Abschluss von NFL-Woche 2 mit dem Monday Night Game New York Jets gegen Cleveland Browns (2h15, DAZN) – eine Reminiszenz der NFL an ihre jahrzehntelange Erfolgsgeschichte mit dem Footballabend am Montag: Browns vs. Jets war Anno 1970 die Erstausgabe jener Veranstaltung, die bis zur „Entmachtung“ des Monday Night Games vor ca. 13 Jahren als Topspiel der Woche die NFL prägte wie sonst nur noch die Super Bowl.
Fernab aller historischen Betrachtung ist die heutige Partie durchaus aufgeladen. Beide Teams sind nach kompletten Meltdowns letzte Woche 0-1.
Theoretisch wäre eine solche Ausgangslage ideal für viel Zunder im Vorfeld der Partie, noch dazu bei zwei Mannschaften, die mit so viel Optimismus in die Saison gegangen sind wie Jets und Browns. Doch dann preschte unter der Woche die News rein, dass Jets-QB Darnold mit Pfeiffrischem Drüsenfieber auf unbestimmte Zeit ausfällt – womit man jegliche Jets-Ambitionen für diese Partie eigentlich schon begraben kann.
Oder doch nicht?
Jets-Headcoach Adam Gase galt bislang eigentlich nicht so richtig als Darnold-Fan, und Darnolds maue Performance gegen die Bills schien die Meinung des streitbaren Gase zu stützen. Heute läuft QB Trevor Siemian auf. Siemian hat eine faszinierende Karriere hinter sich: Schon am College bei Northwestern bestenfalls ein mittelmäßiger QB, schaffte er es in die NFL, wo er als Nachfolger Peyton Mannings ebenso mittelmäßig bis schlecht war – und nun auf seiner zweiten Station in der NFL starten darf.
Unser Vorteil an so einer Ausgangslage: Wenn die Browns jetzt diesen Gegner nicht an die Wand spielen, ist in Cleveland so viel Feuer am Dach, dass die Situation schon in einigen Wochen in einem Vollbrand münden könnte!
Die ersten Seitenhiebe wurden schon unter der Woche geschossen. Zum Beispiel in Richtung Gregg Williams, letztes Jahr Freddie Kitchens‘ Vorgesetzter in Cleveland und jetziger DefCoord der Jets („er wollte mich abschießen“ – Odell Beckham).
Andere Storyline: QB Baker Mayfield feierte letzte Woche sein NFL-Debüt, als er nach Verletzung des Stamm-QBs in Woche 3 gegen die Jets eingewechselt wurde, und auf dem Weg in den Huddle noch vor seinem ersten Pass gegen die Jets-Verteidiger stänkerte.
Mayfield war letzte Woche so lala. Er war nicht so katastrophal wie es ein 13-43 Endstand gegen Tennessee mit 3 INT andeutet: Die meisten Interceptions kamen erst am Ende des Spiels, als längst alles verloren war. Mayfield hatte auch Pech mit einer kaputten Offensive Line, die LT Robinson durch Ausschluss verlor und am Ende mit einem Backup-Guard auf Left-Tackle auskommen musste. Überdies killten zahlreiche Strafen die Offense – Mayfield sah sich vielen langen 2nd und 3rd Downs ausgesetzt. Entsprechend kam nur ganz zu Beginn sowas wie Rhythmus auf.
It was one of these days.
Die Frage ist nun, ob die Browns tatsächlich ein so undisziplinierter Haufen sind wie es die 18 Strafen für fast 200 Yards (inklusive mindestens 5 Personal-Fouls) andeuten und wir ab sofort mit 10/100 Penaltys rechnen müssen – oder ob das vor allem der langen Offseason geschuldet war und die Spieler einfach jemanden schlagen mussten um wieder auf Normaltemperatur zu kommen.
Fakt ist: Spielerisch war es bei allen Problemen nicht so unterirdisch, was Cleveland letzte Woche trieb. Man war bis zum 75-yds TD von RB Henry auch die bessere Mannschaft und schien gerade wieder ins Rollen zu kommen, als der Titans-Konter kam. Doch zum Footballspielen gehört bei aller Gewalt auch Disziplin. Und die hatten die Browns nicht.
Gegen die Jets trifft man auf eine deutlich schwächere Defense als letzte Woche – auch eine Defense, die schematisch nicht immer auf der Höhe ist. Mayfield sollte mehr Zeit bekommen und die Receiver mehr Separation. Defensiv darf es gegen einen Siemian eigentlich keine großen Probleme geben. Ich würde auf einen recht deutlichen Browns-Sieg tippen.
Aber wie schon geschrieben: Wenn der nicht kommt, dann geht schon morgen die Post ab und werden sämtliche Kritiker aus ihren Schlupflöchern kriechen…
„Entmachtung“ des MNF? Bedeutet das, dass SNF erst seit 2006 das Topspiel der Woche präsentiert? Oder gab es SNF vor 2006 noch gar nicht?
Doch, gab es schon – aber das Monday Night Game war das Hauptspiel der Woche bei ABC im großen TV. Ab 2006 „verschwand“ es bei ESPN, das nicht alle in den USA empfangen konnten, und ABC gab seine NFL-Rechte auf.
Das Monday Night Game hatte schon in den Jahren zuvor mit immer größeren Problemen zu kämpfen, u.a. sportlich belanglose Matchups, weil man sie im Vorfeld der Saison festsetzen musste und mehr auf die Ratings als auf die sportlichen Bilanzen schaute.
Mit Flex-Scheduling ist der Sonntag diesbezüglich einfach geschickter. Ab 2006 übernahm NBC dort die Rechte und hat seither das Sunday Night Game zum „Spiel der Woche“ mit den Möglichkeiten von Matchup-Änderungen gemacht.