Akademische Viertelstunde 2016, Week 10: Die Dampfwalze rollt an

Ja, die #4 Texas A&M hat verloren, aber wir wussten, dass die Aggies vom Playoff-Komitee zu hoch eingestuft wurden. Abseits dieser Mannschaft kann man den Top-Teams dieser College Football-Saison für Woche 10 nur eines attestieren: Totale Dominanz. Und das ist positiv gemeint.

Also.


#1 Alabama verzeichnete einen freakischen 10-0 Sieg bei den #13 Louisiana State Tigers. Spielstand nach drei Vierteln: 0-0. Und doch war die Partie zu dem Zeitpunkt längst entschieden, denn: LSU hatte keine fucking Chance. LSU wurde so geplättet wie ich es in einer Partie zwischen zwei hochklassigen Mannschaften selten gesehen habe.

LSU hatte zur Halbzeit 10 Yards Offense. In Worten: Zehn. Die LSU-Defense machte eine Interception im dritten Snap des Spiels, aber die Offense kam nur 1 Yard weit und verschoss ein 49 Yards Fieldgoal. So nahe sollte LSU das ganze Spiel über nicht mehr an Punkten riechen. LSU beendete das Spiel mit nur sechs 1st Downs und acht Punts und 125 Yards Total Offense.

RB Leonard Fournette, der beste Runningback der letzten zehn Jahre, kam in 17 Rushes auf 35 Yards. Das ist immerhin besser als letztes Jahr 19 Carries für 31 Yards, aber: Baby. QB Etling mit einer Graupenpartie: 11/23 für 92 Yards, 5 Sacks. Das ist übel gegen jede Defense, auch gegen Alabama, aber dann stellst du es dir wieder vor Augen, wie Etling in jedem Down auf die Fresse bekam hinter einer hilflosen Offense Line – und du musst ihm sogar verzeihen.

Alabama versuchte im dritten Viertel ein 4th/Goal von der 1 – und scheiterte. Sie hätten für einmal auch das Fieldgoal schießen können und die Partie wäre entschieden gewesen. Alabama fumbelte zwei Drives später den Ball weg, aber null Problemo: LSU verlor im folgenden Drive 9 Yards. LSU hatte die um 20 Yards bessere Starting-Feldposition und hatte keine Chance. Die entscheidenden Punkte im letzten Viertel, in langen Drives gegen eine physisch fertige Defense, waren nur der Deckel auf eine längst gewonnene Partie.

Das war ein 10-0 Kantersieg. So wie das EM-Finale 2008 ein 1:0 Kantersieg für die Spanier war. Das ist im Prinzip auch der passendste Vergleich, der mir zu der Partie einfällt. Spielstand knapp, aber gefühlt ein Blowout gegen einen hoffnungslosen Gegner.

Alabama ist ein Monster.


#2 Clemson fertigte Syracuse 54-0 ab. Für Clemson die kompletteste Vorstellung in dieser Saison. QB Deshaun Watson konnte leicht verletzt nach 30-0 Halbzeitführung geschont werden und hat nun eine Woche Zeit um seine lädierte Schulter auszuheilen. Syracuse sah mit der Spread-Option Offense von Dino Baber kein Land.


#3 Michigan mit einem 59-3 über Maryland. Die Defense dominant wie eh und je, aber Michigan packte in der Offense eine neue Waffe aus: QB Wilton Speight. 19/24 für 362yds und 2 TD plus ein Rushing-TD.


#5 Washington fuhr 62-27 über Cal drüber. Die Huskies mit 704 Yards Offense. QB Jake Browning mit einer sensationellen Performance: 19/28 für 378 Yards und 6 TD. Darüber legten die Runningbacks nochmal schlanke 287 Yards. Da kann man sich schonmal etwas softe Defense erlauben. Washingtons Offense spielt nicht gegen die ganz gewaltigen Defenses, aber wenn ein Browning in neun Spielen 34 TD vs nur 3 INT wirft, dann ist das allemal bemerkenswert.

Die Huskies waren letzte Woche im Playoff-Ranking an #5 gereiht. Die #4, Texas A&M, schoss sich selbst mit einer Pleite gegen Mississippi State ins Knie. Dass Washington trotzdem vielleicht nichtmal auf #4 aufrücken wird, liegt an der nächsten Mannschaft.


#6 Ohio State. Die Buckeyes schossen #10 Nebraska mit 62-7 (!) ab. Ohio State zeigte dabei alle Qualitäten, dank denen ich sie im September zur Topmannschaft im Lande ausgerufen hatte: Dominantes Laufspiel, starkes tiefes Passspiel, Turnover-hungrige Defense. QB Barrett, im Oktober für zu saftloses Passspiel kritisiert, legte gleich mehrere Bälle downfield ab, und die Defense mit zwei Return-TDs.

Ohio State ist 8-1. Washington ist 9-0. Nach Strength of Record ist Ohio States Record aber fast genauso viel „wert“ wie Washingtons bislang perfekte Bilanz. Ohio State hat gegen Penn State verloren, aber Penn State geigt mittlerweile genug auf um landesweit als dark horse wahrgenommen zu werden (z.B. am Samstag ein 41-14 Kantersieg über Iowa). Und: Ohio State hat nun Auswärtssiege bei Oklahoma und Wisconsin plus einen Blowout über Nebraska auf dem Konto.

Ich sehe es weiterhin so: Wenn Ohio State gegen Michigan gewinnt und als 1-loss Team die Big Ten Conference gewinnt, ist Ohio State in den Playoffs. Ein ungeschlagener Pac-12 Champ Washington müsste auch fast sicher über den Verlierer von Ohio State/Michigan reingewählt werden. Das spannendste Szenario hätten wir, wenn ein 12-1 Pac-12 Champ Washington gegen ein 11-1 Michigan ohne Conference-Titel argumentiert werden muss.


#7 Louisville fuhr über Boston College mit 52-7 drüber. Das ist insofern bemerkenswert, weil Boston College durchaus eine bockstarke Defense aufbietet, die vor allem den Lauf gut einzubremsen weiß. Normalerweise. Denn ein QB Lamar Jackson macht immer seine Yards. Jackson mit 15 Carries für 185 Yards, inklusive 69yds-Run im ersten Drive zum TD. Louisville bleibt damit der nette Kollege am Straßeneck, dessen Stunde dann schlägt, wenn die anderen straucheln.

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