Florida State Seminoles 2017/18 Preview

Die Florida State Seminoles gelten im Vorfeld der Saison 2017/18 als komplettestes Footballteam neben Alabama und Ohio State, und werden daher auch als größter Favorit in der ACC angesehen.


Florida State erlebte eine schwierige Saison 2016, in dem man mit 10-3 Siegen aber respektabel abschloss. Die Fragezeichen bei FSU bewegten sich zu Beginn der Saison vor allem um die Defense, die Ende September zweimal en suite abgeschossen wurde (63 Punkte von Louisville kassiert, 37 von UNC), ehe sie sich erfing und in der zweiten Saisonhälfte als eine der besten im Lande galt.

FSU spielte mit Topmannschaften wie Miami/FL, Clemson und Michigan auf Augenhöhe und brachte als Lohn für ein Umbruchjahr den Gewinn der Orange Bowl sowie ein Top-5 Preseason Ranking in die aktuelle Saison mit.

Was Florida State in der Zeit unter Head Coach Jimbo Fisher auszeichnet: Recruiting. Fishers Teams gehören stets zu den besten, am tiefsten besetzten im Lande. FSU verliert jedes Jahr mehrere hohe Draftpicks an die NFL und bringt dennoch in schöner Regelmäßigkeit ein gleich breit aufgestelltes Arsenal zurück aufs Spielfeld.

Im Vergleich zur letzten Saison müssen die Seminoles zum Beispiel RB Dalvin Cook, die vier besten Wide Receiver sowie mit DE DeMarcus Walker den besten Passrusher vorgeben, und trotzdem stehen sich die 4-Star und 5-Star Nachfolger bereits auf den Füßen.

Offense

Der Angriff wird nach Cooks Abgang etwas passlastiger als in der Vergangenheit aussehen. Sprich: Mehr Verantwortung für QB Deondre Francois, der letztes Jahr ein erstaunliches Debütjahr hinlegt. Francois ist ein mobiler Quarterback, der durchaus gut werfen kann. Er hatte letztes Jahr Probleme mit seiner Pass-Protection und kassierte relativ viele Sacks, aber auf der anderen Seite schafft es Francoise mit seiner Mobilität auch immer wieder, sich aus schier aussichtlosen Situation herauszuwinden und noch Pässe an den Mann zu bringen, wo andere Quarterbacks längst zu Boden gegangen wären. Francois ist damit ein sehr launig anzuschauender QB.

Trotzdem wird er Unterstützung brauchen. Als Cooks primärer Nachfolger gilt RB Cam Akers, einer der meistgehypten jungen Prospects seit ich College Football schaue. Ob Akers bereits dieses Jahr eine zentrale Rolle übernimmt, ist noch offen, aber zumindest in Teilzeiteinsätzen soll er an den College Football herangeführt werden. Akers‘ Teamkollegen sind alle hoch eingestufte Recruits.

Auf Wide Receiver gibt es Aderlass zu verkraften (die Top-4 sind weg), aber FSU verteilt seit Jahren die Bälle auf mehr als eine Handvoll Receiver, weswegen auch die angedachten Top-WRs Tate und Murray bereits etliche Catches auf dem Buckel haben.

Die größten Zweifel erweckt aktuell noch die Offensive Line, die 2016 wirklich mehrere Wochen lang wie das Problem aussah. Offense-Line Probleme sind eher untypisch für Jimbo-Fisher Teams, und sie könnten gegen den Spielplan der Seminoles, der etliche brutale Front Seven Mannschaften sieht, zu einem Knackpunkt in dieser Saison werden.

Defense

Gemeinhin erwartet man von der Unit von DefCoord Charles Kelly ein großes Jahr. Das liegt vor allem an der starken zweiten Saisonhälfte 2016 und an der Rückkehr von Superstar-Safety Derwin James, der letztes Jahr streckenweise übel gefehlt hat.

FSU zeichnet sich in der Defense nicht durch ein einziges Erkennungsmerkmal (z.B. Passrush oder hartes Hitting) aus; es zeichnet sich durch kollektive Stärke durch die Bank aus. Der Passrush ist ein kleines Fragezeichne, weil er zuletzt stark vom abgewanderten DE Walker abhängig war, und auf Cornerback gibt es keinen echten Shutdown-Corner, aber viel wichtiger: Es gibt keine erkennbare Schwäche, die jeder Gegner sofort attackieren würde.

Schedule

Der große Knackpunkt bei den Seminoles ist der Spielplan. Im ACC-Rennen bekommt man zwar Miami/FL und Lousville mit Heimvorteil, muss aber auswärts beim vermeintlich größten Konkurrenten Clemson antreten.

Außerhalb der Conference? Nun, FSU eröffnet die Saison am 2. September in Atlanta gegen die #1 Alabama. Das ist das einzige Spiel, in das man als Außenseiter geht. Und dann schließt man die Regular Season traditionell mit dem Derby gegen Florida ab – auch hier: Auswärtsspiel.

