Referenzen
- Advanced Stats (ANS)
- Fumble Luck (FO)
- Adjusted Games Lost (FO)
- Injuries (USA Today)
Die furchtlose NFL-Vorschau schließt mit dem vierten Down ab: Das Down, bei dem es am meisten zu gewinnen gibt, aber auch am meisten zu verlieren. Oder in anderen Worten: Wir sind bei der „CU in February“-Fraktion angelangt, den Teams, denen ich einen ernsthaften Sturm auf den NFL-Thron zutraue. Es sind die potenziellen Ringträger, in aufsteigender Reihenfolge mit den größten Wahrscheinlichkeiten.
4th und 8: Cincinnati Bengals
Division AFC North Headcoach Marvin Lewis 2012 10-6 Tipp 2013 Erster
Das einstige hässliche Entlein geht als respektabler AFC-Mitfavorit in die Saison 2013/14. Nie war man in der mittlerweile ber zehnjährigen Ära von Head Coach Marvin Lewis besser aufgestellt für einen Titel-Run, und nie war die AFC eine durchwachsenere Conference. Letztes Jahr war man 10-6 und ergatterte den letzten Wildcard-Platz, und alle Statistiken weisen darauf hin, dass es ein „verdientes“ 10-6 war, ohne Glück in engen Spielen oder Glück mit Turnovers.
Auch die Offseason kann als gelungen betrachtet werden; Cincinnati geht als noch besser aufgestelltes Team in diesen Herbst. Man kann argumentieren, dass man die Nummer 3 der AFC ist, was die Kaderqualität, und vielleicht noch besser, was den Coaching-Staff angeht.
Die einzige nennenswerte Schwäche war die Pass-Offense (6.0 NY/A, #21). Der junge QB Andy Dalton genießt zwar bärenstarke Protection, gilt aber als zu langsam im Entziffern der Defense und wirft einen schlechten tiefen Ball (nur 32.7% Treffer bei tiefen Bällen, #20).
Es ist zwar nie gut, genau in der Passoffense den „Schwachpunkt“ zu haben und die anämische Playoffleistung in Houston brachte das nochmal in aller Klarheit zu Tage, aber die ganze Offseason hatte nur ein Ziel: Dalton mit gezielten Einkäufen zu helfen. TE Tyler Eifert aus Notre Dame in der ersten Runde, dazu der wendige RB Gio Bernard von UNC in der zweiten. Das sind zwei Bausteine, mit denen du arbeiten kannst, damit nicht nochmal 31.3% der Pässe für den – zugegeben: einzigartigen – WR A.J. Green angebracht werden müssen. Diversifizierung für einen Angriff, der alle Grundlagen hat, inklusive souveräner Offense Line und dem smarten OffCoord Jay Gruden, der Dalton eng an der Leine hält und ihm ein angemessen simples Spielsystem geschaffen hat. Ob diese simple Offense auch noch Anfang Februar ausreicht, müssen wir abwarten, aber Punkt ist: Sie ist nun soweit aufgestellt, dass ein Erreichen der Superbowl nicht unrealistisch ist.
Dass es zumindest die Playoffs werden, dafür steht die Qualität der Abwehr von DefCoord Mike Zimmer: Mit starken 5.6 NY/A war man zuletzt wieder in den Top-5 der Pass-Defenses, und man hält auch eine der besten Run-Defenses. Die Unit ist jung und auf allen Positionen (außer Linebacker) auch breit und tief aufgestellt. Die Front-Seven kriegt auch ohne Blitzes (Zimmer lässt nur in 26% der Passspielzüge blitzen) angemessenen Druck zustande und hat in DT Geno Atkins, DE Dunlap und DE Johnson erstklassige Defense Liner, plus einer Reihe an Prospects wie Burfict oder Moch oder dem alten Haudegen James Harrison (es-Steelers).
Die Bengals sind richtig gut aufgestellt. Echte Schwachpunkte sind höchstens noch am zweiten WR-Posten und bei den Linebackers zu finden, und natürlich der „halbe“ Schwachpunkt auf Quarterback. Dalton ist gut, aber mit heutigem Wissen eben nicht mehr. Dalton ist die Personifizierung des Wesens der Cincinnati Bengals in einer Position. Das ist ein Quarterback zwar oft, aber bei Dalton ist es dieses „stuck in the middle“-Phänomen, das der kompletten Mannschaft das Gesamtbild der sehr guten, aber nicht herausragenden Truppe gibt.
Oder? Die AFC ist machbar, man spielt Colts/Chargers, während Baltimore Texans/Broncos als Positionsspiele vorgeworfen bekommt. Man hat ausreichend Waffen, um Pittsburgh zu schlagen. Cincy ist Divisionsfavorit. Divisionssieg hieße Playoff-Heimspiel, hieße höhere Wahrscheinlichkeit für einen längeren Playoff-Lauf.
4th and 7: Houston Texans
Division AFC South Headcoach Gary Kubiak 2012 12-4 Tipp 2013 Erster
Um es klar zu sagen: Ich halte die Bengals für das etwas bessere Team im Vergleich zu den Houston Texans, aber Houston hat einen entscheidenden Vorteil: Es spielt in der bedeutend einfacheren Division, der AFC South. Einfachere Division bedeutet einfacheren Schedule, bedeutet im Zweifelsfall mehr Siege und weniger Spiele bzw. mehr Heimspiele in den Playoffs.
Die Houston Texans kommen aus der besten Saison ihrer noch jungen Franchise-Geschichte, waren 12-4, und doch war jeder irgendwie unzufrieden. Das mag daran liegen, dass man in den Playoffs nicht überzeugte bzw. in New England komplett abgeschossen wurde. Das mag auch am latenten Gefühl liegen, dass es der QB Matt Schaub einfach nicht packt.
Schaub ist mit seinem blässlichen Spiel gewiss ein Fragezeichen. Er wirft nicht viele Interceptions (2.2%), aber du hast auch nie das Gefühl, dass er an einem grauen Tag plötzlich im dritten Viertel den Hebel herumreißen kann (6.6 NY/A ist mit #14 genau dort, wo man Houston gefühlt vermutet: Im Liga-Mittelfeld). Hätte Schaub einen stärkeren Wurfarm, man könnte ihn glatt für Flacco oder Eli halten! Das zeigt auch: Das Gefühl ist oft unwichtig. Heißlaufen kann ein Quarterback sehr schnell, nur sollte es im rechten Moment geschehen…
Dass die Texans Schaub nicht spätestens seit dieser abgelaufenen Offseason helfen würden, kann man nicht behaupten: Zum genialen, aber langsam alternden WR Andre Johnson (Kandidat für 1500yds/Jahr im Schnitt) wurde in Clemsons DeAndre Hopkins ein quer durch die Bank hoch gepriesener zweiter Receiver aus dem College geholt, der Schaub eine Alternative zu Johnson und TE Owen Daniels liefern soll. Houston wird trotzdem nur selten mehr als „21-Personal“ (2 RB, 1 TE) aufstellen; die Offense basiert auf dem Laufspiel von RB Arian Foster und RB Ben Tate, das über die Jahre zwar immer ineffizienter wurde (2012: 40% Success-Rate, #19), aber von dem man nicht loslässt. Wo Houston aufpassen muss: Rechte Seite Offense Line. Dort bahnt sich eine Sollbruchstelle an.
