Vorschau auf die NFL-Offseason 2016

Nach der Super Bowl ist vor der Offseason – für die NFL, die sich trotz ihrer nur 20 Spieltage zu einem Ganzjahres-Event entwickelt hat, durchaus keine Übertreibung.


Die größten Entscheidungen auf politischer Ebene sind schon getroffen: Die Rams ziehen nach Los Angeles um und werden die nächsten drei Jahre im alten Coliseum spielen. Die Chargers und Raiders spielen zumindest 2016 in San Diego und Oakland. Damit kommt die NFL vorerst auch ohne „Re-Alignment“ der Divisionen aus.

Das Donnerstags-Paket „Thursday Night Football“ wird ab 2016 aufgesplittet zwischen den großen Networks CBS und NBC, was am Mikrofon mit Sicherheit ein massives Upgrade stellt.

Wichtigste Tagesordnungspunkte auf dem Owner-Meeting Ende März bleiben Regeländerungen. Instant-Replay könnte weiter ausgeweitet werden. Die Catch-Regel sorgt Woche für Woche für Aufregung. Die Gehirne der Spieler müssen besser geschützt werden. Und zuletzt wurde vom Commissioner Goodell auch eine Art „gelb-rote“ Karte angedacht: Spieler sollen nach dem zweiten Personal-Foul des Feldes verwiesen werden. Die negativen Reaktionen aus den USA auf diesen Vorschlag deuten auf einen großen kulturellen Unterschied zu uns Europäern hin, die mit solcherlei Vorgehen von klein auf vertraut sind.

Ohne diese Storylines bleiben wie immer die beiden großen roten Fäden der NFL-Offseason: Draft und Free-Agency.

Draft, Februar-März

Die Draft-Saison ist schon eröffnet. Die Senior Bowl wurde eine Woche vor der Super Bowl abgehalten und gilt als inoffizieller Startpunkt. Es haben sich schon die ersten möglichen Schlüsselfiguren herauskristallisiert: Ein QB Carson Wentz (North Dakota State) zum Beispiel, von der Spielanlage einem Cam Newton nicht unähnlich, gilt als großes dark horse. Wentz spielte am College nur eineinhalb Saisons, und die bestritt er in der FCS, also der zweiten Stufe des College Football. Vor dem FCS-Finale hatte ich von Wentz noch nie gehört. Seither ist er der heiße Scheiß´. Mal sehen, wohin für ihn die Reise führt.

Ebenso rapide auf dem Weg nach oben: DE Noah Spence von Western Kentucky. Das größte Fragezeichen im Draft ist Notre Dames LB Jaylen Smith, der sich kurz vor Saisonende das Kreuzband gerissen hat.

2016 ist eine Draftklasse, der der ganz große Glamour abgeht. Als größte Talente gelten mit Spence, Jalen Ramsey (FS, Florida State), Laremy Tunsil (OT, Ole Miss) oder Joey Bosa (DE, Ohio State) vor allem Abwehrspieler oder Offense Liner. Die Top-Quarterbacks kommen mit Wentz oder Jared Goff (Cal/Berkeley) eher von kleineren Footballprogrammen.

Erster Höhepunkt ist die Scouting-Combine vom 23.-29. Februar in Indianapolis. Danach geht der Schliff für die Prospects in Dutzenden Pro Days und persönlichen Trainingseinheiten im März weiter, ehe im April die „silly season“ anbricht – die Zeit, in der kein Tag ohne Gerüchteküche vergeht und jeder noch so kleine Ausrutscher in der Vita eines Prospects zum Charakterproblem Nummero 1 hochstilisiert wird.

Aber bis wir dort sind, steht erstmal der „andere“ große Faden der Offseason an, die Eröffnung des Transfermarkts.

Free Agency

Dieser öffnet am 9. März seine Tore, mit einer dreitägigen Vorlaufzeit, in der die ersten Stars kontaktiert und verpflichtet werden.

Im Vorfeld stehen Vertragsverlängerungen und die Nominierung der Franchise-Tags im Vordergrund. Die Franchise-Tag kann ab 16. Februar bis zum Monatsende vergeben werden. In den neun Tagen danach bis zur Eröffnung der Free-Agency müssen die meisten Vertrags-Optionen gezogen werden – bei nicht gezogenen Optionen können auch Spieler mit aktuell gültigen Verträgen zu Free-Agents werden.

Die Spieler mit RFA (Restricted Free Agents) haben bis zum 18. April Zeit, ihre Angebote zu unterschreiben.

Der letzte wichtige Termin der Transferperiode ist der 1. Juni, der im NFL-Regelwerk als Tag gilt, an dem „Dead Money“ auf zwei bzw. ein Jahr abgeschrieben werden kann.

Mobile, zuletzt als gescheitert abgestempelte Quarterbacks wie RG3 in Washington oder Colin Kaepernick in San Francisco könnten ihre Teams wechseln. Alternde, teure Stars wie RB Peterson in Minnesota könnten von ihren Clubs entlassen werden. Die Rücktritts-Saga um Peyton Manning wird die Offseason begleiten.

Auch WR Calvin Johnson (Lions) soll sein Karriereende angedeutet haben. Jungstars wie LB Kuechly (Panthers) oder QB Andrew Luck (Colts) könnten Rekordverträge bekommen.

Wichtige Free-Agents könnten u.a. CB Josh Norman von den Panthers, DL Muhammad Wilkerson von den Jets, WR Alshon Jeffery von den Bears, LB Olivier Vernon von den Dolphins, OT Russell Okung und LB Bruce Irvin von den Seahawks oder FS Eric Weddle von den Chargers sein.

Spannende Teams in der Offseason sind u.a. die Browns mit ihrem neuen triple-headed monster im Front-Office nebst neuem Chefcoach, die 49ers mit der suspekten Combo GM Baalke/HC Kelly oder die Colts mit dem zerstrittenen GM/HC Duo Grigson/Pagano, die beide Vertragsverlängerungen bekamen.

Draft, April

April ist der Schlussspurt der Draft-Saison mit täglichen 180° Wendungen zu zirka jedem Prospect. Außerdem wird der neue Spielplan bekannt gegeben.

Ende April dann der Höhepunkt der Offseason mit dem NFL Draft aus Chicago: 28.-30. April 2016 zum Vormerken. Dutzende Prospects werden bis dahin noch durch den Äther gejagt.


Nach dem Draft kehrt normalerweise Ruhe ein, was auch gut ist. Football 365 wird langweilig. NHL-Playoffs, Talladega/NASCAR, Champions League und in diesem Jahr auch Fußball-Europameisterschaft werden für Abwechslung sorgen.

Ab Mitte-Ende Juli nimmt die NFL schön langsam wieder Betriebstemperatur auf: Start der Trainingslager und die ersten Schreckensmeldungen ob neuer Verletzter. Mit dem Hall of Fame Game am 7. August (u.a. Inthronisierung von Brett Favre) geht die Saison dann auch semioffiziell wieder los. Eines der beiden Teams sollen dabei die Packers sein.


Kickoff der Regular Season ist dann am Donnerstag, 8. September in Denver. Der erste Sonntag wird der 11. September 2016 sein. 15 Jahre nach 9/11. Am zehnjährigen Jubiläum startete die NFL ebenso an einem 11. September. Damals angesagt war Pathos overkill.

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7 Kommentare zu “Vorschau auf die NFL-Offseason 2016

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