Frischzellenkur 2014: Buffalo Bills

Vieles ist gerade im Fluss bei den Bills. Nach dem Tod vom Teamgründer und langjährigen Owner Ralph Wilson jr. kocht die Gerüchteküche, wer denn nun neuer Owner wird und ob der die Franchise in der unattraktiven Arbeiterstadt Buffalo halten wird. Der jüngste Mitbieter im Rennen um die Nachfolge Wilsons soll Tom Golisano sein, ehemals Owner der Buffalo Sabres, ein Mann aus der Region. Bei einem Golisano ginge man fest davon aus, dass der Mann den Laden in Buffalo halten würde, kommt der Mann doch aus Rochester gleich ums Eck. Golisano versuchte sich allerdings nach dem Verkauf der Sabres vor zwei bis drei Jahren an einem Einsteigen bei den Los Angeles Dodgers (MLB), scheiterte dort.

Es gilt als sicher, dass die Bills ein neues Stadion brauchen, wollen sie in Buffalo bleiben. Das Ralph Wilson Stadium ist zwar eines der letzten in dieser klassischen old-style Schüsselform, aber es gilt als nicht mehr profitabel genug.

Just in diese Stimmung hinein heizte am vergangenen Samstag der Kolumnist Tim Graham in der Buffalo News einen detaillierten Artikel über die eine mögliche und immer wieder angenommene Abwanderung der Bills nach Los Angeles. Grahams Schlussfolgerung: Keine Chance. Die NFL will gar nicht nach Los Angeles. Die Bills werden den Bundesstaat New York nicht verlassen, schon deswegen nicht, weil sie politisch zu wichtig sind für den Gouverneur, der das einzige in New York ansässige Team im Staat halten möchte. Die von Graham angedeutete Bezuschussung eines Stadionbaus mit öffentlichen Geldern wehrte die Bundesregierung allerdings dieser Tage wirsch ab. Mal schauen.

Sportlich scheint man in der Organisation zu glauben, nur noch ein kleines Stück von den Weltklassemannschaften entfernt zu sein: GM Doug Whaley verkaufte im Draft 2014 Haus und Hof um sich von Draftplatz #9 auf Draftplatz #4 hochzukaufen und WR Sammy Watkins zu ziehen. Watkins gilt als monströses Talent, als einer der ersten eher kleinen Wide Receiver (1.83m), den du in der NFL-Historie wirklich bedenkenlos ganz hoch einberufst. Watkins ist keine sichere Tüte, aber in der Hochgeschwindigkeitsoffense der Bills eine Schachfigur, die gewiss kein Bremsklotz werden wird.

Mit den WRs Watkins, Woods und Goodwin, dem QB Manuel und dem RB-Sprinter Spiller sieht die Bills-Offense mehr und mehr aus wie eine von einem Madden-Zocker zusammengestellte Offense. Jedes Speed-Rating unter 95 wird verscherbelt, und nur die ganz Schnellen dürfen bleiben.

Ich weiß nicht. Einem jungen QB wie Manuel Hilfe zur Seite zu stellen um so rasch wie möglich zu wissen ob er was wert ist, ist bekanntlich genau die richtige Idee! Aber dafür einen 1st-Rounder im nächsten Jahr zu opfern? Hätte ich nicht gemacht.

Es ist kein pragmatischer Move. Es ist ein Move, den ein Team machen kann, das nur noch einen oder zwei Bausteine vom Durchbruch entfernt ist. Buffalo ist einen oder zwei Bausteine davon entfernt, ein Playoff-Team zu werden, aber so wirklich ganz nach oben fehlt doch gefühlt noch ein bissl mehr. Watkins muss gewaltig einschlagen um den Preis zu rechtfertigen.

Wie ein besserer Move sieht da die Einberufung von OT Kouandjio in der zweiten Runde aus: Kouandjio kommt aus Alabama und galt lange Zeit als sichere Tüte für die erste Runde, bis er wegen Kniebeschwerden durchrutschte. Kouandjio ist vielleicht ein Verletzungsrisiko, aber solche Spieler kannst du immer nehmen, denn sie sind das Risiko wert: Im Optimalfall haben die Bills ihre langjährige Problemzone an der rechten Flanke der Offense Line gelöst, im schlimmsten Fall einen 2nd-Rounder verschlissen. Auch hier: Hilfe für den jungen QB, und diesmal sogar für einen akzeptablen Preis.

Offense Line gingen die Bills noch einmal später in der fünften Runde mit dem OG Cyril Richardson von Baylor, einem unbeweglichen Brocken von Mann. Richardson muss in der Innenseite der Line nicht sofort eingewechselt werden, kann eingelernt werden. Er galt lange als Mann, den man zwar haben möchte, aber den man nicht sofort haben möchte. Buffalo kann sich hier nach dem Einkauf des Guards Williams aus St Louis den Luxus des Einlernens leisten, insofern eine gelungene Idee, wie ich finde.

Sonst war da noch a bissi Defense für den neuen DefCoord Jim Schwartz. Personell kann ich nicht viel zu sagen, außer dass man natürlich gespannt darauf wartet, wie der 4-3 Freak Schwartz („nur die Defense Line zählt“) mit einer Abwehr arbeitet, die zuletzt unter Mike Pettine so variabel auftrat wie kaum eine zweite in der Liga. Schwartz stand bisher eher für one trick ponys denn für Variabilität.

Eine Draftklasse mit einigen guten Ideen und vielen guten Spielern, aber der beste kam für einen Preis, den er fast nicht rechtfertigen kann – insofern ist es eine Klasse, die auf Genosse Glück hofft, Glück, dass aus Watkins ein fulminanter Superstar wird. Du wirst immer Glück brauchen, aber die Pragmatischen brauchen weniger Glück. Die Bills dagegen brauchen mehr.

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Frischzellenkur 2014: Jacksonville Jaguars

Die Jacksonville Jaguars haben im Draft 2014 ziemlich genau die Richtung eingeschlagen, die ich schon letzten Oktober im Zuge des Wembley-Spiels diskutiert hatte, allerdings damals mit einem anderen Quarterback im Zentrum.

Sie zogen QB Blake Bortles mit dem dritten Pick overall. Eine große Überraschung, galten die Jaguars doch längst aus dem Rennen um einen Quarterback, weil sie im Vorfeld des Drafts keinen Mucks von sich hören ließen. GM David Caldwell galt mit seiner Truppe als sehr entschlossen, den Advanced-Metrics zu folgen, und da hättest du alles erwartet, nur nicht den riskantesten Quarterback an einer Stelle, an der du noch zwei der „Big-Four“ (WR Sammy Watkins und Edge-Rusher Khalil Mack) hättest bekommen können.

Ein Team wie Jacksonville braucht händeringend Waffen. Es braucht die bestmöglichen Talente. Aber es brauchte eben auch einen QB. Caldwell zog Bortles, und hörte man sich hernach die Begründungen an, so geht es dabei durchaus um Advanced-Metrics: Bortles sei nicht nur der physisch begabteste Quarterback der Draftklasse gewesen, nein, er hätte alle anderen regelrecht pulverisiert, wenn es um seine Effizienz in Downs mit Druck auf die Pocket gab (mit 7.8 NY/A sei er in solchen Fällen fast ein Yard besser gewesen als der nächstbeste).

Der Bortles-Pick wirkt retrospektiv auch angesichts des lauen QB-Rennens in der ersten Runde eher unstet: Manziels Fall durch die Boards beschwor Quotenrekorde, aber fütterte nur die Unkenrufe von wegen schwache QB-Klasse an, Bridgewater ging gerade noch so in der ersten Runde. Bortles ging an #3, und somit an einem Platz, an dem man von ihm Großes erwartet.

Kann Bortles liefern? Man darf spektisch sein. Er ist der Mann, der mehr aussieht wie ein guter QB als er schon einer ist. Er hat eine horrende Wurftechnik, die erstmal zurecht gebogen werden muss. Er wird hinter einer eher suspekten Offensive Line arbeiten müssen. Er wird in eine Mannschaft kommen, die noch immer gröbere Defensiv-Probleme hat. In solchen Situationen sind schon bessere Prospects verbrannt worden. Und Bortles ist IMHO kein Top-Prospect.

Immerhin: Jacksonville setzte bedingungslos auf Offense in diesem Draft. Weil das WR-Talent Justin Blackmon immer auf dem Sprung zur nächsten NFL-Sperre ist, holte Jacksonville in der zweiten Runde haufenweise Receiver: Zuerst den soliden, aber unspektakulären Marquise Lee, danach den wuchtigen Allen Robinson. Das ist genau richtig!

Bei Lee argumentierte das Front-Office der Jaguars wie folgt: 2012 wäre er ein Super-Prospect gewesen, aber er hatte ein mäßiges Jahr 2013, weil er verletzt war. Dadurch fiel sein Draft-Stock, aber das ist eigentlich ungerecht, denn die Verletzung die er hatte, war zwar eine Knieverletzung, aber keine, die seine mittelfristige Zukunft beeinträchtigen wird. Man ist sich sicher, einen fixen 1st-Rounder an #39 bekommen zu haben, der aus diversen Gründen zum Glück durch das Board fiel. Lee ist kein Burner, er ist kein Riese, aber er ist präzise und gilt als kompletter Spieler.

Bei Robinson soll es vor allem seine Fähigkeit, Kurzpässe zu guten Raumgewinnen zu transformieren, gewesen sein. Robinson klingt wie ein toller Prospect für einen jungen QB. OffCoord Jedd Fisch lässt in Jacksonville zwar nicht wirklich eine echte Kurzpass-Offense spielen, sondern bevorzugt durchaus auch mal den eher längeren Ball, aber eine Sicherheits-Option mit YAC-Ability ist nie eine schlechte Idee.

Insofern haben die Jaguars ein Jahr nach dem OT Luke Joeckel erneut massiv in die Offense investiert. Wenn diese Jungs einschlagen, hat man vielleicht tatsächlich mal sowas wie einen echten Offense-Kern beisammen.

Man sollte nicht vergessen, dass man mit OG Brandon Linder (3. Runde) und RB Storm Johnson (Bortles-Teamkollege am College) aus der 6. Runde noch weitere Optionen zog, und hernach mit RB Blankenship einen durchaus interessanten Mann vom UDFA-Markt aufkaufte. Das ist neues Frischblut für eine zuletzt extrem leblose Offensive.

Entsprechend euphorisch war die Stimmung in Jacksonville dann auch dieser Tage bei den ersten Sichtungstrainings mit den neuen Jungstars: 6000-8000 Leute sollen zugeschaut haben. Das sind irre Zahlen, die z.B. eine deutsche Nationalmannschaft in den nächsten Tagen im Südtiroler WM-Trainingslager allerhöchstwahrscheinlich nicht annähernd wird erreichen können.

Vom Draft der Jaguars bin ich nicht begeistert, da ich einen Bortles nicht angerührt hätte, aber immerhin stimmt die Richtung: Offense, Offense, Offense. So baust du heute Interesse an einer Mannschaft, die seit minimum sieben Jahren keins mehr wecken konnte. So baust du in der heutigen Zeit so nebenbei bemerkt auch den Erfolg. Offense > Defense. Dass du mit einigen Routiniers und deinem Defensiv-Spezialisten auf Head Coach (Gus Bradley) versuchst, zumindest auch anständige Defense hinzubekommen um deinen jungen Angriff nicht zu überstrapazieren, kann nur unterstützt werden. Am Ende hängt aber viel an Bortles.

Jacksonville Jaguars 2014-2017: Ich bin gespannt.

Frischzellenkur 2014: Houston Texans

Die Houston Texans waren eine der Mannschaften, die im Draft 2014 kein Feuerwerk an Trades veranstaltet haben, aber sie hatten, wie ich finde, trotzdem ein bemerkenswertes Wochenende, was nicht nur daran lag, dass sie den Draft mit dem Top-Pick eröffneten und mit dem letzten Pick („Mr. Irrelevant“) auch abschlossen. Der neue Head Coach ist Bill O’Brien, aber O’Brien ließ hernach keinen Zweifel, dass der GM Rick Smith die Fäden in der Hand hielt.

Es gilt als offenes Geheimnis, dass die Texans am liebsten ihren Top-Pick verkauft hätten, aber weil sich offenbar kein Abnehmer fand, der ein hinreichend zufriedenstellendes Angebot abgegeben hat, zog man DE Jadeveon Clowney. Man muss nicht weiter über Clowneys Vorzüge schreiben: Gepaart mit einem J.J. Watt ist das eine Traumvorstellung von Defensive Front Seven. Die Hoffnung ist, dass DefCoord Romeo Crennel genügend Ideen im Petto hat, wie er die beiden einsetzen möchte.

Bei den Texans 2013 sagte man: Watt war auf sich allein gestellt. Er sah Doppeldeckungen in jedem Play und war als einziger echter Playmaker in der Front-Seven auf verlorenem Posten. Mit Clowney kriegt Watt nun einen Mitspieler an der Gegenflanke, der ihm Druck wegnehmen wird, um umgekehrt, Watts Präsenz wird auch Druck von Clowney, diesem zu schleifenden Rohdiamanten, nehmen.

Crennel will eine Art hybrides 3-4/4-3 System spielen, analog seiner späten Zeit in New England, wo er durchaus auch schon 4-3 Abwehrformationen einbaute. Crennel gilt allerdings im gleichen Atemzug auch als Verfechter vom 2-gap System in der 3-4 Defense Line – ein System, das Watt zu stark neutralisieren würde. Man muss also aufpassen, dass man sich nicht verzettelt. Als hausgemacht gilt, dass man Clowney tendenziell als 3-4 OLB aufstellen möchte, also als wendigen Edge-Rusher, der ab und an auch Deckungsarbeit wird übernehmen müssen; in entsprechenden Passrush-Situationen wird man Clowney auch als Defensive Tackle einsetzen, um Druck von innen zu erzeugen.

Houston bekam in der dritten Runde noch einen zweiten Mann für die Front-Seven geschenkt, der landesweit bekannt ist: DT Louis Nix III von Notre Dame, der wohl wegen seiner Knieprobleme so weit durchgerutscht ist. Nix ist gewiss keine sichere Tüte, aber es gab Pundits, die ihn in Nähe der ersten Runde verortet hatten, und entsprechend kann man die Personalie Nix mit heutigem Wissensstand erstmal unter „Schnäppchen“ einordnen.

Nix dürfte im Idealfall mit seinen 150kg eine Art Nose Tackle geben können. Nose Tackle wird zwar in der Texans-Defense aufgrund des hohen Anteils an „nickel-Defense“ ein eher begrenzt wichtiger Mann sein, aber für die 30-35% der Spielzüge, die er gebraucht wird, kann Nix sicher erstmal einspringen. Wenn nicht, dann sollte er zumindest für die Rotation bei den Defensive-Interiors zu gebrauchen sein – eine Position des „Needs“ für Houston unabhängig von der gedrafteten Personalie. Später kam übrigens auch noch der mir nicht bekannte DE Jeoff Pagan in der sechsten Runde hinzu.

Nix und Clowney sind zumindest eineinhalb Fixsterne im Umbau der Front-Seven in Houston. Man hat in OLB Whitney Mercilus bereits einen jungen Edge-Rusher, der als ehemaliger 1st-Rounder bisher als Enttäuschung gilt, aber einen Mercilus willst du noch nicht ganz abschreiben. Mercilus könnte an der Flanke des J.J. Watt eingeplant sein, mit dem Gegenüber Clowney. Clowney dürfte dort in der Stammformation Brooks Reed verdrängen; Reed war 2011 ein 2nd-Rounder, der die Erwartungen nicht erfüllen konnte. Mit ihm hat der Trainerstab aber einige Pläne, wenn man die Pressekonferenzen der Texans-Führung richtig deutet: Es kann gut sein, dass man Reed nach innen zieht, als zweiten ILB neben Brian Cushing, der von seiner schweren Verletzung zurückkommt.

In der Offense ist weniger interessant, was die Texans gemacht haben als das, was sie nicht gemacht haben. Sie blieben gegen Ende der ersten Runde erstaunlich inaktiv. So inaktiv, dass ihnen im allerletzten Abdrücker die Vikings reinrutschten, sich auf #32 hochkauften und QB Teddy Bridgewater vor der Nase wegschnappten. Nun weiß man nicht, ob Houston an #33 wirklich Bridgewater gezogen hätte; O’Brien soll nicht Teddys größter Fan gewesen sein, aber viele glauben, dass Houston doch ganz gerne Bridgewater geholt hätte. Der Preis wäre verkraftbar gewesen: Minnesota gab nur einen zusätzlichen 5th-Rounder auf.

Gegen die These, dass Houston Bridgewater geholt hätte, spricht der Mann, den sie „an seiner Stelle“ später in der vierten Runde holten: QB Tom Savage, den Hünen mit dem Monsterarm von Pitt, bei dem irgendwie alle davon ausgehen, dass er zum Bust wird, weil zu unpräzise. Savage ist ein diametral anderer Spielertyp als Bridgewater, und wenn du einen Savage holst, ist es zumindest nicht der naheliegendste Gedanke, dass du gleich heiß auf einen Bridgewater sein konntest. O’Brien gab hernach zu, dass Savage sich in der Pocket einleben wird müssen und dass er seine Wurfbewegung stabilisieren müsse. O’Brien sprach auch von einem starken (okay), akkuraten (!) Wurfarm, womit er Fragen aufwarf, ob er Savage überhaupt hat einmal spielen sehen.

