Ein Blick zurück auf das Sunday Night Game und das London-Spiel vom Sonntag.
Kansas City Chiefs 13, Indianapolis Colts 19. Die Überraschung der Woche. Die bislang so überwältigte Colts-Defense ist die erste seit Beginn der letzten Saison, die QB Patrick Mahomes bei unter 25 Punkten hält.
Als einer der wesentlichen Gründe dafür wurde die Ballkontroll-Strategie von Colts-HC Frank Reich genannt: Die Colts liefen 45x für fast 200 Yards den Ball und spielten mehrere sehr lange Drives. Das habe die Anzahl der Chiefs-Drives minimiert.
An der Theorie ist bestimmt was dran, aber wenn man sieht, dass die Chiefs in den ersten vier Spielen zusammen 41 Drives hatten, und am Sonntag deren 9, so sieht man, dass die Strategie „nur“ den Gewinn eines einzigen Drives (bzw. von 1.25 Drives, wenn wir so wollen) beinhaltete. Das hätte natürlich der Drive zum Sieg-TD sein können. Doch allein daran lag es nicht.
Die Strategie der Ballbesitz-Maximierung ist auch eine, die in der NFL nur noch in den seltensten Fällen gut geht. Zu gut sind normalerweise Defensive Lines, die auch gegen das beste Laufspiel hie und da einen Run im Backfield abwürgen und die Offense damit in die Bredouille bringen.
Der wichtigere Faktor für den überraschenden Colts-Sieg war aber: Mahomes war einen Großteil des Spiels verletzt, nachdem er in der Endzone eins auf den Knöchel bekommen hatte. Er konnte sich nicht mehr gescheit bewegen – hinter einer Offensive Line, die auf Center und Guard suspekt besetzt ist, kein gutes Zeichen.
Dazu kamen einige wenige Clutch-Plays. Zum Beispiel als WR Pringle nach einem Catch&Run bei 3rd&28 das 1st Down verpasste, weil er versuchte noch mehr Yards herauszuholen, wo ein simples Abbiegen in Richtung downfield zumindest das sichere 1st Down bedeutet hätte. Im anschließenden 4th Down & 1 beging Andy Reid die Kardinalssünde: Laufspiel über die Mitte aus Heavy-Personnel.
Die Colts verwerteten die kurze Feldposition im Nachgang zum 19-10, und das Spiel war kurz vor Schluss so gut wie gelaufen. Interessanterweise soll dieses Fieldgoal trotz Erhöhung auf zwei Scores kurz vor Schluss die Siegchancen der Colts minimiert haben.
Ansonsten: Colts in Offensive wie Defensive Line überraschend stark – und vor allem mit einer sehr passablen Defensive-Coverage. Die Manndeckung, wie sie die Colts gespielt haben, wird nun als Blaupause für Spiele gegen Mahomes gefeiert – worüber man nur schmunzeln kann. Denn: Fantastische Manndeckung ist gegen jeden QB die Blaupause. Bloß sind sie selbst die besten Defenses nur selten in der Lage zu spielen.
Dass die Chiefs dann auch noch weit über 100 Yards Raumstrafen auflegten, hat auch nicht geholfen. Es war ein verdienter, hart erarbeiteter Sieg für die Colts, die so viel mitmachen mussten in den letzten Monaten. Aber ich käme nicht auf die Idee, Indy jetzt über die Chiefs zu ranken. Colts damit 3-2, Chiefs 4-1.
Oakland Raiders 24, Chicago Bears 21. Überraschender Sieg der Raiders gegen enttäuschende Bears. Oakland führte schnell 17-0, ehe Chicago zwar vorübergehend 21-17 in Führung ging – doch dann drehte QB Derek Carr mit einem Game-Winning Drive die Partie.
EDGE Khalil Mack war in seinem „Revenge-Spiel“ kein Faktor: Nur 1 QB-Pressure. Man machte Carrs Kurzpassgewichse als einen wichtigen Grund dafür aus (Carr hatte nur 2 Pässe länger als 10 Yards), aber beim Betrachten der „Time to throw“ für das Spiel fällt auf: Sie war mit 2.5 Sekunden relativ durchschnittlich. Time-To-Throw hat natürlich große Streuung, aber der Mittelwert deutet darauf hin, dass Mack oft Zeit gehabt hätte zu Carr durchzubrechen.
Tat er aber nicht. Von daher sind die Lobeshymnen auf die Raiders-O Line wohl berechtigt. Interessanterweise dominierte die O-Line die Defense auch im Laufspiel. Dort fehlte den Bears natürlich DT Akiem Hicks – doch der hatte auch schon letzte Woche gegen die Vikings gefehlt, und es war kein Faktor gewesen.
Bears-Offense?
Hüllen wir mal den Mantel des Schweigens drüber. Laufspiel ist desaströs, weil die O-Line total überschätzt ist, und QB Chase Daniel erlebte in Spiel 2 Regression zur Mitte. Ich hatte letzte Woche darüber geschrieben: Daniel ist nicht umsonst überall Backup-QB gewesen. Er ist bestimmt nicht besser als Trubisky – was ein Alarmsignal für alle Bears-Fans sein muss.
Würde den Colts Sieg eher in die Schublade Freak Sieg stecken. Chiefs haben nicht nur ohne Hill und mit Mahomes auf einem Fuß gespielt, sondern auch nur 2 Snaps von Sammy Watkins bekommen.
Dazu der Fumble von McCoy nach dem großen Yards Gain nahe der Colts Endzone, und ich glaube ein weiterer Turnover der Chiefs in der Colts Platzhälfte.
Der Play Call beim 4thDown ist ja schon angesprochen.
3-2 Bilanz für die Colts ist aller Ehren wert und die Defense hat auch sehr gut gespielt, aber das Rezept ist nicht reproduzierbar und Brissett hat kein gutes Spiel zumindest in meinen Augen gemacht.
Colts haben negativen Point Spread nach 5 Spielen, man kann zwar argumentieren daß sie auch 4-1 sein könnten, aber eher ist es ein 2-3 Team als ein 4-1 Team. Ich glaube nicht, daß sie in der AFC South jetzt der Favorit sind.
Trotzdem natürlich cool, daß es ein Team geschafft hat, Mahomes mal etwas einzubremsen, das macht die AFC spannender und zwingt die Chiefs sich noch einmal weiterzuentwickeln!
Ergänzung zu Mahomes vs. Man-Coverage:
Das sind die Ergebnisse von 2019, aber ich würde nicht zu viel hineinlesen, denn 2018 war Mahomes gegen Man und Zone gleichermaßen effizient: