Disclaimer: Die verwendeten Rankings kommen vom AP Poll und sind die Rankings der Teams vor dem letzten Wochenende. Die neuen Rankings habe ich unten angehängt.
Der College Football sorgte am Samstag mal wieder für einen dieser Momente, die du auf Jahre nicht vergisst wenn du live dabei warst: #12 Michigan Wolverines (5-1) gegen #7 Michigan State Spartans (6-0), später Nachmittag Ortszeit vor 110.000 Zuschauern. Spielstand Michigan 23, Michigan State 20, 10sek vor Schluss, Aufstellung zum letzten Punt der Wolverines-Offense.
Der Spielzug gilt in den USA schon jetzt als Gift Six. Es war ein Freak-Moment, der ähnlich wie das Finale in der Iron Bowl vor zwei Jahren so schnell nicht vergessen sein wird. Erneut war es ein massiver Special-Teams Furz, der diese wichtige Partie entschied. Diesmal ging es vermutlich nicht um den Einzug ins National Title Game, dafür ist Michigan State eine zu wackelige Mannschaft, aber es ging um das mögliche Coming-Out von Jim Harbaughs Michigan nach so vielen Jahren des sportlichen Mittelmaßes.
Nüchtern betrachtet ist der Durchbruch von Michigan mit dieser bitteren Niederlage wohl bloß aufgeschoben. Zu steil geht die Leistungskurve der Wolverines nach oben. Und ehrlicherweise stellten die Wolverines auch das bessere Team in dieser Partie. Sie stellten bloß nicht den Sieger.
Der Sieg gehört Michigan State, und das Team von Head Coach Mark Dantonio ist als relativer Underdog immer eine gute Geschichte. 2015 ist für die Spartans vermutlich das Jahr der letzten Hoffnung, ehe man in Zukunft wohl erstmal wieder in den Schatten des großen Bruders treten muss.
Das Rennen in der Big Ten East dürfte trotzdem offen bleiben. Das noch ungeschlagene Ohio State bleibt Favorit gegen Michigan State, und Michigan hat am letzten Spieltag zu Thanksgiving immerhin noch ein Heimspiel gegen Ohio State. Es kann also noch immer auf einen „Three Way tie“ oder ähnliches hinauslaufen. Bloß: Die Playoffs werden mit zwei Niederlagen für Michigan nun doch in weite Ferne rücken.
Ohio State = souverän gegen Penn State. Die Buckeyes scheinen sich langsam zu finden. Bei Penn State: Ich weiß nicht, aber QB Hackenberg erneut nicht überzeugend. Der Hype um Hackenberg kommt mir mittlerweile reichlich konstruiert vor.
Big 12
#2 Baylor mit dem nächsten Kantersieg, diesmal ein 62-38 gegen eine West Virginia, gegen das man letztes Jahr überraschend verloren hatte.
Baylor hat nicht den schwersten Schedule hinter sich, aber die Ergebnisse lesen sich trotzdem beeindruckend. WR Corey Coleman hat beispielweise bereits 16 (!!) Touchdowns in nur 6 Spielen gescort. Mehr Plug und Play als Baylor geht nicht: RG3 / Nick Florence / Bryce Petty / jetzt Seth Russell auf Quarterback, und die Offense hat kein Jota gelitten.
#3 TCU bleibt mit einem 45-21 über Iowa State ebenso ungeschlagen, aber die Horned Frogs sehen ein Spur verwundbarer aus, sind abhängiger von einer Spielerpersönlichkeit (QB Trevone Boykin) und schleppen eine komplett ausgedünnte Defense durch.
Okahoma State als dritter Ungeschlagener im Bunde, diesmal spielfrei.
#19 Oklahoma hielt sich gegen den potenziellen Stolperstein K-State schadlos: 55-0. Bäms. Die Sooners sind in dieser Form trotz der überflüssigen Pleite gegen Texas weiter ein Kandidat. Ich traue mir zur Saisonhälfte noch nicht ansatzweise eine verlässliche Prognose ob des Ausgangs der Big 12 zu.
Pac-12
Schon am Freitag geigte #15 Stanford erneut gewaltig auf und schoss die #18 UCLA Bruins mit 56-35 aus dem Stadion. Stanfords Ansehen leidet in den National-Polls noch immer unter der 6-16 Auftaktniederlage gegen Northwestern, aber mal ehrlich: So wie die Offense von Stanford seither alles niederwalzt, ist jenes eine Resultat im Rückspiegel unerklärlicher denn je.
Ich könnte keine Offense nennen, die mit Sicherheit besser drauf ist als jene von Stanford. TCU und Baylor sind in ähnlichen Gefilden, aber besser?
