 Oklahoma State Cowboys, ein Offensiv-Freudenfest aus dem verrückten Kyle Field und ein Spiel, das in der Vergangenheit oft viele Punkte und enge Entscheidungen in den letzten Minuten brachte. Die Aggies sind als Team noch etwas profillos, wollen in ihrem vermeintlich letzten Jahr Big 12 in eine BCS-Bowl, die Cowboys gehören zu den Top-Offenses (408yds Pass/Spiel, 193yds Lauf/Spiel) und haben sich vergangenes Wochenende auch nicht von einer mitternächtlichen Partie in Tulsa abschrecken lassen: Wetterbedingt musste dieses Spiel drei Stunden zurückverlegt werden. Kickoff-Zeit: 0h16 Ortszeit. Null Uhr sechzehn. Die Fotos gibt es bei ESPN.com.

Ein bisschen Bedenken hätte ich ob der plötzlichen Fehleranfälligkeit von QB Brandon Weeden (6 INTs in drei Spielen), solange jedoch WR Justin Blackmon über 100yds/Spiel und seinen tagtäglichen Touchdown und RB Joseph Randle 6.1yds/Carry und zwei TD/Spiel machen, dürfte die optisch wunderschöne Offense der Cowboys nicht allzu weit vom Kurs abkommen. Wobei… Sarkasten sähen Blackmon auf dem absteigenden Ast nach dem schlechtesten Spiel seiner Karriere in den sonntäglichen Morgenstunden von Tulsa: 7 Catches, 57yds, 1 Touchdown. Noch Fragen?

Dienstag, 27. September 2011

Arizona – Oregon (11h30/28.9. um 16h30 bei ESPN America)

Die #10 Oregon Ducks sind nach der verheerenden Auftakt-Vorstellung gegen LSU wieder auf dem Weg der Besserung und haben bereits wieder einen Schnitt von mehr als 50 Punkten/Spiel. Der option-lastige, sehr schnelle Angriff ist auch in Spurenelementen wieder zurück und zuletzt machte auch RB LaMichael James wieder seine obligatorischen 204yds in einer einzigen Partie. Als recht überzeugende Alternative hat sich auch der Freshman RB DeAnthony Thomas angeboten, der gleichermaßen als Ballträger, wie als Returner und Ballfänger überzeugt. Dazu scheint im Passspiel zwischen QB Darron Thomas und den vielen neuen Wide Receivers das Band immer enger zu werden.

Die Arizona Wildcats treffen auf die dritte Top-10 Mannschaft in Serie und haben zwar ihrerseits einen überzeugenden Quarterback (Nick Foles), aber ein desaströses Laufspiel und eine poröse Defense. Erinnert alles ein wenig an das Spiel in der letzten Saison zu Thanksgiving, als Arizona eine Halbzeit lang ordentlich mithalten konnte, ehe man am Ende 34 Punkte in der zweiten Halbzeit und eine deftige 29-48 Klatsche abkassierte.

Mittwoch, 28. September 2011

Kentucky – Florida (14h bei ESPN America)

#15 Florida scheint auf dem aufsteigenden Ast zu sein, QB John Brantley wirkt vergleichsweise richtig souverän in der Pocket, der Star der Mannschaft ist aber der charakterlich etwas unkoschere RB Chris Rainey, der sowohl im Lauf-, als auch im Passspiel doppelt so viele Yards wie der teamintern Nächstbeste aufweisen kann. Es gibt durchaus Anzeichen zu glauben, dass die Gators sich ein enges Duell mit South Carolina liefern werden, wenn es um den Einzug in das Endspiel der SEC geht.

NFL 2011/12, TV-Guideline Week 3

Die Grippe scheint überstanden, und auch wenn die Serie “Saisonvorschau” leider nach 25/32 Teams, 24476 Wörtern und mit noch 242 Minuten auf der Uhr abgebrochen werden muss – sorry, PuNISHA, aber es gibt noch ein wenn auch unwichtiges Lebens außerhalb der Footballwelt – so wird es weiterhin die Vorschau auf die im TV empfangbaren Spiele geben.

Dabei bleiben beim TV-Programm diesmal einige interessante Spiele außen vor. Ärgerlich ist u.a. dabei, dass PULS4 und Sport1+ leider keinen Versuch zur Differenzierung von ESPN America unternehmen und allesamt ESPN-Spiele senden. Mal wieder. Und mal wieder dominiert Black’n’blue-Football aus der NFC.

Buffalo – New England. Die Bills haben am Sonntag eine phänomenale Aufholjagd bestritten, inklusive fünf Touchdowns in der zweiten Halbzeit, und eines Sieg-Drives am Rande des Wahnsinns, mit 4th down conversions in engste Doppeldeckungen hinein, und Emotionen auf den Rängen, da stand die Gänsehaut nicht nur wegen eklatanter Erkältung raus. Es wird gemunkelt, dass QB Ryan Fitzpatrick schnell ein neuer Vertrag untergejuxt werden soll, bevor er unbezahlbar wird. Nun wartet die erste „richtige“ Standortbestimmung.

Denn New England wird als nicht einzubremsende Offensivmaschine hochgejubelt – wir hatten Annäherndes ja erwartet – allerdings scheint mir speziell beim Chargers-Spiel der Fakt völlig unterzugehen, dass die Patriots durchaus zu knacken gewesen wären: San Diego verzockte sich dreimal punktelos in der RedZone und hätte Tolbert nicht den Fumble gemacht und New England direkt im Anschluss das Pendel gedreht…

Dazu erleben die Patriots derzeit das Oregon-Ducks-Phänomen: Aufgrund der sagenhaft schnellen No-Huddle-Offense werden in der gegnerischen Defense haufenweise Verletzungen vorgetäuscht. Eine Unsitte, die kaum nachzuweisen und daher auch nicht strafbar ist.

Minnesota – Detroit wäre ein weiteres durchaus vorzeigbares Spiel gewesen. Zusätzlich zur Unfähigkeit, klare Führungen nach Hause zu bringen, waren die Vikings auch zweimal sehr unrhythmisch in der Pass-Offense. Detroit hatte zu Beginn gegen die Chiefs durchaus Probleme, das Laufspiel zu stoppen und seine eigene Luft-Armada in Schwung zu bekommen. Für Minnesota dürfte die Angriffsstrategie klar „Laufspiel“ lauten, da die Lions sich hierbei deutlicher verwundbar zeigten und McNabb gegen Pass Rush (Lions-Stärke) generell große Probleme hat.

Jacksonville – Carolina ist das direkte Aufeinandertreffen der beiden hochbezahlten Rookies: Blaine Gabbert für Jacksonville, wo man erwartet schnell die Idee mit Luke McCown aufgab, Cameron Newton für Carolina, dessen tiefe Würfe erstaunlich sind. Muss ich meine Meinung bezüglich Newton 180° ändern? Ich habe Newton geschätzte sieben, acht Mal in Auburn gesehen. Der Mann wirft deutlich besser als damals, das können die vielen INTs, die paar horrend ungetimten Würfe und die ungestüme Vorstellung in der RedZone gegen Green Bay nicht verdecken. Sieht bis dato weder nach West Coast Offense noch nach allzu großen Konfusionen für Newton aus – und das ohne Unterstützung durch das erstaunlich pomadige Laufspiel. Carolina hat neben diesem noch eine andere, eklatante Schwachstelle: Sie sind nicht in der Lage, Laufspiel über die Mitte zu verteidigen. Nun kommt RB Jones-Drew des Weges…

Schließlich noch Tennessee – Denver, wo beide Teams ihre ersten Siege eingefahren haben. Tennessee mit einer wurfgewaltigen Offense ohne viele Carries für RB Chris Johnson (den wichtigsten Spielzug durfte Backup Ringer bestreiten). Die Broncos dagegen können sich zum Patentamt begeben in Sachen „coolste Lösung einer QB-Kontroverse“: QB Kyle Orton als Starter behalten, QB Tim Tebow als Wide Receiver aufgestellt. Nun kehren dutzende hochkarätige Verletzte zurück.

