College Football 2019 Preview: Big Ten Conference Mailbag

Nächste Mailbag-Runde – heute mit der Big Ten Conference. Rede und Antwort gestanden sind wieder Christian Schimmel(@Chris5Sh / DerDraft) und Jan Weckwerth (@giannivanzetti / Triple Option Blog).

Bevor der verpflichtende Klick auf „Weiterlesen“ erfolgt, sei auf die Preview von Jan auf die Big Ten Conference auf seinem Blog hingewiesen: Eastern Division und Western Division. Vorwarnung: „Detailliert“ ist noch eine Untertreibung.

Und damit weiter zum Mailbag.

#1 Welche Mannschaft ist für dich die schematisch spannendste in der Big Ten Conference? Wahlweise auch: Welche Offense, welche Defense?

Christian Schimmel: Ich bin wirklich gespannt, was Scott Frost bei Nebraska machen wird. Je länger er da ist und die Spieler rekrutieren kann der in seinem Scheme braucht, desto spannender wird es. Nebraska war in in letzten Jahren viel Ground ‘n Pound. Ansonsten Northwestern die mit ihrer Spread in der Conference eher die Ausnahme sind.

Michigan Wolverines

#2 Vier Jahre Jim Harbaugh in Michigan – viermal an der Mission Big-Ten Titel & Playoffs gescheitert: Wie eng wird es für Harbaugh, wenn es 2019 erneut nicht klappt, jetzt, wo Ohio State den Headcoach ausgetauscht hat?

Christian Schimmel: Ich glaube nach wie vor nicht, dass er auf dem Hot Seat ist. Du musst erstmal etwas Besseres finden. Natürlich hat Michigan in den letzten Jahren nie den entscheidenden Schritt gemacht. Stellenweise fehlte auch Spielglück. Klar ist aber, dass die Ansprüche in Ann Arbor immer in den Himmel wachsen

#3 OK, lass es uns versuchen: Welche College-Football Coaches würdest du Stand heute über Harbaugh ranken?

Jan Weckwerth: Wieviel Platz habe ich? Im Ernst, das wären aktuell schon ein paar, insbesondere wenn man das Talent berücksichtigt, dass Harbaugh (der wohlgemerkt ein guter Recruiter ist) zur Verfügung steht.

Christian Schimmel: Nick Saban, Dabo Swinney, Chris Petersen, Gary Patterson, Jimbo Fisher, Mark Dantonio, Matt Campbell. Dazu gibt es Kandidaten, die noch nicht lange genug auf der großen Ebene gearbeitet haben, die ich Stand jetzt noch nicht drüber sehe.

#4 Mal eine persönliche Frage: Auf einer Skala von 1-extremer Unsympath bis 10-super Typ: Wo steht bei dir Harbaugh?

Jan Weckwerth: Kommt natürlich immer auf die Referenz an. Nehme ich jetzt mal nur Footballtrainer und keine Menschenfeinde als Maßstab, kriegt er von mir ne schlanke 3.

Christian Schimmel: 3,5 Ich finde ihn in gewisser Weise ulkig. Aber man muss ihn ernst nehmen, da er ein wichtiges Programm coacht. War mir in meinen Aussagen oft zu Trump-nah und wirkt ständig unter Strom. Bonuspunkte allerdings für die Reise mit UM nach Europa.

Ohio State Buckeyes

#5 Ohio State geht die Zeit nach Urban Meyer mit unerprobtem Head Coach an: Ryan Day. Welcher Qualitätsverlust ist zu erwarten?

Jan Weckwerth: Schwer zu sagen. Meyer ist sicherlich einer der allerbesten Coaches der letzten 20 Jahre gewesen, und seine Spread-Version hat den College Football nachhaltig verändert. Ryan Day wird schematisch sicherlich nicht allzu viel verändern, schließlich war er schon die beiden vorigen Jahre gemeinsam mit Meyer für die Offense verantwortlich (und bei Meyers Suspendierung am Saisonbeginn 2018 auch schon Interims HC, wenngleich das natürlich eine ganz andere Nummer ist). Überraschend reibungslos verlief der Coaching-Wechsel im Recruiting, wo Day eine Menge Toptalente von den Buckeyes überzeugen konnte. Schauen wir mal, ob das auf dem Platz ähnlich anläuft.

