Weihnachtsfootball 2019: Aloha!

Frohe Weihnachten!

Für mich ist seit gestern Abend auch frei – für drei Tage. Was Stress angeht, bin ich aus den letzten Jahren einiges gewohnt – doch dieser Dezember hat richtig Nerven gekostet. Man hat es vermutlich auf diesem Blog gar nicht richtig gemerkt, aber die meisten Einträge sind irgendwann nach halb 12 am Abend entstanden, weil ich dann eh noch ein paar Minuten brauchte um wieder runterzukommen. 14 Stunden Vollgas und links und rechts laufen sie dir die Bude ein. „Ruhige Zeit“ und so… In meinem Geschäft ist Ende Jahr näher am Weltuntergang als an der Rettung der Welt.

Ich hoffe, das Gros meiner Leser hatte es etwas ruhiger und kann heute ganz entspannt in den Tag hineinleben. Wer es nicht so mit Weihnachten hat, für den habe ich ein bisschen Footballprogramm in den nächsten Tagen:

24./25.12. 02h: Hawaii Bowl: Hawaii – BYU
26.12. 22h: Independence Bowl: Miami/FL – Louisiana Tech
26./27.12. 02h: Quick Lane Bowl: Pitt – Eastern Michigan

Die Preview darauf ist wieder als Frage/Antwort-Runde mit den beiden altbekannten Experten Jan Weckwerth (@giannivanzetti / Triple Option Blog) und Christian Schimmel (@Chris5Sh / u.a. Der Draft) gestaltet. Viel Spaß.

Hawaii Bowl

#1 Heiligabend-Football mit der Mormonen-Uni BYU und den passgewaltigen Hawaii Warriors. Was ist dir wichtiger: Christbaum oder Bowl-Football?

Christian Schimmel: Schon das Fest und die Zeit mit Familie. Egal was läuft, auch die NFL steht dann klar hinten an. Gleichwohl eine der lustigsten Chargers Niederlagen die war, als ich 2016 mit einer Chargers-Führung gegen die 0-14 Browns in den Spätgottesdienst gegangen bin und beim Nachhausekommen dann die Niederlage feststellen musste.

Weihnachten ist ja ein wunderbares Beispiel für die ganze Zynik der christlichen Sportwelt Amerikas. College und NHL am 24., NBA Basketball mit den bewusst platzierten Spielen am 25. Und das komplette Durchspielen an den Feiertagen.

Umso passender, dass heute mit BYU ausgerechnet eine vollmundig christliche Uni spielt, die frühestens am frühen Nachmittag des 25.12. wieder zu Hause sein wird. Wir haben das schon im ersten Bowl Eintrag diskutiert. Wenn man die ganzen moralischen Probleme und Paradoxien in Betracht zieht, kann einem die Lust vergehen. Wer College Football verfolgt, wird damit leben können und müssen, und hat am Heiligen Abend die Chance, diesen bei Hawaii – BYU ausklingen zu lassen.

Jan Weckwerth: Aufgrund der Kickoff-Zeit muss sich das ja nicht zwangsläufig ausschließen. Wenn ich mich zwischen Christbaum und Bowl Football grundsätzlich entscheiden müsste, wähle ich auf jeden Fall den Bowl Football. Allerdings gilt das nicht für jede Paarung – und die aktuelle des Hawai’i Bowls gehört nicht unbedingt zu meinen ganz großen Highlights, allein da ich mit diesen ganzen konservativen und religiösen Unis nicht sonderlich viel anfangen kann.

Sprich: Wenn ich noch fit bin, nicht zu viel Wein intus habe und Lust verspüre, werde ich dem Spiel eine Chance geben. Wenn nicht, wird die Welt auch nicht untergehen.


#2 Kann man BYUs Saison nach zahlreichen Verletzungen mit 7-5 Bilanz als Erfolg werten?

Jan Weckwerth: Eine Frage, die ich nicht besonders gut beantworten kann, da ich BYU diese Saison nicht übermäßig intensiv verfolgt habe. Ich vermute, dass man sich schon ein wenig mehr ausgerechnet hatte. Viele Hoffnungen ruhten auf So. QB Zach Wilson, der den schönen Nickname „Mormon Manziel“ wegen gewisser Ähnlichkeiten im Spielstil verpasst bekam. Doch fiel Wilson einige Wochen aus, spielte allerdings davon abgesehen auch ziemlich inkonstant.

