Weiter mit der College-Football Preview 2019, heute mit einem Mailbag voll an Fragen an Jan Weckwerth (@giannivanzetti) und an einen neuen Gast: Peter Schindler vom Blog „The Sports Observer“. Ich habe ihmihnen die 14 entscheidenden Fragen im Vorfeld der Big-12 Saison gestellt: Wie schlecht sind die Defenses denn nun wirklich? Wie wird sich Oklahoma nach Baker und Kyler Murray schlagen? Wer sind die ärgsten Verfolger? Was ist mit den Mauerblümchen? Wer gewinnt die Conference?
Neben einen Ausflug auf Peter Schindlers Blog (hier der Verweis auf seine Mega-Preview zur Footballsaison) und natürlich auf Triple Option von Jan Weckwerth empfehle ich also, jetzt auf „Weiterlesen“ zu klicken.
Big 12 in general
#1 Mein Take ist schon lange: Die Defenses der Big-12 sind nicht so schlecht wie sie gemacht werden. Die Offenses der Big-12 sind so gut, dass man sie kaum stoppen kann. Was sagst du dazu?
Peter Schindler: Ja, dem stimme ich zu. Die Spread-Offenses/Air-Raid-Offenses, die ja hauptsächlich in der Big-12 gespielt werden, lassen sich in der Tat nicht einfach verteidigen. Hinzu kommt, dass diese quarterbackfreundlichen Systeme z.T. mit extrem talentierten Quarterbacks gespielt werden, was dazu führt, dass es die Defenses sehr schwer haben.
Die Big-12 scheint sich auch mittlerweile zu einer Art Trendsetter in Sachen Offense entwickelt zu haben. Dass in den letzten beiden Drafts zwei für NFL-Verhältnisse untypische Quarterbacks an erster Stelle gedraftet wurden, dass ein Ex-QB von Texas Tech Patrick Mahomes den MVP-Titel geholt hat und dass der Ex-Head Coach von Texas Tech nun Head Coach der Arizona Cardinals geworden ist, sind da klare Anzeichen dafür. Innerhalb der Conference gibt es aber auch Teams, die Wege zu finden scheinen, um den Trend Einhalt zu bieten. Allen voran Iowa State und TCU.
Jan Weckwerth: Mein Take ist schon lange: Die Defenses der Big 12 sind größtenteils wirklich so schlecht. Ich kann diese soften Cover-4 „Bitte kein Big Play abgeben“-Defenses einfach nicht mehr sehen – vor allem, wenn sie dazu noch so mies ausgeführt werden. Big 12-Champion Oklahoma gab beispielsweise ja nicht nur gegen absolute Top-Offenses, sondern auch gegen Texas Tech und das lausige Kansas 40+ Punkte ab (insgesamt 6x in 14 Spielen). Das bedeutet wiederum nicht, dass die Big 12 nicht auch fantastische Offenses zu bieten hat, aber eben nicht durchgängig.
Dasselbe gilt übrigens für die Defenses. Texas hatte in den letzten Jahren eine mehr als anständige Defense in DC Todd Orlandos speziellem 3-3-5 System mit two-gapping in der D-Line und einer aggressiveren Cover-4 Coverage. TCU überrascht mit seinem ungewöhnlichen Scheme in den letzten Jahren immer mal wieder. Und Iowa State stellt trotz mäßigem Talent in den letzten Jahren eine Verteidigung, die sehr sound und diszipliniert agierte.
#2 Blicken wir mal zehn Jahre voraus: Wird die Big 12 Conference in der Saison 2029 noch existieren?
Peter Schindler: In dieser Konstellation kann ich mir das nicht vorstellen. Mit Texas und Oklahoma hat die die Big-12 zwei nationale Aushängeschilder der ersten Kategorie in ihren Reihen, die de facto autonom von allem sind.
Die Texas Longhorns leisten sich ein eigenes TV-Network in Kooperation mit ESPN und die Oklahoma Sooners haben eine bevorzugte Partnerschaft mit Fox. Der Rest ist halt da und versucht den Anschluss nicht zu verlieren. Die Big-12 ist, anders als der Name vermuten lässt, mit nur 10 Mitgliedern die kleinste der Power-5-Conferences und spielt deswegen auch nur „eingleisig“, also ohne eine Aufteilung in zwei Divisionen. Das hat zwar den Vorteil, dass es damit die einzige Conference ist, die jedes Team zum direkten Vergleich mit allen anderen Conference-Teilnehmern zwingt, nur ist die Qualität der einzelnen Programme sehr heterogen.