Sonntag, 25. September 2011

Philadelphia Eagles – New York Giants

19h LIVE bei ESPN America und Sport1+ (Tape ESPNA: 28.9./11h30)

Ein Spiel, da werden Erinnerungen an das zweite Miracle of the Meadowlands wach, wenn auch diesmal der Austragungsort ein anderer ist. Hauptdarsteller von damals: QB Michael Vick, der nach einer Gehirnerschütterung fraglich ist (aktuell als „questionable“ gelistet, wie auch Backup Vince Young) und nach menschlichem Ermessen schon von Anstands wegen nicht eingesetzt werden sollte. Eventuell wird Third Stringer Mike Kafka zu seinem Einsatz kommen, Kafka sah nicht so übel aus.

Für die Giants wird es vor allem darauf ankommen, die Blaupause der Atlanta Falcons weiterzuspinnen, die da lautet: Furztrockenes Laufspiel, mit der Combo Jacobs/Bradshaw. Es könnte sich rächen, dass man TE Kevin Boss hat ziehen lassen, da sich die Eagles mit ihrer schwachen Linebacker/Safety-Verbindung als sehr anfällig gegen Tight Ends gezeigt haben – Tony Gonzalez zuletzt mit sieben Catches und zwei Touchdowns. Auf alle Fälle dürften die Giants daran interessiert sein, Passspiel so lange wie möglich nur dosiert einzusetzen – die Eagles haben gefährlichen Pass Rush und gute Coverage gegen die #1 und #2-Anspielstationen.

Chicago Bears – Green Bay Packers

22h LIVE bei ESPN America, Sport 1+ und Puls 4 (Tape ESPNA: 29.9./11h30)

Die gute Nachricht voraus: Nick Collins scheint ohne bleibende Schäden davongekommen zu sein, seine Saison ist allerdings vorüber. Collins war am Sonntag beim Versuch, RB Jonathan Stewart zu tackeln, von Stewart mit dem Knie am Helm getroffen worden und der Nacken würde übel zusammengebogen. Da läuft dir die Eiseskälte über den Rücken, so ungeschützt das Genick in solchen Momenten einer Wucht ausgesetzt ist.

Zum Spiel selbst: Da war doch mal was? NFC-Finale 2010/11, anyone? Es ist die Begegnung, in der im Winter QB Jay Cutler enteiert wurde, von Fans, Medien und Profikollegen. Während Cutler davon eher unbeeindruckt zu sein schien, gehört OffCoord Mike Martz dieser Tage splitterfasernackt durch das Internet getrieben, so unsinnig seine Spielzugauswahl am Sonntag in New Orleans war. 52 Pässe, 11 Läufe, ein Cutler, der hinter einer wackeligen Line ein ums andere Mal abgeschossen wurde und nach dem Spiel wieder seinen traurigen, resignierten Blick ins Leere drauf hatte.

Entsprechend schlecht ist die Stimmung dieser Tage in Chicago: Martz steht vor dem Abschuss, im Hintergrund lauert bereits ein anderer Schlampian – der ebenso nicht detailversessene Mike „Bleistift“ Tice. Sollte Martz Cutler weiterhin mit 5WR-Sets und tiefen Passrouten hinter dieser Line zum Abschuss freigeben, erwartet man für spätestens Saisonmitte den Coordinator-Wechsel.

Gegen Green Bay dürfte selbst Martz schlau genug sein, sein Ego unten anzustellen und von allzu krassem Passspiel abgehen, auch wenn Green Bays Secondary aktuell etwas geschwächt aussieht: CB Tramon Williams ist nicht wirklich fit, CB Charles Woodson ließ sich am Sonntag trotz zweier INTs ein ums andere Mal von Steve Smith verarschen und zeigte, dass er als Freelancer mittlerweile deutlich besser aufgehoben ist.

Die Story abseits des Feldes ist die langjährige Rivalität zwischen beiden – mit Geschichten darüber kann man Bücher füllen, einen Anriss davon gab es bereits im Jänner zu lesen: Hier entlang.

Indianapolis Colts – Pittsburgh Steelers

02h LIVE bei ESPN America (Tape ESPNA: 26.9./18h30 und 29.9./13h30)

NBC dürfte kotzen, dreimal diese Colts in Sunday Night Football senden zu müssen (einmal können sie via Flex Scheduling rausoptieren). Ohne QB Peyton Manning ist diese Mannschaft in der Offense so verloren wie wir es angenommen hatten, der als Notnagel aus dem Ruhestand geholte Kerry Collins fiel bisher nur als Butterfinger (vier Fumbles in zwei Spielen) auf und die Offense liegt irgendwo zweieinhalb Meter unter der halbgefrorenen Erde begraben.

Für Pittsburgh dürfte es ein Spiel im Schongang werden, auch wenn Indys Defense immerhin Spuren von Leben gezeigt haben soll: Ein großartiges Duo an Pass Rushers aus DE Dwight Freeney/DE Rob Mathis und eine Defensive Line, die eine solide Basis für eine gute Lauf-Abwehr bilden soll. Könnte gegen die Offensive Line der Steelers interessant werden…

Auf der anderen Seite riecht das Spiel schon ganz leicht nach einem Shutout für Pittsburgh, auf alle Fälle kaum vorstellbar, dass die Colts – eine völlig unvorhergesehene Entwicklung innerhalb einer Woche mal als Unmöglichkeit dahingestellt – großartig viele Punkte aufs Tablett legen werden, zumal ich im hoffnungslosen Mismatch Colts-Offenseline vs. Steelers-Passrush ca. sieben Sacks, drei Fumbles und fuffzehn Hits erwarte.

Montag, 26. September 2011

Beide Aufzeichnungen klingen nach Leckerbissen, während das Nachtspiel immerhin eine weitere interessante Standortbestimmung in einer gepflegt auf den Keks gehenden NFC East darstellt.

New Orleans Saints – Houston Texans

14h30 als Tape bei ESPN America (auch 30.9./10h)

Freunde der gepflegten Passfestivalwochen haben in Erwartung dieses Matchups bereits jetzt feuchte Augen in Erwartung zweier 450yds-Performances der Quarterbacks Drew Brees (Saints) und Matt Schaub (Texans). Beide Offenses haben noch dezente Probleme, ihre Laufspiele durchgedrückt zu bekommen, wobei man bei den Texans zum jetztigen Zeitpunkt auch nicht allzu optimistisch auf den Sonntag blicken dürfte: RB Arian Foster plagt sich noch mit Leistenproblemen.

Tampa Bay Buccaneers – Atlanta Falcons

16h30 als Tape bei ESPN America (auch 30.9./12h)

Das Aufeinandertreffen der beiden Comeback-Quarterbacks vom Wochenende. QB Josh Freeman, ein persönlicher Favorit, gegen QB Matt Ryan, auch so ein persönlicher Favorit. Vergangene Saison erlebten wir zwei Spiele, die die Falcons optisch dominierten, nur um beide Male durch einige Big Plays der Buccs gegen Spielende arg ins Schwimmen zu kommen und fast noch die Partien abzuschenken.

Für Tampa könnte diese Saison gefühlt eine lange werden, da das Laufspiel über RB Legarrette Blount nicht wirklich effizient in die Gänge kommt und WR Mike Williams eine Aversion gegen physische Cornerbacks entwickelt hat. Ob man sich Woche für Woche auf den brillanten Freeman verlassen wird können?

