Chicago Bears in der Sezierstunde

Die Chicago Bears kommen aus einer enttäuschenden 3-13 Saison. In der Offseason schockten sie die NFL mit aggressiven Quarterback-Moves.

Die Bears waren 2016 kein gutes Team. Selbst wenn wir die unglückliche 1-6 Bilanz in engen Spielen weglassen, bleibt noch immer eine Mannschaft, die nur 4.7 Siege nach Pythagorean erreichen sollte. In der Offense riss eine verheerende 3.4% INT-Quote die Mannschaft runter, in der Defense konnte die Run-Defense niemanden stoppen und belegte mit nur 55% Success-Rate den drittletzten Platz der Liga.

Reaktion des Front-Office? Es feuerte den gehassten QB Jay Cutler nebst dessen Backups Hoyer und Barkley und investierte viele Ressourcen in zwei neue Quarterbacks: Mike Glennon kam für 15 Mio/Jahr aus Tampa Bay, Mitchell Trubisky wurde mit dem #2-Overall Pick im NFL Draft einberufen. Zwei kritische Moves.

Schon den Glennon-Einkauf fand ich gewagt. Nichts an Glennons bisheriger Karriere in Tampa deutet darauf hin, dass der Mike ein echter Starting-QB in der NFL ist. Sein Lohnstreifen in Chicago ist mit mehr als 15 Mio/Jahr zwar kein Elite-QB Region, aber trotzdem in unterer „Starter-Range“. Einziger Pluspunkt: Chicago kommt schon nach einem Jahr ohne viele Nebenkosten wieder raus.

Glennon wird höchstwahrscheinlich kein Quarterback der Zukunft. Dachten sich auch die Bears-Verantwortlichen und holten letzte Woche via Draft den UNC-QB Trubisky. Der Preis war saftig. Nehmen wir das Draft-Value Modell von Chase Stuart, so investierten die Bears am Ende des Tages den Gesamtwert des Top-Picks plus #32 Draftpicks um den einen Pick hochzutraden und sich Trubisky zu krallen.

Der Move erstaunt mich auch nach einer Woche. Trubisky ist nach vielen Bewertungsmethoden einer der riskanteren Top-QB Picks in den letzten Jahren, und er kommt in Chicago in eine Mannschaft, die nicht wirklich ideales Terrain für einen jungen Quarterback ist. Zum einen ist da das unspielbare Heimstadion Soldier Field. Dann ist da der Headcoach John Fox, der sich nur in Denver in der Blütezeit von Peyton Manning dazu hinreißen ließ, die Quarterback-Position für zwei Saisons nicht zu ignorieren. Und dann ist da ein extrem unerfahrener Receiving-Corp.

Wenn er über Trubisky spricht, verbreitet GM Ryan Pace seit letztem Donnerstag einen Optimismus, der aus einem Cheese-Steak eine genießbare Angelegenheit werden lässt, aber seien wir ehrlich: Die Sache stinkt. Der Trubisky-Move macht schon isoliert kaum Sinn. Im Verbund mit dem Glennon-Einkauf sehe ich gar keinen mehr.

Kollateralschaden: Chicago gab seine wenigen Draftpicks aus für Trubisky, der 2017 kaum starten wird. Die Bears hatten damit nur zwei Picks in den ersten drei Runden. Nach Trubisky wurde noch der völlig unbekannte TE Shaheen von einem Div-II College geholt. Dabei hätte es etliche Lücken im Roster gegeben, die zu beheben gewesen wären.

Die offenen Lücken

Wide Receiver – Man musste Alshon Jeffery nach vier Jahren via Free Agency ziehen lassen. Die beiden Neuzugänge sind Markus Wheaton aus Pittsburgh und Kendall Wright aus Tennessee; beide haben eine eher lauwarme NFL-Karriere hinter sich.

Der vermeintlich beste Bears-WR bleibt damit Kevin White, Top-10 Draftpick von 2015, aber White hat aufgrund diverser Verletzungen bislang kaum gespielt und ist Stand heute noch immer eine völlige Unbekannte.

