Nach der Demontage im National Championship Game sind die LSU Tigers in beiden „großen“ finalen Rankings an #2 zurückgefallen und als Schmähung obendrauf bekamen die Oklahoma State Cowboys sogar mehr 1st place votes (4) als die Tigers (1) – der National Champion ist nach der großartigen Finalvorstellung wie vor zwei Jahren Alabama. In beiden Rankings stehen zudem Oregon an #4 und Arkansas an #5. Nachfolgend die beiden großen Polls von AP und USA Today (Coaches Poll):
Rk AP POLL USA TODAY/COACHES POLL
#1 Alabama 12-1 Alabama 12-1
#2 Louisiana State 13-1 Louisiana State 13-1
#3 Oklahoma State 12-1 Oklahoma State 12-1
#4 Oregon 12-2 Oregon 12-2
#5 Arkansas 11-2 Arkansas 11-2
#6 USC 10-2 Boise State 12-1
#7 Stanford 11-2 Stanford 11-2
#8 Boise State 12-1 South Carolina 11-2
#9 South Carolina 11-2 Michigan 11-2
#10 Wisconsin 11-3 Michigan State 11-3
#11 Michigan State 11-3 Wisconsin 11-3
#12 Michigan 11-2 Baylor 10-3
#13 Baylor 10-3 TCU 11-2
#14 TCU 11-2 Houston 13-1
#15 Kansas State 10-3 Oklahoma 10-3
#16 Oklahoma 10-3 Kansas State 10-3
#17 West Virginia 10-3 Virginia Tech 11-3
#18 Houston 13-1 West Virginia 10-3
#19 Georgia 10-4 Southern Miss 12-2
#20 Southern Miss 12-2 Georgia 10-4
#21 Virginia Tech 11-3 Cincinnati 10-3
#22 Clemson 10-4 Clemson 10-4
#23 Florida State 9-4 Florida State 9-4
#24 Nebraska 9-4 Nebraska 9-4
#25 Cincinnati 10-3 Brigham Young 10-3
Die Titelvergabe 2011/12 fühlt sich einmal mehr nicht zufriedenstellend an. Das Endspiel machte auf erschreckende Art und Weise nun auch im Ergebnis deutlich, wie überlegen Nick Sabans Alabama den LSU Tigers wirklich war, aber es bleibt der fade Beigeschmack, wie es überhaupt zur Einladung der Crimson Tide nach der Niederlage in der Regular Season gekommen war. So bleibt das wahre Erbe dieses Endspiels vermutlich ein anderes: Dass es die Bowl Championship Series in ihrer aktuellen Form womöglich endgültig begraben hat.
Dieser Tage gibt es intensive Treffen mit den Vertretern der einzelnen Conferences im College-Sport, und wie in den letzten Tagen immer wieder durch drang, ist ESPN zu einer treibenden Kraft hinter dem Einriss dieses zweifelhaften Systems geworden. Grund dafür ist das Geld: Der BCS-Vertrag läuft 2014 aus. ESPN befürchtet in den folgenden Verhandlungen einen Einstieg von NBC oder FOX und hat ein Interesse daran, das Produkt „College Football“ und „Post Season“ preislich so aufzujazzen, um die Konkurrenz a priori auszustechen. Mehr dazu bei Outkick The Coverage.
Es kursieren mehrere Modelle für ein Playoff und noch ist nicht abzusehen, worauf die Sache hinausläuft. Zwei Szenarien in Kurzfassung:
- Plus One: Hieße, die Top-4 der Rangliste werden ein Halbfinale bestreiten, um eine Woche später den National Champion in einem separaten Finale auszuspielen. Als Halbfinals könnten die Fiesta Bowl oder Orange Bowl „herhalten“. Größter Gegner des „Plus One“ ist der alternde Commissioner der Big Ten Conference, Jim Delaney, der die Zeit in die 50er zurückdrehen möchte und um die heilige Kuh „Rose Bowl“ fürchtet und das System ablehnt, da es als Büchse der Pandora ausgeweitet werden könnte, da möglicherweise zu erfolgreich.
- „Richtiges Playoff“: Mehrere Playoffrunden bis zum Endspiel mit einem parallel weiterlaufenden Bowl-System, das wie beim Plus One abgekoppelt nebenher fristen kann. Größtes Problem einer Playoff-Serie ist die Anzahl der Spiele: Die Regular Season müsste unweigerlich verkürzt werden (15+ Spiele hält man an der Uni richtigerweise für unverantwortlich), was den Universitäten Einnahmeverluste bringen wird, die nur das Fernsehen ausgleichen könnte – wodurch unweigerlich die Schere zwischen Arm und Reich größer würde und mehrere Conferences in Bälde zu kollabieren drohen. Zweites Problem: Der Selektionsprozess. Kriegen alle Conference-Champions eine automatische Qualifikation und was passiert mit den Independents? Und wer selektiert? Weiterhin mit die Coaches, die über ihr eigenes Schicksal abstimmen dürfen, weiterhin unbekannte Computerformeln oder doch ein kleines Komitee?
