Disclaimer: Der Andrew-Luck Rücktritt hat meinen Zeitplan auf diesem Blog durcheinander gebracht. Ich musste gestern einfach darüber schreiben. Jetzt folgt die große SEC-Preview. Sezierstunde zu den Patriots folgt dann in den nächsten Tagen.
Die Southeastern Conference (SEC) ist die Königsklasse des College Football. Sie ist seit vielen Jahren in Spitze und Breite die am besten besetzte Conference. Auch vor der anstehenden Saison hat sie wieder die meisten Contender aller Power-5 Ligen.
Glaubst du nicht?
Schauen wir uns mal die Top-Projections nach S&P-Ranking vor der anstehenden Saison an:
#1 Alabama
#2 Georgia
#4 LSU
#6 Florida
#8 Auburn
#10 Mississippi State
#13 Texas A&M
#16 Mizzou
#18 South Carolina
#21 Tennessee
Sage und schreibe zehn der 14 SEC-Mannschaften sind in den Top-25 des S&P-Rankings. Selbst das nach diesem Index als schwächstes Team erwartete Vanderbilt ist als #53 noch fast ein Top-50 Team. Mit solcher Tiefe kann ansonsten keine Conference auch nur ansatzweise aufwarten.
Wichtig dabei: Auch die SEC East Division, jahrelang ein Mauerblümchen dieser Conference, ist nun mit zwei echten Contendern (Florida und Georgia) besetzt, plus adäquater Tiefe mit Universitäten wie Mizzou, Tennessee oder South Carolina.
SEC East
Georgia Bulldogs – Der gegenwärtige College Football wird von Alabama und Clemson dominiert, die sich die letzten vier National Championships quasi untereinander aufgeteilt haben. Die dritte, aufstrebende Macht ist Georgia, wo Kirby Smart zur Saison 2016 übernommen und einen gigantischen Contender gebaut hat. Nicht, dass Georgia unter Vorgänger Mark Richt kein starkes Team gestellt hätte – im Gegenteil – aber unter Smart hat man in den letzten beiden Jahren dominiert:
Vor zwei Jahren scheiterte man nur durch ein furioses Comeback Alabamas in der Verlängerung des National Championships Games, als Tua Tagovailoa mit seinem Pass die Welt aus den Angeln hob. Letztes Jahr kontrollierte Georgia selbigen Tagovailoa und führte schon mit zwei TD im SEC-Finale… ehe Tagovailoas Backup Hurts die Partie noch zu Gunsten Alabamas drehte. Kirby Smart ist Nick Sabans ehemaliger Musterschüler. Saban ist Smart Kryptonit. Noch. Oder müssen wir das mit Fragezeichen versehen: Noch?
Prinzipiell geht Georgia 2019 erneut mit so hohen Erwartungen ins Rennen, dass alles unterhalb von National Title-Game eine Enttäuschung wäre. Das allgemeine Talent im Kader rechtfertigt solche Ambitionen: Georgia ist über die letzten vier Recruiting-Cycles, gleichzeitig die ersten vier Smarts, die #2 im Lande (natürlich hinter Alabama).
Doch es gibt ein paar kritische Ansatzpunkte, die Georgias Durchbruch vielleicht erneut verzögern bzw. verhindern könnten:
- Offensive Coordinator: OC Jim Chaney wechselte überraschend von Georgia nach Tennessee, und weil man keinen radikalen Wechsel wollte, beförderte man den bisherigen Assistenten James Coley zum Neuen. Er hat bislang noch wenig Erfahrung auf diesem Niveau.
- Quarterback: Jake Fromm gilt als einer der besseren Quarterbacks im Lande, und Georgia vertraute ihm so sehr, dass der hoch gehypte Backup Eason nach Washington wechselte. Fromm war bislang vor allem im Play-Action Passing und ohne Druck makellos. Bislang vermieden es die Coaches, ihm die Schlüssel zur Offense komplett in die Hand zu drücken.
- Receiving-Corps: Mecole Harman, Isaac Nauta, Terry Godwin und Riley Ridley – das sind die Abgänge, die Georgias Receiving-Corps zur anstehenden Saison verkraften muss! Solchen Aderlass verkraften nur wenige Mannschaft ohne ernsthafte Probleme. Doch Georgia hatte sich im Recruiting auf diese Position fokussiert und in WR Lawrence Cager, WR George Pickens, WR Dominick Blalock und TE Charlie Woerner zwar hoch talentierte, aber noch unerfahrene Waffen im Kader.
