Patrick Mahomes ist der beste QB der NFL. Die Chiefs sind ein Superbowl-Mitfavorit. Chicago ist total überschätzt. Alles easy: Jeder konnte sehen, dass Mitchell Trubisky nix bringen wird und die Bears im Playoffrennen nicht mitreden. Aber was ist mit den miesen Preseason-Takes? Ich habe mal meine für die abgelaufenen Saison 2019/20 ausgegraben. Sozusagen die furchtlose Rückschau.
Mein Superbowl-Tipp: Eagles over Patriots. Am Wildcard-Wochenende starb der Tipp.
Falcons, Rams, Chargers, Browns, Steelers als Playoff-Teams: Oops.
Chargers, Steelers, Rams und Browns als Top-8 Titelkandidaten: Hola.
MVP-Tipp: Baker Mayfield. Schamesröte.
Vor zwei Jahren haben die Eagles trotz Backup-QB die Superbowl gewonnen. Jetzt gehen sie mit einem besseren Kader und einem gereiften, von Verletzung vollständig auskuriertem Franchise-Quarterback an den Start. Alle Puzzleteile beisammen! Das sind exzellente Aussichten auf ein Wiedersehen mit alten Freunden in der Superbowl – Andy Reid oder die Patriots – und gegen beide sind die Eagles zu favorisieren.
Doch nun ist 2019. Es ist Mayfields zweites Jahr – und wir haben Beispiele zur Genüge von Quarterbacks, die im zweiten Jahr explodierten, und das in weit weniger passfreundlichen Mannschaften mit einem Kitchens/Monken-System, mit weit schlechteren Receivern als Beckham, dessen Status als einer der wenigen wirklichen Elite-Receiver und „Game-Changer“ man nicht unterschätzen sollte.
Ich hatte Mayfield als meinen MVP-Favoriten benannt. Das war im Rückspiegel wohl mein verheerendster Preseason-Take. Immerhin: Es gewann einer der QBs aus der Draftklasse von 2018 den Preis. Halt eben ein anderer.
Die Chancen stehen gut, dass Carolina wieder stärker auf Newtons ureigene Stärken als Rusher und Deep-Passer bauen kann.
Newton: In Woche 1 schwach. In Woche 2 katastrophal. Und seither nicht mehr gesehen.
Obwohl es durchaus Stimmen gibt, die Zimmers Abwehr von O-V-E-R-R-A-T-E-D attestieren: Es ist eine nahezu makellose Defense im Tackling, die kaum Yards nach dem Catch aufgibt. Die eine der besten Personaldecken im Edge-Rush (Griffen/Danielle Hunter), auf Linebacker (Barr) und in der Secondary mit ihren zahlreichen 1st Roundern und S Harrison Smith hat – also auf allen Levels. Einen kompletten Absturz kann man sich kaum ausmalen.
Ja, dass das Cornerback-Personal dann so schlecht sein würde, kam für mich sehr überraschend…
Der Hoffnungsschimmer ist der Offensiv-Playcaller: Allein das aggressive Play-Calling von Headcoach Reich (62% Pass-Quote in 1st Downs) wird die Chancen in der Offense optimieren und einige personelle Nachteile ausgleichen.
Indianapolis war eines der konservativsten Early-Down Teams. Ich hatte mich sehr negativ über QB Brissett geäußert, doch wohl unterschätzt, dass ich damit noch immer mehr von Brissett gehalten hatte als die Coaches der Colts.
Doch es gibt zwei wesentliche Fragezeichen, die das Potenzial der 49ers im Playoff-Rennen deckeln:
- In der Secondary wurde so gut wie nichts getan – CB Verrettkam aus Los Angeles und er ist einer der besten seines Fachs wenn fit. Aber Verrett ist mit 3 Einsätzen in den letzten 3 Jahren nie fit! Neuzugänge ansonsten für die Secondary, die nur 2 Turnovers erzwang und die schlechteste Coverage-Grade von PFF bekam: Fehlanzeige.