Bestrebungen die Conference zu erweitern wurden in den letzten Jahren verworfen, so dass man nun im Status Quo gefangen ist. Sollte es auch in den kommenden Jahren nicht gelingen, stärkere Programme in die Big-12 zu locken, wäre es durchaus denkbar, dass sich sowohl Texas als auch Oklahoma eine neue Heimat suchen werden. Wer weiß, vielleicht gehen sie den Weg Missouris und von Texas A&M und schließen sich dann auch der SEC an?
Texas und Oklahoma
#3 Um mal die Fronten zu klären: Auf welcher Seite der Cotton Bowl würdest du am Tag der Red-River Rivalry sitzen?
Peter Schindler: Diese Frage beantwortet sich schnell und eindeutig. Auf Seiten der Sooners. Ich bin seit 2013 Fan von Crimson & Cream.
Jan Weckwerth: Beste Frage für mich, da ich beiden Programmen aus meiner Huskers-Perspektive eher wenig abgewinnen kann. Aber wenn ich mich schon entscheiden muss, wähle ich mit den Sooners das kleinere Übel.
#4 Wem die Daumen zu drücken ist einfacher: Oklahoma-QB Jalen Hurts oder Texas-QB Sam Ehlinger?
Jan Weckwerth: Hier ist die Entscheidung klarer: Für Hurts habe ich seit seiner Freshman-Saison bei Alabama so eine kleine Schwäche (ganz im Gegensatz zu Sabans Team übrigens). Diesen Artikel habe ich auf meinem Blog bereits ein paar Mal verlinkt, weil er meiner Ansicht nach einen guten Einblick über die Person Hurts gibt. Sein unfassbares Comeback im SEC Championship Game gegen Georgis ist für mich *der* Moment der letzten Saison gewesen. Insofern wünsche ich ihm auch in Norman alles Gute.
Peter Schindler: Spielerisch sind die beiden gar nicht mal soweit von einander weg. Beide sind gute Läufer, aber haben noch das eine oder andere Verbesserungspotenzial, was deren Passspiel angeht. Beide haben bereits als True-Freshman gespielt und waren für ihre Teams mit der wichtigste Faktor. Vielleicht liegt der größte Unterschied zwischen den beiden tatsächlich abseits des Feldes.
Ehlinger ist ein Longhorn durch und durch. Er träumte schon als Kind davon, das Texas-Team anführen zu dürfen und man merkt ihm das auch an. Ich finde, dass er extrem verbissen wirkt, was auf keinen Fall negativ gemeint ist. Ich glaube schlichtweg, dass er sich und allen anderen beweisen möchte, dass er dieser Aufgabe gewachsen ist.
Hurts wiederum ist positiv aufgefallen, wie sportlich er mit der Tatsache umgegangen ist, als er seinen Starter-Spot bei Alabama an Tua abgeben musste. Während andere Quarterbacks, denen es ähnlich erging, direkt den Weg ins Transferportal der NCAA gesucht haben, akzeptierte er seine Rolle als Backup. Mehr noch: Als Tua sich im SEC Championship-Game 2018 verletzte, kam Hurts rein und sicherte den Crimson Tide den Titel. Ein echter Team-Player also.
#5 Oklahoma hat in Baker Mayfield und Kyler Murray zuletzt zwei Heisman-Trophy Sieger auf Quarterback herausgebracht. Jetzt kommt Jalen Hurts aus Alabama. Kann Hurts die Tradition weiterführen? Ist er überhaupt als Passer komplett genug um die Lincoln-Riley Offense zu managen?
Peter Schindler: Das System von Lincoln Riley profitiert zwar von einem guten Passer, aber es ist keine Grundvoraussetzung für den Erfolg, wenn der QB kein Elite-Passer ist. Hurts ist aber beileibe keine Niete, was das Passspiel angeht. In seinem Sophomore- und Junior-Jahr warf er z.B. nur insgesamt drei Picks, dafür immerhin 25 Touchdowns und lag bei AY/A bei 9.3 bzw. sogar 11.9. Für den Nr. 1 Overall-Pick wird es aller Voraussicht nicht reichen, aber dass er im Heisman-Rennen mit dabei sein dürfte, ist definitiv nicht abwegig.
