Vorschau auf den 12ten Spieltag heute Abend.
Frühschicht um 19h
Philadelphia Eagles (5-5) – Seattle Seahawks (8-2). Ein wichtiges, aber merkwürdiges Matchup: Die Eagles brauchen nach der mausetoten Vorstellung letzte Woche gegen New England unbedingt einen Big-Point, da ansonsten Dallas unter Umständen schon entscheidend davon ziehen kann. Seattle dagegen ist mit seiner 8-2 Bilanz in exzellenter Ausgangslage in der NFC, ist aber gefühlt deutlich überschätzt: 7 Siege kamen mit einem Score.
Die Wettanbieter stützten diese “overrated“-These: Eagles sind mit 3 Punkten favorisiert.
Sportlich kommt es v.a. drauf an, ob Brian Schottenheimer gegen die exzellente Eagles-Run Defense wieder einen seiner Run-lastigen Gameplans auspacken wird, oder ob er – wie schon des Öfteren diese Saison – an die Schwächen beim Gegner (Tiefes Passspiel) adjusted.
„Tiefes Passspiel” – da klingelt bei den Seahawks immer der Name von WR Tyler Lockett, doch ausgerechnet diese Superwaffe verletzte sich vor zwei Wochen und ist noch immer fraglich.
In der Eagles-Offense sind alle Augen auf das Matchup von Backup-OT Andre Dillard vs. DE Jadeveon Clowney gerichtet – OT Lane Johnson fällt aus. Wenn Carson Wentz wieder so häufig unter Druck steht wie letzte Woche, dann kann das der nächste aseptische Auftritt der Iggles werden – und wir wissen, wie schnell ein Philadelphia-Publikum dann mit Unmutsbekundungen reagieren kann.
New Orleans Saints (8-2) – Carolina Panthers (4-6). Die beiden jüngsten Opfer der Falcons gegeneinander. Für die starke Saints-Defense dürfte Panthers-QB Kyle Allen ein leichtes Opfer sein – es wird also auf „MVP-Kandidat“ Christian McCaffrey ankommen, heute mehr Scoring-Drives als letzte Woche das Feld runterzuorchestrieren.
Bei den Saints bleibt der Blick auf die Offense: QB Brees wirft heuer bislang noch kürzere Pässe als früher. Ob das Deep-Passing wirklich aus dem Repertoire verschwindet, oder ob Brees ganz einfach nicht mehr den Arm hat, kann man noch nicht so genau sagen. Es bleibt aber zu beobachten.
Buffalo Bills (7-3) – Denver Broncos (3-7). Die Bills sind „frauds“, aber dank zahlreicher knapper Siege gegen einen billigen Schedule der AFC-Frontrunner im Wildcardrennen. Die Broncos sind 3-7, aber unter der Oberfläche dieser deprimierenden Siegbilanz ein Team mit Sleeper-Eigenschaften.
Wie las ich unter der Woche in einem Tweet: Die vier Steps im Umbruch zur Dominanz:
- Verliere deutlich
- Verliere knapp
- Gewinne knapp
- Gewinne deutlich
Die Broncos waren 2018 in Step 1. Heuer sind sie schon in Schritt 2 angekommen, trotz einer der übelsten QB-Situationen in der NFL. Letzte Woche hätte man um ein Haar die Minnesota Vikings in deren Stadion geschlagen. In meinem Power-Ranking sind sie im Liga-Mittelfeld u.a. mit der #4 Defense.
Chicago Bears (4-6) – New York Giants (3-7). Business-Bullshit-Bowl.
Bears-GM „ich trade nach oben no matter what“ Ryan Pace gegen Giants-Oldtimer Dave Gettleman. Beide einstigen Wunderkinder sind mit ihren noch vor einem Jahr gefeierten Strategien brutal gestrandet. Wer konnte es auch ahnen. Die Giants haben immerhin nächstes Jahr noch einen 1st-Round Pick im Draft (um einen Center zu draften, hinter dem Saquon Barkley dann auch über die Mitte laufen und sein episches Talent unter Beweis stellen kann) – und sie haben einen jungen QB Daniel Jones, bei dem man sich zumindest einreden kann, dass aus ihm noch was wird.
Die Bears haben keins von beidem.
Cleveland Browns (4-6) – Miami Dolphins (2-8). Browns im Spiel 1 nach „dem Schlag“ mit einer Pflichtübung gegen Miami, deren eigentliche Mission für 2019 „Tank for Tua“ längst passé ist, weil sie zu oft gewinnen und Tua in Reha ist.
Noch einmal sei betont, dass in all der Misere mit fassungslosem Bullshit an Statements im Nachgang an den Garrett-Schlag ein Mann herausragte: Browns-QB Baker Mayfield. Er ist heute gefordert, auch sportlich zu liefern. Er trifft heute auf die bislang schwächste Defense in Clevelands Spielplan. Es gibt keine Ausreden bei einer weiteren unterdurchschnittlichen Performance.
Cincinnati Bengals (0-10) – Pittsburgh Steelers (5-5). Bei Cleveland vs. Pittsburgh flogen die Helme – bei Cincinnati vs. Pittsburgh flogen in der Vergangenheit die Fäuste. Wer auf hässliche Szenen ohne unmittelbare Totschlagsgefahr steht, der kann gerne bei Youtube nach „Bengals Steelers Burfict“ googeln und wird eines der grausigsten Playoffspiele der NFL-Geschichte finden – zwischen diesen beiden Teams, die sich nicht wirklich riechen können.
New York Jets (3-7) – Oakland Raiders (6-4). Jets zuletzt mit zwei Siegen gegen die Gurkentruppen Giants & Redskins, was die Gemüter im hitzigen Big-Apple ein wenig beruhigte. Jetzt geht es für QB Darnold und Co. gegen eine der schwächsten Passing-Defenses der NFL.
