Haben die Minnesota Vikings richtig gehandelt?

Die Minnesota Vikings haben am Donnerstag die dicken Klöten ausgepackt und als erstes Team seit Äonen gleich drei Erstrundenpicks gedraftet. Zwei hatten sie bereits vor dem Donnerstag gehalten (#23 und #25 für den Harvin-Trade), ein dritter kam ganz am Ende hinzu, als sie sich den 29ten Pick von den New England Patriots kauften, um WR Cordarelle Patterson einzuberufen. Der Gegenwert: Pick #52 (Runde 2), Pick #83 (Runde 3), Pick #102 (Runde 4) und Pick #229 (Runde 7).

Die Vikings holten sich mit den Picks Patterson, DT Sharrif Floyd und CB Xavier Rhodes – allesamt Spieler, die im unteren Drittel der ersten Runde als „guter Value“ eingestuft werden und die Needs der Vikes stopfen. Aber war der Trade rational betrachtet eine gute Entscheidung?

Case Massey präsentierte auf der Sportkonferenz auf der SLOAN (MIT), einer Tagung der amerikanischen Mathleten, das Ergebnis einer Studie über den Zeitraum 1991-2004, das prinzipiell zwei Dinge besagt:

  • Ja, die Prospects in den frühen Draftrunden werden bessere Spieler als jene in den späteren Runden.
  • Zwischen den 32 Teams aber gibt es kaum Unterschiede in der Effizienz, der Qualität der Spieler, die die Teams draften.

Letzteres mag überraschen. Andererseits aber auch nicht: Der Draft ist ein relativ geschlossenes System, in dem alle Teams mehr oder weniger die gleichen Zugänge haben (Tapes, Combines, Pro Days) und mehr oder weniger die gleichen Informationsquellen (Scouting-Netzwerke, Interviews). Dazu kommt der schwer prognostizierbare Prozess am Draftwochenende, mit etlichen unkontrollierbaren Faktoren („hab keinen Tau, ob das Team vor mir meinen Favoriten vor der Nase wegschnappt“).

Das heißt im Umkehrschluss: Teams, die mal zwischendurch bedeutend besser draften, sind in erster Linie glücklich. Teams, die mal schlecht draften, hatten hauptsächlich Pech. Und es ist was dran: Gute Draft-Teams werden immer und immer wieder plötzlich zu schlechten und umgekehrt. Auch schlechte Front-Offices zaubern immer mal wieder einen sensationell guten Draft aus der Tüte. Indianapolis mutierte unter GM Bill Polian von einem Tag auf den anderen von einer der besten zur vielleicht schlechtesten Draft-Organisation. Dito San Diego unter GM Smith. Belichick war vor zehn Jahren das Genie, produzierte dann fünf Drafts nur Müll.

Wenn wir – dank Masseys Studie kann man sagen: richtigerweise – davon ausgehen, dass Erfolg und Misserfolg eines Draftpicks größtenteils dem Zufall zuzuschreiben ist, ist die beste Strategie einer Mannschaft, möglichst viele Picks zu sammeln, denn: Zweimal 1/10 Chance ist besser als einmal 1/7 (denn 2/10 oder 1/5 > 1/7).

Ich wette, viele im Scouting ist verbesserungswürdig (zum Beispiel die Entwicklung einer Franchise-eigenen Spielphilosophie und das Abstellen der hire and fire-Mentalität in den Scoutingabteilungen). Aber wenn alle 32 Teams so weiterwursteln wie bisher, macht es Bill Belichick am besten: Macht per Trade einen 1st rounder zu drei bis vier Picks in der zweiten bis vierten Runde und kann sich zwei komplette Flops erlauben und steht am Ende immer noch besser da als vorher.

Insofern: Natürlich kann Patterson wie eine Granate einschlagen. Aber man vergesse nicht die Opportunity Costs der verkauften Picks und auch nicht, dass man seine Chancen am meisten dann verbessert, wenn man viele mittelhohe anstelle von wenigen hohen Picks sammelt. Die beobachteten Daten (s. oben verlinkte Massey-Studie) sprechen eine klare Sprache.

Ich schrieb schon mal auf diesem Blog, dass das von vielen Franchises benützte Jimmy-Johnson-Rechenmodell ein längst überholtes ist, da es die hohen Picks massiv überschätzt, und die klügeren Teams längst andere Modelle benutzen. Chase Stuart zum Beispiel kreierte ein Modell, das den Karrierewert von Draftpicks besser annähert. Den Trade gewannen *Überraschung* die Patriots um Längen (ROI: 159% für die Pats!).

Fazit: Minnesota machte rational betrachtet einen Fehler auf vielen Fronten.


Sie auch: Advanced NFL Stats mit dem ursprünglichen Kommentar zur Massey-Studie und HardCount Blog, wo Flo Zielbauer heute Nachmittag einen Artikel veröffentlichte, der die Gegenseite vertritt, vor allem mit dem Argument der limitierten Roster Spots. Wie schon geschrieben: Der zum Exzess getriebene Trade nach unten ist nicht ratsam, da die hohen Picks höheren Wert besitzen. Aber alle empirischen Daten deuten im Falle des Patriots/Vikes-Trade darauf hin, dass Belichick Spielman/Frazier übern Tisch gezogen hat. Cordarrelle Patterson legt mal besser eine deutlich überdurchschnittliche Karriere für einen 29ten Draftpick hin.

Edit 6. Mai 2013: Die Angaben zur Sportkonferenz stimmten ursprünglich nicht. Die SLOAN ist natürlich die Business-School des MIT und nicht die Konferenz selbst. Danke an Leser Ben für die Korrektur.

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Ziggy

Der erste Pick der Detroit Lions war dann also Ezekiel Ansah, genannt “Ziggy”, Defensive End von der Brigham Young University. Ziggy gehörte zu den kontroversesten Prospects dieses Jahr, weil gesegnet mit einem – im Footballsinne – traumhaften Körper, aber unerfahren und an etlichen Stellen schlicht noch nicht mehr als ein Rohdiamant. Jim Schwartz und sein Trainerstab coachten Ansah in der Senior Bowl im Jänner und dürften ein paar nette Impressionen gesammelt haben.

Ansah ist zwar schon 24, gilt aber als äußerst formbar. Am College spielte er etliche Positionen, von DT über DE über NT auch den OLB. Nicht über die Karriere dort. Nicht über eine Saison. Sondern in einem einzigen Spiel. In Detroits 4-3 Defense wird Ziggy gewiss als Defensive End angedacht sein, als Gegenüber von Neueinkauf Jason Jones, als Nebenmann der aufstrebenden DT-Combo Ndamukong Suh und Nick Fairley. Der neue Line-Coach ist Jim Washburn, ein Guru mit zirka drei Jahrzehnten Coaching-Erfahrung auf allen Ebenen im Football. Wenn ein Mann ein Spielzeug wie Ansah hinbiegen kann, ist es Washburn.

Aber das ist Zukunftsmusik und die Entwicklung ist Stand heute nicht wirklich vorhersehbar.

Ich mag den Ansah-Pick. Nicht nur, weil die drei Offense Tackles schon vom Tablett waren. Ich weiß, dass das irrational ist. Ansah ist ein Außenseiter, eine Freakgeschichte, schön noch einmal aufgezeichnet im ESPN-Magazin. Ein Mann, der zu seinem Glück gezwungen werden musste, und der seine Chance nutzte. Ansah ist Afrikaner. Ich mag Afrikaner, ich drücke den Jungs bei jedem Event die Daumen. Ich mag Ghana. Es bricht mir immer noch das Herz, wenn ich an den Moment denke, als Gyan zum Punkte schritt.

Ziggy hat nicht bloß den Namen für wortspielreiche Headlines. Er hat Potenzial für ganz oben. Er war noch nicht im Knast, im Gegenzug zum halben restlichen Lions-Kader. Er füllt ein gigantisches Loch nach den Abgängen von Hill, Avril und roughing the quarterback Vandenbosch. Die Lions zogen dafür nichtmal Schwachsinn wie überstürzte Trades nach oben durch. Ziggy kann freilich schwer floppen, aber das passiert auch bei den scheinbar „sicheren“ Picks. Da nehm ich doch lieber gleich den Freak mit dem Weltklassepotenzial, was anderes bleibt dir in der NFC North eh nicht übrig.

Alles weitere wird sich zeigen.

NFL Draft 2013 – die zweite Nacht im Liveblog

[02h55] Die Radio City Music Hall leert sich schön langsam und auch wenn noch etliche namhafte Spieler und sehr viele Quarterbacks auf dem Präsentierteller sind, verabschiede auch ich mich für heute Nacht.

Die zweite Runde war teilweise interessanter als die erste, und sie bot auch die beiden Höhepunkte, was die Lautstärke im Saal anging, als zufällig hintereinander Te’o und Geno Smith vom Tablett gingen.

Das NFL Network war auch mit der „kleineren“ Besetzung besser drauf, wenn auch die Fokussierung auf Te’o und Smith irgendwann zuviel wurde. NFLN schwang zudem heute Nacht häufig vom Thema ab und besprach Belanglosigkeiten, eingepackt zwischen etlichen Werbeblöcken. Ich bleibe im Prinzip bei meiner Kritik von gestern: Am besten war es, als Eisen und Mayock allein ihr Feuerwerk abbrannten. Also kein Faulk, Billick, Mooch, Irvin oder Davis.

[02h48] OG Larry Warford an #65 für die Detroit Lions. Klarer need-Draft für Detroit, die hintereinander Defense Line, Secondary und Offense Line drafteten. Mayock überschlägt sich gerade mit Lob über Warford („hat Sheldon Richardson komplett pulverisiert; ist in der richtigen Offense ein Superstar in spe“).

[02h46] Die dritte Runde hat nur noch fünf Minuten zwischen den einzelnen Picks. An #63 geht der ehemalige Säufer TE Travis Kelce nach Kansas City, an #64 der DB Dwayne Gratz nach Jacksonville.


[02h42] Und so haben sie in der zweiten Runde gepickt:

#33  JAX  S   Jonathan Cyprien
#34  TEN  WR  Justin Hunter
#35  PHI  TE  Zach Ertz
#36  DET  CB  Darrius Slay
#37  CIN  RB  Giovani Bernard
#38  SD   LB  Manti Te'o
#39  NYJ  QB  Geno Smith
#40  SF   DE  Cornelius Carradine
#41  BUF  WR  Robert Woods
#42  OAK  OT  Menelik Watson
#43  TB   CB  Johnthan Banks
#44  CAR  DT  Kawann Short
#45  ARI  LB  Kevin Minter
#46  BUF  LB  Kiko Alonso
#47  DAL  TE  Gavin Escobar
#48  PIT  RB  Le'Veon Bell
#49  NYG  DT  Jonathan Hankins
#50  CHI  LB  Jon Bostic
#51  WAS  CB  David Amerson
#52  NE   LB  Jamie Collins
#53  CIN  DE  Margus Hunt
#54  MIA  CB  Jamar Taylor
#55  SF   TE  Vance McDonald
#56  BAL  LB  Arthur Brown
#57  HOU  S   D.J. Swearinger
#58  DEN  RB  Montee Ball
#59  NE   WR  Aaron Dobson
#60  ATL  CB  Robert Alford
#61  GB   RB  Eddie Lacy
#62  SEA  RB  Christine Michael

[02h40] Damit ist die zweite Runde zu Ende (Saints-Pick ist im Zuge von Bountygate in Goodells Hosentasche, Browns-Pick ging letzten Sommer im Supplemental Draft für WR Josh Gordon weg). Ich werde mir noch drei Picks bis Detroit geben und mich dann in die Heia begeben – muss morgen wieder früh raus.

[02h38] Huuuui. Noch ein Running Back für die Seattle Seahawks: Christine Michael von Texas A&M, den Mayock liebt (natürlich nur platonisch). Michael gilt bei Mayock als eigentlich bester Back des Jahres, hat aber drei Probleme gibt es: Michael gilt als trainingsfaul, er fumbelt zu häufig und er hat eine Vita voller Verletzungen.

[02h34] Der Pick, den alle seit Stunden, ja eigentlich schon gestern, erwarteten: RB Eddie Lacy geht mit der #61 zu den Green Bay Packers. GM Ted Thompson holt damit tatsächlich mal wieder einen Running Back in einer der hohen Runden. Lacy war wohl zu viel „Value“, um in die dritte Runde zu fallen.

[02h28] Atlanta holt weiter Defensive Backs, diesmal CB Robert Alford.

[02h27] An #59 versucht sich Belichick mal wieder an einem Wideout: Aaron Dobson ist die Wahl. Erneut ein Prospect von einer kleinen Uni (Marshall) aus einer kleinen Conference (C-USA). Die Pats geizen mal wieder nicht mit unkonventionellen Wahlen.

[02h22] Ein Running Back, aber kein Lacy, für Denver: RB Montee Ball. Das ist der Mann, der nix herausragend kann, aber alles n’bissl. Balls größte Assets sind Spielintelligenz, Geduld und Vielseitigkeit. Das ist eigentlich das, was in einer Manning-Offense reicht, wo du nur Draws laufen musst. Dazu ein Need für Denver.

[02h20] An #57 geht S D.J. Swearinger nach Houston. Tolle Situation: Musst nicht sofort spielen, kannst von der Legende Ed Reed lernen.

[02h15] Mal ein Blick auf bekanntere noch ungedraftete Jungs:

  • Eddie Lacy (!)
  • Marcus Lattimore
  • Damontre Moore
  • QBs wie Bray, Nassib, Glennon, Barkley (!), Jones
  • John Jenkins, Jesse Williams
  • Keenan Allen und ein Schlatz weiterer Wide Receivers

[02h14] Der zirka zweidreiviertel Meter breite Jonathan Ogden zieht den interessantesten Linebacker im Draft: Arthur Brown von K-State. Brüderchen vom Eagles-RB Bryce Brown.

[02h11] Das NFL Network übertreibt es schön langsam mit der Te’o-Coverage. Man lasse bitte wieder mehr Mayock ran.

[02h09] TE Vance McDonald (Pick #55) soll in San Francisco den Nachfolger des Delanie Walker geben. McDonald wurde zuletzt in der „10 Pässe pro Saison“-Offense bei Rice verbrannt. Jetzt kriegt er eine „richtige“ Offense bei den 49ers.

[02h06] #AusdemInnenraum: Die zweite Runde findet auf diesem Blog noch deutlich mehr Resonanz als gestern die erste Runde. Nur die Superbowl und drei Playoffspiele waren noch klickzahlenintensiver.

[02h04] Boise States CB Jamar Taylor geht querfeldein über die Staaten, runter nach Miami. Das ist der Pick, den Miami angeblich für LT Albert nach Kansas schicken wollte. Sie machen Gescheiteteres und verstärken die zuletzt bedenklich ausgedünnte Secondary.

[02h01] Der estische Muskelberg DE Margus Hunt wird künftig die Defense Line bei den Cincinnati Bengals verstärken. Hunt ist so ein Prospect, wo irgendwie alle Angst haben, dass die Muckis nur angefuttert sind und er die richtigen Techniken nicht mehr erlernt. Ist 26 und schon auf der Höhe seines Schaffens.

[01h57] Ich hatte es vor fünf Minuten auf Twitter gelesen und seither gerätselt, wer sich hinter diesem Namen versteckt: Patriots ziehen an #52 LB Jamie Collins von Southern Miss. Mayock zieht gleich mal drei Fakten aus der Nase: Edge Rusher, letztes Jahr mit gutem Tape in einer verheerend schwachen Defense, extrem explosiver Spieler.

[01h49] LB Bostic für die Chicago Bears, und gleich wird CB David Amerson nach Washington gehen. Amerson ist ein interessantes Prospect: Machte letztes Jahr extrem viele Interceptions und halt als Top-10 Pick. Dieses Jahr wenige INTs, dafür drei, vier schwache Plays, und schwupps biste bei dieser Art zu scouten runter in der zweiten Runde.

[01h46] Konkurrenz für Markus Kuhn: Giants ziehen an #49 DT Jonathan (der heißt jetzt wirklich Jonathan, und garantiert keine Schreibfehler mehr!) Hankins. Was die Jets mit QBs machen, tun die Giants mit Defense Linern: Sie kaufen und horten.

[01h44] RB Le’Veon Bell an #48 ist eine Reminiszenz an die ruhmreiche Vergangenheit der Pittsburgh Steelers. Bell ist für mich ein exzellenter Back für dritte Downs, brachial, fängt extrem gut die Bälle. Hoffentlich weiß OffCoord Todd Haley halbwegs was mit ihm anzufangen.

[01h42] Keine unwitzige Wahl für Dallas an #47: TE Gavin Escobar. Nicht der explosivste, aber lt. Mayock ein guter Mann für die Mitteldistanzen, und somit wie gemacht für die Cowboy-Offense.

[01h36] LB Kiko Alonso für Buffalo. Bei den Bills ist auch jede Hilfe gegen den Lauf erwünscht, insofern eine nachvollziehbare Wahl.

[01h35] LB Kevin Minter für die Arizona Cardinals. Huch? Defense für Arizona? Billick: Die NFC West ist so physisch. Da ist Defense vor allem in der Mitte wichtig.

[01h33] Mike Minter, einer der Helden der legendären Superbowl-Mannschaft der Panthers von 2003/04, macht die Ansage für Carolina, und es ist: DT Kawann Short. Noch ein Defense Tackle. Ich hab es oft geschrieben: Die Panthers sind die mit Abstand meistunterschätzte Mannschaft in der Liga. Sie hatten aber eine große Schwäche: Defense Line. Die wurde in diesem Draft schon doppelt angegangen.

[01h27] Nächster Defensive Back für die einst schwächste Secondary der Liga: CB Johntan (nicht Jonathan) Banks. Gilt als geschliffen, aber etwas langsam. Man kann den Buccs nicht nachsagen, nicht an ihrem Passdefense-Problem gearbeitet zu haben: Goldson, Revis und jetzt Banks.

[01h24] Willie Brown macht die (kaum verständliche) Ansage für die Raiders: OT Menelik Watson. Aus Raiders-Sicht ist es eh wurscht, welche Positionen sie draften, weil es keine Position gibt, die schade ist. In der Offense Line zu beginnen, ist nie eine schlechte Idee.

[01h17] Ein weiterer Passrusher für San Francisco an #40: DE Cornelius „Tank“ Carradine. Das Gute: San Francisco muss Carradine nicht sofort ins Getümmel schmeißen, kann ihn die Knieverletzung ausheilen lassen.