Dallas Cowboys – Washington Redskins

02h LIVE bei ESPN America und Sport 1+ (Tape ESPNA: 27.9. um 18h30)

Zwei Teams, die gut in die Saison gestartet sind, die letzten Zweifel jedoch noch ausräumen müssen. QB Tony Romo zeigte sich eine Woche nach dem Kollaps gegen die Jets von seiner toughen Seite, legte mit Rippenprellungen über 400yds hin (fast 200yds in den letzten Minuten) und drehte das Spiel gegen die 49ers – allerdings steht hinter Romos Einsatz am Montag eben wegen jener Verletzung noch ein dickes Fragezeichen. Bei Washington ist QB Rex Grossman im Fokus, der mir zu viel über den grünen Klee gelobt wird: Grossman und „konstant lange Drives hinlegen“ wird wohl nicht mehr zusammenkommen.

Nun kommt mit der Cowboys-Defense ein bärenstarker Test und eine Urgewalt im Pass Rush. Man sollte es eigentlich nicht mehr extra erwähnen müssen, aber was OLB #94 DeMarcus Ware da Woche für Woche aufs Spielfeld zaubert, ist beachtenswert und verdient Anerkennung. LT Trent Williams wird seine Reifeprüfung ablegen müssen, um Washington in diesem Spiel eine Chance zu geben.

Nachtrag: Herrmann/vierviertel.wordpress.com hat wieder den Notizblock gezückt, beginnend mit Beobachtungen zu Buccs-Vikes und Bears-Saints.

Florida State nach dem geplatzten Titeltraum

Wie erwartet haben die Florida State Seminoles das gehypte Heimspiel gegen #1 Oklahoma verloren, 13-23, und sind damit mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem BCS-Titelrennen rausgefallen.

Es war ein spannendes, intensives Spiel, nicht hochklassig, aber immer wieder eingestreute sensationelle Spielzüge auf beiden Seiten, abgefälschte Interceptions, wundersame 3rd down conversions in Dreifachdeckungen und diese stundenlang in der Luft hängenden 50yds-Bogemlampen von QB Landry Jones auf WR Kenny Stills. Oklahoma sei hier aber nicht das Thema. Für die FSU war es keine vernichtende Niederlage, die Vorstellung eine, auf der sich aufbauen lässt.

„Aufbauen“ aber nur, solange die Offensive Line besser wird, die den Quarterbacks meistens nicht allzu viel Luft zum Atmen gab und das Laufspiel killte: Diese Line wurde innen immer wieder zerbröselt von Defensive Tackles der Sooners, die keine erhöhte Speichelproduktion bei Scouts hervorrufen. Für das Laufspiel war das insofern tödlich, weil die Running Backs der Seminoles recht opportunistisch spielen und meistens nicht mehr Yards machen als es die Blocks zulassen.

Quarterback E.J. Manuel hat mich eher enttäuscht, ein recht unrhythmischer Werfer, der keine fünf Bälle in Serie werfen kann ohne einen fürchterlichen Pass ins Niemandsland zu werfen. Da war der Backup Clint Trickett mit seinem Raketenarm IMHO deutlich überzeugender, wobei Trickett im Vergleich zu Manuel immobil wie eine Scheibe Toastbrot ist – sollte Trickett gegen Clemson hinter dieser Line starten müssen, erleben wir ein Sack- und Fumble-Festival.

Im Passspiel fiel auf, dass den Seminoles bei allen Dutzenden Wide Receivers und Tight Ends eine klare #1 abgeht: Der Freshman Rashard Greene ist gut für gelegentliche spektakuläre Big Plays zwei Kilometer das Feld runter, während Jarrett Haggins zwar für den einen oder anderen artistischen Catch gut ist, aber nicht konstant Drives am Leben erhält. Ein Stoßgebet in den Himmel für WR Kenny Shaw, der in einer brutalen Kollision zwischen zwei Defensive Backs böse ausgeknockt wurde. Und just nach diesem Knockout wirkte der Pass-Angriff hilfloser denn je zuvor.

In der Defense fiel vor allem das Feuer auf, mit der diese Unit spielte – Mark Stoops scheint einen guten Job gemacht haben, die Gruppe auf die Offense von Bruder Bob einzustellen: Eine sehr disziplinierte Vorstellung, teilweise extrem aggressiv wirkend, aber nicht überaggressiv die großen Plays aufgebend.

Die Defensive Line war ganz zu Beginn etwas überrumpelt, nach dem ersten Drive wurde sie aber dominanter, rotierte munter zwischen drei Handvoll Ends und Tackles durch und man kann es ohne Deutschtümelei schreiben: DE Björn Werner war der Auffälligste von allen. Ich maße mir nicht an, der große Defense-Line-Versteher zu sein, aber Werner machte ordentlich Dampf und hatte mehrfach die Schiedsrichter nicht auf seiner Seite (Holding-Strafen!!) – sogar beim Sack gab es Holdings, das im Übrigen von den Refs übersehen wurde. Neben Werners Power erblasste sogar der massiv Buzz kriegende DE Brandon Jenkins, dem einige einen hohen Draftpick zutrauen. In der zweiten Reihe fiel am meisten LB Christian Jones auf, ein schneller, quicker Mann, der kaum einen Tackle verpasst.

Das Backfield fand ich trotz der Big Plays von WR Stills überzeugend. Den #1-Cornerback Mike Harris kannte ich bisher noch gar nicht und Harris machte IMHO einen überragenden Job – sprechen wir hier über den unbekanntesten, aber besten Cornerback der Seminoles?

Die viel mehr gehypten Greg Reid und Xavier Rhoades ließen beide je einen der langen Flugobjekte gen Kenny Stills zu. Der Safety #20 LaMarcus Joyner spielt eine recht aggressive Rolle als Freelancer, ist häufig in der Nähe der Line of Scrimmage und in Blitz-Geschichten involviert, scheint in der Deckung das eine oder andere Mal noch nicht wirklich auf der Höhe zu sein. Ansonsten: Saubere Leistung, nur 199yds gegen Landry Jones’ Armada einzufangen.

Zusammenfassend wirkte Florida State im Angriff etwas halbgar, dafür hat die Defense im Prinzip bis auf wenige Plays rundum überzeugt. Das ist keine LSU-Defense, die in 60 Minuten keinen Fehler macht, aber eine Defense mit Upside, die sich im Verhältnis zum Vorjahr nur noch verhältnismäßig selten verarschen lässt.

Mit ein bisschen mehr Glück bei den Ref-Entscheidungen und vor allem einem richtigen Top-Wide Receiver hätte Florida State dieses Spiel womöglich gewonnen.

NFL-Woche 2, 2011/12: 19h-Spiele im RedZone Channel (Update Jamaal Charles)

Ich bin seit Tagen etwas angeschlagen, daher kein Liveblogging dieses Wochenende, an dem es den Gamepass zum Gratis-Test gab. Ich habe mal reingezappt und nach anfänglichen technischen Problemen mich schließlich vom „RedZone“-Kanal berieseln lassen. Ich mag solche Konferenzschaltungen nicht, weil man nach den Spielen praktisch erkenntnislos ins Bett geht. Was positiv ist: Man ist immer am Puls des Geschehens und in 3h praktisch keine Schaltung in die Werbung.

Detroit Lions 48, Kansas City Chiefs 3. In der Anfangsphase schienen die Chiefs mit variablem Laufspiel und End Arounds recht gut ins Spiel zu kommen (6 Läufe, 65yds, TD, 98yds rushing im ersten Viertel), aber spätestens nach der Verletzung (Knie?) von RB Jamaal Charles war es um Kansas City geschehen. Und zwar so sehr, dass ESPN.com zwischendurch einen Blogeintrag online hatte, der recht wenig zurückhaltend mit einer Entlassung von Todd Haley spekulierte.

