Donnerstagnachtspiel heute ab 2h30 (DAZN und Gamepass): San Diego Chargers – Denver Broncos. Zweimal AFC West. 1-4 gegen 4-1. Denver vier Tage nach der ersten Niederlage bei einem schwer auszurechnenden Gegner an der Westküste der USA.
Die Broncos mussten am Sonntag miterleben, wie ihre Offense um den Rookie-QB Paxton Lynch komplett abgewürgt wurde – und das nicht von einer Top-Defense, sondern von den Atlanta Falcons, die seit Jahren für ihre softe Offensive Line bekannt waren. Man krallt sich nun an der Hoffnung fest, dass mit RT Stephenson und QB Siemian zwei zuletzt verletzte Starter wieder auflaufen können. So weit ist es in Denver schon gekommen, dass du drei Kreuzzeichen machst wenn Stephenson und Siemian fit sind.
Die Chargers sind sowieso der Wahnsinn: Die Mannschaft steht bei 1-4 Siegen, trotz eines Punktverhältnisses von +10. Einem Kantersieg über Jacksonville stehen vier fassungslose Pleiten gegenüber:
- 27-33 in der Overtime gegen die Chiefs, nach 18-Punkte Führung
- 22-26 gegen die Colts nach verschossenem Extrapunkt
- 34-35 gegen die Saints nach 13-Punkte Führung im Schlussviertel, mit zwei Fumbles in zwei aufeinanderfolgenden Drives in der eigenen Platzhälfte eingeleitetes Saints-Comeback
- 31-34 gegen die Raiders, als das Hold für das mögliche Ausgleichs-Fieldgoal in der vorletzten Minute misslang.
Damit nicht genug: Die Chargers sind uneingeschränkte Spitzenreiter in der Verletztenliste, müssen mit WR Keenan Allen, RB Danny Woodhead und CB Jason Verrett drei ihrer womöglich fünf wertvollsten Spieler für den Rest der Saison vorgeben. Die Liste kannst du hinter dem Toptrio locker verlängern ohne allzu schnell auf unbekannte Namen zu stoßen: LB Manti Te’o, WR Stevie Johnson, OT Joe Barksdale, TE Jeff Cumberland, RB Brandon Oliver, CB Brandon Flowers, C Chris Watt – alles Spieler, die für den Rest der Saison oder zumindest Teile davon ausfallen werden. TE Gates soll heute auch fraglich sein.
Angesichts dieser Tatsache ist es ein Wunder, dass die Chargers überhaupt in allen fünf Spielen um den Sieg mitgespielt haben – ja im Prinzip bei halbwegs normaler Zufallsverteilung eher 3-2 sein müssten.
QB Philip Rivers spielt angesichts der Umstände eine geradezu famose frühe Saisonphase mit 7.7 NY/A im Passspiel, 11 TD und nur 3 INT. Die Entlastung durch das Laufspiel ist relativ mickrig, RB #28 Gordon macht nur 3.4yds/Carry und Rivers hat schon 11 Sacks kassiert. Rivers‘ bester verbliebener Receiver ist #12 Travis Benjamin, der außer geradeaus zu laufen recht wenig kann. Dazu fällt auf, dass die Chargers in fünf Spielen schon 18 Pässe auf RB Gordon versucht haben (14 Completions für 122yds und 1 TD).
Du kannst diese rivers’schen Zahlen zwar kleinreden, weil bis auf vielleicht die Chiefs nur unterdurchschnittliche Defenses im Schedule waren. Der Einwand ist genehmigt. Aber man sollte auf der anderen Seite die Umstände beachten.
Jetzt Denver, das nach den meisten Metriken eine Top-3 Defense auf das Feld führt. Vier Wochen lang wirkte die Broncos-Defense auf mindestens dem Level der letztjährigen Superbowl-Saison, bis am Sonntag die Atlanta Falcons ins Mile High Stadium kamen und zum ersten Mal ein Gegenrezept mitbrachten: Screenpassspiel auf die Runningbacks.
Wie der Zufall es will, scheint genau das in diesem Jahr eher eine Stärke der Chargers zu sein, wenn auch vielleicht nur notgedrungen. Vielleicht wird sich in diesem Spiel zeigen, ob diese Phase im Spiel wirklich eine Schwäche der Broncos ist oder ob es sich am Sonntag nur um einen einmaligen Aussetzer handelte. Vielleicht kommt Chargers-Head Coach Mike McCoy aber auch gar nicht auf die Idee, diesen Faktor auszunutzen.
Auf alle Fälle darf man gespannt sein. San Diego machte den Broncos in den letzten Jahren immer wieder Ärger. QB Rivers scheint eines seiner besseren Jahre ausgepackt zu haben und ist auch mit inexistentem Skill-Player Corp in der Lage, einen Angriff allein durchzuschleppen. Aber wenn es eine Defense gibt, der man zutrauen muss, jeden zu stoppen, dann sind die Broncos definitiv Kandidaten.
Interessantes Spiel.
Das war im Prinzip das Denver, das ich für die aktuelle Saison erwartet hatte: Eine Offense, die mangels Quarterbacks kein tiefes Spiel aufziehen kann und daher auch dem eigenen Running Game schadet (Gegner kann sich auf Laufspiel konzentrieren).
Und eine Defense, die nicht mehr den monströsen Pass Rush vor allem über die Mitte zustande bringt wie im letzten Jahr.
Für Denver die zweite schwache Offense-Ausbeute hintereinander – gegen Defenses (ATL, SD), die nicht zu den wirklich guten zählen. San Diego konnte sich darauf konzentrieren, den Lauf zu stoppen, weil die Defensive Backs die tiefen Bälle schnell weggenommen haben.
Denvers Offense profitierte von Böcken der Chargers-Special Teams, die mit Fumbles zweimal kurze Feldposition für die ersten 10 Punkte ermöglichten. Ansonsten war das nix. Zweieinhalb Viertel lang kein einziger Play über 10 Yards Raumgewinn. Dazu viele Strafen wegen Holding.
Die Denver Defense vermisst Malik Jackson, der letztes Jahr im Pärchen mit DT Wolfe einen furchterregenden Pass Rush über die Mitte veranstaltete. Der ist nur noch ein laues Lüftchen. Denver braucht mit dieser Offense aber starken Pass Rush.
Dazu Denver mit 12 Strafen für über 100 Yards.
San Diego mit einer soliden Vorstellung in der ersten Halbzeit: QB Rivers mit zwei guten Drives zum Einstand, danach kam aber nicht mehr viel.
Das Chargers-Laufspiel mit brutal viel Leerlauf. Ein langer Lauf über 48yds, ansonsten 25 Runs für 51 Yards. Kein Screenpassspiel für RB Gordon, das der Rede wert wäre.
In der zweiten Halbzeit HC McCoy wieder mit dem absurd konservativen Gameplan, lässt nur noch 9x werfen. Das hätte aufgrund der Pannen in den Special Teams fast noch die Partie gekostet.