Oregon stoppte seinen Sturzflug mit einem Auswärtssieg bei Washington. #4 Utah mit einem souveränen 34-18 über Arizona State.
SEC
Die SEC spielte am Samstag zwei Partien mit Top-Besetzung: LSU-Florida und Texas A&M-Alabama – alle 4 waren vor der Partie im AP Poll unter den Top Ten gerankt. Nach dem Spiel ist zu konstatieren: Die SEC West hat die Uhr ins Jahr 2011 zurückgeschraubt und läuft auf ein direktes Duell zwischen LSU und Alabama hinaus.
#6 LSU mit einem trickspielreichen 35-28 über das bislang ungeschlagene #8 Florida. #10 Alabama mit einem deutlichen 41-23 bei #9 Texas A&M. Man sieht sich in drei Wochen in Tuscaloosa.
Theoretisch hat #13 Ole Miss noch immer einen kleinen Vorteil gegenüber Alabama, weil die Rebels das direkte Duell gewonnen haben, aber Ole Miss sieht nach einem 24-37 gegen Memphis (2te Pleite für Ole Miss) plötzlich sehr schlagbar aus. Memphis ist kein SEC-Team, insofern ist der Schaden für Ole Miss von begrenzter Natur, aber Baby: Memphis ist bei aller Liebe keine Spitzenmannschaft.
Im Osten bleibt Florida der Favorit. Konkurrent Georgia überstand Mizzou, aber der 9-6 Endstand liest sich nicht so, als wäre die Verletzung von RB Chubb spurlos an den Bulldogs vorbeigegangen.
ACC
#5 Clemson und #11 FSU im Gleichschritt. In der Paralleldivision ist nach den Ergebnissen vom Samstag Kraut- und Rübenzeit, aber egal wer das Endspiel erreicht: Der coastal-Vertreter wird gegen Clemson und FSU klarer Außenseiter sein.
Notre Dame
Unsere liebe Frau im Walde bleibt nach einem 41-31 gegen USC weiter ungeschlagen und somit weiterhin in Playoffnähe. Notre Dame (6-1) kriegt nun einen Monat Durchlaufheizung mit @Temple, @Pitt, Wake Forest und Boston College, ehe es an Thanksgiving in einem möglichen Playoff-Vorentscheid zu Stanford reisen muss.
Mid Majors
Schlappe für Boise State: 26-52 gegen Colorado State Utah State. Boise mit einer unterirdischen 1ten Halbzeit mit sage und schreibe 7 (!) Turnovers. Damit die zweite Saison-Pleite für die Broncos und höchstwahrscheinlich das Ende der letzten vagen Hoffnungen auf einen Platz in den New Year’s Six Bowls.
Front-Runner im Rennen um diesen begehrten Bowl-Platz ist nun wahrscheinlich Memphis (siehe oben Absatz gegen Ole Miss). Memphis ist mit 6-0 Siegen noch ungeschlagen, und Ole Miss gilt in der öffentlichen Meinung als Qualitätssieg. Headcoach Justin Fuente hat die einst so schwachen Tigers erstaunlich weit nach oben gebracht und dürfte im Dezember einer der ganz heißen Namen für die offenen Top-Unis sein.
Im SRS bleibt Memphis an #26 aber weiterhin hinter Boise an #22 gereiht. Mitschuldig daran ist vor allem die schwache Vorstellung von Memphis gegen UConn (nur +7 trotz Heimvorteil).
SRS
Das SRS wurde am letzten Spieltag ziemlich durchgeschüttelt: Michigan verliert seinen Spitzenplatz und fällt auf #5 zurück. Neuer Spitzenreiter ist Baylor, das einen Kantersieg nach dem nächsten feiert und zuletzt mit Texas Tech und West Virginia auch relativ gute Gegner in Grund und Boden spielte.
Alabama wird trotz eines eindrucksvollen Siegs über Texas A&M von Utah überholt. Die Erklärung findet sich im SOS (Strength of Schedule), wo Alabamas Credo durch die schwachen Vorstellungen von Ole Miss und Georgia leidet, Utah hingegen u.a. durch den Überraschungserfolg von Oregon in Washington gepusht wird.
Oregon klettert auf #54. LSU auf #17 schon deutlich näher am „gefühlten“ Platz als letzte Woche, wo man als #30 gereiht war.
Kleiner Hinweis. Die Niederlage der Broncos war gegen Utah State. Gegen Colorado State hatte man letzte Woche noch 41-10 gewonnen.
Und Notre Dame ist, wie Du selbst geschrieben hast, 6-1 und nicht mehr ungeschlagen. 😉
Danke für die Korrekturen, wird ausgebessert.
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