Auf Runningback ist man mit dem fangstarken und extrem explosiven D‘Andre Swift exzellent besetzt, die Offensive Line ist um den angehenden 1st-Rounder LT Andrew Thomas hervorragend. Im Prinzip liegt vieles daran, ob man Fromm ein wenig mehr von der Leine lassen kann, ob die neuen Backup-Runningbacks Swift ausreichend entlasten können und ob Georgia seine letztes Jahr bizarr schwache Goal-Line Offense in den Griff bekommt.
Auch die Defense hat Angänge zu verschmerzen: DefCoord Mel Tucker wurde woanders Headcoach, Star-Passrusher Walker und CB Baker sind ebenso weg. Georgia hatte letztes Jahr eine eigenartige Defense: Relativ schwachen Passrush und relativ schwache Run-Defense, dafür dank superber Secondary trotzdem eine herausragende Passing-Defense.
Am neuen DefCoord Dan Lanning wird es liegen, durch Scheming mehr Druck gen QBs zu erzeugen ohne die Run-Defense noch stärker zu entblößen. Schließlich sah man gegen Saisonende, wie schwer eine Defense ohne Passrush gegen die Eliten fällt. Die Jungs, die es am Feld richten sollen, sind allesamt ehemalige Top-Recruits, aber sie haben recht wenig Erfahrung: In der D-Line lauten die Namen Brenton Cox, Adam Anderson, Nolan Smith oder Jermaine Johnson. In der Secondary: Eric Stokes, Tyson Campbell, D.J. Daniel, Mark Webb sowie der unfassbare Safety J.R. Reed.
Florida Gators – Florida ist der aussichtsreichste Kandidat im Osten, Georgias Platzherrschaft zu durchbrechen. Die Gators habe ich schon am Samstag vorgestellt. Im Schedule schenken sich die beiden Mannschaften wenig: Georgia muss zwar nach Auburn, das Florida bei sich in Gainesville empfängt. Doch dafür müssen die Gators zu einem Auswärtsspiel nach LSU reisen. Dieser Top-Gegner bleibt Georgia heuer erspart (letztes Jahr wurde man von LSU abgeschossen).
Missouri Tigers – Mizzou war letzte Saison ein versteckter Sleeper: Die Bilanz der Tigers war „nur“ 8-5, doch zwei der Niederlagen kamen gegen die Übermannschaften von Alabama und Georgia. Die anderen drei Niederlagen gegen South Carolina, Kentucky und Oklahoma State waren allesamt ultraknapp (zusammen 8 Punkte!).
Mizzou muss nun im vierten Jahr von Headcoach Barry Odom ohne QB Drew Lock und WR Emanuel Hall in die Saison gehen, doch es sind die dramatischsten Ausfälle in der Offense. Vier der fünf Top-WR kehren zurück und auf Quarterback konnte man via Transfer Kelly Bryant von Clemson loseisen. Bryant ist als Spielertyp ein völlig anderer QB als Lock: Er spielt vor allem Zone-Reads und ist besser auf kurzen Pässen. Ihn wird der effiziente RB Larry Roundtree III im Laufspiel unterstützen.
In der Defense ist Mizzous Pass-Rush ein wenig fraglich, doch die „Back-Seven“ ist mit einer unveränderten Secondary sowie dem bärenstarken LB Cole Garrett hervorragend besetzt.
South Carolina Gamecocks – South Carolina war eine der spannenderen Mannschaften der letzten Saison: Man ging 7-6, aber die Effizienz-Stats waren hervorragend, und nun prophezeien sowohl der FPI als auch S&P+ ein Top-20 Team.
Die Mannschaft vom streitbaren Headcoach Will Muschamp ist recht klar strukturiert: Man versteht es in der Offense den Ball zu werfen und in der Defense ihn zu verteidigen, aber Laufspiel ist in beiden Unis ein Problem. QB Jake Bentley ist ein unspektakulärer Zeitgenosse, der wenig katastrophale Böcke begeht und es versteht, seine Top-Receiver einzusetzen. Deebo Samuel ist zwar nun in der NFL, aber die beiden anderen Stars Shi Smith und Bryan Edwards sind noch da – letzterer ist ähnlich versatil wie Deebo.
