Zeit für ein erstes Mini-Power-Ranking.
Team Tiers – Woche 5
Schauen wir uns den Effizienz-Graph von Offense und Defense nach EPA/Play nach fünf NFL-Spieltagen 2020 an, so sehen wir folgendes Bild (von der famosen Seite rbsdm.com):

Die Packers haben die klar beste Offense nach EPA/Play. Sie haben die #1 Passing-Offense und die #5 Rushing nach fünf Spieltagen:
- 0.49 EPA/Pass
- 0.03 EPA/Run
Ihre Defense ist leicht unterdurchschnittlich, aber trotzdem sind sie im Tier 1 der NFL-Mannschaften in dieser Saison.
Das einzige andere Team dort? Die Rams. Ihre Offense ist die #5 der NFL, aber sie haben auch die #4 Defense nach EPA/Play. Sie sind damit nach Total EPA/Play nur minimal hinter den Packers.
Auch Tier 2 ist gespickt mit den namhaften Teams mit vielen Siegen in den ersten Wochen: Seahawks, Titans, Chiefs, Ravens, und an der Schwelle die Steelers und Buccaneers.
Dahinter folgt das obere Mittelfeld der NFL mit unterschiedlichsten Mannschaften:
- Colts mit einer super-effizienten Defense, aber unterdurchschnittlichen Offense
- Bills und Raiders mit starken Offenses, aber miesen (im Falle der Bills: erstaunlich miesen) Defenses
- Dolphins, Browns, Patriots, 49ers, Cardinals, Panthers (!) mit relative ausgeglichenen Mannschaften (Pats z.B. haben aber die klare #1 Rushing-Offense)
Liga-Bodensatz spielt 2x in New Jersey.
Die Teams so anzuschauen hat natürlich ihre Schwachpunkte:
Wir haben kein Tape gesehen.Wir wissen nicht um Herz und Willen einer Mannschaft.- Sample Size: Es sind nur 4 oder 5 Saisonspiele pro Team drin, d.h. noch haben einzelne Ausreißer-Plays recht große Auswirkungen. Die Sample-Size ist schlicht zu klein, und die gespielten Gegner sind noch zu wichtig.
- Gerade im Defensive-Ranking hängt viel zu viel von den Gegnern ab als dass wir eine
- Early-Downs tendieren auf lange Sicht stabiler zu sein als 3rd und 4th Downs, aber das Ranking macht hierbei keinen Unterschied.
Aber immerhin: Wir sprechen von EPA/Play. Das ist die stabilste Metrik, die wir momentan haben. Besser als Yards, Yards/Play oder Success-Rate.
Drive Success Rate
Ich verweise deshalb auch immer wieder auf Timo Riskes Series-Conversion-Rate (oder „Drive Success Rate“, je nachdem wir das Teil nennen wollen), die schön aufschlüsselt, wann die verschiedenen Offenses ihre 1st-Down-Conversions schaffen und wie effizient ihre Angriffsserien sind:
Die Packers haben in dieser Metrik die deutlich bessere, weil stabilere, Offense als die Rams. Sie verwerten 85% ihrer Angriffsserien zu neuen 1st Downs oder Touchdowns. Die Rams sind recht klar dahinter. Die Packers haben nach 58% ihrer 2nd Downs bereits ein neues 1st Down erzielt; die Rams „nur“ nach 53%.
Die Seahawks sind nach dem jüngsten Wackler gegen Minnesota ein bisschen vom Radar verschwunden, aber mit 63% Early-Down Conversion Rate sind sie weiterhin extrem potent. Lass dich von den 3rd Downs nicht zu sehr blenden.
Raiders auf #3!
Die Offenses von Buccs und Steelers sind effizient nach EPA/Play, aber ihr Erfolg beruht weniger auf Early-Downs, vielmehr auf 3rd Downs. Gerade Pittsburgh ist mit nur 47% Early-Down Conversion Rate im untersten Ligaviertel, und hält sich nur mit starken 3rd Downs über Wasser.
Ach ja: Baltimore auf #21. Lamar Jackson mag verletzt gewesen sein, aber die Ravens-Offense hat in dieser frühen Saisonphase nicht mehr die Stabilität alter Tage gezeigt.
Power Ranking
Fünf Spieltage sind noch nicht genug um zu starke Schlüsse zu ziehen. Aber es sind auch schon genug Spieltage um sich von alten Preseason-Vorstellungen langsam zu lösen. Statistisch gesehen wissen wir nach 6-7 Spieltagen schon ziemlich gut, welche Mannschaften auch im weiteren Saisonverlauf stabil sein werden, und welche nicht.
Ich habe nachfolgend mal auf Basis der EPA/Play-Daten von nflfastR das altbekannte Power-Ranking nach dem fünften Spieltag erstellt. Noch ist es nicht überaus raffiniert. Ich habe einfach Offensive EPA/Play mit 1.6 multipliziert, und Defensive EPA/Play mit 1. Dieses Verhältnis ist ziemlich genau die Gewichtung in der heutigen NFL: Offense ist wichtiger & stabiler als Defense, mit Faktor 1.6.
Zwei Spalten: WP% und WP% 2020. Du fragst dich, was das soll?
