Heute Bowl-Season mit zwei großen Programmen wie FSU und Texas. Wieder am Start für kompetente Beratung: Christian Schimmel, @Chris5Sh und DerDraft.de.
- Mi 27.12. um 19h30: Florida State Seminoles – Southern Miss Golden Eagles (Independence Bowl)
- Mi 27.12. um 23h15: Boston College Eagles – Iowa Hawkeyes (Pinstripe Bowl)
- Mi/Do 27./28.12. um 2h30: Arizona Wildcats – Purdue Boilermakers (Foster Farms Bowl, FOX)
- Mi/Do 27.28.12. um 3h: Texas Longhorns – Mizzou Tigers (Texas Bowl)
Auftakt macht die Independence Bowl zwischen FSU und Southern Miss. Im Vorfeld der Partie ist viel über ein Spiel aus den späten 1980ern zu lesen, als just jenes Southern Miss angeführt von einem gewissen QB Brett Favre eine der größten Sensationen des Jahrzehnts schaffte und das Power-House FSU schlug. Das ist aber die wesentlichste Storyline im Vorfeld dieser Partie. Denn: FSU tritt als einer der großen Enttäuschten des Jahres und mit Interimscoach in diesem Spiel an – und FSU hat schon in den letzten Jahren in ähnlichen Situationen Bowls abgeschenkt.
Thomas: Daher nun eine andere Frage: QB-Verletzung hin oder her, aber hätte FSU eine derart brutale Bauchlandung hinlegen dürfen, mit all den künftigen NFL-Talenten im Kader?
CHRISTIAN: Niemals. Ich frage mich wirklich was da passiert ist. Ein Team mit so viel Talent, mit so außergewöhnlichen Spielern wie beispielsweise Defensive Back Derwin James schmiert nicht einfach so ab. Ein 3:35 gegen ein zugegebenen gutes Boston College, kannst du nicht nur auf den Quarterback schieben.
Meine These ist, dass es spätestens in der Saison, ggf. auch schon vorher gewaltig geknallt hat. Der mittlerweile ehemalige Head Coach Jimbo Fisher, wirkte schon zu Saisonbeginn äußerst dünnhäutig. Auch die Tatsache, dass er das Angebot von Texas A&M so schnell angenommen hat und seinen Abschied forcierte, hat mich überrascht. Ich hätte nicht geglaubt, dass du Florida State verlässt um zu Texas A&M zu gehen, trotz des klaren finanziellen Aufstiegs. FSU hat in Florida weit weniger Konkurrenz als A&M in Texas, dazu kommt, dass du eine Conference mit faktisch einem Powerhouse (Clemson) verlässt und nun jedes Jahr einmal gegen Alabama, Auburn und LSU ran darfst und dazu noch ein widererstarktes Georgia in der SEC East spielt. Meine Vermutung ist, dass das ganz stark in Verbindung mit dem Abschneiden der Mannschaft ist. Man darf gespannt sein, wie schnell Willi Taggart das Team in die Spur bekommt. Das Talent haben die Seminoles dazu zweifellos.
Thomas: Texas Bowl. Die Missouri Tigers sind eine der spektakulären Geschichten dieser Saison: 7-5 Bilanz im zweiten Jahr von Headcoach Barry Odom. Der Saisonverlauf war auch einigermaßen spektakulär: Von Nach 1-5 Start mit fünf Pleiten en suite ein 6-0 Abschluss mit jede Woche höher werdenden Kantersiegen. War dieser Wandel nur dem Spielplan geschuldet oder hat sich Mizzou auch sportlich entwickelt?
CHRISTIAN: Ja, es war schon stark dem Spielplan geschuldet. Drei der ersten fünf Niederlagen kamen gegen ein zu dem Zeitpunkt noch gesundes (und damit gutes) South Carolina Team, Georgia und Auburn. 28 Punkte gegen Georgia hat außerhalb von Auburn auch keine andere Mannschaft erzielt. Trotzdem hat auch eine Entwicklung stattgefunden, vor allem in der Defense die von Spiel zu Spiel besser wurde. Lediglich beim letzten, äußerst wilden Spiel gegen Arkansas erlebte diese noch einmal einen Rückfall in Alte Zeiten. Man muss hier insbesondere das Coaching loben, denn ein Team nach dem Start so zusammenzuhalten, erfordert einiges an Führungsstärke, die Tigers haben sich ihr Bowl Spiel redlich verdient.
Thomas: Wie in aller Welt konnte QB Drew Lock 43 Pass-Touchdowns in der SEC werfen?
CHRISTIAN: 13 Touchdowns gegen Southwestern Missouri State und Idaho helfen jedenfalls. Da reden wir also schon mal von knapp einen Drittel seiner 43 Scores. Ich will aber nicht zu viel Wasser in den Wein gießen, denn er hat auch gegen Florida, Georgia und Auburn die Endzone gefunden. Lock hat eine gute Präzision und auch schon reichlich Spielerfahrung, denn es ist bereits seine dritte Saison als Starter bei den Tigers. Dazu kommt, in der SEC gibt es nach wie vor wenige Angriffsreihen die sich wirklich auf eine reine Spread Offense stützen. Es regieren immer noch die Mannschaften, die dich mit schierer Wucht und Athletik überpowern wollen, oder die gefühlt 150 verschiedene Laufspielzüge im Playbook haben. Missouri hat da unter OC Josh Heupel eine Nische gefunden und Lock und seine Teamkollegen haben diese entsprechend genutzt.