Was gut ist: Diese rechte Seite muss nicht gegen LE J.J. Watt spielen, denn der steht in der eigenen Mannschaft. Houstons Defense ist das Werk des DefCoords Wade Phillips, der eine sehr eigene Version der 3-4 Defense spielen lässt: Fast eine 5-2 Defense. Watt ist dort der Schlüsselspieler. Er spielt sehr häufig auf der linken Seite der Defense, aber ich glaube, das ist, weil dort häufig die Strong-Side ist. Houstons Defense ist dafür gebaut, Watt möglichst viele 1-vs-1 Situationen zu geben; und Watt antwortet: Sein letztes Jahr war so fassungslos gut, dass eine Wiederholung kaum vorstellbar ist – junges Alter und Gesundheit zum Trotz. Aber selbst ein 80%-Watt dürfte noch jeder Front-Seven helfen. Allerdings krankt die Defense Line seit Jahren am Fehlen eines adäquaten Nose Tackles.
Was den Texans abgeht, ist ein hochwertiger Passrusher über die Flanken (3-4 OLBs). Reed und Mercilus sind noch jung genug, dass man sie nicht abschreiben möchte, aber die Eindrücke des letzten Jahres waren: Lauwarm. Maximal. Was man nicht unterschätzen sollte, ist die Rückkehr von ILB Brian Cushing, der als bester blitzender Inside Linebacker gilt. Phillips muss es hinkriegen, dass nach Cushing und Watt noch zumindest von einer dritten Stelle aus Passrush entzündet wird.
Wo man wenig Angst haben muss: Secondary. Das CB-Duo Jackson/Joseph gehört zu den souveränsten ligaweit, und beide können ganz gut Manndeckung spielen. Bei den Safetys ging Quin verloren, aber Ed Reeds Erfahrung und Danieal Manning dürften helfen., sofern Reed nicht wieder die halbe Saison im Krankenstand verbringt.
Houston vermittelt ein bissl das Bild von good but not great. (Hey, remember the Bengals!) Das meiste dieses Eindrucks mag an der Blässlichkeit des Quarterbacks hängen. (Hey, remember the Bengals!) Aber IMHO auch ein bissl am fehlenden Passrush über die OLBs. Die Defense ist zwar optisch ansprechend, aber es fehlt das bissl WOW!
Die Playoffs sind trotzdem Pflicht. Die AFC South gewinnste fast im Vorbeigehen, auch wenn aufgrund des 5-0 in engen Spielen von 2012, einer Pythagoreischen Erwartung von zuletzt 10.2 Siegen und eines SRS von „nur“ 4.5 Punkten über Durchschnitt eine erneute 12-4 Bilanz eher schwierig erscheint. Die Texans haben aber einen einfachen Schedule. Sie hatten diesen auch letztes Jahr und nutzten ihn zu mehr Siegen als es ein Team ihrer Leistungsgüte normalerweise erreicht. Ich tippe auf einen erneuten dritten Seed in der AFC. Nicht ausgeschlossen, dass es am Ende ein Durchmarsch in den Superbowl wird. Ich würde es Head Coach Gary Kubiak mal gönnen.
(Dort hat Houston als einziges Dome-Team in dieser Aufstellung womöglich ein kleines Problem in der Eiseskälte der Meadowlands, aber das ist dann ein Thema für Anfang Februar.)
4th and 6: Tampa Bay Buccaneers
Division NFC South Headcoach Greg Schiano 2012 7-9 Tipp 2013 Erster
Die Buccs waren in der letzten Saison ein so einfach zu analysierendes Team, dass sie vor dem kommenden Herbst die größte Wundertüte stellen. Let me explain. Tampa Bay von 2012/13, das war eine downfield-Passoffense mit niedriger Completion-Rate, aber hoher 7.0 NY/A-Passquote. Es war die beste Run-Defense mit 63.1% Success-Rate, aber die zweitschlechteste Pass-Defense mit 7.3 NY/A. Solange QB Josh Freeman in seiner Offense funktionierte, war Tampa Bay ein Playoff-Kaliber. Als aber in den letzten Wochen seine Fehlpassrate dramatisch anstieg, war Tampa Bay plötzlich näher am Bodensatz.
Tampa Bays Front-Office machte genau die Moves, die man in einer solchen Situation machen muss: Man kaufte sich für einen relativ spottbilligen Preis in CB Darrelle Revis den besten Manndecker der letzten 15 Jahre ein, einen Spieler in seiner Hochblütezeit (Revis ist 27), der im Optimalfall den besten WR des Gegners neutralisieren kann, und konnte ihm auch noch einen relativ günstigen Vertrag unterjubeln (16 Mio/Jahr, aber kein dead money)! Man holte S Goldson, einen überschätzten Hitter, aber einen, der immer noch ein massives Upgrade stellt. Und man draftete in CB Banks einen weiteren Defensive Back. So macht man aus der größtmöglichen Schwäche eine potenzielle Stärke. Und weiter: Man hilft damit wohl auch dem Passrush.
Dort, in der Defensive Line ließ man den DE Bennett, der gegen die jeweils schwächeren Tackles des Gegners brillierte, ziehen und vertraut, dass die hoch gedrafteten Eigenprodukte Clayborn/Bowers ihrem Ruf gerecht werden. Dank deutlich besserer Deckung dürfte es „vorne“ nun auch mehr Zeit geben, um zum QB durchzubrechen. Für die spektakuläre 4-3 Under Defense der Buccs holt man in NT Dent ein Upgrade gegenüber dem abgewanderten Roy Miller. Tampa Bay stellt personell eine verdammt gute Defense, mit dem Kronjuwelen DT Gerald McCoy, LB Lavonte David, CB Revis und S Mark Barron. Der DefCoord Bill Sheridan müsste einen Teufel tun, um erneut 7.3 NY/A zu kassieren. Selbst wenn es auf Kosten von 2% Success-Rate im Laufspiel geht – das ist die Passdefense allemal wert.