Gut. O’Brien gilt als QB-Guru. Er hätte Savage als Penn State-Coach letztes Jahr fast rekrutiert. Die Offense hat zwei sehr gute Wide Receiver, einen sehr guten Runningback und eine gute Offensive Line. Für Savage ist das zumindest die bestmögliche Situation, in die er kommen konnte. Wie gut es für Houston ist, bleibt die Frage, denn der Depth-Chart auf QB ist weiterhin eher mau: Rookie Savage, der noch viel lernen muss, Ryan Fitzpatrick, der bis auf ein paar gute Spiele in Buffalo als ewiger Backup gilt, und der wuselige Case Keenum, der letztes Jahr nach ein paar starken Auftaktspielen schnell an seine Grenzen stieß.

Manche vermuten, dass Houston in den nächsten Tagen noch einen Trade für New Englands Backup-QB Ryan Mallett anstreben wird – ein Trade, der nach New Englands Einberufung von Rookie-QB Garroppolo Sinn machen würde. Aber: O’Brien kennt Mallett aus gemeinsamen Zeiten in Foxboro, und er versuchte bisher nicht mit mehr Nachdruck, Mallett zu holen. So 100%ig überzeugt sieht das nicht aus. Und wenn du Mallett holst, hast du mit ihm nächstes Jahr einen Free-Agent. Das dürfte zwar den Trade-Preis drücken, aber potenziell musst du dann einen schweren Vertrag auszahlen. Und: Richtig weit sollen die Transfergespräche noch nicht geführt haben.

Die QB-Situation wurde also eher mit begrenzten Mitteln angegangen, aber dafür hat man in Houston neben der bereits beschriebenen Defense Line auch versucht, in der Offense „up front“ Frischblut zu holen.

Houston zog mit dem Pick #33, mit dem eigentlich alle den Teddy erhofft hatten, OG Xavier Sua‘-Filo, den besten Guard in einer guten Guard-Klasse. Ob das nach Bridgewaters Verschwinden eine Notlösung war oder von Anfang an der Plan war, darüber kann man nur spekulieren. Abwegig ist der Pick jedoch nicht: XSF wird neben dem LT Duane Brown Platz nehmen und die Offense Line, einen der Schwachpunkte 2013, sofort verstärken. Alle bescheinigen ihm, in der Entwicklung schon relativ weit zu sein, deswegen: Ein recht logischer Pick.

In der dritten Runde zog man noch TE C.J. Fiedorowicz, einen kompletten Spieler. Fiedorowicz ist kein Tight End der neuen Schule, sondern eher einer, der erstmal vor allem über das Lauf-Blocking kommen wird. Das riecht ein wenig nach der Rückkehr des Laufspiels bei den Texans (Foster wird wieder fit sein, und Rookie-RB Blue aus der sechste Runde könnte den Backup geben), a) um die vermutlich eher limitierten QBs zu entlasten und b) um wieder ein wenig Physis und Drive in die Offense zu bringen.

NFL-Draft 2014 – Die erste Runde live

Ich mache nun hier oben den Liveblog zu um niemanden zu spoilern. Weiter geht es für die zu Neugierigen nach dem Klick.

[05h52] So ist die erste Runde gelaufen:

#1 Houston        DE   Jadeveon Clowney
#2 St Louis       OT   Greg Robinson
#3 Jacksonville   QB   Blake Bortles
#4 Buffalo        WR   Sammy Watkins
#5 Oakland        LB   Khalil Mack
#6 Atlanta        OT   Jake Matthews
#7 Tampa Bay      WR   Mike Evans
#8 Cleveland      CB   Justin Gilbert
#9 Minnesota      LB   Anthony Barr
#10 Detroit       TE   Eric Ebron
#11 Tennessee     OT   Taylor Lewan
#12 NY Giants     WR   Odell Beckham jr
#13 St Louis      DT   Aaron Donald
#14 Chicago       CB   Kyle Fuller
#15 Pittsburgh    LB   Ryan Shazier
#16 Dallas        OT   Zach Martin
#17 Baltimore     LB   C.J. Moseley
#18 NY Jets       S    Calvin Pryor
#19 Miami         OT   Ja’wuan James
#20 New Orleans   WR   Brandin Cooks
#21 Green Bay     S    Ha Ha Clinton-Dix
#22 Cleveland     QB   Johnny Manziel
#23 Kansas City   DE   Dee Ford
#24 Cincinnati    CB   Darqueze Dennard
#25 San Diego     CB   Jason Verrett
#26 Philadelphia  LB   Marcus Smith
#27 Arizona       S    Deone Buchannon
#28 Carolina      WR   Kelvin Benjamin
#29 New England   DL   Dominique Easley
#30 San Francisco DB   Jimmy Ward
#31 Denver        CB   Bradley Roby
#32 Minnesota     QB   Teddy Bridgewater

[05h47] Die Vikings kaufen sich zurück in die erste Runde (Pick #32 von den Seahawks) und draften *Trommelwirbel* QB Teddy Bridgewater von der University of Louisville. Der QB, der lange als Top-Pick galt, rutscht im letzten Drücker doch noch in die erste Runde und kriegt in Minnesota nicht nur eine Mannschaft mit sehr gutem Potenzial, sondern auch in Norv Turner einen OffCoord, der schon bewiesen hat, QBs entwickeln zu können.

[05h43] CB Bradley Roby für Denver. Ein Corner mit unausgeschöpftem Potenzial.

[05h33] Die Draft-Fete der 49ers in San Pedro geht massivst ab in einer randvoll gefüllten Halle mit Seven Nation Army. Dann kommt die Verkündung des Picks – DB Jimmy Ward – an #30, und es kehrt erstmal Ruhe ein.

Mayock: Ward ist ein bissl ein Weichei, er ist nicht so hart.
Irvin: They will toughen him ab in San Francsico.

[05h27] DL Dominique Easley für die Patriots an #29. Unisono gelobter Pick für die Pats, nachdem Easleys „einziges“ Problem seine Kreuzbandverletzung war. Eine Art von BPA (best player available) und need-Pick Kombination für New England.

[05h20] WR Kelvin Benjamin für Carolina an #28. Spieltaktisch hatte man eher andere erwartet, aber menschlich passt ein Benjamin glaube ich nicht schlecht zu einem Cameron Newton.

[05h17] Nächste Überraschung: S Deone Buchannon für die Arizona Cardinals an #27. Kein Quarterback, kein Offensive Guard für die Cards. Teddy Bridgewater könnte nun wirklich aus der ersten Runde fallen.

Buchannon in einer Secondary mit Peterson und dem Honey-Badger – das kannste aber schon herzeigen. Als nächstes wird Carolina an #28 gleich einen Receiver draften.

[05h10] Eagles ziehen an #25 LB Marcus Smith von Louisville, und das NFL Network schaltet auf die Draftparty der Eagles. Auf dem Friedhof nebenan ist mehr Stimmung.

[05h04] Geile Wahl für die Chargers: CB Jason Verrett an #25. Verrett ist einer meiner absoluten Favoriten, ein fantstischer Deckungsspieler bei den TCU Horned Frogs. Verretts einziges Problem ist sein Körperbau: Der Mann ist keine 1.75m, also für NFL-Verhältnisse ein Zwerg. Verrett gegen Welker wird der Kampf der kleinen Titanen in der AFC West.

[04h59] CB Darqueze Dennard an #24 nach Cincinnati. Ein kompletter Spieler für eine fast komplette Mannschaft.

[05h55] #23: DE Dee Ford nach Kansas City. Kein uninteressanter Pick: Chiefs spielen 3-4 Defense, Ford sieht sich als 3-4 Edge-Rusher, aber die meisten Pundits bescheinigen Ford eher, ein 4-3 DE zu sein und in der NFL vor allem kaum als 3-4 DE einsetzbar zu sein. Kriegen Hali und Houston also Konkurrenz?

[04h53] Letzte Browns-Picks an #22:

Cleveland Browns und der #22 Pick

Cleveland Browns und der #22 Pick

[04h44] Manziel an #22 nach Cleveland. Gegenwert des Trades: #26 und #83. Damit sind die Browns quasi über Nacht eine der meistgehypten Franchises in der NFL („Das Experiment„).

Johnny Manziel für Cleveland

Johnny Manziel für Cleveland

Manziel schultert das Browns-Jersey lässig und bereitet sich schonmal auf den zu erwartenden Interview-Marathon vor. Manziel und Cleveland: Hoffentlich haben die Browns einen Plan, wie sie ihn einsetzen wollen. Der OffCoord ist Kyle Shanahan: Versucht er, Manziel eine Art RG3-Offense zu geben, wird Manziel gekillt.

[04h41] Cleveland mit dem Trade hoch an #22. Meine Fresse, in Cleveland ist PARTY.

[04h35] S Ha’Sean Clinton Dix geht an #21 nach Green Bay. Clinton Dix, eingekleidet in einem roten Smoking, nimmt den Pick erst stoisch und dann grinsend zur Kenntnis.

An #22 folgen die Eagles, die man in der Verlosung für einen Safety sah. Die Safetys sind weg. WR Brandin Cooks ist weg. Das dürfte eine Runde Johnny Football Overkill geben, nachdem Eagles-Coach Chip Kelly schon als College-Coach in Oregon heftigst versuchte, Manziel für sein Team zu gewinnen (und schon Manziels Zusage hatte).

[04h25] WR Brandin Cooks an #20 für die Saints. Ein relativ erwartbarer Pick nach einem Trade, in dem die Saints an Eagles und Chiefs vorbei gingen – beide galten als heiß auf Cooks. Cooks kommt von Oregon State in die NFL, ist ein extrem schneller, aber auch wendiger Sprinter. Cooks dürfte der neue Sproles in New Orleans werden.

Richtig exzellentes Stück zu Brandin Cooks hat Robert Mays bei Grantland geschrieben: The Big Promise of Brandin Cooks.

[04h21] Erster Trade iss scho da: Saints wandern hoch an die #20. Gegenwert: #27 und #91 (dritte Runde).

[04h19] OT Ja’Wuan James für die Miami Dolphins an #19. James ist ein 2.02m Hüne, den Mayock erstmal als relativ klaren Right Tackle oder Right Guard sieht.

Next Up: #20, Arizona Cardinals. Ab sofort könnte QB-Gefahr oder Trade-Alarm in jedem Pick folgen.

[04h13] Hab schon bestellt:

[04h10] Pick #18: S Calvin Pryor für die New York Jets. Mayock vergleich Pryor mit Bob Sanders. Pryor wird the Louisville Slugger genannt (dt. Der Schlächter von Louisville). Rex Ryan wird bis ans Ende seiner Tage nur Defense draften.

[04h02] Wir haben etwas mehr als die Hälfte der ersten Runde hinter uns. Bisher ist erst ein Quarterback vom Tablett (Bortles #3/JAX). Die großen Teams wie New England oder Denver haben noch keine Moves nach oben gemacht. Es verspricht aber doch, eine wilde Schlussphase zu werden, denn neben den Big-Dogs sind auch noch eine Menge Quarterbacks zu haben… und einen Quarterback willst du möglicherweise in der ersten Runde draften, denn dort kriegst du eine Vertragsoption auf ein fünftes Jahr – sprich: Schlägt der QB ein, kannst du ihn statt drei oder vier Jahre sogar fünf Jahre für relativ moderate Kohle halten. Das ist möglicherweise für etliche Teams wert, statt an #35 an #27 oder so traden und zu draften.

[04h01] Mehr Baltimore geht nicht: LB C.J. Mosley an #17 zu den Baltimore Ravens. Für Greg Cosell war Mosley einer der acht, neun besten Talente in diesem Draft.

[03h50] Kein Nachfolger für Romo, sondern Schutz für Romo: OT Zach Martin wandert an #16 nach Dallas. Manziel wäre magisch gewesen, Martin kommt quasi als krasser Gegensatz als einer der gesichtslosesten Picks nach Dallas.

Manziel ist dagegen noch immer nicht wirklich außer Reichweite: Du kannst immer noch in die erste Runde hineintraden um Manziel zu schnappen.

[03h47] LB Ryan Shazier für die Pittsburgh Steelers an #15. Dass die Steelers sich einen Linebacker schnappen, ist keine Überraschung. Es ist mehr unerwartet, dass es Shazier ist, nicht Mosley.

Jetzt sind die Dallas Cowboys dran. Jetzt ist Jerry Jones dran. Wird er tatsächlich…?

[03h45] Recht unspektakuläre Wahl der Chicago Bears an #14: CB Kyle Fuller. Fuller gilt als recht weit in seiner Entwicklung. Eine wichtige Personalie für eine der schlimmsten Defenses des letzten Jahres. Nachdem der klare Favorit Donald vom Tablett war, eine eigentlich logische Wahl.

[04h40] Interessanter Pick der Rams an #13: DT Aaron Donald, der als extrem wendiger 3-technique vom Schlage eines Warren Sapp oder Geno Atkins gilt. Donald ist eine Ergänzung für eine Defensive Line, die bereits Leute wie DE Chris Long, DT Michael Brockers oder DE Robert Quinn (19 Sacks 2013) hatte. Einmal Offensive Line, einmal Defensive Line mit den ersten beiden Draftpicks für die Rams: Mehr Jeff Fisher geht nicht.

Die Bears werden indes kotzen.

[03h30] WR Odell Beckham jr. für die New York Giants an #12. Rueben Randle kriegt einen einstigen Studienkollegen zum Teamkollegen, besser: Beckham wird Randle erstmal seinen Platz wegnehmen.

[03h24] OT Taylor Lewan für die Tennesee Titans. Der Mann, der niemals Offensive Line draftet (Ken Whisenhunt) holt sich zum Einstand einen Tackle. Tennessees LT Roos ist 32 und hat auslaufenden Vertrag, weswegen Lewan wohl als Roos‘ mittelfristiger Ersatz gedacht ist, nachdem man RT Michael Oher jüngst für fette Kohle aus Baltimore geholt hat.

Barry Sanders

Barry Sanders

[03h16] Der beste ever, Barry Sanders, verkündet unter tosendem Applaus der Halle den Lions-Pick an #10: TE Eric Ebron. Nächste Waffe in dieser Offense. Mayhew/Caldwell vollziehen damit den letzten Move auf Skill-Player um einen bisher allein auf Calvin Johnson zugeschnittenen Angriff zu verbessern. Jetzt liegt es am Coaching, aus dem fantastsichen Spielermaterial entsprechende Punkte zu machen.

Der einzige Move der Offseason, der unter diesem Aspekt verblüffend ist, ist die schwere Vertragsverlängerung für TE Pettigrew.

Es war lange Zeit auch die Rede, dass Detroit möglicherweise versuchen würde, einen Offense Tackle zu draften (den local hero Lewan von Michigan zum Beispiel). Es war auch die Chance auf einen Abwehrspieler, aber die Strategie scheint erstmal zu sein: Investiere volle Pulle in die Offense und hoffe, dass der DefCoord Austin mit Scheming eine zumindest halbwegs akzeptable Defense zustande bringt. Die Colts-Strategie der 2000er.

[03h12] OLB Anthony Barr an #9 für die Minnesota Vikings. Der Mann, der erst zwei Jahre Defense spielt und entsprechend noch „formbar“ aus Coaching-Sicht sein soll.

Detroit an #10 hat den Pick nicht getauscht, sondern bereits seinen Spieler gezogen.

[03h09] Eisen im NFL Network: We are now halfway through the Dallas Cowboys‘ pick with a certain Jonathan Football on the board.

[03h05] Die ganze Halle steht, die Browns-Fans in hoffnungsvoller Erwartung für Johnny Manziell… und Roger Goodell verkündet: CB Justin Gilbert. Mit einem Schlag ist die Halle mucksmäuschenstill.

Cleveland gab den Vikings den 5th-Rounder 2014 um einen Pick nach oben zu gehen, wohl, und nicht zu riskieren, dass es die Detroit Lions machen.

[03h00] WR Mike Evans für die Tampa Bay Buccaneers. Zweiter Texas A&M Aggie, und Johnny Manziel hockt noch immer beim Bier im Green-Room. Evans schreitet tränenüberströmt auf die Bühne.

Dahinter tauschen sich die Browns mit den Vikings wegen eines Picks auf #8 hoch – Geschichte wiederholt sich?

[02h52] Es ist OT Jake Matthews für Atlanta. Es ist einer der Picks, über den du es kaum schaffst, mehr als drei Zeilen zu schreiben. Aber ohne den Pick würdest du ab Herbst stundenlang über Atlantas Offense-Probleme schreiben.

Matthews hat eine ganze Dynastie an NFL-Verwandten, u.a. einen Hall of Famer als Dad, einen Cousin Clay in Green Bay und einen anderen Cousin Casey in Philly (und weitere).

[02h50] Die Big Four sind damit vom Tablett: Clowney, Robinson, Watkins, Mack. Für Atlanta erwartet nun alles einen Offensive Tackle: Lewan oder Matthews.

[02h46] Die Stimmung in der Halle ist mir heuer zu fröhlich. Bitte mal die Jets ranlassen.

[02h43] OLB Khalil Mack an #5 nach Oakland. Perle vor die Säue.

