Zwei Spieltage der Regular Season sind vorüber, und der zweite Spieltag hat einige Favoriten stolpern sehen. In Miami und Athens (University of Georgia) sprießt die Hoffnung, während in Austin (University of Texas) und Los Angeles (USC) tiefe Depression herrscht. Am heikelsten ist die Lage jedoch an einer Uni in Oklahoma, wo sich ein Unwetter zusammenbraut. Ein Rundblick auf das Geschehen im College Football zu Beginn dieser Saison.
Der nächste Skandal in der Reihe
Bevor der Blick auf einige der Geschehnisse am Spielplatz gerichtet wird, wenden wir uns einer Geschichte zu, die hierzulande seit einigen Tagen mächtig Fahrt aufgenommen hat. Die renommierte Zeitschrift Sports Illustrated wird dem Vernehmen nach in den nächsten Tagen eine Serie an investigativen Artikeln veröffentlichen, die den neuesten Sündenbock unter den Footballprogrammen in die Mangel nehmen wird: Die Oklahoma State University. Der Oklahoman hat schon erste Informationen zugespielt bekommen. Es soll in den Studien gehen um:
- Illegale Zahlungen von Coaches und Boosters an Spieler.
- Ein Programm von Bonus-Zahlungen an Spieler für erbrachte Leistungen; Rädelsführer soll Joe DeForest gewesen sein (jetzt bei West Virginia), die Zahlungen sollen bis mindestens 2011 aktiv gewesen sein.
- Akademische Verfehlungen wie nach oben korrigierte Noten und von Dritten erbrachte Projektleistungen.
- Sexuelle Übergriffe von Spielern auf Hostessen und unter den Tisch gekehrte Drogendelikte von Spielern.
Die Recherchearbeit von Sports Illustrated geht zurück bis ins Jahr 2001. Die meisten Verfehlungen sollen zwischen 2001 und 2007 passiert sein, was wiederum den Scheinwerfer auf einen bekannten Mann wirft: Les Miles, der von 2001 bis 2004 bei Oklahoma State der Head Coach war und die Grundlagenarbeit leistete, dass die Cowboys heute so stark sind wie nie zuvor in ihrer Geschichte. Also viel Sprengstoff in dieser Geschichte, und sie betrifft anscheinend auch Leute, die mittlerweile längst an anderen Universitäten arbeiten.
Spiel der Woche
Ein schwieriger Call zwischen Michigan-Notre Dame und Georgia–South Carolina. Letzteres war insgesamt das bessere und spannendere Spiel, und es hat große Auswirkungen im SEC-Rennen. Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben die Georgia Bulldogs ihre nemesis Steve Spurrier und South Carolina geschlagen: 41-30. Die Offense um QB Aaron Murray und den überragenden RB Todd Gurley (reiß mir den Helm ab und ich mach dich platt) spielte, als wäre sie die beste im Lande und zeigte ihr ganzes Repertoire. Als es im Schlussviertel noch einmal knapp zu werden drohte und die Home-Crowd im Sanford Stadium sichtlich nervös zu werden schien, packte Murray die zielgenauen Würfe in den dritten Downs aus und hielt die Bulldogs auf Trab. Georgia spielte zwischendurch so gut, dass sich der Trainerstab der Gamecocks-Abwehr im dritten Viertel fast untereinander in die Haare geriet und nur knapp verhindert werden konnte, dass die Fäuste flogen.
Sunshine State Observer
Es ist wirklich selten, dass ein Heimspiel der Miami Hurricanes ein so volles Stadion und so gute Stimmung erzeugt wie am Samstagmittag gegen die Florida Gators. Schon allein deshalb möchte man selbst als Anhängerin eines rivalisierten Fanlagers eine Fortsetzung dieser Rivalität wünschen. Diese wird es auf absehbare Zeit (leider) nicht geben.
Das Spiel selbst war der Beleg für die Thesen vieler, unter anderen jener auf diesem Blog, dass Mannschaften wie Florida darauf angewiesen sind, nur ja keine Turnovers zu begehen: Florida zwar das Spiel und neutralisierte den gehypten RB Duke Johnson, aber Floridas Offense beging fünf Turnover. Fünf, das reichte aus um überraschend mit 16-21 in Miami zu verlieren und den Status des mächtigsten Teams in Florida zu verlieren. Für die SEC-Hoffnungen der Gators ist das zwar irrevelant, aber die erhoffte Perfect Season ist kaputt. Auf der anderen Seite ist das Ergebnis ein großer Zuwachs an Selbstbewusstsein für Miami, das sich nun schon auf gutem Weg für den nahenden Start in die ACC-Saison wähnt. Zwar zählt der Sieg vom Samstag nicht für die Conference, aber bei den Canes ist man guter Dinge, eine Mannschaft zu stellen, die höchsten Anforderungen genügt. Florida State und Clemson sind gewarnt.
