ACC (Florida State 2013) und Big Ten (Ohio State 2014) haben die letzten beiden Landesmeisterschaften gewonnen, die Pac-12 gilt als reichste und innovativste Liga, aber die Southeastern Conference (SEC) bleibt die stärkste Liga im College Football. Das zeigt die Übersicht der einzelnen Conferences im Simple Ranking System in der letzten Saison: Die SEC ist mit deutlichem Abstand die beste Conference:
Heute widmen wir uns der SEC East Division, der schwächeren der beiden SEC-Divisionen. Der Split der SEC-East Unis sieht so aus:
Schaut man sich diese Übersicht an, so würde man auf den ersten Blick nicht vermuten, dass der Endspielvertreter dieser Staffel die Missouri Tigers waren. Tatsächlich verlor Mizzou das direkte Duell gegen Georgia auch sang- und klanglos mit 0-34. Weil Mizzou abseits dieses Debakels unbeschadet blieb, Georgia aber gegen Florida und South Carolina zwei Eier legte, kam es zu einem letztlich überraschenden Ergebnis.
Missouri Tigers
Damit hat Mizzou in drei Jahren Mitgliedschaft in der SEC gleich zweimal das Endspiel erreicht. Als echte Bereicherung wird diese eher kleine, nicht überaus spektakuläre Mannschaft damit noch nicht wahrgenommen, aber um im tiefen US-Süden mit seinen vielen Ressentiments wirklich für voll genommen zu werden muss wohl mindestens ein klarer Conference-Triumph her. Der wird… dieses Jahr bestimmt nicht kommen.
Das Team von Headcoach Gary Pinkel ist heuer deutlicher Außenseiter in der SEC East. Nicht bloß die 4-1 Bilanz in engen Spielen schreit nach Regression, sondern auch der Verlust aller Wide Receiver von Format sowie das nicht zu haltenden Turnover-Glück in den Schlussvierteln, in denen sich vor allem der mobile QB Maty Mauk schadlos halten konnte. Die Offense wird diese Saison vor allem davon bestimmt sein, ob das Laufspiel um RB Russell Hansbrough, der ultimative boom or bust Back.
In der Defense holte sich Pinkel nach drei Jahren seinen alten Weggefährten DefCoord Barry Odom aus Memphis zurück, was vor allem der Vielseitigkeit der Formationen zugute kommen soll. Flexbile Schemes werden auch notwendig sein, denn in Shane Rey/Markus Golden muss man insgesamt 23 Sacks ersetzen.
Georgia Bulldogs
Der klare Favorit auf den Divisionssieg sind die Georgia Bulldogs aus Athens, und das obwohl ihnen der Ruf vorauseilt, es zu oft in „entscheidenden“ Momenten zu vergeigen. Das mag daran liegen, dass Georgia in der Ära von Headcoach Mark Richt aus meist überragendem Spielermaterial (im Recruiting ist man landesweit ein Stammgast in den Top-5) zu wenige Conference- und noch keinen Landesmeistertitel gewonnen hat.
Georgias bedeutendster Offseason-Move war die Einstellung von OffCoord Brian Schottenheimer, der Mike Bobo ablöst und von Tag 1 an wie früher Bobo der gehassteste Mann am Campus sein dürfte. Schottenheimer eilt aus der NFL kein guter Ruf voraus, aber er hat den Luxus, in Georgia nicht viel innovativ-Neues machen zu müssen. Er darf es nur nicht verscheißen.
Georgias Stärke ist die Run-Offense, respektive RB Nick Chubb. Chubb ersetzte letztes Jahr mitten in der Saison Todd Gurley (bei dem wir wissen, wie geil die NFL auf ihn war), und Chubb brachte es fertig, noch effizienter als Gurley zu sein: 219 Rushes, 1547yds, 14 TD, 7.1yds/Carry. Chubb ist der Motor, der diese Offense antreiben wird, und seine Backups sind Sony Michel (als Highschool-Prospect noch gehypter als Chubb) sowie der lange Jahre überragende Keith Mitchell, der leider zu häufig verletzt ist.
Fragezeichen gibt es auf Quarterback, wo man Hutson Mason ersetzen muss. Als Favorit auf die Nachfolge gilt QB Brice Ramsey, der einen ordentlichen Einstand in Kurzeinsätzen hatte, aber Richt/Schottenheimer scheinen sich wenige Tage vor dem Season Opener noch nicht recht festgelegt zu haben.
In der Defense von DefCoord Jeremy Pruitt hat man diesmal keine All-Star Truppe zur Auswahl, wo du bei sieben Prospects schon weißt, dass sie in den hohen Runden gedraftet werden – und trotzdem galt vor allem die Pass-Defense schon letztes Jahr trotz blutjunger Secondary als bärenstark. Fragezeichen hat man in der Front Seven.
Tennessee Volunteers
Georgia hat keinen einfachen Schedule mit u.a. Alabama und Auswärtsspielen bei Auburn und Tennessee, doch jenes Tennessee muss selbst auswärts gegen Alabama antreten. Und jenes Tennessee ist ein Tennessee, das 2015 erstmals seit vielen Jahren wieder die Chancen haben soll, um den Divisionssieg mitzuspielen.
Tennessee, das schreibe ich jedes Jahr in der Season-Preview, ist eines der ikonischen Teams im College Football. 13 SEC-Titel und insgesamt sechs Landesmeisterschaften gehören zu diesem Team ebenso wie das fulminante Neyland Stadium in Knoxville, das sechsstellige Besucherzahlen anlockt und in guten Zeiten mit die beste Stimmung im College Football verbreitet. Trotz dieser Ingredienzien erlebte Tennessee im letzten Jahrzehnt einen steilen Absturz.