[02h38] WR Sammy Watkins für die Buffalo Bills an #4. Who saw that coming? Die Bills bauen sich gerade auf allem, was nicht Quarterback spielt, eine atemberaubend schnelle Allstar-Mannschaft zusammen. Watkins wirkt zufrieden, aber nicht ekastatisch.

QB Manuel
RB Spiller / Jackson
TE Johnson / Watkins / Woods / Goodwin

…aber kein Right Tackle und den 1st-Rounder 2014 schon verkauft. Clevelands neuer GM wird nächstes Jahr also schon wieder mit zwei Erstrundenpicks arbeiten können.

[02h35] Sie fallen. Buffalo geht hoch an #4 (Trade mit Cleveland) und löst damit ekstatische Reaktionen bei den Bills-Fans in der Halle aus. Mayock erwartet einen Offensivspieler für die Bills. Monster-Gegenwert: #9 und #109 dieses Jahr und 1st-Rounder 2015.

[02h32] Erste große Überraschung des Tages: QB Blake Bortles geht an #3 nach Jacksonville und wird gleich mal Watt und Clowney sehen. Jetzt könnten die Würfel schneller fallen als gedacht, wenn die unteren Teams nach QBs greifen.

[02h27] Recht überraschungsfrei auch der zweite Pick: Die Rams ziehen OT Greg Robinson, diesen 2m, 150kg-Bolzen. Robinson gilt nicht als der reifste Rookie 2014, aber er soll das beste Potenzial aller Offensive Tackes besitzen. St Louis hat in Jake Long bereits einen entsprechenden Left-Tackle (Long war übrigens der Top-Pick 2008), deswegen kann Robinson vermutlich erstmal an der rechten Flanke oder innen als Guard eingelert werden.

[02h22]

[02h18] Es ist wie allseits erwartet Clowney, dieses Tier von einem Mann, der unter Tränen auf die Bühne stapft. Clowney, möglicherweise der begabteste Defensive End der Welt (inklusive aller bereits aktiver Profis) und J.J. Watt in einer Mannschaft – besser geht nicht. Jetzt kannst du nur noch den Spind des härtesten Arbeiters unter der Sonne (Watt) neben jenen des angeblich so trainingsfaulen Clowney setzen.

[02h09] Kein Trade des ersten Picks. Houston hat seinen Mann gezogen.

[02h03] Im NFL Network sitzt die Standard-Crew für die erste Runde am Tisch: Rich Eisen, Mike Mayock, Steve Mariucci („Mooch“), Michael Irvin, Marshall Faulk. Erstere beiden wiegen für fast alles auf, aber Faulk und Irvin sind für gewöhnlich unterste Schublade.

[02h00] Video-Livestream mit einigen Bloggerkollegen bei Youtube:

[01h57] Houston hat noch keinen Trade des ersten Picks angestrengt. Im NFL Network spekuliert man bereits, dass sie ihre zehn Minuten gleich bis zum Ende ausnutzen wollen um noch ein Geschäft einzufädeln. Wenn nichts zustande kommt, will man wohl DE Clowney ziehen. Auf der anderen Seite ist Houston einigen Gerüchten zur Folge dran, New Englands Backup-QB Mallett einzukaufen.

[01h53] Lange Nacht des Drafts.

Spickzettel für den NFL-Draft 2014

Ab heute Nacht ist es soweit: Der NFL-Draft 2014 steht an. Als letztes Vorbereitung noch ein kleiner Notizzettel mit den letzten wichtigen Informationen und Ausblicken.

Austragungsort und Uhrzeiten: Der NFL-Draft findet in der Radio City Music Hall in Manhattan/NY statt. Angeblich ist er heuer zwei Wochen später als gewohnt, weil die Halle Ende April bereits ausgebucht war. Auf der anderen Seite ist es schon länger ein Bestreben der NFL-Führung, die Offseason zu strecken und entsprechend auch das große Highlight – eben den Draft – so weit wie möglich nach hinten zu verschieben, auch wenn das den meisten in der Branche missfällt.

Die erste Runde des Drafts findet in der Nacht von heute auf morgen (Freitag) um 02h MESZ statt und wird erfahrungsgemäß in etwa vier Stunden andauern. Die zweite und dritte Runde findet dann in der Nacht auf Samstag statt (Beginn 0h MESZ). Am Samstag (ab 18h MESZ) gehen die letzten Runden (4-7) über die Bühne:

Do/Fr 02h 1. Runde
Fr/Sa 00h 2./3. Runde
Sa   18h 4.-7. Runde

In der ersten Runde haben die Teams maximal 10 Minuten Bedenkzeit. In der zweiten und dritten sind es jeweils maximal 7:30min. In den verbleibenden Runde sind es maximal fünf Minuten.

Übertragungen: SPORT1 US überträgt die erste Runde live im deutschsprachigen Raum, FOX SPORTS 2 im italienischsprachigen. Es gilt als wahrscheinlich, dass beide Sender die Originalübertragung des NFL-Networks mit u.a. Rich Eisen und Mike Mayock senden dürfen. Wenn nicht, dann wird es die ESPN-Übertragung mit Chris Berman, Mel Kiper und Todd McShay sein.

Übertragungen am zweiten und dritten Tag werden bei SPORT1 US nicht geführt, weder live noch als Tape.

Das NFL-Network (NFL Gamepass) ist an allen drei Tagen live drauf, und es wird auf NFL.com auch eine Gratisversion für nicht-Subscriber anbieten, allerdings nicht mit der Original-Crew um Mayock.

Vorberichte: Auf diesem Blog habe ich in den letzten zwei Wochen versucht, die Klasse von 2014 in einem Balance-Akt zwischen „ausführlich“, „nicht langatmig“ und „nicht zu verfloskelt“ einzuführen; nachschlagen kann man die Einträge unter dem Tag NFL Draft 2014.

Außerdem wird heute Nachmittag in der Big Show von Sportradio 360 einen zirka halbstündiges Segment zum Draft kommen, in dem ich mit Andreas Renner den Draft diskutiere. Themen dabei werden unter anderem die Verschiebung des Drafts, eine allgemeine Einschätzung zur Draftklasse, Jadeveon Clowney, Johnny Manziel, Teddy Bridgewater, Scouting generell („den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen“), der deutsche DE Kasim Edebali sowie ein Überblick über die Übertragungsmöglichkeiten sein.

US-Liveberichterstattung: Sollte SPORT1 US die ESPN-Variante senden: Es ist die „laute“. ESPN überträgt den Draft seit den 1980er Jahren und hat ihn mit dem Frontmann Mel Kiper jr. und seinem Zögling Todd McShay im Prinzip zu dem Monstrum gemacht, das er heute ist. Seit 2006 fährt das ligaeigene NFL-Network eine eigene Übertragung, die rein qualitativ ESPN an die Wand genagelt hat.

Das liegt zum einen daran, dass bei ESPN immer noch die hohle Hupe Chris Berman den Anchorman gibt. Das liegt zum anderen daran, dass das NFL-Network den immer noch unglaublichen Mike Mayock als Draft-Frontmann ins Rennen schickt. Mayock ist so gut, dass er die ansonsten üblicherweise schlimme Tischbesetzung im NFL-Network (Leute wie Marshall Faulk oder Michael Irvin während der ersten Runde) quasi im Alleingang übertüncht.

Die großen US-Stationen haben wieder angekündigt, auf das Spoilern der Draftpicks zu verzichten und dem Commissioner Roger Goodell den Überraschungsmoment zu lassen. Auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen und Leute in Versuchung zu schicken, weise ich stellvertretend auf den Twitter-Account von Mike Silver hin, der in den letzten Jahren stets als einer der ersten – und vor Goodell – wusste, wer denn nun als nächster gezogen wird.

Deutsche Live-Berichterstattung: Ich werde heute Nacht möglicherweise die erste Runde live mitbloggen, aber morgen und übermorgen bin ich mit einer Studentengruppe in den Tiroler Bergen und werde blogtechnisch wohl aussetzen aussetzen.

DerDraft.de hat angekündigt, einen Google-Hangout als Liveberichterstattung zu machen, der auf diesem Kanal von dannen gehen wird. DerDraft.de hat in letzter Zeit auch eine Unzahl an Podcasts mit Draft-Themen (Prospects, Team-Needs) gesendet, mit der man sich im Prinzip mehr als einen Tag lang auseinandersetzen kann, sofern man Zeit dafür findet.

Wie wird die Klasse 2014 eingeschätzt? Als eine der tiefsten der letzten 20 Jahre. Vor allem die Gruppe der Wide Receiver gilt als hochkarätig besetzt, aber auch in der Offensive Line bei den Tackles und Guards schwärmt man von der großen Auswahl. In der Secondary schätzt man die Cornerbacks hoch ein. Es gibt eine gute Gruppe an Quarterbacks, aber der eine „sichere“ Franchise-QB geht dem Draft ab. Bei den Passrushern gibt mit Jadeveon Clowney einen Superstar, mit Khalil Mack einen Kronprinzen, aber dahinter schätzt man die Passrusher eher schwach ein. Für die Teams mit vielen Picks zwischen den 20ten und 80ten Position soll der Draft 2014 eine echte Goldgrube sein. Der mediale Star ist QB Johnny Manziel.

Was kann man erwarten? Es herrscht noch immer Ungewissheit über die Intentionen selbst der ersten Teams, die heuer draften. Houston als #1-Pick soll zwar durchaus einen Clowney wollen, aber tief drinnen im Herzen wollen die Texans einigen Berichten zur Folge gerne nach unten traden und hoffen noch auf ein letztes Gebot, zum Beispiel der Atlanta Falcons, die unter GM Dimitroff schon 2011 einen Monster-Trade wagten und von denen man das nun wieder erwartet/erhofft.

St Louis an #2 möchte auch nach unten. Bei Minnesota oder Tampa Bay weiß man nicht, wie sie reagieren werden: Beide brauchen im Prinzip einen Quarterback, aber beide scheinen noch zu zögern, nach oben zu traden. Vielleicht warten sie ab wie sich die ersten Picks entwickeln werden.

Bei den Top-Teams gibt es mit New England, Denver und New Orleans drei Franchises, die jeweils spät in den Runden draften, und sie alle sind in blankem Win Now-Modus („friss oder stirb“). Weil sie alle möglicherweise nach oben tauschen wollen, drohen Bieterwettkämpfe. San Francisco ist eine Mannschaft, die sehr tief besetzt ist, die aber Lücken auf Wide Receiver und im Defensive Backfield hat; die 49ers besitzen mit 11 Draftpicks (u.a. neben dem 1st-Rounder noch zwei 2nd-Rounder und drei 3rd-Rounder) über mächtig Holz, und bei so vielen Picks könnte auch San Francisco in ein eventuelles Wettrüsten nach oben einsteigen.

Draft-Hysterie mit Mike Mayock

In der Nacht von morgen, Donnerstag auf Freitag (02h MESZ) geht die erste Runde des NFL-Drafts über die Bühne. Es ist heuer ein Draft der Ungewissheit: Man hat noch immer keinen Schimmer, was die ersten Teams wirklich zu tun gedenken.

Mike Mayock war letzte Woche im Rich Eisen Podcast (REP)von NFL.com und hat ein bisschen über seine Erwartungen geplaudert. Ein paar Stichpunkte, die mir hängen geblieben sind:

  • Der Draft 2014 ist vergleichsweise sehr tief besetzt. Er wird vor allem für die Teams mit vielen Draftpicks in der Region zwischen 20 und 80 eine wahre Goldgrube sein. Wide Receiver, Offensive Tackle und Guard sowie Defensive Backfield gefallen Mayock besonders. Nicht überzeugt ist er von der Tiefe bei den Defensive Tackles und allen Edge-Rushern hinter dem Topduo Clowney/Mack sowie von den Tight Ends nach den fünf besten Prospects („then it falls off a cliff“).
  • In den Top-Ten erwartet Mayock maximal drei Abwehrspieler (Clowney, Mack und eine Wildcard).
  • Mayock erwartet in der ersten Runde schon einen Run auf die Offensive Tackles. Er kann sich gut und gerne drei Stück in den Top-10 vorstellen und glaubt, dass auch ein Zach Martin ab Position #13 nicht mehr zu haben sein wird. Joel Bitonio ist für ihn ein massiv unterschätzter Spieler, der vielleicht sogar bis in die erste Runde hochgespült wird.
  • Für Mayock wird das QB-Rennen faszinierend sein. Müsste er wetten, würde er auf nur einen QB in den Top-10 tippen, aber er kann sich auch Szenarien ausmalen, in denen die Würfel schnell fallen und drei Stück in den ersten 6-8 Picks weg gehen.
  • Müsste ein GM Mayock mit dem Messer des Owners im Rücken in den Top-10 einen der 2014er-Quarterbacks draften, würde er Johnny Manziel nehmen.
  • Alle in der Liga haben sich #26 eingekreist. Dann picken die Browns und alles geht davon aus, dass Cleveland dann einen QB ziehen wird (sollten sie das nicht schon an #4 machen, was Mayock bezweifelt). Als erste drei gedraftete QBs erwartet er Manziel, Bortles und Carr.
  • Mayock gibt zwar zu, dass Teddy Bridgewater anfangs einer seiner Favoriten war, weil alle Tapes, die er sah, super waren, aber nach dem missratenen Pro-Day habe er begonnen, Bridgewater mit anderen Augen zu sehen. Bridgewaters „Release“ (also wie der Ball aus den Händen kommt) gefällt ihm überhaupt nicht. Er kann sich gut vorstellen, dass der Teddy aus der ersten Runde fällt.
  • Mayock ist ein Fan von Khalil Mack. Er würde ihn vielleicht sogar vor Clowney draften.
  • In der Defense fürchtet er um DT Aaron Donald. Er sieht nur Chicago und Dallas an #14 und #16 als mögliche Landeplätze für Donald, und wenn die nicht zugreifen, könnte Donald weiter fallen als gedacht.
  • Mike Mayock erwartet wenigstens einen Trade in den Top-10.
  • Laut Mayock ist der überwiegende Teil der Involvierten frustriert über die Verschiebung des Drafts. Die Gerüchteküche und die Arbeit wächst vielen über den Kopf.

Mayock wird heute Nacht im NFL-Network seinen Mock-Draft präsentieren. Mayock ist kein klassischer Scout, aber sein Wissen um Fakten und seine Vernetzung in NFL-Kreisen ist fassungslos, und sein Mock-Draft war in den letzten Jahren häufig am nächsten zu dem, was letzten Endes an den Draft-Tagen passierte.

Die Safetys im NFL-Draft 2014

Letzte Position der ausführlichen Vorschauserie auf den NFL-Draft 2014 mit den Männern der letzten Hoffnung in jeder Football-Defense, den Safetys. Safety ist eine Position, die in der heutigen NFL aber mehr bedeutet als das Aufstellen von zwei tiefen Spielern zum Tackeln des durchgebrochenen Mannes. Safety ist eine Position, die mit entsprechenden Spielern völlig neue schematisch Optionen für Defensive Coordinators bedeutet.

Klassischerweise unterscheidet man den kräftigen Strong Safety, der in Nähe der Anspiellinie postiert vor allem gegen das Laufspiel arbeiten soll, vom Free-Safety, der etwas tiefer steht und in erster Linie Aufgaben in der Passverteidigung hat. Idealerweise suchen Teams heute aber Spielertypen, die sowohl, als auch spielen können, sprich, die man für alle Arten von Aufgaben ins Feuer werfen kann.

Diese neu geforderte Flexibilität, die Anpassungsfähigkeit von Safetys an diverse schematische Kniffe sowie generell die Kreativität, mit der Freelance-Safetys spielen müssen, macht die Position nicht nur zu einer der härtesten für die Spieler, sondern auch zu einer knüppelharten für die Evaluatoren, sprich die Scouts. Es ist kein Zufall, dass viele Safety-Prospects in den letzten Jahren floppten bzw. viele ursprünglich als Cornerbacks gedachte Spieler erst auf Safety den Durchbruch schafften.

Free Safetys

Der höchst bewertete Mann im Draft 2014 ist bei vielen Experten Ha’Sean („Ha-Ha“) Clinton-Dix von der University of Alabama, der aber längst nicht in einer Klasse wie ein Earl Thomas mithalten kann. Clinton-Dix ist nicht explosiv genug um einem Thomas das Wasser zu reichen und auch sein Körperbau ist schmächtig genug, dass ihn manche Coaches erstmal in einem Steakhouse einsperren wollen.

Safetys 2014

Name                Rd
Ha Ha Clinton-Dix   1-2
Calvin Pryor        1-2
Deone Buchannon     2-3
Jimmy Ward          2-3
Lamarcus Joyner     2-3
Terrence Brooks     3-5
Ed Reynolds         3-5
Dezman Southward    3-5
Ahmad Dixon         4-7
Craig Loston        4-7
Tre Boston          4-7
Jonathan Dowling    4-7

Links

Mayocks Top-5

  1. Clinton-Dix
  2. Pryor
  3. Buchannon
  4. Ward
  5. Joyner

Clinton-Dix hat aber den Ruf, ein intelligenter, relativ fein geschliffener Verteidiger zu sein, das in der sehr profinahen Defense in Alabama viele NFL-ähnliche Spielzugdesigns gesehen hat. Er ist kein Abfangjäger im klassischen Sinne, aber schnell genug um die meisten Routen in der Pass-Deckung zu verteidigen.

