Nach der langen College-Nacht: Guten Morgen. Jason Cole/Yahoo Sports mit einem Löffel Konjunktive über die Zusammenhänge des bevorstehenden Besitzerwechsel bei den Los Angeles Dodgers (MLB), der Stadionsituation in downtown L.A. und die möglichen Auswirkungen auf die sich intensivierenden Gespräche über eine NFL-Franchise in Los Angeles.
Abseits dieses ewigen Politikums ein weiteres endloses Streitthema: a) Die Schiedsrichter bzw. b) die Schmerzlosigkeit der Regelauslegungen. Re: a) Letzten Sonntag wurde in Pittsburgh ein unrechtmäßig erzwungener Safety für die Pittsburgh Steelers anerkannt. Re: b) Nach den deeeeeeeeeeeeeeeehnbaren Regeln hinsichtlich „Catch“ kommen nun auch die erlaubten respektive nicht erlaubten Hits gegen „wehrlose“ Wide Receivers ins Fadenkreuz, nachdem beim Durchschauen der Bilder keine Linie mehr erkennbar ist.
Drittens: Ab heute gilt auch in den USA Winterzeit. Heißt: Wieder die gewohnten Ankickzeiten: 19h, 22h15, 02h20 am Sonntag, 02h30 am Montag. Italienisch-amerikanische Unpünktlichkeit nicht reingerechnet.
Buffalo Bills – New York Jets
19h LIVE bei Sport1+
Montag, 14h30 Tape bei ESPN America
Wichtiges Spiel für die Jets, die bei einer Niederlage einen Zweispielerückstand auf die Divisionsspitze riskieren. Knackpunkt in diesem Spiel wird sein, wer besser mit dem Laufspiel umgehen wird können. Die Bills dürften einen schwierigen Tag durch die Luft erleben, wenn WR Stevie Johnson von CB Darrelle Revis ausgeschaltet wird, was Druck auf RB Fred Jackson lädt. Jackson macht über 100yds/Spiel, aber mir nicht den Eindruck, gegen die massierte Front Seven der Jets großartige Raumgewinne erzielen zu können. Auf der anderen Seite ist Buffalos größte Stärke das Erzwingen von Turnovers, während die Jets-Offense vor allem darauf bedacht ist, möglichst selten den Ball herzugeben.
New Orleans Saints – Tampa Bay Buccaneers
19h LIVE bei ESPN America
Vor wenigen Wochen gewann Tampa das “Hinspiel” sensationell 26-20 und bestätigte seinen Ruf als aktuell launischste Diva in der NFL. Jetzt, ein paar Spieltage später, treffen hier zwei Wundertüten aufeinander, da die Saints mittlerweile ihre ganz eigenen Schwachstellen offenbart haben und auf der Suche nach der gewohnten Sicherheit sind.
Die Bilder vom Rams-Spiel offenbarten unglaubliche Probleme der Offensive Tackles, was gegen die rührige Defensive Line der Buccs erneut wie ein ungünstiges Matchup aussieht. LT Jermon Bushrod zum Beispiel dürfte nur noch wenige Wochen von seiner Auswechslung entfernt sein, muss am Sonntag aber ausgerechnet gegen den brandgefährlichen Rookie-DE Adrian Clayborn ran.
Die gesamte Saints-Offense kommt in ähnlichem Outfit wie 2010/11 daher: Häufig drei Wide Receivers plus Tight Ends, weil die Running Backs trotz hoher Draftpicks (Mark Ingram) und teurer Einkäufe (Darren Sproles) recht zahnlos auftreten, was im Umkehrschluss a) erhöhten Druck auf die Schultern von QB Drew Brees lädt und b) den Buccs ermöglicht, ihre schwachen Linebackers draußen zu lassen und dafür mehr Defensive Backs reinzurotieren. CB Ronde Barber soll im Hinspiel häufig gegen TE Jimmy Graham abgestellt gewesen sein, was so abwegig nicht ist, gilt Barber schließlich als beinharter Knochen.
Aber selbst wenn die Buccs die Saints stoppen, schaut ihre eigene Offense außer Trab aus. Die beiden RBs Legarrette Blount/Kregg Lumpkin sind entweder nicht voll fit oder leicht ausrechenbar, während QB Josh Freeman sich in diesen Wochen überfordert zeigt, die ganze Last allein zu tragen, zumal Freeman nun auch nicht alle Zeit der Welt zum Zerlegen der Defense kriegt.
Für mich ist New Orleans insgesamt erneut haushoher Favorit. Tampa dürfte in naher Zukunft erhebliche Probleme bekommen mit diesen Problemen in der Offense.
San Diego Chargers – Green Bay Packers
22h LIVE bei ESPN America und Sport1+
23h15 zeitversetzt bei PULS4
Ein Spiel, bei dem der mentale Faktor wichtig werden wird. Die Chargers hatten sechs Tage Zeit, sich von dem selbstverschuldeten K.O.-Schlag, den ich immer noch nicht fassen kann, in Kansas City zu erholen und müssen in ihrer Division plötzlich wieder zittern, während Green Bay noch ungeschlagen seine Kreise zieht und landauf, landab als zurzeit einziger veritabler Superbowl-Anwärter angesehen wird und nun zwei Wochen Vorbereitungszeit hatte. Tenor: Das heutige Spiel gegen die Chargers sei der größte Stolperstein auf dem Weg zur Perfect Season.
