Wie weckt man Appetit für ein Monday Night Game zwischen zwei 0-3 Mannschaften?
Heute spielen die Pittsburgh Steelers (0-3) und die Cincinnati Bengals (0-3) gegeneinander – zwei Teams, für die die Saison schon zu Ende sein könnte, bevor sie richtig losgegangen ist, wenn sie heute verlieren.
Bei den Bengals ist die sieglose Bilanz keine Überraschung. Man hatte erwartet, dass Cincinnati 2019 kein playoff-würdiges Team stellen wird. Gemessen an der Ausgangslage vor der Saison – neuer Headcoach, relativ schwacher Kader, Verletzung von Schlüsselspielern – ist man schon froh, dass Cincinnati in zwei der drei Spiele durchaus konkurrenzfähig war:
- In Woche 1 war man in Seattle vielleicht sogar die bessere Mannschaft, machte fast 200 Yards mehr Offense und verlor nur haarscharf 21-22
- In Woche 3 kassierte man erst kurz vor Schluss den entscheidenden Touchdown in der 21-24 Niederlage bei den Bills, hatte bis zu einer Dalton-Interception kurz vor Ende immer noch eine Comeback-Chance.
Das, was der neue Trainer Zac Taylor macht, ist so schlecht nicht. Man ist angemessen aggressiv in 1st-Down mit 74% Pass-Rate vor der Pause, geht häufig tief und fabriziert viele Big-Plays. QB Andy Dalton ist dabei nicht immer brillant, aber allein der Versuch, es trotz des Ausfalls beider Offensive Tackles (Jonah Williams / Cordy Glenn) sowie WR A.J. Green zu wagen, ist lobenswert und brachte die Bengals näher an einen Saisonsieg als ein konservativer Coach wie Taylors Vorgänger Marv Lewis es getan hätte.
Wo die Bengals in dieser Übergangs-Saison 2019/20 wohl ohne allzu viel Krawall einem Top-10 Pick (oder vielleicht Top-5 Pick) entgegensteuern, droht in Pittsburgh nach dem vermurksten Saisonstart schon im besten Fall Krach, im schlechtesten Fall Endzeitstimmung. Und das, nachdem man sich Knalltüten wie Antonio Brown vom Hals geschaffen hat.
Für die season ending injury von QB Ben Roethlisberger kann man nix. Spieler verletzen sich – und wenn es der Franchise-QB ist, so be it.
Nun lastet aller Druck auf den schmalen Schultern des jungen Backup-QBs Mason Rudolph, einem Air-Raid Prospect aus den Rednecks, der sich mit pro-Trump und Anti-Kaepernick Parolen Gehör verschaffte, aber auf dem Feld noch nicht viel gebracht hat.
Rudolphs Performance diese Saison ist umso wichtiger, wenn man sich vor Augen führt, dass Pittsburgh nach Roethlisbergers Ausfall gleich mehrere Trades eingefädelt hat, die mit Blick auf den Draft 2020 – und damit auf die etwaige Klärung der Roethlisberger-Nachfolge – heikel sind:
- First-Round Pick nach Miami für DB Minkah Fitzpatrick
- Fifth-Round Pick nach Seattle für TE Nick Vannett
Es sind keine Katastrophen-Trades – ein 1st-Round Talent wie Fitzpatrick für drei Jahre ultrabillig im Kader zu haben, ist ein unterschätztes Plus, aber sie sind untypisch für den Modus-Operandi in Pittsburgh. Spürt hier ein Front-Office nebst Trainerstab, dass es ihnen langsam an den Kragen geht?
Anyhow: Man kann davon ausgehen, dass die Steelers trotz Backup-QB und einiger Probleme auf Wide Receiver ausreichend Talent im Kader haben um zumindest eine 6-10 Bilanz einzufahren, die einen ganz hohen Top-10 Pick eh unwahrscheinlich macht. Doch wenn man heute zuhause gegen Cincinnati verliert, rückt selbst so ein Ziel schön langsam in die Ferne – und dann werden die Fragen nach Mike Tomlins Zukunft Woche für Woche lauter werden.
Mit dieser Ausgangslage einer Franchise an der Grenze zur Verzweiflung sowie einem Gegner, der mit mutigen Methoden mehr aus seinen Möglichkeiten macht als man dachte, im Hinterkopf ist dieses Monday Night Game also durchaus interessant. Beide Defenses sind aggressiv und werden Plays machen. Beide Offenses werden Schwierigkeiten haben. Schön wird es bestimmt nicht, und auch nicht ausschlaggebend für die NFL-Saison 2019.
Doch es könnte richtungsweisend zumindest für die Pittsburgh Steelers werden – das allein schon ist einen Hingucker wert.
Die Steelers sahen noch sehr lebendig aus. Oder lag es an den kaputten Bengals?
Bengals Offense war ein Desaster. Mehr wie 2 Spiele werden sie damit nicht gewinnen bis ende Saison.
Hab bis zur Interception mit 11 Min. verbleibend im 4. Quarter geguckt und würde relativieren wollen: Mason Rudolph war ein Desater, 3 (!) Pässe mit mehr als 10 Yards downfield, aber offenbar 8,2 Y/A. Bengals haben offenbar nie Wildcat-Formation/Pässe auf Runningbacks verteidigt.
Bengals-Offense sahen zwischendurch gar nicht so unbrauchbar aus, wenn sie nicht (wie im 1st und 2nd Down vor der angesprochenen Interception mit 21 Punkten Rückstand [!!!]) unnötig laufen, wobei das Laufspiel auch nicht mausetot schien. O-Line ist halt zwischendurch komplett kollabiert und Dalton allein gewinnt keine Spiele.
Alles wie immer.