The Countdown
#19 USC Trojans.
Pac-12 Conference.
2012: 7-6.
Das Footballteam der University of Southern California (USC), die Trojans, gehört zu den größten Nummern in den Vereinigten Staaten. Es spielt im legendären L.A. Coliseum vor Hollywoodstars, hat den größten TV-Markt im College-Football hinter sich, eine ellenlange Historie und pflegt Rivalitäten mit großen Unis wie Notre Dame oder UCLA. USC ist immer interessant, selbst wenn das Programm wegen NCAA-Sanktionen mit diversen Problemen wie Spielen außer Konkurrenz oder limitierten Stipendien zu kämpfen hat.
Seit 2012 darf USC wieder regulär am Spielbetrieb teilnehmen, und siehe da: Schon brachen alle Dämme. Aus dem größten Titelfavoriten in den Staaten wurde ein Rohrkrepierer, USC enttäuschte mit einer 7-6 Bilanz auf ganzer Linie und verabschiedete sich mit einer desaströsen Bowl-Season in den Winter. Folge: Head Coach Lane Kiffin geht als lame duck in die Saison.
Kiffin ist kein Mann, um den viele Menschen bei vollem Verstand weinen würden. Lane ist der Sohn des greisen Defensiv-Genies Monte Kiffin (Erfinder der Tampa-2) und war schon als absoluter Jüngling zu hohen Coaching-Ehren gekommen: OffCoord bei USC mit Ende 20, Head Coach bei den Oakland Raiders mit Anfang 30, Head Coach bei den Tennessee Vols mit Mitte 30, Head Coach bei USC mit Ende 30. Es ist nicht dieser rasante Karriereaufstieg, der viele ärgert. Es ist Kiffins Art. Der Mann kennt keinen Umgang. Diktiert arrivierte Menschen wie Grünschnäbel durch die Gegend, beleidigt offen Kollegen in der Trainergilde (oft viel erfolgreichere Kollegen!), und… weiß schlicht alles besser.
Solche Leute schaffen eine Fallhöhe, bei der sie bei Misserfolg schneller fliegen als besonnenere Arbeitskollegen. Kiffin steht nach dem Einbruch im letzten Jahr vor der Entlassung, und er weiß es: Er sanierte seinen gesamten Trainerstab (u.a. wurde sein Dad Monte als DefCoord zurückgetreten). Er überstand das bisherige Kalenderjahr 2013 ohne irgendein hochrangiges Mitglied aus der Sportwelt verbal zu miskreditieren. Und er verzichtete bisher auf großkotzige Ankündigungen ob USCs Saisonzielen.
Sportlich ist das größte Fragezeichen: Wer soll QB Matt Barkley ersetzen? Barkley war bei Gott kein überwältigender Spielmacher, aber er war solide. Letztes Jahr wurde er gegen Saisonende vom Freshman Max Wittek ersetzt – und der hinterließ schwache Eindrücke. Wittek gilt weiterhin als großes Talent, aber Talente sind auch die Jungs, die ihm im Nacken sitzen: Cody Kessler und Max Browne (Browne gilt sogar als „Super“-Talent). Drei unerfahrene QBs, ein halb abgesägter Chefcoach, ein unruhiger Medienmarkt: Bin ich der einzige, der nach der dritten INT eine QB-Controversy riecht?
Immerhin gibt es dank RB Silas Redd (ehemals Penn State) und dem sensationellen WR Marquise Lee (letztes Jahr als Alleinuterhalter 1700yds Offense) und einer mittlerweile halbwegs erfahrenen Offense Line ordentliche Hilfe für jeden der drei QB-Anwärter.
Die Defense bei USC ist eher langweilig. Unter dem neuen DefCoord Clancy Pendergast (der schon in der NFL wirkte, bei Arizona (?)) wird auf 3-4 umgestellt – ein Move, der nicht immer schnelle positive Resultate bringt. In S Tim McDonald ist auch der wichtigste Verteidiger in die NFL gegangen.
USC ist ein Team, auf der es zu schauen gilt. Kiffin ist eins („feuert ihn! Feuert ihn!“). Das andere ist die Entwicklung auf der QB-Position. Das dritte ist das Potenzial, das in dieser Mannschaft schlummert: Der Kader ist wegen der beschränkten Stipendien in den letzten Jahren etwas ausgedünnt und anfällig gegen Verletzungen, aber niemand bestreitet, dass eine halbwegs heile USC-Mannschaft auch zu einem 11-1 oder 10-2 durchmarschieren kann, zumal man in der Pac-12 Oregon meidet und Stanford zuhause empfangen darf.
USC 2013 = Boom or Bust. Und das ist gut, denn: So muss College Football sein.