Es wird noch viel gestritten und diskutiert werden. Eine ganz gute Zusammenfassung des Geschachers gibt es bei NOLA.com.
Möglicherweise ist der jetzt einsetzende Prozess der erste Dominostein, der die Landschaft im US-Universitätssport früher oder später radikal verändern wird: Der Trend geht klipp und klar gen „Super-Conferences“ und während die Reichen reicher werden und die Armen ärmer, wird es irgendwann früher oder später eine Ausdünnung in der Spitze der FBS geben. Und kein Mensch vermag zu sagen, wie lange sich dann noch das Kartell der NCAA halten wird können – jenes Kartell, dessen Existenz darauf gründet, dem aus der Not geschaffenen Student Athlete weiterhin seine Rechte zu kastrieren.
Ausblick für 2012/13
Nachdem der vergangene Herbst im College Football recht einhellig als Desaster auf allen Fronten (sportlich/politisch/Penn State) abgetan wird – ich schließe mich da ausdrücklich aus -, wird 2012/13 eine vermutlich spoilerfreie Zone für die BCS: Die beiden großen BCS-Buster (neben Utah) der vergangenen Jahre, Boise State und TCU, werden keine Gefahr stellen: TCU, weil es mit seiner jungen Defense und QB Pachall in die Big 12 Conference wechselt und selbst Teil des „Systems“ wird, Boise State, weil es einen massiven Umbruch durchstehen muss.
So wird in der Spitze des College Football nächste Saison neben den üblichen Verdächtigen auch wieder eine alte Großmacht zurückerwartet: Die USC Trojans von Großmaul-Chefcoach Lane Kiffin, bei denen QB Matt Barkley im Team bleibt. In der Pac-12 kommen dazu neben Oregon noch spannende Mannschaften aus dem Bundestaate Washington auf: Die Washington Huskies aus Seattle spielen einen gepflegten Ball in der Offense und die Washington State Cougars aus dem Hinterhof von Pullman haben mit Mike Leach den vielleicht interessantesten Coach im College Football angeheuert: Erleben wir dank „Air Raid“ bald wieder 4500yds-Passsaisons?
In der Big Ten Conference erwartet man, dass Urban Meyer Ohio State schnell wieder an die Spitze führen wird, wobei die Buckeyes ein Jahr Bowlsperre absitzen werden müssen. Bleibt der große Rivale Michigan, dem man mit gemischten Gefühlen entgegensieht, Stichwort QB Denard Robinson: Spektakulär bis zum Anschlag, aber auch Garant für wechselhafteste Offensivvorstellungen.
In der durchwachsenen ACC sollen zum fuffzigsten Mal in den letzten zehn Jahren die Florida State Seminoles an alte Glanzzeiten anknüpfen können, während Clemson (starke Offense) und Virginia Tech (gute Defense + QB Logan Thomas) als größte Rivalen erwartet werden und die Miami Hurricanes boosterbedingt einer ungewissen Zukunft entgegensehen.
Die Big 12 Conference dürfte 2012/13 wieder einen ernsthaften Anlauf der Texas Longhorns sehen, wobei Oklahoma dank der Rückkehr von QB Landry Jones ebenso Anwärter bleiben wird wie vielleicht die neuen TCU Horned Frogs. Oklahoma State verliert vermutlich vorerst zu viele Leistungsträger. Spannend werden die Kansas Jayhawks nach der eigenartigen Verpflichtung von Charlie Weis und die West Virginia Mountaineers, wo Chefcoach Dana Holgorsen ein Wiedersehen mit den Passfeuerwerken der Big 12 erleben wird.
Bleibt die SEC, die heuer erstmals seit Ewigkeiten mal wieder das BCS National Championship Game verlor. Mit Mizzou und Texas A&M werden zwei Neulinge begrüßt, deren sportliche und kulturelle Bereicherung noch in den Sternen steht. Für 2012/13 erwartet niemand, dass die LSU Tigers und trotz vielen Verlusten die Alabama Crimson Tide abschmieren werden. Ganz große Sleeper werden South Carolina (Top-Defense + Rückkehr RB Lattimore) und Georgia (Bremsklotz HeadCoach Richt) sein, dazu Arkansas und die beiden Unbekannten Tennessee und Florida. Skeptisch in die Zukunft blicken werden die Auburn Tigers, die Champions von 2010/11, die OffCoord Gus Malzahn verlieren und, wie ich gestern las, auch RB Michael Dyer, den MVP des BCS-Finals 2011: Dyer soll sich so sehr mit Tiger-Coach Gene Chizik zerstritten haben, dass er Malzahn zu Arkansas State folgt!