NFL Draft 2016 – Rede und Antwort | Quarterbacks

Fortsetzung der Draft-Vorschauserie von Christian Schimmel, heute mit der Premium-Position: Quarterbacks. Im Draftcast war die Position schon vor zwei Monaten ein Thema. Ich hab mit die beiden vermeintlichen Top-QBs, Goff und Wentz, auch angeschaut.


Wie fast jedes Jahr beschert uns auch 2016 eine Art „Zweikampf“ um den Top-Quarterback. Der eine von ihnen, Jared Goff von Cal/Berkeley, wird seit Monaten als angehender Profi-QB gehypt. Der andere, Carson Wentz aus der FCS, schoss vor wenigen Wochen urplötzlich wie aus dem Nichts in die obersten Sphären. Kannst du für uns einen Vergleich zwischen den beiden Prospects wagen?

Goff ist von den beiden derjenige der früher starten könnte, Wentz bringt mehr Potential mit. Goff ist präziser, geht meiner Einschätzung nach auch besser mit Druck um und hat das bessere Ballplacement. Goff wirft Receiver frei und lebt zum Teil auch von seiner Antizipation. Bei ihm hatte ich nur bei ganz wenigen Würfen den Eindruck, dass er eine schlechte Entscheidung getroffen hat.

Auf der anderen Seite stehen bei ihm die kleinen Hände, die Air Raid Offense von Sony Dykes, die weit von einer Pro Style Offense weg ist, und der leicht limitierte Arm. Ich glaube, dass Goff alle Würfe in der NFL machen kann, aber er ist keiner, dem du eine Offense baust, die vor allem auf tiefe Pässe setzt. Roman und ich haben ihn beide als besten Quarterback, bei mir ist der Abstand in der Grade zu Carson Wentz größer als bei Roman.

Wentz war Draftniks schon bekannt, jedoch hat auch mich sein Aufstieg in der öffentlichen Wahrnehmung in diese Höhen überrascht. Zunächst, Wentz bringt mit 6’6“, großen Händen und seiner Athletik viel mit, was man als NFL-Quarterback braucht. Seine Präzision ist auf einem guten, wenn auch nicht herausragenden Level. Er findet den zweiten, oder dritten Read, wenn auch nicht ganz so konstant wie Goff. Für ihn spricht weiterhin sein starker Wurfarm und die Offense bei North Dakota State, die viele Pro Style Elemente beinhaltet.

Wentz hat riesiges Potential, aber er bringt auch ein vermeintlich höheres Risiko mit als Goff. Das Risiko kommt eben auch daher, dass er weniger mit Antizipation wirft und in seinen Reads langsamer scheint (wie auch in deinem Artikel zu Wentz schön ausgeführt). Keiner von beiden ist auf dem Level von Winston oder Bridgewater was die Bewertungen von Roman und mir betrifft, sie werden dennoch beide sehr früh gezogen werden.


Weshalb gilt Paxton Lynch unisono „nur“ noch als drittbester Quarterback im Draft?

Das eine sind seine Sorgen was Verletzungen betrifft. Spielerisch habe ich ihn nur unwesentlich schwächer gerankt als Carson Wentz. Lynch ist auch ein Quarterback der alle „Tools“ im Sinne von Größe, einem starkem Arm und der Athletik hat. Lynch hat im Gegensatz zu Wentz deutlich weniger Würfe in enge Fenster geworfen, was allerdings auch teilweise an der Offense lag, die er bei Memphis spielte. Lynch hat nur sehr selten tief geworfen, bzw. tief werfen dürfen. Er kann das durchaus, konnte das aber nicht konstant zeigen.

Paxton Lynch hatte nur wenige Spiele, bei denen er unter dem Druck von starkem Pass Rush stand. Gegen Auburn und teilweise auch gegen Ole Miss sah man dann doch, dass er das nicht gewohnt ist. Abschließend leidet er unter seinem schwachen Bowl-Spiel als letztem Eindruck. Dass man das nicht zu hoch hängen sollte, zeigt das Beispiel Derek Carr.