Thomas: Mizzou wird OffCoord Josh Heupel, einen Vertreter der „Air Raid Offense“ an UCF verlieren – ein Zeichen, dass auch der College Football zur Copycat-League verkommt?
CHRISTIAN: Kopiert wird, was erfolgreich ist. Das ist im Football nicht anders, als in jeder anderen Sportart. Gerade in der SEC war das spannend, weil das in den letzten Jahren kaum jemand gemacht hat, maximal Texas A&M in Ansätzen und die werden unter Jimbo Fisher ihr Gesicht in der Offense sicher auch verändern. Dazu kommt, dass die Air Raid aktuell in dem Maße und auf der großen Bühne gar nicht den riesen Erfolg hat. Washington State ist unter Mike Leach zumindest wieder relevant, Texas Tech gewinnt allerdings seit Jahren keinen Blumentopf damit. Baylor hatte unter Art Briles einen gewissen Erfolg, aber das war eine Offense die vom Run/Pass Ratio meist sehr balanciert war und keine reine Air Raid darstellte. Heupel wird bei UCF sicher da war weitermachen, wo Scott Frost aufgehört hat, ich glaube aber noch nicht an einen „Air Raid Trend“, solange diese Systeme in BIGTen, SEC und PAC12 keine Ausnahmen bleiben.
Thomas: Texas schloss im ersten Jahr von Headcoach Tom Herman mit 6-6 Bilanz ab – eine Enttäuschung? Oder realistische Hoffnung, dass da mehr kommt? Was waren die positivsten Erscheinungen bei den Longhorns?
CHRISTIAN: In Namen: Sicher Freshman Quarterback Sam Ehlinger, die beiden starken Linebacker Malik Jefferson und Breckyn Hager, die Defensive Backs Holton Hill und DeShone Elliott sowie Punter Michael Dickson, der ein fantastisches Jahr gespielt hat. Er, Hill und Elliott haben beide bereits angekündigt, die Longhorns in Richtung NFL verlassen werden, genauso wie Left Tackle Connor Williams.
Über die Namen heraus war die Defense, nach dem Desaster vom ersten Spieltag, als sie von Maryland 51 Punkte eingeschenkt bekamen, die Stütze der Mannschaft und hat sich erstaunlich schnell gefunden. Nur 27 Punkte gegen USC, 29 gegen Oklahoma und 13 gegen Oklahoma State abzugeben ist schon eine Leistung. Speziell das Duell gegen die Cowboys war eine Lehrbuchperformance für Pass Defense. Eigentlich hat nur die überraschende 24:27 Pleite gegen Texas Tech die Stimmung etwas getrübt und es ist sicher nicht der Anspruch von Texas nur sechs Saisonsiege zu holen. Das Team ist jedoch jung und wird sicher, vor allem in der Offense, schon 2018 viel stärker von Headcoach Tom Herman geprägt sein und auch mehr Punkte produzieren.
Thomas: Texas verliert nun viele NFL-Prospects via Draft an die NFL. Hat die zweite Reihe im Kader ausreichend Potenzial gezeigt, dass die Longhorns im nächsten Jahr einen kompletten Umbruch verhindern können bzw. welche sind die Cornerstones, die Texas ins nächste Jahr mitnehmen kann?
CHRISTIAN: Quarterback Sam Ehlinger und die jungen Receiver Collin Johnson (51 Catches, 725 Yards 2 TD), Lil’Jordan Humphrey (37 Catches, 431 Yard und 1 TD) und Reggie Hemphill-Mapps (36 Catches, 400 Yards, 0 TD) sind für die Offense schon dieses Jahr wichtig geworden. Dazu kommt auch der andere Quarterback mit Starting Erfahrung, Shane Buechele, wieder zur Mannschaft zurück. Es wird ein offenes Rennen werden, wer im Herbst 2018 bei den Longhorns startet.
In der Defense ist vieles noch unklar, vor allem weil erst um den 15. Januar klar sein wird, wer sich alles zum Draft anmeldet. Die Rückkehr von Hager und Jefferson würde ihnen sicher deutlich helfen. Insofern kann es schon sein, dass es in der Verteidigung einen gewissen Umbruch geben wird. Allerdings hat auch Charlie Strong sehr gut recruited und Hermans erste Klasse, sieht auch schon vor dem National Signing Day Mitte Februar ganz fantastisch aus. Vor allem die Defensive Back Klasse könnte Geschichte schreiben, alleine in dieser Positionsgruppe haben sie fünf Spieler geholt, die in den Rankings von 247Sports unter den insgesamt besten 102 Highschool- Prospects gelistet sind. Die Klasse sieht schon jetzt sehr stark aus und dort könnte es Spieler geben, die 2018 bereits signifikante Spielzeit sehen.