Samstagsvorschauer – Woche 4: Eiersport, links und rechts unserer Längengrade

Gestern hat die Rugby-Weltmeisterschaft in Japan begonnen – eine Veranstaltung, die trotz unterschiedlicher Kickoff-Zeiten (Spiele finden bei uns bereits am Vormittag statt) in den nächsten Wochen in Konkurrenz zum College Football gehen wird.

Japan hat zum Auftakt Russland locker 30-10 geschlagen und die Euphorie in Nippon für Rugby scheint großartig zu sein – es verspricht also eine interessante und auch atmosphärisch starke Weltmeisterschaft zu werden. Traditionell ist die Rugby-WM aufgrund der relativ geringen Leistungsdichte in der Spitze zwar erst ab dem Viertelfinale wirklich interessant, aber es gibt schon heute ein spannendes Matchup in der Gruppe C.

Dorthin wurden England, Frankreich, Argentinien und Tonga (plus die USA) gelost. Da nur zwei der Big-3 weiterkommen werden, ist Frankreich – Argentinien heute bereits ein auch im Resultat wichtiges Spiel.

Spiel des Tages ist natürlich das finalwürdige Aufeinandertreffen zwischen Titelverteidiger Neuseeland und dem wiedererstarkten Südafrika, die in Gruppe B locker durchgehen werden (Gruppe B: All-Blacks, Springboks, Italien, Namibia, Kanada), aber zumindest versuchen können, im Viertelfinale Irland aus dem Weg zu gehen. „Meine“ Iren (Gruppe A) spielen morgen gegen Schottland.

Über das Rugby im Allgemeinen und das Spielprinzip habe ich schon zur letzten WM geschrieben. Ich werde heute wie damals mutmaßlich wenig im Schreiben begleiten. Dafür umso mehr versuchen zu schauen. Rugby bleibt trotz schwerer Dopingseuche meine heimliche Liebe. Ran.de bringt alle Spiele live im Stream. Etliche Partien werden von ProSieben Maxx übertragen.

Programm von diesem Wochenende:

  • 09. 6h45 Australien – Fidschi (Gruppe D)
  • 09. 9h15 Frankreich – Argentinien (Gruppe C)
  • 09. 11h45 Neuseeland – Südafrika (Gruppe B)
  • 09. 7h15 Italien – Namibia (Gruppe B)
  • 09. 9h45 Irland – Schottland (Gruppe A)
  • 09. 12h15 England – Tonga (Gruppe C)

Und damit von Fernost nach Westen: College Football wird heute auch gespielt – sogar in hoher Qualität! Heute gibt es das erste Aufeinandertreffen zweier Top-10 Mannschaften und einige weitere gute Partien – leider sind die besten bei uns nicht auf legalem Wege live zu sehen. Doch zuerst ein kurzer Rückblick auf letzte Woche mit Spieltag 3.

Ersatz-Collegefootball

Ich habe von Woche 3 nicht viel gesehen. Am Samstag war ich kurz bei Penn State vs. Pitt drauf, doch die Partie war so langweilig, dass ich alsbald ein paar Kanäle weiter bei der Erstbesteigung des Matterhorns hängen blieb.

Jene Geschichte ist ebenso dramatisch wie faszinierend – und sie markiert den Beginn des über 100 Jahre lang von Nationalismus dominierten Bergsteigertums. Ein italienischer Hirte, der gesponsert vom 1865 noch jungen Staat Italien die Trikolore auf dem Matterhorn platzieren wollte, verriet seinen englischen Freund und eigentlichen Kompagnon. Doch jener stellt in Windeseile ein Team zusammen und kommt über die riskantere Direttissima seinem Rivalen zuvor.

Die Freude hält jedoch nur kurz: Auf dem Abstieg stürzen bei einbrechender Dunkelheit vier Mitglieder seiner Seilschaft in den Tod – und mit ihrem Absturz hält sich auch das Verdacht, sie hätten das Seil abgeschnitten um sich selbst zu retten. Das erste Todesdrama in den Berghöhen im Namen des Staates.