Connor Cook von Michigan State, einst als möglicher Top-QB von 2016 bezeichnet, hat den Ruf des arroganten Schnösels. Auch auf dem Feld gab es Woche für Woche mehr auszusetzen an seinem Spiel. Was ist es genau, das Cook durch den Rost hat fallen lassen?

Schwierig, für ihn spricht jedenfalls seine Erfahrung in einer Pro Style Offense. Ich persönlich fand ihn als Prospect auch schon vor den aufkommenden Sorgen um seinen Charakter überschätzt. Er hat keine Konstanz in seiner Präzision und steht damit bezeichnend für nahezu alle Quarterbacks aus der BIG TEN in diesem Draft. Cook hat nur sehr selten tief geworfen, und das lag weniger am System als an dem Problem seine Receiver auf entsprechenden Routen zu treffen.

Ich habe dazu bei einem Spielmacher selten so viele unterschiedliche Meinungen zu der Armstärke eines Spielers gelesen. Ich gehöre eher zur Fraktion derer, die den Arm als gut genug, aber eben nicht herausragend stark, einschätzen.

Die Charakter Concerns scheinen vorhanden zu sein, sind aus der Distanz aber schwer zu beurteilen. Das einzige was man sicher weiß ist, dass er von seinen Mitspielern nicht als Kapitän gewählt wurde. Das ist für einen so erfahrenen Quarterback zumindest unüblich.

Ich will gar nicht ausschließen, dass sich Cook sogar zu seinem Starter entwickelt, aber sein Potential ist meiner Meinung nach deutlich geringer als bei Goff, Wentz oder Lynch.


Christian Hackenberg: Starker Arm, schwaches Tape. Ist seine Karriere noch von einem Trainerstab gerade zu biegen?

Hackenberg ist eines der größten Fragezeichen im Draft. Er sieht rein von Größe und Athletik und dem von dir angesprochenen Arm aus wie ein NFL Quarterback. Alleine sein Tape gibt das nicht her und das kann nicht alles auf die zugegeben schwache Offensive Line oder das Coaching schieben. Diese beiden Faktoren hatten mit Sicherheit ihren Anteil, aber Hackenberg hat auch einfach viele unnötige Sacks genommen, weil er zu spät, oder unpassend auf Druck reagiert hat.

Ich habe auch schon technisch deutlich schwächere Quarterbacks gesehen als ihn, deswegen frage ich mich, woher die fehlende Präzision kommt. Ich glaube schon, dass er aktuell noch zu lange braucht um Verteidigungen zu lesen und seine Wurfgenauigkeit muss besser werden. Es ist ihm anzurechnen, dass er nach dem Skandal bei Penn State an der Uni geblieben ist.

Die Offense war in diesem Jahr bis auf Freshman Running Back Saquon Barkley schwach. Dennoch ist es problematisch, wenn Hackenberg, wie berichtet, in Interviews mit den Teams einen Großteil der Schuld für sein schwaches Jahr auf den Trainerstab geschoben hat.


Wie sieht es um die Chancen des Ohio-State Wunder-Quarterbacks vom letzten Jahr aus: Cardale Jones?

Bizarr, was in einem Jahr passieren kann. Ich vermute, dass Jones im letzten Draft als dritter Spielmacher vom Board gegangen wäre, jetzt könnte er deutlich tiefer droppen. Dennoch würde ich in Runde drei, vier oder fünf zuschlagen, speziell wenn ich eine vertikale Offense a la Cardinals oder Ravens spiele. Ich habe selten einen so starken Wurfarm gesehen. Problem waren seine Reads, mit denen er in dieser Saison enorme Probleme hatte.

Letztes Jahr hat er den Ball einfach oft tief auf Devin Smith geworfen, heuer wollte Meyer aber ein etwas weniger vertikales Passspiel haben. Zumal sein Angriff ohnehin nicht sehr Quarterback-freundlich ist.

Die Frage bei Jones ist wirklich, wie gut du ihn coachen kannst. Wenn er einen guten Trainer hat und Jones damit beginnt, sein Reads nach einem festen Schema durchzugehen, dann glaube ich, dass er in zwei oder drei Jahren ein Starter werden kann. Rein von der Statur, der Athletik und insbesondere seines Arms sollte er sich in der NFL etablieren können.

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