Clinton-Dix gilt als relativ sicherer 1st-Rounder, weil er das kompletteste Paket ist, weil die Safety-Position wie eingangs erwähnt immer wichtiger wird, und weil die Prospects dahinter auch nicht viel mehr Sicherheit geben.

Ein Jonathan Dowling zum Beispiel gilt als viel zu schwach in der Run-Defense um ihn sofort ins kalte Wasser zu schmeißen; „Run-Defense“ ist zwar nicht des Free Safetys erste Aufgabe, aber sie muss zumindest ordentlich abgearbeitet werden. Dowling galt früher mal als großes Talent bei den Florida Gators, wurde dann aber suspendiert und verdingte sich in den letzten Jahren im kleinen College der Western Kentucky Hilltoppers in der Sunbelt Conference. Er ist gebaut wie ein Wide Receiver: Lang, dünn und rank. Die Frage ist, ob er jemals die Power entwickeln kann um zumindest durchschnittliche Runningbacks zu tackeln.

Ein Ed Reynolds von Stanford gilt als klassisches Mid-Round Prospect: Solide in fast allen Belangen, aber ohne den ganz großen Ausreißer in irgendeiner Kategorie. Ein Reynolds wird dir nie die Option geben, neue schematische Dinge einzuführen, aber er wird dir die notwendigen Tackles setzen, damit du nicht völlig schlecht schläfst.

Ein Brock Vereen gilt als Teilzeit-Safety mit eingeflanschter Cornerback-Option. Ein Terrence Brooks vom Landesmeister Florida State ist schon ein klassischer Free-Safety mit ausreichend Beweglichkeit, aber einer Spur zu wenig Physis. Ein Craig Loston von Louisiana State gilt als ähnlicher Spielertyp wie Brooks, aber mit Fragezeichen versehen: Loston soll sehr dynamisch sein, aber nie den Durchbruch geschafft haben, den man ihm schon lange prophezeihte. Schlampige Talente mag die NFL für gewöhnlich nicht.

Die Slot-Optionen

Ein Jimmy Ward von Northern Illinois zum Beispiel gilt zwar als flüssiger, schneller im Vergleich zu Clinton-Dix, aber mit nur 87kg Kampfgewicht ist Ward eine ganze Latte zu leichtgewichtig um ihm sofort eine Stammrolle zuzuschachern. Wards Langzeitperspektive könnte, glaubt man Experten, eher in einer Art Slot-Cornerback liegen. Er geht aber zuallererst mit dem Ziel, ein NFL-Safety zu werden, in den Draft.

Ein spannender Mann ist Wisconsins zotteliger Dezman Southward, bei dem man ähnlich wie bei Ward lange nicht wusste, was man mit ihm anfangen soll: Am College spielte er überwiegend einen von Aufgaben in der Laufdefense entbundenen Free-Safety, aber weil er eine Spur zu schmächtig war, durfte er in der Senior-Bowl im Jänner „nur“ Slot-Cornerback spielen, wo er überzeugen konnte. Im Verlauf des Scouting-Prozesses scheint sich Southward aber doch erstmal in seiner Bewerbungsausschreibung als Safety durchgesetzt zu haben.

Der Star unter den halben Slot-Cornerbacks ist Florida States göttlicher Free-Safety Lamarcus Joyner, der mit 1.71m wohl zu klein ist um einen klassischen Stamm-Safety zu spielen, bei dem man aber seit vielen Monaten nicht aufhört, die Vergleiche mit Tyrann Mathieu, dem Honey-Badger von den Arizona Cardinals, zu bemühen.

Auch Mathieu ging letztes Jahr als ehemaliger College-Superstar mit zu kleinem Körperbau in den Draft. Mathieu spielte eine Art Supporter-Rolle im Defensive Backfield, zwischen einem echten Safety und einem echten Cornerback. Er killte den Slot. Mathieu galt bis zu seinem Kreuzbandriss als Volltreffer, und alle von mir verfolgten Draft-Experten sehen die Vergleiche Mathieus mit Joyner als valide an. Joyner selbst sieht sich auch weniger als „Cornerback“ oder „Safety“, sondern in erster Linie als Defensive Back.

Ich liebte den College-Spieler Joyner: Ein kleines, quickes Männlein, das in jedem Spielzug so spielt als ginge es ums nackte Überleben. Joyner war immer dort, wohin sich gerade der Ball bewegte, ob via Lauf- oder Passspiel. Joyner war ein Mann, der unendliche Blitzes ausführte und minimum fünf, sechs Sacks jedes Jahr einfuhr. Er konnte gleichermaßen vorne agieren wie auch „hinten“ als Joker in der Passdeckung mithelfen.

Joyner ist nicht der allerschnellste Sprinter, er ist ein paar Zentimeter zu klein, aber er galt immer als absoluter Leadertyp und Führungsspieler in einer Seminoles-Umkleidekabine, in der es nie an künftigen NFL-Talenten mangelte. Man wird abwarten müssen, ob Joyner sich in der NFL durchsetzen kann oder ob er ein weiterer dieser ehemaligen Super-College Spieler ist, die aufgrund eines zu schmächtigen Körpers in der NFL kein Land sehen. Joyner gilt mittlerweile als relativ sicherer 2nd-Rounder.

Strong-Safetys

Calvin Pryor von Louisville spielte zwar am College viel Free-Safety, gilt aber in der NFL in erster Linie als Spieler, der tendenziell eher weiter vorne postiert sein wird um als Supporter gegen den Lauf zu agieren. Pryor ist ein kompromissloser Tackler, den es immer sofort nach vorne Richtung Ballträger zieht. Er wird auch in schwierigen Spielzügen erst aufgeben, wenn der Ballträger am Boden ist, und er ist sich auch nicht zu schade, mit der Schulter voran in einen Mann hinein zu rammen, wenn reine Tackling-Kunst nicht mehr hilft.

Pryor ist neben Clinton-Dix der einzige Safety, bei dem man mehrheitlich davon ausgeht, dass er in Runde 1 gedraftet werden wird.

Ein Deone Buchannon von Washington State gilt als ähnlicher Spielertyp wie Pryor. Buchannon ist etwas größer, schneller, beweglicher, hat mehr Erfahrung in der Rolle als tiefer Safety und mit 6 Interceptions auch ganz gute Hände als Abfangjäger, aber Buchannon ist nicht so geschliffen und hat nicht so viel Erfahrung wie Pryor. Ein Problem bei Buchannon ist sein ungestümes Tackling: Vor wenigen Jahren noch wäre er für seine big hits gefeiert worden, aber heute wirst du für manchen seiner Kopfnüsse mit Strafen belegt. Deone Buchannon kommt ein halbes Jahrzehnt zu spät.

Auch gilt Buchannon als zu langsam in der Coverage. Er gilt als besser „in traffic“ als im offenen Feld – und in der heutigen NFL siehst du oft ein offenes Feld („Spread Offense“). Man wirft im nach Tape-Studium vor, die meisten seiner Interceptions seien geschenkte Dinger der QBs gewesen. Manche glauben trotzdem, Buchannon sei ein besseres Prospect als Pryor und wird vor Pryor vom Tablett sein.

Die letzten beiden Strong-Safetys zum schnellen NFL-Aussichten sind Ahmad Dixon von Baylor und Tre Boston von UNC. Dixon gilt mit seinem bulligen Körper als halber Linebacker, aber als nicht gebräuchlich, schwierigere Routen gegen Tight Ends abzudecken. Boston ist eine schnellere, wendigere Ausgabe von Dixon, ein aggressiver Mann, den es sofort Richtung Pocket zieht, der aber aufgrund seines grünen Schnabels noch einiges Lehrgeld zahlen wird und daher kaum vor dem dritten Tag einberufen werden wird.

Die Cornerbacks im NFL-Draft 2014

Das Defensive Backfield fehlt uns noch in der großen Draftvorschauserie 2014. Heute sind die Cornerbacks dran, die in einer immer passlastiger werdenden NFL entsprechend immer mehr an Bedeutung gewinnen. Es gibt mittlerweile auch in der NFL Mansnchaften, die fast schon standardmäßig mit fünf Defensive Backs spielen, ergo mit drei Cornerbacks und zwei Safetys. Das Wesen des Slot-Cornerbacks ist zum Beispiel fast schon eine Stammposition geworden. Zudem ziehen viele Teams in den letzten Jahren eher größere, nicht so bewegliche Cornerbacks, deren Stärke dafür das schnelle Stören des Timings an der Anspiellinie ist („press corner“) – dem Erfolg von Seattles Richard Sherman sei Dank.

Kleinere Cornerbacks müssen im Vergleich beweglicher und intelligenter spielen können. Was für fast alle Cornerbacks fast gleichermaßen gilt: Hier zählt der Speed. Cornerback ist eine der Positionen, wo du die 40yds-Sprintzeit wirklich ernst nehmen musst, denn kein Verteidiger kann es sich leisten, entlang einer tiefen Route überlaufen zu werden.

Die großen Press-Corner

Als komplettestes Paket in diesem Draft gilt Michigan States Darqueze Dennard, ein Mann, der am College sehr viel Spielzeit auf der Insel draußen nahe der Seitenlinien sah. Dennard ist ein großer, bulliger Spielertyp, der seinen Körper mit Leidenschaft einsetzt, der schnell genug ist um zu blitzen und kräftig genug um auch in der Lauf-Defense mitzuhelfen. Dennard hat alle Tools drauf, gilt aber als zu ungestümer Spieler, der in der NFL am Anfang zu viele Strafen gegen sich gepfiffen kriegt wenn er seinen Spielstil nicht ändert. Ein Problem, das bei Dennard auffällt, das aber bei Gott nicht nur „sein“ Problem ist, sondern stellvertretend für viele College-CBs steht: Er guckt oft zu lange auf seinen Gegenspieler, anstelle dem Quarterback in die Augen zu schauen. Da riskierst du, verbrannt zu werden.

Ohio States Bradley Roby gilt auch als einer der höheren Draftpicks, aber viele Scouts prügeln auf Roby ein, weil er sein großes Potenzial nicht ansatzweise zu nutzen imstande war. Roby wurde von guten, aber nicht überragenden College-Receivern wie Abbrederis aus Wisconsin richtiggehend in Grund und Boden gespielt, was bei vielen ernsthafte Fragezeichen hinterließ. Man wirft ihm vor, sich letztes Jahr zurückentwickelt zu haben und man wirft ihm mangelndes Spielverständnis vor. Roby kann durchaus schlampig mit seinen Füßen werden, aber er kann Wide Receiver an der Anspiellinie pressen und notfalls mit ihnen 40yds tief laufen. Er wird wohl spätestens in der zweiten Runde vom Tablett gehen, und nach einem oder zwei Jahren des Lehrgelds soll er eine gute Chance haben, zumindest ein grundsolider #2-Corner zu werden.

Cornerbacks 2014

Name                  Rd
Justin Gilbert        1
Darqueze Dennard      1
Jason Verrett         1-2
Kyle Fuller           1-2
Bradley Roby          2-3
Jaylen Watkins        2-3
Bashaun Breeland      2-3
Marcus Roberson       2-3
Lamarcus Joyner       2-4
Stanley Jean-Bapt.    3-5
Louchiez Purifoy      4-7
Keith McGill          4-7
Dontae Johnson        4-7
Aaron Colvin          4-7
...und viele weitere

Links

Mayocks Top-5

  1. Fuller
  2. Dennard
  3. Gilbert
  4. Roby
  5. Verrett

Kyle Fuller von Virginia Tech ist wie Roby einer, dem man noch beibringen muss, wie man sich mit sauberer Beinarbeit stets den physikalischen Vorteil (Stichwort Winkel beim Pressen) zu sichern. Fuller ist der jüngere Bruder vom Lions-Receiver Corey, und er ist wie Corey ein fantastischer Athlet, dem der letzte Feinschliff abgeht. Fuller läuft die 40yds in 4.49sek, eine sehr gute, aber nicht überragende Sprintzeit. Diese Zeit gewinn aber dann an Wert, wenn man Fullers großen, wuchtigen Körper mit in die Gleichung einbezieht. Fuller ist trotz einer guten press technique oft zu lange zu passiv an der Anspiellinie und wird zum Beginn seiner Laufbahn einige dumme Completions kassieren, aber weil er kräftig genug ist um auch gegen den Lauf zu verteidigen (wurde bei den Hokies zwischendurch als verkappter Linebacker eingesetzt), ist Fuller fast sicher zumindest ein 2nd-Rounder.

Noch größere, um die 1.90m gewachsene Corner-Bolzen, sind Stanley Jean-Baptiste von der University of Nebraska und Keith McGill von Utah. Beide sind schon reiferen Alters (Baptiste ist 24, McGill ist 25) und somit nicht mehr die jüngsten Prospects, beide gehören zu den schwereren Jungs. McGill hat eine schwierige Zeit hinter sich: Er kam als Basketballspieler über ein kleines community college überhaupt erst zu Utah, hatte dann lange Jahre mit hartnäckigen Schulterverletzungen zu beißen, die ihn zum Beispiel die komplette 2012er-Saison kosteten. McGill gilt aber als reifer Mensch und Familienvater.

McGill kriegt offiziell wenig Presse, soll aber durchaus Bieter haben, die bereit sind, einen relativ hohen Draftpick in ihn zu investieren. McGill kommt allerdings fast ausschließlich über seine Größe; er ist nicht beweglich genug um auf engstem Raum, zum Beispiel im Slot, zu operieren. Jean-Baptiste gilt mit seinem Speed und seiner besseren Beweglichkeit als besseres Prospect im Vergleich zu McGill, könnte in der zweiten oder dritten Runde gehen.

Bei diesen klassischen Press-Cornerbacks gibt es dahinter etliche Rohdiamanten, denen man keine Chance auf die hohen Runden gibt, die aber mit etwas Einlernzeit durchaus ihren Platz in der Liga finden könnten. Ein Walt Aikens von Liberty zum Beispiel ist ein Mann, der viel Erfahrung in Zonenverteidigungen hat und mit seiner angriffigen Spielweise viele Fans haben wird. Aikens‘ Problem ist seine kleine Uni. Er war früher mal bei Illinois in der obersten Ebene des College-Football, wurde dort aber rausgeschmissen, nachdem man ihn beim Computerstehlen erwischt hatte.

Ein Bashaud Breeland von Clemson ist ein ähnlicher, physischer Spieler wie ein Dennard. Breeland soll wie Dennard mit seiner zeckigen Spielweise stets am Rande einer DPI (Defensive Pass Interference) wandeln – die Strafe, die Coaches zur Weißglut treibt. Breeland ist nur 1.81m groß, soll aber mit seiner Aggressivität wie ein viel größerer Mann auf seine Gegenspieler wirken. Breeland ist ein begeisterter Gunner in den Special-Teams, der immer dort mittendrin ist wo es gleich den nächsten Bumms setzt, aber er gilt nicht als der Schnellste down the field – der Hauptgrund, wieso ihn viele erst am zweiten oder dritten Tag gedraftet haben wollen.

Bei so offensiven Cornerbacks ist man auch nie weit weg von Philip Gaines, einem Mann von der Luftfahrtuni Rice, oder von Travis Carey (Ohio University). Carey gilt als Topspieler, aber er plagt sich seit Monaten mit hartnäckigen Verletzungen und konnte seine Klasse in keinem Workout in der Offseason so richtig unter Beweis stellen.

Für den dritten Tag im Draft gelten auch Jungs wie Demetrius Goodson von Baylor, ein Mann, den Coaches laut Scouts noch formen können. Bei Goodson fallen seine flinken Beine auf: Er ist nicht in erster Linie ein Klassesprinter, dafür aber brutal beweglich – etwas, das ihn in der NFL auch in den Slot verschlagen könnte. Donte Johnson von NC State ist weniger flüssig in seiner Spielweise, aber mit 1.88m ein großer Mann, der am College gleichermaßen als Corner wie als Safety auflaufen durfte. Damit ist Johnson so ein Beispiel von value: Ist er phyisch genug um an der Anspiellinie gegen die starken Wide Receivers zu halten, stellst du ihn dorthin, weil Manndeckung die wichtigste Eigenschaft ist. Ist er darin nicht so 100%ig drauf, wird er eher einen auf Safety machen – dort kannst du mit ein bissl Freelancen überleben.

Die Off-Cornerbacks

Die Off-Technik habe ich schon im Sommer versucht zu beschreiben. Es handelt sich hierbei um eine etwas abwartendere Technik. Der Cornerback stellt sich ein paar Schritte von der Line of Scrimmage auf und liest erstmal, was die Offense so vor hat um dann schnell genug zu reagieren. Justin Gilbert von der Oklahoma State University hat am College Berichten zur Folge in sage und schreibe 77% seiner Snaps off coverage gespielt, also den Anti-Sherman. Trotzdem glauben viele, dass ein Gilbert auch richtig gut press coverage spielen kann, allein, es fehlt aktuell an richtig beweiskräftigem Material.

Gilbert gilt trotzdem als insgesamt wohl bestes CB-Paket im Draft 2014. Er ist größer und schneller als Gilbert, er ist ein besserer Ballfänger wenn es zu 50/50 Situationen, sprich: Interception-Alarm, kommen kann. Gilbert ist kein unglaublich explosiver Mann und wenn die Receiver an der Anspiellinie erst einmal quer laufen, kommt Gilbert gerne aus dem Konzept. Weil Gilbert dann gerne etwas zögert und weil er seine Fußarbeit noch nicht voll unter Kontrolle hat, wird er in seinen ersten Jahren auf kurzen Routen ordentlich auf die Fresse kriegen.