Erst Reinhold Messner hat mit seinen Alleingängen und seinem legendären Spruch „Meine Fahne ist mein Taschentuch“ in den 1970ern mit den nationalistischen Tendenzen im Alpinismus gebrochen. Er ließ sich nicht vereinnahmen – und zahlte dafür mit jahrzehntelanger Verachtung in weiten Teilen unserer Bevölkerung in Südtirol.

Und damit endgültig zurück zum Football von letztem Wochenende

#1 Clemson 41, Syracuse 6. Clemsons Defense würgt Syracuse komplett ab. In der Offense konzentrierten sich die Orangemen darauf, WR Justyn Ross zu stoppen. Das öffnete Räume für die Kollegen Higgins / Rodgers, die zusammen fast 250 Yards fingen.

#2 Alabama 47, South Carolina 23. Alabama gewann dank Tua und seiner fassungslosen Pass-Catcher Armee locker, doch South Carolina legte ein paar Schwachstellen in der Run-Defense von Bama offen, die es noch zu beobachten gilt.

#13 Penn State 17, Pitt 10. Öde Partie, die richtig deprimierend wurde, als Pitts Coach Narduzzi fünf Minuten vor Schluss bei 14-7 Rückstand im 4th & Goal von der 1 YARDS LINE (!!!) EIN FIELDGOAL SCHIESSEN LIESS. Dagegen ist sogar Kliff Kingsbury der progressivste Playcaller der Welt.

#17 UCF 45, Stanford 27. Monströse Performance von UCF, das Stanford komplett an die Wand spielt. Das UCF-Passspiel um QB Dillon Gabrial war sensationell: 22/30 für 347yds, 11.6 NY/A und 70% Success-Rate.

#18 Michigan State 7, Arizona State 10. Michigan State für seine desaströse Offense bestraft. Es gibt Leute, die so ein ultrakonservatives Slugfest hoch in Ehren halten. Ich zähle nicht dazu.

#20 Leach 31, Holgorsen 24. Eine gute, aber nicht hochklassige Partie zwischen Wazzou und Houston. Houston-QB D’Eriq King ist ein fantastisches Talent, aber nicht gut genug um mit dem punktgewaltigen Air-Raid Scheme von Mike Leach mitzugehen.

Temple 20, #21 Maryland 15. Maryland – letzte Woche noch als Dark-Horse gehypt, nun schon wieder gefallen: Das Laufspiel war schlicht zu lahm.

BYU 30, #24 USC 27. USCs neuer Wunder-QB Slovis machte eine gute Partie, war allerdings bei längeren 3rd Downs komplett kaltgestellt. Sowas nennt man wohl „Lehrgeld“. Für BYU war es ein ebenso überraschender wie wichtiger Sieg gegen einen namhaften Gegner.

Das neue Ranking von AP lautet nach letzter Woche:

#1 Clemson (3-0)
#2 Alabama (3-0)
#3 Georgia (3-0)
#4 LSU (3-0)
#5 Oklahoma (3-0)
#6 Ohio State (3-0)
#7 Notre Dame (2-0)
#8 Auburn (3-0)
#9 Florida (3-0)
#10 Utah (3-0)
#11 Michigan (2-0)
#12 Texas (2-1)
#13 Wisconsin (2-0) / Penn State (3-0)
#15 UCF (3-0)

Und damit zu heute…

Frühschicht um 18h

  • #2 Alabama – Southern Miss (ESPN)
  • Vanderbilt – #4 LSU (ESPN)
  • #9 Florida – Tennessee (ESPN)
  • #13 Wisconsin – #11 Michigan (FOX)
  • Ole Miss – #23 Cal (ESPNU)
  • Northwestern – Michigan State (ESPN Player)

Das Spitzenspiel um 18h ist #13 Wisconsin vs. #11 Michigan im Camp Randall Stadium in Madison. Dieses FOX-Spiel ist nicht über legalem Wege live bei uns zu sehen, aber wer sich eine der vielen Zusammenfassungen am Sonntagmorgen geben will, kann sich ein paar Punkte zu diesem Spiel vormerken:

  • Beide sind 2-0, aber Michigan gilt aufgrund der holprigen „neuen“ Offense von OC Josh Gattis bereits als Enttäuschung. Die Offense spielt schneller als letztes Jahr, sie ist viel mehr auf 11- und 12-Personnel fokussiert und verteilt den Ball auf das ganze Spielfeld – doch die Resultate sind aufgrund zu vorhersehbarem Play-Calling (In Early-Downs sehr viel Rushing, in längeren Downs fast nur Passing) noch nicht da: QB Shea Patterson ist besser als letztes Jahr, aber noch nicht so gut wie erhofft. WR Peoples-Jones hat wegen Verletzung noch nicht gespielt.
  • Immerhin ist Michigans Run-Defense mit weniger als 3.0 YPC bislang überzeugend. Wisconsin ist seit Jahren um ein starkes Laufspiel gebaut, und RB Jonathan Taylor macht auch heuer viele Yards. Aber insbesondere der vor Saisonbeginn hoch gehandelte C Taylor Biadasz hat einen schwachen Saisonstart hinter sich und muss sich gegen die hochklassige Konkurrenz in der Michigan-Front steigern.
  • Wisconsin war zu Saisonbeginn so dominant, weil die Badgers viel besseres Passspiel als in Vergangenheit hatten: QB Jack Coan hat der Offense eine völlig neue Dimension gegeben.
  • Beide waren letzte Woche spielfrei. Ausreichend für Michigan, in der Offense zu sich zu finden, und ausreichend für Coan um sich auf eine der nach wie vor besseren Defenses im Lande vorzubereiten?

#2 Alabama, #4 LSU und wohl auch #9 Florida stehen vor relativ einfachen Aufgaben bzw. vielleicht sogar Blowouts. Das ran.de Spiel ist Ole Miss vs. #23 Cal. Von beiden habe ich bislang nix gesehen. Cal scheint diese Saison an das anzuknüpfen, was sie seit der Einstellung von Headcoach Justin Wilcox auszeichnet: Fette Defense, lahme Offense. Das reichte aber um in dieser Saison schon den Pac-12 Favoriten Washington mit 20-19 zu schlagen.

Spätschicht ab 21h30

  • #6 Ohio State – Miami/Ohio (BTN)
  • #17 Texas A&M – #8 Auburn (CBS)
  • Pitt – #15 UCF (ESPN)
  • BYU – #22 Washington (ESPN)
  • FSU – Louisville (ESPN)

BYU vs. Washington ist als ESPN-Spiel durchaus reizvoll. Bei den BYU Cougars ist der mobile QB Zach Wilson durchaus eine große positive Erscheinung, während Washington an die Offensiv-Probleme des letzten Jahres anzuknüpfen scheint: QB Eason war in den ersten Spielen tragisch schwach, und wenn die Offensive Line das Laufspiel nicht freigeblockt bekommt, könnte das durchaus ein langer Nachmittag für die Huskies werden.

Spitzenspiel der 21h30-Schicht ist #17 Texas A&M vs. #8 Auburn, das als CBS-Spiel aber nicht live bei uns zu sehen ist. Texas A&M hatte vorletzte Woche die Clemson-Offense durchaus gut im Griff und erlaubte nur 24 Punkte – Auburns Offense ist nicht ganz so gut. Wie hart die SEC-West aber ist, zeigt folgendes: Texas A&M, eine der besseren Mannschaften im Lande, ist für Auburn heute schon „Must Win“, will man in der Conference heuer ein Wort mitreden.

