Rushing-Mappe 2018/19 – Offense

Schauen wir uns einmal das Laufspiel in der NFL-Saison 2018/19 an: Wie haben es die Offensive Coordinators angelegt? Und wie hätten sie es anlegen sollen?

Wir hatten in der abgelaufenen Saison inklusive Playoffs insgesamt 12.677 Carries (QB-Kneels und Garbage-Time Carries ausgeschlossen). 30% dieser Carries wurden über die Spielfeldmitte, also über den Center gejagt, während über alle anderen Gaps von Left End bis Right End jeweils sehr uniform zwischen 11% und 13% der Rushing-Snaps gespielt wurden.

Laufspiel pro Spielfeld-Richtung

Wir sehen in nachfolgender Grafik die blaue Kurve, die die Verteilung der Snaps pro Gap aufzeigt (linke Y-Achse). Die orangene Kurve zeichnet die Success-Rates der Laufspielzüge auf (rechte y-Achse).

Laufspiel über die Flanken war das mit Abstand erfolgreichste mit jeweils über 45% Run Success-Rate. Laufspiel hinter der Offensive Line war mit 36% bis 40% Erfolgsquoten wesentlich erfolgloser:

Rushing-Offense nach Richtung

Ergo: In der Mitte, wo am häufigsten gelaufen wird, ist die Erfolgschance eher gering. Außen, wo eher selten gelaufen wird, sind die Erfolgsquoten an beiden Flanken des Spielfeldes sehr hoch.

Die genaue, ligaweite Auflistung nach %-Verteilung der Runs nach Richtung, Run-Success Rate nach Richtung, EPA/Run und Yards/Carry sieht so aus:

Rushing Total nach Richtung

Fazit: In allen Kategorien dominiert das Laufspiel über die Flanken, also im offenen Feld. Laufspiel über die Offensive Line bringt kaum 40% Success-Rate zustande, während die Erfolgsquoten an beiden Flanken über 45% hinaus gehen.

Rushing hinter der Offensive Line bringt fast durch die Bank negative EPA/Run, während Laufspiel über die Flanken jeweils deutlich positive EPA/Run bringt. Laufspiel hinter der Offense Line bringt maximal 4.8 Yards/Carry zustande, während an beiden Flanken über 5.5 YPC gelaufen wird.

Fazit: Die NFL sollte mehr über die Flanken laufen! Laufspiel über die Mitte, dort wo die meisten Bodys zusammenkommen, ist zu eng und daher zu ineffizient. Die NFL sollte mehr Augenmerk auf laterale / horizontale Rushing-Plays legen!

Quarterback Rushing

Ein unterschätzter Punkt im Laufspiel sind die Scrambles, QB-Sneaks und designten Rushing-Plays der Quarterbacks: Immerhin 1.384 Rushing-Plays wurden von Quarterbacks durchgeführt – das entspricht knapp 11% der Rushing-Plays! Remember: Keine Kneel-Downs und auch keine Garbage-Time inkludiert.

Stellen wir das QB-Rushing dem Rushing von non-QBs einmal gegenüber, so sehen wir Erstaunliches:

Rushing nach QB und non QB

Quarterback-Laufspiel ist ein versteckter Erfolgsfaktor in der NFL. Nicht bloß sind 58% der QB-Rushes Erfolge (bei non-QBs: nur 38% der Rushes). Sie bringen auch wesentlich mehr Yards/Carry (6.0 vs. 4.4) und sie sind nach EPA/Run um Lichtjahre erfolgreicher: 0.42 EPA/QB-Rush ist vergleichbar mit der Effizienz der allerbesten Passing-Offenses, während das Laufspiel der Runningbacks, Fullbacks, Wide Receiver und Tight Ends zusammen sogar negative EPA/Run erzielt!

Wir sehen auch: QB-Rushes gehen nur ähnlich oft über die Mitte (den Center) wie non-QB Rushes: Ca 1/3 der Rushes. Ich hätte mehr erwartet – schließlich sind QB-Sneaks fast immer direkt über den Center gespielt. Doch während die Runningback-Rushes abseits des Center-Gaps fast identisch verteilt sind, laufen Quarterbacks fast nie hinter Guards/Tackles, sondern wenn, dann immer außen um die Offensive Line herum: 48% der QB-Rushes gehen über das linke oder rechte offene Feld. Dabei sind die Quarterbacks mit 60% Erfolgsquote auch extrem erfolgreich.

Noch deutlicher als vorhin wird in der gesonderten non-QB Rushing Aufstellung: Läufe über den Center sind überholte „wir sind stärker als ihr“-Mentalität: Obwohl drei von zehn Rushes über den Center gejagt werden, bringen diese die geringste Erfolgsquote (36%), geringste Yards/Carry (3.9 YPC) und sind mit satten -0.08 EPA/Run auch nach Expected Points-Metrik ein komplettes Desaster.

