Das Quarterback-Karussell 2020 dreht sich!

Die Quarterbacks haben Tag 2 der Tampering-Periode vor Beginn der Free-Agency 2020 bestimmt. Ein Blick auf das Karussell, das sich gestern ordentlich gedreht hat. Unter anderem scheinen wir jetzt zu wissen, wo Tom Brady künftig spielen wird.

Tom Brady

Da wäre natürlich zum allerersten Tom Brady. Die Legende verabschiedet sich aus freien Stücken aus New England. Ich habe darüber schon gestern geschrieben – und ja: Es ist das Ende einer Ära. Aber auch die Möglichkeit für Brady wie auch für Bill Belichick, es allen zu zeigen, dass es auch „ohne einander“ geht.

Brady könnte heute sein neues Team bekannt geben. Wir können ziemlich sicher davon ausgehen, dass es die Tampa Bay Buccaneers sein werden, denn auch der für gewöhnlich extrem vertrauenswürdige Adam Schefter hat diese Verbindung in einer Serie von Tweets als „praktisch fix“ hergestellt:

Der Vertrag soll ein Jahr und 30 Mio. sein.

Brady und das System Bruce Arians – auf den ersten Blick kein optimaler „Fit“, aber der PFF-Analyst Timo Riske weist in einem kurzen Artikel nicht zu Unrecht auf Bradys Wandelbarkeit hin: Es gab durchaus Spielzeiten, in denen er erfolgreich deep ball spielte, 2007 oder auch 2017 z.B. Brady spielt das, was man von ihm verlangt.

Die Buccs waren eines der Dark-Horses schon ohne Brady. Sie haben eine bessere Saison gespielt als man denkt – und hatten vor allem in der Defense viel bessere Effizienz als man glauben würde. In der Offense ist es mit Leuten wie WR Mike Evans, WR Chris Godwin (wird er Brady seine Trikotnummer #12 überlassen?) oder auch dem „übersehenen Superstar in spe“ TE O.J. Howard eine Playmaker-Offense, die vielleicht ihresgleichen sucht.

Mit Brady under center könnte die Offense von der Interception-lastigsten der NFL zu einer der „sichersten“ werden, ohne dass Brady zu sehr auf tiefes Passspiel verzichtet. Ich bin definitiv gespannt und vorfreudig. Es dürfte vielen so gehen.

New Orleans Saints

Die NFC South wird damit auch zu einem Duell Brady vs. Brees, denn Drew Brees unterschrieb gestern wie erwartet noch einmal für zwei Jahre in New Orleans: 50 Mio. Sein 25 Mio/Jahr Cap ist nur der 14t-teuerste Quarterback-Vertrag in der gegenwärtigen NFL. Selbst wenn Brees mit 41 Lenzen nicht mehr so superb sein sollte wie früher: Das ist kein schlechter Vertrag für die Saints, die eigentlich alle Bausteine beisammen haben um erneut oben anzugreifen.

Carolina Panthers

Auch ein drittes NFC-South Team hat Quarterback-Moves gemacht – sogar deren zwei: Die Carolina Panthers! Zuerst riet man der Franchise-Ikone Cam Newton zu einem Wechsel, was dieser in Style und Substance nicht zu wunderprächtig fand und sich öffentlich über das hinterhältige Gebaren des Front-Office beschwerte:

Dass Newton unter diesen Umständen für viel Holz getradet werden kann, ist extrem unwahrscheinlich. Das wird maximal noch ein 6th oder 7th Rounder – und sonst eine Entlassung von Newton, dem NFL MVP von 2015 und einem der ungewöhnlichsten Quarterbacks in der NFL.

Newton ist auch für mich persönlich ein toller Case-Study: Ich habe ihn zu College-Zeiten gehasst wie die Pest, aber er hat mich dann sowohl sportlich (wo er nie wirklich in Frage stand) als auch menschlich schnell überzeugt, als er einmal in der NFL war – und wurde relativ schnell zu einem meiner Lieblingsspieler. Newton war einer der aufopferungsvollsten Spieler in der NFL. Ich habe seine Spielweise geliebt.