Die Offense passte eh – fast. Wann funktioniert Greg Schianos angedachtes Offense-System? Wenn das Buccs-Laufspiel ausreichend im Gange ist, dass QB Freeman vorbehaltlos tief gehen kann. Die Offense Line ist so lange auf Topniveau, solange OG Nicks fit ist. Fällt Nicks aus, so wie letztes Jahr, riskiert der Passrush zu früh durchzubrechen, und das Haus Freeman fällt von innen zusammen wie eine alte Waldhütte auf zwei Stelzen. Weil aber Nicks und der andere OG Joseph (letztes Jahr die komplette Saison ausgefallen).
Tampa besitzt in WR Jackson und WR Williams zwei echte deep threats und in RB Doug Martin einen fantastischen jungen Ballträger, der richtig gut läuft, aber auch als Fänger eine Waffe ist. Tampa blieb allerdings untätig auf dem Markt, Freeman ein zweites Ziel für eventuelle Checkdowns zu geben: Beide Tight Ends im Kader sind eher bekannt für ihr Blocking denn ihr Receiving, und so riskiert Freeman, bei zu schnell durchbrechendem Passrush oder zu schnell gedeckten Receivern die Katastrophe: Der gute Freeman verbrennt eine Defense für 7.5 NY/A. Der schlechte verbrennt eine Offense mit 10 INTs in drei Partien.
Nochmal: Ein Freeman unter Druck stürzt sich allzu schnell selbst ins Schwert. Frappierend war an 2012 allerdings auch, dass manche Studien zeigen: Freeman kollabierte ohne ersichtlichen Grund. Einfach so. Aus heiterem Himmel. Das wäre dann in der Tat berunruhigend. Vertrauen wir mal drauf, dass sich Freeman in seinem letzten Vertragsjahr am Riemen reißt. Immerhin scheint sich in der Preseason eine aufkeimende QB-Controversy erstmal erledigt zu haben, da der Rookie Glennon furchtbar ausgesehen haben soll.
Tampa Bay hat durchaus Katastrophenpotenzial, vor allem, weil es die instabilste QB-Situation in der NFC South hat. Aber alles andere an den Buccs spricht extremst für den Durchbruch. Und selbst ein paar joshige Performances reichen nicht, um die Buccs in meinem Ansehen vor dieser Saison 2013 vom NFC-South-Thron zu stürzen. Der miserable Record in engen Spielen von 2012 (3-7 Bilanz), die vermutlich gesündere Offensive (G Nicks/Joseph) und Defensive Lines (2012: 21 verpasste Starts auf vier Leute verteilt) und die komplett gelungene Einkaufspolitik spricht für die Buccaneers.
4th and 5: New England Patriots
Division AFC East Headcoach Bill Belichick 2012 12-4 Tipp 2013 Erster
Die New England Patriots sind zum aktuellen Zeitpunkt kaum das fünfbeste Team in der National Football League. Aber sie haben nicht nur den Vorteil einer einfachen Conference (AFC), sondern gegenüber Teams wie Houston, Cincinnati oder Pittsburgh auch jenen einer einfacheren Division. Die Patriots sind ein gut aufgestelltes Team mit einer schwer zu schlagenden QB/Coach-Kombination in den scheinbar ewigen Tom Brady und Bill Belichick, und sie gehörten auch letztes Jahr zu den Mannschaften mit exzellenten Advanced-Metrics. Um mal einen Kontext zu geben: Die Patriots wurden zwar in den Playoffs von Baltimore abgeschossen, aber zuvor war die letzte Pleite mit mehr als einem Score im November 2010 gewesen!
Die Zweifel an den Patriots gründen in erster Linie auf ihrer turbulenten Offseason, die das eigentlich gesattelte Personal im Corp der Pass-Offense in die Scheiße ritten. TE Hernandez mit Mordverdacht erst aus dem Kader, dann in den Knast, WR Welker nach Denver, WR Lloyd auf die Straße, TE Rob Gronkowski mit nicht enden wollenden Komplikationen in Arm und – viel schlimmer – Rücken. Wären es nicht die Patriots, man wäre geneigt, den Laden erstmal abzuschreiben.
Tut man nicht. WR Danny Amendola kommt als Welker-Ersatz aus St Louis und ist, wenn er mal ausnahmsweise heil durch die Saison kommt, ein angemessener Ersatz. Der blutjunge Tight End Sudfeld soll exzellente Ansätze gezeigt haben. Die Rookie-WRs Dobson, Kenbrell Thompkins und Boyce sind die anderen noch unbekannten Bausteine einer Offense, die nach Meinung vieler Beobachter schon wieder an die alten Superbowl-Offenses von 2001-2004 erinnern soll. Plus, versteht sich von selbst, atemberaubendes Tempo zwischen den Snaps. Das Ganze läuft unter der Regie von OffCoord Josh McDaniels, der nach seinen missglückten „Auslandsaufenthalten“ in Denver und St Louis schon wieder volle Kontrolle in New England haben soll.
„Laufen“ tut es sprichwörtlich sowieso immer in New England: Die Backs Ridley und Vereen sind beide vielseitig genug, um in der No Huddle-Offense durchgehend am Feld zu stehen und zwischendurch den notwendigen 2nd-und-6 zu verwerten: Das Patriots-Laufspiel war letztes Jahr mit 48% Success-Rate das zweitbeste in der Liga. Dass es einbrechen wird, ist fast ausgeschlossen, es sei denn, die hervorragende Offense Line wird von einer unheimlichen Verletzungsserie heimgesucht. Vielmehr wurde es durch den revitalisierten LeGarrette Blount, den einstmaligen Schläger zu Boise, um ein weiteres Element diversifiziert: Brachiale Power.
Weil der Patriots-Angriff erwartungsweise trotz aller Probleme weiterhin viele Punkte vorlegen dürfte, muss die Defense im Prinzip nicht mehr als bend but don’t break spielen: Hinsetzen, Tee trinken, Interception abfangen. New England gehört zu den Teams mit den besten Turnover-Werten – seit Jahren (2012 z.B.: +25). Das ist nur ein bedingt haltbares Konzept, aber durch diese Spielweise erhöht sich die Chance auf Ballgewinne. Es gibt Anzeichen dafür, dass die Patriots aber tatsächlich wieder verstärkt auch auf die wichtige Yards/Play-Statistik bauen können.
Auf Defensive Tackle klafft neben Wilfork zwar ein Loch, dafür sind die Linebacker um Spikes, Mayo und Hightower hervorragend besetzt und haben mittlerweile einige Erfahrung aufzuweisen, und im Defensive Backfield konnte der wichtigste Manndecker in CB Talib für einen Spottpreis gehalten werden. New England sollte deutlich besser sein als die 6.8 NY/A (#26), die man letztes Jahr zuließ: Kadertiefe und gewachsene Erfahrung helfen; es gibt zudem mittlerweile in Wilson, Gregory und McCourty auch einige brauchbare Safetys.