Und an #41 geht WR Robert Woods nach Buffalo. Buffalo bastelt an seinem neuen Offense-Kern.

[01h10] Und jetzt geht die Halle ab! Die New York Jets sind am Pult und der kultige Wayne Chrebet macht die Ansage, und es ist…

Geno Smith! Der Quarterback, der nur den Luftweg kennt, im Team von Rex Ryan. Tebow ist damit quasi entlassen, Sanchez war eh schon abgesägt und konnte allein wegen seines Vertrags nicht entlassen werden.

Für Geno Smith ist New York ein denkbar schwieriger Ort, um eine Karriere zu beginnen: Ungeduldiges, ja frustriertes Publikum. Wackelige Offensive Line. Furchtbare Skill-Player. Immerhin gibt es einen gescheiten OffCoord in Marty Mornhinweg. Aber dwie geschrieben: Diffiziler Ort für Geno.

[01h04] Was ist passiert, wenn die komplette Halle aufschreit? Richtig, er ist gedraftet. Manti Te’o, der Mann, der seine Beziehungen online unterhält. Das Team ist nicht witzlos: Es sind die San Diego Chargers nach einem Trade.

San Diego. Das ist der Ort, wo ein anderer berühmter hawaiianischer Linebacker den Großteil seiner Hall-of-Fame-Karriere hinlegte: Junior Seau, die Chargers-Legende, die sich vor einem Jahr nach jahrelangem Kampf gegen Depressionen und den Verlust der Kontrolle über das eigene Gehirn das Leben nahm.

[01h00] Pick #37, und Cincinnati holt RB Giovani Bernard von UNC. Nach TE Eifert gestern schon wieder Offense für die Bengals, die alles tun um QB Dalton die Last zu nehmen. Bernard gilt nicht als Arbeitstier, sondern als change of pace-Back. Cincinnatis Offense kriegt neue, ungekannte Dimensionen.

[00h58] Futter für die größte Schwachstelle bei den Detroit Lions: CB Darius Slay von Mississippi State, der auch schon einen kleinen Jungen aufm Arm in die Halle trägt. Slay gilt als großes Talent, hat aber Probleme mit seinem Meniskus und kam am College nicht an seinem Kollegen CB Banks (heute noch nicht gedraftet) vorbei.

[00h53] Zum Abstimmungsergebnis „größter Sieger der ersten Runde“ (siehe Abstimmung weiter unten): Ist es Ironie, dass in einer bizarren ersten Runde wie jener von gestern mit New England ausgerechnet eine Mannschaft gewinnt, die gestern keinen Pick hatte?

[00h50] Wieder eins auf die Fresse für Geno Smith: Chip Kelly zieht an #35 den TE Zach Ertz. Ich habe oft geschrieben, wie Chip Kelly große, athletische Jungs bevorzugt. Ertz ist ein 2m-Hüne, schlaksig, anerkannt zweitbester Tight End im Draft.

[00h44] Lokalhero für die Tennessee Titans an #34 nach einem Trade mit San Francisco: WR Justin Hunter von den Tennessee Vols. Hunter gilt körperlich als eine Art neuer Boldin, ein knochenharter Brocken für die Spielfeldmitte. Hunters große Schwäche sollen die Drops sein. Meine Fresse: Der unpräzise QB Locker und der drop-anfällige Hunter?

[00h38] Die Jaguars ziehen an #33 den Safety der Florida International University, Jonathan Cyprien. Cyprien bekam in den letzten Wochen von Experten wie Cosell oder Mayock exzellente Noten. Gus Bradley kann schon mal beginnen, an seiner neuen Secondary zu arbeiten.

[00h34] Heute sind nur mehr sieben Minuten Bedenkzeit pro Pick drin. Das sorgt für mehr Flow.

[00h32] Am Tisch des NFL Networks sind übrigens heute neben Eisen und Mayock nur noch Charles Davis und Brian Billick. Beide keine Leute aus den mittleren bis unteren Schubladen wie ein Marshall Faulk, aber viel wichtiger: Es quasseln sich weniger Leute als gestern übers Maul.

[00h30] Zur zweiten Runde gehört auch das Auftreten von früheren Legenden, die an Stelle Goodells die Draftpicks „ihrer“ Heimat-Franchises ansagen. Man kann alte Freunde wie Barry Sanders, Torry Holt oder Orlando Pace sehen und wie sich bei manchem die komplette Halle für stehende Ovationen erhebt.

[00h24] Kurz vor Beginn der zweiten Runde ist es wie gestern ein Tappen im Dunkeln, was die Intentionen diverser Franchises angeht: Was machen die Teams, bei denen man sich einen Rookie-QB zumindest vorstellen kann (Jaguars, Jets, Steelers)? Was passiert mit dem X-Faktor, dem Patriots-Backup Ryan Mallett, der immer wieder als heiße Ware gehandelt wird, aber seit Jahren keinen Abnehmer findet? Generell ein Problem dieses Jahr: Es gibt mehr Teams, die nach unten traden wollen, aber wenige Vikings, die nach oben kommen wollen.

[00h06] Die Zahlen zum neuen Rodgers-Rekordvertrag gehen noch von Quelle zu Quelle auseinander. Während der Milwaukee Journal Sentinel von einer Verlängerung um 5yrs, 110 Mio. Dollar ausgeht, hatte das NFL Network eben einen Experten am Mikro, der meinte: Okay, ja 40 Mio. Cash im ersten Jahr, aber die Cap-Nummer ist in keinem Jahr größer als 21 Mio.

Kleine Rechenübung: 21×5 = 105 und damit kleiner als 110, my dear.

[23h58] Brian Kelly (Head Coach von Notre Dame) eben im NFL Network: Ich habe in den letzten Stunden mehr Anfragen zu Manti Te’o bekommen als in den letzten 30 Tagen zusammen.

Zum Einstieg der Nachklapp

[23h27] Grüße. Ich denke schon, dass ich den Draft noch weiter aufarbeiten werde, aber bevor es heute in die erste Runde geht, ein Faktum, das vielleicht nur mich interessiert. Das erste Mal, dass ich das College-Recruiting intensiver verfolgte, war im Januar 2008. Uni-Prüfungssaison war bereits um und ich hatte Zeit für solche Nebensächlichkeiten. Die Ohio State Buckeyes waren ein dankbarer Einsteiger mit einer Recruiting-Klasse, die als beste seit Erfindung des Weißbrotes gefeiert wurde, u.a. mit den OTs Brewster/Adams, WR Posey und QB Terrelle Pryor gleich vier *****-Recruits und etlichen ****-Jungs.

Die letzten Seniors dieser Klasse sind mittlerweile aus dem College, und nach Ablauf der gestrigen ersten Runde ist klar: Nicht ein einziger dieser Jungs war der NFL einen Erstrundenpick wert. Nicht einer.

Auch für die stolze Big Ten Conference war der Draft-Auftakt 2013 ein Desaster: Hätten nicht die Cowboys den unisono verdammten Move für C Travis Frederick (von der University of Wisconsin) am Ende mit Pick #31 gemacht, die Big Ten wäre komplett leer ausgegangen, ohne einen einzigen first rounder geblieben.


Der Run auf die Quarterbacks blieb aus und mit E.J. Manuel ging nur einer vom Tablett (an #16 nach Buffalo). Der Pick ist im Nachhinein insofern kurios, weil jemand beim dritten Pick versehentlich Manuel angerufen hatte und ihm die frohe Kunde überbringen wollte… bis Manuel checkte, dass es sich um einen Irrtum handelte und der Gegenüber eigentlich mit Dion Jordan sprechen wollte. Sachen gibt’s.

Der Move der Bills schließlich zeigte: Doug Marrone meint es ernst. Bei Syracuse versuchte er sichtlich, eine Art zone read-Offense zu installieren und er wird es auch in der NFL probieren. Man sagt E.J. Manuel dafür hervorragende Fähigkeiten nach. Marrone muss gewusst haben, dass „sein“ ehemaliger Schützling, Ryan Nassib, diese Skills nicht so drauf hatte. Marrone ließ Sentimentalitäten außen vor, überging Nassib und holte Manuel. Wann Nassib wieder mit Marrone reden wird, ist offen.

Ein anderer Quarterback sorgte im Nachgang der ersten Runde für Wirbel: Geno Smith verkündete, nach Hause zu fahren, nachdem er nicht gedraftet wurde. Das befeuerte alle, die in ihm immer schon ein Weichei gesehen hatten, das bei Widerwärtigkeiten den Schwanz einzieht. Smith ließ sich das nicht gefallen und bleibt nun doch in New York. Eine Entscheidung, die danach riecht, dass Smith – wissend um sein künftiges Team – möglicherweise innerhalb der ersten Picks vom Board sein wird.


Gleich also folgt die zweite und dritte Runde, und sie hat noch etliche bekannte Namen im Topf. Mehr noch: Weil heute viel mehr „Skill-Player“ (also QB, RB, WR, TE) vom Board gehen werden, ist das heute vielleicht eine noch attraktivere Angelegenheit als gestern mit ihren Linespielern gleich in den Dutzenden. Um 0h30 geht es los. Bis dahin: Bitte bei der Frage des Tages abstimmen.

NFL-Draft Recap 2013: Björn Werner, erster deutscher Erstundenpick ever

Ein Punkt, der heute Nacht auf diesem Blog zu kurz gekommen ist: Mit Björn Werner wurde wie erwartet der erste deutsche Footballspieler in der ersten Runde des NFL-Drafts einberufen. Werner ging mit dem 24ten Draftpick zu den Indianapolis Colts.

Werner ist nicht bloß der Mann, der den Amerikanern das „Ö“ brachte, sondern auch sonst eine ganz gute Geschichte: Spielte mit 14 in Berlin alles in Grund und Boden, ging dann zur Highschool in die Staaten nach Connecticut, ehe er in den College Football wechselte. Die Uni war keine kleine: Florida State, die Heimat der Seminoles, eines der bekanntesten Programme in den Staaten.

Ich bin Björn Werner zum ersten Mal in der Saison 2010 „begegnet“. Werner war damals ein Freshman, der nur partiell eingesetzt wurde, aber in den wenigen Auftritten genügend Aufsehen erregte, dass mir die Nachricht von einem „German Defensive End“ in den Reihen der Seminoles beiläufig auffiel.

Die letzten beiden Jahre war Werner Starter in Tallahassee, und mehr: Er war der wichtigste Abwehrspieler in einer der besten Units in den Staaten, einer Verteidigung mit etlichen aufwändig rekrutierten Super-Athleten wie dem ebenfalls gestern gedrafteten CB Xavier Rhodes oder DT Everett Dawkins oder dem famosen Safety Lamarcus Joyner.

Eines der besten Spiele, das ich von Werner gesehen habe, war der Kracher im September 2011 FSU-Oklahoma, als die Noles zwar verloren, aber Werner eine fantastische Leistung bot und die komplette Anspiellinie fast im Alleingang kontrollierte. Ich schrieb damals sogar einen eigenen Blogeintrag:

DE Björn Werner war der Auffälligste von allen. Ich maße mir nicht an, der große Defense-Line-Versteher zu sein, aber Werner machte ordentlich Dampf und hatte mehrfach die Schiedsrichter nicht auf seiner Seite (Holding-Strafen!!) – sogar beim Sack gab es Holdings, das im Übrigen von den Refs übersehen wurde. Neben Werners Power erblasste sogar der massiv Buzz kriegende DE Brandon Jenkins, dem einige einen hohen Draftpick zutrauen.

Von Brandon Jenkins hat man seither nur noch wenig gehört. Werner aber ist kein one year wonder. Werner ging mit einigem Hype in den vergangenen Herbst 2012/13 und lieferte genügend gute Leistung, um zwischendurch als möglicher Top-10 gehandelt zu werden. Dazu reichte es letztendlich nicht, da er den letzten Tick Wucht und Antrittsschnelligkeit vermissen ließ, aber Werner ist möglicherweise der kompletteste Defense Liner im Draft neben dem UCLA-Prospect Datone Jones, das ein paar Picks später nach Green Bay ging.

Werner wird als Rookie unter dem neuen CBA zwar Millionär werden, aber an der 24ten Stelle wirst du nicht per sofort steinreich. Er wird einen Vierjahresvertrag bekommen (mit teamseitiger Option auf ein fünftes Jahr), der insgesamt in etwa 6.5 Millionen Dollar wert sein wird – zumindest ist das roundabout eine Zahl, die letztes Jahr der Pick #24, G David DeCastro von den Steelers bekam. Und viel Verhandlungsspielraum ist unterm neuen CBA nicht drin.

Was mir mehr Sorgen macht, ist das Einsatzgebiet: Werner galt als eine Art prototypischer Defensive End für ein 4-3 Schema. Indianapolis spielt unter Head Coach Chuck Pagano aber eine klassische 3-4 Defense. Wird Werner dort auch in die Line gestellt, als sog. 5-technique Defensive End? Das würde überraschen und allen Expertenmeinungen der letzten Wochen und Monate widersprechen.

GM Ryan Grigson soll aber schon verlautbart haben, dass Werner als Outside Linebacker gesehen wird:

SAM ist der Strongside Linebacker (also der Linebacker auf der Seite, wo der Tight End steht) und RUSH ist der Linebacker, der bevorzugt auf den Quarterback geschickt wird, wenn ein Pass erwartet wird. Werner dürfte insofern geeignet sein, weil man ihm nachsagt, nicht nur einen sehr schnellen ersten Schritt zu haben, sondern auch extrem diszipliniert in der Verteidigung des Laufspiels zu sein.

Werner wird gute Einsatzzeit bekommen, sofern er sich nicht verletzt. Bei den OLBs ist Robert Mathis in Indianapolis sicherlich gesetzt, aber die beiden anderen Konkurrenten sind Erik Walden und Jerry Hughes. Ich bin eigentlich ein großer von letzterem, aber Hughes scheint sich in der NFL bisher nicht recht durchgesetzt zu haben und gilt eh als bessere Option für den Weakside Linebacker, also dort, wo kein Tight End steht. Werner dürfte einen ordentlichen Batzen an Snaps sehen, und man kann nur hoffen, dass er die ungewohnte Umstellung möglichst schnell hinbekommt.

NFL Draft 2013 – 1. Runde LIVE

[05h54] Damit geht die erste Runde nach zirka 3:40 Stunden zu Ende. Es war keine dramatische erste Runde und nur wenige Moves waren wirklich überraschend. Es ging nur ein einziger Quarterback, und der war eine Überraschung: E.J. Manuel > Geno Smith war in den Massenmedien kein Szenario, das oft gezeichnet wurde. Die beiden Jets-Picks waren unspektakulär. Die Vikings sorgten am ehesten für Wirbel mit einem extrem heftigen Trade für Cordarrelle Patterson. Manti Te’o war auch nur am Tisch bei NFLN ein Thema. Björn Werner ist aus deutscher Sicht das Highlight, aber für den Draft-Prozess selbst eher nicht.

Wir haben: 1 QB, 3 WR, 1 TE, 5 OT, 3 G, 1 C, 4 DT, 3 DE, 3 OLB, 1 ILB, 4 CB, 3 S. 14 Offensivspieler zu 18 Abwehrspieler. Ganze fünf (!) Skill-Player.

Aus Sicht der Draft-Strategie haben es die St Louis Rams, New England Patriots und – man höre und staune – die Oakland Raiders am besten gemacht.

Ein Gedanke zum NFL Network: Mir ist der Tisch zu überladen. Fünf Mann, und bis auf Moderator Eisen und Mayock haben sie alle nix Gescheites zu sagen. Schade. Ich würde den Tisch leeren, mit Eisen/Mayock weitermachen und Mariucci/Irvin/Faulk zum Teufel jagen.

Nachfolgend alle Picks der ersten Runde von 2013:

#1   KC   OT  Eric Fisher
#2   JAX  OT  Luke Joeckel
#3   MIA  LB  Dion Jordan
#4   PHI  OT  Lane Johnson
#5   DET  DE  Ezekiel Ansah
#6   CLE  LB  Barkevious Mingo
#7   ARI  OG  Jonathan Cooper
#8   STL  WR  Tavon Austin
#9   NYJ  CB  Dee Milliner
#10  TEN  OG  Chance Warmack
#11  SD   OT  D.J. Fluker
#12  OAK  CB  D.J. Hayden
#13  NYJ  DT  Sheldon Richardson
#14  CAR  DT  Star Lotulelei
#15  NO   S   Kenny Vaccaro
#16  BUF  QB  E.J. Manuel
#17  PIT  LB  Jarvis Jones
#18  SF   S   Eric Reid
#19  NYG  OL  Justin Pugh
#20  CHI  OL  Kyle Long
#21  CIN  TE  Tyler Eifert
#22  ATL  CB  Desmond Trufant
#23  MIN  DT  Sharrif Floyd
#24  IND  DE  Björn Werner
#25  MIN  CB  Xavier Rhodes
#26  GB   DL  Datone Jones
#27  HOU  WR  DeAndre Hopkins
#28  DEN  DT  Sylvester Williams
#29  MIN  WR  Cordarrelle Patterson
#30  STL  LB  Alec Ogletree
#31  DAL  C   Travis Frederick
#32  BAL  S   Matt Elam

[05h45] Der Nachfolger des Ed Reed: S Matt Elam von Florida geht zum Superbowl-Champion Baltimore Ravens. Und damit ist die erste Runde beschlossen. Morgen bzw. heute um Mitternacht MEZ geht’s weiter mit der zweiten Runde.

[05h43] Eher eine Überraschung: C Travis Frederick geht an #31 zu den Dallas Cowboys. Mayock ist erregt und sieht einen reach, aber die Cowboys-Gruppierungen in der Halle klatschen Beifall. Frederick ist aus Wisconsin. QB Tony Romo auch. Frederick wird künftig die Bälle zu einem Landsmann snappen.

[05h39] LB Alec Ogletree nach St Louis – wie lange angekündigt. Ogletree gilt als Problemkind, und passt damit wie Arsch auf Eimer auf Jeff Fisher und die Rams.

[05h33] Minnesota zieht WR Cordarrelle Patterson mit dem 29ten Pick. Patterson war einer der meistgehypten Offensivspieler vor diesem Draft – und er fiel. An #29 müsste er eigentlich als eine Art steal gelten.

Aber fuck, was gaben die Vikes her: Vier Draftpicks! Picks in der zweiten (#52), dritten (#83), vierten (#102) und siebten (#229) Runde! Aus Sicht der Wahrscheinlichkeitstheorie ist das ein idiotischer Move der Vikings.

