NFL-Draft Vorschau 2020: Offensive Line vor der Combine

Verweis: Ich habe heute Vormittag über den Status der CBA-Verhandlungen geschrieben.


Die heutigen NFL-Combine Workouts sehen Special Teams, Runningbacks und Offensive Line auf dem Spielfeld. Runningbacks hatte ich schon am Dienstag in der Preview. Lass uns heute auf die O-Liner blicken.

Schauen wir uns an, wie PFF-Draft-Chef Mike Renner die Positionen im heurigen Draft-Jahrgang rankt, dann sehen wir, dass Offensive Tackles sehr hoch im Kurs stehen, aber Interior Offensive Line wohl nur mittelmäßig gut besetzt ist:

Special Teams scheinen in diesem Ranking gar nicht auf, aber die Kicker und Punter sind heute auch dran. Übrigens mit diesem Prospect:

Es ist der Georgia-Kultkicker Rodrigo Blankenship, berühmt geworden durch seine auffällige Brille beim Kicken. Blankenship war einer der erfolgreichsten Kicker in der College-Geschichte. Dass das für seine NFL-Aussichten wenig wert ist, zeigt die Historie. Es gibt ja mittlerweile auch eine recht laute „Don’t draft kickers“ Community, die vehement darauf hinweist, dass die Projection von Kicker von College auf NFL wie von NFL Jahr 1 zur NFL Jahr 2 annähernd null ist. (Es sei denn, man heißt Justin Tucker)

Offensive Tackles

Die Top-Prospects auf Tackle sind:

Jedrick Wills / Alabama. Unglaublich beweglicher Typ, der auch Tight End spielen könnte, wenn er denn einen Ball festhalten könnte.

Tristan Wirfs / Iowa. Der kräftigste Tackle im Draft. Wirfs ist ehemaliger Diskuswerfer und Wrestler, gilt aber mittlerweile auch auf dem Footballfeld als technisch ziemlich versierter Tackle. Viele Fragen gibt es bei ihm nicht. Er spielte Right Tackle am College, aber nur, weil der „andere“ Tackle in Iowa es nur auf der linken Seite überriss. Wirfs fügte sich ohne Widerworte seinem Schicksal, obwohl er damit auf der weniger glamourösen Position spielen musste.

Andrew Thomas / Georgia. Seit Monaten gilt Thomas als Top-Mann. PFF sieht ihn nach wie vor als #1, auch wenn Wills und Wirfs ihn auf anderen Seiten schon überholt haben. Thomas ist kein perfekter Prospect, weil er öfters als Wirfs oder Wills Probleme hatte, seine Balance zu halten, aber seine Leistungs-Kurve am College ist vielversprechend: Er hat sich in jedem Jahr gesteigert.

Ein bissl umstrittener, aber von allen mit viel, viel Upside geadelt:

Josh Jones / Houston. Ein Senkrechtstarter. Jones spielte am College vier lange Jahre als Starter, aber richtigen Hype bekommt er erst seit ein paar Wochen. In der Senior Bowl dominierte er die Konkurrenz. Mit seinem Basketball-Hintergrund hat er exzellente Balance und technisch feine Handarbeit.

Bei Jones gibt es zwei Fragezeichen: Einmal war er zwar in der Holgorsen-Offense ein starker Pass-Blocker, aber die Scouts haben bereits technische Fehler in seinem Spiel ausfindig gemacht. Zum anderen ist er mit fast 23 Jahren ein relativ alter Prospect – und gerade in einer so physischen Position an der Anspiellinie muss man immer aufpassen, wenn Prospects im fortgeschrittenen Studentenalter beginnen, Teenie-Passrusher plötzlich zu dominieren.

Mekhi Becton / Louisville. Ein sehr junger Prospect mit gerade 21 Jahren. Becton hat mit 6‘7 und 365 Pfund Traum-Maße. Er gilt auch technisch als eigentlich feiner Prospect, war aber letztes Jahr in der lauflastigen Louisville-Offense in Pass-Protection nicht überzeugend. Und wir wissen: Pass-Blocking ist die Disziplin, in der Offense Tackles brillieren müssen.

Dahinter gehen die Meinungen schon wieder stark auseinander.