#6 Kann Oklahoma ohne Murray und ohne den Speedster Hollywood Brown überhaupt noch sein Play-Book von 2018 spielen?
Jan Weckwerth: Davon gehe ich aus. HC Lincoln Riley passt sein System allerdings eh immer ein wenig mehr an das verfügbare Personal an, als es auf den ersten Blick den Anschein hat (auch zwischen Mayfield und Murray). Mit CeeDee Lamb hat man einen WR, den ich für kompletter und sogar insgesamt talentierter halte als Brown.
Zudem sind die Sooners hier extrem tief besetzt, unter anderem konnten sie sich drei der absoluten Top-WRs aus der Highschool angeln (Theo Wease, Jadon Haselwood und Trejan Bridges), die alle eine gewisse Größe mitbringen. Mindestens einer davon dürfte bereits diese Saison produzieren, dazu kommt der starke Receiving TE Grant Calcaterra. Da man mit RB Trey Sermon und Kennedy Brooks (der allerdings ein paar Off-Field- und Verletzungsprobleme hatte) auch noch eins der besten RB-Duos des Landes stellt, gibt es auf den Skillpositionen kaum Fragezeichen. Es müssen halt „nur“ QB Murray und vier Starter aus der besten O-Line des Landes ersetzt werden.
Peter Schindler: Ich gehe davon aus, dass große Teile des 2018er-Playbooks auch in 2019 eine große Rolle spielen werden. Ich vermute, dass es aber etwas auf die Stärken von Jalen Hurts angepasst wird. Ich könnte mir vorstellen, dass der Fokus auf ein Passing-Game für kürzere und mittlere Distanzen gelegt wird, um auch die Stärken des Receiving-Corps zu entfalten.
Hollywood Brown kann nämlich adäquat durch WR CeeDee Lamb ersetzt werden. Er ist, was Talent und Physis angeht, vielleicht sogar eine Stufe über Brown anzusiedeln. Ich denke, dass Lincoln Riley einiges an Yards after Catch von ihm erwartet. Mit WR Charlston Rambo und TE Grant Calcaterra warten zwei weitere erfahrene Waffen im Passspiel. Hinzu kommt eine Wide Receiver Freshmen-Klasse, die sich gewaschen hat. Jadon Haselwood, Theo Wease (beides 5-Sterne Recruits) und Trejan Bridges (4-Sterne Recruit) werden noch von sich hören lassen.
Auf der Running Back Position herrscht ebenfalls Kontinuität. Redshirt-Sophomore Kennedy Brooks und Junior Trey Sermon werden sich aller Voraussicht nach das Backfield teilen. Allerdings muss man bei Brooks etwas vorsichtig sein. Er musste jetzt einen Teil des Sommers aussetzen, da es Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn gibt, die geklärt werden müssen.
Das größte Fragezeichen in der Offense ist die O-Line, die vier Starter an die NFL verloren hat. Einzig der talentierte Center Creed Humphrey, ein Redshirt-Sophomore ist vom vergangenen Jahr noch da. Line Coach Bill Bedenbaugh wird daher alle Hände voll zu tun haben, eine O-Line aufs Feld zu schicken, welche eine ähnliche Qualität hat wie in den Vorjahren. Im vergangenen Jahr gewann die O-Line der Sooners immerhin den Joe-Moore-Award für die beste Offensive Line landesweit.
#7 Welche Hoffnungsschimmer gibt es, dass Oklahomas Defense 2019 endlich einen Schritt nach vorne macht?
Peter Schindler: Zum Glück gibt es da einige. Zur Erinnerung: Die Sooners Defense war die schlechteste Pass-Defense landesweit. 2018 wurde Defense Coordinator Mike Stoops gefeuert und durch Assistant Head Coach Ruffin McNeil ersetzt. Dieser war aber nicht die Dauerlösung und so holten die Sooners Alex Grinch, den Co-DC von Ohio State. Grinch soll dafür sorgen, dass die Defense wesentlich schneller und aggressiver zu Werke geht. Die D-Line wird dabei von einem Two-Gap auf ein One-Gap System umgestellt.