#6 Da ich annehme, dass seine Karriere als Fake-Punter zu Ende ist: Wie passt QB Justin Fields in die Ohio-State Offense und wird seine Mobilität auch das Run-Game der Buckeyes wiederbeleben?

Jan Weckwerth: Vom Typ her passt Fields als echter dual-threat QB in der Tat sogar besser in das Offense-Schema als Dwayne Haskins, für den man doch einige kleinere Veränderungen vornehmen musste. Die Buckeyes setzen normalerweise prominent auf Inside Zone Running und Zone Read Plays. Letzteres wurde mit dem immobileren Haskins deutlich seltener gecallt, ersteres war aufgrund der fehlenden Gefahr eines QB-Runs weniger effektiv als in den Jahren zuvor. Ich rechne mit besseren Werten im Laufspiel (sowohl für Fields als auch für RB J.K. Dobbins), aber Fields dürfte nicht ansatzweise an Haskins‘ Statistiken im Passspiel herankommen.

#7 Welches sind die nächsten Top-Draftprospects, die die Talentschmiede Ohio State für 2020 liefert?

Jan Weckwerth: Ich beschränke mich mal auf drei, sonst wird das hier zu lang:

In der Offense ist RB J.K. Dobbins zu nennen: ziemlich kompletter Runner, der weder besonders kräftig noch besonders schnell, aber wahnsinnig elusive ist, ne gute Vision hat und daher schwer zu stoppen ist. Hat im inside Running Fortschritte gemacht.

In der Defense gilt DE Chase Young als potenzieller 1st rounder. Hatte ihn zu Beginn der letzten Saison mal genauer unter die Lupe genommen und beworben. Prototypischer DE-Body, unerwartet guter Get-off, nimmt mit den nächsten Schritten viel Raum ein (und setzt den OT damit gleich unter Druck), variantenreiche Moves und auch Kraft für den Bullrush und das block-shedding gegen den Lauf. Ziemlich kompletter DE.

Jemand, den ich (fälschlicherweise) schon letztes Jahr als Breakout-Kandidaten nannte, ist CB Jeffrey Okudah. Ich glaube weiterhin, dass er der nächste Top-CB aus der Buckeyes-Schmiede (nach Lattimore, Conley und Ward) sein kann: Super Athlet mit exzellentem Footwork und hautenger Man Coverage, sowas bleibt in der NFL gefragt. Muss allerdings noch etwas konstanter werden.

Penn State Nittany Lions

#8 Warum stagnierte Penn State letztes Jahr? War es nur RB Saquon Barkleys Abgang – und wenn ja: Kann man 2019 dann ganz abschreiben, jetzt wo auch noch QB McSorley weg ist?

Jan Weckwerth: Ich würde es Stagnieren auf hohem Niveau nennen: Bis zur deftigen Klatsche gegen Michigan lief die Saison genau wie die von 2017: zwei sehr unglückliche Niederlagen gegen Ohio State und Michigan State, bei denen man kurz vor Schluss Führungen aus der Hand gab. Ich hatte vor der Saison ehrlich gesagt mit einem größeren Abfall gerechnet.

Ich bin dieses Jahr erneut skeptisch, da die Offense enorm viele Fragezeichen hat: Die QB-Position muss komplett neu besetzt werden (da auch McSorleys langjähriger Backup Tommy Stevens transferiert ist) und das Receiving-Corps ist durch Abgänge und Transfers extrem ausgedünnt. Immerhin macht der junge TE Pat Freiermuth da Hoffnung.

