Die in Seattle beheimateten Washington Huskies aus der Pac-12 Conference sind eines der wenigen Großstadt-Teams im College Football. Sie gehen als Mitfavorit auf den Landesmeistertitel ins diesjährige Rennen.
Die Huskies sind nicht das Programm mit dem größten Namen in den USA, aber als geteilter Landesmeister 1991 sowie als das Team mit einer der brillantesten Heimspielatmosphären – Bilder wie diese vermitteln einen guten Eindruck – genießt das Footballteam der Uni durchaus einen guten Ruf.
Seit ein paar Jahren sind die Huskies das Reich von Chris Petersen, dem famosen ehemaligen Boise-State Head Coach, der sich mittlerweile in Seattle einen ernsthaften Contender gebastelt hat, der sich inmitten eines mehrjährigen Erfolgs-Runs befindet: 2016 erreichte Washington als Pac-12 Champion die Playoffs, letztes Jahr scheiterten die Huskies nur knapp daran. Eine völlig verblüffende Niederlage mitten im Oktober bei Arizona State beendete alle Träume der Huskies, die hinter vorgehaltener Hand über exzellente Statistiken verfügten und sicher eines der besten 10 Teams der Saison stellten.
2018 soll nun „das Jahr“ werden: Petersen hat seine bis dato erfahrenste Truppe beisammen, die es zustande brachte, QB Jake Browning und RB Myles Gaskin zu halten und fast alle Starter (bis auf 1st-Round DT Vita Vea) in der Defense behält. Und noch krasser: Petersen konnte fast alle seiner heiß begehrten Assistenten halten.
2017 Stats
Siege 10-3 AP final #16 Pass-Off 7.4 NY/A #25 Run-Off 5.6 YPA #23 Pass-Def 5.1 NY/A #9 Run-Def 3.7 YPA #2
2018 Outlook
Preseason FPI #5 Schedule FPI #45 Conference Odds 2:1 National Title Odds 14:1
Trainerstab
Nur OffCoord Jonathan Smith wechselte als neuer Headcoach zu den Oregon State Beavers. Aber wer Petersen noch aus seiner Zeit bei Boise State kennt, der weiß: Dem Mann war es scheißegal, welche Offensiv-Assistenten das Team verließen. Er konnte sie alle nahtlos ersetzen. So holte er heuer z.B. Bush Hamdan als Offensive Coordinator von den Atlanta Falcons zurück; Hamdan ist ein ehemaliger Quarterback Petersens, und war jahrelang in seinem Trainerstab eine rechte Hand.
Viel mehr strecken musste sich Petersen allerdings in der Defense, wo DB-Coach Jimmy Lake im ganzen Land heftigst umworben wurde. Doch Petersen konnte auch Lake mit einem monströsen Move halten: Er beförderte den ambitionierten Lake zum DefCoord und demontierte seinen langjährigen engen Vertrauen, DefCoord Pete Kwiatkowski zu Lakes Sidekick.
Dass wir uns richtig verstehen: Kwiatkowski hat seit Jahren eine Top-10 Defense unter seinen Fittichen und seine Defenses waren schon zu Boise-State Zeiten unter den besten im Lande. Doch Petersen wollte seinen Defense-Staff unbedingt beisammen halten und vertraut nun darauf, dass Kwiatkowski und Co. still halten.
Washingtons Stärken
Man mag es bei einem Offensiv-Genie wie Petersen eigentlich kaum glauben, aber: Die Defense ist die große Stärke in Washington. 2017 stellte man die #9 Pass-Defense und die #2 Run-Defense im Lande. Kennzeichnend für die Husky-Defense sind eine massierte Defensive Line mit viel Zug zum Quarterback, sowie eine physische, extrem aggressive Secondary, die fast jedes Jahr gute Draftpicks in die NFL schickt.