Front Seven – Nicht wirklich eine gewaltige Sollbruchstelle, aber die Dreier-Line hinter den Tackles Goldman, Unrein und Hicks könnte tiefer besetzt sein – wobei schon Unrein eher unteres Niveau darstellt. John Jenkins wurde aus Seattle geholt und noch besteht Hoffnung, dass der einstige hoch gehypte DT Jon Bullard noch den Durchbruch schafft, aber so wirklich überzeugend besetzt ist die Line nicht.

Immerhin sieht die Rotation im Pass Rush vernünftig aus: Mit Young, Houston, Acho, Floyd und McPhee gibt es fünf potenzielle Edge-Rusher von Format. Dafür können die ILBs Trevatchan und vor allem Tackle-Maschine Freeman absolut nicht ersetzt werden, wenn sie mal ausfallen.

Defensive Backfield – Auf Safety bleiben die Bears ein Scheunentor. Letztes Jahr galten beide Safety-Positionen als Knackpunkte. SS Amos bekam eine Vertragsverlängerung, FS Demps wurde aus Houston geholt, Rookie-FS Eddie Jackson wurde von Alabama gedraftet. Jackson kam in der 4ten Runde. Er könnte ein interessanter Mann werden: Er galt bei Alabama bis zu seiner Verletzung als schier unersetzlich, aber dann musste er in den Krankenstand und Alabamas Verteidigung verlor kein Jota an Gefährlichkeit. In Chicago ist jede Hilfe willkommen – vielleicht ist Jackson eine.

Auf Cornerback gibt es mit den Neuzugängen CB Amukamara und Cooper sowie dem Eigenbauprodukt Fuller drei durchaus bekannte Leute, aber die meisten Snaps bekam letzte Saison der für fast lau verpflichtete CB LeBlanc. Bekannt ist auch, dass die Bears bei Fuller auf die „5th Year Option“ verzichten.

Ausblick

2016 wurden die Erwartungen krass unterboten, keine Frage. Dass GM Pace und HC Fox nach dem unerwartet schlechten Abschneiden nun bereits das Messer vor der Brust spüren, ist an den hyper-aggressiven QB-Moves abzulesen – Moves, die Pace und Fox retten oder ihnen zumindest Zeit erkaufen sollen, aber vor allem der Trubisky-Move könnte sich (wenn überhaupt) erst dann auszahlen, wenn Pace und Fox schon wegen Erfolgslosigkeit entlassen sind.

Trubisky kann sich natürlich zum Star entwickeln. Die Möglichkeit besteht immer, und vielleicht ist sie noch nichtmal so undenkbar (denn: Fox verzichtete darauf, seinen in Denver frei gewordenen Buddy Greg Knapp als QB-Coach einzustellen).

Aber die Geschichte sagt was anderes. Sie legt nahe, dass die Bears zu hohes Risiko gegangen sind. Dass sie lieber woanders investiert hätten anstelle alles auf eine riskante Karte zu setzen.

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23 Kommentare zu “Chicago Bears in der Sezierstunde

  1. Warum ist Soldier Field „unspielbar“? Wind und Kälte? Oder gibt es da noch mehr?

  2. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich die Bears letzte Saison wenig verfolgt habe. Wenn man sich allerdings die individuellen PFF-Grades anschaut, waren die einzelnen Spieler gar nicht so schlechte bewertet. Bis auf Mitch Unrein.
    Könnte es nicht sein, dass die individuell relativ guten Grades in Verbindung mit den von korsakoff genannten schlechten Quoten bezüglich INT und run-defense eher auf ein coaching Problem hin deuten als auf schlechte Spieler?

  3. Der Artikel hätte ehrlich gesagt besser recherchiert werden können.
    Bei den Receivern wurde Cameron Meredith völlig ignoriert. Adrian Amos hat definitiv keine Vertragsverlängerung erhalten, er spielt nämlich immer noch in seinem Rookievertrag.