- QB Garroppoloist mit nur 10 Starter-Einsätzen mehr Unbekannte als den 49ers lieb sein sollte. Was, wenn er doch nicht so gut ist wie alle meinen?
Klare Verbesserung von 4-12 ist also fast sicher. Doch reicht das mit zwei so massiven Fragezeichen auf zwei so wichtigen Positionen am Ende für ganz oben? Ein Play-off Run der 49ers würde nicht erstaunen. Doch es gibt bessere Kandidaten in der NFC, sich die letzte Wildcard zu holen.
Das, was ich über die Titans geschrieben hatte („Die Texans haben nicht die bessere Mannschaft als Tennessee, aber den wesentlich besseren QB. Ergo wird es mal wieder nur Platz 2 für die Titans.“) ist zwar in der Retrospektive alles sehr ordentlich, doch in der ganzen Vorschau vermisst man den einen entscheidenden Namen: Tannehill. Ich hatte diesen im AFC-Rennen so entscheidenden Namen ganz einfach ignoriert. Zumindest in der Saisonvorschau.
In der Titans-Sezierstunde im Juli hingegen hatte ich Tannehills Einkauf erwähnt, und my oh my:
Robinson holte außerdem via Late-Round Draft-Trade noch QB Ryan Tannehill aus Miami. Tannehill ist sowas wie „Mariota für Arme“: Ebenso mobil, ebenso durchschnittlich, ebenso verletzungsanfällig. Der Unterschied: Tannehill hat noch drei Jahre mehr Nachweis, nicht aus dem Durchschnitt herauszuragen. Es ist möglich, dass Tannehill im Training-Camp sogar den QB-Battle gegen Mariota gewinnt – in diesem Fall würde sich an der grundsätzlichen Offensiv-Problematik zwar wenig ändern, aber zumindest die Frage nach Mariotas Langzeit-Aussichten wäre dann geklärt.
Bills? Ich hatte eigentlich alles richtig analysiert, aber die falsche Schlussfolgerung gezogen – denn die Bills waren in vielen Bereichen besser als von mir erwartet.
Doch tatsächlich riecht auch 2019 nicht nach einer wirklichen Verbesserung, trotz zahlreicher sinnvoll aussehender Offseason-Moves.
Bei den Bengals dagegen war ich trotz Einstufung als Bodensatz-Trupp zu optimistisch:
So gibt es trotz einiger hoffnungsvoller Anzeichen auch einen Haufen Gründe zum Zweifeln an den Bengals. „Katastrophal“ ist zwar auch dank des eher einfachen Schedules nicht die Vokabel, mit der man Cincinnatis sportliche Aussicht 2019 beschreiben sollte – doch wichtige Preseason-Verletzungen deckeln schon früh das Potenzial der Offense.
Bei den Redskins hatte ich in der Season-Preview letztlich zwar richtigerweise einen miesen Record und die schnelle Entlassung von Headcoach Gruden prophezeit, doch in der Sezierstunde Anfang Juni hatte ich dank des Rookie-QBs die Redskins noch in einem Atemzug mit den Cowboys als möglicher Eagles-Verfolger genannt, wenn auch zögerlich:
In einer Division mit einem haushohen Favoriten Philadelphia war an den Divisionssieg mutmaßlich nie zu denken. Doch wäre im Dreikampf mit Dallas und den Giants wirklich komplett ausgeschlossen, dass die Redskins durch die Hintertür um eine Wildcard mitspielen können – zumindest wenn man Haskins eine einigermaßen vernünftige Infrastruktur zur Seite stellen könnte?
Ich hätte gesagt: Nein. Ich würde noch immer davon ausgehen, dass Haskins von Tag 1 an starten wird und dass ihm Gruden vernünftiges Play-Design und gute Play-Calls gibt. Doch die nun drohenden Protection-Probleme hindern mich nun doch wieder daran, für D.C. endlich wieder legitimen Optimismus zu entfachen.