Damit ist der FSU-Spielplan vermutlich einer der heftigsten, den man sich denken kann. Im Rennen um die Playoffs kann das Vor- und Nachteil zugleich sein. Ein Vorteil dann, wenn man mit maximal einer Niederlage durchkommt – dann ist FSU so gut wie fixer Playoffteilnehmer. Ein Pari, wenn man mit zwei Pleiten durchkommt: Dann hat man noch immer gute Argumente im Vergleich zu manchem Mitbewerber. Aber der Nachteil: Du musst erst einmal mit maximal zwei Niederlagen gegen diesen Spielplan durchkommen.

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8 Kommentare zu “Florida State Seminoles 2017/18 Preview

  1. Wie kann eigentlich FSU im National Title Race so konstant mit dabei sein, wenn es so viele geographische und finanzielle Nachteile hat… SEC, Alabama, Florida, Georgia usw

    Vor allem im Vergleich mit UF ist FSU schon ein echtes Monster, dabei müssten die Vorteile neben dem Spielfeld doch deutlich bei UF liegen.

  2. Die Vorteile wechseln. Es ist nicht so, dass FSU die Gators historisch dominiert. Die „Dominanz“ kommt imme in Schüben: FSU dominierte Ende der 80er und Ende der 90er (und heute), aber Florida z.B. war in den 2000ern das klar bessere Team.

    Es zeigt sich IMHO auch an diesen beiden Teams, dass selbst bei sehr großen Programmen die Coaches der wesentliche Faktor sind. In der Bowden/Spurrier Glanzzeit spielten beide Teams regelmäßig um den Titel. Als Bowden auf die 80 zuging und bei Florida Urban Meyer coachte, war Florida die einzige Macht. Jetzt mit Jimbo Fisher ist es umgekehrt, und Florida sucht noch nach dem geeigneten Nachfolger für Meyer.

    Ein Jimbo Fisher z.B. wird überall wo er arbeitet sehr gute Recruits bekommen, weil es sich schlicht um seine Spezialität handelt, Netzwerke aufzubauen. Und er kann ähnlich wie Saban die Spieler in seinem Team entwickeln.

    Bei Florida z.B. gab es nach Meyer mit Muschamp eine unglückliche Wahl, von der man sich noch nicht wirklich erholt hat. Wenn ein Coach ohne wirklichen Plan rekrutiert und danach nicht weiß, wie die Individualisten zu einem Team formiert werden, hilft dir auch das meiste Geld und die besten Facilities und der beste Ruf nichts.

    Auch Alabama war nicht immer die Macht, die sie heute ist. Erst mit Saban hat sich das Programm dort wieder stabilisiert.

  3. Man muss auch dazu sagen, dass FSU keine geographischen Nachteile hat, obwohl es ja von Florida, Miami, Georgia, Auburn und Alabama mehr oder weniger umzingelt ist. Man muss ja auch bedenken, dass die anderen Programme auch neben FSU, den bereits genannten und einigen anderen Top-Programmen wie Clemson, Tennessee oder LSU liegen.
    Der größte Grund für den Aufstieg des Südens zur CFB-Region Nummer 1 ist vielleicht die Erfindung der Klimaanlage bzw. deren Integration ins Alltagsleben in den 1960er und 70er Jahren. Dadurch sind enorm viele Menschen aus den Nordstaaten in den warmen Süden gezogen. Mehr Menschen = Mehr Recruits und durch das warme Wetter konnte und kann man dort auch im Dezember und Januar vernünftig Football trainieren, was in vielen Staaten weiter nördlich nicht möglich ist. Deshalb ist der Süden noch vor Kalifornien, Texas und Ohio das Recruiting-Hotbed #1 und das ist halt das wichtigste für Erfolg, denn Talent gewinnt nunmal am ehesten Football-Spiele bzw. schafft die beste Ausgangslage dazu (wie auf diesem Blog meine ich auch schon in Texten über Sabans Alabama herausgestellt wurde).
    Die Schulen im Süden, vor allem im Recruiting-Staat #1 Florida, haben deshalb eine bessere Ausgangsposition als die Schulen in anderen Regionen, die nur teilweise dadurch eingeschränkt wird, dass es dort eine höhere Dichte an Top Tier Programs gibt als anderswo in den Staaten. Dennoch hat jede Schule dort überragendes Talent direkt vor der Haustür und damit den größten Recruiting-Advantage: „Proximity to Home“.

    Ich denke, dass das genau so wichtig, wenn nicht sogar noch wichtiger war als die Coachinganstellungen der großen Coaches. Klar wären FSU ohne Bowden, UF ohne Spurrier und Miami ohne Schnellenberger und Johnson nicht dort, wo sie heute sind. Doch dass diese Schulen innerhalb weniger Jahre in den 1980er Jahren so erfolgreich wurden und auf einmal um Titel spielten, ist kein Zufall. Miami und FSU spielen ja noch nicht solange (verglichen mit anderen Programmen mit ihrer Anzahl von Titeln) Football. Florida spielt zwar seit 1908 und war Gründungsmitglied der SEC, aber wirklich erfolgreich wurde man erstmals Ende der 1960er mit Spurrier als QB und danach erst wieder ab Ende der 80er mit Spurrier als Coach.