Belichick ist ein Genie. Oder er nutzt bloß die Idiotie der anderen aus.

[05h23] Standing Ovations für Joe Andruzzi, einen ehemaligen Superbowl-Champ mit New England, der letzte Woche in den Trümmern des Boston Marathons zu einem stillen Helden wurde.

[05h21] Während bei den Vikes alles noch über Te’o rätselt, gilt es als geritzt, dass St Louis an #30 LB Ogletree von Georgia geholt hat.

[05h20] Der Trade ist lt. NFL.com schon durch. Dort läuft die Uhr bereits gegen die Minnesota Vikings.

[05h18] Jetzt: Patriots on the clock… oder on the phones.

[05h16] Denver Broncos ziehen DT Sylvester Williams.

[05h10] Überraschender Pick für die Houston Texans, die WR DeAndre Hopkins von Clemson ziehen. Hopkins wird der Nebenmann neben Andre Johnson. Lange erwartet, dass Houston einen Wide Receiver nehmen würde. Hopkins ist unerwartet, da viele Leute wie Patterson oder Hunter vorne gesehen hatten.

[05h03] So viel zu all dem RB-Hype: Green Bay zieht DL Datone Jones. Jones gilt als stiller Arbeiter in den Schützengräben, der die Arbeit für andere macht ohne jemals Anerkennung zu kriegen. Ein neuer Cullen Jenkins. Ein potenziell großartiger Move der Packers.

[04h57] So ist es. Xavier Rhodes von FSU nach Minnesota. Einmal Florida, einmal Florida State für die Vikings.

[04h55] Vikings draften angeblich CB Xavier Rhodes an #25.

[04h54] Es ist Björn Werner für die Indianapolis Colts, der erste deutsche 1st round pick in der NFL.

Eisen: Taste of Germany is coming to Indianapolis. Übrigens ist auch Colts-QB Andrew Luck fast ein halber Deutscher, weil dort aufgewachsen.

[04h49] Glaubt man Twitter, riecht es nun schwer nach Björn Werner für die Colts.

[04h48] Es ist Sharrif Floyd. Der Nachfolger in spe von Kevin Williams.

[04h47] Die Pause („U-S-A! U-S-A!“) gibt uns Zeit, kurz ein anderes Thema zu beleuchten:

Die Dolphins und Vikings haben heute die lange angekündigten leichten Modifikationen im Corporate Design offiziell vorgestellt. Bei den Dolphins war das neue Logo schon eine Weile bekannt, und am Trikot ist die größte Neuigkeit ein „MIAMI“-Schriftzug dort wo er hingehört: Aufn Arsch. Bei den Vikes wurden kleinere, kaum sichtbare Änderungen am Logo gemacht. Der Helm ist etwas dunkler in Violett gehalten. Die Nummer hat eine neue Schriftart und keinen goldenen Rand mehr.

Miami feierte den Einstand mit einem Trade und Dion Jordan. Minnesota hat zwei der drei nächsten Picks. Einer dürfte Sharrif Floyd sein.

[04h43] Jetzt kommen die Vikings. Dürfte DT Floyd werden.

[04h41] Es ist CB Desmond Trufant für die Falcons. Trufant ist der Bruder vom ehemaligen Seahawks-CB Marcus Trufant.

[04h36] Falcons-Trade mit den Rams. Atlanta wird an #22 draften (1st, 3rd, 6th). Dürfte ein Cornerback werden.

[03h34] Die Bengals kriegen an #21 Tight End Tyler Eifert. Das ist eine auf die Fresse für Jermaine Gresham (oder ein Geniestreich von Marv Lewis, Stichwort „zwei-TE Set“). Ist aber auch dringend benötigte Hilfe für QB Andy Dalton.

[04h33] Die Frage, die mich noch beschäftigte: Wie alt ist Eric Reids Tochter, die er eben auf seinem Arm hatte? According einem Bericht muss sie minimum dreieinhalb sein und LeiLani heißen. Reid ist 21. Das ist Trent Richardson-esk. Immer wieder erstaunlich, wie jung die Amerikaner Eltern werden.

[04h30] OG/OT Kyle Long, der Hüne von Oregon, geht an #20 nach Chicago. Kyle ist der Sohn vom ehemaligen Star-DE Howie Long (heute ein Studiopundit) und jüngerer Bruder von Chris Long (Rams-DE).

[04h23] Ab sofort wird kein Pick mehr vergehen ohne die Te’o-Frage.

[04h22] OT/OG Justin Pugh für die New York Giants. Erwartet langweiliger Pick für die Giants. Und das NFL Network zeigt eine junge Frau, die völlig ausflippt.

[04h17] Die 49ers ziehen S Eric Reid von LSU – ein need, aber musste man dafür wirklich von #31 auf #18 hochtraden (49ers gaben zusätzlich #74 auf)? Reid ist der Mann, der jene einzigartige Interception im „Spiel des Jahrhunderts“ gegen Alabama fing. Gilt aber als schlechter Tackler.

[04h13] An #17 geht OLB Jarvis Jones – einer meiner Favoriten dieses Jahr – zu den Pittsburgh Steelers. Eine Wahl, die viele erwartet hatten. Jones soll eine sehr gute Defense Line vor sich brauchen, um all sein Potenzial ausschöpfen zu können. An #18 kommen nun die San Francisco 49ers nach einem Trade mit den Cowboys.

[04h08] Der Heiland! Der Heiland!

Mike Mayock verplappert sich und spoilert entgegen aller Versprechungen vor der offiziellen Verkündung: Die Buffalo Bills ziehen an #16 den FSU-Quarterback E.J. Manuel. Erster Quarterback des NFL-Drafts 2013.

Ich schrieb schon in der QB-Preview: Bills-HC Doug Marrone kennt vermutlich die Limits seines College-Schützlings Ryan Nassib zu gut, um ihn zu draften. Für Manuel ein Traum von Offense: In Kolb hat er einen unterdurchschnittlichen Konkurrenten und könnte möglicherweise gleich mal spielen.

Manuel und die explosive Bills-Offense um RB Spiller: Klingt nicht so katastrophal wie man vielleicht denken würde.

Manuel heult Rotz und Wasser im Interview mit Deion Sanders (der früher auch bei Florida State studierte).

[04h00] Ein kleiner Junge macht die Ansage für die Saints-Pick an der #15: Es wird S Kenny Vaccaro von der University of Texas. Hollawind. Die Saints haben bereits gute Safetys in Harper und Jenkins. Vaccaro gilt als Freelancer, großer Hitter, gewillt, volle Kanone in der „Box“ gegen den Lauf zu spielen. DefCoord Rob Ryan kriegt einen Spieler, den man nach Ansicht vieler unbedingt in Zaum halten sollte, bevor er mit seinem risikoreichen deine eigene Defense Spiel verbrennt.

[03h53] Einer der logischsten Picks bis dato: DT Star Lotulelei geht an #14 zu den Carolina Panthers, die fast alles haben, aber unterirdisch bei den Defensive Tackles waren. Interessant wird die Systemfrage: Die Panthers spielen 4-3, aber Lotulelei gilt als am besten, wenn er 0-technique spielen kann, also genau gegenüber dem Center. Das ist ein eher unüblicher Einsatzort in einer 4-3 Defense.

[03h48] Der zweite Jets-Pick an der #13 ist einer, mit dem keiner gerechnet hat: DT Sheldon Richardson von Mizzou. Ein Mann, der mit seinen trash talk-Fähigkeiten gut in den Big Apple passt. Schade allenfalls, dass New York uns das Pfeifkonzert für „Geno Smith“ erspart.

[03h40] Überraschung: CB D.J. Fluker, der Mann, der im November bei einem Tackle im Training fast gestorben wäre, geht an #12 zu den Oakland Raiders. Keine Defensive Tackles für die Raiders.

[03h32] Dritter Alabama-Spieler en suite: OT D.J. Fluker geht nach San Diego. Fluker ist ein Bolzen von Mann, gilt aber als hüftsteif. Fluker gilt als Right Tackle.

Jetzt kommen gleich die Raiders an #12. Alle meinten, DT Floyd ginge zu den Raiders, aber an #3. Jetzt kriegen sie die Chance, ihn an #12 zu nehmen. GM McKenzie macht damit schon alles besser als die Raiders in den letzten zehn Jahren.

[03h29] OG Chance Warmack nach Tennessee. Zweiter Guard in den Top-10. Fünfter Offense Lineman in den Top-10. Und jetzt pickt gleich San Diego.

Die gemeinhin als topp angesehenen DTs Floyd/Lotulelei sind dagegen noch immer am Board. Tony Pauline/Draft Insider hatte mehr oder weniger genau dieses heute Nachmittag vermutet.

[03h26] Revis kostet die Buccs 16 Mio/Jahr. Milliner kriegt das in drei oder vier Jahren nicht. Von daher: Ja, den Spieler Revis wird Milliner schwerlichst ersetzen können, aber monetär ist das schon ein recht guter Deal für die Jets.

[03h23] Die Versuche der NFLN-Crew, Ahnungslosigkeit für besseren Spannungsbogen vor dem nächsten Pick vorzugaukeln, wirken mittlerweile weniger steril als noch zu Beginn des Drafts.

[03h20] CB Dee Milliner wird der neue Revis. Relative Ruhe im Saal.

[03h16] Jetzt ist gleich Zeit für die Boo-Birds: New York Jets on the Clock. Alle drei der angeblichen Favoriten der Jets sind schon vom Board.

[03h06] Buffalo Bills geben ihren Pick #8 an die St Louis Rams ab. Rams hüpfen vor die Jets (#9), was schwer nach WR Tavon Austin riecht. Der gelbe Flitzer Austin dürfte damit zum „Goldenen Flitzer“ werden.

Der Trade ist massiv: Rams geben #16, #46, #78 und #222 auf für die Picks #8 und #71. Mit Austin kommt der gefühlt siebenundzwanzigste Wide Receiver in den letzten drei Jahren nach St Louis. Austin ist allerdings ein Fetzen mehr als WR: Halfback, Returner, X-Faktor. Einer meiner Lieblingsspieler im Draft.

[03h05] Eine Stunde Draft. Sieben Picks, und wenn wir die „halben“ Linebacker Jordan/Mingo als Line-Spieler sehen, haben wir bisher ausschließlich Schützengräben gedraftet.

[03h00] OG Jonathan Cooper an #7 zu den Arizona Cardinals. Mayock: Bester Pass-Blocking Guard im Draft. Nach dem Einkauf von QB Palmer und den drei Tackles, die schon weg sind, ein No-Brainer.

[02h57] DE/OLB Barkevious Mingo von LSU an #6 zu den Cleveland Browns. Ein Passrusher für das neue 3-4 System der Browns. Leichte Überraschung.

[02h54] Was Ansah helfen könnte: Detroit verfügt bereits über eine massive Innenseite mit den Defensive Tackles Suh und Fairley. Ansah wird die Last nicht alleine tragen müssen. Auf der anderen Seite ist die Kadertiefe bei den Ends so gering, dass die Lions Ansah vielleicht schneller als erhofft aufs Spielfeld schicken müssen.

[02h51] Wie jedes Jahr kommt zu einem der Lions-Picks die RB-Legende Barry Sanders raus, um die Wahl zu verkünden. Sanders ist Cover-Gesicht des Madden-Spiels.

Der Draftpick ist DE Ziggy Ansah von BYU. Ein Afrikaner für die Löwen! Ansah gilt als athletischer Gigant, hat aber längst nicht alle Techniken drauf, die man in der NFL braucht. Der neue DL-Coach der Lions, Jim Washburn, wird viel Arbeit bekommen. Aber Washburn gilt als ein sehr guter.

[02h44] Erster Draftpick der Ära Chip Kelly: Die Eagles an der #4 den ehemaligen Highschool-QB, OT Lane Johnson von Oklahoma. Der Mann gilt als größtes Talent dieses Jahr, ist aber noch sehr ungeschliffen. Mit seiner Athletik wie gemacht für Kellys Schemen. Ist er die Versicherung gegen ein mögliches Karriereende von Eagles-LT Jason Peters?

[02h38] Die Dolphins haben neben ihren Erstrundenpick (#12) noch zusätzlich den Pick #42 geopfert um den gemeinhin als komplett angesehenen OLB Jordan zu kriegen. Jordan könnte davon profitieren, gemeinsam mit DE Cam Wake spielen zu können.

[02h32] Nicht bloß Twin-Tackles, sondern Triple-Tackles: Die Miami Dolphins haben einen Trade angestrengt. Es wird OLB Dion Jordan von Oregon. Ganz Philly kotzt sich die Eingeweide raus.

[02h28] Joeckel: I love being a Jacksonville Jaguar. Jacksonville is a great team… [Ja, klar]

[02h25] Die Jaguars ziehen OT Luke Joeckel von Texas A&M. Die Jaguars haben bereits einen Left Tackle in Eugene Monroe (Erstrundenpick 2009), der ligaweit gelobt wird. Das riecht danach, dass Joeckel nur die als unwichtiger gesehene Position des Right Tackles bekommt. Raum für Ausreden für den jungen QB-Flop Blaine Gabbert wird kleiner.

[02h17] Die Chiefs nehmen *Überraschung, Überraschung* Eric Fisher von den Central Michigan Chippewas. Fisher ist der Mann mit dem etwas höheren „Ceiling“ im Vergleich zu Joeckel. Punktsieg für Mayock: Mayock war einer der ersten, der Fisher als Favorit gegenüber Joeckel gesehen hatte, trotz der Tatsache, dass Fisher nur in einer kleinen Conference spielte.

Man kann das aus Chiefs-Sicht auch so sehen: Jetzt gehste mal 2-14 und kriegste den Top-Pick und dein Preis ist ein Offense Tackle von Central Michigan? Gibt Dinge, die sexier klingen, aber so ist’s Leben.

[02h08] Der Draft 2013 ist eröffnet und KC hat maximal zehn Minuten Bedenkzeit.

[02h04] Die Runde im NFL-Network besteht erstmal aus der Einsermannschaft: Rich Eisen – Marshall Faulk – Steve Mariucci – Michael Irvin – Mike Mayock. Mayock ist sicher sicher: #1 Fisher nach Kansas City, #2 Joeckel nach Jacksonville und an #3 könnte jemand versuchen, OT Lane Johnson per Trade mit den Raiders zu bekommen.

[01h56] Um noch ein bissl zu müllen: Mike Mayock, Draftfreak vom NFL-Network, hat gestern Nacht seinen alljährlichen Mock-Draft veröffentlicht. Den kann man hier nachlesen. Beim Top-Pick scheint er schon ins Schwarze getroffen zu haben.

Zweites Gerücht: Die Raiders werden trotz zuletzt anders lautender Berichte ihren #3-Pick halten und ihn nicht an die Browns weitergeben.

[01h47] Guten Morgen zum Start des NFL-Draft 2013. Wo wir heute, egal ob ESPN oder NFL Network, anscheinend davon ausgehen können: Beide Networks haben vereinbart, Pick für Pick die Spannung dieses Jahr bis zur Verkündung Roger Goodells aufrecht erhalten zu wollen. Das wäre ein Fortschritt gegenüber anderen Jahren, als man stets schon vorher in den „Green Room“ schaltete und alle Welt schon vor Goodells Verkündung vom nächsten Pick wusste. Mal schauen, wie die Networks das durchhalten. Twitter dürfte indessen weiterhin schon den Networks wissen, wer der nächste Draftee ist – so wie bei den Chiefs 2013: Es ist offensichtlich bereits durchgesickert, dass der Top-Pick 2013 Eric Fisher von Central Michigan sein wird – also doch der Mann mit dem etwas höheren „Upside“ gegenüber dem einstigen Favorit Luke Joeckel/Texas A&M.

Der Sendeplan zum NFL-Draft 2013

Update 18h40: Der zweite Artikel bei NFL-Crush („Storylines des NFL-Drafts 2013“) ist mittlerweile veröffentlicht und unten in der Liste angefügt.


Der NFL-Draft 2013 beginnt heute Nacht mit der ersten Runde, und ESPN America sowie das NFL Network sind ab 02h live mit von der Partie. ESPNA wird wie immer den eigenen Feed mit Mel Kiper jr. und Todd McShay übernehmen, während das NFLN die qualitativ hochwertigere Show mit Rich Eisen, Mike Mayock u.a. auffährt. Die NFLN-Show ist auf alle Fälle im Gamepass zu sehen. Auf der NFL.com Homepage wird gratis live mitgestreamt [hier entlang] , aber ich bin mir nicht ganz sicher, ob man dort nicht evtl. nochmal eine andere Crew auffährt – letztes Jahr war dort teilweise der Warner Kurtl zu sehen, als parallel Mayock sein Ding runter ratterte. Nachfolgend die ESPNA-Sendetermine:

25./26.4. 02h   LIVE 1. Runde
    26.4. 19h   Tape 1. Runde
26./27.4. 00h30 LIVE 2.-3. Runde
    28.4. 09h30 Tape 4.-7. Runde

Oder anders: Die letzten Runden werden bei ESPNA nicht live gezeigt. Nochmal: NFL.com ist live alle drei Tage drauf, gratis oder im Gamepass.


Es gab auf diesem Blog einigen Build-Up. Nachfolgend nochmal die einzelnen Positions-Vorstellungen auf einen Blick:

Dazu gab es einen Artikel zum Thema „Wie baut man heute ein NFL-Team?“ und [Update] zwei Artikel bei NFL-Crush [/Update]:

Drinking Game wird es heute keines geben. Wer Lust hat, kann sich aber eines aus dem gängigen Draftjargon schneidern, das ich vor zwei Jahren vorstellte. Eine allgemeinere Einführung zum Thema Scouting und Drumherum um den Draft gab ich letztes Jahr. Damit sollte die Grundversorgung an Lesestoff sichergestellt sein.

Wenn in der NFL Draft-Tag ist, ist in Italien Staatsfeiertag (kein Scherz, zumindest dieses Jahr nicht). Ich habe also morgen frei und hoffe, heute Nacht möglichst lange mittendrin im Geschehen zu bleiben – mit Liveblogging. Es ist der Draft der Ungewissheit, und damit der beste und spannendste Draft, seit ich denken kann.

