Die Akademische Viertelstunde: Mountain West Conference im Sommer 2013

Die Mountain West Conference ist eine der Ligen, die in der Nahrungskette schön mittendrin liegen: Zu klein, um zu verhindern, dass die größten Tiere nicht von oben weggefressen werden. Aber groß genug, um sich die größten Mid-Major Fische aus dem regionalen Umfeld „von unten“ einzuverleiben. So verlor die Uni im großen Re-Alignment Chaos seit 2010 mit T.C.U. und B.Y.U. ihre größten Zugpferde an B.C.S.-Conferences (Big 12) bzw. an die Unabhängigkeit, aber dafür konnten mit Nevada, Hawaii, Fresno State, San Diego State und insbesondere Boise State ziemlich spannende Universitäten aus der mittlerweile im Football aufgelösten W.A.C. geholt werden. Während Boise State sportlich und für die TV-Aufmerksamkeit ein echter Gewinn ist, ist zum Beispiel Hawaii reinstes Gold fürs Recruiting.

Ein Problem der M.W.C. ist ihre Unsichtbarkeit: Alle Unis sind in sehr kleinen Märkten zuhause, seit T.C.U. (Dallas-Fort Worth) die Liga verlassen hat, und kleine Märkte sind immer schlecht für Zuschauer und Fernsehverträge – vor allem in den westlichen Zeitzonen der Staaten: Denn wenn zum Beispiel Hawaii ein Nachmittagsspiel austrägt, schlummert die Ostküste schon den Morgenstunden entgegen. Nur unwesentlich besser ist es bei Abendspielen in San Diego, Fresno oder San Jose.

Immerhin: Weil die großen Zugpferde Boise und San Diego ihren angekündigten Abgang in die Big East Conference rückgängig machten, bleibt die Conference intakt und relevant. Den ganz großen Star-Appeal verstrahlt sie nicht, aber für Liebhaber des mittelständischen Footballs sind schöne Mannschaften dabei. Man kann spätestens ab 2014 argumentieren, dass die M.W.C. die Nummer 6 unter den Conferences ist, also die beste Conference außerhalb von S.E.C., Pac-12, Big 12, Big Ten und A.C.C. – die beste Mid Major Conference; die zweite Klasse der Football Bowl Subdivision mit einigen Mannschaften, die der Elite gehörig auf die Pelle rücken können.

Sehen wir’s sportlich: Der korsakoff-Take

Dachterrasse: Boise State, Fresno State
Zweiter Stock: San Diego State, Nevada, Utah State, San Jose State
Erdgeschoss: Colorado State, Wyoming, New Mexico, Air Force
Kellerkinder: UNLV, Hawaii

BCS-Titelkandidaten: keine.
BCS-Busterkandidaten: Boise State.

Würden nur die Mannschaften aus „Dachterrasse“ und „Zweitem Stock“ die MWC bilden, dürften wir darüber streiten, ob so eine Division qualitativ mit einer Atlantic Coast Conference (ACC) mithalten kann. Boise, Fresno, San Diego State, Nevada, Utah State und San Jose State haben allesamt legitime Mannschaften, die jederzeit die AP Top-25 knacken können.

Die Sache ist bloß: Sie können es erstmal nur in diesen gegenwärtigen Jahren, da sie nicht über die Ressourcen verfügen, dauerhaft eine starke Mannschaft zu unterhalten. Für fast alle dieser Unis (außer vielleicht Boise State) muss man fast von einer Goldenen Generation sprechen. Boise dürfte dieses Jahr auch der einzige mögliche Spoiler für eine BCS-Bowlqualifikation sein – passend wäre es auf alle Fälle, im letzten Jahr der Existenz der BCS.

Aber Boise State hat bei aller Liebe noch nicht die Qualität der großartigen Generation 2009-2011. Fresno bringt ein relativ rundes Gesamtpaket und interne Konkurrenz für Boise. Nevada ist auch grundsolide, muss aber seine Trainerlegende Chris Ault (Erfinder der Pistol-Offense) ersetzen. Utah State hatte letztes Jahr eine Supermannschaft, aber mit Gary Andersen ist der Coach leider gegangen. San Jose State hat auch einen neuen Coach, aber wenigstens bleibt der Quarterback, David Fales, der als hoher Draftpick 2014 gehandelt wird.

Das Problem sind die beiden unteren Levels: Ab Erdgeschoss und tiefer lässt die Qualität rapide nach; die Hälfte der MWC ist also mehr als unteres Mittelmaß bis Gurkentruppen, und sie sorgt dafür, dass die MWC immer noch nur als zweitklassige Conference wahrgenommen wird. Die Air Force und Hawaii müssten die Mittel haben, sich dauerhaft aus diesen tiefen Regionen hochzuarbeiten, aber Unis wie UNLV, Wyoming oder Colorado State werden maximal temporär mal in die Höhe schnellen. Hawaii ist dieses Jahr vermutlich auch eine der schlechtesten Mannschaften in der gesamten FBS.

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