Die Lions hatten lange Zeit Probleme, ihre 3rd downs zu verwerten, als sich ihr maues Laufspiel rächte und viele Pässe incomplete waren. Ab dem Moment, ab dem sich TE #85 Tony Scheffler in der Zone zwischen Safety und Cornerback durchsetzte und einen sehenswerten 38yds-Touchdown machte, war das Spiel gegessen. Während sich auf der einen Seite Matt Cassell Fumbles um Interceptions leistete, marschierte Detroit immer und immer wieder in hervorragender Feldposition startend das Feld runter, und zwar fast immer rein auf die Pass-Combo QB Stafford/WR Calvin Johnson vertrauend.

(Update 23h59: Man hatte es vermuten müssen, so wie die Bewegung aussah. Jamaal Charles wird mit hoher Wahrscheinlichkeit für die restliche Saison ausfallen.)

Tennessee Titans 26, Baltimore Ravens 13. Flacco leistete sich eine hirnlose INT im Schlussviertel, abschließend kickte Baltimore in der RedZone bei 10-23 mit sieben Minuten auf der Uhr ein Field Goal. Wer so mutlos ist, gewinnt keinen Blumentopf. Dagegen war Tennessee recht kreativ, ließ bei 4th down und 1 in der RedZone einen Lauf über außen spielen, mit RB Ringer! Nicht Johnson.

New York Jets 32, Jacksonville Jaguars 3. Jacksonville hat angesichts der hilflosen Offense QB Blaine Gabbert ins Spiel geworfen und erste Impressionen sammeln können. Die Jets auch nicht gerade berauschend, mussten sich lange Zeit mit Field Goals und guter Defense begnügen.

Pittsburgh Steelers 24, Seattle Seahawks 0. Zum Spiel kann ich nichts beisteuern. QB Ben Roethlisberger wurde zwischendurch übel zusammengebogen und man musste sich ernsthafte Sorgen um sein Knie machen. Roethlisberger kehrte aber zurück.

New Orleans Saints 30, Chicago Bears 13. Vom ESPNA-Spiel habe ich praktisch nichts gesehen. Weil die Saints mit den rattenscharfen tiefen Bällen von QB Brees aber bald führten, musste Chicago früh mit dem Werfen beginnen. Resultat: Cutler brachte 19 von 45 Bällen an den Mann, zehn davon an RB Forte. So eindimensional gegen die mäßige Defense der Saints?

Carolina Panthers 23, Green Bay Packers 30. Die Story des Tages ist mal wieder QB Cam Newton, der sich zu fassungslosen 426yds gunslingerte. Am Ende allerdings auch mit 3 INTs. Ich bin allerdings insbesondere bei Newtons tiefen Bällen überrascht, wie genau sie die Abnehmer finden. Das sah in Auburn etwas anders aus. Letztendlich war Carolinas Defense hoffnungslos, als QB Rodgers sich in der Pocket gefunden hatte.

Washington Redskins 22, Arizona Cardinals 21. Auch hier ein wildes Schlussviertel. WR Fitzgerald brachte die 21-13 Führung mit einem langen Touchdown, wo Fitzgerald ca. 30m keinen Verteidiger in der Nähe hatte. QB Grossman dirigierte die Redskins zurück, ehe am Ende ein Fumble der Cardinals das Spiel entschied. Überraschend die vielen leeren Plätze im Stadion.

Indianapolis Colts 20, Cleveland Browns 27. Wir wissen nun, dass auch das Publikum in Indianapolis laut und deutlich buhen kann.

Minnesota Vikings 20, Tampa Bay Buccs 24. Meine Rübe, wie viele Führungen wollen die Vikings noch verschenken? Letzte Woche ein 10-0, heute ein 17-0! Unter Tampas Comeback war ein Onside Kick-Call früh im dritten Viertel, dazu aber auch eine INT gegen QB Freeman in der EndZone. Dass Minnesota trotzdem verlor, kann man dem extrem unrhythmischen Passspiel der Vikes zuschreiben. Ist Donovan McNabbs Zeit tatsächlich abgelaufen?

(Edit: Habe nachträglich das Ergebnis ausgebessert. MIN machte natürlich ein FG in der zweiten Hälfte.)

Buffalo Bills 38, Oakland Raiders 35. Das Spiel des Tages. Kein Witz. Die Bills waren bereits 18 Punkte zurück, verschossen ein Field Goal, ehe RB Fred Jackson mit einem Energieanfall – einem fantastischen Lauf – den Input zu einem fulminanten Comeback gab. Es gibt wenige Franchises, es geht kaum ein Heimpublikum, dem ich solche – mit Verlaub – geilen Siege mehr vergönne als Buffalo. Im Schlussdrive verwertete Buffalo ein 4th down mittels eines Catches von WR Jones in Doppeldeckung, der Touchdown 14sek vor Schluss war ein einfacher, WR Nelson in der Mitte bei einem Slant weit offen. Der letzte Spielzug war eine Hail Mary in die Endzone, die CB #25 Da’Norris Searcy abfing.

NFL 2011/12, TV-Guideline Week 2: Reminiszenzen an eine Vergangenheit, in der 250yds noch was wert waren

Die NFL-Auftaktwoche hat einen Trend der letzten Jahre fortgesetzt, ach was, explodiert: Quarterbacks, so viele Quarterbacks, da läuft der Waschraum bei ESPN im Jahr des Quarterbacks vor feuchten Höschen über. Vom fröhlichen Gunslingertum in Green Bay über die laserscharfen Flacco-Bälle zu den Passfestivals in Chicago, Arizona und Miami – da läuft man Gefahr, schon zu Beginn der Saison sämtliche Superlative zu verbrennen. Wenn QB-Giganten wie Grossman und Kolb 305yds respektive 309yds machen, wenn ein Cameron Newton zum NFL-Debüt 422yds und ein Chad Henne mal eben 416yds aus dem Handgelenk schnackeln, wenn 335yds-Tage für QB Rivers nur noch Mittelmaß und 419yds-Tage für QB Brees nur noch mit Schulterzucken hingenommen werden, wer horcht dann noch ernsthaft bei 517yds für QB Tom Brady auf?

Da passt es wie Arsch auf Eimer, dass am Sonntag sechs wohltemperierte Luftangriffsmaschinen gegeneinandergematcht werden, alle mit namhaften Quarterbacks an der Front. Bei den zu erwartenden zirka 300 Wurfversuchen und 4000yds Passspiel eignet sich auch ein Blick auf das neue Total Quarterback Rating von ESPN, dessen vom geschätzten Kollegen footballissexbaby errechnete Korrelation +0,57 (für die Top-20) mit dem traditionellen Pass-Rating in Woche 1 schwächer war als es meine ermatteten Augen angenommen hätten (beziehen wir alle 33 Werte von Woche 1 ein, sinkt die Korrelation RAPIDE noch weiter ab, was am krassen Gefälle der ESPN-Berechnungsskala liegt).

Woche zwei in der NFL steht bei ESPN America aber auch unter dem Motto “Reminiszenzen”. Wir haben eine Serie an Spielen, deren Pregame-Hype sich um Erinnerungen an die Vergangenheit bauen lässt – schöne Erinnerungen, aufregende Erinnerungen, aber auch hässliche.

