Auf Thanksgiving folgt in den USA der „Black Friday“, inoffizieller Feiertag auf der Brücke zum Wochenende und vielerorts Startschuss für die Weihnachtsvorverkäufe. Der College Football nutzt den Black Friday um das Rivalry-Weekend aufzusplitten. So geht es heute schon mit den ersten Partien los.
- 18h: Pittsburgh – #2 Miami/FL
- 18h: #12 TCU – Baylor (FOX)
- 18h: Houston – Navy
- 21h30: Arkansas – Mizzou (cbs)
- 21h30: #15 Central Florida – South Florida
- 2h: Virginia – #25 Virginia Tech
- 2h: Texas – Texas Tech (FOX)
- 4h30: UCLA – Cal
Das wichtigste Spiel heute Abend ist das ACC-Duell zwischen den Pittsburgh Panthers und den ungeschlagenen Miami Hurricanes. Miami ist bereits für das ACC-Finale qualifiziert, kann sich aber mit Blick auf seine Playoff-Ambitionen trotzdem keine Niederlage im Heinz Field erlauben. Pitt dagegen kann eine verlorene Saison zwar nicht mehr „retten“ (Bowl Season ist verpasst), aber zumindest mit einer Duftmarke beenden: Die Panthers sind 4-7. Das ist ein Record, der dieser Tage oft zitiert wird, denn exakt vor 10 Jahren hat Pitt schon einmal als 4-7 Team am letzten Spieltag der Saison einem Rivalen das BCS-Finale vermasselt – damals als krasser Außenseiter gegen den Erzfeind #1 West Virginia, der im Backyard-Brawl sensationell geschlagen wurde.
Eine Wiederholung wäre eine mindestens ebenso große Überraschung. Denn Pitt befindet sich im dritten Jahr von Head Coach Pat Narduzzi im Umbruch: Mit QB Nathan Peterman (Leistungsträger 2016!) und RB James Connor wurden zwei wesentliche Offense-Starter ausgetauscht, die man nie adäquat ersetzen konnte. QB Ben DiNucci strauchelt in schöner Regelmäßigkeit und wurde erst letzte Woche mal wieder durch den Freshman-QB Kenny Pickett ausgewechselt. Doch egal wer startet: Sie kassieren hinter einer unsicheren Offense Line fast 3 Sacks/Spiel. Das trifft sich nicht gut gegen die geschwindige Front Seven der Hurricanes, die mit ihren Super-Linebackern in der zweiten Reihe alles wegräumt und vorne mit 3.5 Sacks pro Spiel ordentlich Druck auf das Backfield ausübt.
Dazu macht sich Miami immer wieder einen Namen mit seiner „Turnover-Chain“, die goldene Kette, die nach jedem der Dutzenden Turnovers einem Verteidiger umgehängt wird. Besonders oft hatte sie zuletzt DB Jaquan Johnson um, der in gefühlt jedem der letzten 4-5 Spiele eine Interception gefangen hat. Und es wäre noch nichtmal so, dass Miamis Defense nur spekuliert: Die Linebacker machen ordentlich Dampf, und in der Verzweiflung, anstelle des Sacks werfen zu müssen, wird immer mal wieder ein Quarterback ordentlich verheizt.
Pitts Offense war also nicht großartig – aber noch problematischer die Defense. Die hat sich nach dem katastrophalen Saisonstart zwar mittlerweile etwas gefunden, gibt aber noch immer 4.3yds/Carry auf. Der Linebacker mit dem unaussprechlichen Namen, Oluwaseun Idowu, ist der Schlüsselspieler. Gelingt es ihm und seinen Komparsen, die zuletzt so erfolgreichen inside-Zone Runs von RB Travis Homer zu stoppen, hat Pitt eine Chance. Wenn nicht, ist das Miamis halbe Miete zum Sieg.
Um 21h30 geht es um den Finaleinzug in der American Athletic Conference: Die South Florida Bulls fordern die ungeschlagenen Central Florida Knights. Das ist das wichtigste Florida-Derby an diesem Wochenende. USF und UCF sind beide gute Geschichten dieses Jahr.
Beide sind Teams, die von ambitionierten Head Coaches auf- bzw. umgebaut wurden. UCF ist seit einigen Jahren das Reich von Headcoach Scott Frost, einstiger OffCoord bei den Oregon Ducks. Frost spielt eine Option-lastige Offense und gilt als heißer „Power-5“ Coaching-Anwärter, vielleicht an seiner Stamm-Uni in Nebraska. Bei USF hat ein anderer Coach seinen Namen reingewaschen: Charlie Strong, der nach seinem persönlichen Fiasko bei Texas wieder zurück in die Erfolgsspur gefunden hat.
Beide Teams leben von mobilen Quarterbacks und Turnover-hungrigen Defenses. USF vertraut in der Offense auf die Laufkünste von QB Quinton Flowers, der aber heuer nur noch 54% Completion-Rate hat. Bei UCF bombt sich QB McKenzie Milton das Feld runter: Er macht fast 11 NY/A über den Luftweg und scrambelt wohl getimt immer wieder zu 1st Downs. Wichtigte Partner für Milton sind WR Tre’Quan Flowers (20yds/Catch, 12 TD) und der extrem schmale, aber flinke RB Adrian Killins (7.7yds/Carry).
Acht zu geben ist auf beide Defenses, die viele Ballverluste erzwingen. UCF ist die #1 im Lande mit +16 Turnover-Bilanz, USF die #5 mit +11. Bereitet wird das Feld natürlich von der jeweiligen Offense, die das Tempo vorgibt und der Defense einen spekulativen Spielstil erlaubt – deswegen wird das heute interessant: Können die Defenses im direkten Vergleich ebenso effizient Turnovers erzwingen?
Es kann jedem Team passieren, wenn Sie das andere Team nicht ernst nehmen und spielen lassen. Pittsburgh hatte nichts zu verlieren und gewonnen. Das war ihr Playoff-Spiel. Anerkennung dafür, dass die Panthers ein großartiges Spiel gespielt haben. Respekt ihnen und viel Glück für die nächste Saison.