Die Safetys im NFL-Draft 2013

Die Safetys sind die Jungs hinten in der Mitte, die letzte Rettung der Defense. Es sind die Spieler, die oft ohne direkten Gegenspieler am Feld stehen, die aber eine extrem wichtige Support-Rolle für Cornerbacks oder Linebackers erfüllen und im Optimalfall auch noch blitzen können müssen. Safety zu spielen muss eine extrem schwierige Aufgabe sein, da extrem viel Spielverständnis gefragt ist, man muss die Intentionen der Offense antizipieren, loslaufen und wahlweise decken oder tackeln. Immer häufiger passiert es, dass Safetys als Manndecker abgestellt werden.

Die Gruppe von 2013 kriegt gute Noten im Scouting-Prozess: Keine Polamalus und Ed Reeds, aber ein sehr breiter Pool an Talenten bis runter in die zweite, dritte Runde.

Prospects 2013

Name                  Rd
Kenny Vaccaro         1
Matt Elam             1-2
Eric Reid             2
Phillip Thomas        2
Jonathan Cyprien      2-3
D.J. Swearinger       2-3
T.J. McDonald         3-4
Earl Wolff            3-4
Shawn Williams        4-5
Bacarri Rambo         4-5
Tony Jefferson        4-5
Duke Williams         5-7
Shamarko Thomas       5-7

Mayocks Top-5

1 - Vaccaro
2 - Elam
3 - Reid
4 - Cyprien
5 - Swearinger

Als Klassenbester von 2013 gilt der vollkörpertätowierte Kenny Vaccaro von der University of Texas, obwohl er eine schwache Combine hatte. Vaccaro hat alle körperlichen Voraussetzungen und schon nachgewiesen, dass er talentierte Jungs wie WR Tavon Austin wie ein Schatten verfolgen und decken kann. Bei Vaccaro gibt es allenfalls die Angst, dass er zu einem zu sorglosen Trainerstab wandert, der ihm nicht die notwendigen Grenzen aufzeigt. Man muss Angst haben vor dem Defensiv-Gegenstück zum „Gunslingern“, einer Art zu freiem Freelancing, das man bei Vaccaro immer wieder beobachten kann.

Vaccaro ist 1.83m groß, Matt Elam von der University of Florida ist nur 1.75m, aber ebenso ein Kraftpaket mit sehr guten Deckungskünsten. Beide Spieler gelten als mögliche Erstrundenpicks und einsetzbar als vornehmlich Free Safety und Strong Safety.

Hinter vorgehaltener Hand munkeln viele, dass Jonathan Cyprien von der „kleinen“ (im Football-Sinn, denn von der Studentenanzahl ist sie US-weit Top-5) Florida International University das beste, interessanteste Talent ist. Knackpunkt könnte aber die Uni sein, die in der verheerend schwachen Sunbelt Conference spielte – und FIU war dort dieses Jahr eine einzige Enttäuschung.

Andere sehen eher D.J. Swearinger von South Carolina vorn, der aus einer guten (harhar, der SEC) Conference kommt. Swearinger ist kein reiner Safety, sondern sammelte über die Jahre Erfahrung auf allen möglichen Positionen im Defensive Backfield, von Cornerback bis Slot-CB über beide Safety-Positionen. Es gilt als Konsens, dass Swearinger alle Arten von Gegner zumindest zufriedenstellend abdecken kann, aber einen Tick zu wenig Turnover-Gefahr ausstrahlt.

Cyprien und Swearinger sind die beiden Spieler, die durchaus Überraschungen werden können, wenn es am Donnerstag in die zweite Hälfte der ersten Runde geht. Vaccaro und Elam sind die Favoriten, aber wenige wären überrascht, wenn sich die eine oder andere Franchise einen der beiden gefährlichen Außenseiter greift.

Die Cornerbacks im NFL-Draft 2013

Cornerback ist eine knüppelharte Position zu spielen und zu bewerten: Du musst schnell und antrittsschnell sein, physisch an der Anspiellinie, musste dich gegen häufig größer gewachsene Wide Receivers durchsetzen können, musst in vollem Sprint erkennen, wohin der Ball fliegt, während dein Gegenspieler das weiß. Du solltest blitzen können und im Notfall Tackles gegen schwerere Jungs machen. Die Bewertung der Leistungserbringung ist eine ähnliche: Sind deine Mitspieler schwach, attackiert der Gegner diese, und du schaust besser aus als du unter Umständen bist. Bei lauem Passrush siehst du unter Umständen schlechter aus als du bist, weil kein Mensch einen Calvin Johnson sieben, acht Sekunden im Zaum halten kann.

Zur Klasse von 2013, die trotz des Fehlen des „einen“ epochalen Talents sehr gelobt wird: Mehr als eine Handvoll Spieler, die in die erste Runde gehören und dahinter viel Tiefe, aber weil es so viele sind, können sich einige Teams möglicherweise den Luxus leisten, zu warten und ihre CBs erst in der zweiten und dritten Runde holen. Was wiederum hieße, dass es vielleicht doch nur zwei oder drei Erstrunden-Cornerbacks werden.

Prospects 2013

Name                  Rd
DeMarcus Milliner     1
Xavier Rhodes         1
Desmond Trufant       1
D.J. Hayden           1-2
Jamar Taylor          1-2
Blidi Wreh-Wilson     2
Darius Slay           2
Johnthan Banks        2
David Amerson         2-3
Robert Alford         2-3
Jordan Poyer          2-3
Logan Ryan            2-3
Dwayne Gratz          2-3
B.W. Webb             3
Leon McFadden         3
Sanders Commings      3-4
Tyrann Mathieu        4-7

Mayocks Top-5

1 - Hayden
2 - Milliner
3 - Rhodes
4 - Trufant
5 - Banks

Als solidester Cornerback gilt dieses Jahr DeMarcus „Dee“ Milliner aus Alabama. Milliner hatte dort gute Mitspieler, und er spielte in einer reibungsfreien Defense mit starkem Passrush. Milliner gilt als kompletter Spieler, der in keiner Kategorie die Weltklasse-Noten bekommt, aber insgesamt durchaus in einer Tradition mit Leuten wie zuletzt Patrick Peterson oder Morris Claiborne mithalten kann. Der einzige Knackpunkt sind die (fehlenden) Interceptions. Milliner galt lange Zeit als möglicher Top-10 Pick und erster gedrafteter Cornerback, aber seit letzter Woche ist aus dem quasi-Nichts ein ernst zu nehmender Konkurrent aufgetaucht.

Und der wäre D.J. Hayden aus Houston. Der kann eigentlich dem lieben Gott danken, dass noch da ist, und geht mit etwas Glück Donnerstagnacht als Top-10 Pick nach Hause. Für uns ist Hayden ein weiteres dark horse, völlig unberechenbar. Warum? Weil er im letzten November fast das Zeitliche gesegnet hätte. Hayden wurde im Training beim Versuch, seinen besten Kumpel zu tackeln, wildest schwer verletzt, als eine lebenswichtige Vene zum Herzen riss. Erst eine Notoperation rettete ihm das Leben, und über die Monate war sein Genesungsprozess ein gut gehütetes Geheimnis.

Bis vor wenigen Tagen grünes Licht kam: Der Trainingsunfall wird von den Ärzten als once in trillion (oder so) eingestuft. Die Wahrscheinlichkeit, dass sowas nochmal passiert, ist verschwindend gering, und es gibt keine Langzeitschäden. Also ist Hayden fürn Draft frei gegeben und draftable. Wäre er erst nach dem Draft frei gegeben worden, hätte ihn vermutlich niemand gedraftet, oder ein Team in der siebten Runde.

Hayden, der Spieler, ist sensationell. Greg Cosell und Mayock sehen ihn als besten Cornerback im Draft: Super beweglich an der Anspiellinie, klebt wie eine Klette am Receiver, stets gefährlich für einen Turnover. Der plötzliche Hype um Hayden machte mich neugierig. Die Highlight-Tapes sind großartig, aber das ist bei jedem Spieler so. Was mir bei Hayden extrem gut gefiel: Er steckt nie auf, kämpft. Geht der Spielzug nicht in seine Richtung, lässt er nicht locker, sondern rennt dem Mitspieler zu Hilfe. Er setzt sich voll gegen den Lauf ein. Verfolgt Gegenspieler von hinten. Das ist selten bei Cornerbacks, die häufig in den Trabmodus verfallen, sobald sich der Spielzug auf die andere Seite des Feldes entwickelt. Es ist noch seltener bei hoch talentierten Jungs wie Hayden. Das spricht für ihn und seine Moral.

Zweifel sind aufgrund der schwachen Konkurrenz am College angebracht (Hayden spielte in der Conference-USA bei den Houston Cougars). Noch größere Zweifel bringt der Kopf, die mentale Seite: Ärzte sagen, das Risiko einer erneuten solchen Verletzung ist gleich groß wie bei allen anderen Athleten, also nahe null. Aber kann man das wirklich ganz ausschalten? In manchen Plays sicher, aber in jedem? Wie reagiert Hayden, wenn der nächste große Hit droht?

Alles in allem dürfte Hayden ein Spieler sein, der in der ersten Runde geht, aber nicht vor Milliner. Welches Kaliber von Spieler er sein wird, wissen wir freilich noch nicht. Aber eine der besten Geschichten, die sich um den Draft 2013 spannen lassen, ist D.J. Hayden allemal.

Es gibt weitere Spieler mit Potenzial, das für die erste Runde reicht. Xavier Rhodes von Florida State ist vielleicht etwas zu hüftsteif um in den Top-10 zu gehen, aber allemal physisch genug, um an der Anspiellinie eine Zecke gegen die kräftigsten Receiver zu sein. Desmond Trufant von Washington punktet mit Spielintelligenz und ausreichend Vielseitigkeit, um auf allen CB-Positionen auf dem Spielfeld antreten zu können. Jamar Taylor von Boise State kriegt auch seinen Hype, gilt als enorm beweglich und physisch genug, um auch große Kaliber auszuschalten. Taylor genoss in Boise einen extrem guten Ruf und wird als herber Verlust auf und neben dem Feld empfunden, auch wenn er nicht immer verletzungsfrei blieb.

Ein interessanter Spieler ist NC States groß gewachsener David Amerson, der noch im letzten Sommer als potenzieller Top-Draftpick gehandelt worden war. Damals war Amerson frisch von einer legendären Saison mit 13 Interceptions (!) gekommen. Das ließ sich nicht wiederholen, und so fiel Amerson in der Gunst der Scouts weit unten durch. Amerson ist ein reaktiver Spieler, der nicht in physische Grabenkämpfe an der Anspiellinie verfällt, sondern wartet, den Spieler nur gut genug abdeckt und dann im rechten Moment versucht, die Interception zu fangen. Cosell vergleicht ihn mit Asante Samuel. Im Notfall soll Amerson immer auf Safety umschulbar sein; ich wäre nicht überrascht, wenn Amerson ist der ersten Runde geht.

Für die zweite und dritte Runde werden viele weitere Leute in den Mischtopf geworfen: Jonathan Banks und Darius Slay von Mississippi State zum Beispiel. Banks war dort der #1-Mann, aber viele Scouts halten Slay für die bessere, weil physischere Option, während Banks möglicherweise besser als Safety geeignet ist. Weitere Namen, die man vernimmt: Sanders Commings, Leon McFadden und den, den man nie vergisst: Blidi Wreh-Wilson von UConn.

Irgendwo in den mittleren oder späten Runden wird auch Tyrann Mathieu einberufen werden – der Honey Badger, der den College Football vor eineinhalb Jahren in Entzücken versetzte, als er haufenweise Big Plays, Returns, Interceptions, Fumbles produzierte. Wenige Monate später war Mathieu verschwunden, eingebuchtet in einer Entzugsklinik, halb zerfressen von seiner Marihuana-Sucht. Es rumort, dass Mathieu bei „mindestens zehn“ Drogentests positiv getestet worden war. Jetzt soll er clean sein, aber auch nur seit einem halben Jahr.

Auf dem Feld ist Mathieu auch nicht von allem Zweifeln befreit: Er ist ein hopp-oder-topp Spieler, vergisst in manchen Momenten in seiner Gier nach dem Knockout-Punch seine Assignments und kassiert einen unnötigen 30yds-Pass im Slot. Weil Mathieu klein gewachsen ist, wird er kaum auf den Flanken eingesetzt werden, sondern wohl hauptsächlich im Slot spielen müssen, wo der typische Gegenspieler eher der kleine Flitzer ist – nur einen statt zwei Köpfe größer als Mathieu.

Die Linebacker im NFL-Draft 2013

Drittletzter Teil der großen Previewserie für den NFL-Draft mit den Linebackern, einer Gruppe von Leuten, die ähnlich der Defensive Line extrem vielfältige Positionen und Aufgaben zugewiesen bekommen können. Der Footballsport ist in konstantem Wandel, und aktuell geht das dahin, dass jahrzehntelang gewachsene Positionsbezeichnungen schön langsam aufgebrochen werden. Im Kern gibt es den Inside Linebacker und den Outside Linebacker. Erstere arbeiten vor allem im Gewühl, müssen das Geschehen vor sich beobachten und in erster Linie vieeeeeeele Tackles setzen. Letztere sind vermehrt zuständig für Passrush. Beide müssen technisch saubere Tackles setzen und in der Deckung zumindest Tight Ends kontrollieren können.

Inside Linebackers

Prospects 2013

Name                  Rd
Alec Ogletree         1
Kevin Minter          1-2
Manti Te’o            1-2
Jon Bostic            2-3
Kiko Alonso           2-3
Kevin Reddick         3-4
A.J. Klein            4-5
Steve Beauharnais     5-7
Nico Johnson          5-7

Mayocks Top-5

1 - Te’o
2 - Minter
3 - Ogletree
4 - Bostic
5 - Alonso

Der Wirbel um Manti Te’o und den Schwindel mit seiner Phantom-Freundin hat sich etwas gelegt und die Geschichte wirkt abgelutscht. Bei Te’o ist man mittlerweile dahin gegangen, nur noch einen ordinären Spieler zu sehen, zu langsam, zu wenig dynamisch für einen wirklich hohen Draftpick, weil er nicht mehr als die „Standard“-Downs spielen kann (also die, wo der Gegner maximal drei Anspielstationen am Platz hat). Dummerweise geht der Trend der NFL dahin, dass immer öfters vier und mehr Ballfänger am Platz stehen, weswegen die Linebacker der Güteklasse Te’o stark an Wert verlieren.

Man ist sich einig, dass Alec Ogletree ohnehin das bessere Prospect als Te’o ist: Ogletree kommt von Georgia und ist ein ehemaliger Safety und als solcher viel schneller, wendiger als ein Te’o. Für einen Ogletree gibt es in der NFL viele Einsatzgebiete, innen und außen, aber wir haben, wie bei so vielen Prospects, zwei saure Kirschen in der Suppe: Zum einen tackelt Ogletree nicht; er hittet. Mit der Schulter voran – ein klassischer Safety-Tackle. Linebackers müssen aber häufig größere, schwerere Jungs zu Boden bringen als Safetys. Und zum anderen ist die Person Ogletree nicht von allen Zweifeln befreit: Trinkt gerne einen über den Durst, steigt dann ins Auto und ist deppert genug um sich auch noch von der Polizei anhalten zu lassen.

Wer es etwas ruhiger haben will und einen intelligenteren Spieler haben will, greift eher zu Kevin Minter (von Louisiana State): Der ist etwas langsamer, aber erfahrener als Ogletree. Noch langsamer, um nicht zu sagen: zu langsam, ist Chase Thomas von Stanford, wie alle Athleten von dort ein Brocken mit zwei Meter Armdurchmesser. Thomas ist nicht antrittsschnell genug und gilt nur noch als Option für die späten Runden.

Ein faszinierendes Multitalent ist Arthur Brown von der Kansas State University: Rocker, Schauspieler, Footballer. Brown musste sich Fragen gefallen lassen ob seiner Heimweh-Plärrerei (kam aus Kansas, ging nach Miami, fühlte sich dort allein, ging wieder zurück nach Kansas), tourt aber im Gegenzug mit seiner Band durch die Welt und steht in Hollywood vor der Kamera. Arthur Brown gilt als klassischer „Weakside Linebacker“: Mag es nicht, in jedem Spielzug geblockt zu werden, aber die WLBs haben oft freie Bahn, müssen nur wendig genug sein um viele, viele Tackles zu setzen und mit Freelancing die eine oder andere Interception zu fangen.

Outside Linebackers

Prospects 2013

Name                  Rd
Dion Jordan           1
Barkevious Mingo      1
Jarvis Jones          1
Arthur Brown          1-2
Khaseem Greene        2
Jamie Collins         2-3
John Simon            3
Cornelius Washington  3
Sio Moore             4-5
Gerald Hodges         4-5
Michael Buchanon      4-5

Mayocks Top-5

4-3 OLB

1 - Jones
2 - Brown
3 - Moore
4 - Greene
5 - Simon

3-4 OLB

1 - Jordan
2 - Mingo
3 - Collins
4 - Buchanon
5 - Lemonier

Die Musik spielt um drei Jungs. Der allerbeste im College Football war Jarvis Jones, OLB der Georgia Bulldogs und an guten Tagen mit seinem Antritt ein absolut dominanter Spieler. Es gibt allerdings Fragen, inwiefern der etwas klein gewachsene Jones sich in der NFL behaupten kann: Die Offense Tackles sind heute auch schon wendig genug und kräftig sind sie alle, und Jones hatte seine besten Tage, wenn er relativ frei Bahn zum Quarterback hatte. Dann ist er unaufhaltsam, aber das sind dann viele andere Spieler auch. Was man an Jones mögen muss, ist seine Vielseitigkeit und seine stete Einsatzbereitschaft. Was abschreckt, ist sein angeborener Wirbelsäulenfehlwuchs („Spinale Stenose“).

Weniger ausgereift, dafür aufgrund des Körperbaus (beide über 1,93m) möglicherweise bessere Prospects für die NFL sind die beiden anderen Jungs: Dion Jordan von der University of Oregon und Barkevious Mingo von LSU.

Es mag Ironie der Geschichte sein, dass mit Jordan ausgerechnet ein Abwehrspieler der höchst gedraftete Oregon Duck der Ära Chip Kelly sein könnte. Jordan ist ein Schlaks, war ursprünglich als Tight End gedacht, bewegte sich wie ein Wide Receiver – und wurde von Kelly als OLB in die 3-4 Verteidigung gestellt. Während man im ersten Moment sofort an „Passrusher“ denken möchte, galt Jordan in erster Linie stets als Deckungsspieler, der sich im freien Raum sicher zu bewegen weiß. Gen Quarterback geschickt wurde er vergleichsweise selten, soll dabei aber starke Eindrücke hinterlassen haben. Jordan gilt als sicherer Top-10 Pick, und gar einige sehen in an #2 nach Jacksonville oder an #4 nach Philadelphia gehen.