- WP% hat noch ein bisschen „Priors“ aus Preseason-Erwartung mit drin (30% für Offense und Defense)
- WP% 2020 sind nur noch die rohen Daten für 2020 (wie gesagt, Achtung auf geringe Sample-Size)
Es gibt kein Schedule-Adjustments. Das Ranking ist sortiert nach Win-Probability mit 30% Leistung aus dem Vorjahr.
Bilanz = Siegbilanz nach Woche 5. OFF und DEF sind die Platzierungen der Mannschaften in Offense und Defense, Werte ohne Vorleistungen aus der letzten Saison und ohne Berücksichtigung des Schedules.

Packers knapp vor den Rams, selbst wenn ich Leistungen aus der letzten Saison noch mitzähle. Browns und vor allem Bears sind in diesem Ranking nicht so hoch eingestuft wie ihr 4-1 Record impliziert.
Ravens und Chiefs an #3 und #4 mit Vorleistungen – und auch ohne! Baltimores Defense ist einfach zu gut und trotz des einen Stinkers gegen Kansas City noch die #3. Die Chiefs sind als #14 Defense besser als ich nach dem Debakel gegen die Raiders gedacht hätte, aber die Offense ist „nur“ die #4. Für den roten Faden: Wenn irgendwann natürliche Regression eintritt (nach oben! – und das ist krass genug), wird das alle Welt mit dem Einkauf von Le’Veon Bell erklären. Auf den 1st Rounder Clyde Edwards-Helaire einfach mal geschissen… aber gut, das mit dem verschwendeten Draftpick war eh klar.
Die 49ers sind trotz negativem Record noch auf #12.
Die Vikings sind das beste 1-4 Team und auf #16 gerankt. Ich hatte schon mehrfach in dieser Saison darauf hingewiesen, dass ihre Early-Down-Offense ziemlich effizient ist. Ein gutes Zeichen, trotz der vielen Niederlagen.
Die Chargers mit ihrem aufregenden Rookie-QB Justin Herbert sind auch 1-4, und auch wenn Herbert alle seine vier Starts verloren hat: Die Bolts sind immerhin auf #21, knapp vor den Bears, gerankt.
Atlanta als 0-5 Team deutlich oberhalb vom absoluten Bodensatz, der von New York und Washington gebildet wird. Die Falcons-Woche mit der fünften Pleite, Entlassung von Coach und GM ist gestern weitergegangen mit einem positiven Covid-Test bei einem Angestellten. Heute darf erstmal nicht trainiert werden – aber das Spiel am Sonntag in Minnesota ist zumindest Stand jetzt noch nicht abgesagt worden.
Cowboys und Saints, meine Preseason #1 und #2 der NFC, sind beide nur im Mittelfeld gerankt. Die Saints straucheln mit Wackel-Offense, die Cowboys haben keine Defense und begingen zu viele Fehler in der Offense. Dallas wird seine Saison ohne seinen Stamm-QB weiterspielen; bei den Saints ist noch alles andere als sicher, ob ihr Stamm-QB Brees die Saison als Stammspieler beenden wird.
Das einzige 5-0 Team der Liga, die Seahawks, ist übrigens „nur“ die #6 in diesem Ranking. Offense wäre als #2 grandios, aber die Hawks-Defense ist nur die #20 der Saison.
Ach ja, Defense: Colts vor Buccs. Niemand hätte damit gerechnet, und niemand rechnet damit, dass es dabei bleiben wird. Auch ich nicht. Beide werden schwierigere Gegner und harzigere Tage sehen. Defense ist nicht unwichtig, aber dann letztlich doch Produkt des Schedules.
Juhu, ein erstes Ranking.
Bei den Rams möchte ich bedenken, dass die 4 Siege allesamt gegen sie NFC East kamen (Hier im Ranking alle untere Hälfte). Die Niederlage kam gegen Buffalo.
Aber das ist der Vorteil, den die NFC West diese Saison hat. 8 Spiele gegen die beiden East-Divisions. Hier traue ich jedem West Team eher 6 als 4 Siege zu.
Wenn GB das Niveau halten kann, dürften sie auch Favorit in der NFC sein. direktes Duell gegen Seattle in der Regular Season gibt es leider nicht.
Kurze Frage bezüglich der Drive Success Rate/Series Conversion Rate:
Werden hier alle Spielsituationen betrachtet oder nur Serien bei Siegwahrscheinlichkeit zwischen 20-80%?
Falls alle berücksichtigt werden: Macht es Sinn, die Betrachtung auf 20-80% Siegwahrscheinlichkeit zu begrenzen? Klar in Führung liegende Mannschaften sind ja doch etwas mehr auf Sicherheit bedacht und zurückliegende Teams machen in der Garbage Time auch noch schnelle 1st Downs…
@Matzemoyela: Alle Situationen.
Das ist auch okay so. Klar spielen führende Mannschaften ganz am Ende manchmal anders, aber es setzt sich peu a peu die Erkenntnis durch, dass man bis zum Schluss Gas geben muss um die Partie nicht noch einmal knapp zu machen.
Der Unterschied in der Herangehensweise ist nicht so extrem, dass er den Ausschluss eines beträchtlichen Teils der Datensätze rechtfertigen würde. Bei EPA gilt: Sample Size is King. Je mehr Plays im Sample, desto besser. Ich hatte an der Erkenntnis auch zu knabbern, hat sich aber immer wieder gezeigt.
Okay, danke für die Antwort!
Das war auch mein Gedanke, nur wird es ja teilweise noch nicht so ganz durchgezogen in der NFL.