Nachtschicht

  • 1h: Stanford – #16 Oregon (ESPN)
  • 1h: #21 Virginia – Old Dominion (ESPN)
  • 1h30: #1 Clemson – Charlotte (ACC)
  • 1h30: #12 Texas – Oklahoma State (ESPN)
  • 2h: #3 Georgia – #7 Notre Dame (CBS)
  • 4h30: #19 Washington State – UCLA (ESPN)

Texas – Oklahoma State hat was! Tom Herman hat in seinen beiden Jahren als Texas-Coach alle Big-12 Mannschaften bereits geschlagen – außer Oklahoma State. Doch in beiden Spielen war es knapp: 3 Punkte und Overtime.

Jetzt trifft das vermutlich bislang kompletteste Texas-Team von Herman auf die explosive Oklahoma-State Offense. Weil davon auszugehen ist, dass Texas-QB Sam Ehlinger mit seiner Spread-Offense und viel 11-Personnel gegen die fragwürdige Cowboy-Defense zahlreiche Punkte auflegen wird, wird es für die Texas-Defense von Todd Orlando zum Imperativ, 3-4 Stops zu erzwingen. Diese Mission ist nicht einfach: Die Advanced-Stats deuten darauf hin, dass Texas gegen solche explosiven Pass-Offenses ärgste Probleme hat und zu zahlreichen Coverage-Breakdowns tendiert.


Das Beste zuletzt: #3 Georgia Bulldogs vs. #7 Notre Dame Fighting Irish ist das Spitzenspiel der Runde, aber auch nur bei CBS zu sehen. Es sind zwei Teams, die sich in den letzten Jahren zu legitimen Top-10 Mannschaften entwickelt haben, die aber auch dafür bemitleidet werden, „große Spiele“ zu häufig verloren zu haben:

  • Georgia verlor 2012, 2017 und 2018 jeweils hauchzart gegen Alabama und verpasste den National-Title
  • Notre Dame verlor ein National Championship Game (2012) und ein Semifinale (2018).

Georgia gilt derweil als die Mannschaft mit der höheren Qualität. Die Bulldogs waren bei S&P+ in den letzten Jahren jeweils in den Top-5 gerankt, während man Notre Dame jeweils ankreidete, als overachiever in den Playoffs jeweils nur die Rechnung kassiert zu haben, die nach vielen knappen Siegen in der Regular Season überfällig war.

Notre Dame ist heuer schon 2-0, aber die beiden Siege gegen Louisville und New Mexico offenbarten jeweils Probleme in der Run-Defense. Gegen einen Georgia-Rushing Angriff mit RB De’Andre Swift (9.4 YPC) ist das keine allzu gute Voraussetzung.

Wer sich für den Draft interessiert, kann ein Auge auf das Matchup zwischen Georgia-LT Andrew Thomas und Notre-Dame EDGE Julian Okwara werfen. Thomas gilt als bester Tackle im Draft 2020, während sich der hoch aufgeschossene, schlanke Okwara mit seinem optisch spektakulären Stil – schneller Antritt, der aggressiv in Power umgelegt wird – selbst einen Ruf als möglicher 1st-Rounder erarbeitet hat.

Wie gut Georgias Offense Line ihren vom Game-Manager zum Playmaker gereiften QB Jake Fromm schützen kann und wieviel sie ihm Zeit gibt, ist das eine Kriterium in dieser Partie. Das andere lautet: Wie sieht Notre Dames Passspiel um QB Ian Book und den hünenhaften WR-Bolzen Chase Claypool gegen die Georgia-Secondary aus?

Jene Secondary hat im Vergleich zum letzten Jahr ihren Top-CB Deandre Baker verloren, ist aber ansonsten bedeutend erfahrener als 2018: Cornerbacks wie Tyson Campbell oder Safetys wie J.R. Reed oder Richard LeCounte III sind gut genug um es mit dem Skill-Corps von Notre Dame aufzunehmen. Nie war es so wichtig, dass Georgia solche großen, physischen Defensive Backs rekrutiert wie heute.

Wie gut schätzen die Auguren Georgia ein? So gut: Als #3 ist Georgia heute gegen die #7 inklusive Heimvorteil mit rund 14 Punkten favorisiert, wenn wir das S&P+ Ranking zu Rate ziehen.

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