Barkevious Mingo, genannt Keke, ist etwas kleiner, schmächtiger als Jordan, dafür schneller aber nicht so flexibel. Mingo ist eigentlich ein richtiger Defensive End, der aber für die NFL zu schmächtig sein könnte. Deswegen möchte man ihn umlernen auf 3-4 OLB, wo er zunächst Bruce-Irvin-like eingeschult wird, als Spieler in klaren Passsituationen auf den Quarterback geschickt wird. Mingo wird so schnell kein „Spieler für alle drei Downs“ sein, wie man so schön sagt. Sehr positiv klingt immer wieder durch, welch bodenständiger Kollege er denn sei, demütig, lernbegierig, ganz anders als so viele seiner Teamkollegen bei LSU, wo die eine Hälfte teilzeitlich im Knast ist, die andere sich in den Nachtclubs entweder die Birne zudröhnt oder sich wahlweise gegenseitig einschlägt.

Die Defensive Line im NFL-Draft 2013

Die Front-Seven im American Football ist eine hochkomplexe Geschichte, da sie aus so vielen Positionen bestehen kann, dass es schwierig ist, die richtigen Athleten in die richtigen Slots zu stellen. In Kurzfassung: Es gibt zwei Basis-Systeme, die 4-3 Defense und die 3-4 Defense. 4-3 ist das System mit vier Defensive Linern mit Händen im Dreck, bei der 3-4 Defense sind es folgerichtig nur drei, mit vier Linebackers dahinter.

Es gibt im Detail unendlich viel Feintuning, weswegen die Techniker und Coaches unter den Footballern von so fremdelnden Begriffen wie „3-technique“ oder „Gaps“ reden. Das Konzept dahinter: Du spielst gegen die Offense Line. Deine Defense Liner sind für gewisse „Gaps“, also quasi die Zwischenräume zwischen den Offense Linern, verantwortlich (verantwortlich = Assignments). Wo sie den Spielzug beginnen, regelt eine Zahl von 1-9 mit Zusatzcode „technique“, die den Plätzen zugeordnet wird: 0-technique ist zum Beispiel direkt vor der Nase des Centers, von wo dann auch der Terminus des Nose Tackle kommt. Der ist dann unter Umständen für beide A-Gaps verantwortlich usw. Kleines Schema zum besseren Verständnis:

Pos.     TE     T     G     C     G     T     TE
------------------------------------------------
Gap          C     B     A     A     B     C
tech.   987    654   321    0    123   456    789

Häufig ist zum Zeitpunkt des Drafts noch nicht ganz klar, welches Prospect am besten für welche Position ist, und es wird viel rumgerätselt, ob der Spieler besser als 4-3 DE oder 3-4 OLB ist oder ein 4-3 DT oder 3-4 DE. Gemeint sind dabei die Gaps und Assignments, die aber bei vielen Coaches variieren können. Ein 3-4 DE ist zum Beispiel oft ein 5-technique, der in erster Linie für das B-Gap zuständig ist. Ein 3-4 DT ist oft 3-technique, und auch ein 4-3 DT ein 1-technique oder 2-technique. Und ab ins Gewühl.

Defensive Ends

Der deutsche Defense End Björn Werner [unser Scouting Report von Flo Zielbauer] galt lange Zeit als möglicher Top-10 Pick, aber diese hohe Wertschätzung hat sich nicht bis zum Draft gehalten. Zu unspektakulär ist Werner, zu wenig explosiv. Alle halten ihm zugute, ein ehrlicher, fleißiger Arbeiter zu sein, relativ komplett, aber die ganz hohen Picks gehen am Ende des Tages in der NFL nur für die ganz gewaltigen Passrusher weg. Das ist Werner nicht. So bleibt am Donnerstag aber das Label des ersten deutschen 1st round picks, denn niemand sieht, wie Werner aus der ersten Runde fällt. Und ein Fallen im Draft hat auch sein Gutes: Dann kommst du zu einem wahrscheinlich besseren Team.

Trotzdem ist Werner höchst willkommen, da er eine gute Geschichte abgibt: Junge aus Berlin, der in die Staaten ging um an der Highschool in Connecticut zu spielen, der erst mal Englisch lernen musste, dann von FSU rekrutiert wurde, heiratete und die einheimischen Talente das Fürchten lehrte. Jede Wette, dass Mike Mayock dann übermorgen noch den einen oder anderen Fakt aus der Nase zieht.

Prospects 2013

Name                  Rd
Ezekiel Ansah         1
Björn Werner          1
Datone Jones          1-2
Damontre Moore        1-2
Tank Carradine        1-2
Alex Okafor           1-2
Margus Hunt           2
Corey Lemonier        2-3
LaVar Edwards         3-4
Malliciah Goodman     3-4
Sam Montgomery        3-4
Joe Kruger            4-5
David Bass            4-5
Devin Taylor          5-7
William Gholston      5-7

Mayocks Top-5

4-3 DE

1 - Ansah
2 - Werner
3 - Moore
4 - Carradine
5 - Okafor

3-4 DE

1 - Lotulelei
2 - Jones
3 - Hunt
4 - Gholston
5 - Williams

Werners Studienkollege Cornelius Carradine, genannt „Tank“, gilt bei manchen Scouts als mittlerweile besseres Prospect: Etwas kleiner gewachsen, aber wuchtiger, schneller. Carradines größte Fragezeichen rühren von einer verletzungsgeplagten Vergangenheit, und Carradine ist Stand heute so wenig Muskelberg, dass ihn manche Coaches am liebsten erstmal eine Woche zum Kraftbolzen in den Fitnessraum stellen wollten.

Der einstige große Favorit DE Damontre Moore von Texas A&M fiel in der Scouting-Phase jede Woche ein bis zwei Plätze nach hinten und gilt heute „nur“ mehr als 1st round pick, anstelle des möglichen Top-Picks. Die Hauptkritikpunkte: Zu wenig Schmalz in den Schenkeln dies- und jenseits der Hüften, zu wenig explosiv gegen die ganz fetten Säcke. In etwa so schnell wie Moore in der Gunst der Scouts sank, stieg Datone Jones von UCLA nach oben: Noch etwas ungeschliffen gegen Doppeldeckungen („double teams“), aber alle Voraussetzungen um jegliche Position und technique in der D-Line spielen zu können.

Das fünfte Rad am Wagen ist Ezekiel Ansah, genannt Ziggy, ein Ghanaer von der Brigham Young University und eine Wundertüte pax excellence, der klassische Freak, der Scouts abspritzen lässt weil er so prototypisch gebaut ist, aber gleichzeitig den Schweiß auf die Stirn treibt, weil er keine drei Jahre Erfahrung im Football hat. Ansah wollte eigentlich Leichtathlet oder Korbballer werden, verirrte sich dann aber auf der grünen Wiese und spielte alle erfahrenen Teamkollegen gleich mal zum Einstand an die Wand. Ansah ist technisch noch ein sehr unsauberer Spieler und wird etliche Feinheiten erst erlernen müssen. Er ist ein Fall für Parcells‘ Planet Theory: Einen solchen Athleten kriegste nicht jedes Mal, also greif zu. Den Feinschliff sollen die Coaches geben. Ansah gilt mittlerweile als sicherer Pick in den Top Ten.

Werner und Ansah sind die Stars, aber es gibt einen dritten Ausländer mit genügend Buzz für die erste Runde: Margus Hunt, ein Kraftbolzen aus Estland, der bei Southern Methodist spielte und dort mehr als graduellen Fortschritt über die letzten beiden Jahre zeigte. Hunt spielte eine sensationelle Hawaii Bowl und galt in der Scouting-Phase als Workout Warrior, aber seine Senior Bowl war schwach. Zweiter Knackpunkt: Das Alter. Hunt ist bereits 26, eine Phase, in der der Mensch normalerweise physisch am Höhepunkt ist. Man kann also nicht unbedingt von einer massiven Steigerung Hunts ausgehen, im Gegensatz zu den 21jährigen Kids, die sonst in die NFL kommen. Das eine oder andere Team soll an ihm in der ersten Runde interessiert sein, auch wenn sich Hunts Bewerbung nach all meinen bisherigen Erfahrungen klassisch wie „zweite Runde“ anhört.

Irgendwo am Eck rumhängen werden auch Ends wie Alex Okafor von Texas oder Sam Montgomery von LSU. Letzterer galt auch lange Zeit als hoher Pick, aber es gibt Abschreckendes: Zum ersten hat er nicht die Ausdauer für mehr als 25 gleichwertig intensive Snaps. Zum anderen werden die Trainerköpfe von LSU immer noch knallrot und fletschen die Zähne, wenn sie nach Montgomerys (mangelndem) Trainingseinsatz befragt werden.

Defensive Tackles

Prospects 2013

Name                  Rd
Star Lotulelei        1
Sharrif Floyd         1
Sheldon Richardson    1
Jesse Williams        1
Sylvester Williams    1-2
Jonathan Hankins      1-2
Kawann Short          1-2
Jon Jenkins           1-2
Brandon Williams      2-3
Montori Hughes        2-3
Akeem Spence          3-4
Bennie Logan          3-4
Jordan Hill           4-5
Everett Dawkins       4-5

Mayocks Top-5

4-3 DT

1 - Floyd 
2 - Richardson 
3 - Williams 
4 - Short 
5 - Hankins

3-4 DE

1 - Lotulelei 
2 - Jones 
3 - Hunt 
4 - Gholston 
5 - Williams

Diese Position gilt als die bestbesetzte nach den Offense Tackles, und kein Spieler bekam mehr Presse als Floridas Sharrif Floyd, vor wenigen Wochen noch eine komplette Unbekannte. Der Hype beginnt schon auf der Straße. Floyds Geschichte liest sich drehbuchreif, ein kleiner Junge, der im Säuglingsalter den Vater verliert, Mutter spritzt sich eine Piepe nach der anderen rein und Klein-Sharrif schlägt sich unter der Brücke durch. Bekam Hilfe von einem weichherzigen Mann. Ging ans College. Bekam von besagt weichherzigem Mann Kohle und Scooter. Wurde deswegen von der NCAA gesperrt – illegales Boostertum. Zögerte nicht lange und ließ sich von besagtem Mann adoptieren. Und ist heute ein sicherer Top-10 Kandidat. Floyd macht wenige spektakuläre Plays, ist aber feingeschliffen und weiß genau seine Assignments. Floyd ist kein Kraftbolzen, sondern beweglich wie ein End und übertölpelt den gegnerischen Guard mit seiner Beweglichkeit. Alle gehen davon aus, dass er sein Versprechen – sehr, sehr sicherer, guter Tackle – einlösen wird.

Der andere Top-Tackle ist Star Lotulelei von Utah, etwas massiver gebaut und etwas variabler einsetzbar: Während Floyd in erster Linie als Defensive Tackle für 4-3 gilt, kann der 145kg-Bolzen Lotulelei gut und gerne auch in der anspruchsvollen 3-4 Defense mehrere Positionen spielen und gilt am explosivsten dann, wenn er Druck im Passrush ausüben kann. Lotulelei hatte in der Offseason Herzprobleme und könnte deshalb ein Fragezeichen sein; nichtsdestotrotz gilt auch er als recht sicherer Top-10 Kandidat.

Der dritte im Bunde ist mit Mizzous Sheldon Richardson ein Rohdiamant, dessen Ruf vor allem auf der ersten Sekunde nach dem Snap gründet, denn diese gilt als fantastisch, absolut dominierend. Richardson spielte nur zwei Jahre in Missouri, weil seine Schulnoten zuvor zu schlecht gewesen waren um an ein richtiges College zu gehen, und ist daher insgesamt noch etwas grün. Viele Coaches werden aber sagen, gut, dann ist er besser formbar nach unseren Vorstellungen.

Mit dem Australier Jesse Williams gibt es einen zirka ein Meter siebenundzwanzig kleinen anderthalb Zentner schweren Klumpen, dessen Lieblingsposition die des Nose Tackle ist, und der sich schwer tut, sein Lieblingstattoo zu finden, weswegen jede Woche zwei neue Figuren eingestochen werden… die Haut möchte ich nicht sehen, wenn dieser Hulk mal 40 ist. Williams kommt vom Australian Football und Rugby, kann daher auch ganz gut kicken, agierte in Alabama auch als Hobby-Vorblocker und Fullback und gilt heute als 1st round pick. Die Schwächen sind auch schnell beschrieben: Nimmt sich gerne mal ein Päuschen mitten im Spiel, weiß noch nicht, wie man gegen die abgewichstesten Guards und Center spielt. Mit gutem Coaching kann man in drei Jahren von einem australischen All-Pro Tackle ausgehen.

Jon Jenkins aus Georgia ist ein ähnlicher Spielertyp, nur noch zirka dreißig Pfund schwerer als Williams, gewohnt, der Ankermann einer starken SEC-Defense zu sein, aber häufig lustlos, ohne die ganz blütenweiße Weste mit Blick auf den Lebenslauf. Nur mit dem Zusatz „vielleicht“ gilt Jenkins als Erstrundenpick.

Bei so vielen Supertalenten müssen Kawann Short von Purdue und Jonathan Hankins von Ohio State schauen, wo sie bleiben. Beide kriegen einigen Buzz, aber die Mehrzahl der Teams geht wohl davon aus, dass sie am Freitag in der zweiten Runde noch zu haben sein werden.

Die Quarterbacks im NFL-Draft 2013

Die Quarterback-Klasse von 2013 gilt als schwächste seit vielen, vielen Jahren. Die Quarterback-Position ist die Leuchtturm-Position der NFL und ergo auch des NFL-Drafts. Durch das Fehlen eines Superstars auf Quarterback hat der Draft 2013 ein merkwürdig gesichtsloses Erscheinen. Es gibt aber auch die andere Seite, die da wäre: Viele unterschiedliche Spielertypen für unterschiedliche Spielsysteme in einer Liga, in der immer noch zumindest drei, vier Teams händeringend nach einer akzeptablen QB-Lösung suchen. Das macht den Draft 2013 aufregend: Es gibt kein Top-Prospect. Es ist völlig in der Schwebe, wann die ersten Quarterbacks vom Board gehen, welche es sein werden, wie viele Quarterbacks überhaupt in der ersten Runde gehen (die Rede ist zwischen eins und vier). Diese Unsicherheit weiß ich noch nie. Und sie ist spannend.

Ebenso spannend, wie die höchst gehandelten Prospects, die nicht so langweilig sind, wie man annehmen würde. Ich stelle sie heute vor im wohl längsten Blogeintrag ever auf Sideline Reporter.

Geno Smith: Der schwarze Schlaks

Geno Smith - Bild: Wikipedia

Geno Smith – Bild: Wikipedia

Geno Smith gilt als komplettestes Paket unter den diesjährigen Quarterbacks. Er ist groß gewachsen, wirft schöne Bälle und kann im Notfall mit seiner geschmeidigen Art auch die 15 Yards zum neuen 1st down selbst zurücklegen. Geno Smith fabrizierte am College bei den West Virginia Mountaineers atemberaubende Zahlen jenseits von Gut und Böse. Man muss dieses Stats aber in den richtigen Kontext setzen. Erstens: Geno Smith spielte erst in der Big East Conference, und dann in der Big 12 Conference. Das sind Ligen, die für ihre Passfeuerwerke bekannt (oder berüchtigt) sind. Zweitens: Geno Smith spielte in den letzten beiden Jahren unter der Aufsicht von Dana Holgorsen, einem der treibenden Köpfe hinter der „Air Raid“-Offense.

„Air Raid“ ist ein Passspektakel, das die breiten Hash Marks am College nutzt, und mit einer gnadenlosen Spread-Aufstellung aus der Shotgun-Formation dem Quarterback relativ leichtes Spiel bietet: Viele offene Räume, wenige richtig schwierige Würfe. So sah auch die Mountaineers-Offense aus, mit ihren Dumpoffs für WR Stedman Bailey und das gelbe Blitzlicht, WR/HB Tavon Austin. Smith musste vergleichsweise wenig beisteuern. Die Yards nach dem Catch machten die Musik.

Ganz zufällig entstanden die fantastischen Zahlen aber auch nicht. Smith wird mit 1,88m und 100kg Kampfgewicht NFL-Gardemaß nachgesagt und der Wurfarm gilt als sehr gut, wenn auch nicht in den Sphären eines Aaron Rodgers oder Matthew Stafford. Hat Smith einen guten Tag und Zeit in der Pocket, nimmt er Defenses problemlos auseinander. Zu beobachten ist auch das gewisse „Etwas“, dieses Selbstvertrauen, auch die schwierigen Pässe in Doppeldeckungen zu werfen, die sich mittelmäßige College-Quarterbacks nicht trauen. Das spricht für eine gesunde Portion Selbstvertrauen bei Smith.

Das komplette Kartenhaus bricht aber in dem Moment zusammen, in dem Gefahr in Verzug ist, oder in Footballsprache: Der Passrush durchzubrechen droht. Es spielt dabei nicht mal eine so große Rolle, ob wirklich gleich alle Blitzes einschlagen; es ist dieser Anflug, dass es gleich auf die Fresse geben könnte. Diese Momente sind diejenigen, bei denen Geno Smith die Angst in die Augen geschrieben steht und er die Contenance verliert. Wo ein Brady zwei Schritte nach vorn macht und den Defensive End ins Leere greifen lässt, gibt Smith den Gabbert-Klone und hühnert drei Meter rückwärts genau in dessen Arme. Das ist der gute Fall. Die schlechten sind Fumbles und Interceptions.

Glaubt man US-Experten wie Mayock oder Cosell ist der gefühlte Druck bei Geno Smith dessen Hauptproblem und erklärt nicht nur viele Sacks, sondern auch, weshalb immer mal wieder ein eigentlich simpel ausschauender Ball auf einen meterweit frei gelaufenen Receiver ins Nichts fliegt: Smith wird technisch unsauber und gibt zuviel Druck in den Wurf. Lochpässe sind im Soccer ein probates Mittel; im Football sind sie ein verschenktes Down.

Smith arbeitete in der Offseason mit einigen anerkannten Quarterback-Gurus zusammen, um seine Technik und das Spielverständnis zu verbessern; in kurzen Hosen auf dem Trainingsplatz waren die Verbesserungen spürbar. In wirklichen Spielsituationen konnte er den Fortschritt freilich nicht beweisen, weil es die nicht mehr gab.