Sonntag, 18. September 2011

New Orleans Saints – Chicago Bears

(19h LIVE bei ESPN America/Tape am 23.9. um 13h30)

Die erste Reminiszenz geht an das NFC-Finale 2006/07, als eine knochentrockene Bears-Defense das Aschenputtel Saints im Schneegestöber ziemlich übel abwürgte und uns damit die hässlichste Superbowl der letzten Jahre bescherte. Während die Saints im Kern in der Offense immer noch die gleiche Mannschaft wie damals besitzen, haben die Bears im Laufe der Jahre mehrere Wandel durchgemacht und sind heute ein im Vergleich zu damals grundverschiedenes Team – Cutler statt Grossman, Wurfgewalt statt Bodenwaffe.

Vergangene Woche war Chicago vor allem in der Pass Protection deutlich besser als erwartet und die paar Schnipsel, die ich gesehen habe, zeigten einen QB Jay Cutler, der es sichtlich genoss, ohne Stress werfen zu können und entsprechend eine Handvoll messerscharfer Bälle das Spielfeld hinunterzujagen bzw. den explosiven RB Matt Forte zu bedienen wusste – ein, zwei durchaus mögliche Interceptions (1x gegen einen Safety in der Endzone) waren auch dabei.

Cutler soll im dritten Jahr endlich mehr Verantwortung übernommen haben, ein Umschwung, der wenn ich den lokalen Zeitungen glauben darf erst möglich wurde, als man den sehr lauten C „Captain“ Olin Kreutz rausgeworfen hatte. Dieser Kreutz war eineinhalb Jahrzehnte das Sprachrohr der Offense gewesen – und ist nun, erraten, ein New Orleans Saint (hey, zweites Wiedersehen!).

Mit den Saints hat Kreutz das Auftaktspiel knapp, aber verdient in Green Bay verloren. Ich kann die Kritik an QB Drew Brees trotzdem nicht fassen, da Brees IMHO eine fulminante Vorstellung geboten hat und wenn irgendetwas, dann besser denn je wirkte und das, obwohl sein #1-Mann WR Colston ziemlich pulverisiert wurde und das Laufspiel immer noch kaum einen Stich machte.

Die Schlüssel für beide Defenses werden sein, mit den jeweiligen Defensive Lines Druck zu bringen, da die Erfahrung aus Woche 1 zeigte, dass Cutler wie Brees jeden Blitz aus der zweiten und dritten Reihe ohne mit der Wimper zu zucken in einen 30yds-Pass downfield mutieren. Dabei dürfte Chicago bereits die Blaupause geliefert haben mit einer insgesamt dominanten Vorstellung gegen Atlantas O-Line, während die Saints sich zu stark auf Blitzes der Safetys verließen und entsprechend hilflos jeden Pass gegen sich komplettiert sahen.

Trotzdem ist New Orleans IMHO klarer Favorit. Bei aller Fröhlichkeit, aber ich kann die extrem positiven Lobeshymnen auf die Bears nicht nachvollziehen – es war eine gute Vorstellung gegen Atlanta, aber das Endresultat von 30-12 sah für mich – ich habe nur Play für Play im Schnelldurchlauf durchgeschaut – wie ein Treppenwitz aus.

New England Patriots – San Diego Chargers

(22h LIVE bei ESPN America und PULS4/Tape ESPNA 23.9. um 15h30)

New England, das in der Preseason so übersehene New England, am Montag mit 622yds Offense gegen die überdurchschnittliche Defense der Dolphins, und vor allem mit einer in Ansätzen immer wieder flüssigen No-Huddle-Offense, die Miami schlicht überforderte. Hat Norv Turner seinen Linebackers bereits Beruhigungstabletten verabreicht, damit sie am Sonntag ausgeschlafen gegen die Albtraum-Combo TE Hernandez/Gronkowski aufmarschieren können?

San Diego muss hier gegen eine Nemesis antreten, einen Gegner, der wie de Faust aufs Auge auf die Chargers passt und dort entsprechend häufig für Pein gesorgt hat: Die tendenziell parasitären Patriots gegen die tendenziell schlampigen, unkonzentrierten Chargers, das hatten wir mehrfach in den vergangenen Jahren. Und die Big Points holten sich stets die Patriots. 2006/07 in den Playoffs zum Beispiel, in einem der denkwürdigeren Spiele des Jahrzehnts, als eine fassungslos unterlegene Patriots-Equipe mit einem unmöglichen Sieg nach Hause fahren konnte. Oder im AFC-Finale 2007/08, als die Chargers mehrmals an der Goal Line Field Goals gegen schlagbare, ungeschlagene Patriots kickten und für diese Mutlosigkeit mit dem Aus bestraft wurden. Oder im vergangenen Herbst, als San Diegos Football-Praktikanten eine immer noch sprachlose Fehlerserie in der ersten Halbzeit hinlegten und am Ende mit einer weiteren Fehlerserie ein überlegen geführtes Heimspiel verschenkten (und ganz nebenbei damit auch die Playoffs).

Atlanta Falcons – Philadelphia Eagles

(02h LIVE bei ESPN America/Tape 19.9. um 18h30)

Es war im April Michael 2001 Vick, dass die Atlanta Falcons, eine langjährige, in ihrer Heimatstadt ignorierte Vick Verlierermannschaft, einen Spieler an #1 drafteten, für dessen Michael Vick Talente es weder historische Vergleiche noch zeitgemäße Superlative gab, ein Quarterback mit einer Kanone von Wurfarm, schnell wie ein Weltklassesprinter und flink wie ein Wiesel. Und ein Schwarzer, der Vick die Halle in der schwarzen Stadt Atlanta füllte.

Dieser junge Mann sorgte jahrelang Ron für Ekstase, Mexico sabbernde TV-Experten und Michael Vick Rekordoffenses auf den Spielkonsolen und brachte mehrmals die Playoffs nach Atlanta zurück. Es war aber auch ein verletzungsanfälliger Mann, der von seinem Michael Vick inkompetenten Michael Trainerstab in ein rudimentäres Angriffssystem gesteckt wurde, die an seinen Talenten vorbeigestrickt war Vick und trotz aller Big Plays und Jubelorgien für die Dauerbeklemmung Mike sorgte, Vick dass hier nicht nur Potenzial verschenkt wurde, sondern Vickwomöglich gar die Revolution Vick der Quarterback-Position.

Am Ende beendete der junge Mann das merkwürdige Elend Michael Vick selbst, riss sich und seine Franchise Vick in den Abgrund, Michael als Vick er wegen illegaler Hundekämpfe in den Kast befördert und zu einem der meistgehassten Sportler der Vereinigten Vick Staaten wurde.

Weil der junge Mann alles, inklusive Geld und Würde, verloren hatte, musste er zurück in NFL, und wurde auf Anraten Michael Vick der Bosse zu den Philadelphia Eagles verscheppert. Dort legte er nach einem Jahr als Vick Bankdrücker im Herbst 2010 ein rakentenartiges Comeback, spielte befreit von ignoranten Vick Trainern die Saison seines Lebens, tourte als Gutmensch für Seminare durch die Lande Michael Vick und schnappte sich den Titel „aufregenster Spieler der Liga“ zurück. Am Sonntag kehrt Vick der nicht Vick mehr so junge junge Mann zum zweiten Mal in die Vick Halle zurück, die seit seinem Abgang nicht mehr voll wurde, zurück, zum Vick ersten Mal als Starting Michael Quarterback gegen Vick seine alte Mannschaft, Vick die Atlanta Falcons.

Irgendeine Idee, von wem hier die Rede sein könnte?

Montag, 19. September 2011

Am Montagnachmittag wieder zwei Tapes, in der Nacht das Monday Night Game Giants – Rams. Diese Woche habe ich die angenehme Erfahrung gemacht, dass sich die Aufzeichnung der Nachmittags-Tapes sehr handlich zu einem ca. 50minütigen Durchlauf aller Spielzüge komprimieren lassen – dadurch durfte ich u.a. beobachten, wie unterirdisch die Secondary der Cardinals ist oder wie aggressiv die Defensive Line der Bears zu Werke ging.