Also: Wenn du über die Mitte gehst, dann bitte: QB-Sneak. Ansonsten laufe lieber um die Line herum. Das spricht auch für das eine: Suche dir lateral agile Runningbacks.

Leonard Fournette: Aber die können doch nicht über die Mitte laufen!

Deine Antwort: Schau dir selbst in den Spiegel. Du doch auch nicht!

Die Verteilung pro Team

Nachfolgend die Tabelle mit der Verteilung der Carries in der Offense und nebendran die Run-Success Rates pro Gap:

Rushing Verteilung und Success nach Team und Richtung

Rushing Verteilung und Success nach Team und Richtung – 2018/19

Wir sehen: Das Play-Calling der Arizona Cardinals in der abgelaufenen Saison war eine Tragödie. Obwohl die Cardinals in RB David Johnson einen der vermeintlich vielseitigsten Runningbacks der NFL haben, jagten ihn die OffCoords Mike McCoy/Byron Leftwich in fassungslosen 59% der Situationen über den Center – nur ein anderes Team hatte auch nur über 50% Center-Rushes (Jacksonville mit Fournette…).

Arizona war dabei über den Center mit 32% Laufspiel-Effizienz auch besonders ineffizient (wie übrigens auch Jacksonville mit 34% SR). Das kommt davon, wenn der Gegner haargenau weiß, was er von dir erwarten kann.

Gegenstücke zur katastrophalen Taktik der Cardinals und Jaguars:

  • Atlanta, wo der viel kritisierte OffCoord Sarkisian nur jeden 12ten Lauf über den Center designte, dafür über 40% der Rushes im offenen Feld das Spielfeld hinuntertrieb. Damit mied Sarkisian die besonders ineffizienten Zonen.
  • Cleveland, das nur in jedem 9ten Run über den Center ging. Die Browns attackierten allerdings nur selten das offene Feld (16% der Rushes über RE und LE), sondern gingen überdurchschnittlich häufig über die Guards.
  • New Orleans, das nur jeden 8ten Rushing-Snap über den Center jagte – mit der Folge, dass diese wenigen Runs immerhin erfolgreich waren: 51% Erfolgsquote für das mittige Laufspiel.

Zwei Teams, die besonders selten das offene Feld attackierten, waren Arizona (*pling*) und Pittsburgh (nur 12% der Rushes über die Ends).

Eines der wenigen Teams, das in allen Zonen überdurchschnittliche Success-Rate erzielte, waren übrigens die Los Angeles Rams, die nur 23% der Snaps über die Mitte trieben, dafür auch 25% über außen, 35% über den Tackle und 17% über die Guards. Also eine schöne Verteilung – ähnlich gelagerter Fall sind die Carolina Panthers.

Was lernen wir aus der Geschichte?

  1. Wenn du schon gerne läufst, dann lauf wenigstens um die Defense herum als über sie drüber.
  2. Dein Quarterback ist eine versteckte Waffe im Laufspiel.
  3. Speed und Agilität im offenen Feld schlagen Power über die Mitte.

Also: Welche Offensive Coordinators werden diese Erfahrungen beherzigen und es beim nächsten Mal besser machen?

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6 Kommentare zu “Rushing-Mappe 2018/19 – Offense

  1. Wir hatten es schon Mal an anderer Stelle, aber könnte es nicht auch sein, dass das Laufspiel über die A- und B-Gaps von der Defense erwartet werden und deswegen so erfolglos sind? Ergo sind Läufe über die Flanken zwar momentan das bessere Rezept, aber sobald die Defense darauf eingestellt ist, müsste sich das Verhältnis ja wieder umkehren.
    Wäre es nicht am sinnvollsten, innerhalb eines Spiels möglichst variabel über alle Gaps zu laufen und so die Defense gar nicht erst sicher bezüglich des nächsten Spielzugs werden zu lassen? (Siehe auch die angeführten LA Rams)

  2. Natürlich muss man Variabel bleiben. In der Spieltheorie ist es sinnvoll so lange deutlich mehr über die Flanken zu laufen bis sich die successrate angleicht.
    Die Frage ist in wie weit Anpassungen zur besseren Verteidigung der Läufe über außen sekundäreffekte auf andere palys haben.
    z.B. Screens verhalten sich ja im Prinzip ähnlich wie Läufe über die Flanke.

  3. @500

    Das ist doch genau der Punkt: Mehr dort laufen, wo es effizient ist und damit die Defense zwingen, sich anzupassen. Wie blub schreibt: Nash-Gleichgewicht ist dann erreicht, wenn die Effizienz überall gleich ist.

  4. Pingback: Arizona Cardinals in der Sezierstunde | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  5. Die Success Rate berücksichtigt, wie viele Yards jeweils „benötigt“ werden, korrekt? Sprich: 3rd & 1 hat andere Voraussetzungen als 3rd & 3?

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