    Die Run-Defense ist erst nach der Goldman-Verletzung in den Keller gegangen, weil die Bears keinen weiteren NT im Kader hatten. Das hat man mit Jenkins jetzt behoben.

    Die Int-Quote kommt einfach daher, dass Barkley nicht mehr als ein solider Backup ist und starten musste, weil die Bears einfach keine Quarterbacks mehr hatten. Und mal ehrlich: Welches Team ist mit dem 4. Quarterback erfolgreich?

    Die Bears hatten sicherlich nicht das beste Coaching in der NFL, gerade OC Loggains hat am Saisonanfang einiges falsch gemacht, aber diese Unterschiede von Einzelleistung zu Teamerfolg, sind eher den zahlreichen Verletzungen zuzurechnen.

    Generell kommen die Verletzungen hier schon deutlich zu kurz. Laut Football Outsiders hatten die Bears die meisten verpassten Spiele von Startern seit 2000.

    P.S. Ryan Pace sitzt sehr sicher auf seinem Stuhl und wird nicht entlassen bevor Trubisky abschließend beurteilt werden kann.

  4. „Generell kommen die Verletzungen hier schon deutlich zu kurz. Laut Football Outsiders hatten die Bears die meisten verpassten Spiele von Startern seit 2000.“

    Spricht dann ja eher wenig für die Intelligenz der Bears Bosse! Vllt mal einen anderen ÄrzteStaff ?

  5. Die Differenz von einzelleistungen und Teamleistung würde ich in erster Linie den Kriterien von pff zuordnen.

    Das Problem besteht ja nicht erst seit gestern – ohne detaillierten Einblick ins Playbook und Playcalling ist es sehr schwer zu sagen, ob Spieler x ein gutes Play gemacht hat. Dafür sind nfl playbooks viel zu komplex…
    Kann durchaus sein, dass Spieler x den tackle macht, obwohl er sein asignment komplett verpennt. Oder er sammelt viele Tackle weil die Jungs vor ihm den tackle immer verpassen. Andererseits kann es sein dass Spieler y ein super Spiel macht, dass aber von pff nicht erkannt wird, weil der Gegner den gameplan anders ausgelegt hat etc..
    Mir sind da zu viele Ungereimtheiten drin.

    Hinzu kommt dass es mit der prognosefähigkeit auch immer so eine Sache ist -bspw. Hat der Panthers guard Trai Turner eine schlechte Bewertung bekommen- weil er aufgrund von Verletzungen weite Teile der Saison tackle spielen musste. Deshalb ist er aber kein schlechterer guard geworden.

  6. @Meiner: Ärztestab wäre eine denkbare Ursache. Vielen Verletzungen kann man aber durch gutes Training vorbeugen. Vielleicht liegt das Problem auch dort oder beim Conditioning. Sollten die historisch vielen Verletzungen kein irrer Zufall sein, müssten eigentlich Köpfe rollen…
    @Korsakoff: danke für den Link zum schlechten Spielfeld.

  7. @Panthers: Bezüglich „meiner“ Browns haben die PFF Kriterien bislang in den meisten Fällen meinen „Eye-Test“ bestätigen können. Grundsätzlich hast du natürlich recht, dass die Zahlen nicht die ganze Wahrheit erzählen, aber gerade dein Beispiel mit dem verpassten assignment verdeutlicht die Möglichkeiten die einem die Grades bieten.
    Angenommen Spieler Y verpasst sein assignment und Spieler X macht den Tackle. Dann hat Spieler X in der Situation alles richtig gemacht und bekommt ein positives Grade. Auf die komplette Saison gesehen kommt so eine aussagekräftige Bewertung zustande wie oft ein Spieler in Situation richtig gehandelt hat. Wie er in die Situation gekommen ist, ist zunächst irrelevant.
    Am Ende der Saison kann man dann schauen wo bei den Spielern positive wie negative Auffälligkeiten gegenüber der letzten Saison vorliegen und dann versuchen die Gründe herauszufiltern.

