Bowl Season 2013/14 am Tag vor Silvester: Texas sucht einen Head Coach

Heute ist „Black Monday“ in der NFL (viele Coaches und GMs werden gefeuert). Dazu vielleicht im Laufe des Tages mehr. Zuvor erstmal die Vorschau auf die College-Bowls von heute Abend und Nacht, vier an der Zahl. Alle Spiele kommen wieder live im ESPN-Player, und SPORT1 US zeigt heute auch wieder was live, nämlich die hochkarätig besetzte Alamo Bowl zwischen Oregon und Texas (ab 0h45).

MEZ    BOWL                TEAM 1            TEAM 2
17h45  Armed Forces        Middle Tennessee  Navy
21h15  Music City          Ole Miss          Georgia Tech
00h45  Alamo               Oregon            Texas
04h15  Holiday             Arizona State     Texas Tech

Zu den einzelnen Spielen im Detail.

Armed Forces Bowl

Middle Tennessee Blue Raiders – Navy Midshipmen

Hier mache ich es kurz: Die Blue Raiders von der Middle Tennessee State University (8-4, Conference USA) sind das vermutlich schwächste Bowl-Team 2013/14 neben Ohio und Arkansas State. Sie treffen auf eine mittelmäßige Navy-Mannschaft (8-4, Independent), die trotz allem Mittelmaß mit 8 Punkten favorisiert ist.

Die Geschichte zum Spiel schreibt der 25jährige „Freshman“ der Blue Raiders, DE Steven Rhodes: Rhodes arbeitete fünf Jahre lang bei der Marine, ehe er sich doch noch entschied aufs College zu gehen und sogar Football zu spielen. Der Streit um seine „Eligibility“ in der NCAA (NCAA erteilt eigentlich keine Spielberechtigung für Athleten, die schon in einer Militärliga spielten) spaltete im vergangenen Sommer fast die Gremien in den Ämtern in Washington/DC, aber Rhodes durfte letztendlich spielen… und er wird heute seine ersten Saison beenden in der Armed Forces Bowl (armed forces = bewaffnete Streitkräfte) gegen die US-Navy.

Die schloss heuer mal wieder mit dem standardgerechten 8-4 ab. Die triple option offense der Navy und ihres Headcoaches Ken Niumatalolo ist allerdings passlastiger geworden: QB Keenan Reynolds erzielte zwar mit 29 Rush-TDs einen neuen NCAA-Rekord, aber er scrambelte „nur“ für 1260yds und 4.5yds/Carry und warf im Gegenzug für über 1000yds. Das ist unerhörte Passgewalt für eine Navy.

Vor dem Spiel ist wie immer die Frage, wie Middle Tennessee State auf die spezielle Navy-Offense reagiert. Man weiß es nie so genau, aber rein vom Leistungsvermögen dürften die Raiders deutlich niedriger einzuschätzen sein.

Music City Bowl

Ole Miss Rebels – Georgia Tech Yellow Jackets

Hier treffen zwei 7-5 Teams aus der SEC (Ole Miss) und ACC (Georgia Tech) aufeinander. Beide sind aber durchaus achtbare Mannschaften. Ole Miss war mit viel Hype in die Saison gegangen – Hype, der vorwiegend zustande gekommen war, weil man letztes Jahr unter dem damals neuen Head Coach Hugh Freeze erstmals seit langer Zeit wieder ein brauchbares Team gestellt hatte und im Anschluss eine sensationelle Recruiting-Klasse eingefahren hatte.

Wir hatten ja durchaus eher gedämpfte Erwartungen anklingen lassen. Ole Miss erfüllte die aber. Die Niederlagen erfolgten durchwegs gegen große Mannschaften bzw. im Egg Bowl gegen den Staatsrivalen Mississippi State. Bei Ole Miss gibt es nicht „den einen“ Superstar, sondern eine auf relativ breiter Basis ausgeglichen gut besetzte Mannschaft, der noch die Erfahrung abgeht.

Schwachpunkte sind im Passrush (#101 nach „Adjusted-Sack Rate“) und in der Laufdefense gegen Spread-Offenses wie Auburn zu finden. Beides wird gegen Georgia Tech nicht wirklich gebraucht werden: Die Yellow Jackets spielen wie die Navy die triple option offense, sie praktizieren sie unter ihrem Head Coach Paul Johnson (der rein zufällig vor vier Jahren von der Navy zu Georgia Tech kam) sogar aus der Flexbone-Formation. Und diese Option-Offense ist immer etwas anders zu verteidigen als eine konventionelle Lauf-Offense, weswegen niemand so recht weiß, was man vor der Partie zu erwarten hat.

Was bei Georgia Tech übrigens auffällt: Sie werfen dieses Jahr besonders „oft“: 15.5 Passversuche/Spiel dürfte ein neuer Rekord für Paul Johnsons Mannschaften sein. Allerdings fragt man sich, warum: QB Vlad Lee ist ein eigentlich katastrophaler Grobmotoriker in der Wurfbewegung (u.a. 47% Completion-Rate).

Das SRS favorisiert jedenfalls Georgia Tech mit dem minimalsten Vorsprung: Einem halben Punkt.

Alamo Bowl

Oregon Ducks – Texas Longhorns

Das Highlight des Tages ist Oregon Ducks (10-2, Pac-12) vs Texas Longhorns (8-4, Big 12): Zwei namhafte Programme, zwei gut (Texas) bis sehr gute (Oregon) Mannschaften, aber vor dem Spiel redet jeder über die Randbedingungen.