Ich habe keine emotionale Beziehung zur Panthers-Mannschaft und hatte deren ehemaligen Owner Jerry Richardson nie leiden können, aber ich habe für Newton gerootet. Dass die Panthers letztlich ausgerechnet in der unansehnlichen Superbowl gegen Denver einknickten, war irgendwo schade. Ich hatte es ihm gegönnt. Jetzt kriegt er mit etwas Glück mit 31 Jahren noch einmal eine Chance, es woanders nachzuholen. Wenn die Schulter hält.

Newtons Nachfolger wird Teddy Bridgewater. Teddy, der auch bei den Bears im Gespräch war, wird für drei Jahre und 63 Mio unterschreiben. Das wirkt wie eine hohe Gesamtsumme, doch man kann erwarten, dass viel „Front-Loading“ (Update: Front-Loading der Guarantees) mit recht wenig Signing-Bonus dabei ist. (Update 2: Teddys Vertrag ist mittlerweile bekannt)

Teddy ist Stand jetzt keine Langzeitlösung und der „Fit“ mit der Joe-Brady Offense ist für den schwachen Wurfarm Teddys nicht unbedingt offensichtlich.

Aber:

  1. Teddy kennt die Nomenklatur der Joe-Brady-Offense aus der kurzen gemeinsamen Zeit in New Orleans
  2. Das dürfte helfen um die Offense wesentlich besser zu führen als die beiden Jungspunde Kyle Allen/Will Grier, die bisher wenig NFL-Tauglichkeit gezeigt haben
  3. Carolina ist zwar im Rebuild-Modus und hätte bestimmt nix gegen den #1 Pick 2021 mit der Chance auf Trevor Lawrence. Aber andererseits muss man auch die eigenen Offensivspieler evaluieren und dafür braucht es einen vernünftigen QB.

Teddy folgt auf Newton. Für mich ein Fall von QB-Sympath folgt auf QB-Sympath. Ich weiß, dass geht vor allem mit dem „alten“ Panther-QB nicht jedem so.

Nochmal kurz zurück in die AFC.

Indianapolis Colts

Dort haben die Colts so gut wie fix Philip Rivers für ein Jahr und 25 Millionen verpflichtet. Rivers nach Indy war etwas, was die Spatzen seit Wochen von den Dächern gepfiffen haben. Rivers kennt Colts-Headcoach Frank Reich gut aus gemeinsamen Zeiten in San Diego – und er ist ein monströses QB-Upgrade gegenüber dem enttäuschenden Jacoby Brissett.

Rivers allein macht die Colts jetzt schon zum Favorit in der AFC South. Indy hat einen exzellenten jungen Kader – wir haben schon oft darüber geschrieben, dass GM Chris Ballard ihn für 2020 und 2021 gebaut hat. Jetzt machte Ballard zwei aggressive Moves um die beiden eklatantesten Schwachstellen zu adressieren:

  1. QB mit Rivers
  2. Defensive Tackle mit dem Einkauf von DeForest Buckner

Klar: Der Preis vor allem für Buckner war sehr hoch und der fehlende 1st Rounder könnte im Paket mit dem Monstervertrag durchaus in Zukunft noch weh tun. Aber trotz so vieler junger Spieler im Kader: Mit einem Rivers ist die Zukunft die Gegenwart.

Rivers mag einen Nudelarm haben. Zumindest deutete 2019 ein bisschen dessen an. Doch es mag auch nur einfach eine schwache Saison in einer dysfunktionalen Mannschaft gewesen sein. Über die letzten 10 (oder mehr) Jahre war Rivers meistens ein hochklassiger QB in einer mittelmäßig guten Situation.

Indy hat jetzt alles: Tolle Coaches, eine famose Offensive Line, gutes junges Team und eine machbare Division. Wide Receiver ist hinter TY Hilton noch ein Fragezeichen, aber mit zwei 2nd Roundern und einem 3rd Rounder hat das Front-Office genug Munition um in der WR-lastigen Draftklasse noch an einigen Stellen aktiv zu werden.

Saints, Buccs, Colts haben ihre QB-Fragen damit für 2020 geklärt. Bleiben die offenen Mannschaften.

New England Patriots

Die Patriots zum Beispiel. Sie schlucken mit Bradys Abgang insgesamt 13.5 Mio Dead-Cap, die via Vertragsstruktur in 2020 und 2021 geladen wurden. Sie sind nun relativ knapp bei Kasse, wenn es um den Nachfolger geht. Doch sofern Belichick nicht das eine Mal total unvorbereitet in die Situation hinein gegangen ist – und nichts in der Vita dieses Freaks deutet darauf hin, dass das jemals passieren wird – wird New England einen Backup-Plan haben. Doch wie sieht der aus?

