The Countdown, T-minus 115: Colorado Buffaloes

Paul Myerberg ist in seinem College Football Countdown bei der #115 angelangt, den Colorado Buffaloes aus der Pac-12 Conference. Colorado war in den 90ern eine ganz große Nummer im College Football, gewann u.a. in der Saison 1990/91 die National Championship und später eine Heisman Trophy, war dank vieler ambitionierter Spielansetzungen auch eines der landesweit meist gezeigten Teams im Fernsehen. Die letzten Jahre waren ein permanenter Niedergang, vor allem in der Zeit unter dem Head Coach Dan Hawkins, dem Architekten des kleinen Footballwunders Boise State, der 2006 nach Colorado wechselte, dessen Ära aber unter keinem guten Stern stand, Stichwort culture clash. Vor zwei Jahren wurde der Schritt zurück ins Heimelige gemacht, und ein Coach „aus dem Volk“ ernannt. Ich schrieb schon damals:

Ähnlich schlecht ist die Stimmung beim neben Utah zweiten Neuzugang der Pac-12, den Colorado Buffaloes. Nach Jahren der Kontroversen wurde Head Coach Dan Hawkins abgesägt und mit Jon Embree nun ein neuer Mann – ein Colorado Man – eingestellt. Täuscht es, oder ist die Qualifikation „kennt die Uni und das Umfeld“ immer mehr ein Qualifikationsmerkmal für Head Coaches? Embree hat nicht einmal Erfahrung als Coordinator, trotzdem gilt der Mann als Messias. Es soll eine neue, bodenständige Offense eingeführt werden, ganz klassisch mit Fullback und Quarterback mit Händen am Arsch des Centers, anstelle von Shotgun Spread.

Zwei Jahre später ist Embree weg, nachdem er die einst stolzen Colorado Buffaloes in Grund und Boden gecoacht hatte. Die letzte Saison war der tiefste aller möglichen Tiefpunkte, mit Schlappen sogar gegen Teams aus der FCS und Niederlagen und einer 1-11 Bilanz. Der neue Coach ist Mike MacIntyre, der von San Jose State kommt; über MacIntyre schrieb ich letzten Sommer in der Preview von San Jose:

Über den Chefcoach Mike MacIntyre hört man nur Gutes: Der Mann soll seiner Mannschaft voll vertrauen und die Mannschaft gibt entsprechend Herz, Lunge und Seele für hingebungsvollen Football.

MacIntyre hat in seiner Vita wenig Glanz und Glorie gesehen, dafür umso mehr Erfahrung gemacht mit schwierigen Aufbauprogrammen. Im starken Solid Verbal Podcast von Ty Hill und Dan Rubenstein, seit Jahren dem besten Podcast über College Football, war MacIntyre letzte Woche zu Gast und machte einen extrem guten Eindruck.

MacIntyre kommt zugute, dass er drei Jahre Erfahrung in Kalifornien (San Jose liegt im Silicon Valley) sammeln konnte und sich dort einen guten Ruf erarbeitete. Das ist insofern wichtig, weil Kalifornien neben dem Heimatstaat Colorado und Texas der wichtigste Ort für das Recruiting der Buffaloes ist, oder wie es MacIntyre im Podcast formulierte „Texas und Kalifornien sind so riesig, dass sie für jeweils zwei oder drei Staaten zählen“.

MacIntyre kann mit einem attraktiven Programm werben: Trotz allem Niedergangs hört man nur Gutes über den Heimatort der University of Colorado, Boulder, wo es auf luftiger Höhe das ganze Jahr über viel zu erleben gilt; Colorado hat einen guten Namen, gehört immer noch zu den meist gesehenen Footballprogrammen im landesweiten Fernsehen, und solche Unique Selling Positions möchte er nutzen.

Er hat auch ansonsten einen Plan: Möchte eine Spread Offense installieren, die schnell spielt. Hat dabei schon daran gedacht, die Seitenlinien mit Sauerstoff-Tanks zu verbauen. Möchte für die Defense nur schnelle, wendige Linebacker und Nickelbacks rekrutieren, weil du sonst in der wieselflinken Pac-12 Conference kein Land siehst.

MacIntyre arbeitete im vergangenen Jahrzehnt mal drei Jahre bei den Dallas Cowboys als Assistenzcoach von Bill Parcells. Nach eigener Aussage soll das so was wie ein dreijähriges Trainee-Programm gewesen sein, in dem er drei Dinge lernte, die er nie vergessen wird:

  1. Trainingsplanung.
  2. Evaluierung von Spielertalenten.
  3. Motivation von Spielern.

MacIntyre gilt als die Sorte Coach, die sich auch über das Spielfeld hinaus um ihre Spieler kümmert, da sie der Ansicht ist, ein Mensch vertraut dem anderen nur dann voll, wenn er spürt, dass er ihm was wert ist. Schon bei San Jose hörte man immer wieder, wie gerne sein Team doch für ihn spielte, und Hand aufs Herz: In den Spielen zeigte sich das. Völlig limitierte Mannschaft, die aber biss und fightete bis zum Umfallen.

MacIntyres Ziel für diesen Herbst ist Aufbauarbeit und mehr Konkurrenzfähigkeit. Die Buffs wollen in möglichst vielen Spielen nicht schon zur Pause abgeschossen sein, denn das macht zweierlei: Du verlierst, und zwar hoch, und du bist gedanklich nur eine Halbzeit mit drin. Um für die Zukunft zu arbeiten, musst du aber versuchen, dich auch und vor allem im Kopf vorzubereiten.

Ob Colorado mit MacIntyre wieder zu alten Höhen finden wird, ist natürlich noch komplett in den Sternen, aber es scheint immerhin ein Ruck durch die Community gegangen zu sein, und MacIntyre ist da offensichtlich erheblich dafür mitverantwortlich.

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6 Kommentare zu “The Countdown, T-minus 115: Colorado Buffaloes

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