Am besten ist Gilbert, wenn der Receiver versucht, tief zu gehen: Mit 4.37sek auf 40yds ist er ein sehr flotter Mann, der jede lange Route mitlaufen kann. Er ist kein fertiger Spieler, sondern hat noch ordentlich Platz nach oben – bei vielen Experten gilt er als Favorit, als erster CB gedraftet zu werden, vielleicht an #10 von den Detroit Lions, die jede Hilfe im Defensive Backfield gebrauchen können.

Aaron Colvin von Oklahoma gilt als Allrounder, der alles spielen kann, aber am liebsten das Spiel klassisch als off corner liest. Colvin hat allerdings den Nachteil, dass er aktuell eine Kreuzbandverletzung auskurieren muss.

Und dann gibt es das Trio der Florida Gators, die gleich drei Deckungsspieler mit Ambitionen in den Draft entsenden. Florida war 2013/14 eine Katastrophe, aber es lag nur in zum Teil an der Abwehr. 2012, als man sensationell 11-2 ging, waren die folgenden Jungs neben uns schon bekannten Leuten wie DL Easley wichtige Schlüsselspieler:

  • Marcus Roberson.
  • Louichez Purifoy, der Mann mit dem klingenden Namen. Purifoy galt noch vor einem Jahr als aussichtsreiches Supertalent, aber dann kaum ein schwacher Herbst, und plötzlich sieht er wie ein zu langsamer, athletisch zu nachlässiger Spieler aus. Purifoy als Mensch gilt als schwer zu kontrollierender Charakter, der am College mehrfach suspendiert wurde und in Drogengeschichten involviert war. Purifoy, der Spieler, soll exzellentes Tape haben, aber weil das „Ceiling“ nicht so hoch sein soll wie angenommen und er eben ein Risiko-Charakter ist, könnte er ungedraftet bleiben.
  • Jalen Watkins gilt als mittlerweile bester der Florida-Jungs. Er war bezeichnenderweise bislang auch der am wenigsten bekannte. Watkins war lange Jahre ein Rollenspieler, der überall aushalf wo Not am Mann war, damit die Stars wie Purifoy oder Roberson glänzen konnten. Watkins könnte nun als lachender Dritter in den Draft gehen: Er kann Safety gleichermaßen spielen wie Manndecker, und ist schnell, explosiv und wendig genug um schlimmstenfalls eine Springerrolle oder Rolle als Nickelback einzunehmen.

Slot-Cornerback

Der prototypische Slot-Cornerback 2014 ist der Rastamann Jason Verrett von der Texas Christian University (TCU), dem viele bescheinigen, rein spielerisch der beste, reifste Cornerback in diesem Draft zu sein. Verrett hat aber genau den einen großen Nachteil, gegen den er nichts machen kann: Er ist ganze 1.72m klein und somit chancenlos auf die Rolle als Outside-CB. Was willst du mit einem spielstarken Verrett, wenn er draußen von Calvin Johnson um 30cm überragt wird?

Verrett fiel am College in der pfeilschnellen TCU-Defense immer wieder auf als Mann, der die Blitzes aus der zweiten Reihe setzte und ganze gegnerische Receiver-Trupps pulverisierte. Als Blitzer hätte ein Verrett im Slot sogar eine noch bessere Chance, Wirbel zu machen, kann er doch noch näher an der Pocket operieren. Verrett ist angriffig an der Anspiellinie und ein furchtloser Tackler gegen den Lauf. Er hat hohes Spielverständnis und macht instinktiv oft das richtige. Er ist mit 4.38sek über 40yds richtig schnell und hat die Körperbeherrschung, auch mal einen schwierigen Ball zu Boden zu schlagen oder ihn gar abzufangen und ist als ehemaliger Kickreturner dann auch flink genug um abgefangene Bälle gefährlich zurückzutragen.

Verrett gilt trotz seines extremen Größen-Nachteils als relativ sichere Kiste und dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit spätestens Anfang der zweiten Runde vom Tablett sein (eher aber in der ersten).

Die Edge-Rusher im NFL-Draft 2014

Pass Rush ist in der heutigen NFL eine unersetzliche Qualität. Pass Rush über die Mitte hatten wir schon diskutiert, aber auch Passrush von den Flanken hat heute noch ihren hohen Wert, deswegen gehören Elite-Passrusher zu den bestbezahlten Spieler in einer Footballmannschaft. Diese Jungs sind heute in der Vorstellung dran – die Edge Rusher. Sie setzen sich zusammen aus den klassischen 4-3 Defensive Ends und den 3-4 Outside Linebackern.

4-3 DE ist dabei die Position, in der man traditionell mehr mit Laufspiel zu tun hat, aber dafür weniger in die Deckung zurückfällt. Ein 3-4 OLB muss dagegen auch gewisse Qualitäten als Deckungsspieler mitbringen und wissen, wie man sich im offenen Spielfeld bewegt. Es ist aber möglicherweise übertrieben zu sagen, dass ein 4-3 DE mehr Spezialist und ein 3-4 OLB mehr Generalist ist.

Was aber nach wie vor richtig ist: Ein bockstarker 4-3 DE schafft es, eine 4-3 Defense ganz nahe an das Ausschöpfen ihres vollen Potenzials heranzubringen, und es gibt nicht so viele bockstarke Defensive Ends. Ein extrem guter 3-4 OLB dagegen ermöglicht einer 3-4 Defense, noch flexibler zu agieren als sie ohnehin schon ist.

Die Klasse von 2014

Viele bescheinigen der Klasse von 2014 sehr gutes Potenzial. Es gibt zwei Elite-Prospects, eine Handvoll sehr guter Jungs aus der zweiten Reihe, und auch die Tiefe soll da sein. Der DraftCast beschäftigte sich mit diesen Jungs ebenso wie der Film Room von Bo Wulf und Greg Cosell, und beide seien als Vertiefung wärmstens empfohlen.

Der Epische: Jadeveon Clowney

Jadeveon Clowney - Bild: Wikipedia

Jadeveon Clowney – Bild: Wikipedia

Jadeveon Clowney von der University of South Carolina gilt als größes Passrush-Talent der letzten Jahre. Clowney war schon bei seinem Auftauchen auf dem Radar der nationalen Medien, beim National Signing Day 2011, ein heftig gehypter Jungstar, der die in ihn gesetzten hohen Erwartungen prinzipiell gar nicht erfüllen konnte. Zwischen tausend überjazzten Prospects gibt es aber immer ein paar Ausnahmen, und Clowney war

Clowney gilt als einzigartige Kombination aus Körperbau (1.98m, 113kg), Explosivität, Beweglichkeit und Spielverständnis. Clowney ist ein fantastischer Passrusher mit einem Passrush-Repertoire, das über das Überpowern des Gegners hinausgeht, und dieses Passrushing allein macht ihn schon zum potenziellen Top-Pick. Clowney hat einen schwer zu schlagenden Move – den Arm über die Innenseite des Left-Tackle, aber am besten ist er dann, wenn er sich schnell eine recht gerade Bahn hin zum Quarterback verschaffen kann.

Er ist jedoch nicht auf den Pass Rush beschränkt: Clowney ist ein überaus disziplinierter Lauf-Verteidiger, der schon in jungen Jahren (er ist erst 21) die Ecken wie wenige andere Vollprofis zumachen kann und jeden Tackle im 1-vs-1 ins Backfield schieben kann.

Clowney spielte am College überwiegend den klassischen Defensive End der 4-3 Defense, wurde aber in mehreren Situationen zentraler positioniert und als Passrush-Tackle für 3rd-Downs verwendet. Für die NFL traut man ihm auch die Geschmacksrichtung 3-4 OLB zu, wobei es noch recht wenig Nachweis für seine Arbeit in der Pass-Deckung gibt – ein Job, den er als Outside Linebacker in zumindest geringen Dosen wird ausüben müssen.

Wo immer er auch spielte oder spielen wird: Fast jeder Gegner versuchte bislang, seinen GamePlan von Clowneys Spielfeldseite wegzudesignen um seiner atemberaubenden Dominanz aus dem Weg zu gehen – ein größeres Kompliment kannst du einem Spieler nicht machen. Hast du ihn in der NFL auf der Gegenseite eines zumindest brauchbaren „anderen“ Edge-Rushers, wird das Clowney nur entgegen kommen.

Clowney wurde im abgelaufenen Herbst 2013 allerdings als Enttäuschung gewertet, weil er leicht angeschlagen in mehreren Plays ein Päuschen eingelegt haben soll anstelle alle vollumfänglich durchzuziehen. Clowneys Status als klares Top-Prospect wurde angekratzt. Clowney bekam als Weichei, dem die Draft-Millionen wichtiger sind als die Teamkollegen, auf die Fresse – die übliche Posse des Draftberichterstattungsprozesses: Es braucht was zum Schreiben. Es braucht was zum Sagen. Es braucht Geschichten.

Clowney mag sich eine Spur zurückgenommen haben, aber es das wirklich dramatisch genug um das größte Talent seit Jahren abzukanzeln? Man bedenke, dass Clowney letztes Jahr mitunter geraten wurde, sein letztes Jahr auszusetzen um seine Karriere nicht mit einer überflüssigen Verletzung zu riskieren. Man bedenke, dass Clowney dann auch mit Zipperlein zu kämpfen hatte. Man bedenke, dass Clowney im eigenen Team einen Fall erlebte, in dem sich ein anderes Supertalent so vieles kaputt machte: Marcus Lattimore. Wie wahrscheinlich ist es, dass sich im Hinterkopf eine leichte mentale Bremse einstellt?

Clowney kann man wegen einiger kleiner technischer Unsauberkeiten kritisieren: Er spielt zu aufrecht und wird als Rookie ein paarmal umsonst das Gleichgewicht verlieren. Er soll sich nicht immer zu 100% an seine Assignments gehalten haben. Er verliert von Zeit zu Zeit seine Disziplin im Passrush. Aber das ist alles. In Summe ist er der dominanteste Edge-Rusher der letzten Jahre.

Es bleibt die Frage, ob er damit wirklich an #1 geht. Wir haben Montag, Draft ist am Donnerstag, und wird wissen noch immer nicht im geringsten wie sich der Lauf der Dinge in den ersten Picks entwickeln wird. Von einer Einberufung nach Houston über einen Trade für Clowney bis zu einem Fall auf #3 (nach Jacksonville?) ist scheinbar noch alles drin.

Die Kronprinzen: Khalil Mack und Anthony Barr

Der zweite Star-Passrusher im Draft ist Khalil Mack von den Buffalo Bulls aus der Mid-American Conference, der im Vergleich zu Clowney ein Spielertyp ist, der eher in erster Linie als 3-4 OLB einzustufen ist, dem man aber – trotz sehr weniger College-Snaps dort – auch eine Rolle als 4-3 DE zutraut, und dem man sogar zutraut, auch 4-3 SAM (die Rolle von Von Miller) und Middle Linebacker spielen zu können. Viel mehr Allrounder geht in der heutigen NFL fast nicht mehr, nachdem Defensive End und Midlinebacker schon sehr verschiedene Positionen sind.

Mack besticht durch sehr gute Technik in seiner Handarbeit: Er grapscht im Spiel gegen den Lauf lange genug gegen die Blocks, bis der Gegner nicht mehr will, und hat ein breites Arsenal an Passrush-Moves drauf, kann gegnerische Blocker sowohl mit Power als auch mit präzisen Handgriffen bzw. Swim-Moves aussteigen lassen.

Mack hat alle athletischen Voraussetzungen um einen exzellenten Edge-Rusher zu geben, ist allerdings mit 1.87m eine Spur kleiner gewachsen als mancher Artgenosse, was nicht zwingend ein Nachteil ist, aber was in der Defensive Line durchaus mittelfristig ein kleiner Nachteil sein könnte.

Es gibt Pundits, die einen Mack einem Clowney zumindest offiziell vorziehen wollen. Worin sich fast alle einig sind, ist der Fakt, dass Mack ein ungewöhnlich kompletter Spieler für sein Alter ist. Das ist einerseits großartig, denn so kannst du ihn schnell ins kalte Wasser werfen. Andererseits ist das bizarrerweise auch wieder ein kleiner Wettbewerbsnachteil, denn ein schon sehr weit entwickelter Mack hat nach Meinung vieler Coaches nicht mehr so viel Entwicklungspotenzial. Anyhow, Mack wird mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb der ersten zehn Picks vom Tablett sein.

Anthony Barr von UCLA ist ein bissl das Gegenteil von Mack: Er ist etwas athletischer, schneller, beweglicher. Als gelernter Runningback ist er auf engstem Raum explosiver als Mack, aber als gelernter Runningback ist er auch weniger gelernter Abwehrspieler als Mack. Barr hat nur zwei, drei richtig gute Passrush-Moves drauf, und er wird seine Waffen ausweiten müssen, will er sich mittelfristig zu dem kompletten Edge-Rusher entwickeln, der Mack schon heute *fast* ist.

Bei Barr las man schon häufiger, dass er zu Beginn seiner NFL-Karriere vor allem in speziellen Situationen eingewechselt werden sollte um sich an das Tempo und die Härte der NFL zu gewöhnen. Man möchte ihn nicht dann auf dem Feld haben, wenn der Gegner offensichtlich eine Power-Laufsituation im Schilde führt. Barr gilt als Erstrundenpick, aber er wird wohl erst nach Mack vom Tablett gehen.

Spielertyp: Defensive End, 4-3

Ein Dee Ford von der Auburn University sieht sich selbst als 3-4 OLB, aber glaubt man den meisten Experten, gibt das Tape diese Selbsteinschätzung Fords nicht her. Ford, ein sehr begabter Klavierspieler, ist vom Körperbau und von der Spielanlage her ein Zwitterdings, bei dem man genau aufpassen muss, wie man ihn einsetzen will. Ford spielte am College fast nur Left Defensive End mit den Händen im Boden, und er putzte aus dieser Position seine gegnerischen Tackles – die Right Tackles – mit maximal zwei richtig sauberen Moves. Wenn er schnell in den Spielzug kam, war Ford super. Kam er träge rein, wurde er gerne pulverisiert, weil er aufgrund seiner wenigen Moves eben tendenziell ein noch immer eindimensionaler Spieler ist.

Edge-Rusher 2014

Name                Rd
Jadeveon Clowney    1
Khalil Mack         1
Anthony Barr        1
Kony Ealy           1-2
Demarcus Lawrence   1-3
Kyle Van Noy        2-3
Marcus Smith        2-3
Dee Ford            2-3
Brent Urban         2-3
Jeremiah Attaochu   2-4
Scott Crichton      3-4
Kareem Martin       3-4
Jackson Jeffcoat    3-4
Trent Murphy        3-5
Adrian Hubbard      4-7
Michael Sam         4-7
Carl Bradford       4-7
Ronald Powell       4-7

Mayocks Top-5

Ends

  1. Clowney
  2. Ealy
  3. Ford
  4. Crichton
  5. Tuitt

OLB

  1. Mack
  2. Barr
  3. Shazier
  4. Lawrence
  5. Van Noy

Ford könnte trotzdem hoch gehen. Sein bestes Spiel hatte er im BCS-Finale, also der Partie, die die meiste Aufmerksamkeit erregte. Er hatte eine gute Senior Bowl. Er gilt als schneller Spieler. Aber er gilt eben zuallererst als 4-3 DE, weil man nicht weiß, wie sicher er sich im offenen Spielfeld bewegt.

Ein Scott Crichton von Oregon State ist auch ein Zwitterdings, allerdings ein im Vergleich zu Ford größeres und schwereres. Crichton gilt als Spielertyp, der sich in erster Linie über seinen unbändigen inneren Willen definiert. Als Spieler, der nie aufgibt, der immer wie ein Löwe kämpft. Crichton ist 124kg schwer und nicht wirklich pfeilschnell. Er ist nicht antrittsschnell um ein Elite-Passrusher auf der „offenen“ Spielfeldseite zu werden (also der Weakside), aber er ist möglicherweise zu leichtgewichtig um ein richtig guter Strongside-Spieler zu werden. Cosell meinte, man müsse sehr gut aufpassen wo man Crichton einzusetzen gedenkt – die sicherste Tüte sei er als 4-3 Strongside Defensive End.

Kony Ealy von den Missouri Tigers ist ein klassischer 4-3 Defensive End, der in speziellen Situationen analog einem Clowney nach innen gehen kann um als Tackle Druck zu entfachen. Viele sagen, Ealy sei nach Clowney die nächstbeste Option für ein Team, das wirklich committed ist, eine 4-3 Defense zu spielen. Ealy ist mit 1.93m sehr groß und rank gewachsen. Er dominiert Gegner an guten Tagen mit guter Technik und extrem angriffiger Spielweise. Die größten Zweifel bei ihm kommen von seiner Inkonstanz: Ealy hat nur ein wirklich gutes College-Jahr absolviert, und selbst dort tauchte er immer mal wieder ab. Es besteht aber eine gute Chance, dass er in Runde eins geht.

Spielertyp: Outside Linebacker, 3-4

Nach Mack und Barr sieht Cosell Jeremiah Attaochu von der Georgia Tech University als drittbesten „echten“ Outside Linebacker. Attaochu sei mit 118kg ein Modellathlet und schon in jungen Jahren flexibel für viele erdenkliche gegnerische Aufstellungen einsetzbar. Attaochu ist nicht der antrittsschnellste Mann unter der Sonne, aber er ist beweglich, engleitet seinem Blocker schon einmal mit einem guten Move und kann auch Laufspiel verteidigen.