Bridgewater, ein möglicher „Fit“, schien nie in den Plänen vorzukommen.

Wird es tatsächlich Jameis Winston? Es wäre nicht unwitzig, wenn Pats und Buccs die Quarterbacks quasi tauschen und Josh McDaniels ausgerechnet Winston biegen könnte.

Wird es Cam Newton? Sicher kein offensichtlicher „Belichick-Fit“, aber genau mit dieser Typologie Quarterback hatte Belichick immer seine Probleme.

Geht man auf einen Rookie? Oder setzt man seine Jetons tatsächlich auf den 2019 4th Rounder Jarrett Stidham, über den gerade viele Lobeshymnen verfasst werden. Viele Fragen…

Los Angeles Chargers

Die Chargers haben auch noch keinen neuen QB. Gehen sie mit Tyrod „no INT, many sacks“ Taylor? Draften sie an #6 Quarterback? Auch hier könnte noch so einiges passieren.

Ein paar Backup-QBs wurden gestern auch noch veröffentlicht. Über Case Keenum nach Cleveland haben wir schon geschrieben. Gestern zog auch noch Chase „my name should be Cashe” Daniel von den Lions geholt: Wieder ein 13.5 Mio-Vertrag für Daniel, der in seiner NFL-Karriere gemessen an seinen geworfenen Pässen unglaublich viel Kohle als ewiger Backup verdient hat.

Soviel zum Quarterback-Karussell. Es gab noch weitere Moves auf anderen Positionen (außer Runningback, wo sich noch niemand rührte!), aber das würde für jetzt erstmal zu lang…

Heute Nachmittag werden die bislang nur mündlich vereinbarten Deals dann mit dem formellen Beginn der Free-Agency offiziell. Mal schauen ob es bis dahin doch noch denen einen oder anderen Rückzieher gibt.

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22 Kommentare zu “Das Quarterback-Karussell 2020 dreht sich!

  1. Brady und die Bucs, sehr aufregend! Die NFC wird monströs in 2020, die Bucs sind jetzt schon einer der Mitfavoriten mit diesen Spielern.

    Wenn ich das richtig sehe, dann sind jetzt von den „FA QB Teams“ noch die Patriots und Chargers ohne Starting QB und Cam und Jameis sind die übrigen Starting QB Options. Übersehe ich da noch welche?

  2. Da habe ich mich wohl getäuscht, Brady tatsächlich kein Patriots mehr. Da bin ich jetzt aber mal genau so gespannt wie alle, wie BB das angehen wird. Angeblich hat BB auch keine größeren Anstrengungen unternommen um TB zu halten. Ob das nicht ein durch die Blume gewollter Abschied war?

    AFC East ist jetzt auf einmal total unberechenbar statt Pats owned. Wenn BB es jetzt noch einmal hinkriegt, ist er nicht mehr nur der GOAT sondern offiziell ein Außerirdischer :)))

  3. Bears habe ich ja ganz vergessen 🙂 aber dort gibt ja jetzt sogar Cordarellle Patterson als QB Recruiter auf, niemand will dorthin 😀

    Dalton kann glaube ich schon 1 Jahr starten? Langfristige Lösung sieht in ihm aber wohl niemand?! Vllt. behalten ihn die Bengals ja als Mentor, er scheint ein guter Typ dafür zu sein (von ganz weit außen betrachtet)

  4. Ja, das kann sein 🙂 #Bears
    Dafür aber 70 Mio einem fragwürdigen Pass Rusher in den A**** schieben, das kann nur gut gehen…

  5. Wenn ich das richtig sehe – momentan sind sich die Quellen nicht überall einig:

    Von den Topleuten:
    CB Chris Harris
    QB Jameis Winston
    EDGE Jadeveon Clowney
    WR Robby Anderson
    WR Emmanuel Sanders
    DT Everson Griffen
    CB Desmond Trufant

    Dahinter:
    RB Melvin Gordon
    WR Breshad Perriman
    TE Eric Ebron
    OT Andre Withworth
    OT Jason Peters
    OT Cordy Glenn
    DT Mike Daniels
    DT Michael Pierce
    DT Ndamukong Suh
    DT Linval Joseph
    DT Marcel Dareus
    EDGE Dante Fowler
    EDGE Leonard Floyd
    CB Logan Ryan
    CB Prince Amukamara
    CB Brian Poole
    OT Kelvin Beachum
    CB Eli Apple
    CB Jimmy Smith
    S Haha Clinton-Dix
    FS Malcolm Jenkins
    FS Tony Jefferson

    Dazu QB Cam Newton auf dem Trade-Block, wird wahrscheinlich entlassen.