Eine weitere Baustelle ist die Secondary. Das Erzwingen von Turnovern war ebenfalls nicht gerade eine Stärke der Defense, wäre aber bei der mächtigen Offense ein Riesenpfund. Immerhin kann Grinch mit neun Startern aus dem Vorjahr planen, die hoffentlich alle einen Schritt nach vorn machen werden.
Mit DL Neville Gallimore und LB Kenneth Murray gehören zwei absolute Playmaker zu den Startern. In der Secondary erhoffe ich mir eine positive Weiterentwicklung von DB Brendan Radley-Hiles, der als hoch bewerteter Recruit zu den Sooners kam, aber den hohen Erwartungen noch nicht gerecht werden konnte. Insgesamt rechne ich nicht damit, dass die Defense von heute auf morgen einen kompletten Turnaround erleben wird, aber so schlecht wie im vergangenen Jahr sollte es auch nicht mehr sein.
#8 Wie gefährlich können die Texas Longhorns den Sooners in der anstehenden Saison werden? Welches sind die größten Stärken von Texas?
Peter Schindler: Auch wenn Texas in den 2010er-Jahren bei weitem nicht mehr an den Erfolg früherer Jahre anknüpfen konnte, waren sie den Sooners regelmäßig ein gleichwertiger Gegner, wenn es um den direkten Vergleich ging.
2018 war ihr bestes Jahr seit der Saison 2009 und ich rechne damit, dass sie auch in dieser Saison wieder in den Bereich von 9 bis 10 Siegen kommen können. Zu Sam Ehlinger habe ich bereits vorhin einiges geschrieben. Auf den Skill-Positionen stehen mit Sophomore-RB Keaontay Ingram und Senior-WR Collin Johnson zwei hervorragende Spieler zur Verfügung. Die O-Line ist, ähnlich wie bei den Sooners, eine Baustelle. Drei Starter müssen ersetzt werden.
In der Defensive erhält Defensive Coordinator Todd Orlando nur im Bereich der Interceptions mehr als 50% der Vorjahres-Production zurück. Das Defensive-Backfield ist trotz des Abgangs von Kris Boyd halbwegs gut aufgestellt, auch wenn es doch einige Sophomores sind, die starten werden. Darunter ist aber Ausnahmetalent Sophomore-Safety Caden Sterns, der 2018 der Big-12 Defensive Freshman of the Year wurde.
Hinzu kommt, dass die Texas University unfassbare Ressourcen für das Recruiting bereitstellt, welches regelmäßig dazu führt, dass die Recruiting-Klassen zu den Top-5, Top-10 im Lande gehören. Dieses Potential scheint Head Coach Tom Herman jetzt ausschöpfen zu können, indem er den Erfolg im Recruiting nun auch in Leistung auf dem Feld umwandelt.
Jan Weckwerth: Die Longhorns sind den Sooners bereits in der letzten Saison sehr gefährlich geworden, unter anderem gewannen sie ja den Red River Shootout, und es gibt wenig, was dagegenspricht, dass wir uns auch in diesem Jahr auf ein spannendes Duell freuen können. HC Tom Herman hat die Longhorns wieder zu einem Contender geformt – obs für den nächsten Schritt reicht, muss man allerdings abwarten.
In der Offense sollte die Passing-Kombination QB Sam Ehlinger auf den hünenhaften WR Collin Johnson für einige Punkte sorgen. Wichtig wird sein, das Laufspiel um den talentierten RB Keaontay Ingram zu etablieren, um sich bei short Yardage nicht immer auf Power-Runs von Ehlinger verlassen zu müssen (und ihn damit dauernder Verletzungsgefahr auszusetzen).
Die Defense hat zwar einige Abgänge zu beklagen, aber DC Orlando traue ich zu, erneut eine – zumindest für Big 12-Verhältnisse – gute Unit aufs Feld zu schicken. Stärke sind eindeutig die Safeties: Brandon Jones (sehr vielseitig, kann auch in der Box oder als Nickel spielen) und die letztjährige Freshman-Sensation Caden Sterns (eher der deep Safety mit Nase für den Ball) sind das vielleicht beste Safety-Duo des Landes und sollten erneut dafür sorgen, dass Texas weniger Big Plays kassiert als andere Big 12-Defenses.
Iowa State
#9 Wie lange wird Matt Campbell noch bei Iowa State bleiben?