Seit Butch Jones vor zwei Jahren als Headcoach installiert wurde, geht es aufwärts. Tennessee hat erstmals seit langem wieder eine hervorragende Defense, aus der die Triplets um DE Derek Barnett, LB Jalen Reeves-Maybin und LB Curt Maggitt mit über 50 Tackles for Loss und 24 Sacks herausstechen.
In der Offense scheint man mit QB Joshua Dobbs einen veritablen Einser gefunden zu haben – und Dobbs ist auch ein erstklassiger Scrambler. Quarterback wie Laufspiel leiden allerdings unter einer oft unterirdischen Offensive Line. Keine Sau wettet darauf, dass die Protection heuer besser sein wird als in der Vergangenheit.
Florida Gators
Die Florida Gators sind im Gegensatz zu Georgia oder Tennessee keine historische Macht, gelten aber als eines der attraktivsten Programme im College Football, was Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten angeht. Gründe dafür: Florida ist ein Paradies für Highschool-Talente, die Uni hat Geld wie Heu und ein riesiges Stadion genannt The Swamp (der Sumpf).
Unter diesen Vorzeichen war das kurze Coaching-Intermezzo von Will Muschamp (2011-2014) eine krasse Enttäuschung. Muschamp wurde gefeuert und wird zur anstehenden Saison durch einen relativ „kleinen“ Namen ersetzt: Jim McElwain, ehemals Offensive Coordinator von Alabama und zuletzt Headcoach von Colorado State. McElwain baute sich rasch einen Trainerstab voller ehemaliger Weggefährten und bekannter Namen auf – ein riskantes Unterfangen, denn bei dürftigen Resultaten kommt schnell der Ruf der Vetternwirtschaft auf.
Florida hat eine erstklassige Defense, die höchsten Ansprüchen genügt. Die Front-Seven ist eine einzige Wucht, und obwohl sie jedes Jahr Toptalente in die NFL schickt (zuletzt Dante Fowler jr. als #3 Pick), verliert sie fast nie an Qualität. Laufspiel gegen Florida geht gar nicht, und wenn es sowas wie einen Schwachpunkt gibt, ist es der nur punktuell dominante Pass Rush. In der Secondary spielt in CB Vernon Hargreaves III eines der größten Talente im Lande.
Problemzone ist die Offense, die unter Muschamp nie auch nur Zuckungen von Leben machte. Die Quarterbacks sind quasi seit dem Abgang von Tim Tebow Brachland, und das Laufspiel 2014 war unterirdisch (167 Rush-Yards pro Spiel). McElwain holte sich OffCoord Doug Nussmeier in den Stab. Nussmeier ist kein glamouröser Typ, aber er installiert grundsolide organisierte Offenses.
Nussmeier steht nicht wie früher Urban Meyer für run spread option Offense bis zum Abwinken, sondern für eine balancierte, austarierte Herangehensweise. Sein Credo ist ganz klar, beschütze den Quarterback und gib deiner Offensive Line Gewicht. Nussmeier wird die Offense nicht von Tag eins an revitalisieren, aber wenn sie in Schwung kommt, kann es für Florida dank seiner Super-Defense ganz schnell wieder nach oben gehen. In dem Fall wird es nicht lange dauern, bis wir von Leuten wie QB Treon Harris oder RB Kelvin Taylor hören werden.
South Carolina Gamecocks
Die University of South Carolina ist wie Florida keine traditionelle Macht im College Football. Man könnte sogar behaupten, dass die Gegenwart die beste Zeit ist, die das Footballprogramm dieser Uni jemals hatte. Hauptverantwortlich gemacht dafür wird der Mann, der in den 1990ern auch schon Florida groß gemacht hat: Head Coach Steve Spurrier, der Mann, der die fun’n’gun Offense spielen ließ.
Spurrier schaffte bei South Carolina nicht ganz die Erfolge seiner Florida-Zeit zu duplizieren, aber weit entfernt davon ist er auch nicht. 2014 hatte man von South Carolina ziemlich viel erwartet, weswegen die 7-6 Bilanz am Ende auch als Enttäuschung gewertet wurde und dem Denkmal Spurrier zum ersten Mal seit langem Risse versetzte: Die Gamecocks waren mit einer relativ unveränderten Mannschaft angetreten, natürlich bis auf die eine Änderung: DE Jadeveon Clowney war in die NFL gegangen. Ohne Clowney brachen sowohl Pass Rush als auch Run-Defense ein… nur mal so als Erinnerung an die, die im Draft-Vorfeld Clowneys 2013er Saison verdammten, weil er nur 3 Sacks zustande gebracht hatte und ansonsten von 2.5 Mann aufgerieben wurde.
2015 gilt South Carolina als Mannschaft in unsicheren Gewässern. Man wird mal wieder mit neuem Quarterback und neuem Runningback antreten, dreiviertel der Offensive Line müssen ersetzt werden, und in Pharoh Cooper gibt es nur einen Receiver von Format. In der Defense verpflichtete Spurrier einen neuen Co-DefCoord und eine ganze Latte an JUCOs für die Defensive Line – alle erwarten, dass sich das Problem „Front-Seven“ quasi in Nichts auflösen wird.
BREAKING: Mark Richt announces Greyson Lambert as UGA starting QB for opener.
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