Der erste Eagles-Draftpick dieses Jahr war an #4 in der ersten Runde OT Lane Johnson, der super-athletische Blocker von den Oklahoma Sooners. Ein Pick wie eine Impersonalisierung Chip Kellys: Hünenhaft, kann mithelfen, aus einem potenziellen Fragezeichen im Eagles-Kader eine potenzielle Stärke zu machen. Eine Tackle-Combo Peters/Johnson mit einem Backup Herremans oder Dennis Kelly liest sich im schlechtesten Falle „okay“, im besten aber „exzellent“. Eine extrem athletische Line als Basis des Angriffs. Wenn der bisher gescheiterte OG Watkins es doch noch packt – und neben einem Athleten wie Johnson ist das nicht ausgeschlossen – umso besser.
Die angedachte neue Eagles-Offenseline sieht wohl erstmal so aus:
LT Peters LG Mathis C Kelce RG Herremans RT Johnson
Für den Moment ist das ein “schwebendes Verfahren”, da vier von den Jungs gerade alte Verletzungen auskurieren und der fünfte in Johnson ein Rookie ist. Peters gilt in fittem Zustand als Granate und vollkommen sicherer Pro Bowler, aber ein Achillessehnenriss ist nix zum Spaßen. Kelce kuriert auch eine alte Verletzung aus und Evan Mathis wurde erst Anfang Mai operiert. Stand heute ist davon auszugehen, dass alle Jungs zum Saisonstart halbwegs wiederhergestellt sein werden.
In den ersten Trainingslagern durfte statt Mathis Danny Watkins spielen, der mittlerweile 28jährige Erstrundenpick von 2011. Watkins gilt als Bust, aber man hält ihm zugute, bisher falsch aufgebaut und trainiert worden zu sein. Watkins gilt vom Körperbau her als fast reiner Lauf-Blocker, aber die Eagles waren unter Andy Reid überwiegend eine Pass-Offense. Es erwartet jeder, dass dies unter Kelly anders sein wird, und das könnte die letzte Chance für Watkins sein, sich zu beweisen.
Konkurrenzkampf bei den Ballfängern
Die Block-Schemen in der Offense Line sind integraler Bestandteil jeder Kelly-Offense, aber damit nicht genug: Kelly verlangt von allen, auch seinen Skill-Players, dass sie beim Blocken mithelfen. Die ersten Trainingseinheiten sollen bereits Block-Schulungen für die Wide Receiver beinhaltet haben. Bisher quasi gescheiterte Existenzen wie der aus Tampa eingekaufte Arrelius Benn dürften sich auf solchen Gebieten profilieren können.
Benn ist ein Mann, gesegnet mit allen Talenten der Welt, aber verfolgt vom Verletzungspech. Am College wurde der Superathlet Benn in einer fast reinen Lauf-Offense verschenkt, und bei den Buccs schlug der Verletzungsteufel zu schnell zu. Benn sagt man ungebrochenen Kampfgeist und Bereitschaft zum Ausführen der schmutzigen Dinge wie eben Blocken nach. Dass sich Leute wie Avant, Maclin oder DeSean Jackson in der Vergangenheit zu schön für solche Dinge waren, könnte einem Benn auf seiner zweiten und vielleicht schon letzten Karrierestation entgegen kommen. (Avant soll von Belichick Kelly zuletzt sogar ins Defensive Backfield versetzt worden sein!)
Kelly überging im Draft die Möglichkeit, Tavon Austin zu holen. Weil der Slot für einen Chip aber immer von Wichtigkeit ist, kam in der zweiten Runde TE Zach Ertz. Ertz ist nicht unbedingt ein Vertreter der „neuen“ TE-Generation, aber gilt als ausreichend solider Ballfänger und vor allem als physischer Vorblocker, mit dem Kelly am College oft genug Bekanntschaft machte (Ertz stapfte beim großen Oregon-Konkurrenten Stanford über das Feld).
Ertz ist 100%ig auch als wichtiger Fänger eingeplant, aber noch mehr wird er Bedeutung für das Lauf-Blocking haben. Möglich, dass Ertz daher sehr viele Snaps sehen wird, da er geschliffener als Benn ist und die anderen wie eben geschrieben nicht als große Vorblocker vor dem Herrn gelten.
Ein X-Faktor könnte Ifeanyi Momah werden, so ein Zwitterwesen zwischen extrem schnellem Tight End und butterfingrigem Wide Receiver. Momah ist ein Hüne und vielleicht nur für die Special Teams angedacht, aber Momah ist im Prinzip genau der Typ Athlet, den Kelly in seine flexible Offense eingebauen könnte. Man sei nicht überrascht, wenn WR/TE Momah es bei Kelly packt und dafür ein Avant rausfliegt.