Heute Nacht um 2h MESZ starten die Stanley Cup Finals in der NHL zwischen den Tampa Bay Lightning, die Heimrecht besitzen, und den Chicago Blackhawks. Es ist ein Finale, bei dem viele vom letzten Halali der Blackhawks-Generation gegen die jungen, sehr unerfahrenen Bolts schreiben. Rein spielerisch betrachtet sieht die Finalserie weniger Gegensätze: Man könnte sagen, dass hier zwei Ebenbilder aufeinander treffen. Nach den Jahren, in denen die wuchtigen, physisch starken Truppen wie Boston oder Los Angeles die Endspiele bestritten, läuft Tampa Bay gegen Chicago auf schnelles, passstarkes Eishockey hinaus.
Die NHL ist historisch betrachtet eine Liga der großen Dynastien. In den 60er Jahren dominierten die Toronto Maple Leafs, ehe in den 1980er Jahren die New York Islanders und Edmonton Oilers über Jahre die Pokale abräumten, und über allen schwebten die Montreal Canadiens mit zwei Dutzend Stanley Cups in ihrer Geschichte über alle Epochen.
In der modernen, Salary-Cap gesteuerten NHL, kommen die Blackhawks dieser Tage dem Ideal der Dynasty am nächsten: 2010 und 2013 gewannen sie die Meisterschaft, letztes Jahr (und 2009) scheiterte man erst im Semifinale. Dieses Jahr also die Chance auf den dritten Ring in sechs Jahren – und vielleicht ist es die letzte Chance auf Jahre hinaus.
Denn: Chicago kämpft gegen das Monster „Salary-Cap“. C #19 Jonathan Toews und RW #88 Patrick Kane werden ab Herbst unter neuen Verträgen spielen, die 22 von ca. 70 Mio. Gehaltsbudget fressen – analog der NFL wirst du unter diesen Umständen immer Probleme mit geringerer Kadertiefe haben. Zudem hat man sich mit dem Vertrag für #81 Marian Hossa auf Jahre in Kalamitäten gebracht – aber bei erneutem Titel fragt keiner nach.
Tampa Bay dagegen steht noch recht am Anfang seines Lebenszyklus. Ähnlich wie die Blackhawks hat das Front-Office das Team in erster Linie über den Draft zusammengestellt, und die meisten der Leistungsträger sehen das Endspiel zum ersten Mal.
Aller Jugend zum Trotz schalteten die Bolts in den Playoffs mit Detroit, Montreal und New York gleich drei Original Six Teams mit Jahrhunderten an Hockey-Tradition aus. Verantwortlich für den Erfolg ist in erster Linie die Offensive, die zwar nur aus zwei echten Reihen besteht, aber, Baby: Was für Reihen!
LW #18 Ondrej Palat, C #9 Tyler Johnson, RW #86 Nikita Kucherov war das beste, was die Playoffs dieses Jahr geboten haben und sorgte immer wieder für Spielabschnitte mit sensationellem Angriffs-Hockey, das dir Pipi in die Augen trieb (zusammen 28 Tore und 48 Scorer-Punkte in 20 Spielen). Seit auch der Wunderknabe C #91 Steven Stamkos vor einigen Wochen wieder zu seiner Form gefunden hat, hat Tampa auch eine veritable zweite Reihe, die die durchaus nicht immer sattelfeste Blackhawks-Defense in Kalamitäten bringen kann.
Ähnlich wie in Tampas Offense lädt Chicago viel Druck auf seine dünne Abwehr, wo der atemberaubende #2 Duncan Keith über 31 Minuten pro Spiel absolviert und der erste Favorit auf den MVP im Siegfall sein dürfte. #4 Niklas Hjalmarsson, #7 Brent Seabrook und #27 Johnny Oduya komplettieren die Abwehr mit 26 bzw. 25 und 25 Minuten Spielzeit – dahinter fällt die Qualität sehr rasch ab.
Chicago hat vor allem im Angriff die tiefer besetzte Mannschaft mit drei oder gar vier endspielwürdigen Reihen. C Toews istnatürlich nicht erst seit seinen Treffern in Game 7 gegen Anaheim eine bekannte Größe, RW Kane spielt seit der Rückkehr von der Verletzung auf MVP-Niveau mit 20 Scorerpunkten in den Playoffs. In der dritten Reihe läuft mit C #91 Brad Richards übrigens der Mann auf, der beim einzigen Titelgewinn des Gegners Finals-MVP war (das war anno 2004 vor dem Spielerstreik).