New Englands Saisonstart ist mit @Buffalo und Jets zum Einspielen recht günstig, ehe es dann in einen heftigen Vierspiele-Slot geht mit Tampa Bay, @Atlanta, @Cincinnati und New Orleans. Immerhin: Die beiden stärksten Gegner kriegens dabei daheim. Und spätestens ab Mitte Oktober sollte der Gronkowski wieder fit sein. Die Gefahr ist sowieso weniger, dass die Pats die Kontrolle über ihre Division verlieren (Spoiler: Sie werden nicht), sondern mehr, dass sie im Laufe der Regular Season nicht ausreichend Siege einfahren können, um sich den Top-Seed in der AFC zu sichern.
Die Gefahr ist, dass QB Bradys Interception-Statistik etwas gen Mitte einbricht (1.5% ist bei dem Spielstil kaum zu halten; es ist bei keinem Spielstil einfach zu halten) und dass die Defense weniger Turnovers forcieren wird. Das könnte das eine oder andere Spiel kosten, das es am Ende bräuchte, um den #1-Seed in der AFC zu holen. Das Heimspiel gegen Denver zu Thanksgiving ist mir eine Spur zu wenig.
4th and 4: San Francisco 49ers
Division NFC West Headcoach Jim Harbaugh 2012 11-4-1 Tipp 2013 Zweiter
Die San Francisco 49ers waren eine der Erfolgsgeschichten der letzten Jahre: Lange Zeit murkste man mit schlechtem Coaching und inexistenten Quarterbacks in einer schlechten Division herum, sammelte dabei hohe Draftpicks en masse. Dann kam vor zwei Jahren Head Coach Jim Harbaugh von Stanford die paar Kilometer hoch, das Passspiel wurde erst mittelmäßig (2011, Alex Smith), dann gut (2012, Alex Smith), dann überragend (2012, Kaepernick) und schwupps, standen die 49ers in der Superbowl. Die wurde trotz exzellenter Leistung knapp verloren, aber die Zukunft ist noch immer vielversprechend.
QB Colin Kaepernick nahm die NFL letztes Jahr nach seiner Einwechslung in der zweiten Saisonhälfte im Sturm: Unter seiner Führung fuhr die Offense irre 8.0 NY/A im Passspiel an, und er gab ihr ein unverwechselbares Gesicht. Kaepernick war nicht fehlerfrei, scrambelte manchmal zu früh los, fumbelte unnötige Bälle, aber für einen solchen Grünschnabel war das ein atemberaubender Einstand. Nun muss Kaepernick sich drauf einstellen, dass die Defenses reagieren werden. Er wird nicht mehr sofort loslaufen können. Er wird geduldiger werden müssen.
OffCoord Greg Roman, das vielseitigste Laufspiel der Liga (RB Gore, Hunter, James mit kombiniert 49% Success-Rate, #6) und die allgemein anerkannt beste Offense Line der Liga 2012 werden ihm helfen. Ein bissl Angst muss man um Gores verbliebenen Sprit im Tank haben, und ein Lamichael James ist noch selten heil durch einen Herbst gekommen, aber als Trio dürfte es passen. Stichwort Verletzungen: Die O-Line. Sie bliebt letztes Jahr komplett ohne Ausfall. Hat man dieses Glück noch einmal?
Das ist überhaupt ein Punkt, den man bei aller Dominanz der 49er oft vergisst: Sie waren in den letzten beiden Jahren ein extrem gesundes Team. 2011 die #8 der AGL-Liste, 2012 die Nummer 1 mit ganzen 16.2 Adjusted-Games Lost (Vgl. Green Bay mit 108 verpassten Starts!). Insbesondere die Defense blieb irre verschont mit verpassten 4.5 AGL. Das ist ein einziger Spieler und das auch nur für ein Viertel der Saison! Schon jetzt ist das nicht zu halten: Die 49ers müssen bereits den homophoben CB Culliver und den Kaepernick-Liebling WR Michael Crabtree für viele, viele Monate vorgeben. San Francisco wird sich einstellen müssen, mehr Verletzungen zu kassieren. Sprich auch: Qualitätseinbußen. Abnutzung. Weniger Tiefe im Schlussviertel.
Crabtrees Achilessehnenriss öffnete ganze Waale im Depth-Chart der 49ers-Offense. Wenn ich schrieb, dass die Runningbacks Kaepernick helfen, kann das vom Ballfänger-Corp nicht behauptet werden. WR Moss und TE Walker waren eh weg vom Fenster, der in einem Notfallmove aus Kansas geholte WR Baldwin gilt als bockloser Zeitgenosse. Vom Endspielgegner Baltimore wurde der beinharte Oldie-Knochen WR Anquan Boldin eingekauft, aber es gibt definitiv zuverlässigere Corps, als Boldin, TE Vernon Davis und Rookie-WR Quinton Patton. Kaepernicks Raketenarm und das spezielle Offense-Design müssen Wunder tun.
In der Defense gibt es ein ähnliches Problem. Wie weh schon mittelschwere Verletzungen tun können, wenn sie nur den „richtigen“ Spieler erwischen, hat San Francisco in den letzten Playoffs gesehen: DE Justin Smith quälte sich mit angerissenem Bizeps durch die letzten Wochen – prompt verschlechterte sich der Passrush von „herausragend“ zu „stark“. Es ist mittlerweile Klatsch-und-Tratsch, dass der hinter Justin spielende „andere“ Smith, OLB Aldon Smith, mit fittem Justin 19.5 Sacks in 15 Spielen machte, aber ohne bzw. mit angeschlagenem 0 in 5 Spielen. Folge des verminderten Rushs: San Franciscos einst dominante Pass-Defense erlebte einen Einbruch in den Playoffs. Das reichte, um das NFC-Finale fast, die Superbowl ganz zu verlieren.
In der Defense Line wurde Jean-Francis durch DE Dorsey aus Kansas ersetzt. Dorsey gilt als einsatzfähig in Lauf-Downs, aber als komplette Null im Passrush. Die Tiefe bleibt also ein Fragezeichen, u.a. weil der RookieDE Carradine ein „redshirt“ übergestreift bekommt.
Das Defensive Backfield wurde mit dem CB Asomugha aus Philadelphia ergänzt. Asomugha galt dort als Flop, soll aber als Nickelback brauchbar gewesen sein. Damit sollte Cullivers Langzeitausfall kaschiert werden. Problem ist: Man muss immer noch auf die Deckungskünste des CB Rogers vertrauen. Ohne exzellenten Passrush könnte das eine lange Saison werden. Immerhin wurde eine zweite potenzielle Schwachstelle elegant gelöst: S Eric Reid im Draft für Goldson.