Peter Schindler: Ich kann mir nicht vorstellen, dass er allzu lange bleibt. Er ist knapp 40 Jahre alt und hat das Ceiling des Programms mehr oder weniger erreicht. Das ist nun mal ein Naturgesetz im College Football, wenn ein junger Trainer Erfolg bei einem kleineren Programm hat.
Iowa State zählte über Jahre hinweg zu den schwächsten Programmen in der Conference und Campbell erreichte in 2018 die zweite Winning Season nacheinander. Das gelang das letzte Mal seinem Vor-Vorgänger Dan McCarney in 2005. Es gab ja bereits im vergangenen Jahr Gerüchte, dass Ohio State ihn als Head Coach verpflichten wollte. Wenn da Coaching Carousel im kommenden Winter wieder startet, wird der Name „Matt Campbell“ sicherlich ein Name sein, der mit einigen namenhaften Universitäten in Verbindung gebracht werden wird.
Jan Weckwerth: Eigentlich ist ein Wechsel schon lange überfällig. Nicht ganz zufällig hat Campbell seinen Vertrag nach den letzten beiden Saisons jeweils verlängert (inklusive besserer Vergütung, wenngleich diese bei der Verlängerung 2018 nur seine Assistant Coaches betraf) – ein klares Signal, wie begehrt er aktuell ist. Ich beobachte Campbell ja bereits intensiver seit seiner Zeit beim MAC-Team Toledo und muss sagen, dass ich selten einen Coach erlebt habe, der besser um die Schwächen des Teams herum-schemen kann, obwohl ihm ja nun nicht unbedingt Top-Talent zur Verfügung steht.
Eigentlich ist der Wechsel zu einem Top-Programm nur eine Frage der Zeit. Eigentlich… aber vielleicht gefällt es ihm in Ames auch einfach?
Kansas State
#10 Bill Snyder hat 80-jährig seinen Rücktritt eingereicht. Dein Kommentar zu diesem Coach?
Peter Schindler: Ein Wort reicht: Legende.
Vor seiner Zeit als Coach konnte man die Winning Seasons der Wildcats an mehr oder weniger an zwei Händen abzählen und das Programm existiert schon seit 1912. Seit seiner Verpflichtung im Jahr 1989 kamen dann mit Unterbrechung 18 Winning Seasons dazu. Er gewann die Big-12 zwei Mal, wurde 4 x Big-12 Coach of the Year, 1 x AP Coach of the Year und gewann zwei New-Years-Six-Bowls. Dazu kommt, dass er ein großer und unglaublich sympathischer Sportsmann ist, der immer auf dem Boden geblieben ist. So einen bekommt Kansas State nicht noch einmal.
Jan Weckwerth: Sagen wir mal so: Bill Snyder ist Kansas State Football. Ich bin froh, fast seine gesamte Karriere als HC der Wildcats miterlebt zu haben. Snyder hat aus einem langjährigen Fußabtreter ein sehr respektiertes Programm gemacht. Vor seiner ersten Amtszeit erreichten die Wildcats lediglich ein einziges Mal einen Bowl. Mit ihm gewannen sie zwei Big 12-Titel, erreichten mehrere große Bowls und waren zwei Mal ganz dicht vor dem Erreichen des National Championship Games. Insbesondere die epische und enorm unglückliche Double Overtime-Niederlage im Big 12-Championship Game 1998 gegen Texas A&M wird im Gedächtnis bleiben (wer Interesse an Football-Historie hat, dem empfehle ich dieses Spiel nachdrücklich).
Dabei hat Snyder aus dem meist nur mittelmäßigen Talent mit einem old-school Approach (in der Offense meist viel Laufspiel, mobile QBs, einige Option-Elemente) und starker Execution das Maximum herausgeholt. Snyder legte den Fokus explizit auf alle drei Mannschaftsteile, seine Special Teams waren oftmals ein unterschätzter Faktor in engen Spielen. Snyder wurde bereits in die College Football Hall of Fame aufgenommen, der Respekt ihm gegenüber ist bei allen, die in irgendeiner Form mit College Football zu tun haben, riesig.
