NFL Wildcard-Weekend 2019/20 am Samstag – Vorschau

Vorschau auf die heutigen beiden Partien am Wildcard-Wochenende – mit ein paar anders gelegten Schwerpunkten wie Kollege Herrmann am Vormittag.

Ein Punkt, der ab sofort in den Playoffs zu berücksichtigen ist: Schiedsrichter. Die ersten beiden Saisondrittel ignorierten die Referees die neue Pass-Interference Review-Regel als wäre sie Luft, doch in den letzten Wochen ist verstärkter Kurswechsel zu beobachten: Plötzlich werden offensichtliche Pass-Interferences nach Video-Review gegeben.

Gerade noch rechtzeitig die Kurve gekratzt, möchte man meinen.

Houston Texans – Buffalo Bills

22h35 – ESPN

Wenn man rein auf die Namen und den Ruf der beiden Mannschaften schaut, ist Houston Texans (10-6) vs. Buffalo Bills (10-6) ist das blasseste Duell am Wildcard-Wochenende: Die Texans sind die jüngste NFL-Franchise, die noch nie das AFC-Championship Game erreicht hat – spätestens im Viertelfinale war in Ermangelung von adäquaten Quarterbacks stets Endstation. Die Bills sind erst zum zweiten Mal in den letzten 20 Jahren für die Playoffs qualifiziert – beim anderen Mal war man vor zwei Jahren in Jacksonville chancenlos.

Dennoch ist das Matchup reizvoll, da hier zwei völlig unterschiedlich konzipierte Mannschaften mit klar definierten Stärken und Schwächen aufeinander treffen:

  • Die Texans sind ein stark von der Tagesform ihres Star-QBs Deshaun Watson abhängiges Team, dessen Offense in vielen Spielsituationen zu konservativ zu werden tendiert. Außerdem haben die Texans die mit Abstand schwächste Defense aller Playoff-Teilnehmer – u.a. weil man vor der Saison DE Jadeveon Clowney an die Seahawks verkaufte und sich DE J.J. Watt zur Saisonhalbzeit schwer verletzte, aber auch, weil es kaum mehr brauchbare Deckungsspieler gibt.
  • Die Bills dagegen bauen auf eine Top-5 Defense nach EPA/Play, die dank hervorragender Pass-Coverage auch einen mäßigen Pass-Rush kaschieren kann – bringen aber die einzige Offense in die Playoffs, die negative EPA/Play erzielt. Trotzdem ist diese Offense nicht mehr hoffnungslos, da sie ziemlich intelligent designt wurde.

Buffalo Bills in der Offense

Dieses Offensiv-Design hat Kevin Cole bei PFF eindrucksvoll beschrieben: Buffalo hat im Vergleich zur Saison 2018 einen radikalen Wandel in der Offense vollzogen: War man letztes Jahr noch eindeutig eine Mannschaft der tiefen Passrouten um den vermeintlichen „Stärken“ des jungen QBs Josh Allen entgegenzukommen (Idee: „Monsterwurfam -> Deep-Passing!“), so veränderte nicht nur GM Brandon Beane das Spielerpersonal zur heurigen Saison beträchtlich, sondern auch OffCoord Brian Daboll die ganze Herangehensweise am Feld:

  • Einmal wurden Offensive Line und Receiving-Corps in der Offseason mit zahlreichen Neuzugängen wie OT Nsekhe, OG Ford, C Morse, deep threat WR John Brown, Slot-WR Cole Beasley oder TE Dawson Know
  • Und zum anderen ist die Offense 2019 als Screenpass-Offense mit zahlreichen kurzen Passrouten und nur noch gelegentlich eingestreuten tiefen Bomben konzipiert.

Folge: Die durchschnittlich gelaufene Route ist diese Saison fast ein ganzes Yard pro Route kürzer – und Allens Pässe fliegen pro Versuch fast zwei Yards kürzer als noch 2018. Das machte Allen, der als „mobil, aber inakkurater Monsterwurfarm“ in die NFL gekommen war, zu einem beträchtlich souveräneren Quarterback, der wesentlich seltener unter Druck gerät, was zu wesentlich höherer Completion-Rate und zur Halbierung seiner Interception-Quote führte.

Was Buffalo ebenso gut macht: Hohe Pass-Quoten in 1st und 2nd Down. Die Offense gerät dadurch wesentlich seltener in Drucksituationen von langen 3rd Downs und bewegt wesentlich besser den Ball als noch in der enttäuschenden letzten Saison.

Allen mit blindem Pass-Rush beizukommen macht nicht viel Sinn, da er ein fantastischer Runner ist – sowohl im Scrambling als auch im designten Laufspiel. Es ist also Vorsicht geboten.

