NFL Power Ranking 2014, Week 13: Falsch ist richtig scheint falsch

Einer der spannendsten Moment des NFL-Sonntags war die Field-Goal Entscheidung von Head Coach John Harbaugh bei Baltimore Ravens vs San Diego Chargers: Harbaugh ließ mit 2:27 Minuten auf der Uhr und einer 30-27 Führung bei 4th-Down und 4yds to go ein Fieldgoal von der 13yds-Line schießen – das Äquivalent zu einem 33yds Fieldgoal.

Keith Goldner hat die Entscheidung in all ihren Einzelheiten unter die Lupe genommen und wenig überraschend herausgefunden, dass es die falsche Entscheidung war. Es war die falsche Entscheidung, weil NFL-Headcoaches – ja vielleicht, weil wir Menschen – so gestrickt sind, dass wir manchmal die besseren Entscheidungen treffen, wenn man uns dazu zwingt.

Sprich: Ein Team, das in den letzten Augenblicken eines Spiels vier bis sechs Punkte in Rückstand liegt, ist oft viel aggressiver als ein Team mit genau drei Punkten Rückstand. Letzteres versucht sich oft am Garrett- oder Schwartz-Phänomen, an der 30yds-Line Laufspiel einzuführen und dann mit einem 50yds-Kick maximal den Ausgleich zu suchen (und oft sogar daran zu scheitern!). Die blanke dunkle Vorahnung lässt sie zu konservativ werden.

Teams, die Touchdowns scoren müssen, trauen sich deutlich mehr. Und sie machen häufiger den Touchdown, denn aggressive Offense ist oft besser als aggressive Defense – wie in diesem Fall die Chargers, die verzweifelt auf Touchdown gehen mussten um einen Wildcard-Konkurrenten nicht entwischen zu lassen. Und gewannen.

Wie fatal die scheinbar „sichere“ Sechspunkteführung häufig ist, zeigt auch Brian Burkes Modell in verlinkter Analyse: Die situativen Wahrscheinlichkeiten sind nicht mehr ganz up to Date, aber allein der Punkt, dass die Ravens mit einem verschossenen (!) Fieldgoal die höhere Siegwahrscheinlichkeit gehabt hätten als mit dem gelungenen, lässt aufhorchen.

Es ist kein Knick in der Optik und kein Knick in den Zahlen.

27-33 mit 2:27 Minuten to go und Start von der eigenen 20yds Line (nach Kickoff) war historisch gesehen in der NFL der letzten 15 Jahre die bessere Situation als 27-30 Rückstand mit 2:27 Minuten to go von der eigenen 21yds Line (nach verschossenem Fieldgoal).

Es war eine Situation, die mich frappierend erinnerte an die Superbowl 2010/11, als die Green Bay Packers in einer ähnlichen Situation auch den Kick versuchten, und auch dort hätten sie besser ausgespielt, ja sogar besseren den Kick daneben gesemmelt, als ihn zu verwandeln. Das ist nicht intuitiv, aber historisch richtig. Jene Situation ging letztlich unter, weil die Packers den Titel trotzdem holten. Die Ravens 2014 waren nicht so glücklich.

Der zweite Punkt, der interessant ist: Das Modell baut auf historischen Zahlen auf. Und die Historie zeigt auch die unbewusste Schwäche der Menschen, die aus lauter dunkler Vorahnung eine scheinbar bessere Situation (3pts Rückstand, 2:27 to go) in eine schlechtere verwandeln, weil sie lieber den „sicheren“ Ausgleich nebst Overtime mitnehmen als den Sieg zu suchen – den Sieg, den sie suchen, wenn man sie dazu zwingt. Zum Beispiel, indem man ein Fieldgoal zur Sechspunkteführung schießen lässt. Weiterlesen

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