Attaochu ist für Cosell auf alle Fälle ein Spieler, den er einem Dee Ford vorziehen würde. Auch Demarcus Lawrence von der Boise State University ist für ihn besser als Ford, vor allem besser als 3-4 OLB. Lawrence spielte am College ähnlich wie Ford fast nur 4-3 DE mit Händen im Boden, aber er ist athletischer als Ford, fast so gut wie Attaochu, und er ist hartnäckiger, lässt sich nicht so leicht von Blockern einschüchtern. Fast alle sind sich bei Lawrence sicher, dass er auch in der Pass-Deckung was drauf hat. Lawrence gilt als relativ sicherer 2nd-Rounder. Attaochu kommt für die meisten etwas dahinter.

Eine gute Option ist auch Marcus Smith von Louisville, ein sehr smoother Spielertyp, der recht viel in der Deckung operierte und daher wie gemacht ist für einen 3-4 OLB. Smith gilt als reif, aber nicht kraftvoll genug – sein neues Team wird erstmal einen Konditionstrainer auf ihn ansetzen müssen.

Trent Murphy von Stanford gilt nicht mehr als überragender Passrusher, aber bei ihm hat man sich dahin geeinigt, dass seine Zukunft in einer Rolle als kompletter Ergänzungsspieler zu suchen ist. Murphy kann Druck auf Quarterbacks ausüben, aber er ist nicht der ganz explosive Mann. Er kann aber gut decken, ist ein Mann, der in multiplen Rollen glänzen konnte.

Der Allrounder: Kyle Van Noy

Schließlich KVN – Kyle Van Noy – von den Brigham Young Cougars, der auffälligste Spieler in der Defense von BYU im letzten Jahr. Van Noy hatte ich immer als klassischen Inside-Linebacker auf dem Zettel, aber im Zuge der Draft-Evaluierung scheint man ihn mittlerweile eher als Edge-Rusher zu sehen, wobei: Van Noy ist nicht so richtig in ein Schema zu pressen. Er ist nicht der schnellste, nicht der explosivste, aber er hat schon viel gesehen und überall gut ausgesehen.

Van Noy trat oft aufrecht als Passrusher an der Line-of-Scrimmage an, fiel dann aber auch wieder oft in die Deckung zurück. Er weiß, wie man sich auf engstem Raum Platz verschafft und sich von Blockern löst. Er hat ein Näschen für wichtige Plays, kann diagnostizieren, wohin sich Spielzüge entwickeln. Er wird dir keine zehntausend Sacks bescheren, aber er soll extrem effektiv sein, wenn man ihn von der OLB-Rolle aus – möglicherweise auch von der Strongside aus – abstellen kann. Van Noy gilt nicht mehr als 1st-Rounder, aber ab Pick #40 hält man vieles für möglich.

Die Lichtgestalt: Michael Sam

Michael Sam - Bild: Wikipedia

Michael Sam – Bild: Wikipedia

Sportlich zu einer eher grauen Maus degradiert, ist Michael Sam von der University of Missouri (amtierender SEC-Abwehrspieler des Jahres) trotz allem einer der Stars des Draft-2014. Sam ist der Spieler, der sich im Februar als einer der ersten NFL-Spieler öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt. Was damals einen riesigen Aufschrei hervorrief, inklusive quer durch die Bank Solidaritätsbekundungen für Sam, hat sich mitterlweile ziemlich gelegt. Sams Sexualität war zumindest in den letzten Wochen kein großes mediales Thema mehr, aber du weißt, dass das Thema damit nicht vom Tisch ist. Du weißt, dass Sam die Witzeleien trotzdem aushalten wird müssen. Du weißt, dass er möglicherweise auch Anfeindungen wird aushalten müssen.

Und schließlich verdienen sich auch in den Medien zu viele Gestalten ihre Sporen, in dem sie über die toughness von diesem und jenem Spieler reden müssen, da kommt ein Michael Sam nur gerade recht. In einer idealen Welt ist Sexualität kein Auswahlkriterium für einen Job. Auf Sideline Reporter ist es ein so klein wie möglich gehaltenes Thema. Trotzdem an der Stelle noch einmal der Hinweis auf den ausführlichen Artikel von Outsports zu Sams Coming-Out: The Eagle has Landed.

Machtverhältnisse

Endspiel der Coppa Italia 2014, Fiorentina vs Napoli. Vor dem Spiel wurden Napoli-Fans von einer verfeindeten Ultra-Gruppe der Roma angeschossen. Im Stadion sitzen alle Granden des italienischen Fußballverbandes. Es sitzen mehrere Regierungsmitglieder dort. Es sitzt der Ministerpräsident Renzi dort. Napoli-Kapitän Hamsik geht indes in die Kurve der Napoli-Ultras („Libertà per gli ultras“ – „Freiheit für die Ultras“) um sich das Einverständnis über die Abhaltung des Spiels zu holen:

Mehr muss man über die Machtverhältnisse in einem Staat nicht sagen.

Besagter Ultra-Chef ist Sohn eines Camorra-Bosses, aber das verkommt sogar zur Randnotiz.

Die Linebackers im NFL-Draft 2014

Die klassischen Linebacker-Positionen in der heutigen NFL sind die Inside-Linebacker in einer 3-4 Defense sowie Outisde Linebacker und Middle Linebacker in einer 4-3 Defense. Im Detail sind diese Positionen sehr vielfältig auslegbar, was schon damit beginnt, dass sich eine Defense nach Geographie (Left Side / Right Side) aufstellen lässt, oder aber sich nach der Offense richtet (Strong Side / Weak Side). All diese Details sind im Scouting nützlich, da man in der Draft-Vorbereitung schauen muss, welcher Spielertyp in welches Abwehrschema passt, aber für eine kurze Rundschau würde das den Rahmen sprengen.

Daher sei an dieser Stelle nur die von Cosell vorgeschlagene Aufteilung in die run and chase Linebackers (grob: die kleineren, wendigeren Linebacker) und die klassischeren Inside-Linebackers vorgenommen.

Die Experten sind sich einig: Keine überragende Linebacker-Klasse, aber es gibt durchaus Material, mit dem man arbeiten kann, und Spieler, die situativ sehr schnell ins kalte Wasser geworfen werden können.

Räuber und Gendarm Linebacker

Ryan Shazier ist ein extrem flinker Linebacker mit sprintartigen 40yds-Zeiten. Shazier kommt von der Ohio State University in den Draft, und obwohl er auch schon dort Linebacker spielte, gilt er prinzipiell als verkappter Safety. Er wiegt keine 105kg und wird nicht per sofort als Linebacker für alle drei Downs einsetzbar sein, sondern langsam eingelernt werden. Shazier ist der Spielertyp, der schaut wo sich was bewegt, und wenn sich was bewegt, rennt er los und reißt den Ballträger zu Boden.

So einer ist auch der FSU-Linebacker Telvin Smith, der etwas größer, noch etwas schlanker als Shazier ist, aber ansonsten ein ähnlicher Spielertyp. Smith wie Shazier sind Leute, bei denen du als Coach nicht willst, dass sie sich an der Strongside oder in der Mitte (als MLB) aufstellen um sich in 1-vs-1 gegen Offensive Guards aufzureiben, sondern du willst sie als echte 4-3 Weakside Linebacker aufstellen, damit sie Tackles en masse setzen können. Einige behaupten, ein Telvin Smith müsse noch Gewicht zulegen um für die NFL ein ernsthaftes Prospect zu werden, aber mehr Gewicht heißt halt auch weniger Speed – und wenn in einer heutigen NFL eines wichtig ist, dann ist es der Speed. Nur mit Geschwindigkeit hast du als Linebacker die Chance, ein echter three down linebacker zu werden.

Ein Weakside Linebacker ist auch Chris Borland von der University of Wisconsin, ein Mann, der keine 1,80m groß ist, aber vom Naturell her ein echter Footballer sein soll: Instinktiv, immer drauf auf den Mann, sieht schon mit dem Snap, wohin sich der Spielzug entwickeln wird. Borland ist schnell genug um einen großen Raum am Spielfeld abzudecken, aber die Frage ist, ob seine Statur nicht zu gedrückt ist für einen hohen Pick. Es gilt auch hier: Ja, hat schon sehr, sehr gute kleine Linebacker gegeben, aber du kannst die fast an einer Hand abzählen.

Prospects 2014

Name              Rd
C.J. Moseley      1
Ryan Shazier      1-2
Telvin Smith      2-3
Christian Jones   2-3
Christian Kirksey 3-4
Chris Borland     3-4
Jordan Zumwalt    3-4
Boseko Lokombo    4-7
Preston Brown     4-7
Jordan Tripp      4-7
Avery Williamson  4-

Mayocks Top-5

  1. Donald
  2. Hageman
  3. Jernigan
  4. Nix III
  5. Easley

Shazier gilt als potenzieller 1st-Rounder. Smith und Borland sind möglicherweise zweite oder dritte Runde. Alle anderen dieser flinken ‘Backer sind Material für die hinteren Runden. Ein Jordan Tripp von der kleinen University of Montana ist mit 1.90m groß und ein sehr guter Läufer, aber Tripp gilt als zu wenig physisch um dauerhaft Blocks aufnehmen zu können, und somit ist er erstmal noch eindimensionaler als die drei Erstgenannten auf die Weakside-Rolle beschränkt.

Ein Christian Kirksey von Iowa spielte am College zum Beispiel fast immer Strongside, aber in der NFL wird er das nicht machen, weil ihm die Physis abgeht. Bei einem Bosenko Lokombo von Oregon ist man sich sogar sicher, dass er nie mehr als ein role player sein wird: Lokombo ist extrem schnell, extrem wendig und kann im offenen Feld Plays machen, aber sein Körperbau gibt nicht mehr her als Einsätze für spezielle Packages; wenn Lokombo gegen die schweren Jungs angesetzt wird, wird er zerpflückt.

Die Middle Linebacker

C.J. Moseley von der University of Alabama kriegt nur wenig Presse, aber klammheimlich ist er in der Meinung vieler einschlägig bekannter Draftboards weit nach oben gerauscht und ist für Cosell sogar einer der zehn besten Prospects im kompletten Draft. Ihn macht seine Vielseitigkeit stark. Moseley ist ein kompletter Spieler, der sich in seinem letzten College-Jahr 2013 extrem gut entwickelt hat. Früher war Moseley stets eine Art Rollenspieler hinter den Alabama-Giganten wie Upshaw oder Hightower, aber als er letztes Jahr richtig viel Verantwortung reingedrückt bekam, soll Moseley es mit sensationellen Leistungen zurückgezahlt haben.

Moseley kennt alle erdenklichen Linebacker-Positionen, da er seit Jahren überall einsprang. Er ist ein extrem physischer Spieler, der keine Probleme hat, auch schwierige Blocks aufzunehmen und den dahinter laufenden Ballträger zu attackieren. Moseley ist schnell genug um viele Tightend-Routen abzudecken und aggressiv genug um schnell kompromisslos den Weg Richtung Pocket zu suchen. Er ist allerdings kein herausragender Passrusher, weswegen er möglicherweise „nur“ in der ersten Runde vom Tablett gehen wird, und nicht schon in den Top-10.

Moseley stelle ich mir als tollen 4-3 OLB vor, der bei Not auch in die Mitte wechseln kann. Eine Mannschaft, die ein klares 4-3 spielt wie zum Beispiel Detroit (draftet an #10), könnte durchaus Interesse an so einem Spieler haben und ihn ziehen, auch wenn 4-3 OLB keine Premium-Position in der heutigen NFL mehr ist.

Als ähnlich kompletter Spieler gilt Christian Jones vom Landesmeister Florida State, der wie Moseley alles spielen kann. Jones ist gebaut wie der Linebacker-Prototyp, ist schnell, kennt vom College fast alle Positionen en detail. Es gibt viel Tape, in dem Jones als eine Art klassischer Defensive End mit den Händen im Matsch spielte, was nur zeigt, dass er auch ein guter Passrusher sein kann. Jones geht allerdings die letzte Physis ab, weswegen er kaum vor der zweiten Runde vom Tablett gehen wird. In einer halbwegs funktionierenden Mannschaft soll Jones recht schnell einlernbar sein.

Shane Skov kommt von Stanford und ist wie fast alle Stanford-Abgänger der letzten Jahre in erster Linie ein physischer Spielertyp, hart, kompromisslos. Skov soll allerdings von der Spielanlage her ein ziemliches Zwitterdings sein: Für die Weakside zu langsam, für die Strongside zu wenig physisch. Skov gilt als intelligenter Spieler, und intelligente Spieler werden immer einen Platz zumindest als brauchbare Backups in der NFL finden, aber er wird eher nicht zu einem three down linebacker zu formen sein, und deswegen kaum vor dem dritten Tag (also nicht in den ersten drei Runden) einberufen werden.

Ein Jordan Zumwalt von UCLA gilt da als flexibler wie Skov, aber auch als viel unerfahrener, viel weniger fein geschliffen. Zumwalt ist ein brauchbarer, aber kein wirklich explosiver Passrusher. Avery Williamson von Kentucky gilt als komplett festgenagelt auf die Position des Middle Linebackers. Williamson ist ein Bröckerl mit guter Beweglichkeit, aber er ist nicht schnell genug um mehr zu spielen als MLB – wobei: Wenn du dort deine Aufgaben souverän erledigst und es soweit bringst, dass alle Teamkollegen wissen, welcher Spielzug durchgesagt ist, hast du immer einen Platz in der NFL.

NFL-Draft 2014 Preview: Defensive Interior Line

Die Rahmenbedinungen habe ich hoffentlich gestern Abend schon halbwegs verständlich abstecken können, deswegen lasset uns gleich mal einsteigen in die schweren Jungs ganz vorne in der Defense Line, die Jungs, die Nose Tackle, Defensive Tackle oder 3-4 Defensive End in der Defensive Line spielen sollen, also Defensive Interior.

Wie immer zuerst der Verweis auf ausführlichere und besser unterlegte Quellen: Film Room von Philadelphia-Eagles.com mit Bo Wulf und Greg Cosell, sowie der entsprechende DraftCast von DerDraft.de. Die Klasse für die Defensive Interior Line gilt nicht als eine richtig herausragende, aber die Tiefe soll gut sein. Es gibt 1-2 wirklich gute Top-Prospects, eine okaye zweite Reihe und viele Talente, denen man zutraut, in den ersten Jahren den Depth-Chart mancher Teams aufzufüllen.

Nose Tackles

Louis Nix III - Bild: Wikipedia

Louis Nix III – Bild: Wikipedia

Für gewöhnlich sind die 3-4 Nose Tackles (0-tech) das die schwersten Jungs in der Defense, und sie spielen direkt vor dem Center. Das beste Prospect für den Draft 2014 dürfte Louis Nix III von der Notre Dame University sein, mit 1.87m und 150kg das, was John Madden einst das immovable object genannt hat, den Bolzen, den du nicht so einfach verschiebst. Nix ist nicht nur ein sehr spezieller Typ, der Fans und Medien abseits des Spielfelds auf sehr sympathische Weise zu unterhalten weiß, sondern auch ein Kaliber von Spieler.

Nix ist muskulös, trägt aber auch einen recht ansehnlichen Speckgürtel mit sich durch die Gegend, hat aber sehr flinke Fußarbeit und ist auf engstem Raum ziemlich beweglich. Nix verliert zwar manchmal das Gleichgewicht, wenn er nicht sofort im Spielzug aufpasst, von wem er nun gleich wie geblockt wird, und verbringt deswegen einige Zeit damit, von allein wieder von Boden hochzukommen. Aber Nix kann, wenn er schnell in den Spielzug kommt, mit seiner Power durchaus Blocker vor sich her- und in die Pocket hineinschieben. Nicht alle sind sich einig, dass Nix ein hervorragender NFL-Spieler wird, aber weil er auch durchaus den Nose-Tackle in einer 4-3 Defense geben kann, hat er den Vorteil, von mehr als einer Handvoll Teams gedraftet werden zu können.

Daniel McCullers von den Tennessee Volunteers packt im Vergleich zu Nix noch einmal 13 Zentimeter und 10kg obenauf und ist eine wirklich Respekt einflößende Gestalt in der Mitte einer Defensive Line. McCullers hat im Vergleich zu Nix den Nachteil, ausschließlich auf die 0-tech Position limitiert zu sein und keinerlei Beitrag zum Passrush beizusteuern.

Prospects 2014

Name              Rd
Aaron Donald      1
Louis Nix III     1-2
Timmy Jernigan    1-2
Ra’Shede Hageman  1-2
Stephon Tuitt     2-3
Dominique Easley  2-3
Will Sutton       2-3
Daquan Jones      4-7
Ego Ferguson      4-7
Anthony Johnson   4-7
Daniel McCullers  4-7
Kelcy Quarles     4-7
Justin Ellis      4-7
Shamar Stephen    4-7

Mayocks Top-5

  1. Donald
  2. Hageman
  3. Jernigan
  4. Nix III
  5. Easley

Im Vergleich zu McCullers sehen einige Teams der Louisiana Tech Bulldog Justin Ellis eine Spur vorn: Ellis ist etwas kleiner, etwas „schmächtiger“ (meine Fresse, 152kg) und möglicherweise einen Tick flexibler einsetzbar. Ellis ist halt wegen seines Colleges eine Ecke unbekannter. Ein Shamar Stephen von UConn ist dagegen mehr ein McCullers, groß, massiv gebaut, aber unbeweglich wie ein Holzstock und festgenagelt auf ein Leben im Einflussbereich des Mundgeruchs des Centers.