Man kann es nicht hinauszögern: Texas ist aktuell headcoach-los. Mack Brown erklärte, halb freiwillig, halb gezwungen, seinen Rücktritt zum Saisonende bei Texas, was in der Welt des College-Football ein kleines Erdbeben auslöste. Mack Brown war der Mann, der Texas vor über einem Jahrzehnt wieder zum relevanten Player machte.

Wer College-Football erst seit ein paar Jahren verfolgt, wird sich nicht erinnern können, was Brown für Mannschaften coachte. Da war einerseits die von vielen als episch verehrte 2005er-Ausgabe, die mit Superstars wie QB Vince Young und S Michael Huff aufmarschierte und den BCS-Titel holte gegen eine als beste Mannschaft aller Zeiten hoch gehypte USC-Mannschaft in einem der spektakulärsten Endspiele ever (Rose Bowl 2006). Brown stand 2009/10 erneut im BCS-Endspiel, aber dann verletzte sich im ersten Viertel der heiß geliebte QB Colt McCoy, man verlor gegen Alabama, und Brown verlor die Motivation.

Seither dümpelt Texas im Mittelfeld herum. Brown hatte nicht mehr das glückliche Händchen früherer Tage, und bei allen guten Spielern sagte man den Longhorns nach, schlecht gecoacht zu sein. Worin Brown immer brillierte, war sein strategisches Vermögen, Beziehungen innerhalb der eigenen Universität aufzubauen und sein Netzwerk zu nutzen um seine Hausmacht immer weiter auszubauen. Brown gilt auch als Vater hinter dem „Longhorn Network“, dem uni-eigenen TV-Sender, der dem College Dutzende Millionen in die Finanzspeicher pumpt.

Aber nach einer erneut enttäuschenden Saison war genug. Brown ging/wurde gegangen. Seither kocht die Gerüchteküche in der NCAA-Welt. Wer wird Browns Nachfolger? Kein Starcoach, dessen Name noch nicht durch den Äther gejagt wurde, von Carroll und Harbaugh aus der NFL über Saban und Jimbo Fisher aus dem College… aber noch zeichnet sich kein Nachfolger ab.

Bei solchen Fragen wird die Alamo Bowl für Texas zum Nebenschauplatz. Sportlich sollte Oregons spektakuläre Spread-Run Offense der dezimierten Front-Seven von Texas meilenweit überlegen sein, aber man sagt dem erst im Laufe der Saison geholten Texas-DefCoord Greg Robinson nach, die Defense zumindest teilweise stabilisiert zu haben. Und Oregons QB Mariota ist vielleicht noch nicht 100%ig fit.

Für Oregon ist es die erste kleine Bowl nach drei Rose Bowls und einem BCS-Finale in den letzten vier Saisons. Das ist ein letztlich enttäuschendes Ergebnis für eine Mannschaft, der man noch Anfang November alles zugetraut hatte, alles inklusive des Sturzes der Alabama-Dynastie. Mittlerweile soll Head Coach Helfrich nicht mehr vollkommen unumstritten sein, und Helfrich wird nach diesem Spiel einen wichtigen Gefährten verlieren: DefCoord Nick Aliotti, der Oregons Abwehr coacht solange ich denken kann (über zwei Jahrzehnte). Aliotti ist 59 und soll keine Motivation mehr haben; er soll 2013 überhaupt nur noch bestritten haben, um Helfrich den Einstieg als Head Coach zu erleichtern. Das sind dann mal gute Vorzeichen…

Oregon ist nach SRS dennoch haushoch favorisiert: 14 Punkte, sagt Excel.

Holiday Bowl

Arizona State Sun Devils – Texas Tech Red Raiders

Sogar 18 Punkte Favoritenstatus gibt das SRS Arizona State (9-4, Pac-12) gegen Texas Tech (7-5, Big 12) im zweiten Matchup zweier Pac-12/Big 12 Unis (ab 4h15). Die Sun Devils 7-5 ich heuer oft beschrieben, ihre gewaltige Offense um den mobilen QB Taylor Kelly, ihre verzweifelte Hoffnung auf die Genesung von RB Marion Grice (996yds in nur 191 Versuchen), ihre beiden Debakel gegen Stanford.

Texas Tech hatte eine umgekehrte Formkurve: Man startete heiß und kühlte stark ab. Unter dem neuen, mit viel Optimismus und Tamtam eingestellten Head Coach Kliff Kingsbury, einem absoluten Helden auf dem Campus von Texas Tech, startete man 7-0 und stand zwischenzeitlich in den Polls auf #10, aber dann kam das, was die Red Raiders in den letzten Jahren immer machten: Sie kollabierten. Fünf Pleiten en suite zum Abschluss, und es waren nicht bloß normale Niederlagen, sondern die ganz heftigen Schlappen: -8 bei Oklahoma, -18 gegen Oklahoma State, -23 gegen K-State, -30 gegen Baylor, -25 bei Texas. Die fünf besten Gegner im Schedule, und gegen keinen hatte man auch nur ansatzweise eine Chance.

Nach der SRS-Rangliste trifft hier die #6 (Arizona State) auf die #51 (Texas Tech). Der 18pts-Spread überrascht dann auch wenig. Die Sun Devils müssten schon sehr lustlos zu Werke gehen, um das Spiel zu verschenken.

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