Doch weil Allen trotz der Weiterentwicklung noch immer ein bestenfalls knapp durchschnittlicher QB ist, ist auch recht offensichtlich wie man dieser Offense beikommt:

  1. Fokussiere dich mit deiner Coverage auf die Mitteldistanzen, wo Buffalo seine Routen laufen wird.
  2. Verstecke deine Coverage um Allen ins Zögern zu bringen und die Extra-Zehntelsekunde zu zaudern.
  3. Setze Allen damit unter Druck und zwinge ihn zu Sacks oder Fehlpässen.

Bei den Texans soll heute DE Watt zurückkehren – bestimmt nicht in bester Verfassung, aber Watt hat, obwohl er nur 8 Spiele gemacht hat, noch immer die meisten QB-Pressures aller Texans-Verteidiger auf seinem Konto (ein Goodie aus dem PFF Podcast) – wenn Watt ¼ oder die Hälfte der Texans-Passrush Snaps spielen kann, hat Houston ein paar Optionen mehr, hinten mit den Coverages zu spielen.

Wenn die Texans den Ball haben

Die Texans haben an guten Tagen eine der besten Offenses in der NFL. Ihre beiden Top-Stars QB Watson und WR Nuk Hopkins sind jedem NFL-Fan ein Begriff – doch man tut dieser Offense unrecht, sie auf diese beiden Spieler zu begrenzen.

Denn in Top-Verfassung ist das ein Angriff, der aus allen Rohren feuern kann: Der WR-Corps ist mit deep threat Will Fuller und Slot-WR Kenny Stills auch hinter Hopkins hervorragend besetzt, RB Duke Johnson ist ein „halber Receiver“, der so tief angespielt wird wie kein anderer Runningback in der NFL, die Tight Ends kriegen immer wieder ihre Momente – und das Laufspiel ist eines der wenigen in der NFL, das keine negativen EPA/Run fabriziert: Es ist das 6t-beste der NFL nach EPA/Run.

Das Problem?

Das Potenzial wird nicht immer abgerufen. Gerade Watson hatte diese Saison auch einige Stinker – er war am Ende zu inkonstant um als echter MVP-Kandidat bis zum Ende der Saison im Rennen zu bleiben. Als wesentlichsten Grund dafür macht man gar nicht die in den letzten Jahren oft kritisierte Pass-Protection aus (die ist sogar eine der besten in der NFL!), sondern am wichtigsten X-Faktor der Offense, dessen Fehlen sich immer wieder auffällig stark bemerkbar machte: WR Fuller – der verletzungsanfällige deep threat.

Splits mit Yards oder EPA mit/ohne Spieler X sind oft gefährlich, doch in der Texans-Offense verstärkte sich der schon über die letzten Jahre beobachtbare Trend, dass die Offense ohne Fullers tiefe Bedrohung wesentlich ineffizienter spielt als mit ihm, wenn die Defense das Spielfeld auch in der Vertikalen verteidigen muss:

Fuller ist für heute nach wie vor „questionable“ – er soll wohl spielen können, aber die Frage ist in welchem Zustand. Ohne ihn im Lineup kann es ein langer Abend für die Texans werden.

Denn auch wenn Buffalos exzellenter, aber mit 5’11 etwas kleiner #1 Cornerback TreDevious White kein allzu ideales Matchup für den physischen WR-Bolzen Hopkins ist, kennen wir bereits die Blaupause, wie man die Texans-Offense ohne tiefes Passspiel stoppen kann.

Eine davon lieferten die Bills selbst – im direkten Duell letzte Saison, als Watson komplett kaltgestellt wurde. Die andere kommt von den Carolina Panthers und ihrem Headcoach Ron Rivera in Woche 4. Bills-Cheftrainer Sean McDermott ist ehemaliger Rivera-Zögling – du kannst wetten, dass McDermott bei seinem Lehrmeister um ein paar weitere Tipps angefragt hat wie man diese Offense attackiert.

Das Personal um so eine engmaschige Zone-Defense wie damals Carolina zu spielen hat Buffalo ohne Zweifel: LB Tremaine Edmunds hat soviel Speed, dass er als halber Safety durchginge, die Cornerbacks sind exzellent, und die Bills-Safetys sind durchaus geschwindig.

Buffalo hat aber sogar mehr anzubieten als die Panthers: Sie haben eine erstklassige Run-Defense trotz gelegentlicher Tackling-Probleme – und sie können viel mehr als nur Zone-Defense spielen. McDermott und sein DefCoord Les Frazier sind wahre Meister darin, dem Quarterback seinen ersten Read zu nehmen – das schmeckt Watson für gewöhnlich überhaupt nicht.