Die 49ers von 2012 waren im Gegensatz zur Vorgängerversion 2011 for real. Jo, es war ein außerordentlich gesundes Team, aber es war auch ein richtig gutes. Es war die Nummer 1 in meinem Power-Ranking (.702). 11.5 Saisonsiege und Pythagoreische Erwartung von 11.4 (#4 ligaweit) gegen einen Hammerschedule. Zweitbeste Scoring-Defense. SRS von 9.4 Punkten über Durchschnitt, auch #4 ligaweit.
San Francisco kriegt gleich zu Beginn die Green Bay Packers zuhause, was ein Vorteil ist. Aber der Schedule ist recht hinterhältig mit der heftigen eigenen Division und der gnadenlos schweren NFC South. Das ist schwerer als Green Bay. Und ich bin nicht überzeugt, dass der 49ers-Roster die lange Saison besser durchhält als der eines anderen Teams aus der eigenen Division…
4th and 3: Seattle Seahawks
Division NFC West Headcoach Pete Carroll 2012 11-5 Tipp 2013 Erster
…und zwar jener der Mannschaft des Jahres 2012/13, den Seattle Seahawks, das drittbeste Team in meinem Power-Ranking, das drittbeste nach SRS und ebenso Dritter nach Pythagorean, mit einer 12-6 Siegbilanz inklusive Playoffs (5-6 in engen Spielen). Hätten die Hawks nicht derart begeisternd gespielt und landesweite Aufmerksamkeit geweckt, sie würden dieses Jahr als gigantischer Sleeper gehypt werden. Sie spielten einen der heftigsten Schedules, und die höchste Niederlage fiel mit vier Punkten aus! Aufgrund der genialen, spektakulären Spielweise und des Aufsehens in den Playoffs aber gilt Seattle in vielen Kreisen diesmal als mehr, präziser: Als größer Superbowl-Favorit.
Der Weltmeister der Herzen muss dieses Jahr mit extrem hohen Erwartungen fertig werden. Der eh schon gute Kader wurde mit bekannten neuen Gesichtern ergänzt, und Head Coach Pete Carroll steht unter gewaltigem Erfolgsdruck: Die junge QB-Wühlmaus Russell Wilson (2012: 7.1 NY/A, #5) spielt nur mehr zwei Jahre unter seinem spottbilligen Rookievertrag – ergo wird es nur mehr zwei Jahre geben, in denen Seattle so viel Kohle in die anderen Kaderbaustellen spucken kann.
Wilson ist ein wichtiger Grund, weswegen viele Seattle hypen, aber Wilson ist (zumindest in meiner Wahrnehmung) noch keine sichere Tüte, trotz der teilweise einwandfreien Leistungen. Er musste den Angriff noch nicht allein leiten. Was passiert, wenn alles um ihn herum kollabiert, wissen wir noch nicht.
Das klingt misanthropischer als vielleicht notwendig, denn Seattles Offense ist breit aufgestellt: Die Offense Line hat maximal auf der rechten Seite (RG, RT) größere Schwachstellen, das Laufspiel um den brachialen RB Lynch, den explosiveren RB Turbin sowie die wendige Rookie-Ergänzung Christine Michael ist der treibende Motor, und der Corp der Ballfänger ist konzeptionell eine Augenweide. Allerdings wird der neu eingekaufte WR Harvin wohl bis mindestens in den Dezember hinein verletzt fehlen. Potenziell erhöht das die Wahrscheinlichkeit für einen fitten Harvin im Jänner – dann wenn es notwendig ist – aber es verringert auch die Chance auf möglichst viele Siege – notwendige Siege, um als vielleicht heimstärkste Mannschaft die höchsten NFC-Seeds abzustauben. Denn: Harvin ist eine extrem wichtige Schachfigur für die Vielseitigkeit der Hawks-Offense, dass wir uns richtig verstehen. Geht auch ohne, aber mit ihm biste eine Dampfwalze.
Die Defense hatte zuletzt Probleme, das Laufspiel zu stoppen (nur #31 mit 53.2% Success-Rate) und verliert den kreativen Kopf dahinter in DefCoord Gus Bradley, der nach Jacksonville ging. Carroll ist aber noch da und wird sich der Sache annehmen. Die eh schon tief besetzte Front-Seven wurde durch DE Michael Bennett und DE Cliff Avril gar nicht so teuer, dafür grundsolide verstärkt, sodass zumindest mögliche Komplikationen bei DE Chris Clemons (Kreuzbandriss im Jänner, spielt den passrushenden „LEO“ in der Seattle-Defense) nicht eine völlige Sollbruchstelle aufmachen. Es wäre aber auf alle Fälle besser, wenn man Clemons schnell zur Verfügung hätte, denn Clemons‘ Ersatzmann, Bruce Irvin, ist bei aller Stärke als Passrusher ein grottenschlechter Lauf-Verteidiger und schwer mitschuldig an der schwachen Laufverteidigung. Achja: Irvin ist sowieso erstmal vier Spiele wegen Drogendelikten gesperrt.
Das Gute: Man kann sich darauf verlassen, dass die Passdefense hält. Selbst wenn der Passrush nicht fünf Sacks und fuffzehn Hurries pro Spiel zustande bringt, steht hinten die beste und jüngste Secondary in der Liga. Das CB-Duo Sherman/Browner geht so aggressiv schon an der Anspiellinie zu Werke, dass jedes Mal die blauen Flecken schon vor dem Loslaufen sichtbar werden und das Safety-Duo Thomas/Chancellor erlaubt, jede erdenkliche Coverage zu spielen. Ein bissl potenzielle Variabilität ging allerdings am Wochenende durch den Rücktritt von CB Winfield verloren – Winfield trat zurück, im verzweifelten Versuch, am 700-Mio. Topf für Gehirnerschütterungen noch einpaar Dollars abgreifen zu können.
GM Schneider und Coach Carroll haben da einen Titelanwärter unter ihren Fittichen – zweifellos. Nochmal: Der Kader steht. Der Quarterback ging letztes Jahr fast über vor lauter Selbstbewusstsein. Möglicherweise sind die Restzweifel an Wilson unbegründet und seine Rookiesaison war erst der Anfang. Auf der anderen Seite hege ich den Verdacht, dass eine derart sensationelle Saison nicht so ohne weiteres wiederholbar ist (siehe Phänomen „Sophomore-Slump“*).
Es mag Paranoia sein, die Angst vor einem Jinx, oder schlicht das Misstrauen gegen den offensichtlichen – zu offensichtlichen? – Geheimfavoriten. Oder aber es mag der Schedule-Nachteil gegenüber dem noch höher gerankten nachfolgenden Team sein, aber: So hoch ich die Seahawks einschätze, so hoch ich sie überhaupt schätze, meine ersten Superbowl-Anwärter sind zwei andere Mannschaften.