    Markt ist also schon ziemlich abgegrast…

  6. Wobei dazu anzumerken ist, dass in den letzten Jahren oft die Free Agents der zweiten oder sogar dritten Reihe einen größeren Unterschied gemacht haben, als die High Profile-Signings am ersten Tag, vor allem so im Kontext des Zusammenbasteln eines kompletten (im Sinne von ausgewogenenen) Teams.

  7. Ja, „Unterschied“ im Sinne von „Effizienz der Anstellung“.

    Die besseren Spieler sind schon meistens die zuerst gesignten. Nur sind die halt überproportional teuer. Drei billige gute sind besser als ein superteuerer sehr guter.

  8. Ist „front-loaded“ nicht eigentlich das Gegenteil von dem, was Du zu Bridgewaters 63 Mio-Vertrag ausdrücken wolltest? Also, dass hier die relativ hohe Gesamtsumme wahrscheinlich eher mal wieder eine Luftnummer ist, wenn man sich die Details anschaut?
    Ich hatte das immer so verstanden, dass front-loaded gut für den Spieler ist, weil er entsprechend gute Chancen hat einen Großteil der hypothetischen Gesamtsumme einzustreichen. Während back-loaded schlecht ist, weil die letzten ein, zwei Vertragsjahre meist das Papier nicht wert sind, auf denen sie stehen und dort untergebrachte Gelder entsprechend selten zur Auszahlung kommen…?

  9. @Santiago: Danke für den Hinweis. Das ist nicht ganz verständlich ausgedrückt.

    Es sollte heißen: Front-geloaded an guaranteed-Money, nachdem im Prinzip die Guarantees die NFL-Verträge definieren.

    Die Nummern sind bislang bekannt – Teddy bekommt hohe Guarantees in den ersten zwei Jahren und kann für 5-8 Mio Dead-Cap im letzten Jahr gecuttet werden, wenn der eventuelle Nachfolger im Kader steht.

    So wie ich es geschrieben habe, hast du mit deinem Einwand absolut recht.

  10. Bezieht sich front- und back-loaded nur auf Guarantees und Dead.Cap oder auch auf den Cap-Hit?

    Soweit ich mich erinnere haben die 49ers bei Jimmy G. doch im ersten Jahr massive Boni ausgeschüttet, weil so viel Capspace da war. Dafür ist die Cap-Number in den restlichen Vertragsjahren dann verhältnismäßig geringer.

  11. Es gibt mehrere Strategien.

    Ein Back-Loaded Vertrag mit wenig Guaranteed-Money hinten raus ist null Problem, weil man ihn problemlos cutten kann.

    Die 49ers z.B. haben bei Garroppolo einen geringen Signing-Bonus ausgeschüttet um hinten raus einfach rauszukommen, dafür haben sie in den ersten Jahren hohe Jahresgehälter eingebaut, damit Garroppolo schnell guten Cash-Flow hatte. Garroppolo hat also recht viel kassiert und die Niners sind langfristig nicht blockiert.

    Das Problem ist immer, wenn du später im Vertrag hohe Guarantees hast. Du kommst dann nur mit hohen Dead-Cap Zahlen raus oder musst permanent Stafford-like restrukturieren.

  12. Offenbar wissen die Bears doch dass ihre QB Situation nicht so der Hit ist… Aber ob Foles die Antwort ist?
    Wenn Cam Newtons Gesundheit mitspielt ist er klar besser…

  13. Update zum Tom-Brady Vertrag:

    Ein ge-„miniupgradeter“ Drew-Brees-Deal.

  14. Bob Kraft legt einen Scheit nach:

    Ablenkungsmanöver oder horcht Belichick auf?

  15. Pingback: Carolina Panthers in der Sezierstunde | Sideline Reporter - Eier, wir brauchen Eier!

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