Die Texans können nicht darauf vertrauen, nur mit kurzen Pässen und hoher Success-Rate über die Runden zu kommen – es wird den einen oder anderen Big Play brauchen um diese Bills-Defense zu knacken. Fullers Präsenz würde extrem helfen.

Ausblick

Also: Recht enges Duell. Viel wird von der Performance der Texans-Offense vs. Bills-Defense abhängen: Gelingt es Houston, zu 30 oder mehr Punkte über die Defense drüberzufahren, kann Allen wohl trotz seiner Leistungssteigerung nicht mitgehen.

Doch es besteht immer die Gefahr, dass die Texans-Offense abgewürgt wird – weil sie keinen Field-Stretcher hat, weil Watson der erste Read sofort genommen wird, weil die Bills für einmal sicher tackeln und damit auch das Laufspiel kastrieren.

In diesem Fall stehen die Chancen exzellent für ein Bills-Upset, denn Allens Kurzpassspiel gepaart mit ein paar gewonnenen Duellen der WRs Brown/Beasley gegen die suspekten Cornerbacks Hargreaves/Conley nebst einer Handvoll wohlgetimter Runs kann allemal reichen um 2-3 längere Drives zu Touchdowns zu verwerten.

Ich wäre von einem Bills-Sieg nicht überrascht. Ich würde aber in dieser Partie trotzdem mit der besseren Offense und dem dann doch wesentlich besseren Quarterback gehen. Vor allem zuhause in Houston. Texans mit 4.

New England Patriots – Tennessee Titans

02h15 – CBS

Das Nachtspiel ist das hochwertigere der beiden Samstagsspiele – und heute bei angesagtem Schmuddelwetter um die Nullgradgrenze auch mit dem richtigen Setting: Das offensiv strauchelnde, aber nie abzuschreibende New England (12-4) gegen die aus allen Rohren feuernden Tennessee Titans (9-7), die als Grünschnäbel mit haufenweise Playoff-Rookies in jenes Stadion fahren, in dem in den letzten bald 20 Jahren die meisten Superbowl-Träume geplatzt sind.

Wenn die Patriots den Ball halten

Erste Playoff-Wettregel in der NFL war stets: Wette nicht gegen Belichick & Brady. 2019 wird diese Regel ernsthaft auf die Probe gestellt. Dieses Jahr ist das erste Mal in sehr langer Zeit, in dem sich in der Dynastie der Patriots Risse aufgemacht haben – insbesondere in der Offense. Die Probleme sind lange bekannt:

  • Eine Offensive Line, die nicht mehr die Qualität alter Tage hat.
  • Ein Receiving-Corps, der ohne TE Gronkowski kaum mehr Waffen hat um sich freizulaufen
  • Ein QB Brady, der mit 42 Jahren zwar noch nicht kollabiert ist und prinzipiell schon seit 1-2 Jahren für sein Alter beispiellos ist, aber der nicht mehr die Reaktionsschnelligkeit und den Arm hat um die Probleme zu kaschieren.

Herrmann hat schon explizit über die zahlreichen Versuche geschrieben, die New Englands Coaches diese Saison unternommen haben um zu retten was zu retten ist.

Bis zuletzt war man gewillt, den Patriots den Zweifel für den Angeklagten zu geben. „Sie werden es noch hinbiegen – das sind Belichick und McDaniels!“„Brady packt zu den Playoffs seine alte Magie wieder aus“„Warte, bis Edelman wieder fit ist“„in den Playoffs kommt wieder Sony Michel mit 35 Carries“ usw. usf. Und tatsächlich sah es an Weihnachten gegen Buffalos Defense zum ersten Mal seit vielen Wochen so aus, als ob sich die Patriots-Offense wieder einigermaßen in einen Groove spielen könnte – allein: Es wirkte extrem hart erarbeitet.

Und dann kam Miami in Woche 17 – nicht nur ging den Patriots in diesem „Quasi-Playoffspiel“, in dem das Freilos am heutigen Samstag auf dem Spiel stand, jegliche offensive Leichtigkeit ab – nein, man wurde sogar von den Dolphins, der schlechtesten Defense der NFL, ziemlich gut in Schach gehalten! Die Zweifel sind jetzt wieder zurück – und sie sind lauter denn je.