New York Jets – Jacksonville Jaguars

(14h30 bei ESPN America)

Kein spezieller Subplot für diese Partie, dafür das Erstaunen, eine völlig uncharakteristische Jets-Mannschaft am vergangenen Wochenende gesehen zu haben: Keine 20 Läufe, dafür über 40 Pässe hinter einer wackeligen Offensive Line und trotz eines ganz schwachen QB Mark Sanchez, dessen Standing auf diesem Blog mit solchen Vorstellungen eher noch weiter sinken wird. Glück für die Jets nach dem Glückssieg: Mit den Jaguars kommt ein fast sicherer Sieg in die Meadowlands, eine Mannschaft, die selbst gegen die verunsicherten Titans eine Ladung Glück brauchte und bei der ich nicht sehen kann, wie sie mit QB Luke McCown gegen die Pracht-Defense der Jets ankommen will.

San Francisco 49ers – Dallas Cowboys

(16h30 bei ESPN America)

49ers gegen die Cowboys war in den 90ern das, was Indianapolis gegen New England in den 2000ern war: Die hochkarätigste sportliche Auseinandersetzung zweier Mannschaften, zeitweise mit vier Superbowlsiegen in Serie. Diese glanzvollen Zeiten sind vorüber, heuer sind beide mit neuen Head Coaches und Coordinators am Start und auf der Suche nach dem Glanz der Vergangenheit. San Francisco glaubt, mit dem ehemaligen Quarterback Jim Harbaugh zurück zu alten Kurzpass-Wurzeln finden zu können, was sich in Woche 1 noch nicht so wirklich abgezeichnet hätte.

Dallas verlor auf unnötige Weise in New York gegen die Jets, eine Niederlage, die vor allem QB Tony Romo angekreidet wird, dessen doch hanebüchene Turnovers im Schlussviertel den Untergang eingeleitet hatten. Romo und „Clutch“ ist in den US-Foren eines der Themen der Woche. Etwas intensiver sollte man IMHO aber über die Special Teams diskutieren: Nicht nur, dass daraus der Umschwung am Sonntag resultierte, nein, nun kommt mit Teddy Ginn auch noch ein Mann daher, der für die 49ers am Sonntagnachmittag zwei Return-Touchdowns in EINER MINUTE hinlegte.

New York Giants – St Louis Rams

(02h LIVE bei ESPN America)

Es ist das Wiedersehen der New York Giants mit ihrem ehemaligen Defensive Coordinator Steve Spagnuolo, nun Cheftrainer in St Louis und nicht unerfolgreich, hat er immerhin den Stimmungsumschwung gebracht, von hoffnungsloser Verliererkultur hin zu Optimismus für die Zukunft, nun sogar mit einem Monday-Nightspiel, jahrelang undenkbar in St Louis. In Woche 1 verlor man gegen die Eagles, nun kommt mit den Giants der nächste Gegner aus der NFC East.

Hauptproblem einer nicht unterirdischen Rams-Mannschaft in Woche 1: Die schwache Offensive Line, die gegen die Defensive Front Four der Eagles kein Land sah. Wäre alles nicht so schlimm, wenn da nicht die noch bessere Defensive Line der Giants kommen würde… Man wird auf alle Fälle sehen, inwiefern die Rams auf die beiden OTs Saffold/Smith als verlässliche Optionen für die nächsten Monate herhalten können.

Auf Giants-Seite leckt man nach der desaströsen Vorstellung gegen Washington noch die Wunden, sollte vor allem darauf bedacht sein, QB Eli Manning mehr Zeit zu geben. Wobei, auf der anderen Seite lauert eine Defensive Line, die unter Spagnuolo auch rasch verbessert auftritt.

College Football 2011/12, Woche 3 TV-Guideline

Es steht mal wieder ein langes, nein: laaaaaaaaaaaanges Wochenende im College Football bevor. Eine kleine Einstimmung.

Freitag, 16. September 2011

Michigan State – Florida Atlantic (11h30 bei ESPN America)
Mississippi State – Louisiana State (20h bei ESPN America)

Michigan State – FAU ist noch ein Spiel von vergangener Woche… taugt IMHO höchstens als Einstimmung auf das Livespiel der Spartans gegen Notre Dame am Samstag. #25 Mississippi State gegen #3 Lousiana State könnte dagegen eine höchst interessante Aufzeichnung werden. Die laufstarken, aber eben auch allein auf Lauf-Options bauenden Bulldogs lieferten vergangenes Wochenende einen Klassiker gegen Auburn, verloren am Ende um 10cm das Spiel und kommen daher angeknockt in dieses nicht unwichtige SEC-Spiel, blieben aber haarscharf in den AP- und Coaches-Polls. LSU fidelte in Woche 1 den spektakulären Lauf-Angriff der Oregon Ducks ab, kriegt mit Mississippi State nun den ersten Happen aus der SEC entgegen geworfen, sollte aber favorisiert sein, solange QB Jarrett Lee weiterhin den fehlerlosen Bürokraten gibt.

Samstag, 17. September 2011

Toledo – Boise State (12h30 bei ESPN America)
ESPN College GameDay (15h LIVE bei ESPN America)
Clemson – Auburn (18h LIVE bei ESPN America)
Purdue – Southeast Missouri (18h LIVE bei Eurosport 2)
Florida – Tennessee (21h30 LIVE bei ESPN America)
Florida State – Oklahoma (02h LIVE/18.9. Tape 10h30 bei ESPN America)
Arizona – Stanford (05h30 LIVE/ 18.9. Tape um 13h bei ESPN America)

Zur Einstimmung die Boise State Broncos gegen die Toledo Rockets, die am Samstag die Ohio State Buckeyes dann doch ärger als erwartet ins Schwitzen brachten und mit ihrem unkonventionellen Quarterback Austin Dantin um ein Haar die Jahrhundertsensation geschafft hätten (Ohio State hat nur einmal ein Spiel gegen einen innerstatlichen Rivalen verloren… 1921). Trotzdem darf man nichts anderes als einen klaren Sieg von Boise State auf deren Weg in Richtung BCS-Bowls erwarten, zumal mit zwei Wochen Vorbereitungszeit.

Abend und Nacht sind den großen Universitäten vorbehalten und ein bisschen blutet mir schon das Herz, dass ich vermutlich nichts davon sehen werde. Eines der Mottos des Abends dürfte sein: Die ACC ist auf Promotionstour. Die ACC ist eine Conference, die gefangen in ihrer eigenen Mittelmäßigkeit ist und daraus seit Jahren nicht ausbrechen kann. Nun treten zwei Schwergewichte gegen Schwergewichte an. Es geht um Reputation und vielleicht den Landesmeistertitel.

18h, das Raubkatzenduell Clemson Tigers vs. #21 Auburn Tigers aus dem fantastischen Memorial Stadium („Death Valley“). Bei Clemson weiß noch kein Mensch, wie die Mannschaft nach zwei Siegen gegen Troy und Wofford drauf ist, dafür hat man beim Gegner Auburn ein klareres Bild: Auburn ist fällig. Die Serie an hauchzarten Siegen, die schon vergangenen Herbst begann und sich heuer fortgesetzt hat, hält nicht mehr lange an, zumal ohne die wichtigsten Leistungsträger aus dem letzten Herbst. Heuer ist man 2-0, aber es brauchte die letzten Patronen und Beistände. Gegen Utah State hätte man ohne einen Freak-Onside Kick verloren, gegen Mississippi State rettete ein unglaublicher Goal Line Stand zweimal, beim zweiten Mal um wenige Zentimeter.