Es ist auch ein Finale des suspekten Goaltendings. Sowohl Chicagos #50 Corey Crawford als auch Tampas #30 Ben Bishop gelten als bestenfalls Durchschnitt, und beide wurden schon in den Playoffs für katastrophale Böcke gebencht.
Vom Style her sind es beides Mannschaften, denen ich gerne zuschaue. Deswegen habe ich mich lange auf keine Finalserie mehr so gefreut wie diesmal. Chicago geht den Buchmachern nach als leichter Favorit ins Finale. Die Termine:
- 3./4. Juni, 2h MESZ in Tampa
- 6./7. Juni, 1h15 MESZ in Tampa
- 8./9. Juni, 2h MESZ in Chicago
- 10./11. Juni, 2h MESZ in Chicago
- 13./14. Juni, 2h MESZ in Tampa
- 15./16. Juni, 2h MESZ in Chicago
- 17./18. Juni, 2h MESZ in Tampa
Ich weiß wir haben jedes Jahr um diese Jahreszeit die gleiche Diskussion, aber warum schreibst du nicht mal was über die NBA. Immerhin gehen hier in der Nacht von Donnerstag auf Freitag ebenfalls die Finals zwischen den Caveliers und den Warriors los 🙂 !!!
Diese Finals versprechen unglaublich zu werden. LeBron vs. Curry 🙂 !!!
Vielleicht, weil Interesse und Zeit fehlen, auch nur eine Minute der Saison gesehen zu haben?
Das kannst nur du wissen 🙂 !!!
Ich kann dir diese Liga auf jeden Fall nur ans Herz legen 🙂 !!!
Lieber Zillasch,
deine Begeisterung in allen Ehren aber nur weil man American Football Fan ist, muss man nicht auch Basketball Fan sein. Die beiden Sportarten haben ungefähr so viel Gemeinsamkeiten wie Fussball und Tennis.
Der Blog hier beschäftigt sich sehr eingehend mit der NFL und möchte Hintergrundwissen sowie Meinungen auf wissenschaftlichem Niveau liefern. Da wäre es ein bisschen sehr viel verlangt, ähnliches für eine andere Sportart zu fordern, zumal ja die Blogbetreiber vor nicht alzulanger Zeit geschrieben haben, dass sie kürzer treten werden.
Aus diesem Grunde habe ich mich auch zurück gehalten eine Forderung nach einer Sezierstunde über die Patrioten zu stellen
die hingegen wird noch kommen 😉
Sezierstunde ueber die Patriots?! Das hoert sich doch seeehr gut an 🙂
Heute wandert die Serie nach Chicago. Die ersten beiden Spiele waren sehr merkwürdig, zwar spannend aber nicht so mitreißend wie erhofft.
Die Bolts zwar mit einem aktiveren zweiten Spiel im Vergleich zu der Betonmischer Taktik von Game 1, aber die 1st Line kein Faktor. Kucherov enttäuscht mich total, auch Johnson. Die Bullys von Tampa sind unterirdisch und die ganze Offense irgendwie Out „of Sync „.
Die Hawks in Game 1 mit viel Glück, dass das Spiel im dritten Abschnitt noch gedreht wurde. Aber mit zu wenig Struktur im Spiel, auch nicht gegen die offenere Bolts Mannschaft in Game 2.
Bin sehr gespannt, ob die Serie nun im United doch noch die Erwartungen erfüllen kann. Bei den Bolts könnte es zu einem Goalie Wechsel kommen weil Bishop verletzt ist. Ob aber der Rookie Goalie die besseren Alternative ist, wird sich zeigen.
Wie seht du / ihr das ganze bis jetzt?
Eigentlich ähnlich, wobei man bei der Kritik an der Tampa-Offense auch einwenden könnte, dass Chicago bislang ebenso nur von seiner 3ten und 4ten Reihe herausgerissen wird, nachdem die Star-Reihen um Toews und Kane ziemlich pulverisiert wurden.
Die Pacquette-Reihe findet ich bislang extremst überzeugend. Chicago hatte am Sonntag auch 120sek vor Schluss schon den sechsten Feldspieler drin und trotzdem hielt die Defense mit Rookie-Goalie.
Insgesamt können beide Teams also auch Positives aus den ersten Spielen ziehen, wenngleich Chicago natürlich den Auswärtssieg in der Tasche hat.