Ich habe trotz nicht immer glücklicher finaler Einschätzung fieberhaft nach Bad-Takes zu Mannschaften wie Seahawks, Bears (für mich nur #17 bis #24 der NFL), Cowboys, Rams oder Ravens gesucht. Leider Fehlanzeige. Jeder, der dieses Blog las, wusste schon vor Saisonstart um die Inkohärenzen bei den Seahawks, dass der Zeke-Vertrag ein doppeltes Problem ist, dass Trubisky eine Graupe ist, die Rams offensiv wie defensive Regression erleben werden und dass das einzige echte Fragezeichen bei den Ravens war, ob und wie sich Lamar Jackson als Passer entwickeln würde.
Also: Mehr horrende Takes habe ich leider nicht zu bieten. Wer auf solche steht, den muss ich leider vertrösten. Andere haben mehr zu bieten.
Ich finde nicht das z.B. die Eagles ein schlechter tipp waren. Mit den Verletzungen kann ja keiner rechnen. Die begründung wa ja richtig, mit den Verletzungen konnte man so nicht rechnen.
beim raten wer sich denn verletzt kann man auch würfeln.
Klar, was den Tipp aber unglücklich macht: Die Eagles waren schon vor Beginn der ganzen Verletzungsorgie nicht unbedingt superbowl-würdig unterwegs.
Dass ein Ausfall eines Desean Jackson die ganze Offense in die Scheiße reiten würde: Auch eher wenig Zeichen eines absoluten Spitzenteams.
Mutig, das sollten mehrere machen! Fällt ja niemandem ein Zacken aus der Krone wegen ein paar falscher Takes.
Wie immer sehr unterhaltsam. Lese hier sowieso gerne mal ältere Artikel und wundere mich darüber, wie man (der Autor, der common sense und natürlich ich selber!) sich manchmal irren kann.
Ich muss z.B. gestehen, dass ich die Eagles auch lange auf dem Zettel hatte, einfach weil das Coaching in der Vergangenheit gut und progessiv war – da fällt es einem leichter zu glauben, dass man da seinen Groove wiederfindet.
An sich brauchen die Eagles ja meist ein wenig um in Schwung zu gelangen und Spiele wie die Niederlage in Atlanta waren dann einfach individuell mies, weil man die gleichen Fehler 10 und 20 Mal gemacht hat. Von der grundsätzlichen Qualität bin ich weiter überzeugt, zumal selbst der absolute Rumpfkader knapp an der Decisional Round schnupperte.
Das der Rumpfkader von den Eagles überhaupt in den Playoffs kam, lag vor allem an den dämlichen Cowboys die eine um 5 Welten bessere Offense hatten und natürlich schon vor einem Jahr Dak und nicht Zeke hätten bezahlen sollen. Das Garrett nie Adjustments hat und jedes Spiel mit Rückstand zur Halbzeit quasi verloren ist, hilft auch nicht weiter. Eagles waren im Power Ranking immer nur so gerade Top 15, wenn überhaupt, Dallas quasi immer in den Top 5 mit der Offense. Das die Eagles nie legit waren, hat jeder gesehen.
Das Spiel gegen Eagles vs. Seahawks war wie jedes Seahawksspiel. Klar besser wenn Rusell Wilson den Ball werfen darf, aber nein wir müssen sinnlos viel laufen. Die Seahawks haben das Spiel künstlich eng gehalten, mit den Eagles hatte das nicht allzu viel zu tun. Das die Eagles das Ding gewinnen war das ganze Spiel über völlig ausgeschlossen, selbst ohne gute Seahawks. Seahawks sind eigentlich kein völlig kaputter Kader, was auf die Eagles am Ende nunmal deutlich eher zutraf, aber halt vor allem offensiv unfassbar ineffizient.
Die Einleitung mit den Bears ist aber mal richtig böse…