Atlanta Falcons (3-7) – Tampa Bay Buccaneers (2-8).
Washington Redskins (1-9) – Detroit Lions (3-6-1).
Keine Playoff-Implikationen in diesen beiden Partien, aber ein paar ganz nette Storylines auf die man achten kann:
- Atlantas Defense, die in den letzten beiden Wochen zu sich gefunden hat, kaum dass sich Headcoach Quinn auch offiziell haushält – und gegen New Orleans (mit Drew Brees) und Carolina (mit „MVP-Kandidat“ McCaffrey) nur insgesamt 6 Punkte zugelassen hat.
- Tampa Bay, eine der großen Enttäuschungen der Saison, wo QB Winston kurz vor der Ablösung steht. Bruce Arians, vor der Saison noch als die große Trainerlösung angekündigt, sieht man in jeder Pore seine Verkalkung an. Er ist eine der Enttäuschungen der Saison.
- Redskins mit ihrem Rookie-QB Haskins, der letzte Woche gegen die Jets verheerend aussah – bis die Garbage-Time anbrach und Haskins noch ein paar schöne Plays auflegte.
Und die Lions? Sind „mein“ Team, aber ohne den am Rücken verletzten Stafford auf QB gibt es nicht viel interessantes zu erzählen. Gut gestartet, stark abgebaut – jetzt hoffnungslos. Resultat ist die erwartbare negative Zwischenbilanz.
Spätschicht um 22h
22h05: Tennessee Titans (5-5) – Jacksonville Jaguars (4-6). Unteres Ende des AFC-Wildcardrennens als Kontrastprogramm zum parallel stattfindenden Kracher Patriots vs. Cowboys – was wohl 95% der Amerikaner im 22-Uhr Slot sehen werden?
Lass uns also auf jenes „andere“ Spiel konzertieren.
22h25: New England Patriots (9-1) – Dallas Cowboys (6-4). Patriots gegen Cowboys, das sind 17 Superbowls und 11 Superbowlringe gegeneinander. Das ist Bob Kraft gegen Jerry Jones – das Duell der beiden aktuell einflussreichsten Owner im Milliardärszirkel. Das ist das aktuell meistgehasste Team der USA (New England) gegen das historisch meistgehasste (aber als „America’s Team“ meistgeliebte).
Sportlich ist es im Jahr 2019 eine bizarre Auseinandersetzung. Denn Dallas genießt eigentlich auf vielen Ebenen einen leichten Vorteil – und doch glaubt niemand so richtig an einen Cowboys-Sieg in Foxboro.
QB Prescott spielt eine bessere Saison als Tom Brady und kaschiert auch das maximal durchschnittliche Running von RB Elliott, den die Dallas-Coaches in den letzten Wochen wieder besser unter Verschluss halten konnten. Auch im Receiver-Corps und in der Offensive Line ist Dallas eigentlich besser besetzt als New England.
Und mehr Futter für Upset-Träume: Die größte Stärke der Patriots, die Defense, lebte bislang auch von einem einfachen Spielplan – den einzigen QB mit ähnlichen EPA/Play Werten, Lamar Jackson, konnte New England jedoch nicht stoppen.
Doch das Coaching-Mismatch Belichick vs. Jason Garrett ist so gigantisch, und die Offense der Cowboys ist so anders gestrickt als jene der Ravens, als dass man wirklich ernsthaft auf Dallas in diesem Matchup tippen kann. Man hat es zu oft gesehen: Möchtegern-Emporkömmling fährt mit großen Ambitionen nach Foxboro – nur um erschrocken ob eines abgewichsten Gegners zusammenzuzucken und mit einer 14-Punkte Pleite bedröppelt nach Hause zu fahren.
Nachtschicht um 02h20
San Francisco 49ers (9-1) – Green Bay Packers (8-2). Schließlich die Nachtschicht. Ein wichtiges Spiel: Es geht u.a. um Playoff-Bye Week und vielleicht #1 Seed – und der Verlierer könnte sogar in der eigenen Division (Seahawks und Vikings sind ernsthafte Konkurrenten) Probleme bekommen.
Es ist auch das Duell zwischen 49ers-Headcoach Kyle Shanahan und einem seiner langjährigen Schülern, Packers-Headcoach Matt LaFleur.
Auf dem Papier schaut es erstmal so aus, als hätte San Francisco mit seiner Monster-Defense einen Vorteil – doch aufgepasst: Die Niners haben noch nicht viel an qualitativ guten gegnerischen QBs gesehen. Aaron Rodgers ist – trotz mittelmäßiger EPA/Play Werte und zahlreicher „Nerd-Versuche“, ihn madig zu machen, noch immer ein zumindest besseres Kaliber als das meiste, was San Francisco bislang verteidigen musste.
Als neutraler Fan hofft man ja fast darauf, dass Rodgers unterstützt von einer fast vollständig fitten Packers-Offense ein bisschen was auflegen kann, damit Niners-QB Jimmy Garroppolo endlich mal was zeigen muss. Die wenigen Momente, in denen Jimmy-G diese Saison gefordert war, sahen äußerst wackelig aus.
Was hälst du als lion von Stafford-Ersatz Driskel?
Zumindest in fantasy-kreisen sind einige positiv überrascht bis begeistert…
Pingback: NFL 2019 – Woche 12 im Liveblog: Die Frühschicht | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!
Re: Driskel. Nicht mehr als ein Backup. Hat ein paar gute Plays, aber viel zu viele, bei denen sein Spielverständnis NFL-unwürdig ist.