Hate am Donnerstag – Woche 6

Heute Auftakt zu NFL-Week 6: Es spielen ab 2h20 die in inniger gegenseitiger Abneigung verbundenen New York Giants (1-4) gegen die Philadelphia Eagles (2-3) – das Duell der Krisenkinder.

Dabei ist in der NFC East so schnell niemand aus dem Rennen – zu schwach sieht diese Division aktuell aus: Die Redskins führen mit 2-2 Record, ein halbes Spiel vor Eagles und Cowboys und eineinhalb vor den Giants. Verloren ist also noch für niemanden etwas – aber darum geht es im leidenschaftlichen Philadelphia oder in der Medienmetropole Big-Apple gar nicht.

Die Eagles haben ihre dominante Aura von 2017 verloren. Sie waren die Schnellstarter von 2017 mit den drittmeisten Punkten im 1ten Viertel – spielten fast immer mit Führungen im Rücken und walzten sich damit zu einer 13-3 Saison. Drei Niederlagen haben sie auch heuer kassiert – bloß schon nach fünf Spielen. Sie haben dabei in fünf „ersten Vierteln“ insgesamt 7 Punkte erzielt – eine desaströse Ausbeute.

Die Kernkritikpunkte an den Eagles in dieser Situation sind deren fünf:

  1. Mangelhafter Pass-Rush -> Philadelphias Front-Seven bringt in nur noch 23% der Pass-Snaps Druck auf den gegnerischen Quarterback zustande. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2017, als der Passrush um Leute wie DT Cox oder DE Graham dominierte (28% QB-Pressure Quote).
  2. Üble Deckung gegen tiefes Passspiel -> Gegen tiefes Passspiel kassieren die Eagles 1.03 EPA/Play, nur #24 der Liga. Leute wie CB Mills oder CB Sidney Jones haben noch nicht ihre Form gefunden.
  3. Offensive Line -> RT Lane Johnson ließ sich die letzten zwei Wochen übertölpeln wie ein Schulbub, LT Peters sah man beim Comeback sein Alter (er ist 36) und seine lange Verletzungspause an. Auf LG wurde zuletzt wieder Wisniewski gebencht. (doch es gibt auch andere Meinungen: PFF sieht die Eagles-OL nach wie vor als #2 der Liga)
  4. Wide Receiver -> Mangels Optionen warden die Wide Receiver nur in 40% der Pässe angespielt und sind in Success-Rate und Yards/Pass nur die #26 der NFL.
  5. Strafen -> 43 Strafen in fünf Spielen – nur zwei Teams haben mehr! Philadelphia spielt disziplinlos und kassiert spielentscheidende Penaltys.

Und die Giants?

Womit man sich tröstet? Der Erzfeind Giants kann von derartigen Problemen nur träumen. In New York wetterte am Montag WR Odell Beckham jr. von sämtlichen Tabloids, als Beckham quasi der versammelten Mannschaft NFL-Tauglichkeit absprach. Es ist der erste Alleingang Beckhams schon wenige Wochen nach seiner Monster-Vertragsverlängerung – und niemand soll mir sagen, dass man das nicht hatte sehen können.

Doch Beckham liefert wenigstens ab. Die Giants kranken offensiv an inpotentem Passspiel, weil QB Eli Manning zu einem Check-Down Spezialisten verkommen ist, der nur noch selten tief geht – wenn, dann traut Manning sowieso nur Beckham. Das weiß der Gegner. Was heute nicht helfen wird: TE Engram und WR Shepard fallen aus. Also noch mehr Konzentration auf Beckham.

Laufspiel ist abseits der gelegentlichen Big-Plays für RB Saquon Barkley mau (33% Success-Rate für Barkley, 6% unter Durchschnitt) – Barkleys wichtigste Einbindung in der Offense sind seine Kurzpass-Targets, die zu recht großen Erfolgen führen. Freilich geht sowohl für Manning als auch für Barkley hinter einer kaputten Offensive Line wenig. Die Giants verkündeten so auch unter der Woche die anstehende Trennung von ihrem 1st-Round Flop LT Ereck Flowers.

Zusätzliche Würze für das heutige Spiel: Mit 1-4 ist die Partie für die „wir sind einen Runningback von Titelreife entfernt“ Giants schon ein erstes KO-Spiel. Die Eagles sind 2-3 und somit noch besser dran – doch aufgepasst: Der Schedule wird für die Eagles nicht einfacher: Vor ihrer Bye-Week Ende Oktober warten dann noch Carolina und @Jacksonville. Du willst ungern 3-5 oder gar 2-6 sein, wenn die Hälfte der Spielzeit durch ist.

Eagles-Trumpfkarten

Eine der Hoffnungen für Philadelphia für heute ist tatsächlich QB Carson Wentz. Wentz ist nach Kreuzbandriss nicht ganz der Alte und ihm gehen aktuell noch sowohl Rhythmus als auch die gewohnte Dominanz in 3rd Downs ab. Aber Wentz brachte im Vergleich zu Nick Foles einen ganz neuen Schwung in die lahme Eagles-Offense:

Eagles-Passspiel 2018

Eagles-Passspiel 2018

Wentz und ein genesener WR Alshon Jeffery in der Offense werden für einen massiven Boost sorgen – es sollte locker reichen um die Ausfälle von RB Ajayi (out for season) und RB Sproles (out zumindest heute) zu kompensieren.