Dafür sollte die Defense richtig Spaß machen, und hier insbesondere die D-Line: DE Yetur Gross-Matos ist ein vielseitiger Spieler mit exzellenter Athletik (und ein Tipp für die kommende Draft), sein Gegenüber DE Shaka Toney eher der typische Speedrusher. DT Robert Windsor bringt ordentlich Pressure von der 3-tech-Position. Keine angenehme Situation für gegnerische QBs. Und dahinter steht mit OLB Micah Parsons ein Supertalent, von dem ich dieses Jahr den absoluten Durchbruch erwarte, sowie mit OLB Cameron Brown ein starker all-around Off-Ball Linebacker.

Aufgrund des großen Umbaus in der Offense glaube ich allerdings nicht, dass die Lions um den Divisionstitel werden mitspielen können.

Michigan State Spartans

#9 Michigan State Spartans: Langweiler oder geile Defense?

Jan Weckwerth: Geile Defense! Die Antwort dürfte dich bei mir wahrscheinlich nicht überrascht haben.

Ich liebe HC Mark Dantonios Defense-Schema (eine 4-3 Cover-4 Press) und glaube, dass die Spartans in der kommenden Saison eine der besten Defenses des gesamten Landes stellen werden. Die D-Line (DE Kenny Willekes, DTs Raequan Williams und Mike Panasiuk) macht insbesondere gegen den Lauf komplett dicht, mit MLB Joe Bachie hat man einen der besten Laufverteidiger des Landes dahinter. In diesem aggressiven Schema liegt sehr viel Verantwortung auf den CBs. Josiah Scott ist eine Bank, aber man muss abwarten, wie gut Justin Layne auf der anderen Seite ersetzt werden kann.

Ich schaue der Spartans Defense wahnsinnig gern zu, leider gilt das auf gar keinen Fall für die blutleere Offense. Vielleicht wirds ja mit dem neuen OC Brad Salem etwas dynamischer (auch wenn es „nur“ eine interne Beförderung war).

Christian Schimmel: Die German Football League wäre eine interessantere Liga, wenn die Cover 4 und damit Dantonio unbekannt geblieben wäre. Die Coverage sehe ich im Sommer einfach zu oft, als dass sie mich begeistert. Dennoch muss man natürlich festhalten, dass sie Football in den letzten Jahren ganz massiv auf verschiedensten Leveln beeinflusst hat. Eine gute Cover 4, immer unter der Voraussetzung mit vier Spielern Druck erzeugen zu können, angereichert mit der ein oder anderen variante, kann schon sehr geil und vor allem sehr schwer zu bespielen sein.

Wisconsin Badgers

#10 Defense-Fragezeichen und neuer QB, aber RB Jonathan Taylor ist noch da: Was können wir von Wisconsin erwarten?

Jan Weckwerth: Schwer zu sagen. Auf jeden Fall sind die Badgers nicht mehr der haushohe Favorit auf den Gewinn der Big Ten West wie noch letzte Saison. Um das Laufspiel sollte man sich trotz Abgängen in der O-Line keine Sorgen machen. Jonathan Taylor und die verbliebenen Blocker um den exzellenten C Tyler Biadasz sollten erneut gegnerische Defenses dominieren. Die Badgers haben zudem ein paar für sie ungewöhnlich starke Receiver. Es wird also mal wieder am QB hängen. Vielleicht schafft es ja der hoch gehandelte true Freshman QB Graham Mertz, sich den Posten zu sichern?

In der Defense sind die letzten Stützen einer dominanten Ära gegangen. Die Front-7 muss dringend die Probleme gegen den Lauf beheben, immerhin kehren dafür ein paar verletzte D-Liner zurück. Dennoch wird es schwer, das Level der Jahre bis 2017 wieder zu erreichen.

Iowa Hawkeyes

#11 Thema Iowa: DE A.J. Epenesa gilt als angehender 1st-Rounder. Was zeichnet ihn aus?