Man sollte sich auch vor Augen halten, dass 2017 mit CB Byron Murphy (eine Freshman-Sensation) und DB Jordan Miller zwei wesentliche Faktoren die halbe Saison lang verletzt ausfielen. Murphy und Miller sind nur zwei von sieben oder acht exzellenten Defensive Backs, die für Rabatz in der offensivstarken Pac-12 sorgen werden: Joyner, Molden, Taylor und Bryant sind weitere erstklassige Manndecker, alle jederzeit für ein Big Play gut.
Die Fragen konzentrieren sich auf die Front bzw. wie man den Klocker Vea ersetzen kann. Vea hielt meistens zwei Offense Liner in Schach. Seine Qualität kann nicht 1:1 ersetzt werden. Es wird Gemeinschaftsarbeit der Front Seven um DT Jaylen Johnson und LB D.J. Beavers brauchen um erneut eine derart dominante Run-Defense aufzustellen.
Washingtons Fragezeichen
QB Browning ist einer der besten Quarterbacks im Lande und RB Gaskin sollte hinter einer famosen Offensive Line rekordträchtige Effizienz-Zahlen einfahren, aber es gibt eine Schwäche in der Washington-Offense: Explosivität. Oder besser: Mangelnde Explosivität. Letztes Jahr rangierte die Huskies-Offense im unteren Drittel der FBS, was explosive Pass-Plays (Completions über 20yds, Läufe über 10 Yards) anging.
Das lag vor allem am Verlust von WR John Ross (der 2017 als 1st-Rounder in die NFL gedraftet wurde) sowie an der schweren Verletzung von WR Chico McClatcher (16yds/Catch). Ohne McClatcher ging das tiefe Element, das Defenses auch mal auseinanderziehen kann, ab. Folge: Washington kam an manchen Tagen gegen eine gut aufgelegte, extrem disziplinierte Defense nicht in Schwung und verpasste die KO-Schläge.
Mit einem McClatcher im Starting-Lineup 2018 ist das Problem etwas entschärft, aber sollte der verletzungsanfällige Mann wieder ausfallen, bleibt QB Browning vor allem der Blick auf seine Tight Ends, will er weiter als 15 Yards das Feld runtergehen. Es ist ein ernst zu nehmendes Problem für Washington, dass es so wenige antrittsschnelle Wide Receiver im Kader gibt.
Schedule und Ausblick
Da kann man sich fast glücklich schätzen, dass man die härteste Defense im Schedule bereits in Woche 1 sieht, wenn McClatcher wohl fit sein wird. Washington wurde 2017 für seinen soften out-of Conference Schedule kritisiert. Das ist heuer vorbei: Schon in Woche 1 geht es im SEC-Land von Atlanta gegen die Auburn Tigers ran:
- Woche 1: vs Auburn (FPI #7)
- Woche 3: @Utah (FPI #33)
- Woche 6: @UCLA (FPI #42)
- Woche 7: @Oregon (FPI #23)
- Woche 10: vs Stanford (FPI #13)
- Woche 13: @Washington State (FPI #53)
Zwei Top-15 Teas und fünf Mannschaften aus den Top-45 machen nicht den allerschwersten Schedule im Lande, aber Washington muss sich keine Fragen mehr bezüglich eines feigen non-Conference Spielplans gefallen lassen.
Viel besser: Gelingt der Auftakt gegen Auburn, ist eine 12-1 oder 11-2 Regular Season mit Conference-Gewinn nicht ausgeschlossen. Erfahrenes QB/RB-Duo, ein eingespielter Trainerstab sowie die beste Defense der Westküste machen Washington damit auch zu einem potenziellen Playoff-Kandidaten.
Ehre und Respekt für Chris Petersen, aber der Physis und Geschwindigkeit des Deep South sind die Huskys nicht gewachsen, da mag der Pac 12 Football noch so attraktiv sein.
Die Zukunft vom College Football wurde schon so oft nach Westen und Norden geschrieben, aber die Dominatoren sind alle im Süden. Bama, Clemson und FSU sind die Titelträger, Teams im Stil von LSU und Georgia somit auch Gegenwart und Zukunft.
Pingback: College Football 2018 – Opening Weekend Preview | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!