Austin Jackson / USC ist bei PFF nichtmal in den Top-10 gerankt, bei Dane Brugler ist er der #6 OT.

Umgekehrt führt PFF Lucas Niang von TCU an #6, aber bei Brugler scheint er in den Top-10 nicht auf.

Einer der spannenden Prospects ist Trey Adams aus Washington. Der ist mit 6‘8 Größe ein ziemlicher Hulk, wiegt aber „nur“ 315 Pfund und ist erstaunlich beweglich. Adams galt vor Jahren als extrem guter künftiger Prospect, aber dann schlug der Verletzungsteufel mit Nackenverletzung und Kreuzbandriss zu. In den letzten beiden Spielzeiten hatte er ausgerechnet in landesweit übertragenen Spielen wie z.B. der Fiesta Bowl dürftige Performances.

Ezra Cleveland / Boise State ist kein super-kräftiger Tackle, hat aber ein Tape mit hervorragenden Skills als Pass-Blocker.

Auburn schickt zwei Tackles in den Draft: Prince Tega Wanogho ist bei Brugler an #10 gerankt. PFF sieht den Right Tackle von Auburn, Jack Driscoll, als wesentlich besseren, weil viel beständigeren Draftee. Auch stilistisch gibt es bei den beiden Unterschiede: Wanogho punktet mit Physis, Driscoll mit Agilität.

Interior Offense Line

Auf Center und Guard gibt es offenbar keine richtig guten Prospects – und zwischen PFF und Brugler völlig unterschiedliche Top-10 Ranglisten.

Tyler Biadasz von Wisconsin war vor der letzten Saison im Sommer ein hoch gehandelter Center-Prospect, doch seine letzte Saison ließ einiges zu wünschen übrig. Biadasz warf viele Fragen als Pass-Blocker auf – und wer in der Königsdisziplin versagt, muss sich im Draft-Prozess unangenehme Fragen gefallen lassen.

Nun ist die Frage, ob Biadasz tatsächlich wie kolportiert Verletzungsprobleme hatte. Wenn ja, wäre er teilweise entschuldigt. Wenn nein, dann sind seine miesen Performances gegen die Granden der Big Ten Conference ein ganz fetter Red-Flag. Brugler z.B. rankt Biadasz noch nichtmal in den Top-10 seiner Interior-Offense Liner. Er bekam dort die Note „Early Day 3 Prospect“. Bei PFF ist Biadasz immerhin auf Rang 3 abgerutscht.

Die PFF #1 Netane Muti (Fresno State) ist bei Brugler nicht in den Top-10. Sind die beiden season ending Verletzungen von 2018 (Achillessehne) und 2019 (Schulter) daran schuld? PFF sieht nur den Spieler, nicht die Verletzung. Muti in fittem Zustand gilt als kräftigster und komplettester Guard im Draft. Was ihm sicher nicht absprechen kann, ist Appetit:

Die PFF #2 Jonah Jackson (Ohio State) ist bei Brugler nur an #9 gerankt.

Umgekehrt sind die Top-3 bei Brugler:

Lloyd Cushenberry (LSU)
Cesar Ruiz (Michigan)
Robert Hunt (Louisiana)

Bei PFF sind diese beiden nur an #8, #9 und #10 gereiht. Man darf gespannt sein, ob die Combine auf dieser Position ein bisschen Licht ins Dunkel bringt und den Common-Sense etwas näher zusammenbringt.

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3 Kommentare zu “NFL-Draft Vorschau 2020: Offensive Line vor der Combine

  1. Bin ehrlich überrascht von der niedrigen Einstufung der EDGE Klasse. Young und Epenesa gelten doch als herausragende Prospects?

    OT dagegen stark, das ist ein positives Zeichen, dass ein paar Teams ihre schlimmen OL auffüllen können. Man braucht vielleicht keine Elite OL um gute Offense zu spielen, aber diese ganz kaputten OL machen viel Freude am Zuschauen kaputt.

  2. @Ahmser: Danke für den Tipp!

    @FloJo: Epenesa hatte ja keine so guten Athletik-Tests und dahinter hat sich niemand besonders aufgedrängt. Young bleibt Bombe, aber dahinter viele Fragezeichen.

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