  8. Ist letztlich sicherlich weniger entweder oder sondern mehr irgendwo dazwischen.
    Ich würde aber anders argumentieren:

    Auch wenn ich mein assignment vergesse kann ich dennoch plays machen, die auf dem tape erstmal gut aussehen.
    Und tendenziell würde ich behaupten, dass es bei schlechten Teams einfacher ist gut auszusehen- weil ich aufgrund von Fehlern der Mitspieler mehr gute plays machen kann (theoretisch)
    Bspw. Option plays- da kannst du kaum sagen, wie die asignments geregelt sind – vlt soll der end den rb nehmen – ist das dann eine schlechte Bewertung, wenn der qb den Ball behält?
    In der nfl wird viel pattern read coverage gespielt- woher weißt du ob der cb oder der Safety den Receiver tief covern sollte
    Bspw bekommt der cb der sein assignment einhält und vom Receiver in die flat cuttet eine schlechte Bewertung, der Safety, der den Td saving tackle macht vielleicht eine gute- obwohl er eigentlich den Receiver covern sollte und sein assignment verpennt hat.

  9. verstehe ich nicht, dort wird auf meine Bedenken nicht eingegangen – nur wie viele Hände das Grading machen – und da wäre ich auch vorsichtig, wenn ich sehe wie schnell die Grades kommen….
    Beim im llink aufgeführten Beispiel besteht ja das gleiche Problem: Woher weist du ob der QB den Pass falsch platziert hat, oder der WR die falsche Route gelaufen ist?

  10. Ich verstehe dich nicht – was ist der Punkt den du belegen möchtest..

    – Im Podcast wird gesagt, dass PFF nicht 100% richtig ist, dass es aber eine Tendenz gibt – und dass es besser ist als gar nichts – stimme ich zu.
    – Chip Kelly, also ein Insider, sagt, es er nur bedingt viel von den Grades hält – ein NFL Coach sagt also die Grades geben nicht das wieder, was er sieht – und das ist doch eine klare Ansage
    – Die Jungs behaupten, dass es nicht so viele Spezialfälle gäbe (kann ich nur bedingt beurteilen)
    – und dass sowieso überall die gleichen Konzepte gespielt werden – und dass ist schlichtweg falsch – ich erinnere an die Twitter Auseinandersetzung von Thomas Davis, an eine Seahawks cover 3 die komplett anders funktioniert, an die vielzahl an cover 4 systemen im College.
    Es gibt so viele Reads soviele verschiedene Asignments und Möglichkeiten – da sind einfach Grenzen…

  11. Noch ein Punkt zum Nachdenken: Hat der Spieler vom Trainerstab überhaupt die richtigen Assignments zugeteilt bekommen? Kann dieser Punkt ein Grund sein, weshalb manche Spieler unter manchen Coaches überhaupt nicht funktionieren und unter anderen brillant?

  12. Dein Anfangs-Post zu dem Thema ist mMn schlichtweg falsch und davon möchte ich dich überzeugen. 😉

    „Chip Kelly, also ein Insider, sagt, es er nur bedingt viel von den Grades hält – ein NFL Coach sagt also die Grades geben nicht das wieder, was er sieht – und das ist doch eine klare Ansage“
    Erstens hat Kelly das nicht gesagt und zweitens gibt’s auch genügend Gegenbeispiele, z.B. Saban letztes Jahr wegen seines Center’s.
    Außerdem nutzen fast alle NFL-Teams die Premium Stats von PFF und erst jetzt vor kurzem haben z.B. diverse FO’s den „Draftpass“ in Anspruch genommen.

    „und dass sowieso überall die gleichen Konzepte gespielt werden – und dass ist schlichtweg falsch – ich erinnere an die Twitter Auseinandersetzung von Thomas Davis, an eine Seahawks cover 3 die komplett anders funktioniert, an die vielzahl an cover 4 systemen im College.“

    Sie haben auch nicht gesagt Cover 3=Cover 4, sondern dass es die paar Grundsysteme gibt und die jeder, mit 1-2 kleinen Wrinkles, verwendet. Das ist auch definitiv so, weil wie z.B. im Pod genannt, IZ ist IZ, Power ist Power, etc.