*Sophomore-Slump wäre bei Wilson auch 25 TD und 10 INT. Der Slump ist eher eine Spezialausprägung von Regression towards the mean. Die muss bei Wilson nach dieser fantastischen Rookiesaison fast zwangsläufig einsetzen.
4th and 2: Green Bay Packers
Division NFC North Headcoach Mike McCarthy 2012 11-5 Tipp 2013 Erster
Die Green Bay Packers feierte ich vor zwei Jahren aufgrund ihrer guten Zahlen und ihres jungen Kaders als Sleeper für die nächsten Jahre ab. Heute sieht es manchmal überraschenderweise ein wenig nach Endzeit in Wisconsin aus, aber Achtung: Der Mannschaftskern ist potent. Extrem sogar.
QB Aaron Rodgers und seine Pass-Offense waren letztes Jahr so „schlecht“ wie lange nicht (6.6. NY/A war nur #12 der Liga, ein enttäuschender Wert). Die Packers hatten eine Weile lang Probleme, in die Saison zu kommen, weil Rodgers ohne Anflüge von Laufspiel verloren war. Trotzdem reichte es zu einer 11-5 Bilanz, mit knappen Niederlagen gegen San Francisco (-8), @Seattle (-2, „Hail-Mary“), @Indianapolis (-3) und @Minnesota (-3). Einzig von den Giants wurde man abgeschossen.
Ein Team, das vor drei Jahren den Superbowl holte, vor zwei Jahren fast die Perfect-Season schaffte, letztes Jahr als #32 der AGL-Liste (sprich: am schlimmsten von Verletzungen betroffenes Team mit 108 „verpassten“ Adjusted Games) mit eindimensionaler Offense ein 11-5 mit vier knappen Niederlagen in einer schweren Conference gegen die beiden heftigsten NFC-Divisionen (North/West) einfuhr? Wie gemacht, um bei mir als größter Superbowl-Kandidat der NFC 2013/14 zu gelten.
Zumal die von Head Coach Mike McCarthy beaufsichtigte Offense vor einer Diversifizierung steht. Green Bay draftete in Eddie Lacy (2te Runde) und Jonathan Franklin (4te Runde) zwei neue Runningbacks, um dem bisher ausschließlich auf Rodgers fokussierten Angriff ein neues Gewand zu geben. Der Lauf wird weiterhin nur komplementär sein, aber die Akte Lacy spricht schon dafür, dass McCarthy a bissl physischer werden will (2012 war man mit 39% Erfolg-Quote im Laufspiel im unteren Drittel verortet).
Der Pass verliert zwar in Greg Jennings ein wertvollen und sehr präzisen Spieler, aber Jennings war eh oft verletzt, und in Jones, Nelson, Cobb, Finley und Crabtree gibt es weiterhin eine breit aufgestellte Armada. Sorgen macht die Pass-Protection: LT Bulaga wird mit Kreuzbandriss das ganze Jahr ausfallen; der Ersatzmann Sherrod ist ein ehemaliger 1st-Rounder, der bisher praktisch nur verletzt war. Protection-Probleme plagten die Packers schon letztes Jahr, und gegen die aggressivsten Defensiv-Fronts habe ich da etwas Angst.
Die Defense leidet seit Jahren unter einem dauerverletzten Linebacker-Corp. Immerhin aber ist der vielversprechende OLB Nick Perry wieder gesund, um gemeinsam mit dem Super-OLB Matthews ordentlichen Passrush zu entzünden. 2012 war die einst enttäuschende Pass-Defense auch wieder stark, mit 5.7 zugelassenen NY/A die #7 – erstaunlich, wenn man den mickrigen Passrush abseits von Matthews betrachtet, und mit nur einem neuen Cornerback, Casey Hayward. Dieser Hayward gilt allerdings als Klassemann. Das Defensive Backfield in Hayward, CB Williams und CB Shields liest sich in Kombination mit brauchbarem Passrush so gut, dass der Abgang vom implodierenden Freelance-Oldie Woodson nicht schwer ins Gewicht fällt.
Der wichtigste Neuzugang ist DL Datone Jones (1te Runde Draft von UCLA), der die Lauf-Defense verstärken soll. Jones dürfte über kurz oder lang NT Raji entweder ablösen oder zumindest unterstützen. Dazu wurde die Kicker-Position verstärkt.
Yup, das Viertelfinalaus tat weh. Nicht nur das Rausfliegen, sondern auch die Art. Man wurde in Frisco abgeschossen. Deklassiert. Man merkte, dass Green Bay schier alle Front-Seven Spieler abgingen. Allein die Linebacker aber machten letztes Jahr 63 Adjusted-Games-Lost aus. Das wird nicht mehr passieren. Die Defense wird gesünder sein, und tiefer besetzt, und allein das wird den Packers helfen. LB Bishop wird abgehen, und Hawk ist kein guter Blitzer, aber immer wenn du einen Starter Walden gegen einen Starter Perry austauschen kannst, haste schon gewonnen.
Auch wenn McCarthy kein überzeugender in-Game Coach ist: Ich erwarte einen effizienteren Angriff der Packers 2013/14: 6.6 NY/A wird einem Rodgers nimmer passieren. Rodgers wird vermutlich mehr als 1.4% INT-Quote produzieren, aber das sollte ein Anstieg der NY/A-Effizienz kaschieren. Und so richtig hohe, fatale INT-Quoten hatte Rodgers noch nie in seiner Karriere.
Green Bay muss zum Saisonauftakt am Sonntag nach San Francisco. Das ist ein Hammerlos zum Einstand. Das möchtest du eigentlich um jeden Preis vermeiden. Danach beruhigt sich die Lage aber. Die eigene Division ist etwas niedriger einzustufen als jene der Hawks/49ers. Und deshalb glaube ich, dass die Packers die beste Superbowl-Chance in der NFC haben.
4th and 1: Denver Broncos
Division AFC West Headcoach John Fox 2012 13-3 Tipp 2013 Erster
Die Denver Broncos kommen aus einer extrem überzeugenden 13-3 Saison, die nach anfänglich schwerem Schedule und einigen restrospektiv unnötigen Niederlagen in einer Siegesserie endete. Das Playoffaus zuhause gegen Baltimore im viertlängsten Spiel der NFL-Geschichte war letztlich ebenso überraschend wie unglücklich. Head Coach John Fox wurde aufgrund seiner feigen PlayCalls ebenso verdammt wie die Defensive Backs Bailey und Moore für ihre Deckungsfehler.
Zurück auf Los.
