Watch den Wentz

Carson Wentz ist der Liebling der Scouting-Phase 2016. Sogar Mike Mayock hat Wentz als besten QB im Draft bezeichnet und mit Andrew Luck verglichen. Wentz kommt vom kleinen North Dakota State College, war dort eineinhalb Jahre Starter und gewann zuletzt in einem furiosen Finale die Meisterschaft der FCS, der zweiten Stufe im College Football.


Wentz ist ein hünenhaft gewachsener Quarterback mit sehr scharfem Wurfarm. Er ist mobil mit gutem Antritt, erinnert in Anflügen einem „weißen“ Cameron Newton. Wentz ist in der Pocket nicht leicht zu fällen und bringt die Bälle ohne Druck sauber raus. Vergleichst du die Wurfbewegung eines Wentz mit der von anderen Quarterbacks in diesem Draft, sieht Wentz technisch sehr fein aus. Die Bälle fräsen sich schön durch die Luft, sie „eiern“ nur selten. Wentz wirft viele unter NFL-Gesichtspunkt hochwertige Pässe.

Das Problem bei Wentz: Antizipation. Ich sehe sie nicht. Ich sehe nichts vom Mantra „wirft seine Receiver frei“, was eine ungeschickt übersetzte Floskel ist für die Eigenschaft der Quarterbacks, in der hochgeschwindigen NFL die Bälle in vordefinierte Fenster zu werfen, in die die Wide Receiver springen müssen – im Moment des Wurfs oder nachdem der Wurf kommt.

Wentz hingegen wirft, wenn der Receiver bereits offen ist. Ich erachte das als Problem. Antizipation ist für einen NFL-QB eine extrem wichtige Komponente. Du musst im Moment des Snaps die Defense lesen und verstehen. Du musst das Spielfeld „fühlen“, intuitiv verstehen was um dich herum innerhalb weniger Sekunden vorgeht.

Du triffst deine Entscheidungen mit dem „System 1“ im Gehirn, um mal in der Sprache von Daniel Kahnemann zu bleiben. Anders: Die Entscheidung fällt intuitiv. Das kommt nicht von allein, sondern von hunderten und tausenden Wiederholungen.

Wentz sieht mir in dieser Hinsicht sehr „roh“ aus. Sehr unerfahren. Ein Grund mag das Spielzug-Design gewesen sein. Ein anderer die eher schwachen Deckungen, die nun mal in der FCS schnell blank steht. Aber mich stört, dass die Bälle durch die Bank tendenziell eher spät kommen.

Ich denke, dass man diese Antizipation zu einem gewissen Grad „lernen“ kann, eben durch rastlose Wiederholungen („reps“), Filmstudium, Trainingseinheiten, Spieleinheiten. Trotzdem bleibt der Punkt zu beachten; Wentz ist für mich damit ein developmental guy.

Wentz ist bereits 23. Er ist gebaut wie ein prototypischer NFL-QB der Gegenwart. Er kommt als hervorragender, positiver Typ daher. Körperbau, Wurftechnik, Ausstrahlung – alles auf den ersten Blick eines hohen Picks würdig. Die Frage ist nun halt, wie du den Knackpunkt der Antizipation bewertest.

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7 Kommentare zu “Watch den Wentz

  1. Beide wirken „riskant“. Beide brauchen Infrastruktur. Ich weiß nicht ob die NFL schon offen genug denkt um ähnliche College-Prinzipien mit den Packaged Plays einzubauen. Ich weiß auch nicht ob ich sie besser finde als die Top-QBs vom letzten Jahr.

    Aber mit Messer auf der Brust: Goff.

  2. das Draftfieber steigt.
    Danke für die beiden Beurteilungen von Goff und Wentz.

    Ist ein großer Abstand zu den nächsten QB Kandidaten oder gibt es noch den ein oder anderen, der nah an den beiden dran ist ?

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