In der Defense muss man eine unerfahrene Secondary durchschleifen, ist aber in der Defensive Line durchaus mächtig besetzt.
Tennessee Volunteers – Noch merkwürdiger als Mizzou und South Carolina mutet die Vorstellung von Tennessee als mögliches Top-25 Team an, schließlich waren die Vols letztes Jahr mit ihrem Rookie-Headcoach Jeremy Pruitt nur 5-7 und verpassten sogar die Bowl-Season.
Trotzdem ist der Optimismus der Advanced-Stats begründet (FPI #15, S&P+ #21). Der erste Grund ist Pruitt, der es seit vielen Jahren auf jeder seiner Trainerstationen versteht, exzellente Secondarys zu bauen. Jene der Vols zeigte schon letztes Jahr mit unerfahrenem Personal gewaltiges Potenzial und hat in S Bryce Thompson einen potenziellen Superstar.
Zum anderen wäre da die Offense, wo QB Jarrett Guarantano als einer der größten Breakout-Kandidaten gehandelt wird. Guarantano hatte letztes Jahr das Problem, dass Tennessee sowohl extrem ineffizient im Laufspiel war als auch extrem hohe Rushing-Rate im 1st Down spielte (ja, das Thema ist auch im College Football ein Problem!).
Glücklicherweise schaffte es Tennessee in der Offseason, Jim Chaney als OffCoord von Georgia loszueisen. Chaneys Identität als Play-Caller liegt in seiner phänomenalen Anpassungsfähigkeit an sein Spielermaterial sowie in seiner hervorragenden QB-Entwicklung. Gut möglich, dass Tennessee passlastiger wird und damit dem einen oder anderen SEC-Contender 2019 einen gehörigen Schrecken einjagt.
Kentucky Wildcats – Kentucky hat eine für seine Verhältnisse historische Saison hinter sich gebracht: Der 10-3 Record war die erste zweistellige Siegbilanz seit über 40 Jahren, das #12 Abschlussranking im AP-Poll die erste Platzierung im finalen Top-25 seit fast 35 Jahren.
2019 wird allerdings harzig: Der lebenswichtige RB Benny Snell und der noch viel wichtigere EDGE Josh Allen sind beide weg. Wie man den lauflastigen Gameplan und den exzellenten Passrush ohne die beiden erneut durchziehen will, ist nicht ganz klar. Doch selbst wenn: Niemand wird Headcoach Mark Stoops einen Vorwurf machen, wenn es nicht gelingt. Schließlich ist Kentucky vor allem Basketball. Die Footballabteilung hat mit Dornröschenschlaf kein Problem.
Vanderbilt Commodores – Vandy ist der Nachzügler in der SEC West. Auch diese Elite-Uni hat relativ wenige Probleme mit einem Footballprogramm auf Standgas, was man u.a. daran ablesen kann, dass niemand ernsthaft über Headcoach Derek Mason diskutiert, der nun schon sechs Jahre auf eine Winning-Season wartet. Auch für 2019 erwartet man keine Wunderdinge. Zwar ist die Defense mittlerweile passabel, aber in der Offense muss man QB Kyle Shurmur ersetzen, und niemand weiß, wie.
SEC West
Alabama Crimson Tide – Es dürfte bekannt sein: Alabama ist der Goldstandard, an dem jeder Headcoach im College Football gemessen wird. Über Alabama würde ich gar nicht mehr so viel schreiben, weil ich es a) schon getan habe und b) in einem Podcast mit Julian Barsch schon ausführlich geredet habe:
Nur soviel: Alabama ist zwar der Favorit in der SEC West. Aber der Schedule ist relativ brutal (#9 der FBS). Die beiden Auswärtsspiele bei Mississippi State und Auburn sind nach aktueller Win-Projection Münzwurfe, und daneben muss man noch gegen LSU und Texas A&M ran (plus eventuell im SEC-Finale gegen Georgia oder Florida). So ist der Weg für Alabama diesmal heftiger als gewohnt.
Louisiana State Tigers – LSU geht mit so viel Optimismus wie lange nicht in eine neue Saison: Letztes Jahr waren die Tigers 10-3 und zeigten ausreichend Leben in der Offense, dass man sie mit ihrer Monster-Defense schon wieder in ungefährer Alabama-Reichweite sieht. Doch jenes Alabama bleibt der Messpunkt: Samt allen positiven Entwicklungen wurde man von Nick Saban noch immer komplett abgewürgt und verlor 29-0.