  13. @Brady12: Ich kann mich komplett täuschen, aber die Premium-Stats sind die „objektiv“ erfassten Aufzeichnungen von PFF zu Formationen, Routen und erzielten Ergebnissen. Bzw. die „verpassten Tackles“ oder „ausgestiegenen Tackles“, sofern das „objektiv“ bewertet werden kann.

    Sie sind IMHO Teil des Grading-Systems von PFF, zumindest nicht direkt gekoppelt.

    Dann noch eine weitere Frage: Khaled Elsayed hat mir kurz nach der Herausgabe der All-22 Tapes gesagt, PFF werde es nicht nutzen. Ist dem noch immer so?

  14. @Korsa

    „Premium Stats“ beinhaltet quasi alles. Die Overall Grades, verschiedene Teil-Grades, Signature Stats(das ist z.B. Tackle Effizienz, Pass Block-Effizienz, etc. dabei) und noch hunderte andere Informationen. So war es zumindest, als ich noch „Mitglied“ war, mittlerweile ist es mit ja recht happig….

    https://www.profootballfocus.com/premiumstats/
    Unter dem Link kannst du dich noch genauer informieren.

    In einem(btw sehr interessanten) Artikel(-> http://mmqb.si.com/2015/01/25/pro-football-focus-nfl-neil-hornsby-cris-collinsworth-analytics) von vor über 2 Jahren über eben Elsayed’s Job steht folgendes: When in doubt, Elsayed will flag plays for further review when the All-22 coaches’ film becomes available. “Am I being generous?” he writes after assigning a +1 grade to Eli Manning on a touchdown pass to Larry Donnell. It was a good throw, but the cornerback made the quarterback’s job easier by hesitating in coverage. On a 20-yard touchdown run by Alfred Morris, safety Antrel Rolle is only seen on the TV broadcast at the end of the play, trailing Morris. “One of the problems is, you can’t just go straight over the top—he’s got to defend the cutback,” Elsayed says. “But I need a different angle to see that. Another analyst might decide, when he looks at the All-22, that he was slow over the top. No grade for Rolle right now.”

    In den finalen Grades, glaube die gibt’s immer Mittwoch, ist All 22-Review inkludiert.
    So wie die Company seither gewachsen ist und mehr Analysten zur Verfügung hat, wird damit vllt auch schon früher/schneller gearbeitet….

  15. Ich denke, dass die PFF Stats ein super Tool sind um die Saison eines Spielers zu betrachten. Dadurch, dass man jeden einzelnen Snap bewertet kommt ein riesiges, aussagekräftiges Sample zustande.
    @panthers hat mMn allerdings recht damit, dass die Grades keine oder nur schlecht teaminterne Korrelationen darstellen. Dabei geht es weniger darum, ob der Spieler beim Spielzug alles richtig gemacht hat, sondern eher um banale Sachen wie z.B.:
    Bricht das QB play ein weil sich sein starting C verletzt hat? Oder: Wurde ein O-Liner von G auf T gesetzt und spielt jetzt eine miese Saison.

    Wichtig ist halt, wie man die Daten interpretiert. Insgesamt hat man pro Spieler eine aussagekräftige Bewertung. Wie diese allerdings im Gesamtgefüge „Mannschaft“ zustande gekommen ist, erfassen die PFF-Stats leider nicht.
    Allerdings sind die Grades mMn so aussagekräftig, dass, wenn man bei einem Spieler gravierende Unterschiede zwischen Saison X und Saison Y erkennen kann, es sich lohnt heraus zu finden was oder wer sich bei dem Team geändert hat um den Unteschied zu begründen.