Doch gerade daraus, aus dem „ihr-seid-fertig“-Gedöns, ziehen die Patriots seit fast zwei Jahrzehnten wie niemand anderes die Motivation, es allen noch einmal zu zeigen. Nach der einen Horrorshow gegen die Dolphins besteht nun sogar die Gefahr, die Pats zu unterschätzen – und das wäre auch gefährlich, denn nach Metriken wie EPA/Play waren die Pats immer noch #17 und nach DVOA immer noch #11 der NFL – nicht mehr Elite-Niveau, aber auch nicht so grausig schlecht wie man ob der panischen Reaktionen im Fan-Lager glauben würde.

Tennessee wirft den Patriots eine nur durchschnittliche Passing-Defense entgegen, die insbesondere in der Secondary das eine oder andere Verletzungsproblem mitbringt. Was gegen die Titans-Front mit Tackles wie Jurrell Casey oder Jeffery Simmons nicht empfehlenswert ist: Power-Running à la Playoffs 2018/19 (Tennessee ist #12 nach EPA/Run und #3 nach PFF Run-Defense Grade) – New England wird also im Passspiel zu sich finden müssen.

Die Blaupause gegen die Patriots-Offense ist seit etlichen Jahren gelegt und heuer ohne Gronkowski umso stärker zu fokussieren:

  1. Spiele viel Manndeckung, damit sich die individuelle nur mittelmäßigen Receiver nicht zwischen den Zonen freilaufen können.
  2. Dopple Edelman, dann hast du die einzige nennenswerte Waffe schon ausgeschaltet.
  3. Zwinge die Patriots damit dazu, Brady mit Würfen auf die nur zweitklassigen WR Sanu, WR Harry oder die Runningbacks das Spiel zu gewinnen.

Tennessee bekommt im offensichtlich genesenen CB Adoree Jackson für heute Nacht wohl willkommenen Support – mit Jackson, CB Tye Smith, CB Tramaine Brock, Slot-CB Logan Ryan und FS Byard hat man nicht überragendes, aber passables Personal, die paar relevanten Anspielstationen zu kontrollieren. Es gibt sogar die Empfehlung, Receiving-Backs wie James White oder Rex Burkhead wie zusätzliche Receiver zu behandeln – also nix Linebacker, sondern Defensive Backs auf diese Jungs abzustellen, nach dem Motto: „Lieber ein 6-yds Run aufgegeben als einen 15-yds Catch & Run“.

Wenn die Titans den Ball haben

Dieser Teil des Spiels ist der definitiv interessantere: Tennessees Playoffdebütant QB Ryan Tannehill, den Patriots als langjähriger Stamm-QB in Miami bestens bekannt, in seiner fantastischen Breakout-Saison gegen die monströse Patriots-Defense. Beide Seiten haben exzellente Saisons gespielt. Bei beiden kann man aber auch das Argument bringen, dass sie überschätzt sind:

  • Tannehill war nach seiner Einberufung mit einem Top-10 Draftpick 2012 sieben Jahre lang ein bestenfalls mittelmäßiger Quarterback der Dolphins, ehe er heuer in Tennessee als Mariota-Ersatz plötzlich die 7.8 NY/A und 0.25 EPA/Dropback aus dem Ärmel schüttelt, als hätte man ihn bei den Dolphins künstlich unter Verschluss gehalten. Was ist der „wahre Tannehill“: Jener aus sieben dürren Jahren in Miami oder jener aus drei fetten Monaten Tennessee?
  • Die Patriots-Defense, weil sie gegen die Top-Offenses der NFL kein wirkungsvolles Gegenmittel fand und letzte Woche mit Miami erstmals auch von einer durchschnittlichen Offense wirklich geschlagen wurde.

Anyhow – Tannehill ist der Mann, mit dem man die Diskussion beginnen muss. 2019 ist er sowohl mit als auch ohne Druck in der Pocket tödlich. Er kriegt eine recht hohe Play-Action Quote (ca. 30%), die er mit vielen tiefen Bomben zu hohen Yards- und Completion-Zahlen transformiert – häufig beginnend mit Bootlegs aus der Pocket heraus.

Tannehill macht heuer wenige Bolzen und trifft downfield auch die engsten Fenster. In Rookie-WR A.J. Brown hat er einen kongenialen Receiver gefunden, der viele tiefe Catches macht (über 20 yds/Catch) und diese mit langen Läufen nach dem Catch zu exorbitanten Yards/Route Run-Zahlen verwertet.

Doch Tannehill hat auch eine Schwäche: Er hält den Ball gerne zu lange und kassiert damit zu viele Sacks (fast 10% Sack-Quote!). Gegen New Englands schwierig zu lesende Defense ist das ein besonderes Problem. Und so liegt hier auch der große Anhaltspunkt, mit dem die Patriots-Defense ihren Gameplan beginnen muss: Tannehill ins Grübeln bringen und ihn zu Plays direkt aus der Pocket, also ohne Rollouts, zwingen.