Die Denver Broncos 2013/14 gehen als gesatteltes Rösser in die Saison. In der Offense müsste schon QB Peyton Manning einen völlig überproportionierten Alterseinbruch erfahren, um nicht erneut einen Angriff mit um die 7.0 NY/A hinzulegen: Die WR-Crew um die jungen Thomas und Decker wurde ergänzt um Slot-WR Wes Welker, der zu aller Freude auch noch vom größten direkten AFC-Konkurrenten New England losgeeist werden konnte. Die Tight Ends Dreessen und Tamme waren schon letztes Jahr gute Ergänzungsspieler.
Im Offensive-Backfield wurde der verbrauchte McGahee durch Rookie Montee Ball ersetzt; Ball kann zwar nix besonders gut, aber er muss auch nur zwischendurch die Carries fressen und möglichst zumindest die 2-3yds herauswringen. In der Offensive Line hat man mit LT Clady verlängern können und RG Vasquez aus San Diego losgeeist. Ein paar Zweifel sind allenfalls auf der verletzungsgeschwächten Center-Position erlaubt.
Das größte Fragezeichen im Angriff ist der Offensive Coordinator, Greg Knapp, der Mann, der einst meinte, Michael Vick das Kurzpassspiel beibringen zu müssen. Weil aber Peyton Manning Quarterback spielt, sollte Knapp nicht viel mehr zu tun haben als am Seitenrand den Alibi-Kärtchenhalter zu geben.
Wenden wir uns der Defense zu, die letztes Jahr eine echte Stärke war mit nur 5.4 zugelassenen Nettoyards pro Passversuch (#4 ligaweit) und 60% Erfolgsquote gegen den Lauf (#6): DE Dumervil musste in einem bizarren Anschlag auf die Faxgeräte in der Teamzentrale entlassen werden, und der Terminus „Faxgate“ hielt endgültig auch im US-Sport Einzug. Dumervils Abgang wäre noch verkraftbar, aber jüngst wurde bekannt, dass Denver über die ersten sechs Saisonspiele auch noch auf DE/OLB Von Miller verzichten wird müssen, da Miller zum wiederholten Male mit Verstößen gegen das amerikanische Drogengesetz gefasst wurde. Miller ist, dass wir uns verstehen, ein ähnlich wichtiger Spieler für die Defense wie Manning für die Offense. Gäbe es keinen J.J. Watt in Houston, Miller wäre Defensivspieler des Jahres geworden.
So bleibt die Entwicklung in der Front-Seven erstmal was zum Grübeln. Der DefCoord Jack Del Rio gilt zwar als Guru, aber die Umstellungen sind recht massiv: Neuzugang DT Knighton ist Delrio noch aus Jacksonville bekannt. DT Wolfe ist nicht der Typ Passrusher. Dazu kommt Rookie-DT Sylvester Williams aus dem Draft. Und dann soll noch DE Rob Ayers zum Defensive Tackle umgeschult werden! Vier Leute für zwei Positionen, mehr Depth geht nicht. Auf der anderen Seite: Null Leute für die Defensive Ends: Weniger geht auch ned. Vielleicht wird OLB Shaun Phillips aus San Diego umgeschult.
Eine Stärke bis zu besagtem Playoffdebakel gegen die Ravens war das Defensive Backfield. Mit CB Rodgers-Cromartie stößt ein unsteter Zeitgenosse neu dazu, aber DRC ersetzt in Tracy Porter auch keinen weltbewegenden Mann. CB Champ Bailey ist mit bald Mitte 30 nicht mehr der jüngste, aber es gab noch kaum Anzeichen für eine Leistungsimplosion. Und dem jungen, aufstrebenden S Rahim Moore dürfte mit etwas mentaler Gehirnwäsche das Schreckgespenst Flacco auszutreiben sein.
Ein Problem für die Broncos in diesem Jahr: Die schwersten Gegner kommen zu Saisonbeginn. Allein in der Phase ohne Miller gibt es einmal das Wiedersehen mit Baltimore (in der Nacht auf Freitag, 02h30) und den NY Giants. Der Vorteil danach: Es kommen fast nur mehr Graupentrupps. Es dürfte schwieriger sein einem Kind einen Lutscher zu klauen, als die AFC West zu gewinnen, und danach hat die Glücksgöttin mit der AFC South und der NFC East die beiden nächst-einfachen Divisionen geschenkt. In New England muss man zwar den härtesten Brocken des Jahres auswärts bespielen, aber die Scheduling-Vorteile gegenüber den Pats dürften auch bei einer Niederlage dort reichen, um den Top-Seed in der American Football Conference zu sichern.
Viele einfache Spieler bedeuten viele Siege. Das bedeutet einen kürzeren und einfacheren Weg über die Heimat in die Superbowl. Und genau das ist der Grund, wieso die Denver Broncos mein größter Titelfavorit in dieser Saison sind. Vierter und eins, und mehr als eine halbe Minute zu spielen: John Fox kann nicht abknien. Er muss nur ausspielen lassen.
fast am Essen erstickt… Tampa Bay.
Großartig. Danke für die tolle Vorschau, das war das lange Warten wert. Sind ein paar Überraschungen drunter (z.B. natürlich die Bucs), aber alles toll begründet und so viele Hintergrundinformationen, die man noch nie gehört hat auf einen Blick.
Meine Tipps sind allerdings etwas andere:
AFC: Pats – Bengals – Texans – Broncos
AFC-WC: Ravens – Fins
NFC: Skins – Packers – Saints – Hawks
NFC-WC: Niners – Bucs
Eigentlich unglaublich, aber ich erwarte die Falcons auch nicht in den POs… Ab morgen sind wir schlauer 🙂
„da Miller zum wiederholten Male mit Verstößen gegen das amerikanische Drogengesetz gefasst wurde“
genau genommen hat er nicht gegen das Gesetz verstoßen, wenn ich richtig informiert bin … (in Colorado ist Gras ja mittlerweile legal)
Hui. Du hast die Bengals und die Bucs in den Favoritenkreis gezählz. Respekt. Aufgrund der etwas schwammigen Spielart beider QBs der Teams hatte ich sie für mich eher in die Kategorie „Vielleicht Playoffs, wenns gut läuft“ verortet. Weder Freeman, noch Dalton halte ich für herausragende Verteter ihrer Zunft., wobei das natürlich kein Ausschlusskriterium vom Superbowl sein muss und nun mal auch nicht der einzige Aspekt eines Superbowlanwärters sein kann. Langweilige QBs haben immer wieder das Endspiel erreicht (91er Redskins oder 2000er Ravens).
Anbei noch ein dickes Dankeschön und großen Respekt für Deine Seite, die ich nun seit zwei (?) Jahren regelmäßig aufrufe, um mich umfassend zu informieren.