  16. Ich glaube durchaus, dass PFF sinvoll ist- einfach weil es unheimlich viele Infos geben kann. Und in sofern ist es nicht verwunderlich, dass die NFL Teams das auch nutzen (da wird ja aber auch fast jede Quelle genutzt…)
    Aber es gibt eben einen Unterschied im Scouting von Prospects und Gegnern und der Evalution der eigenen Spielern – und, so habe ich die Aussage zu CHip Kelly verstanden, in der Selfevaluation verfügt PFF eben nicht über alle informationen und muss teilweise korrigiert werden.
    Ich sage nicht PFF ist scheiße, aber es hat eben keine 100% Validität und meiner Meinung nach auch keine 80%….

    IZ ist IZ – ja, aber….
    eben nur begrenzt, auch bei scheinbar simplen Konzepoten gibt es eben die vielen kleinen Winkel, die bedacht werden können – und weil Football eben ein Sport der kleinen Details ist, können die sich durchaus auswirken – nach welchen Regeln sollen die Liner den Zone Blocken, ist vieleicht doch irgendwo BoB blocking angesagt, oder ein Pull, oder wird der BAckside End nicht geblockt, oder eine Option etc.. Hinzu kommen die ganzen äußeren Einflüsse: muss ein Blitz gepickt werden, was spielt der Gegner – 3-3; 3-4, 4-3 Over, 4-3 Under…. es macht einen riesen Unterschied ob der DT Headup oder shaded steht; Spielt die Offense sehr Passlastig; hat einen Scrambling QB oder spielt regelmäßig Options, hat das einen einfluss! So kann es durchaus sein, dass Gegen Team B derselbe DE einen Bomben SPiel macht und gegen Team A nichts – einfach weil seine Asignments anders aussehen…
    Und natürlich wird über die Menge der Daten einiges ausgeglichen, man darf aber nicht vergessen, dass NFL Teams sehr spezifisch von Woche zu Woche adjusten können….

    Die Grundfrage war ja einmal, warum die Browns als Team so scheiße aussehen, wenn viele Spieler gut bewertet werden. Diese Differrenz muss ja irgendwie erklärt werden. Und meine Hypothese dazu war, dass in schlechten Teams mittelmäßige Spieler gut bewertet werden; Einfach aus Problemen im Bewertungssystem von PFF.
    Denn das die Browns ein Team von guten Spielern sind, denen nur der eine Impactplayer fehlt zum großen Durchbruch mag ich nicht glauben….
    Und PFF macht ja nunmal eine Qualitative Untersuchung nach nur bedingt objektiven Kriterien durch Experten – da müssen fehler drin sein.

    Noch ein letztes Beispiel um zu zeigen worum es mir geht:
    Der mittelmäßige Guard macht ein gutes Spiel und wird gut bewertet.Auf der anderen Guard Position steht ein schlechter Spieler, dementsprechend baut der Gegner seinen Gameplan auf – in Passing Downs wird der schlechte Spieler attackiert (wie spielt hier jetzt nicht wirklich eine Rolle..) und sieht deshalb unterirdicsch aus. Der mittelmäßige Guard sieht aber gut qaus, einfach weil der Gegner entschieden Hat, dass Laut Gameplan der andere attackiert wird (über Personal oder Formations, etc…) Steht der Mittelmäßige Spieler gegenüber einem Starguard sieht der Gameplan auf einmal ganz anders aus und vieleicht sieht er selber nun schlecht aus und wird schlecht bewertet.
    DAss sind natürlich plakative Beispiele, die in der Summe ralativiert werden – und dennoch bin ich davon überzeugt, dass es auch für Experten sehr schwer zu bewerten ist, was genau Leistung des Spielers, was Playdesign und Asignment und was Adjustment des Gegners ist.