K-State ohne Bill Snyder ist eigentlich nicht denkbar. Das merkte man ja schon an der quälenden Suche nach einem Nachfolger, ohne dabei Snyders Gerüst über den Haufen zu werfen. Sein Nachfolger Chris Klieman, vierfacher FCS-Champion mit North Dakota State, muss in monströs große Fußstapfen treten.
TCU
#11 TCU: Kriegt Gary Patterson seine Offensiv-Probleme endlich in den Griff um TCU mal wieder in die Nähe des Big-12 Titels zu bringen?
Peter Schindler: Tja, das ist keine einfache Frage, da wir Stand heute noch nicht wissen, wer Starting-Quarterback sein wird. Es stehen aber immerhin einige zur Auswahl für 2019, auch wenn Ohio-State-Transfer QB Matthew Baldwin keine Spielgenehmigung für dieses Jahr bekommen hat.
Auf der Running Back Position haben die Horned Frogs Sewo Olonilua und Darius Anderson zur Verfügung. Ersterer ist ein absolutes Monster von Back und letzterer ein richtiger Speedster. Jalen Reagor ist zudem ein ein klasse Playmaker auf der Wide Receiver Position, der diese Saison mit Sicherheit extrem produktiv sein dürfte. Hinzu kommt, dass egal wer den QB-Job als Starter bekommt, derjenige hinter einer sehr guten Pass-Blocking-Line spielen wird.
Und unterschätzt mir kein TCU-Team von Head Coach Gary Patterson nach einer schwachen Saison! In der Regel folgt auf ein mageres Jahr ein sehr starkes. Der Gedanke an TCU in der Nähe des Big-12-Titels ist daher nicht komplett absurd.
Die Nachzügler
#12 Was haben die NFL-Teams geraucht, die offensichtlich im letzten Winter Baylor-Coach Matt Rhule anstellen wollten?
Peter Schindler: Die Big-12 als Trendsetter J
Spaß beiseite. Da kann ich nur spekulieren. Die Jets waren nah dran ihn zu verpflichten und ich vermute, dass ihnen sein Rebuild-Ansatz gefallen hat. Er übernahm das Team als Trümmerhaufen nach dem Art Briles-Skandal und musste das Programm komplett wiederaufbauen. Auch als Temple Head Coach war er ja ziemlich erfolgreich. Es gibt aber im College Football definitiv noch andere Coaches, die ich eher als ihn in der NFL sehen würde.
#13 Les Miles in Kansas – schlimmste Traineranstellung der heurigen Saison?
Peter Schindler: Das kann sein, aber ich tue mich schwer so eine Bewertung zu treffen, bevor er sein erstes Jayhawks-Spiel gecoacht hat. Immerhin hat er Big-12-Erfahrung und ist ein großer Name im College Football, was sich positiv aufs Recruiting auswirken könnte. Nun ist kurzfristiger Erfolg in Lawrence nicht zu erwarten und die Frage ist, was er aus dem aktuellen Kader rausholen kann, der einiges an Verlusten in der Defense verkraften muss.
Jan Weckwerth: Schlimmste Traineranstellung? Zumindest ist es die ungewöhnlichste. Ich bin mir recht sicher, dass Miles auch bei einem besseren Programm als den lausigen Jayhawks hätte einsteigen können. Wir hatten uns kurz nach seiner Verpflichtung ja schon einmal kurz darüber ausgetauscht: Spannend wäre gewesen, wenn er in der passlastigen Big 12 eine Triple Option oder zumindest eine reine Power Run-Offense installiert hätte, um gegen die vergleichsweise ‚kleinen‘, auf Coverage ausgerichteten Defenses einen Wettbewerbsvorteil zu haben. Ich bin skeptisch, was seinen Erfolg bei den Jayhawks betrifft, aber irgendwie hat der Mad Hatter gefehlt.
Der Tipp
#14 Dein Tipp: Wer gewinnt die Conference und wie viele Playoff-Teilnehmer wird die Big 12 stellen?
Peter Schindler: Oklahoma ist für mich als erster Teilnehmer des Big-12-Finals gesetzt. Texas ist nach heutigem Stand der Favorit auf den anderen Platz, wenn auch die Longhorns gut und für die eine oder andere Niederlage gegen einen Underdog sind. Ich lege mich fest: Oklahoma gewinnt die Conference und wird als einziges Team eine realistische Chance auf eine Playoff-Teilnahme haben. Mehr als einen Big-12-Teilnehmer für die Playoffs halte ich für ausgeschlossen.
