Auch das zweite Saisonspiel der San Diego Chargers war ein äußerst bemerkenswertes. Das liegt nicht nur an der „Ball-Control Offense“, die die Chargers auspackten (115 Snaps im Spiel, 75 davon von der Chargers-Offense), nicht nur am Ergebnis (Sieg über den Superbowl-Champion), sondern auch an der Art und Weise, wie die Mannen von Head Coach Mike McCoy auftreten. (Angesichts des diesmal brillanten Gameplans lassen wir die Kritik an den fehlenden 2pts-Conversions des Mike McCarthy für einmal außen vor)
San Diego exekutierte die Basics zur Perfektion in dieser Partie gegen die Seattle Seahawks. Seattle war nicht mal „schlecht“. Seattle machte eine gute Partie trotz einiger Fehler, aber San Diego war an diesem Tag schlicht den Tick überzeugter, präziser, mutiger. Und San Diego brachte die gefürchtete Legion of Boom letztlich an den Rand der konditionellen Erschöpfung.
Die Touchdowns machte TE #85 Antonio Gates, einst der beste Tight End der Liga und in den letzten Jahren so abgewirtschaftet. Gates wirkte am Sonntag wie komplett von Grund auf neu erfrischt. Aber der wahre Star ist und bleibt QB #17 Philip Rivers: 28/37 Pässe complete, davon zumindest wieder einer der TD, in dem ihm ein Verteidiger wie eine Klette am Wurfarm hing, und Rivers den fast schon verlorenen Ball irgendwie noch an seinen Mann Gates brachte.
Rivers ist messerscharf auf den kurzen Routen. So gut habe ich ihn letztens in den famosen Jahren zwischen 2008 und zirka 2010 erlebt. Rivers steht mit einer Eiseskälte im herannahenden Passrush seinen Mann, das ist in der NFL ungesehen.
Das Laufspiel der Chargers ist zwar nicht der Rede wert (37 Rushes, 2.0yds/Carry) und ich hätte zumindest ein Drittel der Run-Plays durch Passspiel ersetzt, aber es hielt immerhin die Uhr am Laufen.
Viel Wirbel wird um die Tatsache gemacht, dass CB #25 Richard Sherman von den Chargers so furchtlos angespielt wurde. WR #13 Keenan Allen soll sich sogar zu einer Aussage hinreißen gelassen haben, Sherman sei bloß ein durchschnittlicher Manndecker. Ich würde da aufpassen. Selbst die besten Cornerbacks werden in der heutigen Liga häufig angespielt, u.a. schlicht, weil sie oft den besten gegnerischen Receiver decken. Es wäre auch nicht so, dass Sherman in seinen 5 oder 6 Anspielen tief verbrannt worden wäre; es waren die kurzen Dinger. Die, die selten großen Schaden anrichten…
…außer natürlich, du spielst gegen San Diego mit seinem tödlichen Kurzpassgewichse. Das geht nämlich häufig nicht gut, weil du dir damit keine Fehler erlauben darfst und so geduldig spielen musst. Just genau das schafften die Chargers aber. (alle bedeutenden Drives zwischen 6 und 12 Plays lang). Aber Sherman trifft nur bedingte „Schuld“: Gates, der den meisten Schaden anrichtete, war meistens gegen einen Linebacker oder SS #31 Chancellor gematcht.
Das Spiel sagt letztlich wohl mehr über die Chargers aus als über die Seahawks. Die sind und bleiben eines der drei, vier besten Teams im Lande. Selbst die besten können an einem suboptimalen Tag von einem herausragenden Gegner geschlagen werden – und so weit waren die Hawks auch nicht von einem Erfolg entfernt. Nur ganz wenige Offenses in der NFL können einen derartigen Stil durchziehen – und selbst den Chargers gelingt sowas nicht jeden Tag.
Sie sind absolut auf Superbowl Kurs, also die Chargers…der 41:1 Tipp vor der Saison war gar nicht mal so übel.
Die Chargers hatten über 40 Minuten (42:15) den Ball, das sind 70% der gesamten Spielzeit, sehr beeindruckend. Dafür haben die Seahawks mit ihren nicht einmal 18 Minuten (17:45) doch einen Haufen Punkte aufs Scoreboard gebracht.
„tödliches Kurzpassgewichse“ 😉 geile Umschreibung – da war kein Gegenankommen.
Ich hab auf meinem Twitterfeed fast genauso das ganze Spiel über über Rivers geschwärmt. Hat extrem Spaß gemacht, ihm zuzuschauen. Sein Gefühl für das Spiel, ist sagenhaft.
Die Seahawks haben gegen ein stark spielendes Team verloren, obwohl die Defense lange nicht so dominant ausgesehen hat. Die Offense hingegen war in der kurzen Zeit ziemlich effektiv. Scheint, als hätten sie da nochmal einen Sprung gemacht.
Es ist im Artikel kurz angeschnitten, sollte aber denke ich nochmal klar erwaehnt werden: die Temperaturen waren heftig an dem Tag, das war sicherlich ein mitentscheidender Faktor. Genauso wie letzte Woche als New England in Miami unterging.
Wir reden gerne ueber den Heimvorteil von Teams wie Green Bay, Seattle oder New England, vor allem ab November wenn es grausam wird von den Temperaturen her, aber man sollte den Sueden im September nicht vergessen. In San Diego hatte es 35 bis 40 Grad, wenn du aus dem Norden kommst, dann bist du an solche Temperaturen nichtmal ansatzweise gewoehnt und wenn du spielst wie du es bei 20 oder weniger Grad gewohnt bist, dann ist es kein Wunder wenn du nach der Haelfte der Zeit konditionell am Sand bist.
Ich will San Diego hier die Klasse nicht absprechen, aber der Vorteil der Suedteams wird grade bei uns gerne uebersehen, weil man Hitze im TV einfach nicht gut rueberbekommt. Aber die physischen Auswirkungen sind aehnlich extrem wie wenn im Winter diese Teams in den Norden kommen und im Schnee und Eis den Eindruck erwecken, dass es sich um Spieler handelt, die nichtmal in europaeischen Lige reuessieren koennten.
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