Die Offenses des Dana Holgorsen sind zwar nicht reine one read-Offenses (one read = Quarterback schaut sich nur nach einem ausgemachten Ziel um und läuft los, wenn dieses abgedeckt ist), aber es gilt trotzdem als Konsens, dass Smith nicht die ganz schwierigen Sezier-Aufgaben hatte, wenn es um Verständnis von Intentionen der gegnerischen Defense ging. Scouts wie Cosell machten bei Smith die Tendenz aus, zu lange auf dieses erste Ziel zu starren, und dann den Wurf ebenda hin anzubringen. Das gelingt dir in besagter breiter College-Offense, führt in der NFL aber eher zu fünf Interceptions denn fünf Touchdowns. Problem für Smith: Man ist sich nicht einig, ob diese Tendenz mit Coaching auszumerzen ist.

Es gab im April einen verheerenden Scouting-Report der eigentlich anerkannten US-Zeitschrift Pro Football Weekly, die Smith menschlich auf eine Stufe mit Jamarcus Russell oder Mario Basler stellte – ein Artikel, der Smith in der Öffentlichkeit im Nachhinein eher geholfen als geschadet haben dürfte: Die Fraktion pro Smith – so ziemlich alle außer PFW – reagierte mit Unverständnis und es gilt als ausgemacht, dass Smith ein Arbeitstier ist, der nicht an fehlendem Fleiß scheitern wird.

So haben wir den Frontmann und gleichzeitig das Symbol der Quarterback-Klasse von 2013: Ein beweglicher Mann mit guten Grundvoraussetzungen, der an einigen Stellen im Repertoire eines Quarterbacks noch nicht geschliffen ist und mit Passrush nicht klarkommt, aber nicht auf der faulen Haut liegt, sondern intensiv an seinen Schwächen arbeitet.

Es steht außer Frage, dass Geno Smith in anderen Draftklassen nicht in der ersten Runde einberufen würde, aber 2013 ist ein Ausnahmejahr. Das Verlangen der Teams nach Quarterbacks wird letztendlich dazu führen, dass er irgendwann im Verlauf der Nacht auf Freitag (also in Runde 1) einen Abnehmer finden wird. Und das garantiert uns mehr oder weniger einen Geno Smith, der in Kürze als NFL-Starter auf dem Feld stehen wird.

Ein weiterer schwarzer Quarterback, und ein sympathischer dazu. Forza, Geno.

Matt Barkley: Sonnyboy mit gutem Herzen

Matt Barkley - Bild: Wikipedia

Matt Barkley – Bild: Wikipedia

Matt Barkley ist der komplette Gegenentwurf zu Geno Smith: Weiß, etwas dicklich, Grobmotoriker, aber aufgewachsen in einer „Pro Style“-Offense in einem der medial meistbeachteten Colleges, der University of Southern California. USC hatte sich in den vergangenen zehn Jahren einen Ruf als Ausbildungsstätte von überhypten QB-Prospects erarbeitet, Granaten wie Carson Palmer, Matt Leinart, Matt Cassell, Jon David Booty oder Mark Sanchez sei Dank. Barkley galt als der nächste in der Linie, und hätte er vor einem Jahr den Weg in die NFL gesucht, er wäre mit dem achten Pick zu den Miami Dolphins gegangen.

Tat er nicht. Matt Barkley erlebte am College keine einfache Zeit, sollte als Nachfolger des charmanten Modelgesichts Sanchez in den Tumult geschmissen werden, aber dann kam erst mit Lane Kiffin ein Arschloch als Head Coach, ehe die NCAA mit Strafen auf Verstöße der Uni Mitte der 2000er Jahre reagierte und USC von allen Bowlspielen ausschloss. Barkley spielte eine starke 2011er-Saison gegen einen schwachen Schedule, konnte sich aber nicht mit „seinem“ Bowlspiel verabschieden und entschied sich, am College zu bleiben.

Und weil man bei den Jungs, die an der Uni vier Jahre durchspielen, mehr Zeit hat, die Fehler zu finden, gilt Barkley heute nur mehr als mittelmäßiges Prospect. Der große Werfer für die sensationellen Pässe in Dreifachdeckung war er nie, das hatte nie jemand bestritten, aber in einem Jahr, in dem USC alle Hoffnungen mehr als enttäuschte, konnte auch Barkley nix gegen einen Absturz aus dem Lehrbuch machen. Er ließ sich narrisch machen, warf ungewohnte Pässe in gedeckte Zonen.

Als er sich erfangen hatte, schlug eine Schulterverletzung zu. USC qualifizierte sich für die Bowl Season und durfte diesmal auch mitspielen. USC wurde für die Sun Bowl am Silvesterabend nach Albuquerque (noch mal: Albuquerque) ausgewählt. Albuquerque liegt in der Wüste von New Mexico und ist für die Großstadtjungs aus Los Angeles in etwa so aufregend wie der tägliche Sonnenuntergang.

Insofern kann man drüber streiten, ob Barkley gestraft oder belohnt war, weil er aufgrund besagter Schulterverletzung nicht mitspielen konnte. Jetzt wartest’ vier Jahre auf dieses Spiel und dann ist es erst die Pest und dann biste auch noch verletzt. Scheiße hoch drei.

Das war die Anekdote, aber ärgerlicher war, dass Barkley aufgrund besagter Schulter auch in der Offseason wenige Trainingseinheiten bestreiten konnte und wenige Gelegenheiten hatte, die aufgekommenen Zweifel zu widerlegen. Als sicher gilt: Barkley ist mit seinem sehr präzisen Wurfarm gemacht für eine timing-orientierte Kurzpassoffense. Das ist ein Spielsystem, auf dem viele NFL-Playbooks basieren, aber die meisten OffCoords gehen mittlerweile dahin, ihre System zu öffnen, tiefere Elemente einzubauen, um die Abwehr auseinander zu ziehen. Da macht der Barkley nicht mit.

Persönlich war ich nie von Barkleys Standing, seiner Präsenz in der Pocket, seinem Mut, seiner Antizipation, überzeugt. Barkley ist ein weiterer dieser blassen Jungs, die jedes Jahr in Massen aus dem College kommen, in der NFL wenns gut läuft zwei, drei Jahre spielen, ehe sie ausgeguckt sind, und weil sie nicht den Zauberarm haben, können sie nicht mehr antworten, wenn der Gegner die Gretchenfrage stellt.

Da Barkley ein gutherziger Mann ist, der in seiner Freizeit in Afrika Lehmhütten für das Straßenvolk baut anstatt mit Paris Hilton in Nachtclubs zu tanzen, ist man trotzdem geneigt, dem Mann alles Gute zu wünschen. Vielleicht bricht Barkley ja den Trend. Viele Experten, auf die ich was gebe, sehen in Barkley ein Talent für die dritte oder vierte Runde und verweisen drauf, dass sein „big School“-Status ihn nach oben spüle. Andere sehen ihn als solide Option für die erste oder zweite Runde. Ausgehen kann man Stand heute von letzterem.

Tyler Wilson: Mein Coach ist ein Affe

Prospects 2013

Name                  Rd
Geno Smith            1
Matt Barkley          1-2
EJ Manuel             1-2
Ryan Nassib           1-2
Mike Glennon          2-3
Zac Dysert            2-4
Tyler Bray            2-4
Tyler Wilson          2-4
Matt Scott            2-5
Landry Jones          3-4
Brad Sorensen         5-7
Sean Renfree          5-7
Collin Klein          7
Ryan Griffin          7

Mayocks Top-5

1 - Smith
2 - Manuel
3 - Barkley
4 - Nassib
5 - Bray
5 - Glennon

Wenn Matt Barkley von einem Arschloch gecoacht wurde, was soll dann Tyler Wilson denken? Der musste an der University of Arkansas zwei Jahre hinter dem Suffkopp Ryan Mallett versauern, ehe er von der Leine gelassen wurde und die Offense von Head Coach Bobby Petrino auf ein neues Level hob. Für Bobby Petrino zu spielen ist so ziemlich die zwiespältigste Aufgabe, die man sich vorstellen kann: Auf der einen Seite sind dir großartige Statistiken quasi a priori geschenkt. Auf der anderen murmelst du den ganzen Tag lang „Hurensohn. Arschloch. Vollidiot.“

Die Quarterbacks des Bobby Petrino genießen in der NFL keinen allzu guten Ruf, was daran liegt, dass sie quasi ausnahmslos die Erwartungen enttäuschen. Das liegt daran, dass Petrino ein one read-ähnliches System spielen lässt, das seine Passoffense am College gut aussehen lässt, wenn der Quarterback nur schnell genug den Ball aus der Pocket bekommt. In der NFL geht das nicht, weil der Gegner zu schnell, zu stark, zu schlau ist. Es gibt Spieler, die aus einem one read-ähnlichen-System kommen und es gepackt haben (Cam Newton). Die meisten schaffen es nicht.

Tyler Wilson war nach seinem ersten Jahr als Starter seines Head Coaches beraubt, da Bobby Petrino das machte, was er immer macht: Eine Schweinerei. Petrino fuhr ohne Helm mit dem Motorrad durch die Gegend, eine hübsche Kellnerin im Schlepptau. Es passierte ein Unfall. Petrino versuchte zu vertuschen was noch zu vertuschen war, aber es misslang. Es kam ans Licht, dass die Kellnerin nicht die einzige war, mit der Petrino seine Frau und seine Kinder hintergangen hatte. Petrino wurde gefeuert, Arkansas lag in Trümmern, und Tyler Wilson musste ohne den Lehrmeister die Offense orchestrieren.

Er spielte erwartet schlecht. Der Wilson von 2011 ist ein komplett anderer Quarterback als der Wilson von 2012. Es gilt ähnliches wie bei Barkley: Ein Jahr mehr, um die Schwächen offenzulegen. Diese wären da der etwas limitierte Wurfarm, eine leichte Allergiereaktion auf zu starken Passrush und zu viele forcierte Pässe. Weil Wilsons Hände außergewöhnlich klein sind, ist der eine oder andere Fumble vorprogrammiert.

Was dagegen für Wilson spricht, sind seine Führungsqualitäten und der bedingungslose Einsatz. Im Notfall steht Wilson bis zur allerletzten Sekunde in der Pocket seinen Mann und versucht noch den Pass anzubringen, wenn die ersten beiden Rippen schon knacksen. Das ist Kurt Warner-esk. Auch die Gehirnerschütterungsgefahr ist es. Wilson hatte schon eine heftige, und man kann schon den einen oder anderen künftigen Ausfall vorab eintragen.

In Summe ist Wilson ein nur mäßig eindrucksvolles Prospect, der aber zumindest in 1-2 Jahren seine Chance als Starter bekommen dürfte und im schlimmsten Fall ein sehr guter Backup/Ergäzungsspieler der Kategorie Orton oder Dalton werden kann.

E.J. Manuel: Jimbos Lieblingsschüler

E.J. Manuel ist das typische Kid aus der Highschool, das als „Athlete“ mit viel Tamtam rekrutiert wird um für ein klangvolles College zu spielen, dann aber erstmal auf die harte Tour hinter einem soliden Quarterback lernen muss, einspringt und dabei genügend zeigt, um alle noch mehr zu entzücken, ehe er dann die Zügel wirklich in die Hand bekommt – und nach zwei Jahren alle mit einem Gefühl des Unvollendeten verlässt.

Manuel ist ein bisher nicht eingelöstes Versprechen, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit Florida States Head Coach Jimbo Fisher in die Entwicklung dieses Spielers steckte. Alle sind sich einig, dass der 1,93m-Brocken Manuel mit seiner Beweglichkeit und Wurftechnik NFL-tauglich ist, aber es gibt die typischen Probleme zu vermelden: Reagiert nervös auf Anflüge von Passrush, streut auch ohne Druck immer mal wieder einen völlig vermurksten Ball ein, kennt nur Grundkonzepte einer NFL-Offense.

Da bleibt die Frage, wie entwicklungsfähig Manuel noch ist, nachdem er vier Jahre speziellste Beachtung am College genoss, aber immer noch nicht mehr als Halbfertigware ist. Können ihm NFL-Trainer radikal seine zu hohe Ellbogenpositionierung im Wurf austreiben?

Immerhin: Er kann eine read-option-Offense leiten und dürfte schon mal qua dieses Fakts modern genug für die NFL sein. Manuel ist kein großer Scrambler, aber er ist schnell genug und flink genug, um eine ständige Bedrohung für die 7yds-Scrambles zum neuen 1st down zu sein – ein potenziell gigantisches Asset, weil er sich auch nicht scheut, einen Hit mitzunehmen.

Manuel ist eines der großen Mysterien des Drafts, da man sich nicht einig ist, wo er vom Tablett geht. Ein mutiges Team könnte ihn Ende der ersten Runde holen, aber er könnte auch in die Tiefen der zweiten Runde fallen. Wer ihn zieht, muss wissen, was er bekommt: Ein Riesentalent, das noch viel zu lernen hat. So viel, dass es möglicherweise vor der Reife verbrennt ist.

Tyler Bray: Der Bomber von Knoxville

Tyler Bray ist der Name, den ich häufig aus reiner Gewohnheit als „Brady“ in den Laptop tippe, aber die Unterschiede zu einem gewissen Patriots-Quarterback sind größer als ein Buchstabe. Mehr noch, sie sind so groß, dass wir gerade noch die Position „Quarterback“ als Gemeinsamkeit durchgehen lassen können. Danach wird es murksig, denn während Brady mit einen unheimlichen Willensleistung den Durchbruch schaffte, ist Bray eher das schlampige Genie, das seine von oben herab geschenkten Talente vergeudet, dass es gestraft gehört.

Bray ist vielleicht der Mann mit dem stärksten Arm in der Klasse von 2013, aber das negiert sich zu weiten Teilen, weil er ein hopp-oder-topp-Spieler ist, der sich nicht lange um die Komplexität der Defense schert, sondern einfach mal den Snap nimmt und den Feuerball rauslässt. Entsprechend viele Bälle fallen ins Nichts, wenn die Receiver nicht sensationelle Routen laufen. Bray und Mobilität? Vielleicht haben wir doch noch eine Ähnlichkeit mit Brady gefunden: Beide sind immobil wie eine Scheibe Toastbrot.

Vielleicht war Bray am College in Tennessee ein Opfer der Umstände (zwei Trainerwechsel, rabiates und ungeduldiges Umfeld, das der Vergangenheit nachtrauert). Vielleicht auch nicht, denn wenn wir im Eintrag für Wide Receiver von drei potenziellen Volunteers für die erste Runde lasen, müsste der Supporting Cast doch eigentlich sensationell gewesen sein. Ein weiteres Problem bei Bray: Er entwickelte sich in drei Jahren am College überhaupt nicht. Entwicklung, das ist aber, was er braucht – und zwar zumindest ein Jahr. Daher wäre eine Einberufung in der ersten Runde mit entsprechend einher gehender Erwartungshaltung von Fans und Eigentümer eher kontraproduktiv.

So oder so bleibt die bange Frage, ob Bray überhaupt trainierbar ist. Am College tendierte er dazu, mit Nase auf zweieinhalb Metern über den Campus und am liebsten seinen Coaches beibringen zu wollen, wie das Footballdingens denn überhaupt funktioniert. Die Ohren taub für gute Ratschläge und null Selbsthinterfragung bei offen geübter Kritik? Ick weiß nicht, ick weiß nicht. Bray ist eine Verlockung, die mit dem Apfelbaum des Adams vergleichbar ist. Zu viele dieser QB-Prospects sind in den letzten Jahren auf die Fresse gefallen.

Ryan Nassib: Dougs Zögling

Wenn so viele der bisherigen Quarterbacks mit wilden äußeren Umständen und ständig wechselnden Trainerstäben am College zu kämpfen hatten, ist Ryan Nassib der reinste Langweiler dagegen: Aufgewachsen im gut behüteten Universitätchen Syracuse, vier Jahre Starter unter dem leisen Arbeiter Doug Marrone, einen 25-25 Record eingefahren, ohne Aufruhr in die NFL verabschiedet.

Nassib ist der Montee Ball unter den Quarterbacks: Kann alles ein bisschen, ist nirgendwo sensationell. Beweglich, um dem Passrush auszuweichen, aber kein Sprinter. Viele Seiten des Playbooks bereits intus, aber nicht instinktiv genug, um seine Athletik auszunutzen um dem Passrush intelligent auszuweichen. Guter Arm, aber die tiefen Bälle sind zu langsam, als dass sie konstant zum Erfolg führen. Nassib sieht aus wie einer der souveränsten Backups für die Zukunft: Guter Spieler, kommt auf Dauer mit Passrush nicht zurecht, wird nur mit überragendem Coaching den notwendigen Entwicklungssprung zum Tom Brady 2.0 schaffen.

Doug Marrone, wie geschrieben Nassibs Coach am College, ist mittlerweile Head Coach der Buffalo Bills. Die suchen seit zirka zwei Jahrzehnten einen Quarterback und werden diesmal auch einen draften. Die Buffalo Bills draften an #8 in der ersten und #41 in der zweiten Runde. Viele sehen den Zögling Nassib automatisch mit einem der beiden Picks nach Buffalo gehen. Die Wahl klingt so logisch, dass sie unlogisch klingt. Marrone weiß besser als alle anderen um die Limits des Ryan Nassib. Wird er ihn trotzdem draften?

Der Rest der Klasse von 2013

Mike Glennon von North Carolina State ist Tyler Bray minus Charakterproblem, mit einer fehlenden Prise Selbstwertgefühl. Man könnte den Rest übernehmen: Wunderschöne, hart geworfene Bälle, manchmal etwas unpräzise, aber nur solange der gegnerische Passrush die Pocket mit Samthandschuhen angreift. Wird es schmutzig, kollabiert Glennon unter der eigenen Erwartungshaltung und fabriziert nur noch Fumbles und Bälle auf den zweiten Rang. Sieht aus wie eine sicherere Tüte als Bray, aber mit etwas weniger „Upside“.