QB Aaron Rodgers zerlegt seit Wochen diverseste Abwehrformationen, da kann man auch daran vorbeisehen, dass einige diese Defenses bislang eher der unteren Kategorie zugeordnet werden können (Panthers, Broncos, mit Abstrichen Rams, Vikings, Falcons). Aber der Angriff ist nicht weniger zentralistisch auf einen genialen Quarterback zugeschnitten wie New England oder New Orleans, während die Schwächen der Defense über Wochen durch Punktefestivals gegen inferiore Konkurrenz übertüncht wurden.
Beim heutigen Gegner San Diego muss die Frage genehmigt sein, ob man hinreichend Defensive Backs zur Verfügung hat, sämtliche Ballfänger auf dem Spielfeld abdecken zu können und gleichzeitig mehr als Manndeckung gegen WR Greg Jennings aufzustellen.
Die Chargers dürften potenziell eine Offense besitzen, einen Shootout mitzugehen, wenn sie QB Philip Rivers besser schützen können als zuletzt (in Kansas City kassierte LT McNeill eine Unzahl Strafen und Sacks) und etwas weniger fahrlässig mit den Eiern umgehen (meiste Turnovers ligaweit für QB Rivers).
Pittsburgh Steelers – Baltimore Ravens
02h20 LIVE bei ESPN America und Sport1+
Nachdem die Hinspielbegegnung im Zuge von 9/11 aus sportlicher Sicht schlicht verbrannt worden ist, diesmal eine Begegnung unter völlig anderen Voraussetzungen als am 11.9.11 zu Baltimore. Damals wurde Pittsburgh von den testosterongeschwängerten Ravens überfahren, aber seitdem sind sich beide Franchises immer ähnlicher geworden.
Die Steelers werfen sich in der Offense trotz schlechter Protection sowieso einen Wolf, während die Statistiken auch bei den Ravens auf eine Passwut hinweisen (Lauf/Pass grob 2:1), was verwundert, da die Ravens qua Personal eigentlich die Tools für einen schön durchbalancierten Angriff besäßen. Was für beide immer noch gilt: Das Festklammern an der Defense.
Dabei lässt sich heuer nicht mehr die über Jahre korrekte Unterscheidung „Pittsburgh = mehr zum QB, Baltimore = weniger Pass Rush, dafür mehr Physis“ machen. Rein optisch sind sich die beiden Defenses in den vergangenen Wochen sehr, sehr ähnlich geworden: Eine dominante Defensive Line lässt zahlreiche Zone-Blitzes zu, während die zweite und dritte Reihe nur noch selten geschickt wird, dafür körperlich aggressiv deckt und „hinten“ die freigeistigen Safetys Troy Polamalu/Steelers und Ed Reed/Ravens mal machen lässt.
Dabei leben beide Units von ihren exzellenten Outside Linebackers – ein Knackpunkt heute Nacht: Denn während die Ravens auf den großartigen Terrell Suggs zählen können, werden die Steelers heute sowohl auf James Harrison als auch LaMarr Woodley verzichten müssen. Bitter, da sich Baltimore damit wohl eine Anspielstation mehr leisten kann. Das sollte dem etwas unsicheren QB Joe Flacco helfen.
Tendenziell traut man eher Pittsburgh den Sieg in dieser Partie zu, aber ich wäre vorsichtig mit Prognosen: Dieses Matchup ist locker das intensivste, physischte in der heutigen NFL und keine zwei anderen Mannschaften haben über Jahre solche innige Feinschaft aufgebaut. Pittsburgh muss zwei möglicherweise entscheidende Abwehrspieler vorgeben und dürfte gegen die mächtige Front Seven der Ravens wackeln. Auf der anderen Seite lechzen die Steelers nach Revanche, strotzen vor Selbstvertrauen und bekommen mit Ravens einen Gegner serviert, der zum aktuellen Zeitpunkt etwas auf Selbstfindungssuche wirkt.
New England Patriots – New York Giants
Montag, 16h30 Tape bei ESPN America
Die Revanche von Superbowl 42. Ohne ausschweifen zu wollen: Die beiden Spiele von 2007/08 waren Klassiker, die Superbowl noch mehr als das Finale der Regular Season. Elektrisierende Spiele. Im Kern sind die Mannschaften sogar noch ähnlich. Die Giants verfügen immer noch über eine vielfältige Defensive Line, die Patriots immer noch über einen mächtigen, wenn auch weniger „vertikalen“ Pass-Angriff.
Die Giants schleppen heuer ein problematisches Laufspiel mit sich, was bislang vom erstaunlich souveränen QB Eli Manning halbwegs überdeckt wird. Nun ist es bloß so, dass diese oder nächste Woche die Saisonphase beginnt, in der Manning sein lockeres Abzugshändchen auspackt und die Giants pflegen, in sich zusammenzubrechen. Ob das gegen die New England Patriots reichen wird, um weniger als 400yds Passspiel und 5TD zu fabrizieren?
Auf der anderen Seite kommen die Patriots von einem frustrierenden Auftritt in Pittsburgh, bei dem man übermannt wurde. Man ließ zwar wenige Big Plays zu, kassierte aber eine Unzahl an 15-20yds Pässen, womit man heute genau auf eine Giants-Stärke trifft. Daher dürfte die Patriots-Offense gefordert sein, Punkte auf das Tablett zu legen. Viel wird davon abhängen, ob QB Tom Brady genügend Zeit bekommen wird. Was nicht bloß an der Offensive Line liegt, sondern auch daran, welche Tagesform der launische Giants-Passrush aufbietet. Angedeutet haben sich nach C Dan Koppens Langzeitverletzung auf alle Fälle arge Probleme im Herzen der O-Line.
Philadelphia Eagles – Chicago Bears
Montag/Dienstag, 02h20 LIVE bei ESPN America und Sport1+
Dazu dann bitte mal morgen vorbeischauen.