Belichick ist berüchtigt für seine komplexen Coverages, die Quarterbacks verwirren – und er hat das Personal um sowohl Manndeckung als auch Zone-Deckung zu spielen. In CB Stephon Gilmore hat er den physischen Bolzen um 1-vs-1 gegen A.J. Brown anzutreten – wobei bei Belichick immer auch die alternative Variante möglich ist:

  • Gilmore gegen die #2, den ähnlich großen #2-WR Corey Davis (#5 Draftpick 2017)
  • Und dafür CB J.C. Jackson mit Safety-Unterstützung gegen Brown

Doch wahrscheinlicher ist ein Gilmore-vs-Brown Duell mit CB Jonathan Jones im Slot gegen WR Sharpe. Wird Belichick viele und starke Blitzes gegen Tannehill schicken? Möglich – aber wahrscheinlicher ist Fokus auf enge Deckung früh im Down um Tannehill aus dem Rhythmus zu bringen und dann mit der gewonnen Zeit per Pass-Rusher und einzelnen, wohl getimten Blitzes die Nadelstiche auf Tannehill zu setzen.

Das alles muss passieren ohne Containment im Laufspiel aufzugeben. Dort hat Tennessee mit RB Derrick Henry einen sehr einzigartigen Back: Groß und muskulös (250 Pfund), nicht überaus antrittsschnell – aber einmal in Schwung gekommen sehr schwer zu bremsen. Die Titans sind bei aller Explosivität im Passspiel ein Team, das in 1st und 2nd Down überwiegend läuft (nur 51% Early-Down Pass-Quote ist die 4t-niedrigste).

Gemessen an der Effizienz der 1st-Down Pässe kann man es sogar „exzessives Laufen“ nennen, was OffCoord Arthur Brown hier angewiesen vom Chefcoach Mike Vrabel veranstaltet. Doch es ist auch eine Einschläferungstaktik: Run, Run, Run und dann kommt plötzlich nur ein angetäuschter Run und Tannehill packt die tiefe Bombe aus Play-Action aus. Das ist nämlich das Erfolgsgeheimnis: Tannehill geht aus Play-Action fast immer tief! Er hat weit über 10 Yards/Pass in 1st Downs! Also muss die Defense in 1st Downs immer wachsam sein, denn jedes übermotivierte Stürmen gegen den Runningback kann in einem 70-yds Touchdown auf Brown resultieren.

Ausblick

Die Ausgangslage ist sehr eigen: Die Patriots sind in den Wettbüros trotz ihrer Probleme mit ca. 5 bis 5.5 Punkten favorisiert – und fühlen sich dennoch in vielen Previews als leichter Außenseiter an! Viele Experten wollen eigentlich ein Titans-Upset prophezeien um der erste gewesen zu sein – aber so richtig trauen tut sich niemand, denn niemand möchte der sein, der die Patriots mal wieder zu früh abgeschrieben hat.

Persönlich glaube ich zwar spätestens nächste Woche nicht mehr an die Pats, wenn es nach Kansas City geht – aber heute sind sie für mich zu favorisieren. Ich bin mir relativ sicher, dass das Triumvirat McDaniels/Belichick/Brady den einen oder anderen Kniff auspacken wird. 1-2 Trick-Plays, ein paar wohlgetimte Catches von Sanu/Harry gegen Single-Coverage, weil Tennessee zu viele Ressourcen auf einen angeschlagenen Edelman verwendet.

Dazu besteht beim Coaching-Staff der Titans stets der Hang zum Konservatismus. Sie coachen um langsam zu sterben – und nicht um dem Gegner den Stempel aufzudrücken. Belichick war in der Regular Season auch eher konservativ. Das war in den letzten Jahren auch oft so. In den Playoffs zeigt er in der Crunch-Time meistens sein wahres Gesicht. Patriots mit 7.

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8 Kommentare zu “NFL Wildcard-Weekend 2019/20 am Samstag – Vorschau

  1. Danke an euch beide für die tollen Previews.

    Welche Spiele begleitet ihr denn über das Wochenende live?

  2. Foxboro. Kalt. Niederschlag. Und die Medien beschreien das Ende der Pats-Ära (seit 2014 übrigens. 😀 ).
    Das Spiel dürfte legendär werden. Egal wer gewinnt.

  3. Pingback: AFC Wildcard-Playoff 2019/20: Houston Texans – Buffalo Bills im Liveblog | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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