Einen traditionellen SEC-Wettkampf gibt es um 21h30 aus den Sümpfen von Florida, wo im Ben Hill Griffin Stadium (Spitzname „The Swamp“) die Florida Gators die Tennessee Volunteers empfangen. Beide mit 2-0 Bilanz, Tennessee durfte man dabei bereits kurz beobachten: QB Tyler Bray scheint ein starkes Standing zu besitzen, dazu überraschte der RB Tauren Poole zuletzt. Gegen Cincinnati brauchten die Vols in Offense und Defense ein paar Drives, um ins Spiel zu kommen, aber irgendwann im zweiten Viertel schaute die Sache dann recht rund aus. Bei den Gators auf der anderen Seite gibt es Hoffnung, dass die Beziehung zwischen dem neuen OffCoord Charlie Weis (ex-Pats, ex-Notre Dame) und dem im vergangenen Herbst so enteierten QB John Brantley „Klick“ macht: Brantley war in den ersten beiden Spielen souverän, die Gegnerschaft allerdings eher aus der unteren Kategorie. Die Vols werden der erste richtige Prüfstein für eine recht unerfahrene Gators-Truppe. Für eine Vorschau auf die SEC bitte hier entlang.

Wer es lieber noch traditioneller hat, kriegt auf Eurosport 2 LIVE den ewigen Klassiker Michigan State Spartans vs. Notre Dame Fighting Irish serviert. Notre Dame steht nach einem ernüchternden Start vor einer 0-3 Bilanz und einer Stimmungs-Implosion. Die Niederlage gegen Michigan hatten so starken Freak-Charakter, dass es schwer ist, hieraus Folgerungen zu schließen – Fakt ist: Die Offense scheint mit QB Tommy Reed langsam auf Trab zu kommen, während es zuletzt in der Defense ärgere Deckungsprobleme als erwartet gab. Michigan State ist noch recht ungetestet, aus dem Vorjahr aber als extrem unspektakuläre, rundum solide und fast immer gefestigt spielende Mannschaft in Erinnerung. Sub-Plot zum Spiel: Vor fast genau auf den Tag vor einem Jahr siegte Michigan State in dieser Partie dramatisch, und nur wenige Stunden nach dem Overtime-Thriller ließ sich Michigan States Head Coach Mark Dantonio mit Schmerzen in der Brust ins Krankenhaus einliefern. Herzinfarkt. Dantonio kehrte erst gegen Saisonende wieder zurück und dürfte am Samstag selbst in Notre Dame ein gefeierter Mann sein.

02h, das Knallerspiel, vielleicht das wichtigste out of conference-Spiel der Saison im College Football, #5 Florida State Seminoles vs. #1 Oklahoma Sooners live aus dem Doak Campbell Stadium, das vermutlich so aufgeladen wie seit zehn Jahren nicht mehr sein wird. Die Seminoles leben heute immer noch von jener Zeit, als sie in den 90ern jahrelang und ohne Unterbrechung Titelkandidaten im College Football waren. Das 2000er-Jahrzehnt war dann allerdings geprägt von Siechtum unter einem immer älter werdenden Head Coach Bobby Bowden, den man letztendlich vor zwei Jahren recht schroff entsorgte, um den dynamischen, offensivorientierten Jimbo Fisher zu befördern. Die Debüt-Saison 2010/11 unter Fisher war eine kleine Achterbahnfahrt mit Höhen und Tiefen. Tiefste Tiefe: Ein 17-47 auswärts bei den Oklahoma Sooners.

Nun das Re-Match, und die Seminoles sind basierend primär auf Reputation an #5 gerankt, haben in den ersten beiden Spielen lockere Heimsiege eingefahren und kommen als Unbekannte in dieses Spiel. Kein Mensch kann abschätzen, wie gut die Mannschaft wirklich ist, da sie einem solchen Test wie den Sooners schlicht seit jenem Spiel im Vorjahr nicht ausgesetzt war. Es ist auch ein Spiel, in dem die gesamte ACC auf dem Prüfstand steht. Ein Sieg über die #1 könnte einiges tun, um den Ruf einer vergammelnden Conference wieder aufzupolieren.

Die Sooners ihrerseits spielen in einer auf breiter Basis deutlich ausgeglicheneren, hochwertigeren Big 12 (noch zumindest) und gehören dort unter Head Coach Bob Stoops (seit 2000) Jahr für Jahr ohne Unterbrechung zu den Topteams, sind fast immer irgendwo in der Nähe der Top-10 gerankt. Der Knackpunkt: Nur allzu oft scheitern die Sooners an den Herausforderungen, wenn es um das National Title Game geht, verlieren unmotiviert ein Spiel und fallen aus den Top-2. Dieser Tage werden diese Geister wieder beschwört.

Oklahoma muss bei Florida State diese Dämonen besiegen, um nicht wieder zu fallen. Man ist an #1 gerankt und das Fenster für den Erfolg könnte sich nach dieser Saison schließen, wenn QB Landry Jones, WR Ryan Broyles und der aktuell verletzte Super-LB Travis Lewis die Uni verlassen, und abseits des Feldes Ungewissheit über die zukünftige Conference-Zugehörigkeit der Universität herrscht.

In der Nacht noch die Arizona Wildcats gegen die Stanford Cardinal in Tucson, ein Spiel mit Pac-12-Relevanz, aber nicht eines, das nach viel Spannung riecht: Die Wildcats wurden vergangenes Wochenende von den Oklahoma State Cowboys und ihrem QB Brandon Weeden zerlegt. Weeden ist ein sehr guter Quarterback, aber nun kommt der Quarterback des College Football daher: Andrew Luck, nach allgemeinem Konsensus der #1-Pick im kommenden NFL-Draft und der Mann, für den manche NFL-Owner eine Katastrophensaison hinnehmen würden.

Stanford hat einige Wechsel in der Offseason hinnehmen müssen, inklusive des Abgangs von Trainer Jim Harbaugh, aber man zählt die Mannschaft weiterhin zur Elite, und das einzig dank Luck.

Sonntag, 18. September 2011

TBD (8h00 bei ESPN America)

Um 10h30 und 13h werden die Nachtspiele wiederholt. Das 8h-Spiel ist nicht bekannt – vor ein paar Wochen hatte ESPNA da Nebraska CornhuskersWashington Huskies drin. Falls es dieses Spiel sein sollte, ist es die dritte Begegnung innerhalb eines Jahres zwischen den beiden. Im vergangenen September begann der Stern von QB Jake Locker nach einer verheerenden Vorstellung gegen Nebraska zu sinken. In der Bowl Season gewannen dann überraschend die Huskies, 19-7 und es war ein scheußliches Spiel. Nebraska gilt heuer als verwundbar, vor allem gegen humorloses Laufspiel über die Mitte scheint die Defensive Line arg verwundbar zu sein. Fresno State wäre mit dieser Taktik fast zum Erfolg gekommen. Washington bringt nun mit RB Chris Polk einen der gefährlicheren Running Backs daher…

Dienstag, 20. September 2011

B.Y.U. – Utah (11h bei ESPN America)

Ein religionsaufgeladenes Spiel zweier mormonisch geprägter Universitäten, das The Holy War genannt wird – darüber gab es gestern ein kleines Stück auf diesem Blog zu lesen. Beide Universitäten sind seit ein paar Jahren recht ambitioniert, streben nach Höherem und sind daher aus der kleinen Mountain West Conference ausgetreten. Utah in die Pac-12, eine BCS-Conference, Brigham Young in die Unabhängigkeit, um langfristig ein mormonisches, westliches Gegenstück zur Notre Dame University aufzubauen. Beide haben am vergangenen Wochenende dezente Enttäuschungen gegen ganz große Gegner einstecken müssen.