Bengals ja, aber die Bucs? Puh, das erscheint mir sehr gewagt. Vor allem da Freeman einfach zu wenig Konstanz gezeigt hat bislang. Und um wie viel stärker die Defense geworden ist, auch das muss man sehen. Bei Revis habe ich keine Bedenken, Kreuzbandrisse sind nicht mehr die Karrierekiller die sie mal waren (siehe z.B. auch Welker), der wird so stark wie immer sein, aber sonst sehe ich nicht, wie diese Defense auf einmal so stark sein soll, dass sie ein adäquates Komplementär zu einer doch jedenfalls teils schwammigen Offense darstellen soll. Mir fehlt da einfach das Killerpotential, in den wichtigen Spielen werden sie denke ich gegen die Saints und Falcons ganz einfach wieder untergehen und für den Wild-Card Spot wird´s angesichts der sonst recht schwachen AFC schon 10-6, vl. auch 11-5 brauchen und das wird schwierig, zumal auch die Panthers nicht zu unterschätzen sind.
Sidenote zu den Pats: die D-Line ist zwar dünn, vor allem innen, aber Tommy Kelly hat in der Preseason vielversprechend ausgesehen und wenn er seine Möglichkeiten auch abruft und ausnahmsweise hart arbeitet, dann ist das ein ganz spannendes Interior-Tandem mit viel Potential auch Druck von hier auszuüben. Am meisten wird von Chandler Jones abhängen, wenn er den so wichtigen „Year 2 jump“ macht und double-digit Sacks raushaut, dann könnte (großes Fragezeichen allerdings) die Pats-Defense tatsächlich auch abgesehen von Turnovers wieder ein aktiver und spielbestimmender Mannschaftsteil werden.
Und achja, die AFC South als wesentlich stärker als die AFC East einzustufen halte ich auch für gewagt.
Kleine Anmerkung zu den Packers: Tom Crabtree spielt nicht mehr für die Packers sondern für die Buccaneers…
Noch eine Anmerkung zu den Packers: auf LT wird Rookie David Bakhtiari starten, der zwar von der Größe her als grenzwertig für ein NFL-Tackle gehandelt wurde, aber im Camp und der Pre-Season überzeugt hat.
Bengals sehe ich auch so weit oben. Bucs und Falcons würde ich tauschen, das ist aber einfach nur „gefühlt“, dass Freeman nicht der ganz große wird, und ohne QB gehts halt nicht.. Falcons sehe ich mindestens Wildcard.
Bill Barnwell hat heute seine „Riser“ beschrieben und dabei festgehalten, dass er die Bucs liebend gerne in die Top 8 gesetzt hätte. Barnwell schreibt von den Bucs als vom Talent drittbestes Team hinter den beiden NFC West Star Teams, wo glaube ich jeder weiß wer gemeint ist: http://www.grantland.com/story/_/id/9632961/bill-barnwell-nfl-teams-better-2013
Der einzige Concern von Barnwell ist die MRSA Infections (Infektionen von Bakterien gegen die keine Antibiotika helfen) im Bucs Kader.
Was ich sehe, hat Barnwell einzig die Bengals und Bucs aus den Top 8 von Korsakoff gegen die Giants und Steelers getauscht. Da glaube ich eher an Cinci und Tampa als dass NYG und der Steel Curtain das machen, obwohl die beide logisch den einnfacheren Schedule haben.
Anyway: Erstklassige Serie mit interessenante und lesenswerten Beobachtungen, wie eigentlich immer. Ich tippe:
AFC: NE, CIN, HOU, DEN + PIT, IND (ja ich glaube an Luck)
NFC: NYG, GB, NO, SF + TB, SEA (leider das Aus für die Falcons und Korsas Lions und Panthers).
Fazit: Die NFC ist wirklich scary gut…
Eine der Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung dieser Listen war es, sich von Gefühlen mal loszureißen. Natürlich sind die Bengals seit vielen, vielen Jahren ein Synonym für Versager, aber was heißt das, wenn wir heute „4.9.2013“ schreiben?
Die Bengals haben das Profil + den Schedule + die Divisionsvoraussetzungen einer Mannschaft, die eine Chance auf die Super Bowl hat. Dito die Buccs.
Dass so etwas wie „Killerinstinkt“ in einer Liga wie der NFL größtenteils dem Zufall zuzuschreiben ist, habe ich tausend Mal erklärt. Ich weiß, es ist trotzdem schwierig, sich dem zu entziehen. Wer hat „Killerinstinkt“? Tom Brady? Größter oder zweitgrößter Playoff-Loser der letzten zehn Jahre. Aaron Rodgers? Dreimal als Favorit in den Playoffs abgeschossen, einmal zuhause. Eli Manning? Geh, minimum dreimal in der Crunch-Time der Regular Season die Playoffs vergeigt!
Wenn ein Flacco im rechten Moment heißlaufen kann, kann es ein Dalton oder Schaub auch. Punkt ist aber: Sie müssen nichtmal. Weil ihre Mannschaften gut genug sind. Deswegen sind sie auch in der CU-in-February Fraktion.
Teams, die in den letzten Jahren in dieser Fraktion aufgetaucht wären und höchst umstritten gewesen wären: 2009 die Saints, 2010 die Packers und Texans, 2011 die Texans und Cowboys, 2012 die Falcons.
Man sieht: Nicht immer gewinnen die Teams dann auch den Titel. Manchmal sind sie sogar grausam schlecht (2010er Texans). Aber es waren alles Teams mit Superbowl-Kaliber, die nur eine einzige Schwachstelle hatten, die es auszumerzen galt. Und die gleichzeitig richtigen Moves gemacht hatten, um die Schwachstellen zu beseitigen. Sie können trotzdem enttäuschen, aber das ändert nix dran, dass ihre Profile im Sommer hohe und höchste Erwartungen zuließen.
Die Saints 2013 wären ein weiteres dieser Mannschaften. Aber dieses Jahr ist es so eng da oben, dass ich die Saints draußen lassen musste.
Das als Erklärung zum Denkprozess und zu versteckten Aussagen wie „Tampa Bay, Superbowl? Da lachen ja die Hühner!“.
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Was du schreibst macht natürlich Sinn, ich sehe aber bei TB mehr, wenn auch etwas kleinere Fragezeichen, bei ATL eher ein großes. Leider ist eines der Fragezeichen bei TB der QB. Daraus ziehe ich dann wohl einfach andere Schlüsse und würde daher TB (mit CAR) auf nur 5-7 Siege setzen.
Also die Bengals sehe ich genau da, wo sie hier auch stehen. Bin aber gerade mal den Bucs-Schedule durchgegangen. Sorry, aber sehe da nicht die Möglichkeit, mehr als sechs Siege zu holen. Die Falcons, Saints und Panthers werden da mehr Siege holen und dementsprechend wird das Platz vier in der NFC South.
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