Eher eine Art 1-tech, also 4-3 Nose Tackle, ist der wichtigste und beste Spieler des letzten BCS-Finals, Timmy Jernigan von der Florida State University. Jernigan ist nur 135kg schwer, dafür aber beweglicher als ein Nix. Jernigan ist eigentlich ein guter Techniker, zeigte aber allzu oft die Tendenz, lieber über die Power zu kommen – das geht am College noch gut, aber in der NFL kannst du keine 70 Snaps en suite versuchen, deinen Gegenspieler zu überpowern. Alle bescheinigen Jernigan, früher oder später noch wertvoller im Passrush zu werden, aber für seinen Einstieg in der Liga könnte es das beste sein, wenn er erstmal ganz innen anfängt. Deswegen könnte Jernigan wie ein Nix ein Prospect für einen risikofreudigen General Manager gegen Ende der ersten Runde sein.

Kelcy Quarless von South Carolina ist größer als Jernigan, ist sehr quick, sehr schnell. Er gilt als der Spielertyp, den du auch mal einen Zone-Blitz spielen lassen kannst, sprich, den du in die Linebacker-Zone fallen lassen kannst. Quarless ist aber noch zu ungeschliffen für einen wirklich hohen Pick, und weil sich nicht alle trauen, seinen weiteren Karriereverlauf zu prognostizieren, wird er kaum vor den mittleren Runden gehen.

Teilweise sehr gut geschliffen, teilweise wie ein Anfänger, sieht Anthony Johnson von den LSU Tigers aus. Johnson war auch so ein Spieler, über den man immer las, er sei potenziell besser als das, was auf dem Feld bei rauskommt. Selbiges sagt man auch über seinen Teamkollegen Ego Ferguson. Ego ist im Vergleich zu Anthony aber flexibler und kann auch die Position spielen, die jetzt dran ist: DT.

Defensive Tackles

Die bekanntesten Tackles in der Defensive Line sind die 4-3 Defensive Tackles. Das sind die Jungs, die nicht ganz so voluminös gebaut, aber dafür exzellente Passrusher sind. Es sind die Tackles, die über die Innenseite Druck anbieten sollen. Um dahin zu gelangen, werden die Positionskollegen nebenan meistens so schematisch aufgestellt, dass die 4-3 Tackles möglichst oft 1-vs-1 Situationen gegen einen Guard bekommen, gegen den sie zu schnell, zu wendig sind.

Als höchst Eingeschätzter seiner Art gilt dieses Jahr Aaron Donald von der University of Pittsburgh. Donald wird zwar vorgeworfen, mit 1.85m und 129kg zu leichtgewichtig für die Schützengräben zu sein, aber das hat man einigen seiner Vorgänger auch schon gesagt, und einige von ihnen wurden Superstars. Der Vergleich, den man bei Donald oft liest, ist Geno Atkins von den Bengals, der auch als zu klein gewachsenes Prospect in die Liga kam und in kürzester Zeit zum Allstar wurde.

Donald hat im Unterschied zu Atkins allerdings schon am College hohe Ehren und viele Sacks eingefahren. Er gilt als extrem wendiger, sehr schneller Tackle mit hervorragender Technik. Er wird kaum einen Spieler überpowern, aber er schlägt dem Guard mit seinen Moves einfach die Hände weg und rennt an seiner Außenschulter vorbei, hinein in die Pocket, wo er dem Quarterback auf die Eier steigen kann. Donalds Antritt, sein erster Schritt in den Schützengräben, ist sein größtes Verkaufsargument, und weil fast alle Scouts glauben, dass man diese seine Fähigkeit 1:1 auf die NFL übertragen kann, wird er mit hoher Wahrscheinlichkeit relativ bald in der ersten Runde gedraftet werden. Allein seine fehlenden paar Kilos halten ihn davon ab, ein sichererTop-10 Pick zu sein.

Passrush über innen wird in der heutigen NFL immer wichtiger, weil dieser Passrush den kürzesten Weg zum Quarterback hat, und weil er direkt im Gesichtsfeld der Quarterbacks operiert. Ein Edge-Rusher ist natürlich auch wichtig, aber wenn ein Tackle immer schnell mitten durchbricht, kann das das Timing der Offense noch empfindlicher stören. Deswegen gelten auch die im Vergleich zu einem Donald minderwertigen Prospects als mittlerweile aussichtsreiche Kandidaten für die höheren Picks.

Will Sutton - Bild: Casey Sapio

Will Sutton – Bild: Casey Sapio

Ein Will Sutton zum Beispiel kommt von Arizona State in die NFL, und wäre dort – hätte er sich damals zum Draft gemeldet – im letzten Jahr ein 100%iger 1st-Rounder gewesen. Sutton hat ein wildes Erscheinen und ist enorm beweglich. Sein Problem im abgelaufenen Herbst waren seine schwachen Leistungen, die aber nicht allein auf ihn selbst zurückzuführen sind, denn sein Trainerstab verlangte von ihm eine neue Rolle, weiter innen in der Line, mit mehr angefressenen Kilos am Unterleib. Das bekam Sutton alles andere als gut, und statt 13 Sacks machte er nur noch deren 4 und fiel aus der ersten Runde.

Dominique Easley von Florida hat ein anderes Problem: Er ist ein rotes Tuch mit seinen vielen Verletzungen. Kreuzbandrisse in beiden Knien musste er schon behandeln lassen. Da denken Coaches lieber zweimal drüber nach, ob solche Spieler schon Sinn machen, aber angenommen, Easley hat Glück und kommt halbwegs verletzungsfrei in sein Profileben, ist er ein fantastisch explosiver Mann, den du locker auch Defensive End spielen lassen kannst. Easley gibt immer Vollgas und ist keiner, den man verdächtigen würde, sich im Spiel immer mal wieder ein Päuschen zu gönnen. Easley wurde bei Florida in allen erdenklichen Positionen und Formationen aufgestellt und konnte überall überzeugen. Ohne Verletzungen wäre er ein sicherer 1st-Rounder gewesen. Aber selbst mit den Verletzungen im Hinterkopf wird er spätestens am zweiten Tag (also 2./3. Runde) gezogen werden.

Die Hidden-Champs

Es ist die anonymste Position jeder NFL-Verteidigung: Der 3-4 Defensive End lebt meistens zwischen Doppeldeckungen, mit der einzigen Lebensaufgabe, zwei gegnerische Blocker auf sich zu ziehen, damit seine Mitspieler mehr Raum zum Atmen kriegen. Nur die allerbesten Passrusher unter den 3-4 Ends kriegen selbst oft den Luxus, 1-vs-1 operieren zu dürfen. Ein J.J. Watt oder ein Calais Campbell schafften von dieser Position aus den Durchbruch zu Superstars. Zu meiner Anfangszeit war Richard Seymour in New England der Prototyp des 3-4 Ends, aber selbst der atemberaubende Seymour war nur deswegen bekannt, weil New England so viele Titel gewann.

Stephon Tuitt von Notre Dame ist der am besten eingeschätzte Spieler für diese Position. Tuitt ist 1.98m und 143kg, er ist wendig, er ist kräftig. Am College spielte er 3-4 End, und deswegen könnte das Er ist so gebaut, dass er nicht auf diese Position beschränkt ist, denn mit seinen Passrush-Skills kann auch bei den Profis „seine“ Position sein. Weil er ein guter Passrusher ist, könnte man ihn durchaus auch weiter innen aufstellen, um eine Art 4-3 DT zu geben.

Ein Daquan Jones von Penn State ist extrem groß und schwer und damit wie gemacht für einen 3-4 End. Jones ist ein recht ordentlicher Passrusher und könnte auch weiter innen als 3-tech (also 4-3 DT) spielen.

Ra’Shede Hageman von der University of Minnesota ist ein Mann, bei dem es sich mehr lohnt, über seine persönliche Geschichte zu schreiben. Hageman wurde als Rashede Fox in katastrophalen Verhältnissen geboren, Vater schon vor der Geburt gestorben, und die Mutter musste sich prostituieren um ihre Drogensucht zu finanzieren. Ra’Shede wurde schließlich auf dem Klo eines Puffs aufgegabelt und tingelte hernach jahrelang mit seinem kleinen Bruder durch die Pflegefamilien. Er kam schließlich bei einem weißen Juristenpärchen unter, aber alle seine Freunde und Teamkollegen waren Schwarze. Deswegen traute er sich nicht, sich öffentlich mit seinen Eltern zu zeigen, mied den Kontakt zu ihnen, begab sich auf die Suche nach seiner selbst.

Hageman war auch am College kein einfach zu bändigender Knabe. Zum Einstieg war er in Kneipenschlägereien involviert und stand mehrfach wegen unterirdischer Noten vor dem Rauswurf, bis ihn der damalige neue Coach Jerry Kill, zweifelhaft berühmt geworden durch seine epileptischen Anfälle während den Spielen, rettete und seine Karriere in ruhigere Gewässer lenkte. Trotzdem ist Hageman umweht von Fragezeichen, was seinen inneren Willen angeht. „Trainingsfaul“ ist noch eine der netteren Umschreibungen, wenn es um seine Leistungsbereitschaft geht.

Hageman ist heute ein Spieler, der vom Potenzial und vom Körperbau her in die erste Runde gehört. Mit 1.99m ist er ein Hüne, der immer wieder geniale Momente andeutet, nur um die nächsten zwei Drives komplett abzutauchen. Hageman ist menschlich wie spielerisch ein Typ, der die Green Rooms von etlichen Teams spalten wird. Die Risikofreudigen werden versucht sein, ihn so früh wie möglich zu nehmen, da sie einen möglicherweise überzeugenden Spieler bekommen. Die Scheuen werden warten wollen.

Hageman spielt am besten 3-4 End oder eine Art Passrush-Tackle. Mit seiner Beweglichkeit wird er vielseitig einsetzbar sein und mit etwas Glück einen sehr wertvollen Anker einer Defense Line geben.

Ein neuer Ansatz für die Defensive-Front Seven

Die Offense-Positionen im Draft-2014 sind in allen möglichen Facetten abgearbeitet, so lasset uns zur Defense kommen. Wenn wir schon bei manchen Angriffsspielern Probleme haben, zwischen Back, Slotmann und Receiver zu unterscheiden, dann ist das, was sich in der Front-Seven der Defense offenbart, nichts anderes als Kraut und Rüben.

Ich halte es mittlerweile mit den Vorschlägen von Bill Barnwell und Robert Mays, die in ihren Grantland-Podcasts schon seit längerem versuchen, von den traditionellen NFL-Positionsbezeichnungen wie Defensive Tackle, Defensive End, Inside und Outside Linebacker wegzukommen. Diese alten Bezeichnungen haben zwar schon noch ihre Berechtigung, aber um Draft-Prospects zu kategorisieren, ist es viel, viel einfacher, eine neue Klassifizierung einzuführen:

  • Defensive Interior
  • Edge Rusher
  • Linebacker („Off-Ball Linebacker“)

Wichtig ist dafür, das Konzept der Gaps und Techniques verstanden zu haben, das ich im Sommer zu erklären versuchte (ein bisschen Formations-Häppchen kann man übrigens immer unter unserer Rubrik Football erklärt nachlesen).

Defensive Interior würde ich klassifizieren als den klassischen 3-4 Nose Tackle (0-technique), den 4-3 Nose Tackle (1-technique), den Defensive Tackle in der 4-3 Defense (3-technique), und die 3-4 Defensive Ends (häufig ein 5-technique) Spielertypen.

Edge Rusher sind für mich in erster Linie die klassischen Defensive Ends (5-technique in der 4-3, 9-technique) und die Outside-Linebackers in einer 3-4 Defense, deren primäre Aufgabe das Passrushen ist.

Linebacker im klassischen Sinn, also die Arbeit hinter der Defensive Line, sind für mich eher die 4-3 OLBs, der 4-3 Middle Linebacker (Mike / MLB) und die 3-4 ILBs, wobei bei den 4-3 OLB und 3-4 ILB durchaus zwischen Strongside (dort, wo der Tight End steht) und Weakside (dort, wo mehr Raum zum Operieren gegeben ist) zu unterscheiden ist: Der Strongside-Spieler ist oft eher der kräftige Typ, der Weakside-Spieler eher der wendige, der im offeneren Feld operiert. (Update 2017: Es kommt immer stärker der Begriff „Off-Ball Linebacker“ zu dieser Position auf)

Ich versuche mal, meine Interpretation der Front-Seven in zwei neuen Schemata farblich zu kennzeichnen. Die traditionellen Positionskennungen sind schriftlich festgehalten, die neue Interpretation ist farblich festgehalten.

3-4 Defense

3-4 Defense in neuem Look

3-4 Defense in neuem Look


4-3 Defense

4-3 Defense in neuem Look

4-3 Defense in neuem Look

Die Tech-Bezeichnungen sind nicht in Stein gemeißelt. Für gewöhnlich ist nur fix oder fast fix:

  • Der 3-4 NT ist ein 0-tech
  • Der 4-3 NT ist ein 1-tech
  • Der 4-3 DT mit Fokus Passrush ist ein 3-tech
  • Der 4-3 DE mit Fokus Passrush ist ein 5-tech bis 9-tech

Alles andere ist flexibel und hängt von der Auslegung des Abwehr-Trainerstabs ab. Damit sollte in wenigen Worten die Grundlage geschaffen sein für meine Drafteinträge zur Front-Seven… ab morgen.

Quarterbacks im NFL-Draft 2014, die Kärtchenhalter

Acht Quarterback-Talente mit erhöhtem Starter-Potenzial („Franchise-QB“) wurden auf diesem Blog bereits vorgestellt, aber es gibt noch weitere Jungs, die als Quarterbacks in den Draft 2014 gehen. Die meisten dieser verbleibenden Quarterbacks sind von der Anlage eher Leute, die sich als Backups profilieren könnten, aber auch wenn natürlich jeder amerikanische Junge Franchise-Quarterback sein möchte: Der Backup hat auch seinen Wert.

Die richtig guten Backups sind in der Regel die intelligenten Quarterbacks, denen der ganz große Wurfarm abgeht um dauerhaft alle dramatischen Würfe versuchen zu können, die aber ohne Tadel einspringen können, wenn es mal brenzlig wird, und dann nicht Seneca-Wallace like eine ganze Saison den Bach runtergehen zu lassen drohen. Die guten Backups geben im Training immer vollen Einsatz obwohl sie davon ausgehen müssen, auf Jahre hinaus den Starter nicht ersetzen zu können, und sie zeigen immer volle Unterstützung als Tafelhalter am Spielfeldrand.

Und manch einer hat sogar den Durchbruch zum Superstar geschafft. Frag nach bei Tom Brady. Wir wollen und können aber bradysche Freakgeschichten nicht prognostizieren und gehen mit dem, was wir wissen: Dass die verbleibenden QB-Typen in aller Regel eher die durchschnittliche graue Masse bilden, die sich als Nummer 2 und Nummer 3 in der NFL verdingt.

Für einen A.J. McCarron von den Alabama Crimson Tide muss sich so ein Schicksal ja fast schon schaurig anfühlen, nachdem McCarron in der erfolgreichsten College-Mannschaft der letzten Jahre gleich zwei National-Champions zu höchsten Ehren führen durfte und mit einer Schnitte von Freundin für landesweite Schlagzeilen sorgte.

McCarron spielte in Alabama die Rolle des klassischen Game-Managers: Man verlangte von ihm die lückenlose Ausführung eines limitierten Gameplans. McCarron musste nicht die ganze Latte an schwierigen Würfen abspülen, sondern konnte sich zwischen einer Ecke an super erfolgreichen Läufen hinter der besten Offensive Line im Lande damit begnügen, die eingestreuten Pässe sauber durchzuziehen. Den Rest machte die fantastische Defense.

„Game-Manager“ ist in Medienkreisen ein verpöntes Schicksal, aber nicht komplett einfach auszuführen, und McCarron hatte zugegeben auch immer mal wieder richtig gute Spiele (man denke da an die BCS-Endspielmontage von LSUs epischer 2011er-Mannschaft). Aber prinzipiell ist er mit seinem limitierten Wurfarm darauf angewiesen, dass alle Würfel für ihn richtig fallen, will A.J. eine mehrjährige Karriere als Stammspieler anpeilen.