  17. Komme erst jetzt dazu…. 😉

    „IZ ist IZ – ja, aber….
    eben nur begrenzt, auch bei scheinbar simplen Konzepoten gibt es eben die vielen kleinen Winkel, die bedacht werden können – und weil Football eben ein Sport der kleinen Details ist, können die sich durchaus auswirken – nach welchen Regeln sollen die Liner den Zone Blocken, ist vieleicht doch irgendwo BoB blocking angesagt, oder ein Pull, oder wird der BAckside End nicht geblockt, oder eine Option etc.. Hinzu kommen die ganzen äußeren Einflüsse: muss ein Blitz gepickt werden, was spielt der Gegner – 3-3; 3-4, 4-3 Over, 4-3 Under…. es macht einen riesen Unterschied ob der DT Headup oder shaded steht; Spielt die Offense sehr Passlastig; hat einen Scrambling QB oder spielt regelmäßig Options, hat das einen einfluss! So kann es durchaus sein, dass Gegen Team B derselbe DE einen Bomben SPiel macht und gegen Team A nichts – einfach weil seine Asignments anders aussehen…“

    Ich finde es klasse, was du hier aufzählst, denn genau das sind Sachen die PFF chartet. Zusammengefasst gesagt: Was macht ein Spieler bei jedem Play, und wie gut macht er es?
    Zu deinem letzten Satz fällt mir spontan eine Sache ein, die man eben dank PFF bewerten kann: JJ Watt zerstört in seiner Karriere quasi alles, nur gegen NE hat er scheinbar nicht so einen großen Impact.
    Vom Spiel-Review letztes Jahr: „J.J. Watt is normally the foundation of the Texans’ defense, but he had little impact in the game. The Patriots did an excellent job to minimize his impact through scheme, regularly calling run plays away from Watt’s alignment and often double-teaming him — and triple-teaming him on one occasion in pass protection. Watt had one run stop on 28 plays in run defense, and one pressure on 22 pass rushes — the latter of which came on a nice stunt that left him unblocked. Even when Watt was drawing multiple blockers in pass protection, his teammates failed to take advantage, pressuring Brissett on just five of 22 dropbacks.“
    Artikel über seinen Auftritt im SNG vor 2 Jahren: https://www.profootballfocus.com/pro-j-j-watt-posts-his-lowest-grade-since-his-rookie-season/

    „Die Grundfrage war ja einmal, warum die Browns als Team so scheiße aussehen, wenn viele Spieler gut bewertet werden. Diese Differrenz muss ja irgendwie erklärt werden. Und meine Hypothese dazu war, dass in schlechten Teams mittelmäßige Spieler gut bewertet werden; Einfach aus Problemen im Bewertungssystem von PFF.
    Denn das die Browns ein Team von guten Spielern sind, denen nur der eine Impactplayer fehlt zum großen Durchbruch mag ich nicht glauben….“

    Diese These von dir ist eben schlichtweg falsch. Warum genau sollten mittelmäßige Spieler in schlechten Teams besser bewertet werden?
    Dass viele Spieler der Browns gut bewertet wurden ist auch nicht richtig, schau dir mal die voraussichtliche Aufstellung(Rookies, Tretter und Zeitler hatten sie letztes Jahr nicht; Jamie nur für ein halbes Jahr) an: https://twitter.com/jimmybrady12/status/862665697633107970

    Ich komme bei deiner Guard-Sache nicht ganz mit, aber zur O-Line-Bewertung von PFF empfehle ich dir dieses Video: https://twitter.com/rsmithnfl/status/846683473129689088
    (Paul Alexander ist seit 22 Jahren O-Line Coach in Cincy und Assistent HC seit 2008)

  18. Die vielen Infos von dir sind natürlich sehr hilfreich. Aber ich verstehe tatsächlich nicht, warum du auf so viele Punkte von mir nicht engehst, bzw. sie einfach ohne Gegenargumente abtust.
    Dein Punkt ist ja das bei PFF nur Experten sitzen die unfehlbar sind und PFF deshalb zu 100% stimmt. (polemisch formuliert…) Und ich sage, dass da Experten sitzen, denen aber nicht unbedingt alle wichtigen Informationen zur Verfügung stehen und sie deshalb oft schätzen müssen und somit zwar durchaus wichtige Aussagen getroffen werden können, man aber weit von 100% Validität entfernt ist.
    Und rein aus analytischer Sicht ist es mir ein Rätsel, wie du bei der Unfehlbarkeit bleiben kannst.