Heimlicher Trumpf für Philly: Passspiel aus 12-Personnel. Nicht bloß ist man darin am effizientesten (seit Wentz-Rückkehr 52% Success-Rate aus dieser Formation vs. 47% aus 11-Personnel). Auch und vor allem die Giants-Defense ist eine mittlere Katastrophe im Verteidigen dieser Pässe: Aus 12-Personnel kassiert New York 11.2 NY/A und schafft einen Defensiv-Erfolg in nur 38% der Snaps, obwohl die Giants noch kaum brauchbare Tight Ends gesehen haben: Die Saints-TEs waren #3 nach Success-Rate, aber Jacksonville (#25), Dallas (#27), Houston (#23) und Carolina (#30) gehörten bislang zu den schlechtesten TE-Offenses.

Zweiter heimlicher Faktor für Philly: Coaching. Doug Pederson mag seine letztjährigen Offense-Assistenten wie Frank Reich oder John DeFilippo vermissen, aber er bleibt der Konkurrenz einen Schritt voraus: Am Sonntag wagte er den seltenen „2pts-Conversion mit 8 Punkten Rückstand“ Call – den mathematisch richtigen Call – der zeigt, dass Pederson seinen Groove noch nicht verloren hat.

Und wenn ich auf einen der beiden Trainerstäbe in diesem Spiel wetten würde, gegnerische Schwachstellen ausfindig zu machen und sie zu attackieren, dürfte klar, auf wen ich setze (Tipp: Es ist nicht Pat Shurmur).

Auswärts bei den Giants ist für Philadelphia nie ein angenehmes Spiel. Aber wenn die Eagles ihre Saison biegen wollen, dann muss heute der Beginn dafür sein. Einen so kaputten Gegner wird man lange nicht bekommen. Und man hat die Hebel bei der Hand um dem Gegner ordentlich auf den Pelz zu rücken: Tight Ends Goedert/Ertz und WR Jeffery. Sie werden aus 12-Personnel heute zustechen.

5 Kommentare zu “Hate am Donnerstag – Woche 6

  1. Die meisten Quellen sprechen von Eagles vs. Giants als intensivster Rivalität. Das offizielle NFL Network sieht in Eagles vs. Giants sogar die #1 Rivalität der ganzen NFL:

  2. One Man Show von RB Barkley. 2 Drives bis zur Redzone, nur mit FG gepunktet. Dies die positive Meldung zu den Giants.
    Eagles: Blitzstart durch Interception mit TD Drive und danach einfach ihren Job erfüllt.
    Wüsste nun auch nicht welches Rezept den Giants helfen wird zur 2. Hälfte um das Game zu drehen, ohne gütige Mithilfe der Eagles.

  3. Es war eindeutig nicht der Tag der Giants von Anfang an. Die offensive Linie war miserabel gewesen, und Manning hat seine ganze Karriere bewiesen, dass er Zeit in der Tasche braucht, um effizient zu sein.

    Manning scheint jetzt ein Überbleibsel aus einer vergangenen Ära der NFL zu sein.
    Mit Jared Goff, Patrick Mahomes, Baker Mayfield, Deshaun Watson, Carson Wentz und jedem anderen jungen, äußerst talentierten Passanten in der Liga wird klar, dass man als großer Quarterback in der NFL jetzt mobil sein muss, die Fähigkeit haben muss, aus der Tasche zu steigen und Spiele zu kreieren, wenn alles um ihn herum zusammenbricht.
    Manning war noch nie diese Art von QB und mit 37 Jahren (nach NFL-Standard), wird er sich offensichtlich nicht auf wundersame Weise in diese Art von QB verwandeln.

    Am Donnerstag war es offensichtlich, dass die Unterstützung schwindet und dass sich das Ende für Manning in New York schnell nähert.
    Das Ende ist immer traurig. Aber es ist auch unvermeidlich.

    kurzer Auszug aus:
    https://www.si.com/nfl/2018/10/12/giants-eli-manning-eagles-thursday-night-football-nfc-east

  4. Saquon Barkley ist eine Augenweide. Die Kombination von rasend schnellem Stutterstep, seitliche Mobilität, quickness, tiefem Schwerpunkt und elusiveness erinnern mich massiv an Barry Sanders. @Giants Frontoffice: gebt Barkley einen QB, der zumindest ab und zu tief wirft (und trifft). So wie es jetzt ist, werden sämtliche Defenses einfach die Box zustellen. Ende Saquon.
    Ich zitiere von dieser Seite… „Gettleman wird sich nächsten Jänner in seiner Strategie bestätigt fühlen, wenn Barkley in einem 5-11 Team für 1300 Yards gerannt und Bälle für 400 Yards gefangen hat.“
    … und ergänze: 5 Siege könnten schwierig werden mit Ein-Mann Offense.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..