Alle 2014er-
QB-Prospects

Name                 Rd
Teddy Bridgewater    1-2
Blake Bortles        1-2
Johnny Manziel       1-2
Derek Carr           1-2
Zach Mettenberger    1-2
Jimmy Garoppolo      2-3
Tom Savage           2-4
A.J. McCarron        3-5
Aaron Murray         3-5
Tajh Boyd            4-7
Logan Thomas         4-7
David Fales          4-7
Stephen Morris       4-7
Jeff Mathews         4-7
Dustin Vaughan       4-7

Links

Mayocks Top-5

(Update-Version)

  1. Manziel
  2. Bortles
  3. Carr
  4. Garoppolo
  5. Mettenberger
    Bridgewater

Als Spielertyp aussichtsreicher könnte da sogar sein Conference-Rivale Aaron Murray sein, der Quarterback von den Georgia Bulldogs, der in seinem Sportlerleben nichts mehr reißen muss um auf ewig in Erinnerung zu bleiben: Alles schon passiert, in einem grandiosen, wenn auch verlorenen Conference-Finale 2012. Murray gilt als besseres Prospect im Vergleich zu McCarron, aber mit 1.82m ist er einer der kleineren QBs im Draft, und er hat keinen wirklich strammen Wurfarm. Darüber hinaus ist Murray ein zu unbeweglicher Quarterback in der Pocket – und wir wissen mittlerweile, dass vor allem die kleineren QB-Anwärter besonders gute Mobilität brauchen um sich die Wurfbahnen notfalls im Alleingang frei zu schaffen.

Murray hat in dieser Offseason einen zusätzlichen Wettbewerbsnachteil, weil er sich von einem Kreuzbandriss erholen muss. In rekordverdächtigen fünf Monaten Reha schaffte er es immerhin so weit, dass er auf dem Campus schon erste Wurfübungen mit dicken Kniebändern ausführen konnte – Zeugnis seiner Kämpfernatur, aber echte Praxis konnte er nicht demonstrieren. Trotzdem gibt es den einen oder anderen Scout, der Murray möglicherweise in der dritten Runde gehen sieht: Ein innerlich getriebener Junge mit guter Technik, mit Entwicklungspotenzial, mit gestählten Nerven einer der größten und intensivsten Footballunis des Landes – zumindest zu einem sehr guten Backup könnte das bei Aaron Murray durchaus reichen.

Ein Mann, den viele noch Anfang Februar in die Top-10 des Drafts schreiben wollten, der aber mittlerweile völlig untergegangen ist: Tajh Boyd von den Clemson Tigers. Boyd fällt in eine Reihe großer College-QBs, die dann im Scouting-Prozess auseinandergenommen wurden, weil ihnen der letzte Tick an Standing, an Talent, an Feinschliff fehlt. Boyd war ein famoser College-QB. Als er in Clemson zum Stamm-QB wurde, waren die Tigers über Nacht die beste Offense der Atlantic Coast Conference, nachdem sie zuvor viele Jahre lang die schlechteste gehabt hatten. Boyd profitierte natürlich von Teamkollegen wie Sammy Watkins, Andre Ellington, DeAndre Hopkins, aber du kannst nicht leugnen, dass er ganz große Stats einfuhr.

Aber Boyd ist mit 1.85m ein eher kleiner QB, er ist nicht narrisch beweglich obwohl man bei ihm – beim Anblick eines schwarzen QBs – intuitiv an „mobil“ denken will, er hat keinen Monsterwurfarm, er ist ein relativ unpräziser Werfer auf den schwierigeren Routen. Boyd ist grauer Durchschnitt, der Typ QB, der nur dann Erfolg hat, wenn er eine 100% designte Offense spielen kann, die von großer eigener Defense schmarotzt und sich auf Fehlerminimierung beschränken kann. Viele Quarterbacks können das, und es gibt mit einem Dalton, einem Kyle Orton, einem Jason Campbell oder einem Tavaris Jackson haufenweise Beispiele, die in der NFL schon Spiele als Starter bestritten, und manche waren schon in den Playoffs. Aber in Summe ist das ganze wohl zu blass.

Wie bei Boyd könnte auch die NFL-Karriere von David Fales (San Jose State University) auf ein Leben als Backup hinauslaufen. Fales wäre ein gutes Prospect in einer Zeit, in der man mit einer reinrassigen Kurzpassoffense überleben kann, aber er hat einen sichtlich schwachen Wurfarm. Alles, was bei Fales über 15, 20yds fliegt, hängt stundenlang in der Luft und ist für NFL-Defensive Backs leichte Beute. Als klassischer Backup kommst du mit solchen Limitationen noch durch, aber um echte Franchise-Aussichten zu haben, müsste Fales gewaltig an Power hinter den Würfen zulegen, und es gibt nicht allzu viele Beispiele an wurfschwachen QBs, die plötzlich nach dem Wechsel zu den Profis einen auf Stafford machten.

Andererseits: Ein Alex Smith überlebt auch seit Jahren mit suspekten Würfen und relativ guter Präzision auf kurzen Routen. Aber Smith hatte wie auch immer den Bonus als ehemaliger #1-Pick, und später den Luxus einer fantastischen Defense.

Es gibt noch andere Quarterbacks für die späten Runden des Drafts. Ein Stephen Morris von der University of Miami/Florida ist so ein Mann, der immer wieder gutes Potenzial andeutet, aber Morris ist ein relativ immobiler Pocket-QB, der in jedem Spiel neben vier, fünf tollen Pässen viel Schrott einbaut. Ein Dustin Vonn Vaughan von der kleinen West Texas A&M University aus dem Unterhaus im College-Football wäre dagegen ein Mann mit exzellentem Arm, der aber selbst gegen laue Konkurrenz immer wieder massive Probleme gegen gegnerische Blitzes demonstrierte.

Fast alle dieser in diesem dritten Segment aufgezählten Quarterbacks werden erst ab der vierten Runde gedraftet werden, oder als ungedraftete Free-Agents in die Trainingslager gehen. Es gibt Gründe, weswegen sie im Draft durch die Boards fallen werden. In der Vergangenheit schafften trotzdem einige ihrer Artgenossen den Durchbruch (siehe Brady, siehe Romo, siehe Rich Gannon, siehe Trent Green, siehe Kurt Warner), und einige waren sogar richtig epische Spieler, aber es sind eben nur wenige. Vielleicht ist ein 2014er dabei – aber es ist völlig ausgeschlossen zu prognostizieren, wer es sein wird. Es ist der Griff in die Grube, und nur vielleicht bist du der Glückliche, der das Goldstück heraus zieht.

NFL-Draft 2014: Franchise-Quarterbacks, die zweite Garde

Im Schatten der QB-Sternchen von 2014 gibt es mindestens eine Handvoll Spielertypen, denen man im Schatten der Big-Three zutraut, sich im richtigen System mit dem richtigen Coach mittelfristig zu einem Spielmacher mit Starter-Qualitäten zu entwickeln.

Der 22jährige Familienvater Derek Carr hat sich im Schatten von Bridgewater, Bortles und Manziel zu einem heimlichen Favoriten vieler Teams hochgearbeitet. Carr kommt wie sein älterer Bruder David Carr von der Fresno State University in die NFL, aber er wird es zumindest als Prospect nicht so weit nach oben schaffen wie Dave, der 2002 vom damals neu gegründeten Team der Houston Texans als #1 overall einberufen wurde – und nach fünf wechselhaften Jahren als gescheitert galt.

Von den Anlagen kommt Derek als ähnlicher Spielertyp wie damals Dave in die Liga: Super Wurfarm, der es mit schier jedem in dieser Draftklasse aufnehmen kann, die Statur eines klassischen Franchise-QBs und auch die Mobilität, die man heute in einer NFL-Pocket braucht um zu überleben. Es gibt Momente, in denen sieht Carr einem mobilen Pocket-QB wie Rodgers in Green Bay verdammt ähnlich.

Das große Problem bei Carr ist sein College und die Conference, in der er spielte: Sie war ihm unterlegen. Carr sah am College quasi niemals Druck in seiner Pocket. Er spielte fast ausschließlich aus einer Shotgun-Offense, und er kennt den Rhythmus und das Timing einer klassischen 3 step oder 5 step oder 7 step Offense, die trotz neuer Elemente auch heute noch die NFL dominieren, nicht. Carr hat kaum mehr als eine Handvoll Snaps vom verlängerten Rücken des Centers aufgenommen. Insofern wird die NFL auf jeden Fall eine Umstellung für ihn sein.

Unabhängig davon wirst du in der NFL nicht mit 100 kurzen Screenpässen pro Spiel operieren können wie Carr am College. Dort vermied man damit auch nur leiseste Anflüge von Passrush. Die NFL gibt das nicht her, und dummerweise gab es auch in der Offseason für Carr keine ernsthafte Chance, diese Zweifel zu widerlegen.

Carr ist ein spannendes Prospect. Es gibt Teams, die ihn einem Bridgewater oder Manziel vorziehen würden. Er hat auf alle Fälle die Grundskills für einen Stamm-QB. Aber die hatte sein Bruder Dave auch, und der fiel in der NFL auseinander, weil er den Passrush nicht ertragen konnte. Es ist vielleicht unfair, Derek mit Dave gleichzusetzen oder auch nur zu vergleichen, aber du könntest viele von den Prospects als Beispiel heranziehen – als Beispiel, dass ein Leben mit Passrush eben ein diametral anderes Leben ist als eines bei Fresno State.

Ein Außenseiterkandidat darauf, in der ersten Runde vom Tablett zu gehen, ist Zach Mettenberger von der Louisiana State University. Mettenberger ist wie Carr 100%ig wie ein Franchise-QB gebaut, er hat den Wurfarm und die Statur des klassischen Pocket-Passers. Bei Mettenberger ist eher das Problem, dass er sich auch bewegt wie ein klassischer Pocket-Passer. Ihm klebt der Beton an den Füßen, was ihn limitiert in seiner Fußarbeit in der Zone, in der du in der NFL zu 90% dein Leben verbringst und in der du wenigstens mit zwei Tippelschritten dem Passrush ausweichen musst. Das macht Mettenberger eher zu einem QB-Typen, den die NFL vor 15 Jahren so heiß liebte.

Mettenberger kann von sich behaupten, dass er NFL-ähnliche Spielzüge schon am College sah. Das kommt unter anderem davon, dass einer seiner Offense Coordinators Cam Cameron war, der in der NFL in den letzten Jahren von San Diego über Miami zu Baltimore schon die Plays kreierte. Mettenberger ist nicht der präziseste Werfer unter der Sonne, aber er steht auch im Angesicht eines Defensive Ends seinen Mann und hat die Traute, notfalls bis zum letzten Moment zu warten um seinen schwierigen Pass anzubringen.

Mettenberger ist zwar schon 23, hat aber nicht die allermeiste Erfahrung, was unter anderem an einem College-Wechsel vor drei Jahren lag. Mettenberger war einst Quarterback an der University of Georgia, wo er als gehyptes Talent rausgeschmissen wurde, weil er sich zu viel und zu handfest in den Studentenkneipen von Athens herumtrieb. Er musste die Uni verlassen, aussetzen und konnte sich bei LSU auch erst im zweiten Jahr richtig als Starter etablieren. Er ist viel mehr long shot, als man meinen möchte, und er hat einen entscheidenden Nachteil für 2014: Sein Kreuzbandriss verhinderte ernsthafte Trainingseinheiten für diese Offseason.

Ein Team, das nicht sofort, sondern erst mittelfristig einen Quarterback braucht, könnte ihn ziehen und ihn ein Jahr lang ausheilen und langsam entwickeln lassen. Ist es ein mutiges Team, geht Mettenberger in der ersten Runde. Ist es kein mutiges Team, wird Mettenberger fallen, weil er nicht per Knopfdruck auf das Feld geschickt werden kann, aber er wird nicht unter die zweite Runde fallen.

Von den rohen körperlichen Anlagen ist Jimmy Garoppolo eine talentiertere Version von Carr und Mettenberger, aber Garoppolo hat ein großes Problem: Er kommt von einem sehr kleinen College. Wenn Fresno State ein kleines Footballteam hat, dann ist die Eastern Illinois University ein Winzling für die Verhältnisse im College-Football. Garoppolo spielte dort in der FCS, der zweiten Ebene des College-Sports, und er sah fast nie ernsthafte sportliche Konkurrenz. Das muss kein zwingendes Totschlagargument sein; ein Flacco kam auch aus der FCS, wurde in der ersten Runde gedraftet, entwickelte sich zu einem passablen QB und gewann sogar die Superbowl.

Garoppolo durfte am College fast ausschließlich Kurzpass- und Mitteldistanz-Offense spielen. Dort glänzte er mit traumwandlerischer Sicherheit und der Präzision eines chinesischen Küchenbeils, aber man weiß nicht, wie gut sein tiefer Ball ist. In kurzen Hosen auf dem Trainingsplatz feuert Garoppolo die Bomben millimetergenau in die Arme seiner Receiver, aber man hat es ihn nie gegen halbwegs ernst zu nehmende Konkurrenz machen sehen. Man weiß nicht, wie er auf engere Deckung seiner Anspielstationen reagieren wird.

Und man weiß nicht, was passiert, wenn er aus seiner Comfort Zone gelockt wird, wenn er plötzlich lange 3rd-Downs spielen muss, in denen der Gegner weiß, was kommen wird, und vom Quarterback trotzdem verlangt wird, dass der Pass präzise ankommt. Das macht Garoppolo zu einem Kaliber für zumindest die zweite Runde, aber aufgrund der fehlenden Erfahrung gegen gute Konkurrenz wird es fast sicher nicht mehr.

Die Wundertüte Garoppolo ist aber nix gegen den neuesten Hype-QB, den die letzten Wochen hervorgebracht haben: Tom Savage von den Pittsburgh Panthers. Ich muss gestehen, ich musste erst einmal den Namen recherchieren, als Lance Zierlein Mitte April die Hosen runterließ und via Twitter „auf Geheiß von Scouts“ Savage in seinem Mock-Draft an #33 nach Houston transferierte.

Man war nicht der einzige, der sich verwundert die Augen rieb, und es dauerte keine zwei Wochen, da war Savage von tausend Scouting-Reports zerlegt, charakterisiert und archiviert. Das Profil dieses Quarterbacks ist grotesk: Er ist ein Hüne mit waffenscheinpflichtigem Wurfarm, halbwegs beweglich um dem Passrush auszuweichen, aber mit der Fußbarbeit eines hyperaktiven 14jährigen und der Passgenauigkeit eines einarmigen alten Opas, der als Student zweimal das College wechselte, weil er Probleme hatte, sich den Starter-Job zu sichern.

Savage begann seine Karriere als vielversprechendes Talent bei Rutgers, verletzte sich aber und floh vom College, als er nach der Genesung den Posten von seinem Backup zurückholen musste – und verlor. Ging nach Arizona, wo nach einem weiteren Jahr der Run/Spread-Coach Rich Rodriguez kam – und floh. Ging nach Pittsburgh, wo er in einer NFL-ähnlichen Offense halbwegs solide aussah.

Savage bietet von fern betrachtet massiv Potenzial, aber wenn Front-Offices in der NFL eines gelernt haben sollten, dann dass jahrelange fragwürdige Wurfgenauigkeit eines College-QBs fast ohne Ausnahme in fragwürdiger Wurfgenauigkeit in der NFL endeten. Und unpräzise Werfer mit Granatenarm sind frustrierender als präzise Werfer mit schwachem Wurfarm: Letztere ersetzt du bei der ersten Gelegenheit. Mit ersteren plagst du dich jahrelang als hoffender Enttäuschter bis zu deiner Entlassung. Savage liest sich wie ein 6th-Rounder, wird aber möglicherweise tatsächlich in der zweiten oder dritten Runde vom Tablett gehen.

Es gibt noch einen ähnlichen Spielertypen: Logan Thomas von den Virginia Tech Hokies. Ich verfolge Thomas seit einigen Jahren intensiver als das übliche QB-Prospect, denn Thomas umgibt, seit er auf den Campus kam, eine ganz eigene Aura des nie eingelösten Wunderspielers: Man sagte von ihm, er sei eine jüngere Kopie von Cam Newton, und tatsächlich ist Thomas fast identisch gebaut, hat einen identisch starken Wurfarm, ist ähnlich mobil, hat ähnliche Trefferquoten… allein, Thomas schaffte nie annähernd den Durchbruch.

2012 war er eine mittlere Katastrophe mit einer Completion-Rate in Tebow-Regionen und dem Selbstvertrauen eines Gabbert, aber dann dachte sein Head Coach Frank Beamer – einer der ganz alten Schule („Beamerball“ = Football gewinnst du mit Defense und Special Teams) – überraschend doch noch um und stellte Thomas einen neuen OffCoord zur Seite. Das Auftaktspiel 2013 gegen Alabama war noch eines der grottigsten, aber mit zunehmendem Saisonverlauf soll sich Thomas immer weiter gesteigert haben.

Greg Cosell sieht in Thomas den besten Werfer der 2013er-Klasse, den mit der saubersten Wurftechnik – allein, was ist die wert, wenn dieser beste Werfer mit dem schärfsten Wurfarm immer wieder selbst einfache Drittklässlerwürfe verfehlt? Cosell sieht Thomas als reiferes QB-Prospect an als es Cameron Newton vor drei Jahren war (wir wissen, wie das endete), als einen, den ein guter Trainerstab mit Geduld vielleicht zurecht biegen kann.

Das Hauptproblem neben seinen regelmäßigen rätselhaften Würfen ins Nichts sind seine langsamen Augen. Thomas hat Probleme, das Spielfeld schnell abzuchecken und intuitiv den gleich sich öffnenden Mann zu identifizieren. Es gibt Trainerstäbe, die meinen, das ist ein Problem, das man beheben kann, aber prinzipiell wirkt ein Thomas wie ein Savage: Der Coach, der meint, dieses Talent so ohne weiteres hinbiegen zu können, könnte letztlich daran zerbrechen.