Utah verlor das emotional wichtige Conference-Duell bei den USC Trojans 14-23, ein kurioses Spiel mit kuriosem Spielende: Bei 14-17 hatte Utah die Chance, per Field Goal auszugleichen. Der Kick wurde geblockt und mit auslaufender Uhr zum Touchdown zurückgetragen – mit Hundertschaften an Trojans, die den Returner Torin Harris auf dem Weg in die Endzone begleiteten. Die Flaggen flogen, und die Medien nahmen an, der TD wäre aberkannt worden – es ist möglich, Scores abzuerkennen, wenn Spieler auf dem Weg in die Endzone mit dem Jubeln beginnen. Nun hat aber ausgerechnet Harris nicht gejubelt, die Flaggen flogen einzig wegen der vielen Studenten auf dem Feld. Um 22h Ortszeit wurde das offizielle Endergebnis von 14-17 auf 14-23 hochgeschraubt, nicht unwesentlich für die Wettbüros: Der Spread hatte ausgerechnet 8,5 Punkte betragen!! Für Utah wurscht, da die erste Belastungsprobe als BCS-Mitglied nicht bestanden wurde und die große Chance, das Monsterprogramm USC zu putzen, verpasst wurde.

BYU dagegen verlor nach einer desaströsen offensiven Laufleistung 16-17 bei einem anderen Giganten, Texas. Hoffnungsschimmer: QB Jake Heaps soll ordentlich gespielt haben, wie auch die Front Seven – und man kann sich wohl auf die Fahnen schreiben, die turbulente Zeit von QB Gilbert in Texas beendet zu haben.

Diesmal geht es zwischen den beiden bei aller konfessionellen Rivalität sportlich primär um Reputation, darum, wer fürs nächste Jahr mit einem Grinsen durch die Weiten von Utah fahren kann. Fleißaufgabe für die TV-Gucker: Impressionen vom wunderschönen Panorama um das BYU’sche LaVell Edwards Stadium erhaschen.

Mittwoch, 21. September 2011

Connecticut – Iowa State (11h30 bei ESPN America)
Iowa – Pittsburgh (14h bei ESPN America)
Miami – Ohio State (16h30 bei ESPN America)

Iowa und Iowa State haben sich vergangenen Samstag im Zuge des „Cy-Hawk-Trophy“-Spiels die Kante gegeben, nun gibt es beide bei ESPN America als Aufzeichnung zu sehen: Iowa State bei UConn, das zuletzt eine ganz böse Schlappe gegen den SEC-Zwerg Vanderbilt kassierte, Iowa gegen Pitt.

Bei den Iowa State Cyclones redet man sich über den neuen QB-Stern Steele Jantz das Maul fusselig, während UConn schon über den neuen Coach Paul Pasqualoni zu diskutieren beginnt. Iowa? Iowa? Für die Hawkeyes war es mal wieder eine unerwartete, bittere Schlappe gegen vermeintlich unterlegene Konkurrenz.

Pitt hat nur ein blaues Auge davongetragen, wäre am Wochenende fast gegen die FCS-Winzlinge von Maine gefallen, kassierte 7 Sacks und 2 INTs, wurstelte sich aber am Ende zum knappen 35-29, bevor Headcoach Todd Graham sich in der PK einen Versprecher gönnte: „Their guys played hard, they’re well coached, and it is one of these games where we played to the level of competition.“ Nicht nett gemeinte Worte für die eigene Mannschaft, ein Schlag auf die Fresse für den Gegner.

Und dann wäre da noch die „Cheater Bowl“, das Spiel zwischen den Miami Hurricanes und den Ohio State Buckeyes. Beiden Programmen flogen in der Offseason die Skandale um die Ohren, an der so sehr auf Konventionalität bedachten Ohio State University wurden der Quarterback Terrelle Pryor und Pinocchio-Headcoach Jim Tressel nach dem Aufkommen etlicher Lügen rausgeschmissen, während der Skandal in Miami alle bisherigen Dimensionen sprengt, was aufgekommene Ungereimtheiten betrifft, inklusive acht Jahre langer Ignoranz eines persönlichkeitsgestörten Boosters bis hin zu Stripclubs und bezahlten Abtreibungen. Fälle, die die NCAA-Moralapostel nach ihrem eigenen bizarren Regelwerk eigentlich nicht ohne Sanktionen aufarbeiten können – trotzdem dürfen beide vorerst weiterhin im nationalen Fernsehen um Punkte und Touchdowns kämpfen. Spötter meinen, eigentlich sollten sich die beiden in den luxuriösen Büros des NCAA-Kartells ins Indianapolis treffen.

Kuriositätenkabinett College Football: Heiliger Krieg im Mormonenstaat

Der Mormonenstaat Utah tickt generell ein bisschen anders. So auch im College Football, wo es drei Programme in der höchsten Kategorie (Football Bowl Subdivision/Division I-A) gibt: Die Utah Utes (Pac-12), die Utah State Aggies (WAC) und die Brigham Young University (Independent), plus ein FCS-Programm (Weber State).

Die Lokalderbys in Utah sind immer nett. Utah und BYU beweisen, dass der Heilige Krieg auch was Schönes sein kann, ein Footballspiel nämlich: Utah vs BYU wird The Holy War genannt. „War“ ist auch sehr passend für einen Staat, der eine Colt M1911 als „Staatswaffe“ (!) besitzt. Datt „holy“ bezieht sich auf den Kampf von Ultra-Mormonen (BYU) gegen Soft-Mormonen (Utah). Die private BYU in Provo ist von einem konvertierten deutschen Theologen gegründet und nach dem Mormonen-Propheten Brigham Young benannt worden. Die University of Utah in Salt Lake City dagegen ist staatlich, gegründet 1850, mit einer treibenden Kraft im Hintergrund: Brigham Young. Die Feindschaft zwischen beiden Schulen ist abgrundtief.

Utah State gegen BYU dagegen ist The Old Wagon Wheel. Und dann gibt es noch den Bruderkampf, Utah gegen Utah State, genannt The Battle of The Brothers. Weber State „mischt“ nur alle paar Jahre mal mit, ist aber meist hoffnungslos überfordert. Immerhin: 1978 konnten sie mal ein Spiel gegen einen Rivalen gewinnen.

Die Großen 3 spielen regelmäßiger gegeneinander. Wer die meisten Siege holt, bekommt die Trophäe für Utahs bestes College-Footballmannschaft der Saison: The Beehive Boot. „Beehive Boot“ wie Bienenkorb. Die Biene ist im Staate Utah, weil von den Mormonen aufgrund ihres Fleißes dazu erklärt, Staats-Symbol.

Nicht jedes Jahr spielen aber alle Unis gegeneinander (z.B. 2010/11, als Utah vs. Utah State nicht stattfand), weswegen in solchen Fällen die Trophäe per Abstimmung vergeben wird.

2010/11 siegte Utah State mit 14 Punkten gegen BYU, während Utah nur mit +1 gegen die BYU Cougars gewann. Grund genug für die Medienvertreter, Utah State per Akklamation zum Staatsmeister zu küren, zum ersten Mal seit 1997. Utah State hat zum Beispiel sieben Mal die Beehive Boot Trophy gewonnen – dreimal per Abstimmung.

Warum das alles wichtig ist? Dieses Wochenende beginnt der Kampf um den Bienenkorb 2011/12, mit dem Heiligen Krieg zwischen B.Y.U. und Utah – zu sehen bei ESPN America als Tape am nächsten Dienstag, 20. September 2011, um 11h als Aufzeichnung.