Akademische Viertelstunde 2019 vor Woche 11

Die ersten Rankings des Playoff-Komitees sind raus!

Und damit gleich auch die Enttäuschung: Es hat so gut wie Wert = 0, weil noch zu viele Spitzenspiele ausstehen und damit weder Records noch Spielplan in Stein gemeißelt sind. Trotzdem verwende ich ab sofort bei meinen Team-Nummerierungen das Komitee-Rankings – schlicht, weil es das entscheidende Ranking ist.

Und, weil ich es für das beste der drei großen Rankings halte. Es priorisiert Verdienst über reine Qualität, ohne Letzteres zu vernachlässigen. Es fokussiert sich stärker auch auf Einbau von Advanced-Statistiken um die Qualität zu messen – bekommt die Daten von einem verlässlichen Service geliefert. Und es nimmt sich einige Tage Zeit um zu tagen – AP und Coaches prügeln ihre Rankings ein paar Stunden nach Spielende raus.

AP Poll und Coaches-Poll gibt es natürlich auch noch, und sie folgen jeweils ihren eigenen Logiken – und so wäre es nicht College Football, wenn wir nicht von drei Rankings mit drei verschiedenen Nummern 1 sprächen:

  • Playoff: #1 Ohio State, #2 LSU, #3 Alabama, #4 Penn State, #5 Clemson
  • AP: #1 LSU, #2 Alabama, #3 Ohio State, #4 Clemson, #5 Penn State
  • Coaches: #1 Alabama, #2 LSU, #3 Clemson, #4 Ohio State, #5 Penn State

Immerhin sind sich die Rankings mit ihren Top-5 einig

…eigentlich sogar mit ihren Top-6: Denn die #6 ist in allen drei Rankings Georgia, das letzte Woche das Spitzenspiel der Runde gegen Florida dominierte und letztlich gewann. Der Endstand von 24-17 täuscht eine Spur darüber hinweg, dass Georgia kurz vor Schluss mit 2 Touchdowns führte und der zu harmlosen Gators-Offense nur noch einen mitleidigen Garbage-Time TD spendierte.

Wobei: „Garbage-Time“ ist vielleicht nicht der ganz richtige Ausdruck dafür, wenn eine Offense mit 10:01 Minuten auf der Uhr und 14 Punkten Rückstand den Ball bekommt. Aber die Florida-Offense agierte danach in allerbester Andy-Reid-Donovan-McNabb-Superbowl-2005 Manier, orchestrierte einen TD-Drive über 17 (!!) Plays in 6:50 Minuten das Feld runter – ein Drive von solcher Monstrosität, dass eine Interception bei einem tiefen Pass nach drei Plays der besser Ausgang gewesen wäre.

Es ist College Football, und man kann von den Spielern keine Perfektion erwarten. Aber diese „situational awareness“ bekommt ein Rating von drei Meter unterhalb jeder Nullnummer.

Das Playoff-Rennen wird im November noch richtig heiß mit zahlreichen Spitzenspielen und direkten Aufeinandertreffen. Ich habe schon geschrieben, dass Ohio State für mich das bislang im Gesamtpaket überzeugendste Team ist, dass Alabama/LSU einen zweiten Platz einnehmen werden und dass Clemson, obwohl sportlich nicht überzeugend, durchaus eine gute Wette ist, gegen seinen lahmen Schedule ausreichend zu bestehen um durchzurutschen.

Der vierte Platz ist der kritische um den auf Leben und Tod gespielt wird. Wer einen starken, locker-lesbaren Überblick über die insgesamt besten Mannschaften lesen will und wer verstehen will, warum Utah/Oregon aus der Pac-12 vielleicht sogar noch eine kleine Außenseiterchance haben, dem empfehle ich diesen erstklassigen Artikel von Ringers Rodger Sherman:

Am Samstag geht es dann mit #13 Minnesota – #5 Penn State (18h) und dem SEC-Überkracher #3 Alabama – #2 LSU (ab 21h30) weiter.

Traumjob no more

Kurz noch zu einem Team, das sich eigentlich dort oben sieht – doch seit einigen Jahren aus diversen Gründen den Anschluss verloren hat: Florida State. Die Seminoles feuerten am Sonntag nach der 10-27 Pleite gegen Miami nach nur eineinhalb Spielzeiten ihren Headcoach Willie Taggart. Die Entscheidung ist aus mehrerlei Sichtweise kurios:

  • FSU mag nach dem 5-7 Debütjahr Taggarts nicht den gewünschten Fortschritt in 2019 gemacht haben, aber man hat sich im SP+ Qualitätsranking immerhin von #70 auf roughly #50 hoch gearbeitet.
  • FSU mag bei 4-5 stehen, doch die Chancen auf zumindest noch zwei Siege und Bowl-Season waren definitiv da.
  • Taggart hat sagenhafte 18 Mio. Buyout.

Nur 21 Spiele für Taggart bei seinem „Traumjob“ in Tallahassee: Selbst wenn es mit ihm nicht in die höchsten Gefilden gegangen wäre, so bekommen neue Coaches typischerweise länger Zeit. Hat FSU schon einen potenziellen Nachfolger im Petto und möchte keine Zeit verlieren? Oder gab es sonstige Probleme, die sich jetzt, nach der Entlassung, u.a. darin äußern, dass mehrere potenzielle Kandidaten bereits öffentlich abgesagt haben?

Und: Jetzt, wo FSU einen möglichen „overreaction move“ hingelegt hat – wie werden andere Unis reagieren, wo ebenso Headcoaches schwer unter Beschuss stehen, sagen wir Arkansas oder wahlweise vielleicht sogar Mississippi State.

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3 Kommentare zu “Akademische Viertelstunde 2019 vor Woche 11

  1. Pingback: Samstagsvorschauer – Week 11: Kampf der Giganten in Tuscaloosa | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

  2. Danke für die Erklärung zu den Rankings. Spannend wie uneinig sich diese immer wieder sind.

    Bei den Coaches Rankings in deiner Gegenüberstellung hat sich ein Fehler eingeschlichen. Penn State hast du an #4 und #5 stehen.

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