Was bei LSU immer passt: Die Defense. DefCoord Dave Aranda hat nicht nur ein sehr anpassungsfähiges System, sondern auch Elite-Personal am Feld zur Verfügung. Zwar muss man in LB Devin White den #5 Overall Draftpick vorgeben und verliert auch CB1 Greedy Williams, aber die Nachfolger scharren schon mit den Hufen: Sowohl CB Kristian Fulton als auch S Grant Delpit werden als künftige 1st Rounder gehandelt. Die Defensive Line ist voll mit 5-Star Recruits und auf Linebacker hat man theoretisch in Josh Phillips und Patrick Queen die Optionen, die mit vereinten Kräften Whites Production ersetzen können.
Doch den Durchbruch verpasste LSU in den letzten Jahren stets wegen seiner zu sterilen Offense. Und so ist die interessanteste Personalie bei LSU weder Headcoach Ed Orgeron noch der DefCoord noch einer der Top-Talente in der Defense, sondern OffCoord Steve Ensminger, dessen Spread/RPO-Offense aus der Shotgun-Formation wesentlich besser zündete als man es sich je erträumen konnte.
Mitverantwortlich dabei war auch QB Joe Burrow, ein mobiler Mann, der kurz vor der Saison von Ohio State zu LSU gestoßen war und sich mit zunehmendem Saisonverlauf immer besser in die Offense fuchste. Burrow ist kein überragender Passer, aber er ist ein hervorragender Scrambler in kurzen Down-Situationen und kann nun hinter einer fantastischen Offensive Line einen erfahrenen, explosiven WR-Corps bedienen.
Problemzone war das erstaunlich mittelmäßige Laufspiel. Nick Brossette ist nun weg, der wesentlich effizientere Backup mit dem einfach zu merkenden Namen Clyde Edwards-Helaire wird seinen Platz einnehmen. Merke: Es braucht nicht viel. Vielleicht hie und da ein bisschen Verbesserung von QB Burrow und ein bissl besseres Laufspiel – und schon hat Alabama einen ernsthaften Gegner.
Mit Blick auf die Playoffs muss LSU aber nicht nur den Giganten Alabama stürzen und sich in Auburn, Texas A&M und Mississippi State mit drei weiteren lästigen Kontrahenten plagen, sondern auch mit den Texas Longhorns, zu denen man in Woche 2 reisen muss. Playoffs verlangen aber mindestens 11-1 – und das wird schwer.
Auburn Tigers – Auburn ist eines der bemerkenswertesten Teams im College Football: Stets hoch talentiert, aber selten so komplett wie Alabama. In manchen Jahren sind die Tigers absolute Granaten, die dem kompletten Establishment den Angstschweiß auf die Stirn pressen, wie 2010 (National Title), 2013 (BCS-Finale) oder 2017 (haarscharf an den Playoffs gescheitert). Doch dazwischen gibt es immer wieder unerklärlich schwache Saisons und das Gefühl, dass die mächtigen Booster mal wieder am Stuhl des Headcoaches sägen.
Head Coach ist Gus Malzahn, ein Offensiv-Innovator, dessen Offensiv-Scheme mit seinem Power-Running und seinen eingestreuten Options quasi zum Patent angemeldet werden könnte – wenn Malzahn es nicht in der letzten Saison an einigen entscheidenden Stellen angepasst hätte: An die Stelle vieler seiner Options trat konventionelles Play-Action Passing für seinen QB Jarrett Stidham. Das führte allerdings trotz einer superben Defense nur zu einem 8-5 Record, u.a. durch einige extrem knappe Pleiten.
Stidham ist nun weg und Malzahn steht vor einer QB-Controversy: Soll er Joey Gatewood oder Bo Nix starten lassen? Beide sind Freshmen, aber Gatewood hat schon letztes Jahr in Auburn mittrainiert, während Nix dank seines Familiennamens bereits Kultstatus genießt (sein Vater war früher schon Auburn-QB) und als 5-star QB und exzellenter Passer mutmaßlich den Vorzug bekommen wird.
QB ist in Auburns Offense das eine. Noch wichtiger ist, dass man das Power-Rushing in die Gänge bekommt. Dieses kränkelte 2018, u.a. weil die Offensive Line runumerneutert war und man NFL-Runningback Kerryon Johnson nicht ersetzen konnte. Die O-Line bleibt nun zusammen und hat in Prince Tega Wanogho einen NFL-Prospect. Auf Runningback sollte Jatarvious Whitlow nach seinem Praktikantenjahr nun die Starter-Rolle bekommen.
Die Defense wird passen. DefCoord Kevin Steele spielt ein interessantes System, in dem die WRs außen gepresst werden und die beiden Safetys in den Slant/Shallow Cross Zonen warten ob sie den Pass verteidigen sollen oder nach innen springen um Run-Support zu geben. Das funktioniert auch deswegen, weil man in der Defensive Line atemberaubendes Talent wie den kommenden 1st Rounder DT Derrick Brown oder EDGE Nick Coe hat.
Texas A&M Aggies – Bei allem fantastischem Recruiting ist Texas A&M ein bissl das anti-Auburn: Immer ziemlich gut, aber nie richtig dominant. Dies führte zu wachsender Ungeduld in der riesigen Anhängerschaft der Aggies, die es endlich mal wissen wollen – und so wurde letztes Jahr in einem fetten Move Head Coach Jimbo Fisher von Florida State losgeeist.
Fisher ist nicht irgendwer. Fisher ist ein Saban-Schüler und der Architekt des National Champs von 2013. Er gilt als exzellenter Recruiter und als Coach, der sein Personal weiterzuentwickeln weiß. Auch ist Fisher ein Coach, der Aufgaben koordinieren kann und somit viele exzellente Coaching-Prospects hervorgebracht hat.
Einer der wichtigsten war letztes Jahr DefCoord Mike Elko, der die Defense in kürzester Zeit auf Vordermann brachte. Elko lässt aggressive, flotte Defense spielen. Das führte zu zahlreichen Sacks, aber hie und da auch zu einigen großen Raumverlusten (30 Spielzüge mit mehr als 30yds kassiert). Nun muss er 6/7 der Defensive Line ersetzen – was eine Wiederholung der Leistung schwer macht.
Den Rückschritt muss die Offense kompensieren. Doch auch diese verliert einige zentrale Leistungsträger wie TE Sternberger, C McCoy oder RB Williams, die alle in die NFL gingen. Es bleibt QB Kellen Mond, 2018 mit einer sehr starken Saison. In der kommenden Saison darf Mond vermutlich wieder mehr Spread-Offense spielen, was er am liebsten tut. Er wird allerdings mehr Druck auf seine Wide Receiver laden, jetzt wo der fantastische Sternberger weg ist.
Texas A&M gilt nach Efficiency als Top-15 Team. Doch das Problem ist der hammerharte Schedule: Die Aggies spielen gegen Alabama, Georgia, Clemson und LSU – diese vier Teams sind in den meisten Top-5 Polls einhellig vertreten. Damit nicht genug: Auch Auburn und Mississippi State waren – nach S&P+ spielt man gegen sechs Top-10 Teams. Kein Team im gesamten College Football hat es auch nur annähernd so schwer.
Mississippi State Bulldogs – Du magst mit Freakwissen angeben? Nun: Nach der S&P+ Metrik hatte Mississippi State letztes Jahr an allen üblichen Verdächtigen vorbei die #1 Defense im Lande. Hauptverantwortlich dabei waren sensationelle Playmaker wie DT Jeffrey Simmons, EDGE Montez Sweat oder FS Jonathan Abram, die allerdings alle als 1st Rounder von der NFL gedraftet wurden und somit 2019 nicht mehr zur Verfügung stehen.
Überhaupt hätte Headcoach Joe Moorhead letztes Jahr in seinem ersten Jahr eine nahezu ideale Ausgangslage gehabt. Doch man verschenkte sich ein kleines bisschen und ging nur 8-5. Für 2019 erwarten die Advanced-Stats aber noch immer ein Top-20 Team.
Die Defense wird gewiss einen Rückschritt machen, aber weil ex-Penn State OC Moorhead in der Offense „seinen“ QB Tommy Stevens von den Nittany Lions loseisen konnte, geht man von einer verbesserten Offense aus.