Jan Weckwerth: Epenesa ist ein ehemaliger 5-star Recruit und einer der besten Highschool-Player, den die Hawkeyes jemals ergattern konnten. Letzte Saison sah man dann auch, wieso er so gehypt wurde: Epenesa ist riesig (angegeben mit 6‘6, 280) und hat eine starke Athletik für seine Masse. Am eindrucksvollsten ist allerdings seine Power. Mit seinem Punch räumt er gegnerische OTs beinahe mühelos aus dem Weg, Arm- und Handeinsatz sind ganz stark, einer der besten Bullrusher des Landes. Ist aber agil genug, um auch über außen zum Erfolg zu kommen. Auf jeden Fall einer von einigen Hinguckern auf DE in der Big Ten.

Nebraska Cornhuskers

#12 Thema Nebraska: Was wäre in Jahr 2 von Headcoach Scott Frost ein zufriedenstellendes Resultat?

Jan Weckwerth: Auf den Record möchte ich mich nicht festnageln lassen. Sagen wir mal so: Bowl Game ist ein Muss, und insbesondere in der Defense sollten merkliche Verbesserungen zu beobachten sein. Ich hoffe auf 8 Siege in der regulären Saison und ein halbwegs prestigereiches Bowl-Duell.

#13 Kann Nebraska-QB Adrian Martinez Frost eine Art „neuen McKenzie Milton“ geben?

Jan Weckwerth: Ich glaube sogar Martinez wird besser als Milton! War selten so angetan von einem neuen QB, bevor der seinen ersten Snap genommen hat. Martinez ist enorm erwachsen und spielintelligent, hat eine natürliche Ausstrahlung, versteht verschiedene Schemes und die speziellen Anforderungen, die da jeweils an ihn gestellt werden. Seine 2018er Saison bestätigte dann all die guten Eindrücke. Martinez ein explosiverer Läufer als Milton, und seine Fortschritte im Passing waren über den Saisonverlauf betrachtet beeindruckend. Auch wenn ich meine Fanbrille absetze, erwarte ich einiges von ihm. Watch out.

Purdue Boilermakers

#14 Thema Purdue: Headcoach Jeff Brohm gilt al neuer Star der Coaching-Szene. Gerechtfertigt? Schließlich war er zuletzt nur 7-6 und 6-7. Warum ist Brohms Ruf so exzellent?

Jan Weckwerth: Brohm hat einen desaströsen Kader übernommen und sofort wettbewerbsfähig gemacht. In den vier Jahren vor Brohm gelangen den Boilermakers insgesamt nur neun Siege! Brohm arbeitet dabei außerordentlich nachhaltig: Als ihm letzte Saison fast die komplette Defense wegbrach, setzte er nicht auf JUCOs und Grad Transfers, sondern ließ seine jungen Spieler an den Aufgaben wachsen.

Das sollte sich diese Saison auszahlen. Sein Offense-Schema ist äußerst kreativ und arbeitet mit verschiedensten Formationen, vielen Motions & Misdirections und bei Bedarf RPOs. Zudem recruitet er wirklich stark (wie man unter anderem an Star-WR Rondale Moore gesehen hat, den er Texas entreißen konnte). Seine 2019er Klasse belegte für ein so kleines Programm einen sensationellen Rang #25. In den nächsten Jahren ist von den Boilermakers viel zu erwarten.

Prediction

#15 Natürlich zuletzt: Wer gewinnt die Conference? Und wird die Big Ten Conference diesmal wieder einen Playoff-Teilnehmer stellen?

Jan Weckwerth: Ich bin ja nicht der größte Freund von Tipps und überlasse diese Frage vertrauensvoll dem Christian.

Christian Schimmel: Ohio State und nein, die Big Ten bekommt zwei Plätze in den Top-Bowls, aber keinen im Halbfinale. Ich sehe einfach kein überragendes Team und vermute, dass sich die Teams in der Liga das Leben selber so schwer machen, dass keiner so unbeschadet durchkommt um in die Playoffs einzuziehen.

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5 Kommentare zu “College Football 2019 Preview: Big Ten Conference Mailbag

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