    TL;DR: Florida States Lage im besten Recruiting-Staat des Landes ist trotz der großen Konkurrenz in unmittelbarer Nähe kein Nachteil, sondern ein Vorteil.

  4. Danke für die ausführlichen Antworten.

    @BlauGelb: Ich meinte eigentlich nicht das generelle Recruiting Gebiet, das sicher ein Vorteil für alle dort liegenden Teams ist. Aber meine Frage zielt eher in die Richtung: Warum ist FSU im Vergleich mit UF so oft das bessere Team, obwohl doch eigentlich UF die besseren Voraussetzungen hätte. Dass beide Teams zu den besten gehören sollten, ist klar. Aber UF hat den besseren Hintergrund.

  5. Beide haben 3 National Titles und in der Tebow/Urban Zeit hat UF die Noles in den Sack gesteckt.

    Die Zyklen wechseln, einmal ist der eine erfolgreich, einmal der andere. Inklusive der Canes hat der Bundestaat Florida 11 der letzten 35 Titel gewonnen, da kann man nicht davon sprechen dass ein Team konstant viel besser als andere. Sieht man ja auch bei den Canes: 5 Titles, aber seit nunmehr 15 Jahren nix mehr gerissen.

  6. Ja, das liegt derzeit vor allem daran, dass man mit Jimbo den besseren Coach geholt hat und die Muschamp-Jahre (wie korsakoff schon sagte) bei UF immer noch nach nachklingen. Ob McElwain der richtige Mann ist, wird sich wohl in den nächsten beiden Jahren zeigen. Bei Colorado State hat er ja auch einen Turnaround hinbekommen.
    Zudem hat FSU den großen Coach, der den Aufstieg brachte (Bobby Bowden) bereits 1976 geholt, während Spurrier, der UF back on the map gepackt hat, erst 1990 dort hinkam.

    Abgesehen von den Coaches hatte FSU aber auch in den 1980ern, als man vom Nobody zum Titelaspiranten emporstieg, auch einen entscheidenden Vorteil: Man war ein Independent. Was heute wegen der TV-Gelder ein enormer Nachteil ist, war damals ein Vorteil (der auch Miami zugute kam). Während Florida in der Zeit die ganzen SEC-Granden spielen musste, worunter neben Alabama auch in den 80ern starken Unis wie Auburn oder Georgia waren, Damit hatte man immer einen harten Schedule, während FSU neben den jährlichen Duellen mit UF und Miami zumeist nur ein oder zwei richtig gute Gegner hatte und damit leichter zu 10 oder 11 Siegen kamen. Und als sich FSU dann einer Conference anschloss, war es die Basketball-Conference ACC, die bis vor ein paar Jahren und in den 1990ern in Football so lächerlich schwach war, dass FSU in den 90ern (man spielte seit ’92 in der ACC) nur zwei Conference-Spiele verlor und jeden Titel mindestens teilte.

    Aber wie bereits gesagt, insgesamt war FSU in den letzten Jahrzehnten gar nicht so viel besser als Florida. Sie sind derzeit sicher das bessere Team, aber in den Nullerjahren war es andersrum, in den 90ern sehr ausgeglichen usw.

  7. Würde auch sagen, dass die Coaches der entscheidende Faktor sind, aber natürlich die Grundvoraussetzungen passen müssen. Diese stimmen ja bei FSU wie UF gleichermaßen, vielleicht wegen der SEC mit leichten Vorteilen für die Gators.

    Coaches: FSU hat damals alles richtig gemacht hat, als man Jimbo in den letzten Jahren von Bobby Bowden eingelernt hat und dass man die Legende Bowden rechtzeitig zwangspensioniert hat um Jimbo zu halten.
    UF hatte einfach Pech, dass Urban Meyer „post Tebow“ eine Midlife Crisis durchmachte und aus freien Stücken gegangen ist. Man stelle sich einen Sunshine Showdown Jimbo gegen Meyer vor – Florida wäre das Epizentrum im College Football.

    Und für BlauGelbs Theorie spricht imo, dass UF auch mit den suboptimalen (behaupte ich ganz frech jetzt mal) Coaches so schlecht auch nicht abgeschnitten war. Seit Meyer weg ist: 3x in den AP 25 abgeschlossen und eine BCS Bowl Quali geschafft. Geht deutlich schlechter…
    McElwain ist ja wie Jimbo durch die Saban-Lehre gegangen, wenn er sich beweist, kann UF ganz schnell wieder eine Macht werden und das SEC & National Title Rennen neu gewichten.

  8. Danke für die ausführlichen Antworten! Spannende Diskussion!

    Ich finde College Football ja sehr interessant, weil im Prinzip die Blue Bloods seit Jahrzehnten einen geschlossenen Kreis bilden, aber hin und wieder brechen ein paar Upstarts das Gefüge auf, und einige wie FSU bleiben dann auch oben.

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