Das macht Mississippi State wie Texas A&M oder Auburn wohl qualitativ nicht zu einem ausreichend kompletten Team um LSU und Alabama zu fällen. Ein böser Stolperstein bleiben die Bulldogs dennoch.
Ole Miss Rebels – Der in state Rivale der Bulldogs sind die Ole Miss Rebels, die seit ein paar Jahren in Konsolidierung nach der Entlassung von Recruiting-Papst Hugh Freeze verhaftet sind. Ole Miss kämpft noch mit den Spätfolgen des Skandals.
Doch mit oder ohne Sperren und Strafen: Letztes Jahr hätte man die Bowl-Season ohnehin verpasst, weil man 5-7 ging. Das war angesichts des Talents vor allem in der Offense zum Spotten. Schau dir mal an, was Ole Miss allein an Spielern zur anstehenden Saison verloren hat:
- QB Jordan Ta’amu
- WR A.J. Brown (2nd Rounder)
- WR D.K. Metcald (2nd Rounder)
- WR Demarcus Lodge
- TE Dawson Knox
- OT Greg Little (2nd Rounder)
Ole Miss’ Spielsystem von 2018 lautete offensichtlich nicht „das ist unser System und hier sind unsere Playbooks“, sondern „mach mal“. Sie machten – und scheiterten. Wir haben schon im Zuge des Draft-Scouting darauf hingewiesen, dass Ole Miss 2018 zu den größeren Talentverschwendungen der letzten Jahre gehörte.
Doch damit ist nun Schluss. Headcoach Matt Luke zog in Offense wie Defense die Reißleine und bestellte zwei neue Coordinators. Beide sind bekannte Gesichter: OffCoord dagegen wird Rich Rodriguez, der Erfinder von Zone Read und der modernen Spread-Offense. Rodriguez ist in den USA vor allem für seine missglückte Anstellung bei Michigan bekannt, doch tatsächlich hat Rodriguez seit Anfang der 1990er bis zu seiner Zeit mit Fast-National Title bei West Virginia so viel wie wenige andere für die Innovation der Offenses beigetragen.
Rodriguez hat mit QB Matt Corrall und RB Scottie Phillips zwei aufregende Talente im Kader, um die herum er seinen Angriff bauen kann.
In der Defense ist Mike MacIntyre der Neue. Es gibt dort wenige Stars, aber nach der desaströsen #90 Platzierung von 2018 kann es nur nach oben gehen.
Arkansas Razorbacks – Bodensatz der SEC West ist Arkansas, das verzweifelt versucht, sich wieder eine Richtung zu geben: Früher war man mit Bobby Petrino „all pass“. Dann wechselte man über Nacht zu „all run“ mit Bret Bielema. Jetzt ist im zweiten Jahr Chad Morris am Werk – ehemaliger OffCoord von Clemson und danach als Headcoach von SMU ein Mann mit Erfahrung im Rebuilding.
Morris steht für Spread-Offense und hat Air-Raid Hintergrund. Er war schon bei SMU 2-10 im ersten Jahr und drehte dann schnell das Blatt, als er ab Jahr 2 einen Quarterback fand, der seinen Vorstellungen entsprach. Jener QB dort: Ben Hicks. Den holte Morris nun von SMU rüber – er hat noch ein Jahr College-Spielerlaubnis und kennt das System.
Auch sonst darf man hoffen. Recruiting ist mehr als okay, die meisten Wide Receiver und die komplette Front Seven kehren zurück. DefCoord John Chavis (früher LSU) hat die Defense schon letztes Jahr von #91 auf #49 nach S&P+ verbessert und sollte die Offense nun mit neuem QB nachziehen, gibt es durchaus Hoffnungen auf eine überraschende Bowl-Qualifikation.
Sehr gute Übersicht!
Zu Auburn: Bo Nix wurde letzte Woche zum Starting-QB ernannt.
So sehr Langweiler Saban sein mag, manchmal ist es schade, dass er nicht häufiger spricht. Der Mann ist nicht umsonst ein Top Leader einer Top Mannschaft:
Stark.
Wobei mein Vertrauen in solche Aussagen wie von Saban größer wäre, wenn er nicht bloß die Stars gewähren ließe und ihnen eine zweite Chance gibt, sondern auch den Hinterbänklern.
Oder „normale“ Studenten, die keine Superathleten und deswegen in Footballteam sind.
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