Launig, macht Spaß!
Bin nun kein Experte im CFB, aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, daß die Sooners mit Hurts gleich weitermachen können wie mit Baker oder Murray die ganz andere Spielertypen waren. Hurts ist als Passer einfach zu limitiert um diese ganze Vielfalt zu spielen.
Hab auch Texas nur selten gesehen, aber dort geht alles über Ehlinger. Fällt er aus oder hat einen schlechten Tag, ist deren Offense völlig lahmgelegt.
Wieder erstklassiger Content!
Und danke für den Link auf TSO, kannte ich bis jetzt nicht, aber hervorragende Previews auch dort. Schon erstaunlich, was sich im College Football auch im deutschen Web so getan hat.
Unbedingt weiter so! Ich wäre bereit auch einzuzahlen, so viel Aufwand wie du betreibst 😀
@Maurizio
Vielen Dank für dein Feedback.
Weil es auch in diesem Mailbag wieder ein paar Mal erwähnt wurde: Hat jemand Material zur Patterson Defense? Meine mich zu erinnern dass auch auf diesem Blog mal einiges darüber kam…
Danke
@Coates
Ich habe mehrmals auf diesen Grantland-Artikel von Chris Brown verlinkt:
http://grantland.com/features/hard-knocks-playing-defense-with-tcus-gary-patterson/
Danke! Das war was ich gesucht hatte 😉
Die Cover-4 Beschreibung bedarf einer Präzisierung: Cover-4 ist nicht per se soft. Cover-4 ist nur soft, wenn die Defense statisch ist.
Eine Cover-4 aggressiv zu spielen ist nur sinnvoll, wenn man in Coverage ausreichend gute Spieler hat. Cover-4 mit viel Blitzing ist tödlich wenn die Offense die 1:1 gewinnt. Texas hat die Athletes, andere nicht.
Der richtige Approach für eine unterlegene Defense ist vorsichtige Cover-4 mit Split Field Coverages und Gap Sound Aufstellung gegen Run & Pass. Das wirkt vielleicht „passiv“, aber es bewirkt das wichtigste: Offense muss sich den Raumgewinn hart erarbeiten und bei vielen Offensive Play gibt es mehr Chancen, gezielt einen Defensive Shot zu setzen.
Aggressivität um der Aggression willen verbrennt 90% weil sie nicht die Athleten haben um zu covern.
Ansonsten gute Serie.
@ theDoctah: Hat auch niemand geschrieben, dass C4 per se soft ist, sondern dass einige Teams in der Big 12 eine sehr softe Version spielen (viel Cushion außen, Safeties recht tief). Dass man eine C4 vollkommen anders spielen kann, zeigt Michigan State seit vielen Jahren (habe ich irgendwann mal auf meinem Blog etwas genauer seziert). Das ist beileibe nicht nur eine Frage der Athleten (von denen Oklahoma in der Regel mehr besitzt als Sparty).
Oklahoma ist mit seinen Top Recruits ein Einzelfall. Die meisten anderen B12 Teams sind talent wise unterlegen.
Es ist nicht zu bestreiten, dass OU und auch Texas Tech seit längerem Defensiv schlecht spielen und mehr tun könnten. Doch pauschal die C4 Defenses in der B12 zu bashen vermittelt ein falsches Bild.
TCU spielt die C4 wie man sie gegen Air Raid spielen muss. Texas macht das mit seinen Athletes auch ganz ordentlich. Iowa State bringt gerade den neuesten Blueprint heraus.
Es gibt die erfolgreichen Beispiele. Es gibt auch viele Beispiele wo B12 Teams Elite Defenses aus anderen Conferences an die Wand spielen. Oklahoma v Georgia. Oklahoma mit Abstrichen v Alabama. Baylor v das genannte Michigan State.
TCU spielt allerdings keine C4 Base, sondern in ihrer ja eh recht speziellen 4-2-5 Defense eine pattern-match Zone mit einigen In-Play-Adjustments, die sich seltener als C4 äußert (s. verlinkter Artikel von Thomas, hatte da irgendwo auch mal was zu geschrieben).
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Wie gut (für mich) dass die obige Vorhersage nicht passt. Ich freue mich schon riesig auf das Championship Game! Go Baylor! Sic’em!