Inkonstanz ist eh das Stichwort für die Cougars: Siegen gegen USC und Boise State stehen Niederlagen gegen diese Saison so schwachen Teams wie Toledo und USF gegenüber. Die Offense kam in einigen Spielen schwer in Gang, hier ragte eigentlich nur der TE Matt Bushman heraus, den ich den Lesern und Leserinnen dieses Blogs auch in Bezug auf die kommende Draft ans Herz legen möchte.

Die Pass Defense scheint dagegen überdurchschnittlich gewesen zu sein, was gegen die Rainbow Warriors von größter Relevanz sein dürfte.


#3 Hawaii mit seiner Run&Shoot-Offense eine der auffälligeren Storys unter den Mid-Majors der heurigen College-Footballsaison. Welche sind die wichtigsten Protagonisten und haben wir eine Chance, welche von denen in der NFL zu sehen?

Jan Weckwerth: Seit 2018 hat Hawai’is HC Nick Rolovich wieder vollständig auf eine klassische Run&Shoot mit andauernden 4 WR Sets und ohne TE gesetzt, was zu ziemlich beeindruckenden Passfeuerwerken führte. QB Cole McDonald galt vor der Saison so ein wenig als Sleeper Prospect, da er ideale Größe, einige Mobilität und einen starken Arm mitbringt. Leider agiert er oft viel zu optimistisch im Stile eines Gunslingers, was immer wieder zu einigen Turnovers führt. In mehreren Spielen wurde er daher auch von dem weniger spektakulären, aber sichereren Backup Chevan Cordeiro ersetzt. Inwiefern McDonald nach dieser Saison voller Ups and Downs noch auf dem Radar von NFL Scouts ist, kann ich schwer abschätzen.

Wenig überraschend stehen vor allem seine vier Receiver im Fokus. Dabei haben mir gerade zu Saisonbeginn die beiden kleinen Flitzer JoJo Ward und Cedric Byrd gefallen. Byrd hat innen und außen gespielt, überzeugte zu Saisonbeginn vor allem als deep threat mit gutem Ball Tracking und sicheren Händen, wandelte sich dann mehr zu einem Possession WR, der den Ball zudem oft schnell in die Hände bekommen soll. In einer extrem tiefen Receiving-Klasse wird Byrd sicherlich nicht zu den gefragtesten Prospects gehören, für eine genauere Prognose müsste ich mir aber vor allem sein Route Running noch einmal intensiver betrachten. Immerhin ist mit John Ursua ein ehemaliger Teamkollege von Ward und Byrd mit ähnlicher Statur in der siebten Runde von den Seahawks gedraftet worden.

Independence Bowl

#4 Independence Bowl: Miami kommt nicht aus dem Loch und war nach dem Trainerwechsel von Mark Richt auf Manny Diaz mal wieder nur 6-6. Woran hat es heuer schon wieder gehakt?

Christian Schimmel: Die kurze Antwort ist: An der Offense. Gegen kein FBS Team, außer bei der 35:40 Niederlage gegen Virginia Tech und dem 52:27 gegen Louisville mehr als 30 Punkte gemacht. Die Scoring Offense landete, nimmt man nur Spiele der FBS Teams untereinander mit gut 24 Punkten auf Rang 86 (von 130 Teams insgesamt). Reden wir von Yards geht’s sogar auf Platz 98 runter.

Miami hat ja seit Jahren Probleme, eine Offense zu entwickeln. Selbst mit einem recht ordentlichen Quarterback wie Brad Kaaya vor ein paar Jahren gab es selten positiven Output. Da ist 2020 anzusetzen, zumal die Total Defense, die nach Yards die #14 und nach Punkten die #24 ist, das Team in vielen Spielen gehalten hat. Besonders gespannt bin ich, ob der ehemalige hohe Recruit und Ohio State Transfer QB Tate Martell 2020 die Spielzeit sieht, die er 2019 überhaupt nicht bekommen hat.


Und damit: Frohe Feiertage. Seid brav und passt auf, dass euch nicht die Hütte abfackelt.

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4 Kommentare zu “Weihnachtsfootball 2019: Aloha!

  1. Danke für den tollen Blog und das du dir während der stressigen Zeit bei dir für uns noch Zeit genommen hast!

    Danke und ein paar ruhige Tage

  2. Dito!

    Frohe Weihnachten auch an die Kommentatoren auf diesem Blog! Es ist eine Freude mich euch allen 😀

  3. Wünsche euch auch allen frohe Weihnachten und besinnliche Tage, auch um etwas Kraft für das Bevorstehende zu tanken.
    Das gilt natürlich insbesondere für unseren allseits geschätzten Blogbetreiber!

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