Du wolltest noch etwas genauer wissen, was es mit dem Rassismus in den USA so auf sich hat?
Mirko Drotschmann vom hat ein 19-minütiges Video zum Thema gemacht, in dem er nicht nur die Geschichte des afro-amerikanischen Bevölkerung in den USA erklärt, sondern dankenswerterweise auch die unterschiedliche Bedeutung von „Rasse“/“Rassismus“ in Deutschland und in den USA – ich hatte auf diesem Blog glaube ich schon einmal ausgeführt, wieso ich den Begriff „Kulturalismus“ für fast passender empfinde, da niemand, auch nicht die White Supremacists, mehr ernsthaft mit einer biologischen Überlegenheit der „weißen Rasse“ argumentieren.
Das Video taugt als hervorragender Einstieg in die Thematik, auch wenn Ikonen wie Malcolm X, Cassius Clay oder auch Colin Kaepernick (darf man ihn schon so nennen?) es gar nicht zu einer namentlichen Nennung gebracht haben:
Überhaupt ist alles, was Mirko Drotschmann auf dem MrWissen2Go und allen Bruder- und Schwesterkanälen veranstaltet, extrem empfehlenswert und ein leuchtendes Beispiel wie man komplexe Geschichtsthemen (aber auch vieles andere) in komprimierter Form fesselnd präsentieren und verschiedenste Zusammenhänge aufzeigen kann.
„Kulturalismus“ habe ich aus der Bücher-Trilogie von Yuval Noah Harari entnommen: https://sidelinereporter.wordpress.com/2018/12/14/buecherwurm-edition-die-hitliste-2018/
Hier habe ich schon einmal kurz über das Thema und strukturellen Rassismus geschrieben: https://sidelinereporter.wordpress.com/2019/08/02/das-ende-der-rassentrennung-im-college-football/
Kultureller Rassismus ist meiner Meinung nach der bessere Begriff (ist auch als solcher Etabliert); Kulturalismus ist zu positiv besetzt.
Gleichzeitig impliziert Rassismus aber, dass es sich bei Weißen, Schwarzen, Hispanics usw. um verschiedene Rassen handelt. Das ist eigentlich noch falscher.
Ich lese gerade „Dies Wahrheiten“ („These Truths“ im Original als Bezug zur Präambel der Unabhängigkeitserklärung) von Jill Lepore. Sehr aktueller und sehr gut geschriebener Überblick zur amerikanischen Geschichte. Ist keine leichte Kost (mit knapp 1.000 Seiten), aber was historische Gesamtwerke angeht hat es eine sehr gute Lesbarkeit und Zugänglichkeit. Kann ich sehr empfehlen und illustriert (im Kontext zum aktuellen Thema) sehr gut, wie Hautfarbe untrennbar mit jedem Schritt der Geschichte des amerikanischen Staates (bzw. der Staaten) verbunden ist – und zwar bis heute.
Meine persönliche Erfahrung vom Auslandssemester: Die Communities von schwarzen und weißen Amerikanern sind auch heute noch stark voneinander getrennt. Und es wird einfach akzeptiert, weil es ist halt so. Schwarze haben Schwarze Kumpels und Weiße haben Weiße Kumpels. Interessanterweise war es bei uns auf der Uni so, dass ausländische schwarze Studenten (primär aus diversen afrikanischen Ländern) vornehmlich mit Weißen Kontakt hatten, weil die ganze Internationals Community primär von weißen Studenten und Studentinnen betreut wurde. Zur schwarzen amerikanischen Community musste man aktiv Zugang suchen, das ist nicht einfach so passiert, weil man mal mit wem gequatscht hat oder wen beim Fortgehen getroffen hat.
Bester Zugangspunkt aus meiner Erfahrung: Sport. Ich hab dort Fußball gespielt auf der Uni, da war das – auch implizit – kaum ein Thema, weil die Mannschaft eine bunte Mischung aus wenigen Amerikanern, einigen Europäern und Japanern und relativ vielen Mexikanern, Saudis und Nigerianern war. Der Sport war auch die einzige Möglichkeit sich mit den Saudis zu sozialisieren, die sonst auch ein sehr zurückgezogenes Leben als Auslandsstudenten führen.
Gute Punkte. Danke!