Landry Jones von der University of Oklahoma weiß, was hohe Erwartungshaltungen sind, gilt aber als ausgeguckt und stagniert seit Jahren in seiner „Entwicklung“. Jeder weiß, dass Jones nicht den Arm für das vertikale Spiel hat, und jeder weiß, wie farblos sein Spiel werden kann, wenn die Offense Tackles ihm nicht die Zeit geben, wenigstens den zweiten Mann anzuschauen. Landry arbeitete als Vorbereitung auf den Draft mit einem anerkannten Quarterback-Genie (George Whitfield jr.) zusammen, und der jodelte nette Töne über seinen Kunden, aber das Interesse der Teams scheint nicht mal mehr groß genug zu sein, dass sich nationale Medien besonders für den Trainingstag der University of Oklahoma interessierte. Das ist bemerkenswert, denn es gibt wenige Colleges, die von mehr Buzz umgeben sind als Oklahoma. Bei Jones und den Quarterbacks ist das anders. Gilt als gute Option für die dritte oder vierte Runde, mit 2-3 Jahren Einlernzeit an der Seitenlinie.

Ein völlig faszinierender Spieler ist Zac Dysert von der „kleinen“ University of Miami, nämlich jener in Ohio. Es gibt gute Scouts, die vernarrt sind in Dysert, der alles haben soll und am allermeisten ein instinktives Spielgefühl („in nullkommaneun Sekunden ist der Tight End mit der #87 offen, als feuere ich“). Die abschreckenden Parts sind die schwache Conference, in der Dysert spielte und dabei keine weltbewegenden Stats produzierte, sowie eine unangenehm hohe Zahl an schwachen Routine-Würfen in seinen Game-Tapes. Dark horse.

Dark Horse ist auch Matt Scott von Arizona, ein wuseliger Mann mit etwas unkonventioneller Spielweise: Beim Passen liegt der ganze Körper im Wurf, sofern nicht grad wieder Matt-Stafford-like ein Sidearm-Wurf eingebaut wird. Beim Scrambeln sieht das extrem aufgeregt aus, als hätte Scott alles, nur nicht die Ruhe weg. Gilt als Vertreter der „neuen“ QB-Generation mit hohem Kompatibilitätsfaktor für Option-Offenses, aber als längst nicht weit genug, um mit dem Wissensstand von heute eine Einberufung vor der vierten oder fünften Runde zu rechtfertigen.

Die Wide Receivers im NFL-Draft 2013

Die Wide Receivers sind die Jungs, deren primäre Aufgabe es ist, den Ball zu fangen und danach Yards zu machen. Wide Receiver ist aber eine kompliziertere Position als bloß zu laufen und das Ei runterzupflücken: Die Jungs müssen genaue und präzise designte Routen teilweise im Vollsprint laufen können, sich aus hautenger Deckung befreien und dann häufig nicht einfach geworfene Bälle fangen. Der „Catch“ ist dabei nur die Ernte; die richtige Arbeit war schon vorher. Deswegen ist bei Receivern wichtig zu schauen, ob sie überhaupt flink oder stark genug sind, um einer Deckung zu entfleuchen oder sich physisch gegen einen Cornerback durchzusetzen. Wichtigste „Nebenaufgabe“ ist Physis, für das Laufspiel zu blocken.

Es gibt eine Vielzahl an Receiver-Typen: Den Wideout, der idealerweise an die 1,95m groß und sprungstark ist oder den Slot-WR, der häufig kleiner gewachsen, dafür extrem flink ist, um von Linebackers nicht verfolgt zu werden. Dabei können Receiver Typus speedster (Hauptsache gradeaus laufen klappt) oder Typus possession receiver (wichtig ist nicht die Geschwindigkeit, sondern den Ball auf Mitteldistanzen in enger Deckung fangen zu können) sein. Viele Wege führen zum Ziel, aber am Ende finden trotzdem längst nicht alle Bälle ihr Ziel. Wide Receiver ist eine der schwierigsten Positionen geworden.

Klassenbester: Tavon Austin, WVU

Klassenbester: Tavon Austin, WVU

Wunderbar zu dieser zunehmend vielseitigen Anforderung, die an die Position gesteckt wird, passt der gelbe Flitzer von West Virginia, Tavon Austin, den viele als ersten Receiver vom Board gehen sehen. Austin ist mit 79kg auf nur 1.73m eher am unteren NFL-Limit zu verorten, was Gewicht und Größe angeht, aber es gibt wenige Spieler, die mit dem Ei in der Hand mehr Gefahr ausstrahlen als Austin – ein Typ Percy Harvin: Nimmt alles auf, was maximal 10yds in der Luft war und fabriziert daraus ein neues 1st down, oder returniert jeden fünften Punt zum Touchdown. Solche Spieler sind ein Traum von Schachfigur für viele OffCoords, auch wenn sie selten mehr als 1000yds die Saison fabrizieren und am besten in eine Offense mit zumindest einem oder zwei weiteren veritablen Anspielstationen passen.

Eher der „richtige“ Wideout ist Cordarrelle Patterson, ein Schlaks von Mann (1.91m, 93kg), und so ziemlich alles, was Scouts und Medien lieben: Fiel am einzigen Jahr am College vor allem durch unausgeschöpftes Potenzial auf, rennt an guten Tagen jedem Bewacher auf und davon, aber noch nicht viele Seiten im Playbook gesehen. Patterson verkörpert den klassischen „Risiko-Pick“: Eine Wucht von Körper, aber wenn er die notwendigen Techniken nicht erlernt/beigebracht bekommt, kriegt er sich in der NFL nicht frei gelaufen – und dann nützen die superben Fanghände und die Explosivität after Catch nicht viel…

Hunter, damals noch mit der #87 - Bild: Flickr

Hunter, damals noch mit der #87 – Bild: Flickr

Patterson kommt von der University of Tennessee, die noch einen anderen Receiver ins Rennen schickt: Justin Hunter, 1.93m-Granate. Wer die Vols in den letzten Jahren häufiger sah, wird zustimmen, dass Hunter eigentlich in einer anderen Liga spielte als es Patterson je machte: Das ist ein „richtiger“ #1-Receiver, allerdings mit Konzentrationsproblemen (zu viele Drops) und vor allem einer mental noch nicht verarbeiteten schweren Knieverletzung (war danach oft nur mehr zögerlich unterwegs). Hunter ist ein Weitspringer von Weltformat und rennt die 100m in 10.52sek.

Und weil die Vols so häufig versagten, schicken sie einen dritten Mann – allerdings mit Sternchen – ins Rennen: Da’Rick Rogers, der in Knoxville das Spiel erlernte, aber den abgelaufenen Herbst nach wiederholten Drogenproblemen in den Niederungen des College Football verbrachte. Rogers ist auch so ein 1.90m-Bolzen, der in Tennessee häufig im Slot spielte und als solcher zu einer kaum einzubremsenden Naturgewalt für die SEC-Verteidiger wurde. Sofern der Mann seine nervenaufreibenden Fragen nach seiner Vergangenheit zur Zufriedenheit beantworten kann, geht er Ende erste, Mitte zweite Runde.

Ähnliche Anlagen wie Rogers haben nach Scout-Ansichten Leute wie DeAndre Hopkins von Clemson oder Chris Harper von Kansas State. Hopkins ist nicht der große Filigrantechniker, sondern glänzt in traffic mehr mit Physis, Sprungkraft und macht die schwierigen Catches. Solche Krieger gelten in der NFL selten als #1-Receiver, sondern eher als komplementäre Spielfiguren für OffCoords.

Die sieben Zwerge

Den Blitz, Austin, hatten wir schon. Wer Austin verpasst, kann alternativ zu dessen College-Teamkollegen Stedman Bailey (1.78m) greifen, nicht viel größer, aber auch nicht so explosiv, dafür aber ein technisch sauberer Receiver. Ryan Swope von Texas A&M wäre eine weitere Option: Nicht so flink, nicht so ausgefeilt, aber ein 1.83m-Kraftbolzen vom Schlage eines Xherdan Shaqiri. Swope ist ein optischer Genuss, scheut keinen Zweikampf im umkämpften Mittelfeld und grätscht bei Not auch mal dazwischen um einen verloren geglaubten Pass noch abzufangen. Lief in der Combine eine 4.34sek und hatte auch ansonsten so sensationelle Werte, dass sie fast schon verdächtig antrainiert wirkten. Ist ein lustiger Typ, aber das nur nebenbei.

Noch verrückter ist Marquise Goodwin von der University of Texas, der mit 10.24sek durchaus in einem sauberen 100m-Olympiafinale mitlaufen kann (wenn er selber sauber ist), und vor allem Athletik in rauen Mengen anbieten kann. Typ „Leichtathlet, der sich zum Football verirrt hat“.

Shoelace - Bild: Wikipedia

Shoelace – Bild: Wikipedia

Der Quarterback, der sich bei den Wide Receivers verirrt hat, ist Denard Robinson, genannt Shoelace, weil er an der University of Michigan immer mit offenen Schuhlitzen spielte. Robinson war eine der prägenden Figuren im College Football der letzten Jahre, aber er fiel auch durch nicht erfüllte Versprechungen auf. Teilweise war daran eine mehr als unzufrieden stellende Trainersituation schuld. Aber Robinson entwickelte sich auch nie zu einem Werfer, der in der NFL eine Chance hätte, spielte im abgelaufenen Herbst dann gar nur mehr den aus der Not geborenen Running Back. Was jedermann ihm nachsagt: Er ist ein Arbeiter, ein Kämpfer, der nicht aufgibt. Robinson hat sich damit abgefunden, dass er kein Quarterback mehr werden wird, und freut sich auf eine Zukunft als Wide Receiver. Ist natürlich technisch noch nicht auf einem Niveau mit seinen Draft-Konkurrenten, aber die Fortschritte sollen in den letzten Monaten für gehobene Augenbrauen bei den Scouts gesorgt haben.

Ein dark horse für die späteren Runden könnte Ace Sanders werden, der nach der Volksschule mit dem Wachsen aufgehört hat bzw. sich den Spinat nicht in die Unterarme, sondern in die Oberschenkel schüttete. Sanders ist mit unter 1,70m kein NFL-Maß und er ist kein Bewegungswunder, aber viele gehen davon aus, dass er ab der vierten Runde vom Tablett ist. Letzter der Zwerge ist Josh Boyce von TCU, der aber auf wenigen Boards als „draftable“ aufscheint.

Die großen Jungs

Prospects 2013

Name                  Rd
Cordarrelle Patterson 1
Tavon Austin          1
Robert Woods          1-2
Keenan Allen          1-2
DeAndre Hopkins       2
Justin Hunter         2
Terrance Williams     2-3
Markus Wheaton        2-3
Ryan Swope            2-3
Quinton Patton        2-3
Stedman Bailey        2-3
Chris Harper          2-3
Da’Rick Rogers        2-4
Cobi Hamilton         3-5
Marquise Goodwin      3-5
Aaron Mellette        3-5
Kenny Stills          3-5
Denard Robinson       3-5
Aaron Dobson          3-5
Corey Fuller          3-5
Ace Sanders           3-5
Josh Boyce            3-5

Mayocks Top-5

1 - Austin
2 - Patterson
3 - Hunter
4 - Allen
5 - Hopkins
5 - Woods

Der verlorene Sohn auf vielen Draft-Boards war Robert Woods von USC, der vor einem Jahr als potenzieller Top-Pick gegolten hatte, dann aber letzten Herbst von Teamkollege Lee in Grund und Boden gespielt wurde. Was im Lee-Hype (war fast ein Heisman-Finalist) unterging: Woods hatte kein so schlechtes Jahr. Woods bekam erst in den letzten Wochen wieder etwas Presse und gilt mittlerweile wieder als potenzieller 1st rounder. So schnell geht’s. Woods ist mit 1.85m und seinem Physis ein ähnlicher Spielertyp wie Justin Blackmon, aber ihm geht die letzte Explosivität ab, um per sofort einen Angriff auf seinen Schultern zu tragen. Im Optimalfall ein Mann für Mitte erste Runde.

Keenan Allen (1.88m) von Cal ist eher der Anti-Woods: Bekam zwar auch viel Presse, aber die Presse schrieb ihn dann im Frühjahr zunehmend aus der ersten Runde raus, runter in die mittleren Runden. Das Problem: Allen war ein extrem produktiver Receiver am College, technisch sauber, sehr sichere Fanghände, präziser Routenläufer, aber nicht die sensationelle Explosivität – und zuletzt mit einer mittelschweren Knieverletzung. Die hinderte Allen im Frühjahr daran, auf voller Höhe die Vorstellungs-Einheiten zu absolvieren, und so waren viele Werte nicht bloß enttäuschend, sondern schlicht unter den Benchmarks vieler NFL-Teams. Es gilt jedoch als sicher, dass einige Teams weiterhin bereit sind, einen hohen Pick für Allen zu investieren.

Zwei Aarons von kleinen Schulen, die ich nicht kenne, die aber beide groß gewachsen, kräftig und außerordentlich durchsetzungsstark in enger Deckung sein sollen: Aaron Dobson von Marshall und Aaron Mellette von der kleinen Elon-University aus North Carolina, einer Uni mit Schwerpunkt Sieben Freie Künste. Football wird dort auch gespielt, und Mellette muss gut gewesen sein, denn Experten, auf die ich was gebe, schwärmen von dem Burschen.

So. Im Prinzip könnte man noch fuffzehn bis zwanzig Jungs durch den Äther jagen, aber das bringt’s nicht. Man müsste haufenweise Klischees durch die Murmeltierschleife schieben um den ganzen Bulk von Receiver zu beschreiben. Es ist so, wie auf vielen anderen Positionen auch: Es gibt zwei, drei Top-Leute, die sichtbar über den anderen stehen. Dann gibt es ein paar Jungs, die durch irgendwas auffallen – persönliche Geschichte, athletische Voraussetzung – und dann gibt es die graue Masse, wo jeder alles irgendwie kann. Für die Teams sind das dann die Jungs, die sich in den mittleren Runden ziehen und hoffen, dass sie den Richtigen der vielen 0/8/15-Mann bekommen.

Die Tight Ends im NFL-Draft 2013

Tight End ist eine Modeposition in der heutigen NFL, und das ist keineswegs negativ gemeint: Innovative Offensivgeister fanden immer wieder spezielle Athleten, die zur Evolution der TE-Position beitrugen und sie zu dem machten, was sie heute im Optimalfall sind – wandelbare Schachfiguren, die Mismatches kreieren, weil sie von Linebackers, Safetys und Cornerbacks gleichermaßen schwer abdeckbar sind. Der TE-Prototyp von heute ist 1,98m groß, bullig, läuft alle Mitteldistanzrouten, hat sichere Fanghände und räumt auch kräftige Linebackers im Blockspiel aus dem Weg. Das sind Hammeranforderungen. Aber bis die Defense mit neuen Schemen reagiert und die entsprechenden Abwehr-Athleten hochgezüchtet sind, gibt es noch zwei Jahre Fenster. Und erstmal sucht jeder den neuen Gronkowski oder Jimmy Graham.

Prospects 2013

Name                  Rd
Tyler Eifert          1
Zach Ertz             1-2
Vance McDonald        2-3
Gavin Escobar         2-3
Travis Kelce          2-4
Dion Sims             2-4
Jordan Reed           3-4
Jake Stoneburner      3-4
Chris Gragg           3-4
Nick Kasa             4-7

Mayocks Top-5

1 - Eifert
2 - Ertz
3 - Escobar
4 - Kelce
5 - McDonald

Eher der neue Hernandez ist TE Jordan Reed, wie einst Hernandez von der University of Florida kommend und mit nur knapp 105kg ein dreiviertel-Wide Receiver. Reed gilt als weniger talentiert als es Hernandez vor drei Jahren war, aber dafür auch nicht als Problemkind (wie einst Hernandez). Nach allem, was man von Reed kennt, ist das ein eher unzuverlässiger Ballfänger, der, wenn’s ums Blocken geht, mehr als dreiviertel-WR ist, sprich: Nur unter Auflagen gebräuchlich.

Die attraktiveren Tight Ends sind andere: Tyler Eifert von Notre Dame zum Beispiel, sowas wie „Gronkowski light“. Eifert gilt als Klassenbester, knapp vor dem etwas bulligeren Zach Ertz aus Stanford. Beide eint, dass sie eher die Güteklasse „Fänger“ denn „Blocker“ sind, aber das passt dann auch ganz gut in die Denke von moderneren Coaches.

Ein cooles Prospect ist Gavin Escobar von San Diego State. Am College eher unbeeindruckend, aber mit fast 2m Körpergröße und der Schrittlänge eines Tieres durchaus gebaut wie ein kräftigerer Randy Moss. Escobar wiegt 115kg, was man ihm nicht ansehen würde, also müssen sich unterm Shirt ganze Muskelberge verbergen. Gibt Scouts, die ihn für überschätzt halten; andere nähmen ihn in Runde 2 mit Kusshand. So früh wird Vance McDonald nicht gehen: Macky war Tight End bei Rice, was für eine Bewerbung als fangstarker Mann in etwa so attraktiv ist wie Fliegenschiss im Nachtisch. Kam mal ein Ball vorbei, war McDonald überrascht genug um ihn fallen zu lassen. Schwer vorstellbar, dass er vorm Samstag vom Tablett ist.

Schließlich der X-Faktor Travis Kelce aus der merkwürdigen Offense der Cincinnati Bearcats. Rein vom spielerischen Standpunkt sehen alle ein, dass Kelce zu den Top-Athleten gehört. Aber es gibt unter der Hand Gemurmel über Kelces Umfeld. Nix genaues weiß man nicht, aber die Bekundungen von Kelce klingen so halbherzig, dass was Ungutes dran sein muss. Als gesichert gilt nur: Vor etwa zwei Jahren war Kelce in einen „Vorfall“ (nicht weiter präzisierbar) verwickelt, den Kelce noch heute öffentlich bereut. Risikotyp. Kaum vor Ende zweite Runde.

Die Running Backs im NFL-Draft 2013

Der Running Back ist nach dem Quarterback der zweitpopulärste Spieler einer Footballmannschaft, wohl, weil er die zweitmeisten Ballberührungen aller Footballer hat und in jedem Spielzug vollen Körperkontakt und Action garantiert. Über Jahrzehnte war er die tragende Figur der Offense schlechthin, aber da das Passspiel aufgrund größerer Attraktivität und vor allem Effektivität immer mehr an Bedeutung gewann und mittlerweile um Welten erfolgsversprechender ist, gehen heute nur noch wenige Ausnahme-Backs mit den ganz hohen Picks vom Board.

Das wird dieses Jahr nicht anders sein, denn man ist sich einig, dass es keinen klassischen „Franchise-RB“ zu haben gibt. Die beiden besten Prospects sind ernsthafte Verletzungsfragezeichen. Dahinter gibt es etliche vielseitige Backs, Spielertypen, die eh viel besser in die meisten handgeschnitzten Offenses von 2013 passen.

