Monday Night Football, #10: Vor Tampa Bay Buccaneers – Miami Dolphins

Tonight: Der NFL-Krisengipfel aus Florida, Tampa Bay Buccaneers (0-8) vs Miami Dolphins (4-4), ab 02h30 live bei SPORT1 US und im Gamepass. Die Buccs habe ich vor zwei Wochen diskutiert und versucht aufzuzeigen, weswegen sie meine hohen Erwartungen nicht erfüllen können. Greg Schiano ist ungeachtet meines Abgesangs noch immer Cheftrainer, und die jüngsten Entwicklungen in der NFLPA-Ermittlung deuten darauf hin, dass Schiano möglicherweise nun doch bis Saisonende bleiben darf.

Die NFLPA ermittelt sowieso mittlerweile an anderer Stelle, und zwar zufällig genau beim heutigen Gegner. Dort hat man aktuell – ich schrieb letzte Woche und im gestrigen Liveblog drüber – einen Mobbing-Skandal an der Backe. Mobbing ist immer eine ungute Sache, weil es erstens schwer zu erkennen ist und man zweitens oft nicht viel dagegen machen kann. Ich spreche aus Erfahrung: Jugendgruppen zu leiten ist nicht einfach. Bei Bauchwehgefühlen oder plötzlichen Kopfschmerzen werde ich mittlerweile schnell hellhörig. Ich habe das Glück, eine ausgebildete Pädagogin an der Seite zu haben, aber so einfach bekämpft auch sie subtiles Mobbing in der Gruppe nicht. Was die Sache erschwert: Es ist nicht leicht zu unterscheiden, ob es sich bei Sticheleien um freundschaftliches Blödeln oder Mobbing handelt. Die Grenze kennen vermutlich nicht mal die Beteiligten selbst. Meine Faustregel: Bei Bauchweh wird es allerhöchste Zeit zu handeln.

Jonathan Martin kommt aus der Oberschicht. Er wurde mit höherer Literatur und klassischer Musik aufgezogen. Er wurde an der Stanford University eingeschrieben. Ich glaube ohne mit der Wimper zu zucken dran, dass er in einer NFL-Umkleidekabine damit ein gutes Ziel zur Zerfleischung abgeben kann. Das mag ein fatalistisches Bild sein, aber es kommt nicht von ungefähr. Zehn Jahre Dunstkreis von Football, Kultur und Sportkultur haben sich zu einem gewissen Eindruck zementiert.

Die Geschichte hat in den US-Medien mittlerweile Kreise gezogen, die seltsame Blüten treiben. Wie der Sports-Guy Bill Simmons in seiner wöchentlichen Kolumne anmerkte, schwimmen in der Mobbing-Line gut ein Dutzend Nebenkriegsschauplätze mit. Immer mitten drin: Die Frage, wie tough ein Footballer sein muss. Man Up. Die Diskussion ist umso bizarrer, weil wir hier über ein Sportart sprechen, die ein ernsthaftes Problem mit schweren Kopfverletzungen (Gehirnerschütterungen, Traumata) und Selbstmorden zu lösen hat.

Das Thema wird heute Nacht mit ziemlicher Sicherheit bei ESPN noch einmal aufgegriffen, nachdem sich ein entrüsteter Jon Gruden schon letzte Woche mit anzweifelbaren Aussagen recht klar positioniert hat.


Sportlich ist es eine von noch acht Chancen für die als einzige Mannschaft 2013 noch sieglosen Buccs, eine peinliche zweite sieglose Saison der Vereinsgeschichte zu verhindern. Letzte Woche versuchte man es beim turmhohen Favoriten Seattle in der ersten Halbzeit mit einer sehr geilen Underdog-Strategie, die mich baff hinterließ. Die dort gesammelten Impressionen werden für mich Teil der Buccs-2013/14 bleiben, egal wohin der Weg noch führt: Das war ganz groß. Da ich es sowieso nicht fassen kann, dass so eine Mannschaft noch immer sieglos sein kann – wenn auch unglücklich mit verrückten Pleiten und 0-5 Bilanz in engen Spielen – gebe ich Tampa durchaus eine Chance.

Favorisieren würde ich trotzdem Miami. Die Dolphins sind wechselhaft drauf und momentan mit sich selbst beschäftigt, aber sie geben mit ihrer starken Lauf-Defense, sehr ordentlichem Passrush und der opportunistischen Offense ein relativ gutes Matchup ab. Sofern QB Ryan Tannehill hinter seiner Offense Line incognito bleibt, sehe ich Miami vorne.

4 Kommentare zu “Monday Night Football, #10: Vor Tampa Bay Buccaneers – Miami Dolphins

  1. Mobbing ist eine gefährliche Sache,was ja oft Menschen in den Selbstmord führt.Das ein dreißigjähriger einen vierundzwanzigjährigen mobbt kann ich nicht verstehen,irgendwann müssen auch die Footballer aus der Pubertät raus.

  2. Möchte dieses Game in der Rückschau empfehlen.
    Es kam kaum Langeweile auf mit einem Spielzug der zu einem TD führte, dessen Passempfänger nicht unbedingt dafür vorgesehen ist.
    Jedes Quarter für sich schrieb eine eigene Story, so dass trotz Halbzeitstand der zweite Durchgang offen blieb…..und dies bis zum Schluss.
    Gute Unterhaltung

  3. Pingback: Sektion “CU in February” im Rückspiegel | Sideline Reporter

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