    PFF versucht die Leistung eines Spielers zu messen abhängig von der SItuation. Du bist der Meinung PFF chartet alles – das glaube ich nicht, einfach weil die Frage besteht, was denn alles zu einer relevanten Bewertung nötig ist. Es geht hier ja nicht um das grobe Playdesign, um kleine Adjustments – die spezifisch fürs Spiel, spezifisch für Plays, Situationen und Gegenspieler sein können – die nicht erkennbar sein müssen ohne die eine Bewertung aber immer nur Bedingt möglich ist. Wie weit wird berücksichtigt, ob ein guter Spieler einen schlechten Tag hat, oder umgekehrt?

    Woher weiß PFF, ob ein RB – für den Rush Pickup eingeteilt ist, oder direkt auf den swing laufen soll? Der Oliner, der sich auf die Hilfe des RB verlässt sieht auf dem Tape schlecht aus, weil er davon ausgeht, dass er hilfe bekommt.
    Woher weist du, wie die Reads des QB designt sind – ob er überhaupt den offenen Mann hätte sehen können, weil sein Read nämlich eine andere Reihenfolge hat….

    Wie gesagt, ich behaupte nicht, dass damit alles quatsch is, aber so etwas muss eben bedacht werden.
    Und ich würde mir wünschen, dass das nicht einfach mit einem „die Experten bei PFF wissen schon was sie tun“ abgetan wird, sondern du mir einmal erklären kannst, wie.

    Hinzu kommt ein anderer Punkt: Es ist nämlich nicht nur unklar was genau alles als Information zur Verfügung steht, sondern auch, mit welchem Faktor diese berücksichtigt werden. PFF beruht auf Augenmaß und Expertenwissen – es gibt keine Grundregel alla „gegen einen Tackle der nicht gefrühstückt hat bekommt der Spieler y ein -0,5“. Natürlich gibt es da Richtlinien, aber letzlich haben wir es mit einem Notensystem zu tun. – Und in Notensystemen gibt es immer mehr oder weniger ausgeprägte Tendenzen- denk einfach mal an deine Schulzet..
    Dass in jeder Klasse Deutschlands das Notenspektrum von 1-5 vertreten sit ist statistisch gesehen ein ding der unmöglichkeit.

    Und es spricht tatsächlich für PFF, dass es einen JJ Watt so weit von allen anderen Spielern heraushebt und nicht darauf zurückfällt in eben in die Spitzenposition zu setzten, – dort wo in anderen Jahren andere Spieler stehen. (irgedwann gab es hier mal eine tolle Grafik…)
    Und dennoch sind diese Tendenzen nicht weg zu diskutieren.

    Wie kommt es denn, dass PFF immer wieder Spieler gut Rankt, sie dann aber doch auf einmal in einer neuen Situation nicht mehr die gleiche Leistung bringen – da liegt es doch nahe, dass eben nicht alles zu 100% erfasst wurde.

    Aufgrundlage dieser Überlegungen bin ich zu dr Hypothese (nicht These!) gekommen, dass es bei PFF Tendenzen gibt in graupen Teams Mittelmäßige Spieler besser zu bewerten als sie tatsächlich sind.Ich habe dafür einige Beweggründe aufgeführt (- so zum Beispiel das Guard Beispiel von oben) Und wie ich beim nachlesen feststellen musste, ging es nicht um die Browns, sondern um die Bears …
    Dass kannst du jetzt natürlich pauschal abtun (ohne selbst irgendwelche Argumente anzuführen) – dann kommen wir aber nicht weiter, oder du setzt dich damit auseinander und erklärst mir was an meinen Überlegungen falsch ist.

    BTW: Paul Alexander z.B. ist bei 2% der Plays einer anderen Meinung

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