Den Unkenrufen nach dürften es maximal ein oder zwei Backs in die späte erste Runde schaffen – wenn überhaupt – aber dafür soll die zweite Runde die Runde der Running Backs sein: Sechs, sieben Spieler gelten als würdig dafür.

Die Arbeitstiere

Prospects 2013

Name                  Rd
Eddie Lacy            1-2
Montee Ball           2
Jonathan Franklin     2
Giovanni Bernard      2
Le’Veon Bell          2-3
Kenjon Barner         2-3
Christine Michael     2-3
Stepfan Taylor        2-4
Andre Ellington       2-4
Marcus Lattimore      3-4
Mike Gillislee        3-4
Kewynn Williams       3-4
Marcus Lattimore      3-4
Jawan Jamison         3-4
Joseph Randle         3-5
Chris Thompson        5-7
Theo Riddick          5-7
Knile Davis           5-7
Onterrio McCalebb     5-7
Spencer Ware          5-7
Montel Harris         5-7
D.J. Harper           5-7
Ray Graham            5-7

Der größte Star ist das größte Mysterium: Marcus Lattimore von der University of South Carolina gehört zu den Wunderbacks der Güteklasse Peterson, hatte aber in den beiden letzten Jahren jeweils schwere Knieverletzungen und bereits Kreuzbänder in beiden Knien gerissen. Bei einem Back, der so physisch spielt wie Lattimore ist das eigentlich schon ein K.o.-Argument. Eigentlich. Denn wo sich alle einig sind, Scouts, Coaches, Fans: Lattimore ist ein großartiger Charakter, ein Teamspieler und einer, der nie aufsteckt. Vermutlich wird er nicht vor der dritten Runde vom Tablett sein, und vermutlich wird er nie mehr so explosiv sein wie noch vor zwei Jahren.

Eddie Lacy kommt aus Alabama und ist als ähnlich kräftiger Ballträger ins Gedächtnis gebrannt, aber es gibt durchaus Abschreckendes: Lacy plagt sich seit Monaten mit einer merkwürdigen Fußverletzung und konnte kaum (genauer: nur eine einzige) Übungseinheiten absolvieren. Lacy gilt als eindimensional, kann keine Bälle fangen und ist daher längst nicht in einer Liga mit Trent Richardson, der letztes Jahr aus Alabama kam und nun in Cleveland spielt. Was ich erstaunlich finde: Geht Lacy trotz aller Bedenken in der ersten Runde vom Tableau, ist er der dritte Bama-RB in der ersten Runde en suite (Ingram 2011 an #28, Richardson 2012 an #3). Die Frage ist im Umkehrschluss auch: Sind die Bama-Backs wirklich so gut, oder sind sie bloß Produkt der absolut famosen Offensive Line dort?

Der fast in Vergessenheit geratene Montee Ball aus Wisconsin ist so ein Geländewagen, der alles ein bissl kann, gut genug, um Carry auf Carry auf Carry zu nehmen, die Defense schlummert vor Langeweile vor sich hin, und plötzlich ist viertes Viertel und Bell hat 109yds in 24 Versuchen auf dem Konto. Alle fragen sich, wie Ball das macht. Keiner denkt dran, dass er einfach „schlau“ sein könnte und die Lücken soweit nutzt, dass das Down nicht komplett verschenkt ist.

Die Bröckerl

Mayocks Top-5

1 - Lacy
2 - Ball
3 - Bernard
4 - Ellington
5 - Bell
5 - Michael

Jeder Draft hat die fülligeren Backs, und dieser ist keine Ausnahme. Neben dem 110kg-Bolzen Lacy bietet sich Stanfords kultiger RB Stepfan Taylor an, freizeitlich talentloser Rapper, und auf dem Feld ein furchtloser, fangstarker third down back mit der Geschwindigkeit einer grippekranken alten Oma. Taylor dürfte als role player einberufen werden: Willige Backs im Pass-Blocking und recht sichere Fanghände suchen viele Coaches.

Ähnlicher Spielertyp ist Le’Veon Bell, der Bulldozer von Michigan State, der im August über Boise State drüberfuhr wie kein anderer Spieler je zuvor. Was verwundert, denn Bell ist ein Zauderer im Bilderbuch, braucht Unendlichkeiten um sich zu entscheiden, in welches Loch er nun starten sollte. Bell ist der Spielertyp, der eigentlich aus der Mode gekommen ist, aber weil er gut fangen kann und mit seinen 115kg durchaus mal einen blitzenden Linebacker abprallen lassen kann, wird er in der zweiten oder dritten Runde gehen.

Was ist mit Knile Davis aus Arkansas? Oft verletzt am College, aber wenn fit, eine Naturgewalt mit seinen Sprinterqualitäten trotz 105kg Masse. Soll dringend gutes Coaching brauchen, um sich nicht mehr allein auf seine – oft fehlende – Intuition zu verlassen. Schließlich „ich bin ein Junge!“-Christine Michael aus der Super-Offense der Texas A&M Aggies. Wandelndes Verletzungs- und Fumble-Risiko, machte am College den Trainerstab öffentlich zur Sau, aber wenn unter Kontrolle, ein antrittsschneller, kräftiger Back als fünfter Gang in einer Spread-Offense.

Die Speedster

Andre Ellington aus Clemson schaut im laufenden Spiel so aus, als käme gleich dein Freund und Helfer vorbei und bietet wegen Geschwindigkeitsübertretung zur Kasse. Dass Ellington in der Combine eine 4.61 (in Worten: vier-einundsechzig!) lief, hinterlässt mich immer noch völlig ratlos, denn das ist einer der quicksten, wendigsten Backs der letzten Jahre, ein Lamichael James für Arme, zwängt sich aus engstem Raum aus der Kacke, wenn die am Dampfen ist. Ist vermutlich nicht körperlich genug für eine Führungsrolle, aber etliche Teams müssen so einen Mann einfach als komplementäre Allzweckwaffe nutzen wollen.

Fast idente Spielertypen sollen Jonathan Franklin/UCLA und Giovanni Bernard/UNC sein, wobei letzterem exzellente Return-Qualitäten als Special Extended für lau nachgesagt werden. Aus dem Zwergenland hat sich Chris Thompson von der Florida State University zum Draft angemeldet: 1,68m und 86kg und eine Beweglichkeit vor dem Herrn. Thompsons noch junge Karriere ist allerdings von Verletzungen durchzogen, zuletzt waren es Knie und Rücken, die Probleme bereiteten.

Eine Wildcard für Kenjon Barner, den „runningbackigsten“ aller Glitzerhelme aus Oregon: Barner ist größer, kräftiger als Lamichael James, aber ähnlich wendig. Barner wird Kompatibilität für eine zonenbasierte Offense bescheinigt: Warten, schauen, Cut, und ab in die sich gleich öffnende Lücke. Barner ist flutschig, schwer zu greifen (wie alle Backs aus Oregon), fing häufig Bälle, denkt immer „downhill“. Neben Lattimore und Ellington mein Lieblings-Back dieses Jahr, auch wenn man nicht vergessen sollte, dass solch schmächtige Backs wie Barner es in der NFL schwerer haben als die 0/8/15-Kaliber.

Die Wildcards

Boise State schickt auch im Jahr eins nach Doug Martin einen Running Back ins Rennen: D.J. Harper. Harper spielte sechs (!) Jahre am College, und das aus Gründen: Er war so oft und so schwer verletzt, dass die NCAA ihm ein letztes „freies“ Jahr College Football zugestand. Das ist das Negative an Harper; das Gute: Harper stellte, wenn fit, Martin IMHO deutlich in den Schatten, ist der eigentlich bessere, explosivere, talentiertere Spieler. Ob das reicht, um vor den letzten Runden gedraftet zu werden, wissen die Sterne.

Backs, über die ich noch Positives schreiben könnte: Montel Harris, ehemals Back bei Boston College und Temple, Mike Gillislee, auch so’n Mann, der fast immer nach vorne fällt und der wenige Yards einfach so verschenkt. Theo Riddick, konvertierter Wide Receiver von Notre Dame, wendig, aber nicht immer in die richtige Gasse biegend. Ray Graham von Pitt, jahrelanger Alleinunterhalter einer mausetoten Offense.

Der letzte Back ist ein Talent von LSU, das sich das Leben mit einem ungezogenen Charakter schwer macht: Spencer Ware schwänzt gerne Trainings, hat immer eine Ausrede parat und schwärzt im Mannschaftskreis gerne Spielerkollegen an. Ob Ware überhaupt gedraftet wird, ist unsicher. Niemand will ein mittelmäßiges Prospect einberufen, um am Ende der Trainingslager Schlägereien in der eigenen Truppe unterbinden zu müssen.

Die Offensive Liner im NFL-Draft 2013

Sie sind die stillen Helden einer Footballmannschaft, mit ihrer Masse, Physis und körperlichen Wucht prototypisch für den „harten Sport“ Football, und eben auch die anonymsten aller Stammspieler. Es gibt keine verlässlichen objektiven Maßstäbe, ihre Leistung zu messen, weil ihre Hauptaufgabe – der Schutz des Quarterbacks – eine abwehrende und keine angreifende ist. Die Offensive Line ist eines der großen Mysterien im Footballsport, weil sie schließlich und endlich nur als Einheit funktionieren kann. Auf keiner anderen Position ist es so schwierig, die Performance eines Einzelnen isoliert zu betrachten.

Die Offensive Tackles

Prospects 2013

Name                  Rd
Luke Joeckel          1
Eric Fisher           1
Lane Johnson          1
D.J. Fluker           1
Menelik Watson        1-2
Kyle Long             1-2
Terron Armstead       2-3
Brennan Williams      2-4
Oday Oboushi          2-4
Jordan Mills          2-4
Reid Fragel           3-4

Mayocks Top-5

1 - Fisher
2 - Joeckel
3 - Johnson
4 - Fluker
5 - Watson
5 - Pugh

Die wertvollste Position – und die dank des Buches Blindside von Michael Lewis auch noch am ehesten glorifizierte – ist die des Left Tackles, der am linken Ende der Offense Line spielt und somit die Blindside – den „blinden“ Punkt – des Quarterbacks (der in den allermeisten Fällen Rechtshänder ist) beschützt. Left Tackles müssen häufig gegen den besten gegnerischen Passrusher spielen, und das zumeist ohne Unterstützung eines Tight Ends. Das bedeutet: Sie müssen die beweglichsten Jungs in der Offense Line sein. Flinke Füße und extrem viel Spielverständnis sind gefragt.

Die „sicherste“ Left Tackle-Option in diesem NFL-Draft ist LT Luke Joeckel von der Texas A&M University, kein überragender Athlet, aber einer, der in vier Jahren College nachweisen konnte, dass er konstant, Down für Down, Leistung bringt. Joeckel galt über viele Monate als Favorit auf den #1-Draftpick, aber weil ihm etwas die Leichtfüßigkeit abgeht, gibt es Experten, die LT Eric Fisher von der kleinen Central Michigan University vorziehen. Bei Fisher ist der größte Stirnrunzler – eben – die kleine Uni, die in der MAC spielt, eine Conference, die man nicht vergleichen kann mit den Kalibern, die Joeckel aus Big 12 und SEC gewohnt war. Worin sich alle einig sind: Beide Spieler haben gute Chancen, es in der NFL zu packen und werden OffCoords und Fans ruhig schlafen lassen.

Wer es lieber aufregend hat, greift zu OT Lane Johnson, dem dritten Tackle mit anerkanntem Top-10 Potenzial. Johnson kommt von der großen University of Oklahoma und gilt als ungeschliffener Rohdiamant: Vor vier Jahren noch ein Quarterback (!) an der Highschool, und nach etwas Einlernzeit zuletzt zum Beschützer seiner Zunft transformiert. Wer Johnson im laufenden Spiel sah, lobt eine bis dato ungesehene Athletik und Potenzial für eine Allzeitgröße, aber man ist dann schnell versucht, auf die vielen Aussetzer hinzuweisen, Momente, in denen Johnsons Unerfahrenheit in aller Härte durchschlägt. Zu viele Ausrutscher willst du auch von einem Rookie-Tackle nicht sehen, und so geht man gemeinhin davon aus, dass Johnson „nur“ der dritte Tackle sein wird, der vom Tablett geht (common sense: spätestens an #11 greifen die Chargers zu).

Hinter den großen Drei wird das Feld der Tackles undurchsichtiger. Es ist die Region, wo die Jungs zwar noch schwer sind, aber nicht mehr super-beweglich. Das sind dann die Tackles, die gerne mal auf die rechte Seite (Right Tackle) geschoben werden, wo man nicht so allein starkem Passrush ausgesetzt wird, dafür aber eine wichtigere Rolle im Laufspiel einnehmen muss (Laufspielzüge werden lieber über rechts exekutiert). Mit dem Aufkommen von Elementen der read-option Offense könnte der Right Tackle aber auch eine leichte Aufwertung erfahren.

OT D.J. Fluker vom National Champion Alabama ist so ein Mann, der sich in erster Linie über die Kraft definiert und somit der Gegenentwurf zu Johnson. Fluker hat lange Arme, aber einbetonierte Füße und man sieht es, wenn er bei einem Passspielzug die Abwehrhaltung einnimmt und dabei fast rücklings ins Gras fällt. Da Fluker Gegenspieler lieber überpowert als austrickst, sehe ich ihn auch nicht als gute Option für die Read-Option. Alles in allem liest sich Flukers Bewerbung nicht wie „Runde 1“. Eigentlich. Denn fast alle Experten sehen Fluker genau dort vom Board gehen.

Größter Konkurrent für Fluker in der Ausschreibung als „bester Right Tackle des Drafts“ ist Menelik Watson von der FSU, ein Brite ohne jahrelange Erfahrung im American Football, aber einer, dem die FSU-Coaches so viel Spielverständnis nachsagen, als hätte er sie.

Hinter diesem Quintett ist alles offen, und es hängt vieles von der Einstellung der Coaches ab. Wer auf den grundsoliden Arbeiter steht, der keine Zaubereien veranstaltet, nie in der Pro Bowl stehen wird, aber auch nicht mehr als fünf Sacks übers Jahr aufgibt, zieht Jordan Pugh/Syracuse. Wer den look’a’like eines Serienschlägers mit Stirnglatze und Vollbart sucht, der im besten Falle den Left Tackle, im schlimmsten Falle deinen Left Guard geben kann, greift zu Oregons Kyle Long. Wer grad Lust auf Poker mit Aussicht auf den Jackpot hat, nimmt Terron Armstead vom FCS-College Arkansas Pine-Bluff. Armstead ist untypischste aller heurigen Offense Tackles, ein Schlaks mit exzellenten Sprinzeiten, Kugelstoßer in seiner Freizeit, und technisch gerade ausgefeilt genug, dass ihn ein mutiger Trainerstab irgendwo Ende erste bis Ende zweiter Runde schnappen wird.

Die Offensive Guards

Prospects 2013

Name                  Rd
Chance Warmack        1
Jonathan Cooper       1
Kyle Long             1-2
Larry Warford         2
Dallas Thomas         2-3
Brian Winters         2-3
David Quessenberry    3
Earl Watford          3-4
Alvin Bailey          4-5

Mayocks Top-5

1 - Warmack
2 - Cooper
3 - Long
4 - Warford
5 - Winters

Guards sind im Vergleich zu den Tackles die gewichtigeren Jungs, eher die Klötze, nicht so beweglich, aber kräftiger, da sie es mehr mit den dickeren Defensive Tackles zu tun haben und mehr damit beschäftigt sind, Löcher für die Runningbacks aufzureißen. Das macht den Guard zu einer etwas weniger bedeutenden Position.

Analog zu den Tackles gibt es bei den Guards zwei Brocken, die über allen anderen stehen: Chance Warmack von Alabama und Jonathan Cooper von UNC. Cooper gilt als der athletischere der beiden und soll eher kompatibel mit einem auf Zonenblocking gründenden Spielsystem sein. Als etwas eindimensionaler, weil vor allem über die Kraft kommend, gilt Warmack, der – erstaunlich, wenn man ihn ansieht – nur 145kg auf die Waage bringt, aber in der härtesten aller Conferences am College, der SEC, auch extrem gute NFL-Talente wie Brockers oder Cox komplett pulverisierte. Warmack ist sowas wie der sprichwörtliche „mauler“, der Würger und Wühler, der den Gegner lieber zum Pfannkuchen plättet als ihn zur Seite zu schubsen.

Es schaut aus wie eine Systemfrage: Wer lieber statisch spielt und die Spielfeldmitte zu nutzen weiß, zieht Warmack. Wer sein Play erstmal horizontal designt und nicht stets sofort downhill schaut, wird in Cooper das bessere, weil beweglichere Prospect bekommen.

Center

Prospects 2013

Name                  Rd
Barrett Jones         2-3
Travis Frederick      2-3
Brian Schwenke        2-3
Khaled Holmes         3-4
Joe Madsen            3-5
Braxston Cave         5-7

Mayocks Top-5

1 - Schwenke
2 - Jones
3 - Frederick
4 - Holmes
5 - Cave

Der Center ist der Mann in der Mitte der Offense Line, der jeden Spielzug mit dem Snap beginnt. Für ihn zählen neben Power vor allem Spielverständnis (er sollte im Optimalfall Abwehrtaktiken vor dem Snap erkennen und Protection-Calls machen) und Timing bzw. gute Chemie mit dem Quarterback. Der Center darf nicht nervös werden, wenn die Play-Clock gen quasi null tickt, und er muss sich 50x pro Spiel auffde Arschbacken grapschen lassen.

Bei Spielverständnis ist der Weg zu Barrett Jones nicht weit. Jones gewann in vier Jahren am College drei National Championships auf drei verschiedenen Positionen: Left Tackle, Right Guard und Center. Jones wird als besonnener Charakter beschrieben, der genau weiß, wie man ein amerikanisches Mittelstandsleben abseits der NFL-Welt führt, und galt am College als extrem fruchtbar für den Teamgeist – in einer kalten Footballmaschine wie Alabama!

Die großen Athleten sind eher die anderen. Brian Schwenke zum Beispiel. Oder, weil kein Jahr ohne die Offense Line-Schmiede schlechthin (Sie dürfen raten: WISCONSIN natürlich!), Travis Frederick. Bei den Badgers hoch gelobt, hatte Frederick aber keine gute Combine, als er trotz abgespecktem Gewicht unbeweglich und langsam wirkte.