Upset der Woche
An diesem Samstag gab es mehrere Kandidaten für die Rubrik „Upset der Woche“. Dass #5 South Carolina ein Auswärtsspiel in Georgia verlieren kann, ist klar und sollte nicht als große Überraschung gewertet werden. Es gab größere Sensationen. Der augenscheinlichste ist die hohe Pleite der #15 Texas Longhorns in Provo bei den BYU Cougars. Texas war als Kandidat für den Gewinn der Big 12 Conference in die Saison gegangen und hatte schon in der ersten Woche eine etwas enttäuschende Vorstellung geboten. In Provo wurde Texas dann niedergemacht: 21:40 gegen das bisher schwache BYU, und eine Texas-Defense, die 550 Lauf-Yards einstecken musste, davon über 250 Yards allein vom gegnerischen Quarterback! Für die stolze Fanseele der Longhorns war das viel, zu viel. Texas-Headcoach Mack Brown, ohnehin schon nicht der Mann mit der größten Jobsicherheit, feuerte hernach den Defensive Coordinator Manny Diaz. Auch so eine Geschichte des College-Football: Diaz war viele Jahre lang der neue Wunderknabe in der Trainergilde. Diaz ist mit 39 Jahren einer der jüngeren Vertreter, aber bei Texas wurde man nie mit ihm warm. Das lag schon daran, dass der grauhaarige Brown ganz offensichtlich zu wenig Vertrauen in die jüngere Generation hegte: Schon im Winter ekelte er den jungen Offensive Coordinator Bryan Harsin aus dem Trainerstab. Brown konnte nicht mit seinen Assistenten, und er will nun für den Rest der Saison mit seinen alten Vertrauten im Stab arbeiten.
Die zweite Sensation betraf einen jüngeren Head Coach, aber ebenso einen, bei dem sich halb Amerika die Schadenfreude nicht verkneifen kann: Lane Kiffin von der University of Southern California: #25 USC brachte zuhause nur einen einzigen Touchdown gegen die Washington State Cougars zustande und verlor sensationell 7-10. Man muss dazu folgendes nachschieben: Washington State steckt mitten in einem totalen Umbruch. Der neue Head Coach Mike Leach (2. Jahr) ist zwar ein großer Name, aber er ist wenn, dann nur für die Qualität seiner Offense bekannt. Eine Defense von Leach, die USC platt macht, daran hätte niemand geglaubt.
Leicht zu übersehen, aber an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden muss das dritte große Upset des Wochenendes: Die Illinois Fighting Illini bezwangen die Cincinnati Bearcats! Das mag nicht nach einer großen Meldung klingen, aber wie niedrig waren die Erwartungen an Illinois vor der Saison gewesen? 17 der letzten 18 Spiele wurden verloren, das Debütjahr von Tim Beckman als Head Coach war so abgrundtief schlecht, dass jedermann seine Entlassung zu spätestens Saisonmitte erwartet hatte. Und dann schlägt Illinois einfach mal einen Mitfavoriten der American Athletic Conference (Cincinnati eben) mit 45:17 und einer ganzen Reihe an großen Plays (6x Plays über 50 Yards). Beckman kann damit aufatmen, die Fanscharen vom traditionsreichen Programm in Illinois sind mit diesem größten Sieg der letzten zwei Jahre fürs erste zufrieden gestellt. Das Spiel wurde allerdings überschattet von den Bildern einer schlimmen Fußverletzung von Cincinnatis Quarterback Munchie Legaux, der für viele Monate ausfallen wird.
Catch der Woche
Der Wide Receiver von LSU, Jarvis Landry, machte diesen spektakulären Catch gegen die Defense der University of Alabama-Birmingham. Wie großartig der Catch war, zeigt eigentlich erst die Wiederholung:
Rekord der Woche
In Ann Arbor, der Heimatstadt der University of Michigan, leben 113.000 Einwohner. Das Heimspiel von Michigan gegen Notre Dame haben am Samstag 115.000 Zuschauer verfolgt. Es war die größte Kulisse aller Zeiten bei einem Footballspiel in den Vereinigten Staaten. Und das beim vorletzten Aufeinandertreffen der beiden Unis, die den Vertrag nach 2014 nicht mehr verlängerten und ihre Serie damit fürs Erste zu Grabe tragen.